2. Seit« — Nr. 2SS
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Freitag, de» z. November
zweiten Reichs st ratzen sammlung für das Kriegswinterhilfswerk folgenden gemeinsamen Aufruf erlassen:
„Im Osten und im Westen, auf dem weiten Meer und in der Luft haben unsere Soldaten mit höchstem Einsatz gekämpft und sich unsterbliche Lorbeeren errungen. Es ist daher nur selbstverständliche Pflicht, wenn die Heimat den Männern der Front in ihrem Kampf um Deutschlands Freiheit um nichts zurück- fteht.
Wenn am Samstag und Sonntag die Männer der SA. und U, des NSKK. und des NS.-Fliegerkorps, deren Kameraden zum größten Teil an der Front stehen, zu Dir kommen, so beweise durch Dein Opfer, daß Du ebenso wie die Männer an der Front mithelfen willst, die Heimat gegen Englands Machtgelüste zu verteidigen. Sorg« Du dafür, daß die Heimat sich der Taten der Front würdig erweist. Stärke die „Innere Front", gib mehr für das Kriegswtnter- hilfswerki
Der Stabschef der SA.: Lutze.
Der Reichsführer U: Himmler.
'Der Korpsfüh rer des NSKK.: Kühnlein.
Der Korpsführer des NS.-Fliegerkorps: Christiansen."
BerLehrsfragen im Osten
Die Wiederherstellung des Eisenbahnnetzes im befreiten und besetzten Ostgebiet — Der Reichsverkehrsminister über die außerordentlichen Leistungen der deutschen Eisenbahner
Berlin, 2. Nov. Reichsverkehrsminister Dr. Dorpmüller erklärte in einem Gespräch mit dem an einer vierzehntägigen Besichtigungsfahrt teilnehmenden Schriftleiter des Deutschen Nachrichtenbüros u. a.: „Was meine ins befreite und besetzte Ostgebiet entsandten Eisenbahner vorfanden, war ein völliges Chaos. Nicht weniger als 600 Brücken, davon allein elf große Weichselbrücken, waren zerstört. Mit einem raffiniert ausgeklügelten Apparat hatten die Polen viele hundert Kilometer Schienen so gründlich aufgerissen, daß sie vollkommen neu gelegt werden mutzten. Aehnliche Zustände herrschten bei allen anderen Bahnanlagen."
Mit Freude und Stolz sprach Dr. Dorpmüller über die bereits weitgehend.vollzogene Wiederherstellung des zerstörten Verkehrsnetzes und die Wiederaufnahme des Zugbetriebs auf den meisten Strecken. „Der technische Betrieb mutzte unter den schwierigsten Umständen ausgenommen werden. Ein Signalverkehr war und ist teilweise heute noch ausgeschlossen. Die Bahntelephonanlage, ohne die heute ein normaler Bahnverkehr undenkbar erscheint, war zunächst vollkommen unbrauchbar. Lokomotivwasser mutzte infolge der Zerstörungen an Wasserleitungen oft kilometerweit herangeholt und auf die verschiedensten Stationen verteilt werden. Für die deutschen Eisenbahner aber, die hier, fern der Heimat, ihren schweren Dienst versehen, gab es kein unüberwindliches Hindernis. Dank ihrer guten und einheitlichen Schulung meisterte diese Auslese ihre Aufgabe in bewundernswerter Weise." Der Minister erwähnte in diesem Zusammenhang auch besonders die unermüdliche Arbeit der Eisenbahnerbautrupps, die in ihren Bauzügen nach dem Osten gekommen sind und bei der Wiederherstellung der Brücken und Gleise eingesetzt sind.
Dr. Dorpmüller teilte dann mit, daß schon in wenigen Monaten der volle Verkehr mit dem ehemals polnischen Schienennetz durchgeführt werden kann. Als wichtigste Aufgabe zeichnete der Minister die Verbindung zwischen Ostpreußen und dem übrigen Reich, die bereits vor 14 Tagen nach der Einweihung der Dirschauer Pionierbrücke über die Weichsel eingleisig ausgenommen werden konnte. Die zweite Ostpreußen- Verbindung, die über Posen, Thorn, Deutsch-Eylau, Allenstein «ach Südostpreutzen führt, wird nach Wiederherstellung der Thor- ner Weichselbrücke anfangs Februar den Verkehr wieder aufnehmen können.
Eine weitere wichtige Verbindung ist die sogenannte Kohle n b a h « (Magistrale) zwischenOstoberschlesienund Eoteuhafen, die bereits in Betrieb genommen werden konnte. Ihr kommt auch besondere Bedeutung hinsichtlich der Kohlenlieferungen an die skandinavischen Staaten zu. Auch der zu erwartenden starken Zunahme im Rußland-Verkehr hat die Reichsbahn Rechnung getragen, indem sie alle Strecken, die de« Anschluß an das sowjetrussische Bahnnetz ermöglichen, beschleunigt wiederherstellt. Die Bahnverbindung über Kowno— Dünaburg nach Sowjetrutzland ist bereits im Gange.
Dr. Dorpmüller kam dann auf seine Eindrücke von der Beschaffenheit des polnischen E is e nb a h n m a te- rials zu sprechen. „Ich habe auf meiner Besichtigungsfahrt immer wieder das alte preußische und österreichische Eisenbahnmaterial wieder gefunden, das uns die Polen vor 20 Jahren geraubt hatten. Dies trifft vor allem aus die Waggons und Lokomotiven zu. Auch die alten Feldbahnen, die wir im Weltkriege in Polen gebaut hatten, haben wir wieder gesehen. Bis auf einige Ausnahmen haben die Polen zu den früheren deutschen Eisenbahnanlagen und dem rollenden Material nichts von sich aus hinzugefügt. Die vorhandenen Güterwagen werden, wie sich Hchon jetzt voraussehen läßt, nicht ausreichen. Aber auch für Personenwagen und Lokomotiven wird das frühere polnische Gebiet .«in Zuschuhgebiet sein."
Der Reichsverkehrsminister ging dann auf die große Bedeutung der Wasserstraßen im befreiten und besetzten Gebiet ein, die von den Polen in geradezu unerhörtem Maße vernachlässigt wurden. Es sei ein großer Vorteil, daß nunmehr die Verwaltung des ganzen Weichselstromes von der Quelle bis zur Mündung in seiner Hand liege. Von großer Bedeutung seien der Bromberger Kanal, der eine wichtige Verbindung der Weichsel, Netze und Warthe mit dem Oderkanal schaffe, und der Adolf-Hitler-Kanal, der die Verbindung zur Donau ermögliche. Am Schluß der Unterredung betonte Dr. Dorpmüllrr, wie sehr es ihm darauf ankomme, die Versorgung der Zivilbevölkerung lm Ostgebiet durch die Eisenbahn sicherzustellen und zur Wiederbelebung der befrei- ten Gebiete nach Kräften beizutragen. Er habe die berechtigte Hoffnung, daß die gesamte Ernte, sowohl Rüben wie Kartoffeln und vor allem die Kohlenversorgung durch die Eisenbahn in vollem Umfange bewältigt wird.
Das Echo MMNs
Die große Moskauer Rede Mokotows ist in ihrer Wirkung auf die Welt am besten mit der Danziger Rede von Reichsaußenminister von Ribbentrop zu vergleichen. Auch die Ausführungen des sowjetrussischen Regierungschefs sind wie ein reinigendes Gewitter in die künstliche Dunstatmo- ssphäre der politischen Verdrehungen, Lügen und Illusionen hineingefahren, mit der die britische Propaganda das deutsch-russische Verhältnis vor der Welt zu verfälschen sucht. Auf einmal ist das wahre Bild der Zusammenarbeit zwischen Mittel- und Osteuropa wieder klar. Die Nationen serkennen, was in Wirklichkeit gespielt wird, und auch ihre Staatsmänner müssen zugeben, daß alle Hoffnungen auf ein Zerwürfnis zwischen Moskau und Berlin sinnlos sind. Diese beiden größten Nationen des europäischen Kontinents
haben ein für allemal ihre Stellung bezogen. Ihre Freundschaft besitzt sehr feste Grundlagen, bei deren Ausschachtung und Sicherung alle gebührende Vorsicht angewendet wurde. Auch Molotow hat dies bestätigt. Er hat das Programm einer russischen Realpolitik entworfen, das weit nach Osten und Westen ausgreift und auch Amerika und die Politik der Vereinigten Staaten nicht unberücksichtigt ließ. Damit wurden auch die westlichen Demokratien vor die Frage gestellt, ob sie zwischen der deutschen und der sowjetrussischen Außenpolitik noch Sprünge und Risse erkennen türmen, die Ansatzpunkte für eine Wühlarbeit darstellen. : das Echo der Molotow-Rede zeigt, wird diese Frage heule, so bitter es fällt, im allgemeinen mit Nein beantwortet. Der Block Moskau-Berlin ist damit als eine wirksame Realität anerkannt und zur Grundlage aller weiteren politischen Plan- nungen geworden.
Es war klar, daß in diesem Zusammenhang besonders die Ausführungen Molotows über die imperialistischen Kriegsziele der West Mächte und ihrer Anstrengungen „zur Vernichtung des Hitlerismus" größte Beachtung finden würden.
Molotow sagt nämlich: „Die herrschenden Kreise Englands und Frankreichs haben selbstverständlich andere, wirklichere Motive für den Krieg gegen Deutschland. Diese Motive gehören nicht in das Gebiet irgend einer Ideologie, sondern zur Sphäre ihrer höchst materiellen Interessen als gewaltige Kolonialmacht. Das britische Imperium, dessen Bevöü ing 47 Millionen ereicht, herrscht über Kolonien mit ein.. Bevölkerung von 480 Millionen Menschen. Das Kolonialreich Frankreich, dessen Bevölkerung 42 Millionen nicht übersteigt, umfaßt 70 Millionen Einwohner in den französischen Kolonien. Der Besitz dieser Kolonien, der die Möglichkeit gibt, Hunderte Millionen Menschen auszubeuten, ist die Grundlage der Weltherrschaft Englands und Frankreichs. Die Furcht vor deutschen Ansprüchen auf diese Kolonialbesitzungen ist der Beweggrund des gegenwärtigen Krieges Englands und Frankreichs gegen Deutschland, das infolge des Verfalls des Versailler Vertrages in letzter Zeit ernsthaft gestärkt wurde. Die Befürchtungen, diese Weltherrschaft zu verlieren diktieren den herrschenden Kreisen Englands und Frankreichs die Politik der Schiirung des Krieges gegen Deutschland. Der imperialistische Charakter dieses Krieges ist also für jeden offensichtlich, der die wahre Sachlage sehen will, der die Augen nicht vor den Tatsachen verschließt. Aus alledem ist ersichtlich, wer diesen Krieg braucht, der um der Weltherrschaft willen geführt wird."
Was Molotow mit eindeutiger Schärfe zu diesem Kernproblem des gegenwärtigen sinnlosen Krieges erklärte, unterscheidet sich in nichts von der Auffassung Berlins. Auch die Welt erkennt nun, daß der verlogenen demokratischen Kreuzzugsidee der westlichen Mächte in Deutschland und der Sowejtunion eine völlig andere nüchterne und klarblickende Staatsauffassung gegenübertritt, die einer anderen Gesinnung entspricht und die auch im Ton und in der unbeirrbaren Diktion die Reden Molotows und Ribbentrops grundsätzlich von jenen verlogenen Selbstgesprächen unterscheidet, mit denen der britische Ministerpräsident Chamber- lain allwöchentlich seine allzu geduldigen Zuhörer im Londoner Unterhaus langweilt.
Auch Molotow besitzt jene zwischen Diplomaten sonst ungewöhnliche Schärfe und Offenheit der Beweisführung, die alle Probleme auch den breiteren Schichten der angesprochenen Nationen und Völker erkenntlich macht. Dies zeigt vor allem das Echo in den baltischen und nordischenSt aalen, die voll in ihren Lebensrechten und in ihren nationalen Interessen geachtet werden. Aber auch die Presse der USA. ist sehr beeindruckt von dieser Gleichartigkeit der Beweisführung in Moskau und Berlin. Man hat jenseits des Atlantiks sehr wohl die Wavnung M-olotows und die Zurückweisung der amerikanischen Einmischung verstanden und man spürt bei den plutokratischen Beurteilern deutlich das Unbehagen, das durch die scharfe Absage an die Kriegsverdiener aller Schattierungen in Amerika ausgelöst worden ist.
Eine sehr bemerkenswerte Klärung hat die Molotow- Rede auch in der Türkei hervorgerufen. Die Erklärung des Schwarzen Meeres zur Gefahrenzone und die Wahrnehmung der Interessen aller befreundeten Nationen in diesem neuen Kampfgebiet der Zukunft ist in Ankara mit erklärlicher Sorge ausgenommen worden. Die sowjetrussische Aufrechnung klingt anders als die beschwörenden Hintertreppengespräche, die von Engländern und Franzosen in der türkischen Hauptstadt geführt wurden. Es ist jetzt unzweifelhaft geworden, daß Moskau Konspirationen irgend welcher Art, die in Südosteuropa gegen seine und Deursch- lands Politik gerichtet sind, nicht dulden wird. Das ist ein ernster Schlag gegen Englands Versuch, den Krieg mit Deutschland immer mehr auszuweiten und allmählich einen Weltkrieg zu entfesseln, der mit dem deutschen und sowjetrussischen Wunsch auf möglichste Begrenzung des Konfliktes in schroffem Widerspruch steht.
Schließlich sei noch die Stelle nachgetragen, an der Molotow die Politik Rußlands zusammenfaßt:
Die Sowjetunion zieht es vor, sich auch künftig die Hände freizuhalte». konsequent ihre Politik der Neutralität durchzu- führe« und nicht zur Entsachung des Krieges mitzuhelsen, sondern zur Stärkung der vorhandenen Bestrebungen und zur Wiederherstellung des Friedens Leizutragen. Wir sind gewiß, daß die Friedenspolitik, welche die UdSSR, unbeirrt durchführt, auch in Zukunft die besten Perspektiven hat. Diese Politik werden wir auch in der Zone des Schwarzen Meeres mit der Gewißheit durchführen, daß wir entsprechende Durchführung völlig sicherstellen werden, so wie es die Interessen der Sowjetunion und der ihr befreundeten Staaten erfordert."
kleine ttachrichten
Eröffnung der Weichselbrücke bei Eraudenz. Am Mitt- wow fand in Eraudenz die Eröffnung der neuerrichteten Behelfsstraßenbrücke über die Weichsel statt. Sie wurde von Pionieren im Laufe von drei Wochen betriebsfertig hergestellt und dem Verkehr übergeben. Sie hat einspurige Fahrbahn, trägt Lasten bis zu 16 Tonnen und ist annähernd 1100 Meter lang
Bewaffneter Passagierdampfer in Neuyork. Wie alle anderen kürzlich hier eingelaufenen britischen Passagierdampfer hat auch der am Mittwoch hier eingetroffene britische Dampfer „Slythia" Geschütze an Bord eingebaut, und zwar ein 15-Zentimeter-Eeschütz am Heck und 7,5-Zenti- meter-Flakgeschütze. An Bord befanden sich wiederum Staatsangehörige der USA. als Passagiere. Während eines Teiles der Ueberfahrt wurde der Dampfer von einem britischen Zerstörer begleitet.
Nicht Nachlassen
in der Bekämpfung der Obstbaumschädlinge Legt Klebgürtel an!
Der Krieg u«d die Wirtschaft -er Neutrale«
Der Krieg hat nicht nur den unmittelbar betroffenen) Staaten seinen Stempel aufgedrllckt, sondern auch die neutralen Länder müssen ihm, dank Englands Seeräubec- blockade, ihren Tribut zollen. In dein einen Lande ist die Kohle knapp oder der Treibstoff, im anderen fehlen Erze und sonstige Rohstoffe: hier sind es die Lebensmittel, dort Fertigwaren, von deren ungestörter Einfuhr der geregelte Ablauf der Wirtschaftstätigkeit abhängig ist. Dazu ist dis Ausfuhr, auf welche diese Länder durchweg auf Gedeih und Verderb angewiesen sind, in ihren Funktionen empfindlich gestört. Die Schiffahrt liegt zum großen Teil brach, die Fischerei ist auf ein Minimum zusammengeschrumpft — und als Folge von alledem nimmt die Arbeitslosigkeit rapide zu.
Alle Proteste und Vorstellungen der Neutralen fruchten nichts. England blockiert weiter, hält Schiffe an, bringt sie auf, durchsucht sie und hält sie oft wochenlang in den Kontrollhüfen fest. Trotzdem hat der englische Außenhandel nach den amtlichen Ziffern im September einen katastrophalen Rückgang erfahren. So fiel die englische Einfuhr von 81,10 Mill. Pfund im August auf 49,92 Mill. Pfund iin September. Bei der Ausfuhr belief sich der Rückgang auf 23,05 Mill. Pfund im September gegenüber 37,08 Mill. Pfund im August.
Ueber das Ausmaß der Kriegswirkungen auf die Wirtschaft der neutralen Länder liegen jetzt ebenfalls die ersten Statistiken vor. Sie beweisen, daß die vorstehenden Ausführungen keineswegs übertrieben sind, zumal die Statistiken erst den ersten Kriegsmonat umfassen, dis Lage sich aber im Laufe des Oktober fast durchweg weiter zu- gespitzt hat.
Beginnen wir mit dein Außenhandel. Holland weist für September 1939 eine Einfuhr von 106 Mill. Gulden aus. Demgegenüber hatte die Einfuhr im August 126 Mill. Gulden betragen und im September 1938 116 Mill. Gulden. Die Ausfuhr belief sich im September 1939 auf 66 Mill. Gulden im August und sogar 101 Mill. Gulden im September 1938. Das bedeutet, daß die holländische Einfuhr im ersten Kriegsmonat nur ein Sechstel, die Ausfuhr sogar um mehr als ein Viertel zurückgegangen ist. Für Belgien liegen diese statistischen Angaben nicht vor. Aber da die Lage Belgiens und Hollands in vielen Punkten gleicht, ist der Schluß erlaubt, daß Belgien einen ähnlichen Rückgang seines Außenhandels zu beklagen hat.
Als zweites Beispiel sei die Schweiz angeführt. Ihre Ein-' fuhr fiel im September auf 98 Mill. Franken, nachdem sie im August 149 Mill. Franken und im September 1938 143 Mill. Franken betragen hatte. Die Ausfuhr ging auf 55 Mill. Franken zurück, nach 119 Mill. Franken im August und 113 Mill. Franken im September 1938. Damit ist die ' Schweizer Einfuhr nach einem Monat Krieg um ein Drittel und die Ausfuhr sogar um rund die Hälfte gefunken.
Solche Verluste müssen die Wirtschaft der kleinen neutralen Länder natürlich auf das schwerste erschüttern. Ein Gradmesser dafür, wie diese Verluste sich nach innen auswirken und bis zum kleinen Mann im Bolk weitergegeben werden, ist die Entwicklung der Indexziffern für Großhandelspreise und Lebenshaltungskosten. Die Großhandelspreise sind durchweg um 10 v. H. gestiegen — außer in Belgien und Dänemark, wo die Steigerung fast 20 v. H. ausmacht. Die Lebenshaltungskosten pflegen einer Erhöhung der Großhandelspreise stets erst in einem! gewissen Abstande zu folgen. Daher sind die Steigerungen, die jedoch in allen Ländern gleicherweise zu beobachten sind/ noch geringer und übersteigen 2 v. H. nicht. Daß diese! Bewegung sich aber in verstärktem Maße fortsetzt, zeigt das! Beispiel Belgiens, wo die Lebenshaltung- im Oktober sich) bisher um weitere 6 v. H. verteuert hat.
So sieht Englands Blockade, von der neutralen Wirtschaft! besehen, aus. Sie kann dem Deutschen Reich dank der! gesicherten Wirtfchastsverhandlungen zu Rußland und zum! Südosten keinen ernstlichen Schaden zufügen. Aber in den- , neutralen Ländern mutz auch der kleinste und einfachste s Mann den kriegslüsternen Briten seinen Tribut zollen.
Vade«
Erlenbach (Baden), 2. Nov. (Rathaus im neuen Kleide.) Im neuen Kleide steht das Rathaus da. Durch die Verputzarbeit wurde ein Fachwerk freigelegt, das ver- mutlich aus dem 15. Jahrhundert stammt. Unter sachverständiger Betreuung ist das sehenswerte Fachwerkhaus ein» Zier für das schöne idyllisch gelegene Dorf.
Oeschekbronn, 2. Nov. (Unfall.) Der Tapezier Gottlob Langenstein aus Niefern war mit einem Enkelkind mit feinem Wagen, auf dem sich ein Möbelstück befand, unterwegs. In der Nähe der neuen Brücke fuhr ein Motorradler von hinten auf das Fuhrwerk auf. Das Fahrzeug wurde dabei in den Straßengraben geschleudert. Großvater und Enkelkind mußten in schwerverletztem Zustande ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Osterburken, 2. Nov. (Verunglückt.) Als der Maurermeister Julius Doth mit Mostabladen beschäftigt war» kam das Faß ins Rollen und zerquetschte dem Manne derart den Fuß, daß zwei Zehen abgedrückt wurden.
Ettenheim, 2. Nov. (In den Tod geradelt.) Der Radfahrer Schmiedemeister Joseph Billharz stieß auf der Straße Münchweier—Ettenheim—Münster mit einem Motorradfahrer zusammen. Villharz wurde zu Boden geworfen und erlitt einen tödlichen Schädelbruch.
Freiburg i. Vr., 2. Nov. (Vorschußschwindler.) Der 34jährige Artur Krieger aus Freiburg hatte sich wegen fortgesetzten Darlehens und Vorschußschwindeleien vor den Schranken des Gerichts zu verantworten. Er wurde wegen Rückfallsbetrug und Diebstahl im Rückfalle zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt.
Eberbach, 2. Nov. (In den Straßengraben gefahren.) Zwischen Schönbrunn und Allemühl war der 27jährige Herbert Laudenklos aus Oberschönbrunn mit feinem Bulldog-Fahrzeug die ungefähr zehn Meter hohe Böschung hinabgestürzt. Ein Bruch der Wirbelsäule führte den sofortigen Tod herbeui. Der Tote hinterläßt Frau und drei Kinder.
Tauberbischofsheim» 2. Nov. (94 Jahre alt.) Ein Altveteran von 1866 und 18'0 /I der Altschmiedemeister Richard Reinhard aus Konst-.;- eim begeht seinen 94. Geburtstag. Der Jubilar ist Barer von zehn Kindern, fünf) > Löhn en und fünf Töchtern.