Bezugspreise: In der Stadt und durch Boren monatlich RM. 1.50, durch die Post monatlich RM. l.40 einschließlich 18 Pfg. Beförderungsgebühr und zuzüglich 36 Pfg. Zustellgebühr. Preis der Einzelnummer 19 Pfg. Bei höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Zurückzahlung des Bezugspreises
Amtsblatt
des MrrMes Salw Mrr Äaaold mW «msebmrs
slagolcier ^agblatt / Segrünäet 1827
FernsvreLer Nagold 429 / Anschrift. „Der Gesellschafter" Nagold, Marktstraß« 14, Postfach bk Drahtanschrift: „Gesellschafter" Nagold / Postscheckkonto: Stuttgart 5113 / Bankkonto Gewerbebank Nagold 856 / Girokonto: Kreissparkasse Calw Hauptzweigstelle Nagold 95 / Gerichtsstand Nagold
Anzeigenpreise: Die I spaltige mm-Zeil« oder deren Raum 6 Pfg., Familien-, Vereins- und amtliche Anzeigen sowie Stellengesuche 5 Pfg., Text 24 Pfg. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an vorgeschriebener Stelle kann keine Gewähr übernommen werden. Anzeigen-Annahmeschluß ist vormittags 7 Uhr.
skr. 264
Freitag, äen 10. November 1939
113. Jahrgang
Der ruchlose Anschlag aus das Leben des Führers
Unbeschreibliche Empörung im ganzen deutschen Volk — 7 Tote, 28 Schwerverletzte und über 30 leichter Verletzte bei dem Attentat im Münchner
Bürgerbräukeller — Die Stelle, an der Adolf Hitler sprach, zeigt einen meterhohen Schutthaufen
Als am Donnerstag früh der ruchlose Anschlag im Bürgerbräukeller zu München in der Öffentlichkeit bekannt wurde, dem wie durch ein Wunder der Führer infolge seiner baldigen Abreise nach Berlin entging, faßte Entsetzen das ganze deutsche Volk. Neben der Trauer um Männer und Frauen, die Opfer des Anschlags wurden, stand das erleichternde Gefühl, daß der Führer und die Männer seiner Begleitung gerettet waren. Ihm und seinen Getreuen galt der Anschlag. Noch wissen wir nicht, wer die Täter und Anstifter des ruchlosen Verbrechens waren. „Eines aber wissen wir", so schreibt der Deutsche Dienst, „die Anstifter, die Geldgeber, diejenigen, dis eines so niederträchtigen, ver- abscheungswürdigen Gedankens fähig sind, das sind dieselben, die schon immer mit Meuchelmord in der Politik gearbeitet haben: Es find die Agenten des Secret Service! Hinter ihnen stehen die britischen Kriegshetzer und als Ohrenbläser Juda. Wenn irgend ein Ereignis die Entschlossenheit der deutschen Staatsfllhrung, den unerschütterlichen Siegeswillen des deutschen Volkes, die Treue eines jeden Einzelnen von uns zum Führer steigern konnte, dann war es dieser Mordversuch an Adolf Hitler. Aber England soll uns kennenlernen! Auf halbem Wege bleiben wir — das ist der Schwur an der Bahre der Toten — nicht stehen. In den Kampf, der nun beginnt, tritt das deutsche Volk nach diesem Ereignis wahrlich wohlvorbereitet ein. Wenn wir bisher noch Rücksicht auf Staatsfeinde genommen haben, so dürfte es klar sein, daß man vom heutigen Tage an mit ihnen so verfahren wird, daß von ihrer Seite Leben und Sicherheit von Nationalsozialisten nicht mehr bedroht werden können. Subjekten, die für englisches Gold zum Verbrechen schreiten, wird man in Zukunft anders als bisher das Handwerk legen. Wenn das Auge auf den Feind gerichtet ist, dann muß der Rücken frei sein. England möge sich gesagt sein lasten, daß wir entschlossen sind, nunmehr den Feind nicht aus den Augen zu lasten. Wir wissen nach dieser Tat: Es geht ums Ganze!"
Einzelheiten zum ruchlosen Anschlag
München, 9. Nov. Zu dem ruchlose« Attentat, das verbrecherische Subjekte am Mittwoch abend auf den Führer verübe» wollten, und das ihn wie durch ein Wunder nicht erreicht hat, erfahren wir folgende Einzelheiten:
Die verheerende Explosion im Bürgerbräukeller ereignete sich am Mittwoch abend etwa um 21.29 Uhr, zu einer Zeit, als der Führer schon den Saal verlassen hatte, da er wegen dringender Staatsgeschäfte sofort nach Berlin zurückkehren wollte.
Man kann es nur als ein Wunder bezeichnen, daß der Führer diesem Attentat auf sein Leben entging, diesem Attentat, das zugleich ein Anschlag auf di« Sicherheit des Reiches ist. Ln allen Jahren vorher war es üblich gewesen, daß der Führer etwa gegen 29.39 Uhr mit seiner großen Rede begann, die meist um 22 Uhr beendet war. Wegen der knapp bemessenen Zeit für seinen Münchener Aufenthalt war diesmal der Redebcginn um eine halbe Stunde vorverlegt worden, «nd die sonst eineinhalbstllndige Rede hatte am Mittwoch kaum eine Stunde gedauert. So war der Führer schon kurz «ach 21 Uhr mit seinen Ausführungen fertig. Nicht wie sonst verweilte er noch längere Zeit in kameradschaftlichem Gespräch mit seinen alten Kampfgenossen, sondern verabschiedete sich kurz von den ihm zunächst sitzenden Parteigenossen, um mit der übrige« Führerschaft der Bewegung die Kundgebung zu verkästen. So allein ist es zu erklären, daß bei der Explosion keiner der führenden Männer der nationalsozialistischen Bewegung verletzt wurde. Wäre der Verlauf der Veranstaltung wie in den früheren Jahren vor sich gegangen, so hätten an der Stelle, an der der Sprengkörper explodierte, sämtliche Führer der Partei ihren Platzgehabt. Ein niederträchtig und infam angelegtes Verbrechen, das die gesamte politische Führerschaft des nationalsozialistischen Deutschlands mit einem Schlage vernichte« sollte!
Der Saal war nach der Explosion ei« großer Trümmerhaufen. Dies erklärt sich vor allem dadurch, daß die einzige, die Decke tragende Säule durch die Explosion angeknickt worden war, die Last des Gebälks nicht tragen konnte «nd mit allem Mörtel, Trägern und Balken herniederstürzte. An der Stelle, wo die Führer der Bewegung während der Führer-Rede ihren Platz hatten, liegt heute ein 3 Meter hoher Schutthaufen. SievenTote sind durch dieses Verbrechen zn beklagen, nicht nur Kämpfer der Bewegung, sondern auch eine Fra«. 25 Schwerverletzte liegen in den Münchener Krankenhäuser«, darunter auch wieder eine Anzahl Frauen. Rudolf Heß war es, der zusammen mit den Führern der Partei in München die ersten Maßnahmen zur Rettung und Bergung der Opfer veranlaßte.
Wie eine Fügung der Vorsehung empfinden wir «s, daß de« Führer schon seinen Zug bestieg in dem Augenblick, als ihm die ruchlose Tat in der historischen Versammlungsstätte der Be
wegung treffen sollte. Auf dem Wege nach Berlin erst erreichte den Führer die Meldung von dem Verbrechen.
Als Adolf Hitler am Donnerstag vormittag in Berlin eintraf, empfingen ihn auf dem Anhalter Bahnhof Eeneralfdld- marschall Hermann Köring «nd Reichsminister Dr. Lämmer s. Die wenigen Menschen, die am Donnerstag morgen zufällig auf de» Straßen waren, durch die der Führer zur Reichskanzlei fuhr, grüßten ihn spontan und mit tiefernstem und doch dankbarem Gefühl gegen die Vorsehung, ihn, der ihnen allen an diesem Tage noch näher verbunden istz als je zuvor.
Die Opfer des Anschlages
München, 9. Nov. Bei dem ruchlosen Anschlag im Burgerbräukeller sind, wie nunmehr amtlich festgestellt wir-, siebe» Todesopfer zu beklage«. Die Name« der Toten sind:
1. Kaiser, Michael Wilhelm, geb. am 21. Jaunar 1889, Wohnort Solln bei München.
2. Lutz, Franz, geb. am 12. Oktober 1889, Wohnort München.
3. Kasberger, Emil, geb. am 3. März 1885, Wohnort München.
4. Schacht«, Eugen, geb. am 17. Okt. 1997, Wohnort München.
5. Weber. Wilhelm, geb. am 29. Aug. 1992, Wohnort München.
6. Reindl, Leonhardt, geb. am 2. Nov. 1882, Wohnort München.
7. Heule, Maria, geb. am 12. Dez. 1999, Wohnort München- Daglfing.
Die Zahl der Verletzten beträgt 6L
„In Ehrfurcht aber neigen wir uns vor den jüngsten Toten der Bewegung. Sie alle hörten soeben noch bei der Gefallenenehrung in Ergriffenheit des Führers Wort, daß keiner von uns wissen könne, ob es ihn nicht auch treffe. Nun fielen auch sie nach einer Stunde der Weihe und nationaler Begeisterung. Sie starben im wahrsten Sinne des Wortes für den Führer. Denn ihm galt dieses Verbrechen! Ihn wollte man morden, weil man Deutschland damit ins Herz zu treffen glaubte. Der Führer Aber lebt! Für ihn starben seine Getreuen. Möge die Welt wissen, daß im deutschen Volke Millionen und ALermillione» nicht zögern würden, ebenso wie die Ermordeten des gestrigen
Tages auch ihr Herzblut für den Führer «nd Deutschland zu geben", so schreibt der Deutsche Dienst.
600 »KV NM. für Feststellung der ruchlosen Münchener
Attentäter
Berlin, 9. Nov. Durch einen freiwilligen Beitrag von privater Seite ist die zur Feststellung der Täter des Münchener Spreng- ftosfattentats ausgesetzte Belohnung von 599 VÜÜ RM. um weitere 109 900 RM. erhöht worden.
Der Heeresbericht
Feindliche Angriffe abgewiesen und erfolgreicher Gegenstoß» Am 7. und 8. November insgesamt neun feindliche Flugzeuge abgeschossen. — Britische Admiralität gibt Verlust eines U-Bootes zu
Berlin, S. Rov. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Laufe der beiden letzten Tage wurden sowohl südwestlich Saarbrücken wie südwestlich Parmasens feindliche Angriffe in Stärke von etwa ein bis zwei Kompanien gegen unsere Gefechtsvorposten an der deutsch-französischen Grenze abgewiesen «nd im Gegenstoß mehrere Gefangene gemacht. Im übrigen außer etwas lebhafterer Artillerietätigkeit keine besonderen Ereignisse.
Die Zahl der am 7. November zum Absturz gebrachte« feindlichen Fl u g^z enge hat sich von fünf auf siebe« fdarunter ein britisches) erhöht.
Im Laufe des 8. November wurden zwei französische Flugzeuge abgeschossen, zwei feindliche Fesselballone durch deutsche Jäger brennend zum Absturz gebracht. Ein deutsches Flugzeug vermißt.
Dis britische Admiralität gibt nachträglich den Verlust eines britischen U-Bootes bekannt.
Ein sehr sorgfältig vorbereitetes verbrechen
DNV. München, 19. Nov. Die zuständigen Stellen habe« alle Maßnahmen getroffen, um die Untersuchung und Aufklärung des ruchlosen Attentates im Vürgerbränkeller zu beschleunigen. Reichsführer ff Himmler hat im Interesse einer zentralen Leitung dieser Arbeit die gesamte Aufklärungstätigkeit einer Speziälkommission von Fachleuten übertragen. Diese Spe- zialkommission wertet selbstverständlich alle nur irgendwie in Betracht kommenden Anhaltspunkte für ihre Untersuchungen und Ermittlungen aus und ist bereits zu Feststellungen gekommen, die immerhin wichtige Schlüsse zulassen.
Die Bergung der Toten, Schwer- und Leichtverletzten im Bürgerbräukeller wurde dank der vorbildlichen Zusammenarbeit aller an Ort und Stelle eingesetzten Kräfte und unter der Mitwirkung auch von noch anwesenden Alten Kämpfern in allerkürzester Zeit bewerkstelligt. Dies verdient, umsomehr hervorgehoben zu werden, als diese Bergungsarbeiten in einem wüsten Durcheinander von Bauschutt, Trümmern und Einrichtungsgegenständen geschehen mußte. Zwischen der Polizei, der Feuerschutzpolizei, den Pionieren der Wehrmacht, den Angehörigen der Formationen, dem Rettungsdienst usw. herrschte schon von der ersten Minute des Einsatzes an eine ausgezeichnete Zusammenarbeit, so daß die großen Schwierigkeiten der Rettnngs- und Bergungsaktion reibungslos bewerkstelligt werden konnte.
Nach den bisherigen Feststellungen handelt es sich bei der Tat auf keinen Fall um ei« spontan verübtes Attentat, sondern vielmehr um ein sehr sorgfältig vorbereitetes, mit einem mechanischen Zeitzünder verübtes Verbrechen. Es ist hier nicht etwas Primitives und vom Augenblick Geborenes geschehen, was erst etwa ganz kurze Zeit vor der Kundgebung ausgeheckt wurde» sondern sowohl die Auswahl der Stelle als auch die „fachmännische Arbeit" weisen daraus hin, daß die Täter sehr sorgfältige Vorbereitungen getroffen haben. Das große Glück war nur, daß im Augenblick der Explosion der Führer bereits abgefahren war. Das ganze Verbrechen war offenbar planmäßig so angelegt worden, daß der Führer am exponiertesten war und daß ein Erfolg des Attentatsplanes mit Sicherheit eintretcn mußte.
Wenn auch noch nicht auf bestimmte Täter oder Tätergruppen geschlossen werden kann, so zeigen immerhin Material «nd Spuren die Richtung an, in der sich die weitere Ermittlungstätigkeit zu bewegen hat. Im Rahmen dieser systematischen Kleinarbeit wird auch das zusammengebrochene Mauerwerk anf das genaueste untersucht. Erst anf den unzähligen Einzelergebnissen der Untersnchungsarbeit kann sich die Mosaikarbeit der Polizei aufbanen.
Erfreulicherweise nimmt die Bevölkerung in der Hauptstadt der Bewegung ungeheuren Anteil an der Aufhellung des Ver
brechens. Fortgesetzt melden sich aus allen Schichten der Ve- j völkernng Personen, «m Angaben zu mache« und durch die Meldung von Anhaltspunkten zur Aufklärung des Attentates beizutragen.
Verdächtige Wahrnehmungen der Polizei mitteilen
DNB. Berlin, 9. Nov. De» Reichsführer ff und Chef der deutschen Polizei teilt mit:
Volksgenossen und Volksgenosfinneu» die am Schluß der durch den Rundfunk übertragenen Münchener Rede des Führers vom
8. 11. Aeußernngen darüber gehört haben, daß es merkwürdig wäre, daß nichts vorgekommen sei, oder die Zeuge davon waren, wie jemand mit Erstaunen feststellte, daß die Rede des Führers viel zu früh und viel schneller als man erwartet hatte, zu Ende war, wollen diese Wahrnehmungen sofort an die nächste Polizeidienststelle, am besten die Staatspolizei, Leitstelle München, mitteilen.
Die Spuren des Münchener Verbrechens führen ins Ausland
Zusätzliche Belohnung von RM. 399 999 in ausländischer Währung ausgesetzt
DNB. Berlin, 9. Nov Der Reichssührer ff und Chef der Deutschen Polizei gibt bekannt:
Die Spuren der Täter, die das Sprengstoffverbrechen in München begangen haben, führen ins Ausland. Es wird daher für Angaben, die im Ausland bei deutschen Missionen, Konsulaten usw. gemacht werden, und die zur Aufdeckung des Verbrechens führen, unabhängig von der in Deutschland ansgesetzten Belohnung von RM. 899 999.—, eine zusätzliche Belohnung in Höhe von RM. 390 999.— in ausländischer Währung, auszahlbar durch die zuständige deutsche Vertretung, ansgesetzt.
Scharfe Verurteilung
de» felge« Anschlages in Italic«
Rom, 8. Nov. „Tribuna" untersteicht den Abscheu des faschisti- scheu Italiens über den niederträchtigen Anschlag. Italien gedenke mit einem Gefühl tiefer Trauer der Opfer dieses hinterlistigen Anschlages, der die alten Kämpfer dort getroffen habe, wo sie sich in Erinnerung an die Kampfzeit und im Gedenken an die Märtyrer der Bewegung zusammengefunden hatten. Die allerherzlichsten Wünsche gelten dem Führer, der es einem glücklichen Geschick verdanke, nicht selbst unter den Opfern des feiaen Attentats zu sein.
„Giornale d'Jtalia" betont, der Anschlag auf den Führer werde allgemein aufs tiefste verurteilt. Die Vorsehung habe es nicht zugelassen, daß die Anstifter und die Vollstrecker des Verbrechens ihr infames Ziel ereichten. Das faschistische Italien ent-