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Ragolder Tagblatt „Der Gesellschafter-
Samstag, de« 21. Oktober 19SS
gebracht, dah ich ein gänzliches Abstoppen des Nachwuchses für einzelne Berufe im Hinblick auf die zukünftigen Aufgaben für unerwünscht halte. Letzten Endes hat jeder Beruf seine lebenswichtige Aufgabe.
Dis Durchführung der Nachwuchslenkung erfolgt nach wie vor ohne Zwang. Eine Verpflichtung zum Eingreifen vorgeschriebener Berufe halte ich nicht für richtig; man mutz immer bedenken, "dah es sich bei der Wahl eines Berufes nicht um eine vorübergehende Arbeitstätigkeit handelt, sondern um eine Entscheidung für das ganze Leben. Ausgangspunkt ist in jedem Falle vie persönliche Eignung.
Eltern und Jugendliche müssen sich jedoch darüber klar sein, datz die Jugendlichen nur da beruflich ausgebildet werden können, wo sie auch in der Zukunft benötigt werden. Um die Jugendlichen und ihre Eltern über die besonderen Verhältnisse und den Bedarf der einzelnen Berufe zu unterrichten, führen die Arbeitsämter zusammen mit den Einheiten der HI. und des BdM. sowie mit der Schule die Berufsaufklärung durch. Für besonders wertvoll halte ich dabei die Aufklärungsarbeit, die die HI. auf ihren Heimabenden leistet. In dieser freudig gewährleisteten Gemeinschaftsarbeit von Partei und Staat liegt die Gewähr für den Erfolg!"
Besuch i« einem Kralumer Kricgslazarell
tkrsere Verwundete« in bester Obhut. — Vom polnischen Schmutz blieb nichts übrig. — Lob der Schwestern und
Aerzte.
(Von dem nach Krakau entsandten NSK.-Sonderberichterstatter)
NSK. Ein Fiaker bringt uns in das ehemalige polnische Militärspital am Rande der Stadt. Holpernd geht unsere Fahrt jetzt im Schritt über das Kopfsteinpflaster dieser Straßen, vorbei an Gruppen bärtiger, dreckiger Kaftanjuden, an polnischen Flüchtlingen, meist Frauen und Kindern, die mit unendlicher Mühe ihren letzten armseligen Hausrat buckeln. Polnische Soldaten, eine Wolldecke und einen Brotlaib unter dem Arm, warten in Kolonnen daraus, abtransportiert zu werden. Hin und wieder schauen wir an Kreuzungen auf einen Bretterpfeil mit der Aufschrift: Kriegslazarett.
2» einer knappen halben Stunde sind wir da. Es ist das Kriegslazarett Nr. T. Der Zufall will es, datz vorwiegend ostmärkische Aerzte und Rotkreuzschwestern, die hier die Betreuung der Verwundeten übernommen haben, in einem Gebäudekomplex eingezogen sind, den die k. und k. Armee lange vor dem Weltkrieg hatte erbauen lasten. So ist das ganze Lazarettgrundstück stark veraltet. Die polnische Wirtschaft hat inzwischen keine Hand gerührt, die einzelnen Häuser modern oder zeitgemätz freundlich umzugestalten. Im Gegenteil!
Polnischer Schmutz, deutsche Ordnung
In einem dieser Lazaretthäuser befindet sich der Stab des Kriegslazaretts. Der leitende Arzt erzählt uns die Geschichte dieses Hauses, seitdem es wieder unter deutscher Leitung steht. Anfang September hatten die Polen das ganze Lazarett fluchtartig geräumt. Ihre Flucht erfolgte so schlagartig, datz die deutschen Aerzte und Rotekreuzschwestern bei ihrem Einzug geradezu grauenhafte Zustände hier vorfanden. Sämtliche Räume der Häuser waren total verwanzt. Was die Stadt Krakau in dieser Beziehung anbelangt, hatte man damit allerdings von vornherein gerechnet. Wanzen? Darüber spricht man hierorts erst gar nicht mehr. Aber datz es nötig war, neben einer gründlichen Desinfektion aus allen Zimmern, Ecken und Nischen den Dreck kärrenweise auscuräumen, das hatten sich unsere Aerzte und Schwestern aber doch nicht gedacht. Tage- und nächtelang wurde gefegt und geschrubbt, um zunächst einmal die notwendigsten Räumlichkeiten in aller Eile sauber Hinzukriegen.
„In der Küche", so erklärt uns der diensthabende Sanitätsoberfeldwebel, „kamen uns gleich einige Zentner Fleisch vor Maden entgegengekrochen, das die Polen bei ihrer überstürzten Flucht liegenlietzen." Heute stehen sechs große, blitzsaubere Kochkessel in der Küche aufgestellt. Köche bereiten hier das Essen für 6000 Mann, das gleichzeitig von hier aus für die übrigen Lazarette der Stadt gekocht wird. In den riesigen Behältern brodelt und dampft eine kräftige Erbsensuppe.
Die Helferinnen und Schwestern vom Deutschen Roten Kreuz haben ein wahres Wunderwerk hier geschaffen. Ohne an Schlaf und Essen zu denken, war zunächst ihre einzige Sorge, so schnell wie möglich den Schmutz auszukehren, die Zimmer zu desinfizieren, sie zu schrubben, die Betten sauber und frisch zu überziehen.
Waffen unterm Mantel
Eine Geschichte von Heinz Stegurveit
„Anfang Oktober war es. Warschau zeigte weiße Tücher", erzählte Thomas, „wollte ein Heerhauf gefangen sein, mehr als 100 000 Mann. Ilm Mitternacht mußten die ersten kommen. Der Wind schnob eisig. Wir standen im schlämm, hinter uns Scheinwerfer. Mit grellen Garben strichen sie ins Revier. Zuweilen flatterte etwas auf, vielleicht eine Eule, im Hellen Strahl entwischte der Spuk wie eine Motte. Kein Schuß zu hören, nicht das sachteste Knurren entfernter Kanonaden; uns war ruhig zu Sinn, nur die Beine froren, das tat der östliche Herbst. Nun gut!
Einen Anmarsch in getrennten polnischen Kolonnen hatten wir vereinbart: Da kam die erste, hundert Kerle vielleicht, ach, Milchbärte zumeist, wie wir bemerkten. Die Waffen waren schon abgenommen, ein Sperrkomando vor uns besorgte derlei Arbeit mit rascher Umsicht. Sonst schienen die fremden Soldaten gesund, zum erstenmal hatten sie wieder ein Süppchen löffeln dürfen, und die deutschen Roll- kücherf verstünden was, meinte ein Leutnant der Polen.
Unsere Aufgabe: Noch einmal alle abtasten, zur letzten Sicherheit befühlen, sogar, wo es notwendig schien, in ihre Taschen greifen, das hatten wir bei den Gefangene zu tun. Niemand durfte noch Hartes tragen, nicht Messer oder Stock, geschweige ein Stück Patrone.
In sieben getrennten Strömen wurde der Befehl vollzogen, doppelt und dreifach, muß man wissen; dann sollten die Polen verladen werden zur Abreise ins Lager irgendwo.
Seltsam: Da die fremden Männer an uns vorüberklapperten, die einen alt wie Tanten, die andern jugendlich, als wären sie Lehrlinge eines frommen Handwerks, kaum aber Rekruten des Krieges, schien unser Sinn etwas gewandelt. Schade, daß man euch verhetzte! Dachten wir. Bedauerlich, wie ihr zum Aderlaß mußtet für eine Sippschaft, die euch nicht weniger verriet als die Friedlichen der Welt.
Da — es kam plötzlich — stockte der Trupp, es gab einen LLrm in der Nacht. Waffen gefunden? Ihrer vier Soldaten mußten seitwärts gesondert heraus, man hatte ihre filzigen Mäntel beklopft und also an harte Dinge gerührt. Die Ertappten schienen jung, sehr jung. Daß sie klares
l Dann kamen eines Tages die Verwundeten an. Die Fälle 1 von Schwerverletzten waren erstaunlich gering. Das ersieht man ! schon daraus, datz in den letzten drei Tagen rund 2000 Verwundete hier eintrafen, untergebracht, verpflegt und verbunden ! wurden und heute schon wieder — bis auf einige wenige Schwerverletzte — auf dem Wege in die Heimat sind. Der uns begleitende Arzt erzählt, während wir von Haus zu Haus gehen, datz der Einsatz der deutschen Luftwaffe auch beim Transport der Verwundeten hervorragend gewesen sei.
„In vielen Fällen sind Schwerverwundete von der Front i m Flugzeug hierhergebracht worden, so datz dank schnellen ärztlichen Einsatzes den Verwundeten wirksamer geholfen werden konnte. Fliegen Maschinen unserer Luftwaffe leer in die Heimat, so nehmen sie gleichfalls Verwundete mit."
Die Stimmung unserer Verwundeten, auch der schwerer Verwundeten, ist männlich und eindrucksvoll. Alle sind einander würdig: die Verwundeten, die ihr Leid so standhaft ertragen, die Aerzte und Schwestern, die sich in der Betreuung aufopfern.
Das Lob der Verwundeten über das Deutsche Rote Kreuz und die ärztliche Betreuung ist groß. Mit großer Hochachtung sprechen sie von den Aerzten und Schwestern, denen nie ein Wunsch der Verwundeten zuviel ist, die immer da sind am Tage und in der Nacht. „Die besten Spezialürzte hat man uns zu ge teilt", erklärt einer. „Auf allen Stationen sind Fachärzte! In den Ohren-, Augen- und Kieferabteilungen sowie in allen anderen!"
Bei diesem Vertrauen unserer verwundeten Soldaten zu ihren Aerzten und Schwestern geht die Genesung sicherlich schneller voran. Datz sie in guten sachgemäßen Händen sind, davon haben wir «ns bei unserem Rundgang durch das Kriegslazarett von Krakau heute überzeugt.
Kriegs-Winterhilfswerk 1939/40
Steht die Front in Blut und Eisen,
Stehn die Wälle fest wie Erz,
Wird sich ihrer würdig weisen Nun das echte, deutsche Herz.
Tragen jene Tod und Wunde,
Die ihr liebt, um die ihr bangt,
Denkt, wie wenig euch die Stunde Treuer Hilfe abverlangt!
Drum: -er Kriegesnot zu wehren Ist kein Opfer groß genug.
Jeder zählt zu unseren Heeren,
Auch, wer nie die Waffen trug!
is-Kilometer-Zone für die nachbarliche LöschhUfe
Zur Durchführung des Reichsgesetzes über das Feuerlöschwesen hatte der Reichsinnenminister kürzlich bestimmt, datz alle größeren und Großstädte, wie mit Namensangabe gemeldet, eine Feuerschutzpolizei einrichten müssen. Jetzt hat der Minister durch eine weitere Durchführungsverordnung über das Verhalten bei Brandfällen und durch einige Erlaffe die Maßnahmen zur einheitlichen Neuausrichtung des Feuerschutzes im Reichsgebiet festgesetzt. Er stellt fest, datz die Feuerschutzpolizei nunmehr als weitere Sparte der Ordnungspolizei neben die Schutzpolizei des Reiches, die Gendarmerie und die Schutzpolizei der Gemeinden tritt. Die bisherigen Berufsfeuerweheren der in der erwähnten Verordnung aufgeführten Gemeinden sind Feuerschutzpolizei geworden, während die Berufsfeuerwehren der nicht aufgeführten Gemeinden als Stamm in die bestehende oder neu aufzustellende Freiwillige Feuerwehr der Gemeinden zu überführen sind.
Besonders bedeutsam ist die Vereinheitlichung und Verbesserung des Prinzips der nachbarlichen Löschhilfe. Wahrend bisher in den einzelnen Reichsteilen ein verschieden großer Kreis als Hilssbereich vorgesehen war — in Preußen z. B. ein Umkreis von 7,5 Kilometer —, wird nunmehr einheitlich bestimmt, datz die Feuerschutzpolizei, die Freiwilligen Feuerwehren und die Pflichtfeuerwehren von Nachbargemeinden sich gegenseitig auf 15 Kilometer von der Grenze des Eemeindebezirks mit Mannschaften und Gerät unentgeltlich Hilfe zu leisten haben. Sodann wird vorgeschrieben, datz jeder, der den Ausbruch eines Schadenfeuers bemerkt, das er nicht sofort selbst zu löschen vermag, verpflichtet ist unverzüglich der nächsten Feuermeldestelle oder der Polizei davon Mitteilung zu machen hat.
Die Eigentümer und Besitzer von Zugtieren und Fahrzeugen — auch von Motorfahrzeugen — müssen diese auf Anforderung des Ortspolizeiverwalters oder dessen Beauftragten für Feuer- löschwecke zur Verfügung stellen, und zwar die Fahrzeuge in
-rieui,cr> reoeren, war ein Spaß von ganz besonderer Art, obwohl schon manche in unserer Sprache gegrüßt, mit unseren Worten sich verständigt hatten.
Immer noch standen die vier Ertappten abseits. Die Gesichter schienen knochig und bleich, so hart fiel der Scheinwerfer hinein. Stimme unseres Hauptmanns: „Was habt ihr da?" Und „Heraus mit der Sprache!" Endlich das Kommando: „Mäntel ausziehen —!"
Die jungen Prisonniers, so nannten wir alten Landser sie zuweilen, zitterten scheu. Jeder knöpfte sich auf, und die Angesichter, die blassen, froren noch ärger. Vis einer die Lippe wagte: „Wir — sind — Volksdeutsche, Herr!"
Wer glaubte es? Donnernde Frage: „Habt ihr noch Waffen?" Dann „Hände hoch!"
Sie parierten zuckend aufs Wort. Beteuerten nochmals, jetzt im vierstimmigen Verein, nicht mehr als dies: „Wir sind — Volksdeutsche!" Was half es. Hier waren die Ausreden so billig wie Läuse. Uns aber schwoll wieder der Unwille: Hatten die Jungens listige Absichten gehabt?
Der Unteroffizier, der rasch untersuchte, förderte etwas ans Scheinwerferlicht, freilich nicht Messer noch Schießprügel, obzwar harte Gegenstände: Eine Violine beim ersten. Hm! Eine Mundharmonika beim andern. O je! Eine Blockflöte beim dritten. Schau an! Eine kleine Klampfe beim letzten. Gütiger Himmel!
Der Hauptmann lachte. Es war sein Recht. Und alle machten's ebenso. Neuer Befehl: „Hände runter. Habt ihr keine Papiere? Hm. Dann spielt eins, Kerls!"
Die Siebzehnjährigen, sie deuchten uns kaum reifer, atmeten auf, es schien, als wiche alle Bläffe und Bange von den Wangen. In den Augen nistete ein heimlich Erlösen. Der längste von den Bursche zählte: „Zwei — drei — vier..."
Und unterm polnischen Oktobernachthimmel war's beim Abmarschieren des befreiten Quartetts zu hören: Ade zur guten Nacht, jetzt wird erst Schluß gemacht, weil ich mutz scheiden —"
„Kreuzdunnerkiel!" murrte der Unteroffizer. — „Allmächtiger Vater!" rief der Hauptmann und blickte hinterdrein: Sicher, klar doch, aber natürlich, Volksdeutsche, was denn anders als Volksdeutsche. „Rasch, holt sie zurück, die bleiben bei uns —!"
fahrbereitem Zustande. Reichen in Einzelfällen die nachbarlichen Löschkräste der 15-Kilometer-Zone nicht aus, so sind die Landesbehörden ermächtigt, den weitergehenden Einsatz nachbarlicher Löschkräfte ihrer Bereiche zu ordnen. Um die nachbarliche Löschhilfe erforderlichenfalls wirkungsvoller und schneller einsatzfähig zu machen — z. B. bei langen Trockenperioden in der Nähe brandgefährdeter Wälder —, kann die Aufsichtsbehörde von Fall zu Fall einen Bereitschaftsdienst anordnen.
Erster Sonntag in der Heimat
Zeitbild von Maria Kern-Gaderer
Früh am Morgen war Thomas leise aufgestanden, damit ja niemand wach wurde. Den Abend vorher schon hatte er sich auf diesen Morgen gefreut. Es war der zweite nach der Heimkehr in sein Dorf und der erste, den er von Herzen genießen wollte.
Mit tiefer Freude sah er, wie schön der herbstliche Garten war im Frühsvnnenlicht. Am Spalier hingen noch die späten Aepfel, die er so besonders liebte. Aus grüngelben und rotbraunem Laub leuchteten Schneebeeren und Hagebutten. In einem Winkel glühte üppig und purpurn das Pfaffenhütchen. Und über allem Ruhe und friedliche Stille. So liebte er seinen Eeburtstaasmoraen. Diesmal war es ein doppeltes Geschenk, denn genau so gur hatte ihn das Schicksal noch eine Zeit länger draußen behalten können. Auch jetzt wich nicht das Fronterleben der letzten Wochen aus seinen Gedanken.
Noch weiter hätte er gesonnen, wenn jetzt nicht Leben ins Haus gekommen wäre. Jedes suchte ihn, gab ihm lachend Wünsche für Glück und gesundes Leben. Alle umsorgten ihn, das Geburtstagskind. Alles ging heute nach seinen Wünschen. So war es Brauch. Er lachte und nützte scherzend sein Recht weidlich aus. Sogar zur alten Christine in die Küche durfte er gehen und das Gericht zusammenstellen. Er wollte, ach so viele, gute Sachen. Da flüsterte ihm leise die Christine ein Wort, daß er verdutzt innehielt. Dann aber ging ein leuchtendes Verstehen über sein Gesicht, und freundlich drückte er der Alten die Hand. „Klar, daran wird festgehalten. Auch heute!" ,
Als mittags die Gäste kamen, freudvoll und erwartungsfroh — im Hause des Thomas Jlk war, rühmlichst bekannt, gut essen —, saß eine muntere Gesellschaft um den geschmückten Tisch. Die Christine brachte drei Schüsseln; alle gleich groß und alle gefüllt mit demselben Gericht.
Luise, Thomas Frau, lächelte fein und tat dabei das Essen auf die Teller auf. Da sprach unvermittelt die Vase, die mit ihren Ansichten nie hinterm Berg blieb. „Thomas, bist du's wirklich noch, du alter Schlemmer? Du scheinst sparsam geworden zu sein! Wo bleibt die Suppe, der übliche Hühnerbraten, der Nachtisch? Du sprachst einmal anders, lieber Vetter! Erinnerst du dich?"
In das verblüffte Schweigen der Tafelrunde tickte nur die Uhr. Dann, nach einigem Schweigen sprach endlich Thomas: „Ich weiß sehr gut, was du sagen willst, ebensogut, was ich einmal gesagt habe. Das war auch an einem Sonntag vor einem Jahr, wenn auch kein Geburtstag. Da hätten wir auch so ein einfaches Gericht haben sollen, und ich widersetzte mich und behauptete, es sei doch wirklich nicht so gemeint und deshalb auch nicht notwendig, daß man am Eintopfsonntag auch tatsächlich einen Eintopf esse. Hauptsache sei letzten Endes doch, daß man Geld gebe. Heute könnte ich nicht so gedankenlos handeln!
Stellt euch vor: Durchdrungen von dem einen Gedanken, nur zu siegen, hatten wir unter Einsatz aller Kraft eine Stellung erobert, eine Ortschaft erkämpft, an unserer Spitze der Kommandierende mit seinem Stabe. Da kommt endlich eine wohlverdiente Ruhepause. Es heißt: Essen fassen! Alle ohne Unterschied essen ein und dasselbe Gericht, und allen schmeckt es. Dann, als wir die neue Stellung besetzen, kommen sie heraus aus den Wäldern und Kellern, ihren gerte Gestalten, Volksgenossen, gehetzt vom Gesindel, das Schlupfwinkeln von Tagen und Wochen: elende, verhun- vor keiner Schandtat zurllckschreckte.
Ihr hättet sehen müssen, wie diese Aermsten sich buchstäblich auf das ihnen gereichte Essen stürzten! Sie erzählten, wie sie seit Wochen lebten, von nichts anderem, als Rüben und Wurzeln, wo sie sie eben fanden. Ihr hättet sehen sollen, wie grenzenlos ihr Erstaunen und ihre Dankbarkeit war, als dann die NSV. kam und ihnen die nötigsten Lebensmittel aab.
„Das war es, was ich erzählen wollte", nickte Thomas. Er schien heiter darum.
Lachen am Biwackfeuer
Anekdoten aus Kriegszeiten Die Säufer
Friedrich der Große besichtigte einmal, wie er das so gerne tat, unerwartet das Dragoner-Regiment bei Pasewalk. Und zwar in aller Herrgottsfrühe. Die noch schlaftrunkenen Leute waren natürlich bei ihren Exerzitien nicht exakt genug, und der König pfiff den Oberst von Schwerin recht ungnädig an: „Scher Er sich mit seinen Leuten schnellstens aus meinen Augen und zum Teufel! Die Kerls sind ja allesamt betrunken!"
Bald darauf brach der schlesische Krieg aus, und Oberst von Schwerin machte mit seinem Regiment die berühmte Attacke von Hohenfriedberg. Als die Dragoner mit ihren erbeuteten Fahnen und Geschützen an Friedrich vorbeimarschierten, rief einer: „Was sagt Er nun zu seinen Säufern?"
Statt aller Antwort entblößte der große König und Feldherr sein Haupt und verharrte so, bis der letzte Mann vorüber war.
Die Krankheit
Bei Napoleon ließ sich einmal kurz vor einer Schlacht ein General mit einer Krankheit entschuldigen. Er erhielt folgende Antwort: „Der Kaiser kennt im Kriege nur eine Krankheit, und das ist der Tod!"
Das eiserne Kreuz
Es war während des Krieges 1870/71. Kaiser Wilhelm besuchte die Lazarette in Versailles. Auf seinem Rundgang kam er auch an ein Bett, in dem ein Mann lag, der sich in mehreren Kämpfen ausgezeichnet hatte und sich schließlich auf Vorposten einen bösen Rheumatismus holte. Der Monarch unterhielt sich lange mit dem Kranken, und im Verlauf des Gesprächs meinte dieser: „Um solche Strapazen aushalten zu können, mutz man wirklich ein eisernes Kreuz haben."
„Das Kreuz sollst du haben", tröstete der König freundlich — und am anderen Morgen hatte der Mann mit dem eisernen Kreuz tatsächlich das Eiserne Kreuz.
„Was, du bist in München gewesen und hast kein Bier im Hofbräuhaus getrunken? Das ist ja dasselbe, als wenn du in Neapel gewesen und nicht gestorben wärst!"