8. Seite — Nr. 257
Raxvlder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Donnerstag, den 2. November 1938
Aus dem Weltkrieg nichts gelernt
Was England und Frankreich „gewannen" — Lehrreiche Bilanz der Verluste und Auswirkungen
NSK. Das großzügige Friedensangebot, das der Frontkämpfer Adolf Hitler nach der Niederschlagung Polens an die Westmächte gerichtet hatte, um der Welt die Opfer eines in seinen Folgen nicht auszudenkenden Krieges zwischen den großen Völkern Europas zu ersparen, ist statt auf Einsicht und Verständnis auf lleberheblichkeit, Unverstand und kurzsichtige Ablehnung gestoßen und hat bei den Negierungen Englands und Frankreichs kein Echo gefunden. Die Verblendung bei den Staatsmännern der westeuropäischen Demokratien war so groß, daß sie um des vergeblichen Versuches willen, das Rad der Geschichte rückwärts zu drehen, nicht davor zurückschreckten, wieder einmal grundlos die Blüte der Jugend ihrer Völker in den Tod auf dem Schlachtfeld zu schicken. j
Sollten die Lehren des Weltkrieges, der heute noch nicht einmal ein Menschenalter zurückliegt, wirklich bereits vergessen sein? Schlagen wir noch einmal das große Buch des Krieges von 1914 bis 1918 auf! Es hat noch nie geschadet, aus gemachten Erfahrungen zu lernen, und es hat wohl die Frage allgemeines Interesse, ob sich denn nun dieser Weltkrieg wirklich für die sogenannten Siegermächte gelohnt hat. Wie also war für die Westmächte die Bilanz des Weltkrieges?
Sieben Millionen Kämpfer sandte England einschließ- ^ lich seiner Dominions und Kolonien während des Weltkrieges an die Front. Nach eigenen Angaben der britischen Botschaft in Berlin büßten davon 1089 919 ^ 15,5 v. H. der Kämpfer ihr Leben ein, während 2 400 988 — 35 v. H. Soldaten verwundet wurden und weitere rund 200 000 in Gefangenschaft gerieten oder vermißt wurden. Weniger als die Hälfte der ausgezogenen jungen Männer kehrte also nur unbeschädigt in die Heimat zurück. ^
FrankreichsVerluste waren, wie es stets Lei englischen Verbündeten ist, naturgemäß noch weit höher: Von ! 9 000 000 Kämpfenden fielen 1900 000 — 21,1 v. H. und ! wurden 4 340 000 — 54 v. H. verwundet. Die Zahl der j französischen Kriegsgefangenen belief sich aus 458 000 — ^ 5 v. H. der Kämpfer. Die Eesamtverluste Frankreichs über- ' schreiten also drei Viertel der Heeresstärke im Weltkrieg, ! ein unerschütterlicher Beweis, wie sehr sich unser westlicher i Nachbar im Kriege verblutet hat. Dabei ist zu beachten, daß ! nach Schätzung von Sachverständigen rund 25 v. H. der Ver- ! ' wundsten aus Schwerverletzten bestehen, von denen min- j bestens ein Fünftel noch in Lazaretten seinen Verwundun- j gen erlag, so daß sich im Endergebnis die Ziffern der ? Toten Englands und Frankreichs noch entsprechend erhöhen. '
Für Frankreich kommen zu dieser Millionenzahl der un- ! mittelbaren Kriegsverluste hinzu die durch den Krieg her- ! beigesührten Schäden durch die Zerstörung der natürlichen Reichtümer des Landes, seiner Aecker, Wälder und Boden- ' schätze. Dabei sind nach eigenem Urteil französischer Gelehr- - ter alle diese Kriegsschäden noch nicht einmal das ! Schlimmste. Der französische Universitätsprofessor Easton ! Jeze von der Rechtsfakultät der Pariser Universität hat j in einer gründlichen Untersuchung über Frankreichs Kriegs- s aufgaben keinen Zweifel daran gelassen: „Die schwersten f Kriegsfolgen (für Frankreich) liegen auf dem sozialen und j moralischen Gebiet. Sie sind die indirekten Kriegsverluste. : Es kann versichert werden, daß diese sozialen und geistigen : Folgen des Weltkrieges viel unheilvoller sind als die finan- j ziellen Kosten, die materielle Zerstörung französischen Lan- s des und die verscherzten wirtschaftlichen Kriegsgewinne." j
Zu diesen sozialen und moralischen Kriegsfolgen rechnet j Professor Jeze das Aufwachen der brutalen und egoistischen j Urinstinkte in zahlreichen Kriegsteilnehmern und die Un- ! lust, wieder zu geregelter Arbeit zurllckzukehren, die Ver- ! armung weiter Schichten der Bevölkerung, die Ausbreitung ! der Unmoral und das Abgleiten ungefestigter Elemente vom ! geraden Wege, das Kriegsgewinnlertum und den durch s Kriegshetzer genährten Haß auf den Kriegsfeind. „Jeder ! Versuch", fährt der französische Wissenschaftler fort, „die ! indirekten Kriegsverluste, die Frankreich durch diese mensch- ! lichen Entartungserscheinungen erlitten hat, zahlenmäßig ! darzustellen, würde phantastische Ziffern ergeben. Aber die Tatsache bleibt nichtsdestoweniger bestehen! !
In blindem Siegestaumel bildete sich damals das französische Volk ein, daß die „Sieger" nicht mehr zu arbeiten brauchten. Der Wahn, daß der Deutsche „alles bezahlen" würde, verführte die Franzosen zur völligen Brachlegung
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62. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Sie wären Wohl noch lange so allein geblieben, wenn nicht Ulrikens Stimme aus dem Garten herübergeklungen hätte: „Magda, Magda!"
„Komm, Hans", mahnte die Gerufene, „ich Hab dich wieder, Hans, mein Hans!"
Jetzt gab Ulrike, die am Gartentor stand, dem Hans Bauer die Hand. Und im Gegensatz zu ihrer sonstigen Gewohnheit, sagte sie überhaupt nichts, drückte aber um so fester und länger die Rechte des vor stillem Glück Strahlenden.
„Herr Bauer", sagte sie aber doch, „mein Bruder läßt Sie bitten. Er will sich nämlich bald legen, er ist müd und möcht noch mit Ihnen reden!"
*
Der Adlerwirt ging dem Hans Bauer ein paar Schritte entgegen.
Hans Bauer wußte das zu schätzen!
„Herr Bauer!" und der Adlerwirt verzog ein wenig wehmütig seinen Mund, „Sie nehmen mir das Liebste, das heißt, ich muß es Ihnen wohl geben und, daß ich das jetzt kann, macht mir heute Freude: Sie krieg'n also meine Tochter und den ,Schwarzen Adler'! Ich bin überzeugt, daß beides in Ihrer Hand guk aufgehoben sein wird. Und wenn Sie auf die Jagd gehen wollen, ist auch dafür gesorgt. Denn ich komm wahrscheinlich doch nicht mehr dazu."
ihres Arvettslevens. Man feierte, man politisierte. Die Rentnerinstinkte des kleinen Mannes überschlugen sich. Selbst die Aecker blieben großenteils unbestellt, zumal die ländlichen Arbeitskräfte durch die großen Blutverluste des Krieges knapp und kaum zu bezahlen waren. Namentlich in Südsrankreich verödeten in der Nachkriegszeit ganze Dörfer, da die Bauern mit Sack und Pack in die Stadt zogen, wo sie ein leichteres Leben führen konnten. Bis dann eines Tages das fürchterliche Erwachen kam und man merken mußte, daß die deutschen Reparationsleistungen die ganze französische Industrie brotlos und kaputt gemacht hatten und daß die verlassenen Landstriche keine Ernten mehr gaben.
Und England, das ausgezogen war, um die ihm bedrohlich erscheinende Wirtschaftskraft des aufstrebenden Deutschlands zu vernichten, mußte seine wirtschaftliche Weltherrschaft nach dem Kriege mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Japan teilen, die es verstanden hatten, einen großen Teil des Welthandels an sich zu ziehen, während England durch andere Aufgaben beansprucht wurde. Darüber hinaus entstanden in zahlreichen überseeischen Staaten, die bis dahin von England beliefert worden waren, eigene Industrien, so daß den europäischen Exportländern auf diese Weise viele weitere Absatzmärkte verloren gingen.
' Die Ausschaltung Deutschlands als Kunde brachte auch die Währungen der Siegermächte in Unordnung. Die von Deutschland erpreßten Reparationszahlungen blieben nicht im Lande, sondern mußten als Rückzahlung auf die während des Weltkrieges von den Vereinigten Staaten aufgenommenen Anleihen und Kriegslieferungen weitergegeben werden. Trotzdem aber hatte auch die Bevölkerung Englands und Frankreichs durch hohe Steueropfer dazu beizutragen, daß die Kriegsausgaben der Entente — die nach Aufstellungen amerikanischer Staats- und Finanzstellen eine Höhe von 169 980 Milliarden Dollar (!) erreichten — gedeckt werden konnten; von einer Vermehrung des englischen oder französischen Volkseinkommens durch den Weltkrieg konnte also keine Rede sein.
Freilich teilten sich die Westmächte nach dem Versailler Diktat den Löwenanteil an den deutschen Kolonien. Aber auch dieses Gewinnes sind die — ohnehin bereits länderreichen — Sieger nicht froh geworden, konnten sie doch schon ihre bisherigen überseeischen Besitzungen nur zum Teil erschließen und auswerten. Nicht von ungefähr wurden in den letzten Jahren in England immer wieder Stimmen laut, die davon sprachen, daß die von Deutschland erbeuteten Kolonien für das britische Imperium ohne nennenswerten Nutzen seien.
Weder England noch Frankreich sind also trotz ihres „Sieges" gestärkt aus dem Weltkrieg hervorgegangen. Was also wollen sie in dem neuen, mit sehr viel ungünstigeren Vorzeichen von ihnen begonnenen Kriege gewinnen? Wer sich die ungeheuerliche Bilanz des Weltkrieges klar und nüchtern vor Augen hält, der weiß, daß die von den Regierungen der Westmächte getriebene Katastrophenpotitik für ihre Völker unheilvoll ausgehen muß. W- K.
Württemberger. die nach Westpreutzen aus- wariderten
nsg. Ein Aufsatz, den wir der Zeitschrift „Der Arbeitsmann" entnehmen, berichtet über die Auswanderung der Württemver- ger nach Westpreußen und über ihre Ansiedlung durch Friedrich den Großen. Als dem jungen, aufblühenden Preußenstaat bei der ersten Teilung Polens im Jahre 1772 der 36 000 Quadratkilometer große, vom Ritterorden urbar gemachte alte deutsche Siedlungsboden an der oberen Weichsel zugesprochen worden war, der nach der polnischen Herrschaft — wie Friedrich der Große selber sagte — einem „Stückchen Anarchie" glich, sah der preußische König seine größte Aufgabe darin, die neue Provinz mit arbeitsamen deutschen Bauern und fleißigen deutschen Handwerkern zu besiedeln. Er fand dafür keinen geeigneteren Volksstamm als seine „lieben Württemberger". Wer in den alten wllrttembergischen Kirchenbüchern blättert, findet bei vielen um die Mitte des 18. Jahrhunderts Geborenen etwas mißverständlich die Eintragung „Nach Polen weggezogen" als Angabe dafür, daß sie der Aufforderung Friedrichs des Großen Folge leisteten und nach Westpreutzen auswanderten. Und wer nach dem Weltkriege in das dem Reich geraubte westpreußische Gebiet kam, konnte in manchen einst rein deutschen Bauerndörfern trotz aller polnischen Unterdrückung noch die unverfälschte schwäbische Mundart hören, zum Zeichen besten, daß die württem- bergischen Bauern die in hundertjährigem Schweiß aus den ver-
Hans Bauer hatte den Eindruck, daß der alte Feldner doch noch immer seinen Stolz besaß, den ein Besitz verleiht, der gut verwaltet wird.
„Ich werde versuchen, mein bestes zu tun, Herr Feldner!" versprach er.
„Und noch etwas, Herr Bauer! Das mit den Weibergeschichten, Sie wissen schon ...!"
„Ich weiß schon."
Der Adlerwirt schien sich nun wohler zu fühlen.
„Herr Bauer", fuhr er fort, „oder ich darf doch hoffentlich Herr Hans sagen, oder auch das Herr weglassen... es ist alles schneller und überraschender gekommen, als man gemeint hat, und ein alter Mann gewöhnt sich nicht so schnell an das Neue... wenn du Lust hast, trinken wir noch ein Flascherl auf das Wohl des ,Schwarzen Adlers' und der ,Goldenen Birn', nicht wahr?"
Und Hans Bauer sagte nicht Nein. ^
Der Adlerwirt zeigte eine erneute Lebenskraft. Er hielt sich für seinen Teil, das heißt für die Familie, nicht an die Polizeistunde, der Rittmeister spielte ab und zu Klavier und es graute schon der Morgen, als der Hausherr befahl: „Kinder, aber jetzt ins Bett. Sonst kommt der Rückfall."
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-I-
Hans Bauer verließ den „Schwarzen Adler" durch die Gartentür. Der Tyras war zu den beiden herangesprungen und da er den Herrn Bauer schon von Sonnberg her kannte, so machte er lustige Sprünge und wälzte sich im tauigen Gras.
Am Ende der Allee und damit an der Grenze des Anwesens des „Schwarzen Adlers" nahmen Magda und Hans Bauer Abschied.
Ihre Augen leuchteten ein „Auf Wiedersehen!"
Und sein Mund sagte: „Magda!"
Und der ihre: „Hans, mein Hans!"
komenen polnischen Gütern vorbildliche Bauernhöfe geschaffen hatten, die Hoffnung auf die Heimkehr ins Reich nicht verloren hatten.
So leicht die Württemberger in West Preußen Wurzel schlugen, so schwer entschlossen sie sich, dorthin auszuwandern. Als Friedrich der Große im Jahre 1780 mit der Besiedlung begann, hatte er Mühe, sie auf Werbeblättern und in Zeitungen von den günstigen Bedingungen zu überzeugen, unter denen er sie ins Land rief. „Sie haben es wohl oft gelesen", so wird berichtet, „aber so recht gewagt hat es keiner, plötzlich ja zu sagen, sein Ränzel zu schnüren und mit Weib und Kind fortzuwandern. Aber da hat dann der Große Fritz einen Mann geschickt, der ihnen alles schwarz aus weiß gezeigt hat, was sie in Preußen für Vergünstigungen haben sollten. Dem glaubten sie und zogen nun, einer vom anderen überredet, in Scharen nach Preußen."
Wie die Auswanderung vor sich ging, zeigt uns eine Gruppe von zwanzig Bauern, die sich als eine der ersten im Sommer 1782 mit ihren Familien auf den Weg machten, nachdem sich einer von ihnen im Winter vorher in Westpreußen aufgehalten hatte, um einen geeigneten Siedlungsplatz ausfindig zu machen, den er bei Kulmsee gefunden hatten. Es waren Bauern im Alter von 28 bis 64 Jahren, die außer Pferd und Wagen auch fast alle noch über einige hundert Taler Bargeld verfügten. In ihrem Paß wurde ersucht, „diese Personen als ganz ohnverdächtig und ehrliche Leute aller Orten und Enden frey, sicher und ungehindert paß- und repassieren zu lassen". Das erste Ziel dieses Auswandererzuges, der im ganzen 83 Personen zählte, was Potsdam, die Residenz des preußischen Königs. Als er nach einem Monat dort ankam, stellte der Führer der Gruppe beim König für alle Bauern den Antrag, ihnen das von ihm ausgesuchte Gut nebst allem Zubehör zuzuweisen, „woselbst wir als fleißige und allergetreueste Untertanen durch den Ackerbau das Brot für uns und unsere Familien erwerben können". Einen Tag später besagte bereits eine Kabinettsorder des Königs, daß das Eeneraldirektorium „nach Erfordern und Umständen" für alles weitere sorgen würde.
Nach weiteren zwei Tagen verhandelten die Auswanderer schon in Berlin. Einen Vorschlag, „daß, weil die Gestellung des Vorspanns dem Lande zur Last falle, sie zu Master nach Westpreußen transportiert werden sollen", lehnten sie ab. 2a, sie hatten gegen die Seefahrt eine solche Abneigung, daß sie entschlossen waren, gleich wieder umzukehren, wenn ihnen nicht mit Vorspannpferden ausgeholfen werden sollte. Eigenwillig und starrköpfig suchten sie sich durchzusetzen und dem zuständigen Etatsminister von Gaudi ihre Wünsche zu diktieren. „Wenn nur Sr. Königliche Majestät es nicht ungnädig nehmen möchten", schrieb der Beamte des Direktoriums, der das Protokoll aufnahm, an den Minister, „so wäre wohl an diesen widerspenstigen Leuten nichts verloren." Sie blieben jedoch bei ihrem Willen, so daß der Minister seine Entscheidung, die Auswanderer zu Schiff nach Marienwerder zu schicken, zurücknehmen und ihnen Vorspannpferde stellen mußte. Sie wurden alsdann davon unterrichtet, daß der Marienwerder Kammer ihre Ankunft gemeldet sei, und daß sie sich mit ihr wegen des in Erbpacht verlangten Gutes einigen sollten, und verließen Berlin. Dem mühsamen, über 600 Kilometer langen Weg von Württemberg nach Berlin folgte nun die letzte, noch 400 Kilometer lange Strecke nach der neuen Heimat. Da es nicht anging, „Sr. Königlichen Majestät getreue Untertanen — wie es in der Verordnung hieß — mit einem so übermäßigen Vorspann von 36 Pferden zu belasten",
' mußten sie sich in zwei Gruppen teilen, die auf getrennten Wegen weiterfahren sollten. Die eine Gruppe fuhr über Schwedt, Pqritz, Arnswalde und Tuchel, und die andere über Küstrin, Carzig und Marienwalde.
Nach ungefähr einem Monat trafen sie in Marienwerder wieder zusammen, von wo sie südwärts in die Umgebung von Kulmsee zogen, wo sie nun säen und ernten wollten. Was machte es ihnen, daß die Regierung sie darauf hinwies, daß ihr Vermögen nicht ausreichen würde, um die Höfe zu erwerben und über die ersten schweren Jahre hinwegzukommen! Mit der gleichen Zielsicherheit, mit der sie sich auf die Auswanderung begeben hatten, gingen sie daran, in Westpreußen seßhaft zu werden.
Ein leichtes Leben war ihnen in den ersten Jahrzehnten in der neuen Heimat nicht beschicken. Aber sie saßen auf fruchtbarerer Scholle als daheim in den wllrttembergischen Flußtälern, so daß der Segen der Arbeit nicht ausbleiben konnte. Friedrich der Große hatte der neuen Provinz seines gefestigten Staates keinen besseren Dienst erweisen können, als die arbeitseifrigen Württemberger mit der Besiedlung zu beauftragen, deren Urenkel in den weiträumig angelegten reichen Bauerndörfern auch auf ihren Höfen aushielten, als die Polen sie in der Nachkriezs- ^ zeit durch die undenkbarsten Machenschaften vor ihrer Scholle verjagen wollten.
Das ist das End vom Lied!
Nun war die Weihenacht herangekomrnen.
Im „Schwarzen Adler" hatte man unter dem Tannen- banm gestanden und auch gesungen: der Adlerwirt mit seiner Tochter und seinem Schwiegersohn, mit Ulrike und dem Herrn v. Braun.
Und da waren noch einige Gäste da: der Pächter zur „Goldenen Birn" mit seiner jungen Frau und der Herr Zopp, dem Frau Maria zur Seite saß.
Aus Mentone war eine Depesche von Dr. Schubert ein- getrosfen; er berichtete interessante Hvhlenfunde und wünschte allen recht frohe Festtage und ein gutes kommendes Jahr.
Das Festmahl war eine Leistung Magdas.
Ulrike hatte diesmal nichts angeordnet, nicht beraten und nicht mitgeholfcn. „Kind, mach dich selbständig, ich stehe dir nicht immer an der Seite!"
Und trotzdem aß der Adlerwirt wenig; wie er so 6a saß, eine Decke um sich gehüllt und den Stock neben sich, dachte er an einen, der hier fehlte: an Ferdinand.
Von dem man seit den unglücklichen Julitagen keine Sterbenssilbe mehr erfahren hatte.
Und auch Magda schien diesen Gedanken nachzuhängen.
„Woran denkst du, Magda?"
Der junge Adlerwirt, der Hans -Bauer, fragte so. °
Wie hatte der sich in dem halben Jahr verändert; nur äußerlich natürlich. Er war ein eleganter Herr geworden in musterhafter Kleidung.
Und wie hatte er damals in Sonnberg neben seinem Ziegenstall ausgesehen.
Die Sonnberger Ziegen fraßen nnr noch ihr Gnadenbrot. Jetzt waren genug Kühe da, die den Platz brauchten. ^ .(Schluß folgt.)