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Nr. 194

Montag, äen 21. August 1939

113. Jahrgang

Martyrium der verhafteten Deutschen

Kattowitz, 20. Aug. In den Kreis- und Industriestädten steht man immer wieder Transporte von verhafteten Deutschen, die wie gemeine Verbrecher aneinander gefesselt unter außergewöhn­lich starker polizeilicher »Bewachung durch die Straßen gezerrt werden. In den Gefängnissen bietet sich ein Bild des Grauens. Wie Tiere sind die verhafteten Deutschen in den engen Zellen, die vor Schmutz und Ungeziefer strotzen, eingepfercht und kön­nen sich kaum rühren. Das Essen besteht lediglich in einer dün­nen Wassersuppe. Da die Pritschen in den Zellen nicht aus­reichen, lösen sich die gefangenen Deutschen soweit sie nicht verhört werden beim Schlafen ab. Die wehrlose« Deutschen werden nicht nur mit Fausthieben, Fußtritten und Gummiknüp­peln traktiert, sondern sogar mit zusammengedrehten nassen Handtüchern und eisernen Ketten geschlagen. Sie müssen nach­sprechen, was ihnen die grausamen Gefiingniswächter und Po­lizisten vorsagen und in Sprechchöre« auf dem Gefängnishos Schmährufe auf Deutschland und den Führer ausbringen. Wer sich nicht fügt, wird auf das schlimmste mißhandelt, geschlagen und auf Drahtgeflechten geworfen» deren Spitzen den arme» Opfern ins Fleisch dringen. Diese Methoden sollen die Deut­schen gefügig machen, um aus ihnen das herauszupressen, was der Staatsanwalt für seineAnklagen" benötigt.

Der Aufständischen-Verband in feinem Element

Kattowitz, 20. Aug. Der Aufständischen-Verband hat auf ge­heime Anweisung seines berüchtigten Vorsitzenden Dr. Erazynski große Vorbereitungen zu einem neuen blutigen Schlag gegen wehrlose Deutschs getroffen. In der Nacht zum Samstag gingen unter den Augen der Polizei zahlreiche Klebe- und Schmier­kolonnen durch viele Ortschaften Ostoberschlesiens und kennzeich­neten durch deutschfeindliche Aufschriften und durch Anmalen von Totenköpfen die Wohnungen und Häuser deutscher Fami­lien, die man sich aufs Korn nehmen will. Vielerorts drohte man den Deutschen damit, man würde ihne die Augen ausbren­nen und die Zunge abschneiden, bevor man sie über die Grenze jage. Mitglieder des Aufständischen-Verbandes und des Jung­polenverbandes veranstalteten Jagden auf die Austräger der wenigen noch erscheinenden Volksdeutschen Blätter.

Berlin, 20. Aug. Die wachsenden Unruhen in dem hauptsäch­lich von Ukrainern bewohnten ostgalizischen Wojewod­schaften erfüllen nach einer Meldung des nach Polen ent­sandten Sonderberichterstatters desStettiner Generalanzei­gers" die maßgeblichen Warschauer Stellen mit großer Besorg­nis. Nachdem vor wenigen Wochen erst der Chef der polnischen Polizei, General Zamorski, die politische Lage in den ukraini­schen Gebieten sondierte, hat sich auch Ministerpräsident General Skladkowski zu einer Inspektionsreise nach Ostgalizien begeben, Die durch die terroristischen Maßnahmen der polnischen Polizei und der polnischen Truppen bis aufs Blut gequälten Ukrainer setzen sich nach Kräften zur Wehr.

Drei Angehörige derNationalistischen Ukrainischen Organi­sation", die sich längere Zeit im Gefängnis in Lemberg befan­den und drot gequält wurden, erschlugen in ihrer Verzweiflung den Gefängniswärter und ergriffen die Flucht. Alle drei ent­kamen. Bei Woloczyska kam es zu einem schweren Zusammen­stoß zwischen Polizei und Ukrainern. Hierbei wurden drei Poli­zeibeamte getötet. Im Kreise Skole wurden bei Ukrainern 80 Handfeuerwaffen gefunden. Alle diese Meldungen sind Zeichen dafür, daß die Ukrainer entschlossen sind, sich gegen den behörd­lichen polnischen Terror zu wehren und ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. In Ostpolen finden fast ununterbrochen politische Prozesse gegen Ukrainer statt, die sich wegen Zuge­hörigkeit zurNationalistischen Ukrainischen Organisation" zu verantworten haben. Allein in der Wojewodschaft Wolhynien wurden in den letzten Wochen 30 politische Prozesse gegen Ukrai­ner abgeschlossen, und zwar ausnahmslos mit langfristigen Frei­heitsstrafen. '

Sofortige Polorrifierrrrrg der Grenzzone

Kattowitz, 20. Aug. Nowy Kurjer vom 19. August teilt mit, daß das Dekret über die Zwangsparzellierungeu in der Grenz­zone einen weiteren Rahmen als das Agrarreformgesetz habe. Diesesschützte" einen Rest von 30 000 Hektar Grund und Bo­den, die sich noch in deutscher Hand befanden, in Posen und Pom­merellen vor der Parzellierung. Das Dekret des Staatspräsi­denten hebe diesesPrivileg" auf und befehle aus Gründen der Sicherheit des Staates und der Verteidigung der Westgrenze" die Parzellierung ohne Rücksicht auf die Intensität der Erzeu­gung, auf die Industrialisierung der Wirtschaften oder die be­sonders betriebene Tierzucht. Wenn man die Verhältnisse in den Grenzgebieten kenne, wisse man, daß die polnische Bevölkerung das Dekret mitvoller Anerkennung" der polnischen Staats­politik im Grenzgebiet begrüßt.Polonia" schreibt, daß die pol-

Znmngsarbeit in Sümpfen

Kattowitz, SO. Aug. In den polnischen Westgebieten werden auch weiterhin Deutsche, und zwar Reichsangehörige wie auch Mitglieder der deutschen Volksgruppe, ihrer Freiheit beraubt und durch konstruierteGerichtsurteile" in die polnischen Ker­ker geschleppt.

Volksdeutsche Flüchtlinge, denen es nicht gelungen ist, sich über die Grenze in Sicherheit zu bringen, sind aus Ostober­schlesien in Sammeltransporten in das Innere Polens ver­schleppt worden. Dort werden sie wie schwere Sträflinge für Zwangsarbeiten verwendet. Zur Aufnahme der vielen tausend Deutschen und Ukrainer langen selbstverständlich die überfüllten -polnischen Gefängnisse und das in Polesten gelegene Jsolierungs- lagerBereza Kartusky" nicht mehr aus. Wie zuverlässig ver- j lautet, sind sowohl in den polesischen Sümpfen wie in der Um- ! gebung von Lublin weitere Jsolierungslager errichtet worden. , Es ist zu befürchten, daß der größte Teil der in den letzten Ta- ! gen und Wochen verhafteten Ukrainer und auch der AngehLri- ! gen der deutschen Volksgruppe dorthin verschleppt werden.

Massenflucht aus dem polnischen MM8r

Eine halbe Kompanie über die Grenze gekommen

Graudenz, 20. Aug. Wie bekannt wird, haben die polnischen Militärbehörden strengste Maßnahmen gegen die ständig zuneh­menden Fälle von Desertion bei der Armee angeordnet.

Nachdem vor wenigen Tagen gemeldet wurde, daß zahlreiche j Angehörige des polnischen Militärs, größtenteils in voller Aus­rüstung, ans dem Olsagebiet über die Grenze in das Protek­torat Böhmen und Mähren in die Slowakei geflüchtet sind, rammt jetzt die Nachricht, daß in der Nacht vom 15. zum 18. und vom 18. zum 17. August auch Lei Bischofswerder zahlreiche Grenzübertritte polnischer Soldaten erfolgt sind. In der Nacht vom 18. zum 17. August überschritt sogar eine halbe Kompanie eines in Graudenz stationierten und seit einiger Zeit als Erenz- wachtkommando in der Nähe von Vischofswerder eingesetzten pol­nischen Infanterie-Bataillons die Grenze. Die polnischen Sol­daten, die zum Teil einen recht verwahrlosten Eindruck machte«, erklärten, daß siekein Kanonenfutter" abgebcn wollten.

nischen Grenzzonen restlos polonisiert werden und daß das Land sofort in polnische Hände übergehen müsse.

Danzigs neue Drücke dem Verkehr übergeben

Danzig, 20. Aug. In einer Weihestunde am Weichselstrom übergab der Vizepräsident des Danziger Senats, ^-Oberführer Huth, Samstagvormittag die neue, 280 Meter lange Ponton­brücke über die Weichsel zwischen den Danziger Orten Käsemark und Rothebude dem öffentlichen Verkehr. Obwohl es Jahrzehnte lang an dieser Stelle keine Brücke gegeben habe, so betonte Huth, sei die Brücke zum deutschen Mutterlande immer da ge­wesen. Sie habe bestanden in der Liebe zu Deutschland und zu den deutschen Brüdern im Reich. Ungeschrieben sei auf der neuen Brücke für alle Danziger Herzen lesbar das Wort:Wir wol­len heim ins Reich"! Die nationalen Lieder klangen über den -werten Festplatz, dann durchfuhr Gauleiter Förster als erster die neue Brücke.

Graf Csaky bei Mussolini

Nom, 20. Aug. Nach einer Meldung der Agenzia Stefan: reiste Graf Csaky Samstagvormittag von Rom nach Norditalien, wo er seine Ferien bis Montag verbringen wird. Freitagnach­mittag wurde der ungarische Außenminister vom Duce im Palazzo Venezia empfangen, mit dem er in Anwesenheit des italienischen Außenministers Graf Ciano eine Unterre­dung hatte.

Es sei natürlich, so wird betont, daß der ungarische Außen­minister auch mit dem italienischen Regierungschef und dem ita­lienischen Außenminister habe sprechen wollen, um sich über die übrigens vollkommen übereinstimmende Auffassung der beiden Achsenmächte in Bezug auf die europäischen Probleme zu un­terhalten. Sein Besuch in Rom sei deshalb weder ein überra­schendes noch viel weniger ein sensationelles Ereignis. Graf Csaky habe, wie man in den gleichen Kreisen hinzufügt, seine Genugtuung über den ihm vonseiten maßgebender deutscher und italienischer Kreise zuteil gewordenen Empfang zum Ausdruck gebracht. Er habe erneut alle jene im Ausland verbreiteten tendenziösen Gerüchte über seinen angeblich von Deutschland und Italien ausgeübten Druck auf Ungarn dementiert, indem er die Gerüchte als jeder Grundlage entbehrend bezeichnet«.

Der italienische Außenminister Graf Ciano ist am Samstag nach Tirana geflogen. Der italienische Außenminister hat, wie Lavoro Fascista aus Tirana erfährt, der albanischen Bevölke­rung den bevorstehenden Besuch der Duce angekündigt.

Hitler regiert -ie Stunde

Die große Gewißheit in der Nervosität der Welt Zwischen Hetze und Selbstvertrauen

NSK. In der Flut wildester Kombinationen, die täglich durch die Zeitungen und den Rundfunk der Demokratien und ihrer Schützlinge auf die wehrlose Menschheit los­gelassen werden, haben wir Deutschen es leicht, ruhig zu sein. Denn während die anderen hinter all ihren Vermutungen und Wunschträumen, hinter erhofften und erlogenen Sen­sationen ihre restlose Unsicherheit verbergen, beherrscht uns die angenehme Gewißheit, in Adolf Hitlers Hand zu sein. Die Welt weiß ganz gut, was das bedeutet, und vor allem wissen es jene wenigen hunderttausend deutschen Menschen, deren gegenwärtiges und zukünftiges Schicksal so sehr in den Mittelpunkt des Weltgeschehens gerückt ist, weil der Wahn­sinn des Versailler Diktats sie gegen ihren Willen von Deutschland losriß. Als sie durch den Mund Gauleiter Försters ihre Forderung nach Heimkehr ins Reich laut und unmißverständlich kundtaten, ließen sie keinen Zweifel dar­über, daß sie sich als unter Adolf Hitlers Schutz befindlich ansähen. Und AdolfHitlerregiertdieStunde.

Gerade die krampfhaften Bemühungen unserer geschätzten Gegenspieler, uns das Gesetz des Handelns vorschreiben zu wollen, zeugen von der erschütternden Hilflosigkeit in ihrem eigenen Lager. Vom ersten Tagesgrauen an bis in die sinkende Nacht und vielleicht auch bis in ihre Träume ver­folgt sie die Frage:Was wird Hitler machen?"

Sie stürzen die harmlosen Bewohner aller fünf Erdteile, für deren gesunden Menschenverstand die Probleme im deutschen Osten gar keine Probleme wären, wenn sie nicht künstlich von den Einkreisern dazu aufgeputscht worden wären, mit ihrem hysterischen Kriegsgeschrei von einer Auf­regung in die andere, indem sie von dem land- und völker­fressenden Moloch Nationalsozialismus phantasieren, gerade so, als ob wir 1919 gegen jedes Recht und jede Moral den Lebensboden eines großen Volkes widersinnig zer­stückelt hätten. Der AlpdruckHitler", der sie alle verfolgt» ist für uns Deutsche deutlich sichtbar der Druck ihres schlechten Gewissens, der Fluch ihrer jedem Recht hohnsprechenden Weltkriegs- und Nachkriegspolitik.

Wenn sie jede Erscheinung unseres nationalen Lebens, jede Aeußerung unserer Politik, jede diplomatische Bespre­chung und vor allem jede sichtbare Handlungsweise des Führers publizistisch und agitatorisch auszuschlachen ver­suchen, als könnten sie daraus einen Fingerzeig für künftige Ereignise konstruieren, wenn sie ängstlich über unsere Grenzen schielen, um irgend einen kleinen An­haltspunkt für eventuelle Rückschlüsse auf die Ereignisse von morgen und übermorgen zu erhaschen, wenn sie nicht wissen, ob sie in Urlaub gehen dürfen oder nicht, wenn nach jedem Räuspern aus Deutschland Kursschwankungen au ihren Börsen eintreten, dann steht ihnen allerdings die auf­trumpfende Sicherheit schlecht zu Gesicht, mit der sie in ge­legentlichen neuen Phasen desNervenkrieges" triumphie­rend verkünden, durch diese oder jene Maßnahmen der Demokratien wäre Hitler gezwungen worden, den für ein jeweils freiwilligst erfundenes Datum festgesetztenKrieg" aufzuschieben...

Im Grunde wissen sie nur zu gut, daß Hitler die Stunde regiert und von der Klarheit der deutschen Auflassungen nicht ein Jota abgehandelt oder auch abgeschwindelt werden kann. Vergleichen wir die künstlich von England auf­gestachelte Großmannssucht der Polen und die verlegene Nachdenklichkeit, mit der selbst englische Zeitungen mög­licherweise eintretende oder auch nicht eintretende britische Kabinettsänderungen unter dem Gesichtspunkt betrachten, ob der eine oder andere Kandidat auf einen Ministersessel Hitler vielleicht unsympathisch sein könnte, und wir können uns eines leichten Schmunzelns nicht erwehren. Was Hitler tut oder läßt, ist ihr Klubgespräch und das Zentrum ihrer Gedankenwelt. Ihr einziges Bemühen geht darum, seine möglichen Schritte in eine bestimmte, ihnen genehme Rich­tung zu lenken das ist ihre ganze Handlungsfreiheit.

Man hat in manchen politischen Kreisen auch rückblickend die Geschichte der letzten Jahre überprüft und sich eingebil­det, eine gewisse Gesetzmäßigkeit in Hitlers Handlungsweise festgestellt zu haben, worauf man eine wahrhaft geniale Taktik aufbaut, die der des Wild­diebes gleicht, welcher den Wechsel des Wildes aufspürt und an ihn die Schlinge legt, in die das Tier seiner Gewohnheit folgend hineinlaufen soll. Wo schon neben einem solchen Eedankengang die Vorfreude eines politischen Sieges über Hitler lebendig ist, sollte man sich der Vergangenheit voll­ständig erinnern und daran denken, daß gewisse politische Kreise schon einmal in ein verfrühtes Freudengeheul aus­gebrochen sind, an das sie heute nicht mehr gern denken. Wir wollen ihrem Gedächtnis aufhelfen und sie an das Datum des 21. Mai 1938 erinnern, der ja nach ihrem Sprachgebrauch ein Sieg der demokratischen Entschlossenheit (der damaligen Tschechoslowakei) über den nationalsozia­listischen Nimmersatt gewesen sein soll.

So wenig wir die Absicht haben, mit unseren demokrati­schen Freunden über Vernunft und Logik zu streiten, so seltjam erscheint uns doch ihr banges Rätselraten nach der ZuMklst:Was wird werden? Was wird Hitler tun?", dem sie gerade z. V. bet dem Thema Danzig und den Korri­dor so ergiebig nachhängen. Dabei kann es eigentlich gar keinen Zweifel darüber geben, denn Danzig will und wirdzumReich zurückkommen. Das ist tausend-

Bewaffnete Abwehr der Ukrainer