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Nr. 222
Freitag, äen 22. September 7939
113. Jahrgang
Schon 170 OVO Gefangene an der Bznra
Die riesige Beute der großen Bernichtungsschlacht im Weichselbogen noch immer nicht übersehbar
Berlin, 21. Sept. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Noch immer ist das Ergebnis derSchlachtimWsich- selbogen nicht in vollem Matze zu übersehen. Bis zum Nachmittag des 20. September war die Zahl der Gefangenen auf 17V vvv gestiegen und ist immer noch im Wachsen. Eine der beiden an der Schlacht beteiligten deutschen Armeen hat bisher allein 328 Geschütze und 40 Kampfwagen erbeutet. Auf polnischer Seite kämpften nach den bisherigen Feststellungen in dieser Schlacht g Divisionen und Teils von 16 weiteren Divisionen und 3 Kavallsris- brigaöen.
Im Süden haben sich nach hartem Kampf bei Zain o s z und Tomafzow starke polnische Kräfte den deutschen Truppen ergeben» darunter der Oberbefehlshaber der polnischen Südarmee. Seit dem 10. September wurden dort 80 OVO Gefangene gemacht und 108 leichte »nd 22 schwere Geschütze erbeutet.
Die Beute in den Kämpfen um Gdingen ist auf 356 Offiziere, 12 000 Mann «nd etwa 40 Geschütze gestiegen.
Widerstand wird jetzt nur noch in Warschau »nd Modlin, siidsstwiirts Warschaus bei Eorja Kalos rja und auf der Halbinsel Hela geleistet. Ln den nächsten Tagen wird das Oberkommando der Wehrmacht einen zusammenfasseuden Bericht über den Feldzug in Polen geben.
Im Westen wurden drei Fesselballone und acht feindliche Flugzeuge abgeschossen. Sonst keine Ereignisse.
1LWO Gefangene in Galizien
Hervorragender Anteil ostmärkischer und süddeutscher Divisionen
Berlin, 21, Sept. Bei den Operationen am Südslügel des deutsche« Ostheeres baben o st märkische Divisionen und Eebirgstrnppen an de» Ersolgen ganz hervorragenden Anteil gehabt. 2n härtesten Kämpfen gegen einen sich zäh verteidigenden Gegner haben sie in den ersten Tagen des Feldzuges Befestigungen bei Jablunka durchbrochen, das Olsa-Gebiet erkämpft und die Ausgänge ans dem Gebirge beiderseits der Hohen Tatra in unaufhaltsamem Angriff genommen.
Blutige Kämpfe spielten sich später au der Weichsel- und Dunajec-Miindung ab. Bayerische Truppen nahmen die Festung Przemysl. Eine Strecke von 4M Kilometer Luftlinie haben süddeutsche und ostmärkische Soldaten in 20 Tagen in schweren und blutigen Angriffen erkämpft.
Am Mittwoch hat sich südlich Zamocz «ach tagelangen harte« Kämpfen der Gegner, der bisher an dieser Stelle zähen Widerstand leistete, ergeben. Mehr als zwei feindliche Infanterie- Divisionen, eine Kavalleerie- u«d eine motorisierte Brigade standen dort unseren Truppen gegenüber. 11000 Mann habe« sich am Mittwoch gefangen gegeben, darunter der Oberbefehlshaber der polnischen Südarmee, General Pi stör. Nicht nur die Marschleistungen des deutsche« Südflügels waren autzer- ordentlich, auch die fett dem 10. September erzielet» Eesangenen- nnd Veutezahlen reihen sich würdig an de» gewaltige« Erfolgen unsere im großen Weichselboge» fechtenden Truppe« an. 50 000 Gefangene, IM leichte und 22 schwere Geschütze sowie zahlloses erbeutetes Kriegsgerät zeugen von den Leistungen der in Galizien kämpfenden Truppen.
Ruffischer Heeresbericht
Besetzung von Erodno, Kowel und Lemberg — Bisher 60 080 Gefangene
Moskau, 21. Sept. Amtlich wird folgende Verlautbarung des Eeneralstabes der Roten Armee über die Kampfhandlungen in Polen vom 20. September ausgegeben:
„Im Laufe des 20. September haben Abteilungen der Roten Armee die polnischen Truppen weiter in die Enge getrieben und bis zum Ende des Tages besetzt: Im Norden — im westliche» Weißrußland die Stadt Erodno; im Süden — in der Westukraine die Städte Kowel und Lemberg. In der Zeit vom 17. bis 20. September haben die Truppen der Roten Armee drei polnische Infanteriedivisionen entwaffnet, ferner zwei Kavalleriebrigaden und zahlreiche kleinere Gruppen der polnischen Armee. Es wurden nach bei weitem nicht vollständigen Angaben über 60 000 Soldaten und Offiziere gefangen genommen. Die befestigten Zonen von Wilna, Baranowicze, Molodecno und Sarny wurden mit voller Ausrüstung, Artillerie und Muni^on - besetzt. Unter dem zahlreichen erbeuteten Kriegsmaterial wur- ; den bisher 280 Geschütze und 120 Flugzeuge gezählt. Die Zäh- i lung der Beute wird fortgesetzt. '
Demsche Md sonfferruffische Truppen ttasen sich
Fühlungnahme an mehreren Stellen
Berlin, 21. Sept. Mit den auf den festgelegten Demarkationslinien vorriickenden sowjetrussischen Truppen wurde an mehreren Stellen die Fühlung aufgenommeu-
Irrm Lagebericht des OKW.
Der Sieg von Zamocz und Tomaszow. — Einsetzung von Militärbefehlshabern. — Planmäßiger Verlauf der Vorbereitungen für den Angriff gegen die „Widerstandsinseln-
Verlin, 21. Sept. Zum Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht schreibt der „Deutsche Dienst":
Unter den großen Taten des deutschen Ostheeres, von denen der Oberbefehlshaber des Heeres in seinem Tagesbefehl sprach, hebt sich neben der gewaltigen Schlacht im Weichselbogen, deren Ergebnis sich von Stunde zu Stunde weiter erhöhen, der Sieg von Zamocz und Tomaszow ab. Hier, nordwestlich Lemberg, haben an der früheren Grenze zwischen
Galizien und Kongreßpolen Futztruppeu und motorisierte Ve,r- Lände, von der Luftwaffe unterstützt, gegen polnische Uebermacht eine mehrtägige Schlacht geschlagen, die mit der völligen Kapitulation des von allen Seiten umfaßten Gegners endete. Mit Wucht drängte der zahlenmäßig weit überlegene Feind nach Osten «nd Nordosten gegen den Bug in der Hoffnung, der Umklammerung entkommen zu können. Aber die deutsche« Truppen ließen ihn nicht los. Wieder zeichneten sich hier ostmärkiiche Regimenter durch ihren hervorragenden Kampfgeist aus. An denselben Stätten, zwischen Rawa Ruska und Komarow, an denen vor einem Vierteljahryrmdort ihre Väter dreimal innerhalb eines Jahres mit einem gewaltigen Gegner rangen, wurde ihnen heute der Sieg in einer Vernichtungsfchlacht zuteil. 60 000 Gefangene und 130 Geschütze blieben i« den Händen des Siegers. Während an zahlreichen Stellen des wetten polnischen Raumes von deutschen Truppen Aufräumungsarbeiten vorzunehmen sind, -vollzieht sich auf den am werteten nach Osten vorgeschobenen Abschnitten die Fühlungnahme mit den sowjetrussischen Regimentern. Wr den Geist, der hierbei die beiden Heere erfüllt, ist die Tatsache bezeichnend, daß die
(Fortsetzung siehe Seite 2)
Rumäniens Ministerpräsiäenl ermoräel!
Calinescu auf der Straße erschaffen — General Argesanu Nachfolger Neutralitätspolitik wird fortgesetzt
Bukarest, 21. Sept. Der rumänische Ministerpräsident und Innenminister Calinescu ist am Donnerstag um 14 Uhr auf einer Fahrt im Kraftwagen zu seiner Wohnung hinterrücks erschossen worden.
In einem Kommunique der rumänischen Nachrichtenagentur Rador wird mitgeteilt: „Die Mörder, Mitglieder der aufgelösten Eisernen Garde, wurden verhaftet."
Im Laufe des Donnerstagnachmittag trat unter dem Vorsitz des Königs der Ministerrat zusammen. Zum vorläufigen Ministerpräsidenten wurde Valiff ernannt. Innenminister wurde der bisherige Unterstaatssekretär im Innenministerium, General Marinescu, der früher Polizeipräfekt von Bukarest war. Wie verlautet, hat der Ministerpräsident beschlossen, die bisher gültige Neutralitätspolitik strikt fortzuführen. Baliff ist Mitglied des Kronrates.
ErrglLsch-poknifches Interesse
an der Beseitigung Calineseus
Bukarest, 21. Sept. Calinescu fuhr durch ein Villenviertel in der Nähe des königlichen Schlosses zu seiner Wohnung. Ein Bauernwagen stand mitten auf der Straße, so daß der Kraftwagen Calineseus die Fahrt verlangsamen mußte. In diesem Augenblick sprangen aus einem anderen Auto, das dem Wagen des Ministerpräsidenten gefolgt war, mehrere Männer, stürzten sich auf Calineseus Wagen und feuerten aus Revolvern acht Schüsse ab. Wie durch Augenzeugenberichte festgestellt ist, wiesen beide Seitenfenster des Wagens Einschüße auf. Calinescu und der ihn begleitende Polizeibeamte waren auf der Stelle tot, der Fahrer des Wagens wurde leicht verletzt.
Wenige Minuten nach der Tat, etwa 14.05 llhr, drangen dieselben Männer, die vom Tatort ungehindert entkommen waren, unter Gewaltanwendung in das Gebäude des Vukarester Rundfunksenders ein, stürzten in den Senderaum, stellten die Schallplatte ab, und eine aufgeregte Stimme sagte in das Mikrophon: „Ministerpräsident Calinescu wurde getötet. Eine Gruppe der Eisernen Garde hat ihn gerichtet." Darauf trat Funkstille ein. Um 14.20 llhr wurde mitgeterlt: „Wir r den infolge eines bedauerlichen Zwischenfalles unterbrochen. Die Sendung wird fortgesetzt." Von dem Vorfall hatte das Haus des Rundfunks sofort die Polizei benachrichtigt, die in das Gebäude eindraug und sechs Attentäter ftstnahm.
lleber die Hintergründe des Mordes an Calinescu sind einstweilen erst Vermutungen möglich. Bekannt ist, daß für die Mitglieder der ehemaligen Eisernen Garde die Losung ausgegeben worden war, in Anbetracht der schwierigen außenpolitischen Lage die Neutralität Rumäniens unter keinen Umständen durch Terrorakte zu gefährden. Calinescu war einer der stärksten Träger der rumänischen Neutralitätspolitik, die, wie der Beschluß des am Nachmittag eiuberafeueu Ministerrates besagt, strikt fortgeführt wird.
So drangt sich die Frage auf, ob Provokation vor- liegt. In den letzten Tagen war eine starke Eregung in polnisch-englischen Kreisen gerade wegen Calineseus strikter Neutralitätspolitik zu beobachten. Mit Mißbehagen verzeichnete man in diesen Kreisen die einer gewissenhaften Neutralitätspolitik entsprechende Internierung der geflohenen ehemaligen polnischen Regierung, die Entwaffnung der nach Rumänien übergetretenen polnischen Truppen und schlietzlich die Zurückbehaltung der zweiten Hälfte des polnischen Goldes.
Der ehemalige polnische Außenminister Beck war Calinescu in heransforderudem Tone begegnet» so daß dieser sich Becks Benehmen entschiede» verbitten mußte. Es ist daher wahrscheinlich, daß die Ermordung von Calinescu primär nicht ein Borbaben der Eisernen Garde war, sondern die geradezu teuflische Absicht polnischer Kreise und des ihnen zur Verfügung stehenden englischen Geheimdienstes, die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Rumänien durch eiuen gemeine» Mord zu stören uud den ihne« unbequemen rumänischen Staatsmann zu beseitigen. Zugleich konnte man über de« Umweg über die Eiserne Garde Deutschland verdächtigen. Man konute sogar hoffen, das rumänische Volk damit gegen Deutschland aufzuwiegel», das Steuer der rumänischen Außenpolitik herumzuwerfe« und in de« bisher friedlichen Raum des Siidostens eine Brandfackel za werfen. Nur England und die von ihm abhängigen geschlagenen Polen können ein Interesse an der Beseitigung Calineseus gehabt haben, dessen Neutralitätspolitik ihnen, wie jede wahre Neutralität, unbequem war. Hier sind die wahren Täter zu suchen.
General Argesanu Rumäniens neuer Ministerpräsident
DNB. Bukarest, 22. Sept. Wie amtlich bekanntgegeben wird, ist zum neuen Ministerpräsidenten General Argesanu ernannt worden.
Elf Hinrichtungen in Bukarest Leichen bleiben am Tatort 24 Stunden liegen
DNB. Bukarest, 22. Sept. Die Hinrichtung der Mörder des Ministerpräsidenten Calinescu ist an der Mordstelle selbst erfolgt.
Insgesamt find elf Man» erschossen worden. Die Leichen sollen zur Abschreckung 24 Stunden am Tatort liegen bleibe».
Die Volksmeinung in Bukarest:
Wer hat das gemacht? — Die Engländer!
DNB. Bukarest, 21. Sept. Ganz Bukarest steht unter dem Eindruck dieses furchtbaren Mordes. Es herrscht eine ungeheure Erregung. Für die Volksstimmungen find Aeußerungen bezeichnend, die kurze Zeit nach der Tat von den am Tatort zusammengeströmten Menschen geäußert worden find, und als authentisch verbürgt werden können: Wer hat das gemacht? — Die Engländer!
Hierin kommt die allgemeine Ueberzeugung zum Ausdruck, daß es sich um eine abgefeimte Schurkerei der Engländer handelt, die ihre blutigen Geschäfte durch mißbrauchte Anhänger der Eisernen Garde besorgen ließen.
Unter den Tätern befindet sich ein Rechtsanwalt Dumitrcscu aus Plojeschti, über dessen nähere Persönlichkeit man noch nichts weiß, ferner soll ein gewisser Lecca darunter sein, ein übel- beleumdetes Subjekt, das in Gardistenkreisen einmal eine Rolle spielte, bis man Unterschlagungen und ähnlichen Handlungen auf die Spur kam. Lecca war ein Lockspitzel und bedenkenlos bereit, sich zu verknusen.
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