d. Seite — Nr, 288
Rigolder Laj>bl>tt „Der Kesegschafter'
Mittwoch, den 28. November 1338
Vas falsche Spiel äer verbrecherischen Londoner Regierung
Im folgenden fassen wir die Dokumente zusammen, aus denen sich das Falschfpiel der britischen Diplomatie zwischen dem 28. und 31. August ergibt:
1. Die Luge des Lord Halifax
Der Führer übergab am 38. August dem britischen Botschafter in Berlin, Sir Neville Henderson, eine Erklärung, in der auf die Notwendigkeit, daß das Problem Danzig und der Korridor alsbald gelöst werden müsse, hingewiesen wurde, und die nochmals in großzügigster Form ein Freundschaftsangebot an England enthielt. Drei Tage später, am 28. August, erschien am Abend der britische Botschafter wiederum beim Führer, um ihm als Antwort auf die deutschen Vorschläge vom 25. August ein Memorandum der britischen Regierung zu überbringen. 2n diesem Memorandum wurde die Reichsregierung gebeten, sie möge in direkte Verhandlungen mit der polnischen Regierung eintre- ten. Das englische Memorandum sagte hier wörtlich:
„Seiner Majestät Regierung hat bereits eine definitive Zusicherung von der polnischen Regierung erhalten, daß diese bereit ist, einem solchen Verfahren zuzustimmen." 2m britischen Memorandum wurde hinzugefügt, daß „wenn solche Besprechungen zu einer Vereinbarung führen würden, der Weg für eine breitere und umfassendere Verständigung zwischen Großbritannien und Deutschland offen wäre".
Auf Grund dieser Aussagen und Wünsche mußte es der Reichsregierung erscheinen, als böte sich für die von ihr gewünschte friedliche Entwicklung in Europa noch eine Möglichkeit, wenn sie sich — trotz des provokatorischen Verhaltens der polnischen Regierung — zu direkten Verhandlungen mit Polen bereit erklärte. Es mußte ihr ferner nach dem Text des englischen Memorandums so erscheinen, als ob die Polen bereits ihre Zustimmung zu einem solchen Verfahren gegeben hätten. 2nfolgedessen erklärte die Reichsregierung am Nachmittag des 29. August, sie sei trotz ihrer skeptischen Beurteilung der Aussichten zu direkten Besprechungen bereit, den englischen Vorschlag anzunehmen und in diese einzutreten. Die Voraussetzung sei, daß eine mit allen Vollmachten versehene polnische Persönlichkeit durch Vermittlung der britischen Regierung am Mittwoch, 30. August, nach Berlin komme. 2n der Zwischenzeit, das heißt in der dazwischenliegenden Nacht, werde die Reichsregierung eine akzeptable Lösung ausarbeiten, und diese bei Ankunft des polnischen Unterhändlers auch der britischen Regierung zur Verfügung stellen. Damit war von deutscher Seite das Aeutzerste getan, um den Frieden zu retten. Adolf Hitler war um des Friedens willen in vollem Umfange auf die englischen Vorschläge eingegangen. Das Kernstück dieses deutsch-englischen Notenaustausches vom 28. und 29. August war die britische Behauptung, in London läge bereits eine „definitive Zusicherung" von der polnischen Regierung vor, daß diese zu Besprechungen bereit sei. Nur auf Grund dieser Behauptung konnte die Reichsregierung überhaupt trotz des unerträglich gewordenen Spannungszustandes an der deutsch-polnischen Grenze noch eine letzte Frist einräumen.
Aus dem Blaubuch ergibt sich nun, daß die britische Regierung indes an ihrem eigenen Vorschlag, es sollten sofort Verhandlungen zwischen Berlin und Warschau stattfinden, gar nicht interessiert war. Der Vorschlag war offensichtlich von britischer Seite nur gemacht worden, um Zeit zu gewinnen. Während nämlich England in seinem Memorandum vom 28. August behauptet hatte, die definitive Zusage Polens in der Hand zu haben, war in Wirklichkeit hierübermitPolennoch gar nicht verhandelt worden. Halifax hatte lediglich am selben Tage den britischen Botschafter in Warschau instruiert, er möge dafür sorgen, daß die polnische Regierung eine Zustimmung zu direkten Unterhandlungen mit Deutschland durch englische Vermittlung gebe. Er habe aber gleichzeitig hinzugefügt, die Bereitschaft der polnischen Regierung, in direkte Unterhandlungen mit Deutschland einzutreten, solle natürlich in keiner Weise bedeuten, daß Polen damit auch schon die deutschen Forderungen anzunehmen habe. Das war alles, was von englischer Seite geschehen war, wie sich aus dem Blaubuch ergibt. Eine Zusage von seiten Polens lag indes weder am 28. August noch an den beiden folgenden Tagen vor.
Auf Grund dieser Sachlage können wir nunmehr feststellen, daß die britische Behauptung vom 28. August, die britische Regierung hätte eine definitive Zusicherung der Bereitschaft der polnischen Regierung zu direkten Besprechungen in der Hand, eine glatte Lüge gewesen ist. Die britische Regierung hatte zu diesem Zeitpunkt nichts in der Hand! Sie hatte lediglich an Polen ebenso wie an Deutschland einen Vorschlag gerichtet, daß für die polnische Regierung nicht nur die Möglichkeit bestand, diesen Vorschlag abzulehnen, sondern sie geradezu eine Aufforderung zur Ablehnung darin erblicken mußte. Somit ist erwiesen, daß das im Endstadium der Krise wichtigste britische Memoran- rum auf einer Fälschung aufgebaut war.
Als Halifax in der Nacht vom 29. zum 30. August die deutsche Bereitschaft, einen polnischen Bevollmächtigten zu empfangen, erfahren hatte, mußte er, da er ja von Polen in Wirklichkeit keinerlei Zusagen in der Hand hatte, infolgedessen an Henderson
telegraphieren (Telegramm vom 30. August, 2 Uhr morgens): „Es sei natürlich wider alle Vernunft zu erwarten, daß ein polnischer Unterhändler heute noch nach Berlin kommen könne." Hierauf antwortete ihm Henderson, Hitler habe ihn am Abend vorher darauf aufmerksam gemacht, daß man von Warschau nach Berlin in anderthalb Stunden fliegen könne. Da das ganze diplomatische Manöver von Halifax indes auf einer Fälschung beruhte, blieb dieses einfache Gegenargument in London natürlich unbeachtet. Halifax war in Wirklichkeit gar nicht daran interessiert, daß ein polnischer Unterhändler in Berlin erschienen wäre.
2 Botschafter Str H. Kennarv weigerte sich, Polen zu informieren nnd zu Verhandlungen einzuladen.
Dem britischen Botschafter in Warschau fiel während der entscheidenden Stunden eine besondere Rolle zu. Am Morgen des 30. August um 10 Uhr traf bei Halifax ein Telegramm Kennards ein, aus dem hervorgeht, daß der britische Botschafter die Aufforderung der britischen Regierung vom 28. August, Polen solle in direkte Besprechungen eintreten, überhaupt nicht weitergegeben hatte. Es ist möglich, daß er hierzu eine im britischen Blaubuch natürlich nicht veröffentlichte Eeheimanwei- sung hatte. Aus dem veröffentlichten Telegramm Kennards vom 30. August morgens geht jedenfalls das folgende hervor: Ksn- nard erklärt, er fühle sicher, daß es unmöglich sei, die polnische Regierung zu veranlaßen, Beck oder einen anderen Unterhändler iofort nach Berlin zu entsenden, um eine Vereinbarung auf der von Hitler vorgeschlagenen Basis zu treffen. 2n seinem Telegramm heißt es dann wörtlich weiter: „Wenn man bedenkt, daß die polnische Regierung im März, als sie allein stand und nicht für einen Krieg vorbereitet war, die damaligen deutschen Vorschläge zurückwies, so würde es sicherlich für sie unmöglich sein, nun Vorschlägen, die über die März-Vorschläge hinauszugehen scheinen, zuzustimmen, jetzt, da die polnische Regierung Großbritannien als ihren Verbündeten besitzt und da Frankreich seinen Beistand zuaesichert hat." Sir H. Kennard schließt sein Telegramm: „2ch werde natürlich der polnischen Regierung gegenüber keine Ansicht äußern, noch werde ich ihr die Antwort Hitlers (gemeint ist die deutsche Antwort vom 29. August, in der die Bereitschaft zu direkten Verhandlungen ausgedrückt wurde) übermitteln, bis ich nicht 2nstruktionen erhalte, die, wie ich annehme, ohne Verzögerung kommen werden."
Dieses Telegramm des britischen Botschafters in Warschau zeigt nun vollends klar das britische Lügen- und Intrigenspiel. Nicht nur hatte die britische Regierung keine Zusage von Polen in der Hand, wie sie zwei Tage früher behauptet hatte, sondern ihr Botschafter in Warschau hatte nicht einmal den englischen Vorschlag an die polnische Regierung weitergegeben und zwar mit der Begründung, Polen werde doch nicht verhandeln, da es sich durch das englische Bündnis so sicher fühle, daß es die Vorschläge von Hitler doch nicht annehmen werde.
Es ergibt sich also aus dem britischen Blaubuch, daß, während die Reichsregierung vergeblich in Berlin auf das Eintreffen eines Unterhändlers wartete, die englische Diplomatie, die eindeutig zugesagt hatte, hierfür ihr Bestes zu tun, in Wirklichkeit verhinderte, daß Polen überhaupt über die Entwicklung der Dinge, insbesondere über die deutsche Verhandlungsbereitschaft, informiert werde. Während des ganzen 30. August erfolgte keinerlei 2nstruktion an Kennard, dagegen sendet Halifax am Nachmittag des 30. August ein Telegramm an Henderson, in dem es heißt: „Wir nehmen zur Kenntnis, daß die deutsche Regierung darauf besteht, daß ein polnischer Unterhändler mit voller Legitimation nach Berlin kommen mutz, um die deutschen Vorschläge in Empfang nehmen zu können. Wir können die polnische Regierung nicht dahin beraten, sich auf diese Prozedur einzulassen, die völlig wider alle Vernunft ist." Halifax mußte wißen, daß dies nach Lage der Dinge nur den Krieg bedeuten konnte, und er wußte es. Es war genau der Zustand erreicht, den England, wie sich schon aus der Lüge vom 28. August ergibt, herbeifllhren wollte. Das britische Blaubuch verschweigt nun wohlweislich, daß an diesem selben 30. August um die Mittagsstunde Polen, statt einen Unterhändler nach Berlin zu entsenden, die Eeneralmobilmachung befahl. Wer konnte auf Grund dieser Sachlage noch zweifeln, daß diese Eeneralmobilmachung von niemandem anders als von England zu diesem Zeitpunkt vorgeschlagen worden ist?
3. England gibt seine alleinige Verantwortung an der Weigerung Polens, zu verhandeln» zu. Durch das Telegramm Kennards vom 30. August morgens wird bestätigt, was von Deutschland immer behauptet worden ist, daß Polen nämlich nur deshalb nicht bereit gewesen ist, zu einem vernünftigen Abschluß mit uns zu kommen, weil es sich durch die englische Garantie sicher fühlte und glaubte, sich jede Art von Provokation leisten zu können.
1. Auch die Franzosen wnrden getauscht. Das britische Vluu- buch ergibt ferner, daß auch die Franzosen über das englische Doppelspiel nicht informiert worden sind. 2n Paris wußte man offensichtlich am 30. und 31. August nur, daß die deutsche Regie
rung vergeblich auf einen polnischen Unterhändler wartete. Warum aber dieser nicht erschien, ist am Quai d'Orsay in jenen Tagen ebenfalls nicht bekannt gewesen. Um die Mittagsstunde des 31. August telegraphierte nämlich Halifax an Kennard, dieser solle sich mit seinem französischen Kollegen zusammentun, um die Polen dazu zu bewegen, einen Unterhändler nach Berlin zu schicken. Es heißt dann wörtlich: „Die französische Regierung fürchtet, daß die deutsche Regierung Vorteil aus dem Schweigen von seiten der polnischen Regierung ziehen könnte." Ein höchst aufschlußreicher Satz! Halifax, der absichtlich die Polen gar nicht in die Lage versetzt hatte, rechtzeitig zu antworten, bekam nun plötzlich Angst, Frankreich könne dieses Doppelspiel zu früh durchschauen und infolgedessen in letzter Stunde noch von dem Wagen abspringen, der entsprechend dem britischen Wunsch nun mit immer größerer Schnelligkeit dem Abgrund zurollte. Nur um die Franzosen ebenfalls hinters Licht zu führen, wurde nun, da es praktisch schon so gut wie zu spät war, in den Mittagsstunden des 31. August auch der französische Botschafter in Warschau noch eingeschaltet.
5. Auch England gibt zu, daß Polen keine bevollmächtigten Unterhändler entsandte. Am Abend des 31. August telegraphierte dann Kennard an Halifax über eine Unterredung mit Beck. Aus diesem Telegramm ergibt sich, daß Beck lediglich Lipski, den polnischen Botschafter in Berlin, damit beauftragt hatte, im Auswärtigen Amt mitzuteilen, Polen erwäge die Vorschläge Englands in günstigem Sinne. Beck erklärte jedoch, wie Kennard telegraphiert, ausdrücklich: „Herr Lipski wird indes nicht autorisiert werden, ein Dokument, das die deutschen Vorschläge enthielte, entgegenzunehmen." Beck fügte außerdem hinzu, daß er selbst in keinem Falle nach Berlin gehen wolle. Das deutsche Verlangen, daß Polen einen bevollmächtigten Unterhändler schicken sollte, war also, wie schon aus dem deutschen Weißbuch bekannt ist, damit abgelehnt. Dies hatte England durch sein Doppelspiel erreicht.
weg zur Ertragssteigerung
Aktion zur Untersuchung der deutschen Vöden
NSK. Durch den uns von England aufgezwungenen Kampf rst es mehr denn je notwendig, alle Betriebsmittel der Landwirtschaft mit dem höchsten Nutzeffekt einzusetzen. Dies gilt auch für die Anwendung der Düngemittel und insbesondere der Phosphorsäure, die für die Pflanzenernährung sehr wichtig ist. Die Voraussetzung für den wirkungsvollen Einsatz der Phosphorsäure ist aber die genaue Kenntnis des Phosphorsäurezustandes unserer Böden. Erst wenn wir unsere Böden genau kennen, vermögen wir ein einwandfreies Urteil über die Notwendigkeit und die Wirkung der aufgewandten Düngemittel abzugeben. Der Reichsbauernführer R. Walter Darre hat deshalb den Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungsanstalten mit der sofortige» Durchführung einer Vo- denuntersuchungsaktion beauftragt. Erstes Ziel dieser Aktion ist die Untersuchung aller kalkarmen und sauren Gebiete, denn in den Böden dieser zum Teil noch etwas vernachlässigten Gebiete liegen unsere größten natürlichen Ertragsreserven. Hier vermag zweifellos eine sich auf planmäßige Bodenuntersuchung stützende Düngung innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit eine weitere wesentliche Hebung unserer Ernte herbeizuführen. Nach Untersuchung der kalkarmen Gebiete sollen sodann die Bodenuntersuchungen auf alle Bodenarten ausgedehnt werden.
Die Untersuchungen erfolgen nach sogenannten Schnellmethoden, mit denen es möglich ist, je Untersuchungsanstalt täglich 300 bis 500 Bodenproben zu untersuchen. Die Untersuchungen erfolgen auf den Kalk- und Reaktionszustand und auf den Phosphorsäurezustand der Vöden. Die Entnahme der Bodenproben erfolgt gemeindeweise im Benehmen mit den Landwirtschaftsschulen mit Hilfe von ehrenamtlichen Kräften (Schüler, Hitlerjugend, Jungbauern) unter Leitung eines der Aufsicht des Üntersuchungsamtes unterstellten hauptamtlichen Bodenprobenehmers. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in farbigen Darstellungen sowohl dem Bauern als auch der zuständigen Gemeinde und dem zuständigen Wirtschaftsberater zur Kenntnis gebracht.
Durch die Untersuchung der Böden wird es dem Bauern erst möglich, die Düngemittel und vor allem die wertvolle Phosphorsäure da einzusetzen, wo sie unter den jetzigen Verhältnissen den höchsten Nutzeffekt versprechen. Wurde auf Grund dieser Untersuchungen eine besondere Phosphorsäure- bedllrftigkeit ermittelt, dann wird man sogar dazu übergehen, diese Vöden bei zukünftiger Phosphorsäurezuteilung zusätzlich zu bedenken. Auf diese Weise wird zum erstenmal eine planmäßige Lenkung und Verteilung der Düngemittel ln den einzelnen Landes-, Kreis- und Ortsbauernschaften ermöglicht. Gleichzeitig aber wird dadurch auch eine der Voraussetzungen für hohe und sichere Erträge in den kommenden Jahren geschaffen. Dr. E. S.
Die Umsiedlung der Lettland-Deutschen in die befreiten Gebiete „Ptlsudskt" torpediert
Unser Bild zeigt eine der endlosen Autokolonnen, mit denen das Umzugsgut der Lettland- (Atlantic, Zander-Multiplex-K.)
Deutschen zum Hafen von Riga gebracht wurde. (Scherl-Bilderdienst, Zander-Multiplex-K.)
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