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Nr. 201

Dienstag, den 29. August 1939

113. Jahrgang

LlevMe Oenderson wieder in Vevlin

Der britische Botschafter vom Führer empfangen

London, 28. Aug. Eir Neville Henderson ist am Montag nach­mittag vom Flugplatz Heston bei London nach Berlin abgeflogen. Premierminister Chamberlain hatte mit Lord Halifax und dem britischen Botschafter in Berlin, Henderson, »ach der Kabinctts- sitzung noch eine längere Besprechung.

Das britische Parlament tritt bereits heute Dienstag nach­mittag zusammen.

Heute die englische Antwort

London, 28. Aug. Der Briefwechsel zwischen dem Führer und Chamberlain soll aill Dienstag nach der Ueberreichung der eng­lischen Antwort an den Führer veröffentlicht werden.

Berlin. Der Führer empfing Montag um 22. Uhr in der neuen Reichskanzlei in Gegenwart des Reichsministers des Aus­wärtigen von Ribbentrop den britischen Botschafter Sir Neville Henderson. Der britische Botschafter überbrachte dem Führer eine Mitteilung der britischen Regierung.

Kriegsaufmarfch der PsLen

Polnische Vrandstifterbanden auf reichsdeutschem Grenzgebiet

Schneidemühl, 28. Aug. An allen Grenzen ist der Auf­marsch der Polen in vollem Gange. Die Bevölkerung zahlreicher Ortschaften in Posen und Pommerellen wurden zur Räumung gezwungen. Artillerie- und Jnfanteriestellungen werden bezogen, Befestigungen als Angrifssstützpunkte angelegt. Polnische Ban­den versuche» bereits Uebergrifse auf deutsches Gebiet.

Zwischen Oderberg-Stadt und Dorf Schönich und ebenso in Neuoderberg sind Flak- und Tankabwehrgeschütze ausgestellt war-

EntscheibrmgsVoTe Tags

Ueberall ist man sich der Tatsache bewußt, daß diese Tage km europäischen Völkerleben von schicksalhafter Bedeutung sind. Die diplomatische Tätigkeit läuft auf hohen Touren. Fieberhaft rüstet die Welt um uns. Der Führer hat durch den Nichtangriffspakt mit Sowjetrußland die Einkreisungs­front gesprengt. Das englische Hauptkriegsmittel, eme Blockade, wird also diesmal versagen. Wird es England nun zusammen mit Frankreich wagen, das Versailler Ver­brechen durch einen neuen Krieg zu krönen? Letzte Er­wägungen, Konferenzen, Drplomatenreisen dienen der be- oorbestenhen Entscheidung. Die Demokratien haben sich tief in die Kriegsatmosphäre hineingerannt und suchen jetzt ver­legen nach einer friedlichen Endlösunz. Der Briefwechsel zwischen dem französischen Ministerpräsidenten Daladisr und dem Führer sind Ausdruck dafür, zugleich Dokumente darstellend,, die über die Entwicklung der gespannten Lage und die Probleme und deren Stand Auskunft gibt.

Während die Einkreisungsmächte und ihre Völker in ner­vöser Unruhe und Kriegspsychose ihre Tage aussüllen, setzt das Eroßdeutsche Reich mit eiserner Ruhe und Entschlossen­heit dis Maßnahmen fort, die geeignet sind, ihm sein Recht unter allen Umständen zu schassen. Die gewaltige und haar­scharf eingestellte Maschine der deutschen Organisation läuft. Und alle Ausländer, die die letzten Tage auf deutschem Bo­den miterlebt haben, sind so schreibt derV.B." voll von Bewunderung über die kaltbltllige Gelassenheit, mit der 80 Millionen Menschen dem Befehl ihres Führers folgen, und wie völlig reibungslos sich alles abspielt. Den stärksten Eindruck aber macht es auf jene Fremden, daß das ganze Volk, soweit es nicht an den Vorbereitungen unmittelbar beteiligt ist, seinem Tagewerk nachgeht wie in den Tagen vollkommener politischer Ruhe. Dieses Bild der deutschen Disziplin und Zuversicht sticht kraß ab von dem aufgeregten Gebaren in den Ländern des demokratischen Westens, ganz zu schweigen von dem tollen Wirrwarr und den chaotischen Zuständen, dieinPolen herrschen.

Die letzten 48 Stunden haben an die deutsche Geduld und Selbstdisziplin eine besonders harte Anforderung gestellt. Denn unablässig kommen von jenseits der Polengrenze neueBerichteüberneueSchandtaten und neue Herausforderungen. Niemand wird sich in dieser Lage dar­über wundern, wenn die Zahl derer wächst, die die Frage stellen, warum diesem unerträglichen Zustand immer noch nicht Einhalt geboten werde. Denn jedermann weiß, daß es in der Macht des Reiches liegt, dem polnischen Toben blitz­schnell und durchschlagend ein Ende zu machen. Die Ant­wort lautet: Der Führer verlangt immernoch Geduld von euch, weil er alle, aych die letzten Möglich­keiten zu erschöpfen wünscht, die eine friedliche Lö­sung der Krise, eine unblutige Erfüllung der unab­dingbaren deutschen Forderungen gestatten. Es scheint, daß man dort, wo die ganze Krise ihren Anfang nahm in London doch nachdenklich geworden ist und nun in später Stunde nach Wegen aus der Sackgasse sucht. Man hat offen­bar endlich ein Haar in der Suppe der Einkreisungspolitik gefunden jetzt, wo sie genossen werden soll. Das gleiche gilt für Paris, wo die Enttäuschungen der letzten Woche vielleicht noch stärker gewirkt haben als an der Themse.

oen. 2 N Lioerverg yr ern Bataillon Infanterie im deutschen Gym­nasium untergebracht. Außerdem ist in Oderberg noch ein In­fanterieregiment aus Wilna eingerückt. Beim Bahnhof Oderberg, in der Nähe des Gymnasiums, wurde in dem militärisch ab­gesperrten Wäldchen starke Artillerie in Stellung gebracht. Sämtliche Stellungen im Teschener Bezirk wurden von de» Polen kriegsmäßig besetzt. Die nördlichen Vorberge der Beskiden, soweit sie sich in polnischer Hand befinden, wurden weiterhin stark befestigt. Ueberall stößt man auf Laufgräben, Geschützstel­lungen und Maschinengewehrstände. Hierzu wird die gesamte ein­heimische Bevölkerung zu Zwangsarbeiten herangezogen. Im Erenzbezirk geenüber dem Protektorat sind bei den Truppen Ukrainer festgestellt worden, und zwar namentlich aus der Lemberger und Koweler Gegend, die den Polen als besonders unzuverlässig gelten. Es sind auch von diesem Truppenteil zahl -. reiche lleberläufer zu verzeichnen, und immer wieder^ kann man Schießereien auf Flüchtlinge feststellen. Die polnischen' Grenzwachen sind , überall verdreifacht worden. Neben Polizei und Grenzern versehen mit ihnen zusammen auch bewaffnete Zivilisten den Dienst.

Die Hauptkonzcntrationspunkte der polnischen Truppen gegen Danzig sind Dirfchau und der Grenzstreifen westlich Oliva. 2n Dirschau steht ausfallend viel Kavallerie.

Bezeichnend für die geradezu katastrophalen Zustände der pol­nischen Heeresverwaltung ist die Tatsache, daß Soldaten in der Umgebung von Teschen von Hof zu Hof um Kartoffeln und Brot betteln und dabei erklären, daß sie seit über einer Woche mehr als jämmerlich verpflegt werden. Gleichzeitig sitzen ihre Offi­ziere in Kneipen und schlemmen.

Sportkurse" für Stratzenkampf

Danzig, 28. Aug. Der Danziger Polizei ist es gelungen, eine große Terror-Organisation der Polen, die durchweg aus pol­nischen Eisenbahnern in Danzig bestand, auszudecken. Die Angehörigen dieser Terror-Organisation wurden bereits vor Monaten zuSportkursen" zusammengerufen. in Wirklichkeit

Briefwechsel zwischen dem Führer und Daladier Berlin, 28. Aug. In einer Erklärung, die der französisch« Ministerpräsident Daladier am Sonntag abend vor der Presse i» Paris abgab, hat er Bezug genommen auf einen Briefwechsel, den er mit dem Führer hatte. In seiner Erklärung vür der Presse hat Daladier Bemerkungen über den Inhalt der Briefe gemacht und Schlußfolgerungen daraus gezogen, ohne der Presse die Briefe selbst zur Kenntnis zu geben. Zur vollständigen Unter­richtung der Oeffentlichkcit gibt das DNB. den Wortlaut des Briefwechsels wider.

Der Brief des franz. Ministerpräsidenten

Paris, 26. August 1939 ^

Sehr verehrter Herr Reichskanzler!

Der französische Botschafter in Berlin hat mir Ihre persönliche Mitteilung zur Kenntnis gebracht.

2n der Stunde, wo Sie von der schwersten Verantwortung sprechen, die zwei Regierungschefs unter Umständen übernehmen können, das heißt das Blut von zwei großen Völkern, die sich nur nach Frieden und Arbeit sehnen, zu vergießen, bin ich Ihnen persönlich und unseren beiden Völkern schuldig, zu sagen, daß das Schicksal des Friedens noch in Ihren Händen liegt.

Sie können weder an meinen Gefühlen Deutschland gegenüber, noch an den friedlichen Gefühlen Frankreichs für Ihre Nation einen Zweifel hegen. Kein Franzose hat mehr als ich selbst ge­tan, um zwischen unseren beiden Völkern nicht nur den Frieden, sondern eine aufrichtige Mitarbeit in ihrem eigenen Interesse so­wie im Interesse Europas und der Welt zu bekräftigen. Es sei denn, Sie trauen dem französischen Volk einen weniger hohen Begriff der Ehre zu, als Sie selber dem deutschen Volk zucrken- nen, so können Sie nicht bezweifeln, daß Frankreich seine Ver­pflichtungen anderen Mächten gegenüber treu er­füllt, wie z. B. Polen, die, davon bin ich überzeugt, mit Deutschland in Frieden leben wollen.

Diese beiden Ueberzeugungen sind vollkommen vereinbar.

Bis heute gibt es nichts, was eine friedliche Lösung der in­ternationalen Krise in Ehren und Würden für alle Völker ver­hindern könnte, wenn auf allen Seiten der gleiche Friedenswille ; besteht.

Mit dem guten Willen Frankreichs bekunde ich denjenigen aller seiner Verbündeten. Ich übernehme selbst die Garantie für diese Bereitschaft, die Polen immer gezeigt hat, für die gegen­seitige Anwendung eines Verfahrens des freien Ausgleichs, wie man es sich vorstellen kann zwischen den Regierungen zweier souveräner Nationen. Mit dem besten Gewissen kann ich Ihnen die Versicherung geben, daß es unter den zwischen Deutsch­land und Polen mit Bezug auf die Danziger Frage ent­standenen Differenzen keine gibt, die nicht einem solchen Ver-

j aber gründlich militärisch ausgebildet. Und zwar wurde dort der Einsatz von Waffen im Straßenkampf geübt. Die Bewaffnung besorgte die polnische Eisenbahndirektion.

Spione und Saboteure!

Am Sonntag abend wurden am Zollgrenzstreifen bei Pieckel, ln der Nähe des Dreiländerecks, wo die Grenzen des Reiches^ Danzigs und Polens zusammenstoßen, zwei polnische Inspekto­ren dabei überrascht, wie sie Danziger Schutzeinrichtungen zu be­schädigen suchten. Sie wurden geschnappt, als sie Drahtverhaue unmittelbar am Danzig-polnischen Grenzstreifen zu zerstören begannen. Man hat Lei ihnen Photoapparate gefunden und stellte Aufnahmen sicher, die den Beweis erbringen, daß die bei­den Polen bereits während einer angeblichen Zolltätigkett an vielen Stellen Spionage betrieben haben. Die beiden polnischen Zollinspektoren sind von der Danziger Polizei in Hast genommen worden.

Danzig, 28. Aug. Obwohl die Danzig-polnische Grenze von Polen vollkommen abgeriegelt worden ist, suchen noch immer Volksdeutsche der Hölle Polens zu entfliehen, um auf Danziger Gebiet zu gelangen. Auf der Strecke zwischen Danzig und Zop- pot, wo die Transitzüos ihre Geschwindigkeit fahrplanmäßig etwas verringern, springen dann die Volksdeutschen, die sich auf der Flucht befinden, au. den Zügen. Allein am Sonntag gelang es auf diese Weise sechs deutschen Volksgenossen, auf das Gebiet der Freien Stadt Danzig zu gelangen. Sämtliche Flücht­linge aber hatten sich bei dem Absprung aus dem fahrenden Zug Verletzungen zugezogen und mußten sich in ärztliche Behandlung begeben. Sie sagten übereinstimmend aus, daß sie lieber den Tod auf den Schienen finden würden, als noch länger unter dem Terror der Polen leiden zu müssen.

Deutschlands Forderungen sind gerecht

Line Erklärung des nordamerikanifchen Kongreßmitgliedes Hamilton Fish

Neuyork, 28. Aug. Wie die United Preß aus Berlin meldet, sprach der auf der Durchreise nach Paris befindliche Senator Ha­milton Fish die Ueberezugung aus, daß Deutschlands Forderun­gen gerecht seien. Der Abgeordnete fügte hinzu, er begünstige die Bereinigung des Vertrages von Versailles im Osten.

zayren unterbreitet werden könnte zwecks einer friedlichen und gerechten Lösung.

Auf meine Ehre kann ich auch bekunden, daß es in der klaren und aufrichtigen Solidarität Frankreichs mit Polen und seinen Verbündeten nichts gibt, was die friedliche Gesinnung meines Vaterlandes irgendwie beeinträchtigen könnte. Diese Solidaris tat hat uns niemals daran gehindert, und hindert uns auch heute nicht, Polen in dieser friedlichen Gesinnung zu erhalten.

In einer so schweren Stunde glaube ich aufrichtig, daß kein übelgesinnter Mensch es verstehen könnte, ohne daß ein letzter Versuch einer friedlichen Lösung zwischen Deutsch­land und Polen stattsindet. Ihr Friedenswille könnte sich in aller Bestimmtheit dafür einfetzen, ohne der deutschen Ehre irgendwie Abbruch zu tun.

Ich, der Ehef der französischen Regierung, der ich eine gute Harmonie zwischen den Franzosen und dem deutschen Volks wünsche, und der ich andererseits durch Freundschaftsbande und durch das gegebene Wort mit Polen verbunden bin, bin bereit, alle Anstrengungen zu machen, die ein aufrichtiger Mensch unternehmen kann, um diesen Versuch zu einem guten Ende zu führen.

Sie waren wie ich selbst Frontkämpfer im letzten Kriege. Sie wissen wie ich, welchen Abscheu und Verurteilung die Ver­wüstungen des Krieges im Gewissen der Völker hinterlastig haben, ganz gleich, wie der Krieg endet. Die Vorstellung, die ich ich mir von Ihrer hervorragenden Rolle machen kann als Füh­rer des deutschen Volkes auf dem Wege des Friedens und dei Vollendung seiner Aufgabe in einem gemeinsamen Werk der Zi­vilisation entgegen, führt mich dazu, eine Antwortauf diesen Vorschlag zu erbitten.

Wenn das französische und das deutsche Blut von neuem flie­ßen wie vor 28 Jahren, in einem noch längeren und mörderischen Krieg, dann wird jedes der beiden Völker kämpfen im Vertrauen auf seinen eigenen Sieg. Siegen werden am sichersten die Zer­störung und die Barbarei. gez. Daladier.

Die Antwort des Führers

Berlin, den 27. August 1939.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident!

Ich verstehe die Bedenken, die Sie ausfpreche«. Auch ich Hab« niemals die hohe Verpflichtung übersehen, die denen auferlegt ist, die über das Schicksal der Völker gestellt find. Als alter Frontsoldat kenne ich wie Sie die Schrecken des Kriege«. Aus dieser Gesinnung und Erkenntnis heraus habe ich mich auch ehr- lich bemüht, alle Konsliktstosse zwischen »«seren beide» Völkern zu beseitigen. Ich habe dem französischen Voll einst.ganz offen versichert, daß die Rückkehr des Saargebietes die Voraussetzung dazu sein würde. Ich habe nach dieser Rückkehr sofort feierlich meinen Verzicht bekräftigt auf irgend welche weitere»

! Ansprüche, die Frankreich berühren können. Das deutsche Volt

Danzig und der Korridor müssen

ins Reich znvüB