8. Seite - Nr. 213
Dienstag, den 12. September 183»
Stolz der Nation auf ihren Einsatz
NSK. „Altbewährte Frontkämpfer des Weltkrieges, wie ! junge Soldaten haben in gleicher Weise Anteil an den in kurzer Zeit errungenen Erfolgen." Dieses Wort des Generalobersten von Brauchitsch aus seinem Tagesbefehl an die siegreiche Armee lenkt die Aufmerksamkeit auf den Reservisten.
Vom Anbeginn des Krieges kämpft der Reservist, ob er nun bereits im Weltkriege sich für Volk und Vaterland einsetzte oder ob er erst in der Nachkriegszeit bei der Wehrmacht seine militärische Schulung erlebte, mit dem jungen, aktiven Soldaten Seite an Seite. Immer hat er gleichen Schritt gehalten, gleich stark, gleich mutig, gleich unbeugsam. Das deutsche Volk ist stolz auf die Familienväter, die unter der Fahne der Freiheit der Nation dienen, die bedenkenlos zur Front eilten und — wie unsere jüngsten Soldaten — der großen, heiligen Pflicht des Waffendienstes obliegen.
Unsere Nation verfügt über ein Volksheer, in dem der Reservist wie der aktive Soldat gleichermaßen freudig für sein Land kämpft im Wissen, daß durch diesen Krieg Europa ein endgültiger Frieden gesichert wird. Uns aber ist jedermann im feldgrauen Rock gleichermaßen wert. Wer unsere Reservisten sieht und ihren heiligen Eifer erlebt, der ist stolz auf den großen Ernst und auf die Haltung, mit der der Reservist zur Truppe trat und die ihm gestellten Aufgaben in vorderer Linie bedingungslos erfüllt.
Es ist selbstverständlich, daß der Familienvater, zumal wenn er älteren Jahrganges ist, nicht immer über die gleiche sportgest'ählte Erscheinung verfügt wie der im Training gebliebene aktive Soldat. Entscheidend bei der Truppe aber sind nicht Aeußerlichkeiten, sondern seelische Qualitäten. Glaube, Wille und Einsatzbereitschaft sind die großen Tugenden des deutschen Soldaten. Und die besitzt der deutsche Reservist genau so wie der aktive Mann. Denn die seelischen Qualitäten eines Mannes sind ererbt und brauchen nicht anerzogen zu werden. Bisher hat noch immer Deutschland in jedem Waffengang, den es führte, mit seinen Reservisten die gleichen Erfolge errungen wie mit der aktiven Truppe.
Keinesfalls darf übersehen werden, daß die deutschen Neservedivisionen in ihrer Zusammensetzung den aktiven Divisionen absolut gleichen. Von Beginn des Kampfes an sind also Mensch und Material bei den Formationen der deutschen Wehrmacht gleichmäßig verteilt und gleicherweise zum Einsatz gekommen. Vom ersten Tage des Kampfes an trug der Reservist dieselben Lasten, war er gleichwertig dem aktiven Soldaten.
Und wenn der Reservist auch zuweilen äußerlich nicht das gleiche militärische Auftreten an den Tag zu legen vermag wie der aktive und soeben aus der „Friedensschule des Krieges" gekommene Soldat, so darf doch nicht vergessen werden, daß der Reservist eine gewisse Anlaufzeit braucht, um sich wieder an Uniform und Dienst bei der Fahne zu gewöhnen. Ohne Zweifel verfügt der Reservist aber über eine Lebenserfahrung, die nicht nur ihm, sondern in seiner Kameradschaft zum aktiven Soldaten auch diesem zustatten kommt. Der Reservist trägt willig die seelische Belastung, die ihm daraus zwangsläufig erwächst, daß er seine Familie verließ. Aber es ist vom menschlichen Standpunkt durchaus begreiflich, daß hierdurch zuweilen eben doch äußerlich der Reservist nicht immer dem aktiven Soldaten, dein ausgesprochen jungen und jugendlichen Manne, gleichen kann.
Mit fortschreitendem Älter muß an jedem Menschen äußerlich eine Veränderung vor sich gehen, die sich dadurch zeigt, daß das Temperament etwas verhaltener, daß der ganze Mensch etwas zurückhaltender ist. Solange aber die Elastizität von Seele und Körper den Schwung zeigen, mit dem der deutsche Reservist gegen den Feind angeht, kann er niemals als Soldat irgendwie zweitrangig betrachtet werden.
Zu welchen Leistungen der Reservist aber fähig ist, geht klar aus der Tatsache hervor, daß heute an der Front Männer stehen, die bereits im Kriege 1914/18 in vorderer Linie kämpften, alle Strapazen ertrugen, oft vielfach verwundet wurden, nach ihrer Genesung abermals ins Feld zogen und heute 25 Jahre nach ihrem ersten Kriegsdienst, abermals als Waffenträger der Nation vollwertig ihren Mann stehen. Diese Männer haben zuweilen k-thne, die heute als aktive Soldaten ihr Vaterland verteidigen dürfen.
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter-
Die Heimat ist stolz auf ihre Reservisten. Und so wie jede Familie stolz ist auf Vater oder Bruder, der nun den feldgrauen Rock trägt, und damit ein Stück Land ^Verteidigung verkörpert, bringt die Nation ihrem Waffenträger die gleiche Liebe und die gleiche Treue entgegen.
Wir wollen immer eingedenk bleiben, wievieles der Reservist beiseite stellte und verließ, was der aktive Soldat nicht notwendig hatte, als er an die Front ging, als er die feindlichen Grenzen überschritt und im Feuer des Feindes marschierte. Familienglück und Heini, sie sind beim Reservisten zurllckgetreten vor der großen Berufung, die ihn als Landesverteidiger unter die Fahnen stellte.
Otto Paust.
Aus Hatz wurde Murd
Anklage der polnischen Greuel
NSK. Die feindliche Propaganda hat während des Weltkrieges versucht, unter den Kulturvölkern der Erde Stimmung gegen das deutsche Heer zu machen, indem sie das Märchen von den abgehackten Kinderhänden erfand. Es war eine der unzähligen Lügen, die aus der Küche des Mister Northcliffe kamen. Ein Lügner gleichen Kalibers in der Gestalt Churchills ist bei der Arbeit, in die Fußstapfen seines Vorgängers zu treten. Auf die „Athenia" sollen von deutschen Il-Vooten Torpedoschüsts abgegeben worden sein. Versuchsweise wurde gelogen, deutsche Flieger hätten Bomben in offene Städte Dänemarks geworfen — bis sich der King entschuldigen mußte. Während aber jede englische Lüge platzt, geschieht auf dem polnischen Kriegsschauplatz eine unfaßbare Barbarei.
Zwei Armeen haben sich zum Kampf gestellt. Der Krieg ist Sache von Männern, die auszogen, das Recht ihres Vaterlandes zu verteidiaen. Nun ist aber die Entwicklung auf polnischer Seite so gänzlich anders, als nur uns nur mühsam in die Geistesverfassung dieser Gegner versetzen können. Unser Recht ist jedem Soldaten, jedem Deutschen klar. Wir hatten es nicht nötig, unser Volk aufzuhetzen. Ruhig trat es an und trägt vor sich den Schild, der sauber ist und immer sauber bleiben wird.
Die derzeitigen polnischen Machthaber indessen schürten seit langer Zeit den Haß, der nun in der V e r n i ch t u n g von Moral und Ritterlichkeit triumphiert. Sie haben gesagt und geschrieben, die deutschen Soldaten wären „Tiere", die jeden umbringen würden, auch Frauen und Kinder. Die Machthaber gaben Mördern und gefährlichsten Verbrechern Waffen in die Hand und hetzten sie auf wehrlose Volksdeutsche Frauen und Kinder. Den Soldaten in der Armee befahlen sie, keine Gefangenen zu machen — vielmehr auch bereits Entwaffnet? umzubrnrgen.
Der infernalische Haß, der gepredigt wurde, entfesselte die niedrigsten und erbärmlichsten Instinkte. Da geschahen grauenhafte Verbrechen. Männer, die ihrer Arbeit friedlich nachgingen, wurden hinterrücks ermordet. Frauen und Kinder wurden vor Bajonetten Hergetrieben. Das geschah schon zu einer Zeit, als die hochvörnehmen Briten noch die „Langmut" und „Ruhe" ihres polnischen Schützlings rühmten Was damals an hundert und aber bundert Stellen geschah, ist nun für Polen das allgemeine Prinzip dieses Kampfes geworden.
Der Krieg ist ein Kampf unter Soldaten. Weil wir den deutschen Soldaten kennen, wissen wir, daß er auch in solchem Kampf Gesetze der Moral und Ritterlichkeit achtet. Zu solchen Gesetzen gehören Dinge, die uns Selbstverständlichkeiten sind Frauen und Kinder werden geschützt. Lazarette werden nicht angegriffen, im Gegenteil: der kämpfende Soldat biete sofort seine Hilfe. Ja, es gibt sogar die Internationale Genfer Konvention des Roten Kreuzes, die dieses Gesetz allen Kriegführenden zur selbstverständlich erfüllten Pflicht macht. Bislang w,urde es geachtet; den polnischen Mördern und Franktireuren blieb es Vorbehalten, auch dieses Gesetz zu mißachten.
Tatsachen, die wir nicht wieder vergessen können, haben sich in den ersten Tagen des Abwehrkampfes in unsere Hirne und Herzen eingeprägt:
Kinder wurden im geräumten Gebiet gefunden, die polnische Banditen mit den Zungen an die Tischplatte genagelt hatten!
Eine Schwester des Deutschen Roten Kreuzes, die dabei war, einem polnischen (!!) Verwundeten Hilfe zu bringen, wird von Maschinengewehrkugeln zerfetzt!
Ein greiser Förster wird an der Tür seines Hauses angenagelt gefunden!
Ein deutscher Flieger liegt auf dem Kriegsschauplatz, dem die Polen die Augen ausgestochen und die Ohren abgeschnitten haben!
Viele hundert Volksdeutsche werden in den geräumten Gebieten gefunden, die auf tierischste Weise niedergemetzelt wurden!
Greisen und Frauen haben die Banditen die Zungen herausgeschnitten!
Franktireure schießen aus dem Hinterhalt auf deutsche i Wachposten!
Wehrlose deutsche Verwundete, die von einer Sanitäts- kompagnie geborgen werden sollen, sind Ziel polnischer Maschinengewehre!
Notgelandete waffenlose deutsche Flieger wurden standrechtlich erschossen!
I
Das ist ein kurzer Auszug aus dem Mordbuch polnischer Banditen, wie wir sie alle für immer im Gedächtnis bewahren werden. Und das sind — leider! — keine Ereuel- lügen nach dem Master des Kriegshetzers Churchill; das sind Tatsachen, die durch Bilder und Filme dokumentarisch belegt sind. Vielleicht würde die übrige Welt, die so „human" ist, diese Dokumente zum Schüren des Hasses wahllos veröffentlichen Das Gesetz des Anstandes und die Scheu davor, solche Bilder dem deutschen Volk zu zeigen, halten uns davon ab, heute diese grauenhaften Beweise zu zeigen, die gerade auch auf das Konto Englands kommen. Voller Abscheu und tiefer Verachtung wendet sich unser Volk ab. Die deutschen Soldaten aber wissen um das Leid, das hinter den Grenzen geschah. Sie werden immer mit Ritterlichkeit, aber verbissen und siegreich vorwärts stürmen.
Wenn in den Jahren nach dem Weltkrieg sich Frontkämpfer gegnerischer Nationen trafen, dann konnten sie das nur tun, weil sie in dem Feind von einst den tapferen und anständigen Gegner in vielen Schlachten kannten. Die polnische Armee wird an allen Fronten geschlagen und völlig vernichtet. Die Offiziere und Soldaten des polnischen Heeres könnten in diesem Kamps eines hüten und retten: ihre Ehre. Die Mörder und Franktireure aber, die täglich und stündlich neue Greueltas.en stiften, nehmen der polnischen Armee auch diesen Besitz, der selbst dem Unterliegenden verbleiben könnte.
Gestern sprach ich mit einem deutschen Soldaten, der die ersten Kämpfe im Osten mitgemacht hat. Von den vielen tausend Gefangenen hat er einen Transport gesehen. Er schilderte die Angst, die diese polnischen Soldaten hatten, weil man ihnen eingetrichtert hatte, die Deutschen würden Gefangene grausam mißhandeln, ja erschießen. Und nun erlebten sie, daß deutsche Soldaten ihnen Zigaretten gaben. Sie begriffen es nicht, daß man ihnen in ihrem Hunger zu essen gab, daß man kameradschaftlich anständig zu ihnen war.
Das SchuldkontoderKrtegshetzer und derzeitigen polnischen Machthaber ist ungeheuer. Sie haben in den polnischen Soldaten das anständige Denken abgetötet. Jede Ereueltat ist ihre Last.
Um die Kluft zu sehen, die zwischen jenen und uns liegt, brauchen wir nur den Bericht des Oberkommandos des Heeres vom 7. September zu lesen: „Die Besatzung der Wefterplatte, die sich bisher tapfer gehalten hatte..." Der Deutsche achtet das Mannestum und die Tapferkeit des Gegners. Die polnische Armee dagegen schreibt sich selbst die ekelhaftesten Seiten ihrer Geschichte. Man müßte annehmen, die Welt schreie aus unter den furchtbaren Ereuel- taten polnischer Mörder. Nein, gerade in England, das doch die Humanität gepachtet hat, weiß man davon nichts. Deutschland ekelt es vor dem, was Polen „Kriegführen" nennt. Mit ganzer Abscheu hört es von Morden an Wehrlosen, an Frauen und Kindern. Aber es vergißt nicht. Und es setzt nur an die Stelle des blutigen Chaos das unnachgiebig-harte Recht und sein Schwert. W. U.
Me Krankenversicherung der Einberufenen
In einem gemeinsamen Erlaß haben der Reichsarbeitsminister, der Reichsfinanzminister und das Oberkommando der Wehrmacht bestimmt, daß Krankenkassenmitglieder, die zum Waffendienst einberufen werden, weiterhin Mitglieder ihrer Krankenkasse bleiben. Die Veitragspflicht ruht gänzlich. Da die Versicherten selbst in diesem Falle von der Wehrmacht freie Heilfürsorge erhalten, entfallen die Leistungen der Krankenhilfe an diese Versicherten. Die Familienangehörigen der Versicherten werden dagegen von den Krankenkassen in vollem Umfange weiter betreut. Sie erhalten die gleichen Leistungen wie bisher, insbesondere also Familienkrankenpslege und Wochenhilse.
Heinrich Lerfch
Von Erich Erisar
Zum 50. Geburtstag des Dichters am 12. September
Weit draußen vor der alten Weberstadt München-Gladbach, wo die Straßen sich in die Feldmark verlausen und die Felder der Stadt sich mit den Feldern der Nachbarstadt Rheydt vermählen, liegt eine alte, verräucherte Schmiede. H. L P. Lersch steht an dem hohen Tor, hinter dem heute wie je schwere Schmiedehämmer auf den Amboß fallen. Aber sie haben wohl nie so froh gelärmt wie an jenem 12. September vor einem halben Jahrhundert, als der Besitzer der Schmiede, die damals schon genau so verräuchert war, mit seinem kaum geborenen Sohn auf dein Arm an das Feuer lief, um ein Stück glühendes Eisen in die Zange zu nehmen, auf das die erstaunten Gesellen dann mit hartem Schwung ihre Hämmer niederfallen ließen, bis die entsetzte Hebamme aus dem nebenan gelegenen Wohnhause herbeistllrzte und dem freudevollen Vater den kaum geborenen Jungen wieder fortnahm.
So wurde Heinrich Lersch, der diese Geschichte später oft erzählt hat, zum Kesselschmied bestimmt. Er wäre wohl auch ohne diesen feierlichen Akt, in dem noch der ganze Stolz des Handwerkers lebt, Schmied geworden; sein Vater hatte nämlich viel zu tun und wartete schon lange auf den Augenblick, da die eigenen Söhne — Heinrich blieb nicht lange allein — heranwuchsen, um in der Schmiede zu Helsen. So konnte man dem Vater die ewige Sorge um die fremden Gesellen, die, wenn der Sommer kam, vom Wanderfieber erfaßt wurden, abnehmen. Der Heranwachsende Junge allerdings, der sich schon in den Schuljahren als Nietenjunge nützlich machte, wurde nicht anders als diese Gesellen. Kaum, daß er den Geist des Handwerks geschmeckt und die eigenen Kräfte ihm zuwuchsen, ?rieb es auch ihn von Hause fort.
So kam Lersch, bald Arbeit suchend, bald in jugendlicher
Unbekümmertheit weiterwandernd, nach Wien. Hier traf er mit dem Dichter Petzold zusammen. Petzold war Arbeiter wie er und hatte in Wiener Kreisen bereits einen Namen und damit auch Absatz für seine Gedichte, die vom Leben des Arbeiters und seiner Sehnsucht nach einem neuen und freieren Leben sangen. Petzold brachte Lersch mit Männern zusammen, die sich seiner Dichtungen nnnahmen, und bald war das erste Gedicht des jungen Schmiedes gedruckt, der daheim ganze Hefte mit Versen gefüllt. Als Lersch in die Heimat zurückkam, konnte er sein erstes Buch „Abglanz des Lebens", erscheinen lasten.
Nicht lange hielt Lersch es daheim, dann trieb es ihn von neuem auf Wanderschaft. Nach Antwerpen wanderte er diesmal. Von da sollte es nach Amerika gehen. Da kam der Krieg. Lersch wurde Soldat, und nun, da das Erlebnis des jungen Arbeiters mit dem Erlebnis des Soldaten verschmolz, da der junge Mensch, der eben noch nach Freiheit und Ferne sich sehnend über die Landstraßen zog, sich eingereiht sah in die Armee seines Volkes, das Äcker und Arbeitsplatz von Millionen verteidigte, wuchs die Dichtung des Fünfundzwanzigjührigen über das Persönliche hinaus ins Allgemeine. In das Gesangbuch seiner Mutter schrieb er ein Abschiedsgedicht, besten Verse bald ganz Deutschland kannte:
„Laß mich gehn, Mutter, laß mich gehn,
All das Weinen kann uns nichts mehr nützen, denn wir gehn, das Vaterland zu schützen!
Laß mich gehn, Mutter, laß mich gehn.
Deinen letzten Gruß will ich vom Mund dir küssen: Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen!"
Als der Krieg zu Ende war, zog Lersch sich in die väterliche Kesselschmiede zurück. Drei Jahre lang schwieg er, dann aber brachen die Verse wie ein Katarakt aus ihm hervor. „Mensch im Eisen" heißt das Buch, das diese Verse sammelte. Die Einmaligkeit seines Schicksals, die Darstellung der Tiefen und Höhen im Leben des Arbeiters verbinden sich hier mit der hinreißenden Form der Hymne, die ihren Rhythmus nicht der Metrik der Vergangenheit ent- i nahm, sondern dem Pakt über dem Amboß. Man meint den Klang ni.dersallender Hämmer zu hören, wenn man diese I
Verse liest, man suhlt, wie das Eisen zischt und gluyr. wle es sich windet und Form annimmt.
Nicht nur in Versen, auch in Prosa hat Lersch uns ein Bild vom Leben der Kesselschmiede gegeben. „Hammerschläge" heißt das Werk, in dem er uns eine Schilderung seines Lebens und seiner Umwelt gibt. Schicksale sind dareingeflochten, wie sie Arbeitskameraden ihm berichtet haben. Und wenn schon „Mensch im Eisen" mit einer gewaltigen Vision schloß, in der der Dichter den Aufbruch einer Jugend zu neuen Zielen und neuen Idealen schilderte, io erhielt dieser Roman sein Ethos durch den tiefen Glauben des Dichters an eine neue Zeit, eine Zeit, die mit den Unzulänglichkeiten der Vergangenheit bricht.
Das Dritte Reich hat viel von dem erfüllt, was der Dichter neu erträumte. Auf dem ersten Maifest des erneuerten Reiches durfte Lersch Sprecher seiner Sehnsucht sein, die das Gefühl aller Schassenden ausdrückte; er gehörte auch zu den ersten, die mit der neuen Arbeiterslotte über die Meere fuhren. Wie hatte er sich immer nach dem Meere gesehnt! Nun war es Wirklichkeit geworden. Auch der Arbeiter durfte die Welt sehen, die großen Erlebniste mit naib Hause tragen, die nur das ewige Meer dem Menschen gibt.
Während dieser Fahrt starb ein Heizer auf dem Schiss. Das erinnerte Lersch daran, daß des Schaffenden Leben immer ein Opfer ist im Dienste des Ganzen. Er widmete dem Toten ein Gedicht. Dieses Gedicht ist eines der letzten Gedichte gewesen, die Lersch uns schenkte. Wenige Wochen später erlag er, der immer so gerne gelebt, einem Lungenleiden, das ihn von Jugend aus gehemmt. 47 Jahre war er alt, als man ihn auf der mit Rosen bekränzten Richtplatte in der alten Schmiede aufbahrte, von wo er seinen Lebensweg begonnen. Wieder flammte das Feuer, und wieder klangen die Hämmer, aber nicht der kleine unbekannte Sohn eines armen Kesselschmiedes wurde hier durch die Straßen der Heimatstadt zu Grabe getragen, sondern der Dichter eines Volkes, das nach langer Irrfahrt und unermüdlichen Kämpfen seine Freiheit wiedergesunden hatte, eines Volkes, das in diesem Manne den Dichter seiner Not und seiner Kämpfe, seiner Arbeit und seiner Sieger verehrt.