8. Seite Nr. 272

Montag, den 20. November 1930

Ire m Kriege verdienen...

Von Professor Dr. Friedrich Grimm

Der Verfasser, als Rechtsberater an die Deutsche Gesandtschaft in Bern berusen, behandelt hier eine aktuelle Frage des neutralen Auslandes.

Die neue Kriegsschulderörterung ist in vollem Gange. Weihbücher und Blaubüchsr morden veröffentlicht. In die­sem Kriege wird die Kriegsschuldfrage zweifellos eine noch größere Rolle spielen als im vorigen.

Da ist es gut, zunächst einmal nach dem alten Strasrechts- grundsatz zu verfahren:Cui bono?", d. hWem gereicht der Vorgang zum Vorteil?" Wenn man die Interessenten des jetzigen Krieges festgestellt hat, kommt man wohl auch der Beantwortung der Frage nach den verantwortlichen Kriegstreibern etwas näher.

Eine Gruppe der Interessenten läßt sich leicht feststellen. Man braucht im Ausland nur den Handelsteil gewisser neutraler Zeitungen sorgfältig zu lesen. Da finden sich un­auffällig und in kleinem Druck höchst aufschluhreichewirt­schaftliche Mitteilungen".

So bringt eins Züricher Zeitung vom 20. September 1939 unter der Üeberschrift:Die Spekulationswelle in Amerika" einen Artikel (von Pankee Clipper), aus dem sich ergibt, dah die Nachricht vom Kriegsausbruch an der Börse in Neuyork eine unerhörte Hausse in Rüstungswerten hervor­gerufen hatte, wobei die Gewinne der Börsenspekulanten in der ersten Woche nach Kriegsbeginn sich allein auf 5 Mil­liarden Dollar 11 Milliarden RM. beliefen. Die Zei­tung bemerkt dazu, diese Hausse beruhe auf der Erwartung, dah das gegenwärtige Neutralitätsgesetz in Kürze entspre­chend den Vorschlägen des amerikanischen Präsidenten ge­ändert werde. Dies würde den Weg für große Rüstungs­aufträge sreimachen, wodurch die amerikanische Wirtschaft sofort erheblich profitieren werde".

Inzwischen war es sehr aufschlußreich, die weitere Ent­wicklung zu verfolgen. Die schnellen Ersolge Deutschlands in Polen, das russische Eingreifen und die bei den Kriegs­treibern höchst unerwünschte Friedensoffensive des Führers brachten die Börsengewinne in Gefahr. An einigen Tagen entstand in den Kreisen dieser Spekulation geradezu eine Panik nach der Annahme, daß der Friedenausbrechen" tonnte. Aberberuhigende" Erklärungen der führenden Staatsmänner der Gegenseite retteten die bedrohte Hoch­finanz. Nach der Erklärung von Daladier, besonders aber von Lhamberlain, stiegen die Kurse wieder an.

Die Drohung mit dem Frieden war noch einmal glücklich überstanden, die Profite schienen gesichert.

In einem ArtikelAmerikanischer Konjunkturbericht" bringt eine andere Schweizer Zeitung vom 17. Oktober 1939 einen guten Ueberblick über gewisse finanzielle Hinter­gründe der Krisgsereignisse.

Danach sind die Börsengewinne in Amerika inzwischen auf 6 Milliarden Dollar oder mehr als 13 Milliarden RM. gestiegen. Der Beschäftigungsgrad der amerikanischen Stahl­werke, der sich im Juli d. I. auf 52 v. H. der Kapazität stellte, stieg im September auf 72 v. H. und in der ersten Oktoberwoche sogar auf 90 v. H. der Produktionskapazität. Die Goldeinfuhr der Vereinigten Staaten betrug im August 260 Millionen Dollar. Die Kraftwagenindustrie geht mit Riesenschritten der Vollbeschäftigung entgegen. Sie stellte im September nahezu 200 000 Kraftwagen her gegen 84 000 im gleichen Monat des Vorjahres.

Diese Zahlen reden eine beredte Sprache. Sie zeigen, wohin Europa steuert, wenn England auf dem Wahnsinn des Wirtschaftskrieges Leharrt. Dazu kommt, daß die Ver­einigten Saaten aus den Erfahrungen des vorigen Krieges gelernt haben. Sie werden an England und Frankreich nicht mehr auf Kredit liefern, um sich später damit abzu­finden, daß die Lieferungen schließlich nicht bezahlt werden.

EHW. m Dienste der deutschen

BMsmrtschast

Diele Wenig machen ein Viel", sagt ein altes deutsches Sprichwort. Seine Wahrheit könnte nicht schlagender be­wiesen werden als durch die Schaffung des Ernährungs­hilfswerkes, das in den Händen der NSV. liegt und dem deutschen Volke in knapp zweieinhalb Jahren zusätzlich 24 Millionen Kilogramm Schweinefleisch und Schweinefett zur Verfügung stellen konnte.

Viele Wenig das sind die oftmals nur geringelt Mengen an Küchenabfällen, die in den deutschen Haushal­tungen treulich gesammelt werden. Manchmal ist es nur ein kleines Häuflein solcher Abfälle, Gemüse- und Obstreste, Kartosselschalen, Eierschalen, das von den Hausfrauen in die großen Sammeleimer der NSV. auf dem Hofe geschüttet wird. Dann aber kommen alle paar Tage die großen Sam­melwagen des Ernährungshilfswerks und fahren die- chenabsälle fort zu den nächstgelegenen Schweinemäste­reien, wo sie, entsprechend zubereitet, in die Futtertröge der edlen Speckseiter wandern.

Hier, in den Schweinemästereien, kann man bei dem An­fall der eingesammelten Futtermengen keinesfalls noch von einemWenig" sprechen hier ist bereits das Wenig zum Viel geworden. Zentnerweise werden von den Lastwagen die Abfälle der Haushaltungen abgeladen. Und wenn alle Hausfrauen wüßten, wie rasch der Inhalt ihres kleinen Sammeleimers in der Küche in einen Schweinemagen wan­dert, würde ihr das treuliche Sammeln vielleicht noch viel mehr Freude machen.

Um die Bedeutung des deutschen Ernährungshilfswerks, das fast ausschließlich auf der Verwertung der in Haushal­tungen und gewerblichen Betrieben entfallenden Nahruugs- mittelabfälle aufgebaut ist, erfassen zu können, muß man wissen, daß in diesen zweieinhalb Jahren seit der Schaffung des Ernährungshilfswerks bereits 1200 große und kleine Mästereien in Stadt und Land entstanden sind, und so man­cher sonntägliche Schweinebraten, den die deutsche Hausfrau auf den Tisch brachte, so mancher Speck, der angenehm duf­tend in der Pfanne bruzzelte, entstammt bereits diesen vie­len neuen Schweinemästereien.

Man hat nach den bisherigen Erfahrungen errechnst, daß in Eroßdeutschland jährlich mindestens 600 000 Schweine allein durch das Ernährungshilsswerk, also durch die ge­sammelten Abfälle der Haushaltungen, gemästet werden können. Wenn dies bisher noch nicht in solchem Ausmaße der Fall war, so liegt es daran, daß in so kurzer Zeit nicht Ne erforderlichen Stallungen dazu geschaffen werden 'onn- ten. Wir dürfen aber mit dem bereits Erreichten, nämlich den schon voll arbeitenden 1200 neuen Mästereien, durchaus zufrieden sein

Aus diesen Erwägungen heraus ist es verständlich, daß das Sammeln der Abfälle von nun an jedem deutschen

Nagolder TaqblattDer Gesellschafter*

Haushalt zur Pflicht gemacht worden ist, das herßt überall dort, wo bereits die Abfälle vom Ernährungshilfswerk er­faßt werden. Schon heute ist das Ernährungshilfswerk ern wichtiger Faktor der deutschen Volkswirtschaft geworden, mit dem unbedingt zu rechnen ist. Jeder Lastwagen voller , Abfälle, die aus den einzelnen Haushaltungen zusammen­getragen wurden, ermöglicht eine Einschränkung der ^uttsr- ! Mitteleinfuhr aus dem Auslande, jeder kleine Sammel­eimer, den die einzelne Hausfrau in die größeren Sammel- behälter der NSV. schüttet, stärkt die deutsche Ernährungs- ! Wirtschaft. . - . ..

Der Beauftragte Judas inspiziert

London, 18. Nov. Der Sonderberichterstatter des Reuterbüros , bei der britischen Expeditionsarmee meldet, daß Kriegsminister Hore-Velisha am Freitag abend mit dem Zuge wenige > Meilen vom obersten Hauptquartier entfernt eingetroffen sei. Er : wurde vom britischen OLerkommandierenden in Frankreich, Vis- ! count Gort, empfangen. - - !

Absage der maroNamschen DemSraiien !

an die Demokratien

Madrid, 18. Nov. Aus Tetuan wird gemeldet: Anläßlich der Feierlichkeiten zum Abschluß des Rhamadan-Festes hielt der Füh­rer der marokkanischen Nationalisten, Abdel Jalek Torres, im überfüllten größten Kino Tetuans eine große politische Rede, in j der er schärfte Angriffe gegen die Demokratien Frankreich und England richtete und diese als Ausbeuter der von ihnen unterworfenen Völker und Erbfeinde des Islams, ins- : besondere Marokkos, bezeichnete. Der Redner hob die aufrichtige ^ Dankbarkeit der Marokkaner der spanischen Zone für die große, ! uneigennützige und wirkungsvolle zivilisatorische Arbeit der spa- , Nischen Protektoratsregierung hervor. Er erinnerte an das gute ^ Verhältnis zu Deutschland, mit dem die Marokkaner eine heute > schon traditionelle Freundschaft verbindet, sowie zu Italien. ^

13V Lagergruppen des weiblichen Arbeitsdienstes !

Kleine Bezirke, bessere Aufsicht !

Berlin, 18. Nov. Der Reichsarbeitsführer hat die Errichtung ! von 60 neuen Lagergruppen des weiblichen Arbeitsdienstes ge- ! nehmigt. Der Ausbau erfolgt im Zusammenhang mit dem Auf­bau der neuen Lager. Damit ist die Zahl dieser Lagergruppen auf 130 gestiegen. Wie Eeneralarbeitsführer Dr. Decker imAr­beitsmann" bemerkt, liegt die Bedeutung der Vermehrung der Lagergruppen darin, daß die einzelnen Lager besser beaufsichtigt und versorgt werden können. Die Eruppengrenzen sind wesent­lich kleiner, die Fahrten der Lagergruppenführerin, der Aerztin, des Prüfers wesentlich kürzer geworden. Sie können daher häu­figer erfolgen. Dabei betont Dr. Decker, der Neichsarbeitsdienst für die weibliche Jugend sei in erster Linie eine Erziehungs­schule. Die Arbeit beim Siedler und bem Bauern werde nur dann freudig geleistet werden und der Arbeitsmaid als ehrenvoll gelten, wenn sie geleistet werden kann. Arbeitsmaiden sollten und dürften keine schwere Männerarbeit machen. Sie . sollten nicht zimperlich sein, aber sie sollten auch nie über ihre Kräfte arbeiten. Große Bedeutung gewinne hier die Dienstauf­sichtspflicht,

Hausarrest für einen 1929 Gestorbenen!

Feindliche Lügen, mit deutschem Humor gesehen

Berlin, 18. Nov. Es passieren tolle Sachen in Deutschland. Kein Filmphantast in Hollywood kann sie sich toller ausdenken. Die Gestapo wütet auf allen Wegen. Sie geht umher und sucht, wen sie verschlinge: Generäle und Prinzen, Juden, Katholiken und Protestanten, Monarchisten und Kommunisten. Die Kerker bersten vor Ueberfüllung, die Hinrichtungen reißen nicht ab. Na­mentlich Kronprinzen nördlich und südlich der Mainlinie werden auf raffiniert quälerische Weise erst teils enthauptet, teils er­schossen und dann in Stubenarrest gesteckt. Generäle meutern, namentlich die allerhöchsten, und U-Boot-Mannschaften weigern sich aus Furcht vor Winston Churchill, aus ihren Häfen aus­zulaufen, namentlich aus denen, wo es, wie in Hamburg, gar keine ll-Voote gibt. Aber das alles sind doch fast liebenswürdige Kleinigkeiten gegen den neuesten Greuel, den der Londoner Daily Sketch" meldet. Danach ist wer könnte es bezweifeln, wenn ein Londoner Blatt es uns versichert jetzt auch über den Prinzen Max von Baden Hausarrest verhängt wor­den. Manche werden sagen, das sei ja nicht das Schlimmste, jedenfalls nicht so schlimm wie Zuchthaus oder Erschießung. Die Sache wird eben in ihrer ganzen Erauenhaftigkeit auch für wei­tere Kreise erst erkennbar, wenn man bedenkt, daß der so seiner Freiheit Beraubte schon am 6. November 1929 im Städtischen Krankenhaus zu Konstanz infolge des rasch zunehmenden Kräfte­verfalls nach einem Schlaganfall gestorben ist.

Also nicht einmal die Toten läßt die nationalsozialistische Bar­barei ungehudelt. Auch sie werden, wie in diesem Falle, zehn Jahre nach ihrem christlichen Begräbns noch in Hausarrest getan. Da kann man sich ja leicht vorstellen, was nun alles erst mit den Lebenden geschieht!

Duff Cooper rühmt Versailles

Schwerer vorstellbar ist es, wie das neue Friedensdiktat nach dem unausbleiblichen englischen Sieg aussehen soll, von dem Herr Duff Cooper träumt, der immer noch zum Aerger vieler UsA.- Blätter ohne Eewerbelizenz den Amerikanern mit seiner Agenten­tätigkeit für eine amerikanische Kriegsbeteiligung auf die Ner­ven fällt. In einem Vortrag vor einem Mädchen-College im Staate Georgia hat er jetzt soeben, so wird aus Neuyork gemeldet, jedenfalls den VersaillerFriedensver­trag" gekennzeichnet als dengroßmütigsten, jemals von Staatsmännern erdachten Vertrag, dessen aufrechte, ehrliche Ver­fasser sich ernstlich bemüht hätten, Freiheit, Selbstbestimmung und Regelung von Konflikten durch Schlichtung herbeizuführen". Gut, daß wir's nun wissen. So wissen wir auch, daß es keine Brücke gibt zwischen uns und einer Feindregierung, die einen solchen verbrecherischen Narren frei herumlaufen läßt, die ihn sogar auf die neutrale Welt losläßt, um für solchen vorbreche­rischen Aberwitz zu agitieren und Bundesgenossen zu werben. Wenn Versailles das Großmütigste bedeutete, was je da war, so ist das, was Herr Duff Looper und also doch wohl auch seine Auftraggeber, die Lhamberlain, Churchill und Horeb-Elisha, sich unter einemverbesserten" Versailles in ihren Fieberdelirien er­schauen, das schlechthin Unvorstellbare. Darauf gibt es natürlich nur eine Antwort:Wir-fahren gegen Engelland". Bis man drüben begreift, daß diese Kriegszeit und dieser Krieg keine Zeit und keine Sache für Narrenfreiheit sind? zumal einer so gefähr­lichen Spezie von Narren wie dieser Duff Cooper.

Gin Kapitelpolnische Kultur"

Wie NS.-Schwestern das Thorner Krankenhaus vorfanden

NSK. Unter dem Begriff Krankenhaus versteht der normale Sterbliche im allgemeinen eine in jeder Beziehung vorzügliche sanitäre Einrichtung, in der alle Voraussetzungen vorhanden sind, um Kranke zu pflegen, sie gut zu behandeln und gesund werden zu lassen. Dieser Ansicht waren auch jene NS.-Schwestern, die telegraphisch zusammengerufen wurden, um in Thorn ein polnisches Krankenhaus zu übernehmen.

Die Praxis sah allerdings wesentlich anders aus: mit einem Wort gesagt, war siepolnisch".Außen hui und innen pfui", das ist der erste Eindruck unserer NS.-Schwestern gewesen, als sie das Krankenhaus übernahmen. Vom ärztlichen Pflegepersonal sich selbst überlassen, wimmerten und stöhnten verwundete pol­nische Soldaten in den schmutzstarrenden Betten. Weder waren ihre Verbände erneuert worden, noch hatte man ihnen Nahrung hinterlassen.

Ein Rundgang durch das Krankenhaus öffnete Einblick in einen sanitären Tiefstand, der die Schließung des Krankenhauses sofort notwendig machte. Es muß ein bitterböses, schlechtes Ge­wissen gewesen sein, das die polnischen Aerzte veranlaßte, ihre eigenen Verwundeten im Stich zu lassen. Denn im Kriege ist es seit jeher üblich gewesen, wie den Verwundeten so auch dem pflegenden ärztlichen Personal die Ritterlichkeit der Kampfes­führung zu beweisen. ^

Im Operationssaal war die Operationslampe mit einer Hand­schnur zu bedienen, die vor Schmutz starrte, die Lampe selbst war ein uraltes Modell, wie es sich in keinem deutschen Krankenhaus mehr findet. Die chirurgischen Bestecke lagen angerostet auf der Erde und in großen Waschkürben. Der Sterilisationsapparat war gänzlich veraltet.

! Die Krankenzimmer stanken vor Schmutz, kein Wunder, denn ! die Matratzen hatten nicht einmal Gummiunterlagen. An den l Wänden liefen Schaben auf und ab, die Matratzen selbst waren l die Brutstätten von Legionen von Wanzen. Die Schränke waren i dunkelgrün gestrichen, alt, zum Teil vermodert ein trostloses ^ Bild für unsere NS.-Schwestern, die nur mustergültige deutsche

> sanitäre Einrichtungen gewöhnt waren. Für das Krankenhaus,

! das ISO Patienten aufnehmen konnte, waren nur zwei Küchen- j kessel vorhanden, von denen einer noch dazu durchgerostet war,

^ von einer Diätküche erst gar nicht zu reden. Der Abwaschraum ! ! war nicht größer als in einer normalen Wohnung. Die Küchen- ! ! decke war rußgeschwärzt und die vorhandenen Bestecke stellten i das kümemrlichste dar, was man sich überhaupt unter Eßbestecken ^ vorstellen kann. >

> Wir sahen diese Einrichtungen und stellten fest, daß ein großer - Flügel dieses Hauses schon sein Aussehen ändert. Die Matratzen

: waren foweit noch verwendbar zu anderen Matratzen, die I gut gestopft waren, verarbeitet, mit Blausäure und anderen ! Desinfektionsmitteln hatte man das Ungeziefer vernichtet und j ^ schon waren Handwerker an der Arbei, die Wände freundlich j und hell zu streichen, die Schränke auszubessern oder zu ersetzen, ! ! Waschbecken, die teilweise so viele Sprünge aufwiesen, daß das ^ ^ Wasser nur durch Eimer aufgefangen werden konnte, herzurichten ?

und nötigenfalls durch neue Becken zu ersetzen. !

. lleberall ein Hämmern und Klopfen, überall sind NS.-Schwc- ! stern bei der Arbeit, die die chirurgischen Instrumente überprü- ! fen, sie vom Rost befreien und das aussortieren, was nicht ! mehr verwendet werden sollte. Salben und Mixturen mußten ! auf ihre Verwendbarkeit untersucht werden, denn die Aufschrift ; ten waren durchweg in polnischer Sprache gehalten. Die Tuben ? standen vielfach offen herum; man konnte als Motto über den Eingang des Krankenhauses auch die Worte Dantes setzen: Lasset alle Hoffnung fahre«!

>->o iay vre uevernayme des Krankenhauses in Thorn aus, ein Musterbild aus derpolnischen Kultur". Erst im Januar wird das Krankenhaus wieder seinem ursprünglichen Zweck zu­geführt werden können und die NS.-Schwestern werden dafür sorgen, daß kranke Menschen unbesorgt eingegliedert werden können und unter der Betreuung pflichtbewußter Aerzte und Schwestern die Gesundung erhalten, die sie erhoffen. R.

Nur eine Stunde Nast

Soldaten erleben die Innere Front. Eine Kompanie fährt durch das Industriegebiet

NSK. Ganz unversehens war unsere LKW.-Kolonne in die dunstige Rußluft des Jndustriereviers getaucht. Als wir zu kurzer Rast in einer nüchternen Straße anhielten, hatten wir alle schwarze Stellen im Gesicht.

Da besannen wir uns darauf, daß wir ja eine Stunde Pause machen sollten und sahen uns kurz um. Oede Häuserfronten, die einst in der Systemzeit hastig errichtet wurden, ohne Rücksicht auf die Menschen, die in den Häusern eine Heimat finden sollten. Es waren ja nur Arbeiter.

Und das sind ihre Kinder, die in Hellen, staunenden Scharen vor unseren großen Lastkraftwagen stehen und zu uns herauf, sehen. Da krabbelt schon ein Knirps an der Seitenwand hoch.

Onkel kommt ihr aus Polen?" fragte er und wird von unseren rauhen Fäusten in den Wagen gehoben. Das ist das Signal. Im Nu sind wir die Soldaten auf unseren eigenen Lastkraftwagen nur noch zu Besuch. Es scheint, daß in jedem dieser grauen Häuser fünfzig Kinder wohnen. Die ganze Straße wimmelt, und es ist ein Krach, wie man ihn sich nur auf einem Volksfest noch toller vorstellen kann.

Es hat Abendverpflegung gegeben, und jetzt wollen alle Kin­der von uns eigenhändig eine Scheibe Kommisbrot mit Leber­wurst haben und verschlingen sie, nicht aus Heißhunger, son­dern weil es richtiges, echtes Soldatenbrot ist, wie es an der Front gibt. Die ganze Straße veranstaltet ei« öffentliches Abendbrot. Wir liefern Kommisbrot die Arbeiterfrauen und die von der Schicht heimkehrenden Männer die Kumpels schaffen heißen Kaffee, Wurst, Butter und sonstige leckere Sachen herbei.

Wir sind von dieser einzigartigen Gemeinschaft derartig gepackt, daß wir nur still staunen können.

Schmutzige Jungenhände streicheln verstohlen unser« Stahl­helme. Mit glänzenden Augen stülpen sich die Burschen die viel zu großen Pötte auf die Wuschelhaare und frage« dann ganz ernsthaft, ob sie nicht mal das Gewehr kriegen könnten.

Es ist unglaublich, wie viel man in einer Stunde erleben kann.Wann wir wohl wieder so einen Tag kriegen!" sagte ein Junge, als ich ihn vom LKW. hob und dann wollten sie uns zum Abschied jedem einzeln die Hand drücken. Dabei mochten es mehrere hundert Menschen sein. Aepfel wurd» noch hochgereicht oder kleine Päckchen mit in Eile zusammen­gepackten lieben Sachen.

Durch ein brausendes, in seiner Begeisterung unbändiges Spalier unbekannter Menschen fuhren wir ab. Und wir war» nur eine ganz unbekannte Kompanie.

Da lohnt es sich wohl an die Front zu gehe« . . ." dacht« einer von uns laut, als die Stadt im Dämmern verschwand und nur die hohen Flammen der Erubenwerke in die Nacht lohten.

Wir hatten geglaubt, in eine Gegend zu kommen, die uns in ihrer rußigen Dürftigkeit nichts geben konnte und hatten doch auf einer Stunde Rast das Herz Deutschlands schlagen hören, hatten die Front da drinnen erlebt. - - .