K. Seite — Nr. 192
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Freitag, den 18. August 193g
oft weniger Maschinengewehre brechen die Russen zusammen. 92 900 Mann strecken die Waffen. 350 Geschütze, eine unübersehbare Menge sonstiger Waffen und Fahrzeuge fallen in die Hände der Sieger. Der Führer der russischen Narew-Armee gibt sich selber den Tod.
153 000 Deutsche habe« 191 000 Russen geschlagen. Weitere 100 000 Russen haben, von einer Handvoll deutscher Reiter gefoppt, wenige Meilen davon untätig zugesehen, datz solches geschah. Die russische Heeresleitung hat das Handeln der beiden Armeen nicht in Einklang zu bringen gewicht, hat obendrein noch ihre Absichten dem Gegner durch offene Funksprüche verraten. Aus deutscher Seite dagegen eine Harmonie, eine Zielsicherheit der Führung, wie sie voll- , endeter nicht denkbar ist. Hindenburg und Ludendorff, ? Feldherr und Eeneralstabschef, wachsen in diesen schweren . Tagen zu einer Einheit zusammen. Ihre Verdienste um den Ausgang der Schlacht sind nicht voneinander zu trennen. „Wir trafen uns", so drückt es Hindenburg aus, „im Denken wie im Handeln, und die Worte des einen waren oftmals nur der Ausdruck der Gedanken des anderen." !
Die aktiven und Reserve-Truppen der 8. Armee haben nach dem Mißgeschick von Gumbinnen rasch den alten An- ? griffsschwung wiedergefunden, haben im Marschieren und Kämpfen das Höchste geleistet. Die Ersatz-Landwehr- und , Landsturmtruppen, zumeist nur mangelhaft ausgerüstet und , bewaffnet, haben in jeder Hinsicht sich ihrer ebenbürtig er- f wiesen, sich dank ihrer guten, wenn auch lange Jahre zurück- > liegenden Friedensausbildung, rasch in die neuen Kampf? ! Verhältnisse gefunden. Sind sie doch gleich ihren Führern, Männer mit stählernem Herzen und stählernem Willen, Söhne des Ostens, die wissen, worum es geht, die im wahrsten Sinne des Wortes sich mit Leib und Leben für ihre Heimat, Weib und Kind, Hab und Gut einsetzen. j
An uns ist es, dafür zu sorgen, daß ihr Heldentum, ihr Sterben nicht umsonst war, daß der Boden, um den sie kämpften, deutsch bleibt in alle Ewigkeit!
Gespräch mit Hermann Lang
Ha - no! Dieses Wörtchen gibt es nur im Schwäbischen und es bedeutet eigentlich alles, je nach Betonung Es kann „nein" und „ja" heißen, es kann Mißachtung und Bewunderung aus- drücken, kurz, es ist das Universalwort der Schwaben und in seiner Vieldeutigkeit eigentlich schon der Beweis dafür, daß die Schwaben nicht gern erzählen, jedenfalls nicht gern von sich erzählen!
So ist das auch mit Hermann Lang, dem erfolgreichsten Rennfahrer des Jahres, der jüngst erst durch seinen Sieg am Großglockner „Deutscher Bergmeister für Rennwagen" wurde und damit auf Mercedes-Benz seinen sechsten diesjährigen Sieg erkämpfte. Ich frage also Hermann Lang in seinem netten und kleinen Häuschen, das er sich da oben über Cannstatt, seiner Heimatstadt, erbaute, wie er sich seine Erfolge erkläre.
„Ha-no", beginnt er, „was ist da viel zu schwätze. Ich fahr' eben und ein bißchen Glück gehört allemal dazu!" — Na, das wußte ich eigentlich auch schon vorher und ich merke gleich, daß man hier etwas weiter ausholen muß, um „Hermännle", wie er im Schwabenland heißt zum Reden zu bringen. Daher eine kurze Einleitung für den Leser!
Dieser erfolgreichste Mann des Jahres ist jetzt gerade 30 Jahre alt und begann bereits mit 18 Jahren seine Rennfahrerlaufbahn, ist also seit 12 Jahren „beim Bau". Er begann als Motorradfahrer und die Süddeutschen sind, wie dies leicht erklärlich ist, von jeher Spezialisten am Berg. So errang auch Lang seine ersten Erfolge im Bergrennen, er wurde Bayerischer Bergmeister 1931 und ein Jahr später sogar Deutscher Bergmeifter. Auch am Klausenpaß wurde er zweimal Sieger! Als dann Mercedes- Benz im Jahre 1933 seine Rcnnabteilung neu aufbaute — es war in der Vorbereitungszeit für die Wagen der 750-Kilogramm- Formel — da wußte der junge Cannstatter, datz da drüben in llntertürkheim für ihn die große Chance sei. Man brauchte dort tüchtige junge Leute und so kam Lang als Mechaniker in die Rennabteilung zu Daimler-Benz.
Luigi Fagioli, der damals zum Rennstall der Daimler- Benz AE. gehörte, war sein erster Lehrmeister, ein Mann, damals aus der Höhe seines Könnens und seiner Erfolge. Aber — in solcher Renngemeinschaft braucht man immer wieder neues Blut, und so war es gar nicht verwunderlich, daß man beim Eifelrennen 1935 Hermann Lang zum erstenmal im Rennwagen sah. Er wurde Fünfter! Von da ab begann sein Aufstieg. Schnell galt er als der Mann der schnellsten Runden, bald kamen die ersten Siege, Tripolis und Avus und nochmals Tripolis. Seltsam, der.Sieger am Berg wurde jetzt Sieger der schnellsten Rennen der Welt, so daß man ihn hier und dort bereits als Spezia
listen schneller Rennen bezeichnet«. Aber das war falsch, denn diese Siege bewiesen ja lediglich, datz der Mann, der selbst einmal jahrelang in der Rennabteilung als Mechaniker gearbeitet hatte, ein unerhört feines Gefühl für die Maschine hatte, was vielfach bei Rennen mit höchster motorischer Beanspruchung den Ausschlag gibt! Was er wirklich kann, das hat er dann erst so richtig in diesem Jahre gezeigt. Er wurde Sieger inm „Großen Preis von Tripolis" auf dem neuen 1,5-Liter-Rennwagen, er siegte im „Großen Preis von Pau", im Eifelrennen auf dem Rürburgring, im „Großen Preis von Belgien" und in den Bergrennen von Wien und am Großglockner! Eine einmalige Erfolgsserie, absolut nicht zufällig und rätselhaft, wenn man den Menschen Lang ein wenig näher kennt!
Es gibt große Sportsleute, die das Leben der „Leute non Welt" führen. Dazu gehört Geld, Mützigsein und sehr viel Glück. Sportsleute, die immer Erfolg haben wollen, die immer kampfbereit sein müssen, können sich das nicht leisten. Sie sind genügsam, denken nur an ihre Aufgabe, suchen sich stets in Höchstform zu haben. Der eine macht's so, der andere macht's anders. Viele betreiben einen Ausgleichssport, sie spielen Tennis und Golf, sind begeisterte Jäger oder Angler, sie machen Waldlauf, sie schwimmen, fie reiten, sie laufen Ski, wie es gerade kommt. Und in den Bars der großen Hotels nehmen sie, wenn man mal dort einen findet, ein Glas Orangensaft, was wiederum junge Mädchen als läppisch und unsportlich empfinden!
Und Hermann Lang? Er schöpft seine Kraft aus der Heimat, indem er das geblieben ist, was er war: ein guter biederer Schwabe und Bürger. Der Erfolg hat auch ihm was eingebracht. Er kaufte sich Häuser dafür und ist im „Privatberuf" Haus-' besitzer. Er bewohnt ein kleines Häuschen oben am Berg, das er aber jetzt an seinen Schwager verkauft. Ein neues ist im Bau begriffen; denn er muß Platz schaffen — für all die Preise, die er aus aller Welt nach Hause brachte. Es wird ein gutes, ein solides Haus, nach alter schwäbischer Art, und seine Freunde bauen dieses Haus, die ..Keaelbrüder" Herma:' r Lanas. Denn —
Kegeln, das ist sein Ausgleichssport, er ist nicht nur Deutscher Bergmeister, er ist auch der „Kögelmeister Cannstatts". Ueberall, wo es nur angeht, sind seine Kegelbrüder dabei, wenn „Hermännle" startet. Beim letzten Eifelrennen waren Hermanns Kegelbrüder am Nürburgring. Es war gleichzeitig der Jahrssausflug mit feierlicher Kassensprengung. Jeder von ihnen bekam noch einen Reisezuschuß von 10 RM., auch Hermann Lang. So will es nu einmal die Satzung und — „was Recht ist, muß Recht bleibe!"-
„Ja, und in der Freizeit, wenn Sie wirklich nicht misten, was Sie in Cannstatt tun sollen, was treiben Sie denn da, lieber Lang?" Hermann Lang spricht wiederum nicht viel, bittet mich, ihm zu folgen und wir fahren jetzt hinaus ins schwäbische Land, er, die junge Frau Lydia und Volks, der Schäferhund. Wenige Kilometer von Cannstatt entfernt liegt das Remstal, rings herum von Weinbergen umgeben. Dort hat Lang auf prachtvoller Höhe, über Beutelsbach gelegen, ein Wochenendhaus. Die Bürger von Beutelsbach grüßen ihren „Ehrenbürger" Hermann Lang. „Aha, der Lang kommt!" Sie sagen nicht „Herr Lang", sie sagen einfach „der Lang" oder „Hermännle". Dann sind wir oben! Ein prachtvoller Ausblick ins weite grüne Land. Frau Lydia öffnet die Türe und stößt die Fensterläden auf. Das also ist das „zweite Zuhause". Alles nett und praktisch eingerichtet. Ein Bergblumengarten davor, Obstbäume, Gemüse, alles selbst angelegt, darum ein „Mäuerle", ebenfalls selbst gebaut, dahinter ein großer Holzstoß für den Winter, selbst gesägt und klein gemacht. Man sieht's: in allem ein Schwabe. „Schwabenhcimat" heißt auch das Häuschen da oben!
„Also, da gefällt's uns, da Hausen wir, und das ist schön, von allem nichts mehr zu wissen und viel allein zu sein!"
Woher also der Erfolg? — Gesundheit, Eradheit, Schwabe bis in die Knochen, das ist die Kraft des Landes, die Kraft dieses Mannes, den mau den erfolgreichsten Rennfahrer des Lahres 1939 nennt.
Das Ltr-tvissbnsrsev Garrfest
Lu-wigsburg, 16. Aug. Ueber die Vorarbeiten, die von der j Feststadt Ludwigsburg zum 2. Gaufest des NSRL. getroffen wurden, schreibt der Kreisführer des NSRL., Theodor Konrad, ! der gleichzeitig der örtliche Leiter des Festausschusses ist, u. a. ! folgendes: s
Die Feststadt Ludwigsburg ist gerüstet und weit f stehen ihre Tore offen, um alle die aufzunehmen, die mit uns in froher, lebendiger Gemeinschaft das große Fest der Leibesübungen begehen wollen. Eine Wettkampfstätte, nach den neuesten Erfahrungen erbaut, steht zur Abwicklung der zahlreichen turnerischen und sportlichen Kämpfe bereit. Jede Sportart wird einen solch guten und gepflegten wie zweckmäßigen Sportplatz vorfinden, der alle Aktiven in mitreißender Begeisterung zu höchsten Taten anspornen wird. Die «Stadtverwaltung Ludwigsburg hat sich mit der Erstellung der Hör st-Wessel-Kampfbahn und den darum gruppierten Sportplätzen für Tennis, Boxen, Ringen, Fechten, Handball und Fußball und Hockey, für Rollschuhlauf, Schießen und Turnen usw. ein städtisches Sportfeld geschaffen, ! das in seiner Schönheit und Zweckmäßigkeit seinesgleichen in Süd- ^ deutschland sucht.
Neben den Arbeiten um die Schaffung der Wettkampfplätze und die Bereitstellung der Sportgeräte wurde auch die Sorge um das Wohl der Zehntausende nicht vergessen. So stehen 110 0 0 Quartiere bereit, die Gäste aufzunehmen. Trotz Urlaubszeit haben die Ludwigsburger mehrere tausend Freiquartiere zur Aufnahme der Turner und Sportler zur Verfügung gestellt und werden in aufrichtiger Gastfreundschaft um das Wohl ihrer Gäste besorgt sein. Auch an diejenigen wurde gedacht, die die Feststadt nicht mit der Eisenbahn erreichen. In der Altwürttem- berger- und der Jägerhof-Allee wurden, wenige Minuten von der Kampfbahn entfernt, Parkplätze, die unter Bewachung und Versicherung steht, für Tausende von Autos, Motorrädern, Fahrrädern geschaffen. Der große Verkehr, der über die Gcmfesttage in Ludwigsburg herrschen wird, wird von der Polizei unter gleichzeitigem Einsatz von nahezu 300 Männern der SA. und des NSKK. gemeistert werden.
16 890 Ssim PflichimannschafLskampf
Die größte Kundgebung beim Ludwigsburger Gaufest
, Der Pflichtmannschaftskampf, der sich auf 83 Kampfplätzen am Sonntag vormittag von 6 bis 11 Uhr abwickelt, ist das Kernstück des Gaufestes überhaupt. Nicht weniger als 9 7 4 Rie - gen mit über 16 000 Teilnehmern treten zu dieser
großen VereinsprM'ng an. Jeder Mannschaft steht für Crn- marsch, Pflicht- und Kürübung insgesamt eine Zeit von 25 Minuten zur Verfügung. Vom Befehlsturm aus wird jeweils den insgesamt 82 gleichzeitig übenden Vereinen der Befehl zum Einmarsch, Beginn und Äusmarsch gegeben. Dieser Pflichtmann- schaftskampf ist an die Stelle des früheren Vereins-Riegenturnens getreten. Wenn insgesamt ein Drittel der Teilnehmer aus den Reihen der Sportvereine kommen, so ist das nur der Beweis dafür, daß sich der Mannschaftsgedanke durchgesetzt hat.
Außer der Pflichtübung, die für die Turnvereine aus einem Teil der Festfreiübungen und für die Sportvereine ein Stück der Grundschule nach Meusel darstellt, hat die Mannschaft noch eine freigewählte Uebung zu zeigen. ^
„Kommentar der RPÖ und LSÖ und weiterer Erlasse". Die
Preisbildung bei öffentlichen Aufträgen. Herausgegeben und bearbeitet von Ministerialrat Otto Heß, Oberregierungs- . Vaurat Dr.-Jng. F. Zeidler, Dipl.-Kfm. Max E. Pribilla, Dipl.- s Kfm. Karl Schwantag. Verlag: Hanseatische Verlagsanstalt, , Hamburg 36. — Die Richtlinien für die Preisbildung bei öffent- j lichen Aufträgen (RPÖ) vom 16. November 1938 und die mit ! Verordnung vom 15. November 1938 herausgegebenen Leitsätze für die Preisermittlung auf Grund der Selbstkosten bei Leistungen für öffentliche Auftraggeber (LSÖ) stellen zusammen mit den Erlassen und Runderlassen des Reichskommissars für die Preisbildung ein Verordnungswerk dar, das die gesamte Preisbildung bei allen von der öffentlichen Hand vergebenen Aufträgen regelt. Vis zum Tage des Erscheinens verbilligter Bezugspreis von RM. 7.— statt RM. 8.20
„Mein Stuttgarter Reisetagebuch". Unter diesem Titel ist ein Büchlein erschienen „zur Erinnerung an frohe Tage in Stutt gart". Es ist recht hübsch illustriert und ein schönes Andenken. Herausgeber: Ausstellungs- und Fremdenverkehrsamt Stuttgart.
Für alle unter dieser Rubrik erscheinenden Bücher und Zeitschriften nimmt die Buchhandlung E. W. Zaiser, Nagold, Bestellungen entgegen.
. LinheitercrNoman von iH-lk-dlleixner
Nrheberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz. München 2. Fortsetzung (Nachdruck verboten)
Er bekam kein Gehalt vom Wirt und forderte auch keines. Er hatte seine Ruhebezüge und außerdem noch die Zinsen von einem ererbten kleinen Vermögen.
Er war also unabhängig, hätte aber nicht gewußt, wie er seine Zeit hätte totschlagen sollen.
Nun hatte aber der Adlerwirt einen Stall; eiyen guten Stall. Prachtrösser! Und sich dieser anzunehmen, das war noch ein Beruf. Herr von Braun war an dem Stall auch finanziell beteiligt.
Als Reiteroffizier verstand er sich auf den Pferdehandel ganz ausgezeichnet.
Und wenn man ihm hier im Hause ein bequemes Logis, ein gutes Papperl und einen vornehmen Tropfen (Eigenbau!) bot, so machte sich dies für den Wirt mehr als zehnmal schon aus dem Pferdehandel bezahlt.
Herr v. Braun war also kein Angestellter, sondern ein Freund des Hauses; ein stiller Kompagnon.
Eigentlich hätte er im Hause ja noch mehr sein können.
„Wird die Frau Schwester auch mitessen?" fragte er jetzt.
„Natürlich kommt die Ulrike auch", lachte der Wirt. „Alte Liebe rostet nicht, nicht wahr?"
Aber der Rittmeister wandte sich zum Gehen. Er pfiff ein ungarisches Lied und das tat er großartig.
Es war immer ein Ereignis, wenn er sich in Gesellschaft als Solopfeifer produzierte.
Der Wirt schritt weiter. An dem Pfahl des Taubenschlages vorbei, an dem langen Stallgebände entlang, er öffnete die Türe des Gartens. Hier erstreckte sich links das
i Gebäude des Tanz- und Theatersaales und in der Mitte ! des großen Kastaniengartens erhob sich der Pavillon für die Musik.
Als er an den gedeckten Tisch herantrat, erhoben sich alle.
„Gnädige Frau, meine Hochachtung", grüßte der Wirt, „Sie sehen jeden Tag schöner aus!" dabei nahm er die l ihm entgegengehaltene Hand.
> „Und Sie jeden Tag jünger", war die Antwort. Frau ! Melitta Barberini setzte sich nach diesen Worten wieder. § „Habe die Ehre, Herr Doktor, Ihnen gefällt es doch
> bei uns", sagte der Wirt mit einem Händedruck zu dem ! Herrn, dem der Platz neben Frau Melitta angewiesen ! worden war.
> „Ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet!" war die Antwort,
^ die Dr. Schubert gab.
„Grüß Gott, Papa!"
„Guten Tag, Vater!"
Dieser Gruß kam von der zweinndzwanzigjährigen Tochter Magda und vom Sohn des Hauses, Ferdinand Feldner.
„Halt, halt!" rief jetzt eine feine Damenstimme. „Heut darf ich nicht zu spät kommen zu dieser Fleckerlsuppe. Ich Hab sie schon verkostet. Herrlich! Maria ist zwar erst kurz im Haus, aber sie ist eine Perle."
Die Schwester des Wirtes, Ulrike, war an den Tisch gelangt.
„So, jetzt kann man anftragen!"
3.
Frau Melitta
Wie nun der älteste Pikkolo die große Suppenterrine herantcug, da Paßte der Ober haarscharf auf.
„Daß du es heut richtig machst", hatte er ihm zugeraunt, „denn sonst erwisch ich dich an den Wascheln!"
Hochrot im Gesicht, entledigte sich der Kleine seines Amtes und Ulrike, die Schwester des Wirtes, hob den Deckel ab.
„Gnädige Frau", wandte sie sich an Frau Melitta, „darf ich bitten?" Und diese reichte den Teller hin.
„Herr Doktor?" Und so ging es der Reihe nach^.
„Die Marie ist schon eine ausgezeichnete Köchin", begleitete Ulrike ihr Austeilen", „daß sie aber die guten Markknochen mitgekocht und den Inhalt passiert hat, das verdankt sie mir!"
Links von Frau Barberini hatte der Adlerwirt seinen Platz genommen.
Er löffelte nun auch die Fleckerl mit dem Schnittlauch ' aus seinem Teller, aber zwischendurch lugte er nach rechi-ü Unten sah er einen rehledernen kleinen Schuh; daran schloß sich ein Gelenk. Wie bei einem Reh, dachte er. Daun kam eine elastische Wade. Darüber ein blumiges Seidenkleid. Und auf dem Tische lag ihr linker Arm. Um il u schmiegten sich drei klirrende Armbänder. Die immer klingelten, wenn die Hand den Teller nach vorne hochhob;
. und ein Duft ging von ihr aus!
Er saß gern neben der jungen Witwe und doch wied.r nicht. Es wurde ihm so manchesmal heiß in ihrer Nähe. Und auch jetzt fühlte er eine Hitze in sich aufsteigen.
Unter dem Tisch hatte sich ein kleiner rehlederner Schuh an seinen Stiefel herangeschoben. Sicher unabsichtlich.
„Ein heißer Tag!" sagte der Adlerwirt. Und dabei zog er seinen Fuß unter dem Stuhl an sich.
Er sah seine Nachbarin an. Die blitzte ihm mit ihixn schwarzen Augen entgegen und lächelte.
„Wo bleibt denn oer Rittmeister?" fragte jetzt Ulrike.
„Wird gleich kommen, dein Herzpinkel. Hat nur noch schnell etwas für den Stall angeordnet."
Die Antwort des Wirtes stimmte, denn eben kam Herr 0. Braun, machte seine stumme und kurze Verbeugung und ließ sich rechts von Magda und gegenüber von Ulrike nieder. Als auch er seine Suppe hatte, schwieg man eine ' Weile und löffelte, i
(Fortsetzung folgt.)