8. Seite Nr. 185

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Dounerstag, den 10. Augnst 1SW

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Hätte die Larrdfrau nie

Es wäre ebenso interessant wie aufschluß­reich, einmal zu errechnen, wie hoch der wert­mäßige Anteil der Frauenarbeit an der Erzeu­gung und Verteilung der verschiedenen Güter ist. Da wir viele Millionen berufstätiger Frauen haben, rst der Anteil bestimmt nicht gering. Eine besonders große Bedeutung kommt der Mithilfe der Frau bekanntlich in der Land­wirtschaft zu, wo sie zahlenmäßig etwa die Hälfte der Arbeitskräfte stellt. Viele Erfolge der Erzeugungsschlacht wären weniger groß, hätte nicht d-ie Frau tatkräftig mitgcholsen. Jede Intensivierung der Betriebe aber bedeutet zugleich auch wieder eine starke Belastung der Frau, insbesondere solange Hilfskräfte knapper wurden. Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Zucker: es gibt kaum ein Erzeugnis der Landwirtschaft, an dem nicht Frauenhände schaffend mitbetei­ligt wären. Die ernährungswirtschaftliche Be­deutung der Landfrauenarbeit ist aber beson­ders groß für unsere Fleisch- und Fettversor­gung. Die Höfe in der Größe bis 50 Hektar liefern 86 v. H. des Schweinefleisches, das über­haupt auf den Markt kommt. 50 bis 70 v. H. ihrer Arbeitskräfte besteht aus Frauen. In den Betrieben von 20 bis 50 Hektar stellen sie 53,1 der Arbeitskräfte, von 0,51 bis 2 Hek­tar dagegen sogar 75,4 v. H. Die Größe un­seres gesamten Viehbestandes hängt damit auch 'davon ab, ob die Frau, insbesondere die Frau in den viehreichen Wirtschaften, in der Lage ist, neben der Fülle anderer Arbeiten auch noch die Tiere ausreichend zu betreuen. Das gleiche

Wie bekämpfe

In der wärmeren Jahreszeit kommt mit den »Stuben- und Stechfliegen immer ein Heer von (Quälgeistern für Menschen und Tiere. Außer der Verschleppung von allerlei ansteckenden ! Krankheiten beunruhigt sie die Tiere und be­dingt so einen Rückgang der Leistung in jeder »Hinsicht. Vor allem aber gefährden sie bei Milchtieren die Gewinnung einer reinlichen 'Milch. Ihre Bekämpfung ist infolge ihrer ! Kleinheit und ihrer großen Vermehrung wegen »nicht leicht. Mit ihrem Legestachel legt das (Weibchen in Mist, Kompost, Abälle und »Schlammritzen vier- bis fünfmal im Sommer Ze etwa 150 bis 200 Eier, aus denen schon (innerhalb 24 Stunden die Larven (Würmer) (kriechen. Diese verwandeln sich nach weiteren »vier bis sechs Tagen in die braunschwarzen (Puppen, aus denen nach etwa zehn Tagen das (fertige Insekt schlüpft. Bei diesem Entwick- (lungsgang kann man nachrechnen, daß aus seinem einzigen Fliegenpaar in einem guten (Sommer nahezu 6 Milliarden Nachkommen (entstehen können.

In Hinsicht aus dieses Wißen setzt auch die Bekämpfung ein, die mittelbar zunächst darin besteht, daß man alles wegräumt, was ihnen zur Nahrung dient, die Abfälle mit Erde be­deckt und die Lebensmittel hinter Fliegen­gitter aufbewahrt. Abort-, Güllen- und Keh­richtgruben sind gut zu verschließen und alle sonstigen Einflugstellen mit Fliegengitter zu schützen. Ihre Brut geht sicher zugrunde, wenn vornehmlich in die Schlammfugen des Stalles Kainit, Kalk oder Salzwasser gebracht wird, eine einfache Maßnahme, die viel Erfolg ver­spricht. Nicht anders ist es mit dem Schutz der natürlichen Feinde der Fliegen wie Eidechsen, Kröten, Frösche, Blindschleichen, Fledermäuse, Fliegenschnäpper, Rotschwänzchen und beson­ders die Schwalben. Um die Rauchschwalben in den Stall zu locken, muß man ihnen aber den Zuflug möglich machen, Katzen fernhalten und etwa 10 Zentimeter unter der Stalldecke eine Aufsatzfläche für ihr Nest schaffen.

Zugluft unter der Stalldecke können die FIM gen bekanntlich auch nicht ertragen; auch hal­ten sie sich dort nicht auf, wo es dunkel ist. Folgerichtig werden deswegen die Fenster mit Vorhängen versehen. Größere Fensterflächen kann man auch bestreichen mit einer Brühe aus Waschblau, Kalk und Wasser (rote Farbe mit Gelatine soll noch besser wirken), weil diese Farben den Fliegen schwarz erscheinen. Um wenigstens das Melkgeschäft durchführen zu können, ist das Auflegen einer leichten Decke während dieser Arbeit von Vorteil.

Von den unmittelbaren Bekämpfungsmaß­nahmen verspricht das Ausweißeln des Stalles unter Zusatz von 5 Prozent Alaun (5 Kilo­gramm auf 100 Liter Brühe) den besten Erfolg. 2m Interesse einer einwandfreien Milchgewin­nung ist aber ein Zusatz zum Meißel von stark

gilt in der Eefliigelwirtschaft, die stets das be­sondere Arbeitsgebiet der Frau war.

Unerläßlich ist die Arbeit der Frau auch in der Milchwirtschaft. Hier stehen 80 v. H. un­serer Milchkühe in Betrieben von 2 bis 50 Hek­tar, die zwei Drittel der Milch für die Markt­versorgung liefern. Also liegt die Pflege der Kühe weitgehend in der Hand der Frauen, nur ein Fünftel unseres Kuhbestandes nämlich wird bisher von Berufsmelkern gemolken. Ist der Landfrau auch ein großer Teil der Arbeit in der Milchwirtschaft durch die Verarbeitung der Milch in den Molkereien abgenommen worden, so bleibt doch genug Arbeit übrig. Man denke nur an das Füttern und Tränken der Tiere und andere Stallarbeiten, die ein Fünftel bis ein Viertel ihrer täglichen Arbeits­zeit beanspruchen. Mit dieser Leistung ist die Frau an unserer Milcherzeugung, deren Wert etwa 2,5 Milliarden RM. beträgt, und an dem Erzeugungswert des Großviehs in Höhe von 6,4 Milliarden RM. entscheidend mitbeteiligt. Wenn nun heute gefordert wird, die Fetterzeu­gung zu erhöhen, sei es durch Aufzucht leistungs­fähigerer Tiere, durch bessere Fütterung und Pflege der Tiere und durch verstärkten Anbau der Oelpslanzen, so bedeutet diese Forderung natürlich auch wieder eine Mehrarbeit für die Landfrau. Voller Hochachtung stehen wir vor ihrer Leistung, die sie trotz aller Schwierigkei­ten zum Vesten unserer Wirtschaft und unseres Volkes immer von neuem wieder vollbringt.

ich die Fliegen?

riechenden Stoffen wie Kreolin, Lysol, Forma­lin,, Chlor und Chloramit zu unterlassen. Die­selben Bedenken sind zum Teil auch maßgebend bei der Verwendung von sog. Fliegenplatten. Dagegen räumt ein Vergiften der Fliegen mit Fom'arlinmilch gründlich unter ihnen auf. Zu diesem Zweck wird stark verdünnte und etwas gesüßte Milch in einen Untersatz gegeben, ein Teelöffel voll 40prozentiges Formalin zugesetzt und so aufgestellt, daß weder andere Tiere noch Kinder davon naschen können.

Ein Zerstäuben von Erdölpräparaten ist im Stall aus guten Gründen nicht zu empfehlen. Auch das Vergasen und Ausräuchcrn der Ställe dringt nur einen Augenblickserfolg. Die Eigen­art der Fliegen, sich nachts in Haufen an der Stalldecke anzusetzen, hat schon dazu geführt, sie abzusengen, was allerdings mit Vorsicht ge­schehen muß. Gern sucht man sich auch mit Fliegenleimstreisen zu helfen; ein Erfolg ist jedoch zumeist unzureichend. Möglich ist es aber mit Fliegenleim, wenigstens die Winter­fliegen zu fangen, was dann allerdings sehr viel bedeutet.

Unterstützt wird die Bekämpfung in jedem Falle durch größtmögliche Sauberkeit im Stall, wobei die fleißige Verwendung von Kalk für Decken, Wände und besonders den Stallboden ausschlaggebend ist.

Bodenbearbeitung

nach der Getreideernte

Nur wenn der Boden zur richtigen Zeit und in der richtigen Weise bearbeitet worden ist, können wir von ihm neben mannigfacher an­derer Voraussetzungen Höchsterträge erwarten. Jeder Verstoß gegen diese Forderung muß mit einem Minderertrag bezahlt werden und dies besonders bei unseren schweren Böden, die auf jede Vernachlässigung empfindlich reagieren.

Im Getreidefeld ist besonders bei dichtem Stand der Boden und das Bakterienleben vor weitgehender Austrocknung geschützt, bis die Sense kommt. Diese Beschattung durch die Pflanze ist für die Umsetzung und die Er­schließung der Nährstoffe und damit der Vor­bereitung des Bodens für die nächste Ernte sehr notwendig. Mit dem Schnitt des Getrei­des wirken aber die Sonnenstrahlen direkt auf den Boden ein und außerdem trocknet der Wind den Boden in starkem Maße aus. Je schwerer und humusarmer der Boden ist, um so rascher geht der günstige Bsdenzustand, die Gare, ver­loren. Gleichzeitig damit verlieren aber auch unsere nützlichsten Helfer, die Bodenbakterien, ihre Lebensmöglichkeiten.

Diese Bodengare muß erhalten bleiben und dafür sollte jede Stunde, die in der drängend­sten Zeit dafür sich erübrigen läßt, freigemacht werden. Jede Verzögerung des sofortigen Um­bruchs der Eetreidestoppeln bedeutet einen

Die Landfrau hat durch ihren unermüdlichen und manchmal über ihre Kräfte gehenden Einsatz alle Be­rechtigung, sich über die Ernte zu freuen, die ihr ihre tatkräftige Mitarbeit nunmehr belohnt.

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DLrrfutter oder Gärfutter?

^ Daß man die hohe Bedeutung des Gärfutters für jeden landwirtschaftlichen Betrieb immer mehr zu würdigen versteht, ersehen wir am besten aus der Tatsache, daß der Eärfutier- behälterraum in Württemberg um ein Viel­faches zugenommen hat. Dieser Siegeslauf des Gärfutters in den letzten Jahren erklärt sich zunächst derart, daß das Gärfutter seine guten Eigenschaften erheblich stärker als das Heu bewahrt, besonders die vorteilhaften Wir­kungen des Saftfutters (Zellsaft) und den Reichtum an Vitaminen. Weiterhin müssen wir in Betracht ziehen, daß aus manchem Erün- futter, welches sich nur schlecht bezw. über­haupt nicht zur Heuwerbung eignet, ein sehr schmackhaftes Winterfutter bereitet werden kann; man denke z. B. an Mais, Sonnenblu­men, RiibenbMter. Bekam .ch werden ja auch manche Hülsenfruchtgemenge sehr gern als Gärfutter und weniger gern als Heu gefressen. Dann spielt die Gärfutterbereitung beim Zwi­schenfutterbau eine bedeutende Rolle.

Von ausschlaggebender Bedeutung ist aber noch, daß die mit der Gärung verbundenen Nährstoff- und Wertigkeitsverluste bei weitem nicht so groß sind wie bei der Heubereitung. Besonders im Herbst, wenn das Erünfutter nicht mehr oder nur unter großen Verlusten zu Heu gemacht werden könnte, zeigt sich uns dieser Vorteil nur zu deutlich. Nicht selten ist die Gärfutterbereitung überhaupt das ein­zige Mittel der Haltbarmachung.

Diese obengenannten Vorteile des Gärfut­ters muß jeder Betriebsleiter unbedingt ge­bührend veranschlagen, er muß sich allerdings auch wieder sagen, daß das Rauhfutter aber auch seine Vorteile hat. Unsere Rauhfutter­mittel sind trocken, haltbar, bekömmlich und reich an Füllstoffen, lassen sich daher, wie das Erünfutter, als Sättigungsfutter verwenden und leisten uns, falls gesund, d. h. frei von Pilzbefall, die besten Dienste bei der Fütte­rung; sie bilden in vielen Betrieben daher auch deren Fundament. Daß wir durch die Eerllst- trocknung die Nährstoffverluste bei der Heu­werbung ganz erheblich einschränkcn können, ist gewiß nichts Neues mehr und wenn daher mancher Betriebsleiter, dem ein gesundes und nährstoffreiches Dürrfutter zur Verfügung steht, dies für das wichtigste Futter in seiner Wirt­schaft hält, brauchen wir uns darüber nicht zu wundern.

Legen wir uns nun einmal die Frage vor, ob wir bei der Fütterung das Dürrfutter voll-

Verlust. Jeder Landwirt hat schon erleben müssen, wie ein Aufschub dieser Arbeit bis zum nächsten Tage schon zu einem Aufschub für lange Tage oder gar Wochen wurde, weil an­dere Arbeitsbeanspruchung oder vorgeschrittene Austrocknung die Ausführung des Schälens verhinderte.

ständig durch Gärfutter ersetzen können! Diese Frage muß aber unbedingt mit einem Nein" beantwortet werden. Wir können z. B. unbedenklich an Kühe 30 Kilogramm gutes Gärfutter je Tag verfüttern, werden aber hier­bei doch unbedingt darauf zu achten haben, daß zur Abstumpfung überschüssiger Säuren etwa 80 bis 100 Gramm Schlemmkreide je Kuh und Tag gegeben werden, ferner, daß etwa 1 Kilo­gramm gutes Heu möglichst je 5 Kilogramm Gärfutter beigefllgt werden muß. Die Frage: Gärfutter oder Dllrrfutter?" findet ihre Be­antwortung mithin in:Gärfutter und Dürr­futter!"

Genoffsnschafts-Maschinen Helsen in der Erzeugnngsfchlacht

Die Arbeit der landwirtschaftlichen Genossen­schaften ist von ganz besonderem Wert auch im Hinblick auf die Produktionssteigerung. Ihr dienen im besonderen Maße auch die genossen­schaftlich genutzten Maschinen. Sie helfen dem Bauern, indem iie die Arbeit verbilligen und erleichtern. Im Dienste der Genossenschafts­arbeit helfen heute 51000 genossenschaftlich ge­nutzte Maschinen mit, die größte Arbeitsnot auf unseren Bauernhöfen zu lindern. Usber 10 000 genossenschaftlich betriebene Saatgut- Reinigungs- und -Beizanlagen, 3500 genossen­schaftliche Dreschmaschinen und rund 4000 ge­nossenschaftliche Dämpfkolonnen sind u. a. be­reits eingesetzt. Diese genossenschaftlich genutz­ten Anlagen wirken nicht nur unmittelbar oder mittelbar produktionsfördernd, sondern auch allgemein belehrend und erziehend.

Abwehrkampf au? dem Acker

Mehr Schaden als das Wetter richten bei unseren Feldfrüchten oft Pflanzenkrankheiten und tierische Schädlinge an. Sie können nicht nur manchen Bauern um den Ertrag seiner Arbeit bringen, sondern auch der Gesamtheit erhebliche Mengen an Nahrungsmitteln ent­ziehen. Eingehende Beobachtungen der Praxis und unermüdliche Forschung der Wissenschaft haben glücklicherweise zur Erkenntnis der Le­bensbedingungen vieler Schädlinge und zur Er­findung von chemischen Abwehrstoffen oder zur Züchtung immuner Pflanzen geführt. Würden wir keinen Pflanzenschutz anwenden, so wür­den wir jährlich Millionen Tonnen an Nah­rungsmitteln "weniger ernten. Es ist selbstver­ständlich, daß dies für unsere Nahrungsmittel­versorgung einen untragbaren Verlust bedeuten würde. So arberten also Praxis und Wissen­schaft im Abwehrkampf gegen unsere Schäd­linge Zand in Hand, um die Ernte zu sichern.

(Landesbauernschafl Württemberg. Stuttgart;' Verantw. Schriftleiter: O.Willig, Vaihingen F