er Gefellfckakter
Bezugspreise: In der Stadt und durch Boten monatlich RM. 1.SV, durch die Post monatlich RM. 1.40 einschließlich 18 Pfg. Beförderungsgebühr und zuzüglich 36 Pfg. Zustellgebühr. Preis der Einzelnummer 1V Pfg. Bei höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Zurückzahlung des Bezugspreises
Amtsblatt
des MeetteS Lattv für Aasold und Umgebung
Nagoläer ^agblatt / Segrünäel 1827
Fernsorecher Nagold 42S / Anschrift. „Der Gesellschafter" Nagold, Marktstraße 14, Postfach öS Drahtanschrift: „Gesellschafter" Nagold / Postscheckkonto: Stuttgart 5113 / Bankkonto Eewerbebank Nagold 8S6 / Girokonto: Kreissparkasse Calw Hauptzweigstelle Nagold 9b / Gerichtsstand Nagold
Anzeigenpreis«: Die I spaltige mm-Zeile oder deren Raum 6 Pfg., Familien-, Vereins- und amtliche Anzeigen sowie Stellengesuche 5 Pfg.. Text 24 Pfg. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an vorgeschriebener Stelle kann keine Gewähr übernommen werden. Anzeigen-Annahmeschluß ist vormittags 7 Uhr.
Nr. 245
Donnerstag, äen 19. Oktober 1939
113. Jahrgang
Die Lt-Noothelden ßu Verrlin
Empfang beim Führer — Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes für Kapitänleutnant Prien
Triumphzug durch die Reichshauptstadt
Berkin, 18. Okt. Von einer begeisterten Menschenmenge stürmisch gefeiert, traf am Mittwoch vormittag die heldenmütige Besatzung des siegreichen deutschen U-Bootes von Scapa Flow mit ihrem Kommandanten, Kapitänleutnant Prien, an der Spitze, auf dem Flughafen Tempelhof ein, um dann unter dem Jubel der Berliner Bevölkerung, die sich zu ungezählten Tausenden auf den Anfahrtstraßen bis zum Hotel Kaiserhof eingefunden hatte, ihren Einzug in die Reichshauptstadt zu halten.
Zum Empfang der tapferen Besatzung, die auf Einladung des Führers und Obersten Befehlshabers der Wehrmacht nach Berlin oekommen ist, war der Chef des U-Voots-Amtes im Oberkommando der Kriegsmarine, Kapitän zur See Siemens, mit seinem Stab auf dem mit den Fahnen des Reiches geschmückten Flughafen erschienen, ferner zahlreiche andere hohe Offiziere der Kriegsmarine, des Heeres und der Luftwaffe sowie eine Abordnung der Kameradschaft der U-Voot-Fahrer in Berlin. Erst nach einiger Zeit war es möglich, das Rollfeld von der begeistert andrängenden Menge zu räumen und Platz zu schaffen, so daß die Mannschaft in Linie zu drei Gliedern zur offiziellen Meldung Aufstellung nehmen konnte. Kapitän zur See Siemens hieß die tapferen Männer namens des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine und aller Soldaten der Marine im Standort Berlin herzlich willkommen. „Wir sind froh und tief bewegt", so sagte er u. a., „Sie für einige Stunden unter uns zu wißen und Ihnen sowie Ihrem hervorragenden Kommandanten Auge in Auge gegenüberzustehen. Mit ihrer mutigen Tat, die von einem so unerhörten Erfolg gekrönt wurde, haben Sie nicht nur die ganze Welt in Erstaunen gesetzt, sondern auch denen, die es traf, einen heillosen Schrecken und einen gewaltigen Respekt eingeflößt. Sie haben damit die unvergeßlichen U-Boot-Taten des Weltkrieges um ein neues Ruhmesblatt vermehrt und den Namen Ihres U-Bootes und Ihren eigenen Namen in die Geschichte des Seekrieges eingeschrieben. Sie haben erneut bewiesen, daß bei der Erringung soldatischer Waffenerfolge nicht die Zahl und die Größe militärischer Ausrüstung ausschlaggebend ist, sondern der unbeugsame Wille zur Tat." Dann schritt Kapitän Siemens die Front ab und begrüßte jeden Einzelnen durch Handschlag. Spontan brachte die versammelte Menge ein dreifaches Sieg-Heil auf die heldenmütige Besatzung aus.
Anschließend ging es in langer Wagenkolonne, unter dem stürmischen Jubel der den Flugplatz und die Anfahrtstratzen dicht umlagernden Berliner Bevölkerung zum Hotel „Kaiserhos". Es war ein Empfang, wie sich ihn die mutige Besatzung nicht schöner und herrlicher hätte denken können, ein Empfang, der sich zu einem wahren Triumphzug gestaltete. Im Hotel empfing die über und über mit Blumen geschmückten U-Voot-Helden ein BdM.-Mädchen und überreichte dem Kommandanten einen schlichten Herbstblumenstrauß. Auch hier wurden die Matrosen mit ihren Offizieren herzlichst begrüßt.
Inzwischen hat die Mannschaft vor dem Hotel im Marschverband Aufstellung genommen. Nun kennt die Begeisterung der Berliner keine Grenzen mehr. Obwohl eine starke Hundertschaft der Polizei zur Absperrung aufmarschiert war, reicht ihre Kraft nicht aus, um sich dem Ansturm der Begeisterten entgegenzustemmen. Ihre Kette wird durchbrochen und im Nu sind die Matrosen von der jubelnden Menschenmenge umringt. Nur langsam gewinnt die Polizei wieder Boden und verschafft den angetretenen Matrosen Platz. Die scharfen Kommandos gehen beinahe unter in den Heil-Rufen, als sich die U-Boot-Vesatzung, an ihrer Spitze der Kapitänleutnant, in Marsch setzt, um nach der Reichskanzlei zu marschieren. Langsam öffnet sich das große Portal zur Neuen Reichskanzlei und unter dem Jubel der Zurückgebliebenen marschiert die tapfere ll-Boot-Vesatzung in den Ehrenhof ein, wo sie nachher vom Führer empfangen wird,
Empfang beim Führer
Berlin, 18. Okt. Der Führer empfing mittags in seinem Arbeitszimmer in der Neuen Reichskanzlei im Beisein des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine, Großadmiral Dr. h. c. Raeder, den Kommandanten Kapitänleutnant Prien und die Besatzung des erfolgreichen U-Bootes, das mitten in der Bucht von Scapa Flow den Schlachtkreuzer „Repulse" und das Schlachtschiff „Royal Oak" torpediert hat.
Kapitänleutnant Prien meldete dem Führer die angetretene Besatzung des U-Bootes zur Stelle. Der Führer begrüßte jeden einzelnen der Offiziere und Männer der Besatzung durch Handschlag.
In einer Ansprache brachte der Führer sodann seinen und de» Dank der ganzen deutschen Nation für diese Tat zum Ausdruck. Er erinnerte daran, daß die Männer, die heute vor ihm ständen, diese einzigartige Leistung auf jenem Platz vollbrachten, auf dem einst die deutsche Flotte durch eine schwache Regierung ausgeliefert wurde in der trügerischen Hoffnung, sie vielleicht zurückerhalten zu können, und auf dem dann ein deutscher Admiral diese Flotte vor der letzten Schande bewahrt und gerettet habe. Die große und kühne Tat der Männer, die er glücklich sei, heute persönlich begrüßen zu können, habe das ganze deutsche Volk in seinem unerschütterlichen Vertrauen auf den Sieg nur noch bestärkt.
Der Führer gab in bewegten Worten seinem und des ganzen
deutschen Volkes Stolz auf die Männer der deutschen U-Boot- wafse Ausdruck. Was sie geleistet hätten, sei die stolzeste Tot, die überhaupt ein deutsches Unterseeboot unternehmen und vollbringen konnte. Sie habe nicht nur ganz Deutschland auf das tiefste bewegt, sondern ihr Ruhm sei in die ganze Welt hinausgegangen.
Der Führer überreichte dem Kommandanten, Kapitänleutnant Prien, als höchste A u s z e i ch n u n g, die es für einen deutschen Soldaten geben kann, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Diese Auszeichnung ehrt zugleich auch die ganze Besatzung.
Kapitänleutnant Prien erstattete sodann dem Führer ausführlichen Bericht über seine Erlebnisse in der Bucht von Scapa Flow. Anschließend waren der Kommandant und die Besatzung des U-Bootes Gäste des Führers beim Mittagessen in seiner Wohnung.
Abends weilten die U-Boot-Helden im Berliner Wintergarten und waren hier Gegenstand besonderer Ehrung. Auch Reichsminister Dr. Goebbels weilte zeitweilig im Wintergarten unter ihnen.
Fliegerbomben su, Scapa
«Aron Duke", Jellicoes Flaggschiff, von deutschen Bomben getroffen
Amsterdam, 18 Okt. Das Bild der niederländischen Presse wird durch die Meldungen, iO ^ den deutschen Luitangriff auf Scapa F!'o w beherrscht. Die Zeitungen bringen zum Teil die Nachricht über die ganze erste Seite in Balkenüberschriften und heben besonders hervor, daß im britischen Oberhaus die „Beschädigung" der „Iran Duke" zugegeben werden mußte. Weiter wird festgestellt, daß die gesamte Ostküste Schottlands und Englands sich am Dienstag im Alarmzustand befunden habe. In ähnlich großer Aufmachung wird verzeichnet, daß die „Royal Oak" in der Bucht von Scapa Flow durch ein deutsches U-Boot versenkt worden sei. Der „Telegraaf" schreibt hierzu, daß das Eindringen in die Bucht von Scapa Flow eine ganz besondere Leistung sei, werde nicht nur durch die Auszeich
nung zum Ausdruck gebracht, die die Besatzungsangehörigen erhielten, sondern sie würde bewiesen durch die Erklärung, die Lord Chatfield im Oberhaus gemacht habe. Der Minister habe mitgeteilt, es sei unbegreiflich, wie es dem deutschen U-Boot gelungen sei, den Derteidigungsmitteln dieses Hafens zu trotzen. Erhübe das Eindringen des U-Bootes als einen bemerkenswerten Beweis von großer Tüchtigkeit des deutschen ll-Boot--Komman- danten gekenzeichnet. Dasselbe Blatt erinnert daran, daß die „Iran Duke" als ehemaliges Flaggschiff Admiral Jellicoes eine besonders hohe Tradition innerhalb der britischen Marine verkörpere.
Heeresbericht vom Mittwoch
Erfolgreiche Taten durch die deutsche Luftwaffe — Englische Kriegsschiffe in Scapa Flow Lombardiert und zehn feiud- liche Flugzeuge abgeschossen — Zahlreiche Gefangene im
Westen
Berlin, 18. Okt. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Zwischen Mosel und Pfälzer Wald, gaben die französischen Truppen im Laufe des 17. Oktober weiter^ auf deutschem Boden liegende Geländepunkte entlang der Grenze auf, die von unseren nachstotzenden Truppen besetzt wurden. Zahlreiche Gefangene find eingebracht.
Die deutsche Luftwaffe fttzte am Dienstag ihre Operationen gegen die Kriegshäfen an der englischen Ost- liiste fort. In der Bucht von Scapa Flow wurde nach den bisher vorliegenden Meldungen anher anderen Kriegsschiffen ein älteres englisches Schlachtschiff von Bomben schweren und mittleren Kalibers getroffen. Während eines Luftkampses wurde ein englisches Jagdflugzeug von deutschen Flugzeugen abgeschosfen. Ein deutsches Kampfflugzeug wurde durch englische Flakartillerie zum Absturz gebracht.
Am 18. und 17. Oktober hat der Gegner zehn Flugzeuge verloren, und zwar: über deutschem Hoheitsgebiet durch Flakartillerie fünf Flngezuge, davon ein englisches, durch Jagdflieger je ein französisches und ein englisches und im Luftkampf über englischem Hoheitsgebiet drei englische Flugzeuge.
-»Karrte Schlage gegen England
Unter dem Eindruck der deutschen U-Boot- und Flugzeug-Erfolge
Amsterdam, 18. Okt. In ihren Artikeln gibt die niederländische Presse den starken Eindruck wieder, der durch die wiederholten deutschen Angriffe auf britische Flottenstützpunkte und Marineeinheiten in Holland hervorg»rufen wurde. Der „Standaard" schreibt u. a., in letzter Zeit hätten die Deutschen begonnen, harte Schläge gegen England zu richten. Die Angriffe der U-Boote und der Luftwaffe auf die britische Flotte hätten nun den Briten gezeigt, daß der Krieg keineswegs ein Kinderspiel ist. Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" schreibt: Es habe den Anschein, als ob Deutschland durch diese Kampfhandlungen noch einmal deutlich zu erkennen geben wolle, daß die Antwort Da- ladiers und Chamberlains eine Ablehnung der Vorschläge Adolf Hitlers bedeutet hätten und daß sie mit Nachdruck die Warnung des Führers, es gebe keine Inseln mehr, zu verwirklichen wünschen.
Madrid, 18. Okt. Die letzten Waffenerfolge machten in Spanien nachhaltigen Eindruck. Das Zurückgehen der Franzosen und der Luftangriff auf die Schiffe in Firth of Forch werden von den Zeitungen mit großen Schlagzeilen bekanntgegeben. „2n- formaciones" sagt, sowohl in der Luft wie auf dem Master habe Deutschland klar seine lleberlegenheit bewiesen. Verluste wie die bisherigen seien für die britische Kriegsmarine wie auch ftir die Handelsschiffahrt Englands auf die Dauer untragbar. Der Angriff auf den Firth of Forth habe gezeigt, daß die englische Flotte gegen Luftangriffe keinesfalls ausreichend geschützt sei. Damit sei auch Großbritanniens Ruf als „Herrin der Weltmeere" entschwunden. Die Churchill-Clique habe sich in einem gewaltigen Irrtum befunden, als sie zum Krieg trieb, als ob sich seit 1914 nichts geändert hätte. Das zeige auch die scharfe Reaktion der neutralen Staaten gegen die britische Blockade.
Rom, 18. Okt. Der deutsche Luftangriff auf den Firth of Forth, wo nicht weniger als drei englische Kriegsschiffe von deutschen Bomben getroffen wurden, findet in der italienischen Presse starke Beachtung. Das Vorgehe» der deutschen Luftgeschwader sei, wie der Londoner Vertreter des „Mestaggero" unterstreicht, um so kühner, als es am Hellen Tag erfolgte und erneut die nunmehr auch in England klar erkannte Schlagkraft der deutschen Krisgs- slugzeuge beweise. Allerstärksten Eindruck hat auch die Torpedierung der „Repulse" ausgelöst. Auch bei dieser Gelegenheit habe die britische Admiralität, wie „Mestaggero" betont, offenbar versucht, die schweren Verluste der Marine wenigstens teilweise zu verheimlichen. Dies sei nur ein neuer Beweis für die auf der Lüge basierende Taktik, wie sie bereits bei der Versenkung des zweiten britischen Flugezugträgers angewandt worden sei. Deshalb erscheine auch die Behauptung von der verminderten Schlag
kraft ver englischen Kriegsmarine und vor allem von der gebrochenen Vorherrschaft in den nördlichen Meeren durchaus berechtigt. Dies sei der Krieg, der Krieg, den England gewollt habe. Das Risiko, das die britische Marine in diesem Augenblick bedrohe, sei das Risiko der gesamten englische« Politik, in die durch das Vorgehen dieser Politik das gesamte britische Imperium ohineingeftürzt worden sei.
Tokio, 18. Okt. Die ersten Sonderausgaben der japanischen Presse nach dem Feiertag veröffentlichen Großberichte über die deutschen U-Boots- und Luftangriffe auf die britische Flotte, die den stärksten Eindruck Hinterlasten haben. Man betont, daß die erfolgreichen Luftangriffe der deutschen Luftwaffe auf englische Kriegsschiffe bewiesen hätten, daß der „Nimbus der unbe, stegbaren britischen Flotte" zerstört sei.
Unerschrocken und kaltblütig
beim Flugzeugangriff auf den Firth of Forth
Amsterdam, 18. Okt. Bemerkenswerte Einzelheiten laßt sich der Amsterdamer „Telegraaf" zu dem deutschen Flugzeugangriff auf den Firth of Forth aus London berichten: Es müsse festgestellt werden, daß die deutschen Bombenflugzeuge von de« Engländern nicht von der englischen Küste hätten ferngehalte« werden können. Die Deutschen hätten große Unerschrockenheit an den Tag gelegt. Das beweise der Mut eines deutsche« Piloten, der es gewagt habe» auf dem englischen Festlande zu landen, sei» Flugzeug zu repariere» »nd dann wieder aufzusteigen. Er habe damit ein Maß von Kaltblütigkeit gezeigt, das auch den sportlich veranlagten Engländern Anerkennung abzwingen müsse. Zu dem Fliegerangriff stelle man weiter in London fest, daß die Deutschen sich bei ihrem Angriff aus- s ch l i e ß l i ch militärischen Zielen zugewandt hätten.
Churchill vor dem Unterhaus
Die Torpedierung der „Repulse" «och immer unterschlag«,
London, 18. Okt. Im Unterhaus gab Mariueminister Lh » r - chill eine Erklärung über die Versenkung der „Royal Oak" ab, in der es u. a. heißt: Das Schlachtschiff „Royal Oak" wurde am 14. Oktober etwa 1.30 Uhr von einem deutschen U-Boot i« Scapa Flow vor Anker versenkt. Man kann nur mutmaßen, wie es dem U-Boot gelang, die Verteidigungskette zu durchbrechen. Wenn wir bedenken, daß dieser Ankerplatz im ganzen letzte» Krieg als immun galt gegen solche Angriffe wegen der Hindernisse.