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Nr. 249

vienslag, äen 24. Oktober 1939

113. Jahrgang

Lettland verstärkt Hanäel mit Veutschlanä

Munters über die veränderte Lage in Osteuropa

Riga, 23. Okt. Twr lettische Außenminister Munters kam auf einer Tagung sämtlicher Wirtschäftskenner Lettlands auf die internationale Lage zu sprechen. Er wies darauf hin, daß der Krieg auch die neutralen Staaten immer stärker in Mitleiden­schaft ziehe. Lettlands außenpolitische Lage habe sich grund­legend verändert. Polen sei als Faktor ausgeschieden. Nur noch zwei Großmächte, Deutschland und die Sowjetunion, bestimmen die Lage Osteuropas. Dabei habe sich das gegenseitige Verhältnis dieser Großmächte grundlegend im Sinne einer freundschaftlichen Zusammenarbeit verändert. Wie aus der letzten Nede des deut­schen Reichskanzlers hervorgegairgen sei, habe Deutschland in den baltischen Staaten nur noch wirtschaftliche Interessen, das be­deute, daß die politischen Interessen Deutschlands an der nord­östlichen Grenze des Reiches aufhörten. Dann behandelte der Außenminister den lettisch,sowjetrussischen Beistandspakt. Dieser Vertrag sei etwas völlig Neues. Denn er sei ein Vertrag zwi­schen zwei Staaten von ganz verschiedenen Kräfteverhältnissen und verschiedener ideologischer Struktur. Die Verhandlungen hätten gezeigt, daß der Sowjetunion die Sicherbeit der ihr be­nachbarten Baltenstaaten nicht gleichgültig sei,

Der Krieg, so fuhr Munters fort, sei für alle schwer und un­barmherzig. Er werde nicht nur mit der Waffe, sondern auch auf Wirtschaftlichem Gebiet geführt. Durch das Vannwarenverzeich- nis der kriegführenden Mächte seien auch die Neutralen schwer betroffen. Die größte Bedeutung im lettischen Außenhandel hät­ten Deutschland und die Sowjetunion. Deutschland sei von jeher der Versorger Lettlands auf verschiedenen Gebieten, darunter dem der Maschinen, Chemikalien und anderes gewesen, und von der Sowjetunion erhalte Lettland verschiedene Roh­stoffe und besonders wichtige Rohstoffe, so Petroleum und Ben­zin. Dem Handel Lettlands mit diesen beiden Großmächten müsse größte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Wenn es Lettland ge­linge, mit diesen beiden Großmächten erfolgreich Handel zu trei­ben und von ihnen Waren zu erhalten, die Lettland braucht, so könne man hofsen, die schweren Zeiten zu überwinden.

Liebeswerben um die Gunst Italiens

Italienische Presse warnt vor den Machenschaften der Westmächte

Rom, 23. Okt. Am Vorabend der Danziger Rede des Reichs­außenministers von Ribbentrop gilt das Interesse der italienischen Presse hauptsächlich den politischen Vorgängen in den verschiedenen Hauptstädten, aus denen sich die Blätter aus­führlich berichten lassen. An erster Stelle werden dabei die Ber­liner Stimmen über die italienische Haltung verzeichnet, wobei das deutsche Verständnis für die Politik des faschistischen Italiens

Amsterdam, 23. Okt. Wie aus Südafrika gemeldet wird, wer­den dort im ganzen Lande täglich Versammlungen abgehalten, in denen die Politik der Regierung Smuts einer scharfen Kritik unterzogen wird. Ins­besondere wird die Tatsache, daß Südafrika vor den britischen Kriegswagen gespannt worden sei, aufs schärfste gegeißelt. Und immer stärker wird der Wunsch zum Ausdruck gebracht, alle Bindungen mit England zu zerbreche» und eine freie eigene Republik zu schaffen.

So berichtet die ZeitungDie Bürger", daß vor etwa 2500 Angehörigen des Wahlkreises Rustenburg Mister Strydon, Par­lamentsabgeordneter für Waterberg, in einer Ansprache gesagt habe: Die Verwirklichung unserer afrikanischen Republik komme immer näher und näher, General Smuts habe durch sein Auf­treten in jüngster Zeit einen gewaltigen Stoß in der Richtung zur Verwirklichung dieses Ideals gegeben. Er, der Redner, hoffe, daß auch General Smuts noch solange leben werde, um die Flagge des freien und unabhängigen Südafrikanischen Frei­staates über diesem Lande zu sehen, denn dies würde zweifel­los die schwerste und die gerechteste Strafe für ihn sein. S. Vekker, Abgeordneter für Wodeholse, erklärte unter anderem in einer Versammlung in de Aar, Südafrika will den Krieg nicht, denn ganz Polen sei keinen Tropfen afrikanischen Blutes wert. In derselben Versammlung erklärte Pieter Theron, Par­lamentsabgeordneter für Hoptown, die Afrikander würden bald wieder an die Macht kommen, denn sie seien jetzt nach ihrer Einigung stärker denn je. Sobald das erfolgt sei, müsse der Posten des britischen Eeneralgouverneurs abgeschafft werden und auch die britischen Seestreitkräfte, die in Simonstad (Simon- stown) liegen, müßten verschwinden.

Sofortiger ehrenvoller Frieden mit Deutschland!*

Wie aus Pretoria gemeldet wird, ist für den 26. bis 28. dieses Monats ein Kongreß der transvaal'schen Nationalen Partei angesetzt, der sich u. a. mit folgenden Forderungen befas­sen wird:

1. Strengste Neutralität der Südafrikanischen Union, strikte Nichteinmischung in europäische Kriege;

lebhafte Zustimmung findet. Daß dagegen Frankreichs und Eng­lands nur allzu durchsichtiges Liebeswerben um die Gunst Italiens anbelangt, so werden Artikel des Temps" und Aeutzerungen gewisser englischer Blätter wie im Observer" mit scharfer Ironie kritisiert. In Paris sehe man wie der dortige Vertreter desMessaggero" erklärt wohl den Splitter im Auge des anderen, wolle aber den Balken im eigenen Auge nicht sehen; denn während man Deutschland immer noch den Versuch andichtet, Frankreich von England trennen zu wollen, übersehe man geflissentlich, daß das französische Ziel auf nichts anderes abziele, als Deutschland der russischen und italie­nischen Freundschaft zu berauben. Diesem Zweck würden die Auslassungen der Agentur Havas gelten, wonach Rußland den Abschluß des englisch-französisch-türkischen Paktes nur proforma verurteile und vor allem freie Hand behalten wolle, sowie ein anonymer Artikel desTemps", dessen Verfasser sich bemühe, jede ideologische Verwandtschaft zwischen dem Faschismus und dem Nationalsozialismus abzustreiten und zu beweisen, daß Deutsch­land durch sein Abkommen mit Rußland die Bindungen mit Italien moralisch zerrissen habe.

Libarr wird russischer Flottenstützpunkt

Drei Sowjetkriegsschiffe eingelaufen

Riga, 23. Okt. Am Sonntag trafen in Libau, wie das halb­amtliche lettische BlattRits" meldet, drei sowjetrussische Kriegsschiffe ein. Es handelt sich um den PanzerkreuzerKirow" und zwei Zerstörer. Beim Einlaufen in den Libauer Hafen schossen die sowjetrussischen Kriegsschiffe Salut, der vom lettischen KriegsschiffVirsaitis", das sich zur Zeit im Libauer Hafen befindet, beantwortet wurde. Bekanntlich ist Libau auf Grund des sowjetrussisch-lettischen Beistandspaktes als Flottenstützpunkt kür die sowjetrussische Flotte ausersehe» worden.

Der Wehrmachtsbericht

Neue Neutralitätsoerletzring Belgiens durch ein britisches Flugzeug

Berlin. 23. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

An der Westfront außer Artillerie- und Spähtrupptätig- keit keine Kampfhandlungen.

Am 21. 1v., um 12.45 Uhr, flog ein dreimotoriges briti­sches Flugzeug, von Osten kommend, über den Bahnhof Konzen (25 Kilometer südöstlich Aachen) und über die in unmittelbarer Nähe befindliche belgische Grenze nach Westen zurück.

2. Einspruch gegen das Vorgehen des Generals Smuts. durch das Südafrika in den Krieg gezerrt wurde r;

3. Protest gegen die Regierung des Generals Smuts, allge­meine Wahlen abzuhalten;

4. Sofortiger ehrenvoller Frieden mit Deutschland und Lösung der südwestafrikanischen Frage.

«Große Erpressung*

Hongkonger Chinesen verweigern dtt Finanzierung des englischen Krieges

Schwanghai, 23. Okt. Die entrüstete Ablehnung, mit der die chinesische Bevölkerung von Hongkong die von den britischen Be­hörden eingeführte Einkommensteuer ausgenommen hat, findet in derSouth-China Morningpost" beredten Ausdruck. Unter der eindeutigen UeberschriftGroße Erpressung" schreibt das Blatt, nur wenn es ans Steuerzahlen gehe, sei der Hongkonger Chinese englischer Staatsbürger, dessen Vorrechte er jedoch nicht genieße, wenn es gälte, höhere Posten in der Regierung von Hongkong zu besetzen. Im übrigen könne man den in Hongkong lebenden Chinesen nicht verwehren, wenn ihnen die Not ihres eigenen Vaterlandes näher liege als ein europäischer Krieg, von dem sie sich nicht bedroht fühlten. Wenn die englische Regierung der Auffassung sei, daß Hongkong als ewige Zitrone ausgepreßt werden könne, so bliebe der chinesischen Bevölkerung nichts ande­res übrig, als sich durch Kapitalflucht der Besteuerung zu ent­ziehe».

Don A bis Z erfunden und erlogen

News Chronicle" fälschte Führerbesprechunge« «tt Sven Hedin zu durchsichtigem Zweck

Berlin, 23. Okt. Die Londoner ZeitungNews Chronicle" bringt eine Darstellung der kürzlich stattgefundenen privaten Unterredung zwischen dem Führer und Sven Hedin, die von A bis Z erfunden und erlogen ist. Der Zweck dieser neuen Fäl­schung ist leicht ersichtlich. Es soll abermals mit allen Mitteln versucht werden, zwischen Deutschland und Rußland wenn irgend möglich Mißtrauen zu säen.

Irorstslildaten befehle«

Kompanieführer des Weltkrieges, Feldherren gegen Pole«

NSK. Als das Oberkommando der Wehrmacht unter der UeberschriftDer Feldzug in Polen ist beendet" in lapida­ren Sätzen der ganzen Erde Kunde gab von dem wahrhaft beispiellosen Sieg über einen Gegner, der sich noch weniger als einen Monat zuvor gebrüstet hatte, er würde die

deutsche Armee zu Paaren treiben-da wurde für die

große Öffentlichkeit zum ersten Male der Schleier gelüftet, der dis Führer dieses Feldzugs vor den Augen der Welt verbarg. Wir fanden Namen wieder, die seit langem in aller Munde waren, und lasen andere, die außerhalb ihres engsten Mitarbeiterkreises noch Wochen zuvor nahezu unbekannt waren.

Ein Merkmal aber zeichnet sie so gut wie ausnahmslos aus: sie sind Frontkämpfer des Großen Krieges und haben damals, in den Jahren 14141918, bestenfalls Kompanien oder Batterien geführt, um dann vielfach in Eeneralstabsstellungen abkommandiert zu wer­den, wie ja dieser Wechsel zwischen Truppe und Stab für Len modernen deutschen Offizier charakteristisch war und geblieben ist. Und die meisten dieser Männer haben dann in der Zeit nach Versailles in unermüdlicher, stiller Auf­bauarbeit Geist und Tradition der Front in die Reichs­wehr hinübergerettet, auf der dann seit 1933 und besonders von 1935 ab weitergebaut wurde und die nationalsozia­listische, die beste Wehrmacht erstand, die das Reich jemals besaß und deren Taten nun unvergänglich in die Tafeln der Geschichte eingegraben worden find. ,

Der Führer der Heeresgruppe Nord

Zwei Heeresgruppe traten am 1. September 1939 aus deutscher Seite an, Nord mit den Armeen Kluge und Küchler unter Generaloberst von Bock und seinem General­stabschef von Salmuth. Fedor v. Bock erlebte den Kriegsausbruch 1914 als Hauptmann, der u. a. im Osten an den schweren Kämpfen in den Waldkarpaten 1916 teil­nahm, im gleichen Jahre zum Major befördert wurde und 1918 den Pour le merite erhielt. Generalleutnant v. Sal - muth rückte von 25 Jahren als Oberleutnant und Batail­lonsadjutant ins Feld, wurde 1916 Hauptmann und war am Ende des Weltkriegs im Eeneralftab des Oberbefehls­habers Ost tätig.

Die Armee, die von Pommern aus den Korridor durch­stieß und in raschem Angriff die Weichsel erreichte und überschritt, befehligte General der Artillerie von Kluge; zu Beginn des Großen Krieges unter Beförderung zum Hauptmann in den Eeneralftab versetzt, wurde er 1918 bei den Kämpfen im Abschnitt von Verdun verwundet 20 Jahre später wurde der damalige Hauptmann zum Ober­befehlshaber der Heeresgruppe VI in Hannover ernannt. Chef der in Ostpreußen aufgestellten Armee, die nach Süd­wester: und Süden vorging und dem starken polnischen Geg­ner wuchtige Schläge versetzte, war der Kommandierende General des I. Armeekorps Georg v. Küchler,'der als Oberleutnant in den Weltkrieg eintrat und während seiner Dauer in verschiedenen Stellungen Verwendung fand.

Zn der Heeresgruppe Süd

Die Heeresgruppe Süd unterstand Generaloberst v. Runstedt mit Eeneralstabschef v. Manstein und umfaßte die Armeen List, v. Reichenau und Blaskowitz. Ihr Chef Gerd v. Runstedt war beim Kriegsausbruch 1914 Kompaniechef im Infanterieregiment 171 in Colmar im Elsaß, beim Ende des Krieges Major im Eeneralftab und sein jetziger Chef des Eeneralstabes, der Generalleutnant v. Manstein, zog damals als Oberleutnant im 3. Garde­regiment zu Fuß aus, wurde im Juli 1915 Hauptmann und tat zuletzt als Eeneralstabschef der 213. Infanteriedivision Dienst.

Eeneralstabsoffizier, und zwar Hauptmann, war von 19141918 der heutige Generaloberst List, während der nach dem Siege in Polen zum Generalobersten beförderte General der Infanterie Blaskowitz seit 1912 in den badischen Infanterieregimenten 170 in Offenburg und 111 in Rastatt stand und von hier aus an die Front kam; Gene­ral der Artillerie ».Reichenau hat noch Jahre nach Kriegsende die Maschinengewehrkompanie eines Reichs­wehrinfanterieregiments geführt und wurde erst 1923 Major.

Keitek: 1914 Artillerieoberleutnant

Ganz ähnlich der heutige Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generaloberst Wilhelm Keitel, der am 1. Aug-

1914 noch Artillerieoberleutnant war; als Batterieführer, ging er ins Feld und war bis 1923 Chef der 7. Batterie des Artillerieregiments 6 mit dem Standort Wolfenbüttel.

Göring und seine Generale

Daß Eeneralfeldmarschall Hermann Gbring als Leutnant an die Front rückte, von 1915 ab Flieger war und im Sommer 1918 die Führung des Jagdgeschwaders Richthofen übernahm, ist allgemein bekannt, ebenso, daß er von 1933 an die beste und stärkste Luftflotte aller Mächte aufbaute. Wenige aber werden wißen, daß der heutige Ee­neralstabschef der Luftwaffe, Generalmajor Ieschonne!,

1915 als 16jähriger Kriegsfreiwilliger des Jnfanterieregi-,

Me Bindungen mit England zerbrochen"

Schärfste Afrikander-Kritik an der Regierung Smuts