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Ragolder TagblattDer Gesellschafter*

Donnerstag, de« 1v. August ISN

Polen Hansell 1« eis«« Gras

Der Irrsinn des Boykotts deutscher Waren

Die Gclstrsorrfassung der überschäumenden polnischen Nationalisten zeitigt täglich die seltsamsten Blüten. Sie hat seit einiger Zeit auch das Wirtschaftsleben und die Wirt­schaftspolitik ergriffen und auf diesen für Eingriffe und Willkür besonders empfindlichen Gebieten gefährliche Stö­rungen hervorgerufen. Ganz abgesehen von den Schwierig­keiten der polnischen Finanzpolitik nach dem Scheitern der Anleiheverhandlungen, die das Jnflationsgespenst herauf­beschworen, ganz abgesehen auch von Hamsterkäufen, vom Schlangestehen und den Aufrufen zur Schaffung eiserner Rationen, die sämtlich Ausdruck einer hemmungslos ent­fachten Kriegs- und Haßpsychose sind, erstreckt sich die Un­vernunft dieser polnischen Kreise auch auf den Außen­handel. Es ist bekannt, welch unabsehbare Folgen ge­rade politische Emgrl-fe in internationale Wirtschaftsver- slechtungen haben können. Am Beispiel der politischen Handhabung von Wirtsckafts- und Handelsverträgen durch die USA., am Beispiel der Sanktionen gegen Italien er­hielt die Welt hiervon handfeste Kostproben. Es scheint, als wollten verhetzte polnische Elemente diesem Beispiel ein weiteres Glied hinzufügen und am deutsch-polnischen Wirtschafts- und Handelsverkehr die Lektionen vergangener Jahre nochmals wiederholen.

Die polnischen Hetzer haben gegenwärtig den Boykott deutscher Maschinen, deutscher chemischer und phar­mazeutischer Artikel sowie deutscher Farbstoffe auf ihre Fahnen geschrieben. Sie behaupten plötzlich, für diese Wa­ren bestehe in Polen kein Interesse mehr. Im übrigen trage fede Holz-, Getreide- und Schweinelieferung Polens an Deutschland zur Stärkung der deutschen Ernährungslage bei, an der Polen nicht das geringste Interesse habe. Es fanden sich und finden sich auch heute noch Propagandisten, welche der Umstellung der polnischen Wirtschaft und des pol­nischen Außenhandels von einem intensiven Warenaus­tausch mit Deutschland zu einem engeren Handelsverkehr mit Sowjetrußland und dem britischen Weltreich das Wort reden. Sie forderten klipp und klar von den polnischen Kaufleuten, sich statt Deutschland einen anderen Kunden für die polnischen Waren zu suchen. Wer die Frage unter­sucht, ob Sowjetrußland und Großbritannien den deutschen Markt ersetzen können, wer sich einen Ueberblick über die Art der Tendenz des deutsch-polnischen Wirtschaftsverkehrs macht, der kann allerdings diese irrsinnigen Ausbrüche des Fanatismus auch auf wirtschaftlichem Gebiete nur unter das Motto stellen: Polen schaufelt am eigenen Grabe.

Selbst wenn man zugibt, daß sich in der angedeuteten Richtung von Polen bei den Bemühungen um an- dereMärkte Teilerfolge einstellen, so genügt doch allein der Hinweis, daß der Anteil Deutschlands an der polnischen Einfuhr auch jetzt noch 22,8 v. H. und an der polnischen Ausfuhr 24,5 v. H. beträgt, um die katastrophalen Folgen eines deutsch-polnischen Handelskrieges für Warschau zu ermessen. Umgekehrt könnte Deutschland ohne große Schwie­rigkeiten, zum mindesten sehr viel leichter als Polen, den Warenaustausch über die deutsch-polnische Grenze verschmer­zen, denn Polens Anteil am deutschen Außenhandel macht immerhin nur 2 v. H. aus. Der deutsch-polnische Waren­austausch der ersten vier Monate 1939 liegt trotz der zwi­schen den beiden Ländern bestehenden politischen Spannung immer noch über dem des Vorjahres. Polens Einfuhr aus Deutschland stieg von 92,30 Millionen auf 92,95 Millionen Zloty. Die Ausfuhr nach Deutschland dagegen erhöhte sich von 82,31 auf 109,84 Millionen Zloty, so daß Pole» sogar in der angenehme« Lage ist, einen aktiven Handelsverkehr mit.Deutschland zu besitzen. Der polnische Ausfuhrüberschuß kommt in erster Linie aus das Konto von Getreide-, Holz- und .Schweinelieferungen, für die Polen «och nicht die ge­nügende Menge deutscher Maschinen abnahm. Es besteht sichere Aussicht, daß bei einer gesunden Weiterentwicklung des deutsch-polnischen Handels beide Staaten aus dem Wa­renaustausch größten Nutzen ziehen können.

Ein besonderes Moment in dem deutsch-polnischen Zah­lungsverkehr bringt allerdings der Transit deutscher Waren durch polnisches Gebiet, namentlich durch den Korridor von und nach Ostpeußen. 2m Laufe der Jahre haben sich die deutschen Zahlungsverpflichtungen für die Transitkoften auf eine beträchtliche Summe von Millionen Zloty erhöht. Allein in jedem Jahre muß Deutschland fürdenTrans- port von Ware» und Menschen aus eigenem Gebiet in eigenes Gebiet 32 Millionen Zloty auf­bringen. Schon vielfach hat diese zusätzliche Besastung der deutschen Zahlungsbilanz, die Adolf Hitler durch seinen Vorschlag einer reicheigenen Autostraße durch den Korridor zu lösen trachtete, z« erheblichen Schwierigkeiten geführt. Erst nach langwierigen Verhandlungen konnte ein Aus­weg gefunden werden, der allerdings deutscherseits stets als ein Notbehelf angesehen werden muß. Auf dem Wege von Verhandlungen hatten Deutschland und Polen vereinbart, die Rückstände deutscher Zahlungsverpflichtungen durch Warenlieferungen auszugleichen. Deutschland muß also Maschinen oder chemische Erzeugnisse nur dafür an Polen liefern, weil deutsche Menschen von Berlin nach Ostpreußen und umgekehrt transportiert werden. Bei der gegenwär­tigen Abrechnung wurde vereinbart, die Hälfte der fälligen Transitgebühren in Waren und die andere Hälfte in dar j zu begleichen. Gerade gegenwärtig bestellt Polen in Berlin deutsche Maschinen, durch die Deutschland den Transit im Korridor bezahlt.

! ' Die polnischen Versuche, mit England oder Sowjetrußland

! bessere Geschäfte zu machen, haben bisher nicht die gewünsch- ! ten Erfolge gezeitigt. Nach polnischen Angaben ist die Ein­fuhr englischer Waren in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um 6,7 Millionen Zloty auf 56,2 Millionen Zloty zurückgegangen. Die polnische Ausfuhr nach England ver- ! minderte sich im gleichen Zeitraum um 10 Millionen Zloty auf 12,7 Millionen Zloty. Es ist nun einmal so, daß Eng­land nicht genügend landwirtschaftliche Waren aus Polen abnehmen kann, so daß weite Kreise mit Recht bezweifeln, ob der durch einen eventuellen deutschen Warenboykott her­vorgerufene Ausfall des deutschen Marktes in England ! ausgeglichen werden kann. Weder Frankreich noch England ! noch Sowjetrußland sind im allgemeinen in der Lage, pol- ! Nische Eetreideüberschüsse abzunehmen, es sei denn, sie ent­schlössen sich aus politischen Gründen zu wirtschaftlich un­sinnigen Käufen, die stets nur so lange andauern, wie die politischen Umstände es erfordern. Angesichts dieser Lage ist es verständlich, wenn einsichtige Kreise der polnischen Wirtschaft sich gegen die Boykottaufrufe wenden und auf ein weiteres Geschäft mit Deutschland hoffen. Solange aller­dings eine Haß- und Kriegspsychose in Polen jede vernünf- ! tige Ueberlegung überdeckt, werden diese Kreise stets einen ^ schweren Stand haben.

Schlagunnle. die -er Mid gedak

Frankreich und die neuen deutschen Werkstoffe

König Ersatz herrscht über Deutschland!" Mit diesem Propagandaschlagwort versuchen die Regierenden in den demokratischen Angriffsländeru ihren Völkern einznreden, wie leicht das Reich im Falle eines Krieges zu Boden ge­zwungen sein werde. 2u den Zeitungen häufen sich die Meldungen über schlechte Beschaffenheit deutschen Mate­rials, die Zeitschriften benutzen das Thema, um groß­angelegte Reportagen über die Folgen des deutschen Roh­stoffmangels zu veröffentlichen. Daß die völlig verjudete Pariser Presse in diesem Wettrennen des Sand-in-die- Augen-Streuens die Spitze hält, ist angesichts der Tatsache verständlich, daß gerade das französische Volk im Falle eines Krieges der Demokratien gegen die Ordnungsmächte den ersten Stoß auszuführen haben würde. Daß man im Reich eine AktionKampf dem Verderb" seit langem eingeleitet hat, wird dabei heute besonders von dieser Presse als Zei­chen unserer Schwäche, daß man gewisse Abfälle verwertet, als Beweis unserer Armut geschildert. Alteisen- und sonstige Altmaterialsammlungen werden ironisiert, die neuen deut­schen technischen Erfindungen, die Schaffung von neuen Werkstoffen werden bagatellisiert, so gut mau kann.

Merkwürdigerweise erscheinen dann in gewissen Zeit­abständen immer wieder andere Blätterveröffentlichungen, die auf dasgute Beispiel" Deutschlands auf dem Gebiete z. V. der Altstoffverwertung Hinweisen und den Franzosen f zu demonstrieren suchen, wie nützlich gleichgerichtete Aktio­nen in Frankreich sein würden. Mit andere« Worten: das Lächerlichmachen unserer planmäßigen wirtschaftlichen Be­mühungen ist nur ein Mittel, der französischen Oeffentlich- keit für den Fall, daß die Regierung das Volk in einen Krieg Hineintreiben sollte. Mut einzuflößen. Denn in Wirk- f lichkeit sieht man sich in Frankreich zum Teil vor ähnlichen ? Veschaffungsschwierigkeiten gestellt wie in Deutschland. Den r so viel geschmähtenKönig Ersatz" neidet man uns. Und was bei uns Erziehungsangelegenheit, ist in Frankreich längst Gefchäftssache geworden. Einige Beispiele aus dem täglichen Leben belegen die Behauptung mit den nötigen Beweisen.

Ein beliebtes Propagandaargument in der französischen j Presse ist der angebliche Korkmangel in Deutschland, ob­wohl man anderfeits wieder behauptet, das Reich hätte während des Spanienkrieges die gefamte spanische Kork­erzeugung in seine Hand gespielt. Daß aber die meisten Flaschen französischen Konsumweines, und es sind dies nicht wenige, nicht mehr verkorkt, sondern mit Blechkapseln ver­schlossen werden, daß eine ganze Serie von Kannen mit Jndustrieerzeugnissen auf dieselbe Weise verdichtet, daß die bekannte Kognakfirma Martell ihre Flaschen ebenso ver­schließt, fällt hier niemandem auf. Diese willkürlich hier und da aus der täglichen Praxis herausgegriffenen Bei­spiele lassen sich beliebig und aus anderen Gebieten vermeh­ren. Da ist das gehässige Unken über die Verschönerungs­aktionen in den deutschen Städten, denen die alten Eisen- gitter und die häßlichen gußeiserne« Straßenbahnmasten und Laternenpfähle zum Opfer fallen. Wer einmal mit dem Wagen durch Frankreich fährt und sich nicht nur in Paris aufhält, wo Altertümlichkeit offenbar Trumpf ist, der wird bemerken, daß in den meisten französischen Land­orten und den Vororten großer Städte riesige Vetonmasten statt gußeiserner Laternen der Straßenbeleuchtung dienen. Frankreich hat zur Abzäunung seiner Besitze gar nicht erst eiserne Gitter errichtet, sondern sogar um die größten Jagd­güter wie z. B. dem Sommersitz des französischen Präsiden­ten in Rambouillet steinerne Mauern gezogen, die teil­weise kilometerlang sind. In Villenvororten gibt es eben-

SLimmen der Kriegsdichter

Zur Erinnerung an die Augusttage 1914 Karl Bröger: An mein Regiment

Feldgrau von Haupt zu Füße«, ein Sträutzlei« vorgesteckt, von Wünschen und von Grütze«,

von Liebe ganz bedeckt-

Blond und in braunen Haars», zur Seite scharfen Stahl:.

So sind wir ausgefahren, dreitausend an der Zahl.

Dann sind wir vorgeschritten bei Tag und auch bei Nacht und standen bald inmitten der Lotheringer Schlacht.

Oft haben wir gelegen, wo Eisen traf und Blei.

>- Es ging der grause Regen nicht immer glatt vorbei.

So viele find gegangen

auf Nimmerwiederkehr-

So viele sind gegangen-

Dreitausend und noch mehr!

Doch wo auch einer liege, ein totes Antlitz spricht:

Der Mann zählt feine Siege, doch seine Wunden nicht.

Verwelkt sind längst die Blüte«, grau wird das blonde Haar.

Doch tief im Herzen hüte» wir, was einst Leben war.

Und singen tausend Lieder von Mann und Mannestat:

In uns klingt's immer wieder:

Mein guter Kamerad..."

Georg Gravenhorst: Soldat sei« dürfe«

Soldat sein dürfen! Das war es, und die Ehre, wo es um Sein oder Nichtsein Deutschlands ging, in der Gemeiy- schaft der Männer mitzutun und mitzuhelfen, was uns noch im Wahnsinn der feuertrunkenen Trichterfelder unserer Jugend Götterbild erfüllt hat und durch alles Grauen hin­durch in der Erinnerung heute noch erfüllt. Landsknechte von Geblüt waren wenige von uns, und jeder hat de« Krieg und den Nachkrieg, de« äußeren und innere« Befrei­ungskampf auf seine eigene Weise erlebt, wie von den Mil­lionen schließlich jeder auch seinen eigene« Tod gestorben ist.

Eingeboren aber war und ist uns allen der Drang, un­gewöhnlich zu leben, und wenn es die Sterne wollen, un­gewöhnlich zu sterben einmal, unsere Kräfte zu erproben

sakks kau« derartige Gitter: Holz, Beton, Zement und Steine sind die Baustoffe, mit denen der französische Pri­vatier feinen Besitz gegen den anderen abzäunt. Man laW über unsere Verwertung alter Büchsen, obwohl man an­dererseits bewundernd zngibt, Dentschland hätte allein im Jahre 1837 aus alten Blechdosen 1300 Tonen reinen Zinns gewönne«. Kauft man in französischen Apotheken eine Pelargon"-Dose, ein Milcherzengnis für Kinder in einer gewöhnlichen Blechpackung, so erfährt man, daß 30 Centimes für die Büchse eingesetzt find; kauft man in einem Feinkost- , geschäft eine große Schachtel englischer Trockenkakes, so kann - man auf der Rückseite lesen:Diese Blechpackung ist mit ! 3 Franc eingesetzt, die beim Wiederbringen zurückerstatlet j werden."

ILamelotte aüemande",deutscher Schund". So hat man ! z. B. unser Spielzeug genannt. Die gleichgerichtete franzö­sische Erzeugung ist in jeder Werft weniger gut als die deutsche. Gewiß gibt es einige gute Spezialitäten, wie in allen Ländern. Aber verglichen an dem, was man in Frank­reich mit so reichem Wortschwall als Originalware bezeich­net, find unsere neuen Werk- «nd Arbeitsstoffe Qualitäts­erzeugnisse, und die für das französische Volk gemünzte Agi­tation kann nur ihre Wirkung haben, weil der Durch- fchnittsfranzose in bezug.auf fremde Länder, fremde Sitte« und fremde Notwendigkeiten so außerordentlich ignorant ist. Bei richtiger Aufklärung Knute man öfters das» die Feststellung hören, wie ich sie kürzlich erst aus dem Munde eines 84jährigen Mannes und eines Arbeiters in besten Jahren hörte:Ich habe in meinem ganzen Leben alle drei Monate einmal Butter auf dem Brot gegessen..." und Mau erzählt uns immer, ihr seid unterernährt, aber alle, die man aus eurem Lande kommen sieht, schauen nicht da­nach aus..."

Karlsruhe, 8. Aug. (EinstellungvonPostjung- boten.) Die Reichspostdirektion Karlsruhe/Baden stellt zum 1. April 1940 eine größere Anzahl Postjungboten ein. Die Bewerber müssen Mitglied der HI., gesund und kräftig sein und die Volksschule mit gutem Erfolg durchlaufen haben. Sie sollen am Zeitpunkt der Einstellung das 14. Le­bensjahr vollendet haben, dürfen aber nicht älter als IS Jahre sein. Gesuche bis spätestens 30. September 1939 a« das Postamt.

Karlsruhe, 8. Aug. (Berkehrsunfall.) Am Mon­tag vormittag ist eine Frau in ein Lastauto hineingelauscn. Die Frau ist bis jetzt noch nicht bekannt. Sie ist im Stadt. Krankenhaus gestorben.

Mannheim, 8. Aug. (Eroßfeuer.) Vermutlich durch Selbstentzündung zellulosereicher Rohmasse brach am Mon­tag früh in der chemnischen Fabrik Dubois L Kaufmann ein Großfeuer aus. Beim Eintreffen eines Löfchzuges der Neckarauer Feuerwache stand bereits das Hintere Regens» rat-Werk in Flammen. Das Dachgeschoß der Halle, in der Kessel für die Heizung des Altgummis untergebracht waren, brannte ab. Da andere wichtige Fabrikationsgebäude i» Gefahr waren, kam es zur Aalarmstufe Eroßfeuer. Mit sechs Schlauchleitungen wurde das Feuer abgelöscht. Gegen 6 Ühr war dann die Gefahr eines llebergreisens des Feuers beseitigt.

Bruchsal, 8. Aug. (Unfall auf der Reichsauto- bahn.) Am Sonntag abend ereignete sich auf der Reichs­autobahn auf der Höh« von Kronau ein schwerer Unglücks- fall. Der verheiratete Kraftfahrer Philipp Kußler aus Ludwrgshafen a. Rh., der mit einer Begleiterin von Hei­delberg nach Karlsruhe fuhr, verlor aus bis jetzt noch un­bekannten Gründen die Herrschaft über sein Kraftrad. Beide

in der Mannschaft und einzufttzen und mehr zu wagen, als ein Krämer für nötig hält, in männlicher Zucht und Ord­nung, in der befreienden Tat.

Soldat sein also heißt, dem Geist gehorchen, der die Träume der Jünglinge je und je beflügelt hat aus den gro­ßen Gesängen der Dichter von Freiheit und Vaterland, daß sie ihm jubelnd zusanken wie die von Langemarck, die Un­sterblichen nun! Kameradschaft ist danach nichts anderes als dieses Geistes Bruderschaft «nd Orden, die sonder ande­res Gelübde und Würdigkeit und dauerhafter, sollt' ich meinen, als anderswo, nach Gottes heiligem Ratschluß ihre Weihe in der Hölle selber spenden und empfangen, in der soliden Hölle sprengender Granaten.

Hans Henning Frhr. Grote: Das ErlebnisKrieg"

Das ist nun schon fünfundzwanzig Jahre her und bkieb doch frisch wie am ersten Tage in die Seele gebrannt. Mit dem Mord zu Serajewo fing es an. Lies auch das äußere Leben damals in feinen alten Geleisen weiter, so war doch bohrende Unruhe über die deutschen Menschen gekommen. Wie vor dem Ausbruch einer Naturkatastrophe lag es in der sommerlichen Luft, ein drohendes Schicksal stauch über jedem einzelnen, für das niemand ein Aushalten wußte; und warten hieß es, warten, denn mehr war nicht gegeben.

Dann war es soweit. Die Ereignisse lösten sich blitzschnell hintereinander ab. Der Kaiser befahl die Mobilmachung, und der fanatische Aufschrei einer ganzen Nation, die be­griffen hatte, daß es um ihr Leben ging, gab ibm flam­mende Antwort. In der Gemeinsamkeit des Willens zum Widerstande bis zum letzten, die nichts anderes war als der Beginn einer echten Volksgemeinschaft, versank jede Sorge um das eigene kleine Ich. Dem Schicksal Krieg warfen die Deutschen ihr eisernes Bekenntnis Wir entgegen. So wurde an jenen Tagen die Saat zu dem Reich gelegt, das unter dem Führer am 30. Januar 1933 zum Licht emporstieg und heute Eroßdeutschland heißt.

Aus dem Erlebnis des August 1914 wuchs das des Krie­ges überhaupt. Zeitweilig konnte es falsch gedeutet oder gar mißachtet werden; dennoch verlor es nichts an seiner inneren Kraft, die in Stahl und Eisen sich erhärtet hatte und fort und fort zeugen mußte, um neue Werte zu gebä­ren. Aus der Begegnung des Kriegserlebnisses mit dem nüchternen Alltag, aus der Spannung zwischen Geist und Materie, aus dem Dennoch gegenüber den feindlichen Mäch­ten der Welt erstand der neue Geist und mit ihm der neue kämpferische deutsche Mensch, der vollendete, was der August 1914 so verheißungsvoll begonnen hatte. Wurde der Krieg auch äußerlich verloren, das Kriegserlebnis selbst schuf den Urgrund eines neuen Seins, und heute ist nichts mehr in Politik und Wissenschaft, in Kunst und Literatur, für das es nicht den neuen Anfang gesetzt hätte.

W. E. Hartman«: Wir alle hatten unserLangemarck"

Im Kriege und durch den Krieg sind wir Freiwilligen von 1914 Männer geworden. Wir alle haben in irgend­einer Form unserLangemarck" gehabt, wenn auch viel-