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Nr. 233

Donnerstag, äen 5. Oktober 1939

113. Jahrgang

Morgen 12 Ahr Reichstagsfitz ung

Berlin, 4. Okt. Der Deutsche Reichstag tritt am Freitag, den 6. Oktober, 12 Uhr mittags zur Entgegennahme einer Er­klärung der Reichsregierung zusammen.

Hochspannung in Paris

Brüssel, S. Okt. Zn Paris entwickelt sich mehr und mehr eine Atmosphäre politischer Hochspannung. Eine lebhafte Dis­kussion hat in allen politischen Kreisen eingesetzt über die ge­genwärtige Lage. Bemerkenswert ist dabei, datz immer weitere Kreise dafür eintreten, die Friedenschancen ernsthaft zu prü­fen. Nur die bekannt chauvenistischen Kreise, wie z. B. um einen de Kerillis, sind für eine Fortsetzung des sinnlosen Kampfes. DerJour" stellt fest:Der Start zu den diplomatischen Ren­nen hat begonnen". Schließlich ist noch festzustellen, datz die Spannung, mit der die Reichstagssitzung erwartet wird, nutzer- ordentlich grotz ist.

Heute morgen trat im Elysee unter dem Vorsitz des Staats­präsidenten Lebrun ein Ministerrat zusammen. Ministerpräsi­dent Daladier gab den Ministern einen Bericht über die Er­gebnisse der langwierigen Besprechungen, die in den letzten Ta­gen zwischen Paris und London stattgefunden haben und eine gemeinsame Stellungnahme zu der deutsch-russischen Friedens­erklärung zum Ziele hatten. Als zweiter Punkt stehen die ge­planten neuen Maßnahmen gegen die ehemals kommunistischen Abgeordneten auf der Tagesordnung. Ministerpräsident Dala­dier hat im Einvernehmen mit dem Innenministerium einen diesbezüglichen Plan ausgearbeitet. Das Schreiben der ehemali­gen kommunistischen Abgeordneten an Herriot, und beson­ders die darin erhobene Forderung, die sowjetrusfischen Frre- densvorschläge ohne jede Voreingenommenheit durch das Par­lament prüfen zu lassen, werden in Regierungskreisen als ein Akt des Einvernehmens mit dem Feinde" ausgelegt. Nach wie vor steht zur Debatte, eine kurze Kammersitzung einzuberufen, aus deren Tagesordnung als einziger Punkt die Anerkennung der ehemals kommunistischen Mandate stehen würde.

»Wehe denen, die den Frieden wollen!-

Sie werden in Frankreich bestraft

Paris, 4. Okt. Die außerordentliche Schärfe, mit der man in Frankreich jede freie Meinungsäußerung unterdrückt, erhellt hinreichend aus den sich immer mehr anhäufenden Verurteilun­gen sogenannter Defaitisten, das heißt solcher Leute, die eine andere Auffassung vertreten als die des französischen Jnforma- tionsministeriums. Wehe denen, die den Frieden herbeisehnen und dies öffentlich bekunden! Ein treffendes Beispiel hierfür gibt das jetzt eingeleitete Gerichtsverfahren gegen 31 bekannte Schriftsteller und Jounalisten, die vor einiger Zeit ein Flugblatt unterzeichnet haben, in dem unter der UeberschriftSofortiger Friede" die Einstellung der Feindseligkeiten gefordert wurde.

^ Unter den Unterzeichnern befinden sich Viktor Margaritte, der ehemalige Unterstaatssekretär Marcel Deal, der sozialistische .Parteigänger Marceau Pivert, Georges Piot, Henry Jensen, Jean Eiono und andere. Das Gerichtsverfahren gegen sie wurde auf Befehl des Militärgouverneurs von Paris eröffnet, der sich auf den Erlaß vom 1. September stützt. Dieser Erlaß sieht die Bestrafung von Manövern vor,die geeignet sind, einen ungün­stigen Einfluß auf den Geist des Heeres und der Bevölkerung auszuüben."

Wachsende Kriegsmü-igkett in Paris

Brüssel, 4. Okt. Neutrale Reisende, die aus Paris in Brüssel eingetroffen find, berichten über die Stimmung der Bevölkerung in der französischen Hauptstadt, lleberall werde gegen die Fortsetzung des Krieges protestiert und dar­auf hingewiesen, daß die von der französischen Propaganda ver­breitete Auffassung, Deutschland wolle Frankreich angreifen, nicht der Wahrheit entspreche. Die Bevölkerung, die die deutschen Erklärungen mit dem französischen Heeresbericht vergleiche, habe sich davon vergewissert, daß Deutschland überhaupt keine Offen­sivmatznahmen gegen Frankreich ergriffen hat. Man fragt sich deshalb, welchen Zweck der Krieg überhaupt habe. Selbst die französische Presse steht sich bereits gezwungen, dieser immer mehr zunehmenden Kriegsmüdigkeit Rechnung zu tragen.

Ein neuer russisch-türkischer Pakt?

Saracogl« über vier Stunden bei Molotow

Moskau, 4. Okt. Die letzte Unterredung zwischen Außenkom- unssar Molotow und dem irakisches Außenminister Saracoglu ^ über vier Stunden gedauert Ihr wcchnten bei: der stell». Außenkommissar Potemkin und der Sowjetbotfchafter in Ankara sowie der türkische Botschafter in Moskau.

- Nach türkischen Meldungen verläßt der Außenminister Sara­coglu nun Moskau. Es wird allerdings in Ankara auch eine Verlängerung seines Aufenthalts in Erwägung gezogen. Man behauptet, daß der neue türkisch-russische Pakt, der ^bllntien im Schwarzen Meer enthalten sollte, hier sorgfältig ausgearbeitet und der neuen zwischenstaatlichen Lage ongepaßt sei. Wahrscheinlich werden die türkischen Abreden mit England und Frankreich die Klausel enthalten, datz diele Bin­

dungen hinfällig werden, wenn die Westdemokratien mit Ruß- I land Krieg führen.

Das lange Hinausziehen der Verhandlungen zwischen Rußland und der Türkei löst in London, derEazetta del Popolo" zufolge, ernstliche Besorgnisse aus. Die aus Moskau in der britischen Hauptstadt eintrefsenden Nachrichten, so schreibt das Blatt, hätten ziemliche Perplexität hervorgerufen und auch die optimistischsten Engländer müßten zugeben, datz diese Ver­längerung der Besprechungen zwischen dem türkischen Außen­minister und dem Kreml darauf Hinweise, daß Rußland noch Glicht das letzte Wort gesprochen habe. Es sei möglich, daß Ruß­land der Türkei eine absolute Neutralität auferlege, die die Dardaneelln vollständig wirksam schließen würde. Man würde so einen gewaltigen Block von Neutralen schaffen, der von einer Seite von Rußland und von der anderen durch Italien begrenzt und über den Balkan reichen würde, und der so vollständig die beabsichtigte Einkreisung Deutschland auf den Kopf stellen würde.

Der Heeresbericht

In vier Tagen 72 Dampfer von dentschen Seestreitkräften eingeholt »nd zum Teil eingebracht

Berlin, 4. Ott. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Im Osten kam es bei der Säuberung des Gebietes zwi­schen der bisherigen Demarkationslinie und der ne« fest­gesetzten deutsch-russischen Jnteressengrenze noch zu Kämpfen mit versprengten Teilen polnischer Truppen.

Im Westen herrschte anher schwacher feindlicher Ar- tillerietätigkeit in Gegend Saarbrücken fast völlige Ruhe.

Im Handelskrieg wurden feit dem. September weitere 72 Dampfer von deutschen Seestreitkräften ein­geholt. Ein Teil von ihnen wurde wegen Beförderung von Bannware in deutjche Häfen eingebracht.

Beförderungen in der Wehrmacht

Der Führer hat mit Wirkung vom 1. Oktober 1939 befördert:

zu Generalobersten den General der Infanterie Blas- kowitz und die Generale der Artillerie von Kluge und von Reichenau,

zum General der Infanterie den Generalleutnant von Falken­horst,

zum General der Artillerie die Generalleutnante Wodrig und Petzel,

zu Generalleutnanten die Generalmajore Brand (Albrecht), Clößner, Richter, Theitzcn, Tiemann, Baltzer, Felder, Reinhard (Hans) und Vernard,

zum Generalstabsarzt den Generalarzt Dr. Meyer,

zu Generalmajoren die Obersten Anger, von Sommerfeld, Rathke, Uthmann, Mühlmann, Kohl, Tittel, von Prittwitz und Eaffron, Mellmich, Meyer-Buerdorf, von Zülow, ELntzel, Gräeß- ner, Lahode, Himer, Horn, Gollwitzer, Dippold, Haarde, Zick- wolff, Eercke,

zum Generalarzt den Oberstarzt Dr. Full.

Mit Wirkung vom 22. September 1939 werden befördert:

Zu Generalmajoren die Obersten im Eeneralstab Speidel und von Seidel.

Mit Wirkung vom 1. Oktober 1939 werden befördert:

Zum General der Flieger die Generalleutnante KiHrnger, Grauert und Wimmer,

zum General der Flakartillerie Generalleutnant Weife,

zu Generalleutnanten die Generalmajore Mohr, Danckelmann, Schmidt,

zum Generalmajor der Oberst Menzel.

Mit Wirkung vom 1. Oktober 1939 werden in der Kriegs­marine befördert:

Zu Konteradmiralen die Kapitäne zur See von Stofch und Wenneker.

Generaloberst von Reichenau

Generaloberst Walter von Reich enäu kst einer der be­kanntesten Offiziere der alten und der jungen deutschen Wehr­macht. Als der deutscheSportgeneral" ist er nicht nur in der Armee, sondern in der breitesten Oeffeytlichkeit zu einem fest­stehenden Begriff geworden. Noch bei dem letzten Allgemeinen Tennisturnier des Leipziger Sportclubs sah man den damaligen General der Artillerie von Reichenau den Tennisschläger mit jugendlicher Frische im sportlichen Kampf erfolgreich führen, wie er seit seiner Leutnantszeit, als er zusammen mit den Prinzen Friedrich Sigismund und Friedrich Karl von Preußen die be­rühmte Offiziersstaffel des Berliner Sportclubs bildete, in all den Kommandostellen, über die den hochbefähigten Offizier die militärische Laufbahn führte, den Leibesübungen in verschie­denster Gestalt vorbildlich treu blieb. Neben fernen hohen und höchsten Kriegsauszeichnungen trägt Generaloberst v. Reichenau mit nicht geringem Stolz die Rettungsmedaille am Bande und das Turn- und Sportabzeichen, das er als einer der ersten überhaupt erwarb. Am 8. Oktober 1884 in Karlsruhe geboren, wurde er nach glanzvoller Laufbahn am 1. Oktober 1936 zum General der Artillerie befördert und am 4. Februar 1938 zum Oberbefehlshaber der Gruppe 4 ernannt. 2m Polen-Feldzug führte Generaloberst von Reichenau in der Heeresgruppe Süd unter dem Befehl des Generalobersten von Rundstedt eine Ar­mee, die sich unter seiner Führung unvergänglichen Lorbeer in diesem besonders schwierigen Abschnitt des Feldzuges erkämpfte.

Generaloberst Blaskowitz

Generaloberst Johannes Blaskowitz führte als General der Infanterie in der Heeresgruppe Süd unter dem Befehl des Generalobersten von Rundstedt die gleichnamige Armee zu größ­ten militärischen Erfolgen, die vor wenigen Tagen bereits einen sichtbaren Ausdruck in der Beauftragung des Generalobersten Blaskowitz mit der Durchführung der Uebergabe Warschaus fan­den. Am 18. Juli 1883 geboren, zeichnete sich der junge Offi­zier während des Krieges, in den er als Hauptmann im In­fanterie-Regiment 111, Rastatt, zog, mehrfach aus, so daß er in den Eeneralstab berufen und dem Chef des Eeneralstabes des Feldheeres zur Verfügung gestellt wurde. Nach dem Kriege war er zunächst im Eeneralstab des Jnfanterieführers V und wurde am 1. Juni 1921 zum Major befördert. Am 1. April 1926 er­folgte seine Beförderung zum Oberstleutnant, der am 1. Oktober 1929 seine Beförderung zum Obersten und Kommandeur des 14. (badischen) Infanterie-Regiments in Konstanz erfolgte. Nach seiner Beförderung zum Generalmajor am 1. Oktober 1932 wurde Blaskowitz am 1. Februar 1933 Inspekteur der Waffen­schulen und am 1. Dezember 1933 zum Generalleutnant beför­dert, um das Kommando der 2. Division in Stettin zu über­nehme». Lei der Neuerrichtung von Armeekorps im September 1935 wurde Blaskowitz zum Kommandierenden General des ll. Armeekorps ernannt «nd am 3. August 1936 zum General der Infanterie. Am 10. November 1938 erfolgte dann seine Er­nennung zum Oberbefehlshaber der Gruppe 3 in Dresden an­stelle des zum Oberbefehlshaber der Gruppe 1 ernannte« Gene­ralobersten von Bock.

Die größte Semeinschastsleistung

Dr. Leys Bericht über den Westwall Gewaltiger Einsatz der deutschen Arbeitsfront

Berlin, 5. Okt. Zm Rahmen einer Artikelreihe, die dem Angriff des englischen Kapitalismus gegen de« dentschen So­zialismus gewidmet ist, würdigt Dr. Robert Ley an Hand von zahlenmäßigen Unterlagen einige wesentliche Ergebnisse der Leistungsgemeinschaft der Deutschen Arbeitsfront imAngriff". Dr. Robert Ley stellt «. a. fest:

Folgende Zahlen, die bei der Betreuung der Arbeiter am Westwall austraten, mögen ein Bild darüber geben, wie die Deutsche Arbeitsfront diese Frage löste. 399 999 Menschen waren zu verpflegen. 161999 Mensche« lagen in Privatnnterkünsten, 93 999 Arbeiter kamen in Massenunterkünfte, 43 999 Volksge­nossen waren in Lagern untergebracht. 1299 Feldküchen wurden eingesetzt, dazu 89 fahrbare Großküche« und 599 stationäre Kü­chen.

Aus einer einzigen Großküche konnte» täglich 29 999 bis 25 999 Mann verpflegt werden. 3499 Köche und Hilfskräfte wäre« für die Küchen tätig. 7299 DAF.-Mitarbeiter wurden als Lagerfüh- rcr, Sanitäter usw. eingesetzt. K99 Massenquartiere i« Sälen und Schulen wurden eingerichtet.

Folgende Einrichtungsgegenstände im Gesamtwert von siebe» Millionen Mark wurden in einigen Tage« für die Westwall-

Lager beschafft: 44999 Schemel, 8599 Stühle, 3299 Bänke, 5159 Tische, 41599 fabrikneue Schränke, 12 999 Schränke ans Betrie­ben, 19 999 Holz-Doppelbette«, je 155 999 Schlafdecken, Stroh­säcke, Bettbezüge und Kisieubezüge. Die Höchstzahl der in einer Woche angekommenen Arbeiter betrug 32 999.

Es fanden statt: 17 649 kulturelle Veranstaltungen, insgesamt 7899 Tonfilm-Vorführungen, 229 Theater-Aufführungen, 151 Großveranstaltungen, 143 Vorträge, 1599 Lagerkonzerte, 59 Grotz-Konzerte".

Diese Zahle» dokumentieren die größte Gemeinschaftsbe­treuung aller Zeiten.

Litauische Regierung berät

Kowno, 4. Okt. Der litauische Außenminister Urb sys, der sich Mittwochvormittag auf Einladung der sowjetrussischen Regierung nach Moskau begeben hatte, ist mit einem Sonder­flugzeug wieder in Kowno eingetroffen. Zur Zeit finden Bera­tungen der litauischen Regierung über das Ergebnis der Bespre­chungen statt, die der litauische Außenminister mit dem sowjet­russischen Regierungschef und Außenkommissar Molotow hatte.