5. Seite Nr. 267

Dienstag, den 14. November 1938

Ein Bunker geht hoch

Tapfere Tat deutscher Pioniere Ein französischer Bunker wird gesprengt Nur ein Trümmerhaufen blieb übrig

NSK. An der Westfront, PK.

So ein fetter Brocken findet sich nicht alle Tage. Lange schon war er den Landsern ein Dorn im Auge; der Bunker am französischenZollhaus. Mit seinen fünf mit Stahlblen­den verschließbaren Schießscharten beherrschte er.das ganze Vor­gelände. Ein Trümmerhaufen deutet jetzt noch die Stelle an, wo er sich wie ein wehrhafter Igel vor das Zollhaus schob.

Steil geht es den Hang des schützenden Hochwaldes zur Straße hinab, die zugleich Erenzscheide ist. 250 Meter mögen es bis zum Ortseingang sein. Trennend liegt ein Friedhof davor, der terrassenförmig nach der französischen Seite hin absällt. Durch das Loch an der linken Mauerecke bahnen sich deutsche und fran­zösische Spähtrupps ihren Weg. Unsere Landser den Vach hinan, dessen Brücke gesprengt ist, und der bei Negenwetter ein pein­liches Hindernis darstellt. Was allerdings noch keinen Späh­trupp davon abhielt, sich auf fremde Gefilde zu begeben.

So war auch auf diesem Wege eine Erkundung ausgeführt wor­den. Pioniere und Infanterie teilten sich in diese Aufgabe. Und da standen nun in der Morgenfrühe die Pioniere vor dem Bun­ker, ohne daß sie vorher eine Mafchinengewehrgarbe nieder- gewäht hätte. Sie waren frech genug, ohne höfliche Aufforderung einzusteigen. Mit der nötigen Vorsicht zwar. Denn mit den Minen ist nicht zu spassen. Aber sie brachten doch die Gewißheit mit nach Hause, daß der Bunker zu haben sei, wenn auch die wohnlich ausgestatteten Räume auf gute Stammgäste schließen ließen.

Auf eine solche Gelegenheit hatten die Landser schon lange ge­wartet. Selbst der Regiments- und der Vataillonskommanbeur ließen es sich nicht nehmen, an dem Pürschgang des Jnfanterie- zuges teilzunehmen, der zur Sicherung für die nachrllckenden Pioniere eingesetzt wurde. Rechts und links vom Friedhof gingen die Gruppen vor Den Rücken vom Waldrand her gesichert. Die Uhr zeigte 17.30 Uhr und es dusterte schon. Während die rechte Gruppe sich durch die Allee zur Schloßmauer vorarbeitete, bezog die linke Gruppe Stellung am Grenzhof. Dort verharrten sie und warteten auf die Teufelskerle, die Pioniere.

Die keuchten schwerbepackt mit Sprengmaterial an und bahnten sich über die Sperren und den Vach den Weg zum Bunker. Er stand immer noch verwaist. Nur umhergeworfene Bücher und fehlende Decken wiesen darauf hin, daß inzwischen ein Poilu den Fuß hierher gesetzt hatte. Sonst zeigte sich in dem Durcheinander, das in dem Kampfraum herrschte, keine Veränderung. Zerwühlt lagen die Betten, wie am Morgen. Seitengewehre, Munition, darunter auch Leuchtmuniton, lagen umher. Mit Radioappara­ten, dem Hausgerät und den Wandbildern, Portraits von fran­zösischen Generalen, war der Raum ausgestattet.

Das hinderte die Pioniere keinen Augenblick daran, sachgemäß ihre Sprengladungen anzubringen. Wohl alarmierte der Schuß eines Poilu die Gegend. Aber es blieb dabei. Ungestört konnten die Landser ihre Vorbereitungen treffen. Sie waren nach fünf­zehn Minuten abgeschlossen.

Fünf Minuten nach dem Schließen der schweren Stahlpanzer­türe flog der Bunker mit einer gewaltigen Detonation in die Luft. Eine Riesenstichflamme grellte auf. Weithin flogen die Brocken. Danach lastete unheimliche Stille auf der abendlichen Landschaft.

Ohne Verluste erreichten Infanteristen und Pioniere ihre Aus­gangsstellung. Den Bunker aber hat's verrissen... Sein knalliger Untergang war ein Fest für die Landser, die sich vor diesem Feuerpilz in acht zu nehmen hatten. Er hat aber-auch die Ge­müter der Poilus aufgeschreckt. Mit dem bloßen Auge sieht man sie über die breite Straße huschen, die sich wie ein Helles Band in den bunten Häuserwall rankt. Sie blicken mit verwunderten Augen auf den großen schwarzen Fleck um den Trümmerhaufen, den die Explosion hervorgerusen hat.

Selbst die herrenlosen Schweine, die sich auf den dunkelgrünen Wiesen aalen, schlagen scheu und verschüchtert einen Vogen um die Stätte, die so gar nicht ihrem Geschmack und ihrem bislang gewohnten Weidegrund entsprechen will. H. Knoll.

Aeber dem Rhein abgefchvffen

Der große Augenblick einer Flakbatterie Endlich ein An­griffsziel Ein französischer Tiefflieger wird heruntergeholt

NSK. An der Westfront, PK.

Irgendwo am Rhein. Die Kanoniere haben keine Langeweile, den» die Freizeit bietet viel Abwechslung. Den ganzen Tag ziehen die qualmenden Schlepper vorbei, rheinauf und rheinab. Das Esten ist gut, der Chef voller Verständnis für die kleinen Sorgen und Nöte seiner Mannschaft.

Eigentlich müßten sie unter solchen Umständen restlos zufrieden sein. Daß sie es dennoch nicht sind, begründen sie so, wie es viele ! ihrer Kameraden in anderen Stellungen tun: Sie kommen zu j wenig zum Schuß. Sie spähen Tag für Tag den Himmel ab, ! und namentlich der Flugmeldeposten, der mit seinem Glas vom ! Morgen bis zum Abend auf dem Posten ist, guckt sich die Augen wund bis dann eines Morgens doch der große Augenblick her­einbrach.

Das kam so: Es war acht Uhr etwa. Einige der abgelösten Posten sind gerade bei derMorgentoilette", waschen und rasieren sich, die anderen sitzen am Tisch und trinken Kaffee, da kommt plötzlich die Meldung:Feindliches Flugzeug über dem Rhein."

So wie sie eben waren und standen, sausten sie die Holztreppe hinauf zum Eeschützstand. Der Kanonier M. hat nur einen Stie- j sei angekriegt, ein anderer rennt mit dem Seifenschaum im Ge- , sicht hinauf. Aber das wird gar nicht beachtet. s

Wie gut es war, daß bis zur F-euerbereitschaft nur wenige ! Sekunden vergangen sind, stellt sich gleich heraus. Denn wie sie an ihrem Geschütz stehen und zu schießen anfangen, ist der Fran-

>ose, ein Potez 63, schon auf 800 Meter herangekommen. Er stiegt ganz tief am Ufer entlang, noch unter den Wipfeln der hohen Pappeln, springt über die Kronen hinweg. Jetzt zieht er über das Wasser herein. Die Sicht ist schlecht, ein unangenehmer Dunst liegt auf dem Rhein. Der Franzose hat alle Vorteile sür sich.

^ Aber die Flakmänner arbeiten mit vewunoernswcrter Präzi- s >ion. Gleich die ersten Schüsse auf den Tiefflieger sitzen. Die ! Kiste kommt trotzdem mit unverminderter Geschwindigkeit in i Dichtung der Eeschützstände, während der Heckschützc in der Feind- i Maschine seinerseits mit seinem MG. das Feuer eröffnet. Als er ^ aoch 150 Meter entfernt ist, läßt er einen schweren Gegenstand ! ins Master fallen. Man weiß nicht, was das gewesen ist. Viel­leicht ein Photogerät? !

Aber die Flak schießt weiter, der Franzose auch. Aber die § Maschine kippte und verlor rasend an Höhe. Er berührte fast : das Master, setzt sich mit einem Sprung über das Geländer hin- l weg; eine Eeschoßgarbe aus dem Maschinengewehr, das der Heck- ^ schütze immer noch bedient, trifft die Umrandung der Stellung des ersten Geschützes. Dann ist die Maschine auf der anderen , Leite, beschreibt einen enaen Boaen und beschießt dann das

Nagolder TaaMattDer Gesellschafter"

zweite Geschütz. Drei Kanoniere werden von MG.-Geschossen getroffen.

Aber der Franzmann pfeift doch auf dem letzten Loch. Ein paar Schüsse schickt der zähe Bursche, der in der Heckkanzel sitzt, noch zum Veobachtungsstand hinüber. Die Verankerung eines Leiterstücks geht in Trümmer, sonst ist nichts passiert. Die Potez strebt mit letzter Kraft dem anderen Ufer zu, setzt dort zur Lan­dung an, überschlägt sich und bleibt dann als Ueberrest eines Flugzeuges auf einem Acker liegen. Ein kleines Fährboot, das eben Passagiere über den Strom setzte, erhielt einen Schuß durch die Bordwand. Aber verletzt wurde dort niemand.

Die Batterie ist natürlich stolz auf ihren Erfolg. Sie hat auch allen Grund dazu, denn ihre Arbeit isr des höchsten Lobes wert.

Nun warten sie, bis der nächste kommt. Sie werden ihn, wie sie zuversichtlich erklären, mit derselben Präzision auf den Boden zwingen. Huber.

Reichswirtschaftsminister Funk in Memel

Wirtschaftlicher Aufstieg der Stadt sichergestellt

Memel, 13. Nov. Reichswirtschaftsminister Funk traf in Be­gleitung des Leiters der Haupttreuhandstelle, Bürgermeister a. D. Dr. Winkler, und des Ministerialrats Walter in Memel ein. Mit Reichsminister Funk kam auch Gauleiter Erich Koch. Im historischen Saal des Rathauses hieß Oberbürgermeister Dr. Vrindlinger den Reichsminister und den Gauleiter will­kommen.

Reichswirtschaftsminister Funk dankte für die herzliche Begrüßung. Memel werde im neuen Großdeutschland seine Stellung behaupten und erweitern.

Verhandlungen Moskau Tokio

Konferenz zur Beseitigung der Erenzstreitigkeiten einberufen

Tokio, 13. Nov. (Ostasiendienst des DNB.) Der Sprecher des pajanischen Außenamtes teilte mit, daß zwischen dem russischen

Autzenkommissar Molotow und Botschafter Togo ein Ueberein- kommen getroffen worden sei über die Einberufung einer Erenzkonferenz in Tschita und später in Charbin. Ruß­land-Außenmongolei und Japan-Mandschukuo würden je 20 Ver­treter entsenden. Politische Kreise in Tokio bemerken hierzu, daß die Verhandlungen zwischen Togo und Moloto-»« fortgesetzt würden und daß bereits eine allgemeine Basis für die Beseitigung der Erenzkoaflikte gefunden sei. Außerdem seien Moskau und Tokio bereit, die Fischereisrage und die Frage der Oelkonzessionen zu regeln und hierbei gleichzeitig auch andere wirtschaftliche Fragen zu erörtern.

Wallfahrt des Dankes und der Treue

Tausende besuchten die Ruhestätte der Toten des 8. November

München, 12. Nov. Die Gedanken der Bevölkerung der Haupt­stadt der Hewegung weilten auch am Sonntag bei den Opfern des Mordanschlages im Vürgerbräukeller. Der Münchener Nordfriedhof, in dem die sieben Toten ihre Ruhestätte ge­funden haben, war den ganzen Tag über das Ziel von vielen Tausenden von Volksgenossen. Besonders in den Nachmittags­stunden ergoß sich eine wahre Völkerwanderung zum Nordfried­hof. Stundenlang ritz der Zug der Menschen, in deren Herzen die Dankbarkeit und Treue für die Ermordeten und die Teil­nahme für ihre Angehörigen lebt, nicht ab.

Vor der mit Novcmberbraun ausgeschlagenen, lorbeergcschmück- ten Gruft mit den herrlichen Kränzen des Führers waren in zwei langen, doppelt und dreifach gegliedertest Reihen die zahllosen prächtigen, schleifengezierten Kränze niedergelcgt, die Beweise der Treue, des Dankes und der Verbundenheit der Bevölkerung für die Toten dM 8. November bilden. Entblößten Hauptes und mit zum deutschen Gruß erhobener Rechten zogen die Volks­genossen an der Gruft vorüber. Es war eine Wallfahrt der Treue zu den sieben deutschen Menschen, die ihr Leben gaben für den Führer Adolf Hitler.

Ei« Man« »KW 2V Plilur ges««zcn

Walter Tragisch, der erste Unteroffizier an der Westfront mit dem EK. I.

Berlin, 13. Nov. (PK.) 9. Nov.

Draußen an der Westfront auf dem Sportplatz eines kleinen Dorfes ist eine Nachrichtenabteilung angetreten. Schnurgerade sind die Glieder der Züge ausgerichtet, hier und da wird noch ein Stahlhelm oder ein Koppel zurecht gerückt. Punkt 10 Uhr erscheint der Divisionskommandeur und nimmt die Meldung des Abteilungsführers entgegen. Nach dem Abschreiten der Front wendet sich der General zur Mitte des Platzes, ein lautes Kommando hallt über den Platz:

Unteroffizier Tragisch! Vortreten! Vom linken Flügel des ersten Zuges löst sich ein junger Feldgrauer, geht mit strammem Schritt über den Platz und baut sich vor seinem General auf. Wenn er auch mit keiner Miene zuckt, so leuchtet ihm doch die Freude aus den Augen: Als erster Unteroffizier an der West­front erhält er das Eiserne Kreuz I. Klasse. Der Divisionskom­mandeur spxicht zu den Soldaten. Er weist darauf hin, daß Unteroffizier Tragisch bereits am 23. Oktober das Eiserne Kreuz II. Klasse durch den Oberbefehlshaber des Heeres per­sönlich bei seinem Besuch an der Westfront erhielt. In der .Zwischenzeit hat,sich, der junge, 21jährige Unteroffizier weiter­hin freiwillig an mehreren Spähtruppunternehmen beteiligt und bei einem Angriff auf ein Waldstück allein mit beispiel­loser Tapferkeit und Kaltblütigkeit einen französischen Ober­leutnant und 19 Mann gefangen genommen. In Anerkennung für diese hervorragende Tat überreicht ihm der Divisionskom­mandeur im Namen des Führers und Obersten Befehlshabers das Eiserne Kreuz I. Klasse.

Das tapfere Verhalten dieses deutschen Soldaten soll hier in seinen Einzelheiten festgehalten werden. Es war am 16. Okto­ber 1939. Unteroffizier Tragisch befand sich mit seinem Vrief- taubenkommando in einem kleinen Ort hinter der Front. Zur Erkundung des Geländes fuhr er mit seinem Kraftrad bis zu einem Gefechtsstand. Ein Weiterfahren war hier unmöglich, da die Straße unter feindlichem Artillerie- und Maschinengewehr­feuer lag. Tragisch stellte sein Krad im Straßengraben ab und lief in Richtung des Waldes bis zu der vordersten Schützen­linie. Dort meldete er sich bei dem Kompanieführer und bat ihn, freiwillig an dem Sturm auf den Wald teilnehmen zu dürfen. Tragisch wurde sofort mit einem Trupp am linken Flügel eingesetzt und nahm den 60 Meter entfernten Waldrand unter Feuer. Gegen 18 Uhr gab der Kompanieführer das Zei­chen zum Angriff. Trotz starker Beschießung gelang es Tragisch, mit vier Infanteristen den Waldrand zu erreichen, wo ihnen vier Franzosen mit erhobenen Händen entgegen­kamen. Da der Anschluß nach rechts verlorengegangen war, sandte Unteroffizier Tragisch seinen Trupp mit den Gefangenen dorthin, um die Verbindung wieder aufzunehmen. Er selbst ging dann allein weiter in den Wald vor. Nach etwa 200 Meter erhielt er Feuer und sprang schnell in Deckung hinter einen Baum. Von dort entdeckte er in einer Entfernung von 20 Metern einen französischen Unterstand, den er als geübter Waffenunteroffizier nacheinander mit Handgranate, Gewehr und Pistole bekämpfte. Durch das verschiedenartige Feuer ließen sich die Franzosen anscheinend täuschen und »ahnten an, eine stärkere deutsche Abteilung vor sich zu haben. Sie stellten das Feuer ein, nacheinander kamen aus dem Unterstand 20 Poilus mit erhobe­nen Händen zum Vorschein und schwenkten ihre Taschentücher zum Zeichen der Ergebung. Unteroffizier Tragisch ging auf 10 Meter heran und fragte, ob ein Offizier dabei sei, ferner ob jemand deutsch sprechen könne. Ein französischer Oberleutnant trat vor, mit dem eine Verstän­digung einigermaßen möglich war. Tragisch erklärte ihm, daß jeder weitere Widerstand zwecklos wäre, da der Wald von zwei deutschen Regimentern umstellt sei. Er solle seine Leute ermahnen, sich ruhig zu verhalten und ihre Verwundeten zu verbinden. Inzwischen waren 10 bis 15 Minuten vergangen, ohne daß die an den rechten Flügel gesandten Kameraden zurückgekommen wären. Die Situation wurde allmählich sehr ungemütlich, die Franzosen schienen langsam zu merken, daß sie einem einzigen deutschen Soldaten gegenübe stand. Tragisch bewachte aber scharf die auf einen Haufen zusammeugeworsenen Waffen. Als den Franzosen mit der Zeit die Arme lahm wurden, gestattete er ihnen großzügig, die Hände unter den Kopf zu legen. Endlich, nach 20 Minuten, es fing schon zu dämmern an, kamen die Kameraden zurück.

Nun wurde der Marsch zu den rückwärtigen Linien angetreten unter Mitnahme der Verwundeten und eines französische» Maschinengewehrs. Ein gefangener Unteroffizier versuchte, sich im Schuhe der Dämmerung seitwärts in die Büsche zu schlagen, wurde aber bald in einem Gebüsch entdeckt. Um weitere Flucht­versuche zu verhindern, ließ Tragisch diesen Gefangenen sein

! Kraftrad nach Hause schieben. Als er die Franzosen ablieferte,

! schüttelte man zunächst den Kopf, bis sein Bericht in allen Ein- ! zelheiten von vier Kameraden und den gefangenen Franzosen ! bestätigt wurde.

! Mit stolzer Freude wurde Unteroffiizer Tragisch von feiner ! Nachrichtenabteilung empfangen und erhielt zunächst als Veloh- ! nung vierzehn Tage Urlaub. In seiner Heimat machte er am ! 31. Oktober Hochzeit. Nun ist er wieder, geschmückt mit dem > Eisernen Kreuz I. und II. Klasse, bei seiner Truppe.

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! Hilekrre Kachvichte«

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^ Während des Krieges kein Karneval, Der Festausschuß i des Kölner Karnevals hielt in diesen Tagen eine außer- ! ordentliche Hauptversammlung ab, wobei der Vorsitzende ! mitteilt:, daß während der Kriegszeit keine karnevalistischen ! Veranstaltungen durchgeführt werden sotten. Das solle nun nicht bedeuten, daß die Pflege der Geselligkeit, des Humors und der Lebensfreude unterbleibe, sondern im Gegenteil solle durch den Ernst der Zeit entsprechend aufgezogene Heimatabende ein Ausgleich geschaffen werden.

Fünf französische Soldaten ertrunken. Aus der Seine unweit von Paris kippte in der Nacht zum Sonntag eine mit sieben Soldaten besetzte Fähre um. Fünf der Insassen ertranken.

Die Pferdsdroschke

Ergötzliches Ecschichtchen von 2o>eph Clemens Lohr

Seit Beginn des Krieges wartet vor dem Haupteingang des großen Konzerns an der Stelle, an der sich sonst präch­tige Limousinen und livrierte Fahrer ein Stelldichein geben, eine bescheidene Pferdedroschke auf das Erscheinen des Kon­zerngewaltigen. Tag für Tag, Stunde um Stunde, und das ist so gekommen:

2m vergangenen Frühjahr, in einer Zeit, da auf dem Lande alle Kräfte, Hände und Füße gebraucht wurden, teils aus Mangel an Arbeitskräften, teils auch, weil die Zeit drängte, uni den fruchtspendenden Samen in die Erde zu bringen, geschah Hans, dem einzigen Pferd des Hainsacker- bausrn, das Unglück, von einem Kraftwagen angefahren zu werden. Wohl war der Hans nur geschrammt, aber immer­hin so, daß er gut und gern seine vier Wochen geschont wer­den mußte. Und das während der Frühjahrsbestellung. Aber der Tierarzt verlangte es so. Der Hainsackerbauer schimpfte und tobte, denn der Hans war doch das einzige Pferd zum Ackern, Eggen und Furchen.

Anderntags erschien auf dem Hainsackerhof ein Versiche­rungsbeamter, um den Schaden zu regulieren, wie er sich ausdrückte.

Mißtrauisch, wie Bauern gegenüber Fremden find, wollte der Hainsacksrbauer nicht mit der Sprache heraus.Eine verteufelte G'schicht!" orakelte er.Die Schramme, na ja, das wäre nicht das Schlimmste, aber, aber..." meinte er voller Sorge.

Der Versicherungsmann spürte sofort, daß der Bauer noch einen Schmerz hatte, den er nicht voreilig preisgsben wollte, zumal der Hainsackerbauer seinen Vorschlag auf ein paar hundert Maxk für die Schramme brüsk und entschieden abgelehnt hatte.

Aber schließlich war er selbst auf dem Lande aufgewachsen und wußte, wie es einem Bauern ums Herz ist, wenn er um sein Werk bangt. So erfaßte er gleich, daß eine ganze Ernte auf dem Spiel stand, wenn der Schaden nicht sofort aus­geglichen werden würde. Und das kostete dann... So rief er seine Gesellschaft an, die seinen Vorschlag annahm. Er kaufte vom Hainsackerbauern kurzerhand das Pferd samt dem kommenden Fohlen, und zwar so teuer, daß der Hains­ackerbauer für das Heidengeld bald deren zweie bekommen Hütte. Aber was schadete das! Schon am anderen Morgen ging das neue im Pflug.

So kam es, daß die Gesellschaft in die Kategorie der Pferdehalter eingereiht wurde. Allerdings wußte sie nicht so recht, was mit dem Vierbeiner anzufangen war und ließ darum Mutter und Fohlen zunächst in Pflege.

Die Hauptsache war, daß der Beamte den Schaden ver­hütete, der entstanden wäre, wenn der Hainsackerbauer die Frühjahrsbestellung versäumt hätte.

Da kam der Krieg, die Maßnahme der Benzinbesch cän- kung und jemand auf der hohen Direktion erinnerte sich plötzlich des eigenen Pferdes...

So war allen geholfen. Dem Bauer, der seinen Acker be­stellte, der Gesellschaft, die rechtzeitig einen Schaden ersetzt und trotz des teuren Pferdes Gerd gespart hatte, der Ge­meinschaft, der kein wichtiges Korn verloren ging und nicht zuletzt dem Direktor, der jetzt mittels Hafermotor seine wich­tigen Geschäfte abfährt...