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Nr. 183
vienslag, äen 8. August 1939
113. Jahrgang
Polnische Gewaltmaßnahmen ohne Ende
Thorn, 7. Aug. Die Allgemeine Versicherungsgesellschaft in Könitz, die aus der früheren deutschen Krankenkasse hervorgegangen ist, hat eine Anordnung erlassen, daß ihre Medikamente nur noch aus der polnischen Apotheke geholt werden dürfen. Die deutsche Apotheke in Könitz ist damit ausgeschaltet worden und nur auf Privatkunden angewiesen. Dem deutschen Fleischermeister Theodor Klockiewiez aus Usch-Neudorf, Kreis Kolmar, wurde die Fleischerei geschlossen und ihm selbst auf Anordnung des Starosten die Eewerbekarte entzogen.
Auch die Fleischerei des deutschen Fleischermeisters Paul Lück in Kolmar, der Danziger Staatsbürger ist, ist auf behördliche Anordnung geschlossen worden. Ebenfalls auf Anordnung der Kreisbehörde wurde die Fleischerei des volksoeutschen Fleischrr- meisters Köpke in Pudewitz geschlossen. Dem Volksdeutschen Kaufmann Friedrich Heugel aus Exin sowie dem Kolonialwarenhändler Schmidt aus Malitz, Kreis Exin, sind die Handelsgenehmigungen entzogen worden. Beide Volksdeutsche sind durch diese behördlichen Maßnahmen mit Frau und Kindern existenzlos geworden.
Posen, 7. Aug. Die der landwirtschaftlichen Zentralgenosssn- schaft gehörende Mühle in Schollen ist auf Anordnung der Sanitäts- und Baukommission bei der Kreisstarostei geschlossen worden.
Polen und England am Pranger
Einsichtige Stimmen aus USA
Neuyork, 7. Aug. Das Danzig-Problem steht seit der Vertagung des Kongresses wieder im Vordergrund des amerikanischen Interesses, wobei es neben zahlreichen von Geschichtsfälschungen und Verdrehungen strotzenden hetzerischen Meldungen und Artikeln auch nicht an Stimmen fehlt, die in der Haltung Englands lediglich einen heuchlerischen Vorwand für Tarnung der wahren britischen Absichten sehen.
So schreibt Lasserer in dem Hearst-Vlatt „Journal American", England wolle anscheinend einen Krieg hcraufbeschwören, um die Rückkehr der Deutschen aus Danzig ins Reich zu verhindern, genau so, wie es im vergangenen September in Gemeinschaft mit Frankreich des Sudeten-Problems wegen Europa beinahe in einen Krieg gestürzt habe. Der Verfasser des Artikels fragt in diesem Zusammenhang, was die Weltmeinung wohl sagen würde, wenn Deutschland England mit Krieg bedrohte, um Irland oder Indien zu befreien, oder wenn Japan die Vereinigten Staaten von Nordamerika anzugreifen drohte, wenn die Vereinigten Staaten den Philippinen nicht sofort die volle Unabhängigkeit gewähren. All das unaufrichtige Geschwätz über die sogenannte Unabhängigkeit kleiner Staaten sei nur Heuchelei zur Verschleierung machtpolitischer Absichten.
In der „Neuyork Times" tritt die Publizistin McEormick der Legende entgegen Polen sei eine Demokratie. In Wirklichkeit habe Polen noch größere politische Fehler gemacht als die Tschechoslowakei Seine Minderheitenpolitik zum Beispiel bestehe lediglich in gewaltsamer Polonisierung der anderen Volkstsile.
Im „Eaelic American" unterzieht der Leitartikler des Blattes die hinterhältige englische Außenpolitik einer beißenden Kritik. Er weist darauf hin, daß in Danzig neben 95 v. H. Deutschen auch ein paar Polen leben, ebenso wie in Neuyork einige Chinesen. Es würde aber niemand einfallen. Neuyork als eine chinesische Stadt zu bezeichnen, und die Neuyorker Chinesen träumten auch nicht davon, daß Neuyork jemals ein Teil Chinas werde. Wenn man behauptet, daß Danzig wirtschaftlich von Polen abhängig sei, dann sei Danzig wohl in erster Linie zur Entscheidung über diese Frage berufen. Polen bilde sich doch wirklich nicht ein, daß Danzig für seine politische Sicherheit Polen brauche. Der Verfasser schließt seine Betrachtungen mit Worten der Sympathie für das polnische Volk, aber auch mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß Polen Friede und Sicherheit finden möge, bevor es sich die Finger verbrenne, indem es Kastanien aus dem Feuer hole, um „der Welt den britischen Imperialismus zu erhalten".
mitgeteilt: der diplo-
Polnische PanikgeröchLe
von Danzig zurückgewieseu
Danzig, 7. Aug. Aus zuverlässischer Quelle wird In den Morgenstunden des letzten Samstags hat matische Vertreter der Republik Polen in Danzig, Minister Lho- dacky, zuerst telephonisch, dann schriftlich die Danziger Regierung in einer ungewöhnlichen und überstürzten Form von einem angeblich umlaufenden Gerücht in Kenntnis setzen wollen, demzufolge die ausführenden Organe der Danziger Zollverwaltung beabsichtigen, sich vom 6. August ab der Ausübung der Kontroll- funktionen durch einen gewissen Teil der polnischen Zollinspektoren zu widersetzen. Die schriftliche Anfrage Polens über das angebliche Gerücht wurde in eine im diplomatischen Verkehr nicht übliche ultimative Form gekleidet und enthält u. a. die Drohung, daß die polnische Regierung unverzüglich Vergeltungsmaßregeln gegen Danzig anwenden will.
Die Danziger Regierung sah sich außerstande, auf das Schreiben des diplomatischen Vertreters Polens sofort einzugehen. Die ganze Angelegenheit führt man auf die wohlüberlegte Propaganda zurück, Panik zu erzeugen und den Versuch zu machen, die Danziger Regierung aus ihrer Ruhe herauszulocken. Wie leichtsinnig und bewußt alarmierend polnische Stellen operieren, geht auch daraus hervor, daß polnische Beamte in Danzig von
höheren Orts Anweisung erhalten haben, wegen augenblicklicher Gefahr ihre Familien außerhalb Danzigs in Sicherheit zu bringen
Polnisches Militärflugzeug abgestürzt
Vorbildliche Rettungsaktion eines deutschen Schiffes
Danzig, 7. Aug. Der Scedienstdampfer „Hansestadt Danzig", der im Verkehr des Seedienstes Ostpreußen von Swinemünde nach Zoppot verkehrt, rettete am Montag morgen in der Höhe der Halbinsel Hela die beiden Insassen eines polnischen Militärflugzeuges. Der Apparat kreiste mehrereMale über dem Schiff, und der Beobachter machte offensichtlich, wie deutlich zu erkennen war, photographische Aufnahmen. Kurz darauf stürzte das Flugzeug hinter dem Seedienstdampfer in die See.
Innerhalb weniger Minuten war ein Rettungsboot der alarmierten Schiffsbesatzung an Ort und Stelle, und es gelang, die beiden Insassen des Militärflugzeuges zu retten. Die ganze Rettungsaktion dauerte zehn Minuten, so daß das Schiff fast ohne Unterbrechung seine Fahrt fortsetzen konnte. Die beiden geretteten polnischen Flieger wurden in Zoppot an Land gesetzt.
Me brMsche EirrkreisirirgsakSlsn
London möchte die „letzte Lücke" schließen
London, 7. Aug. Während die britisch-französische Militärmission sich auf dem Wege nach Leningrad befindet, wird in London eine „neue Formel" ausgearbeitet, um, wie der diplomatische Korrespondent der „Times" schreibt, die letzte Lücke auf der „politischen Seite" des geplanten Verteidigungspaktes zu schließen. Man hoffe, daß es mit dieser Formel endlich gelingen werde, eine Einigung unter den drei Mächten über die Definition des ^indirekten Angriffs" zu erzielen. Zur
Rückkehr Strangs meldet der Moskauer Korrespondent der „Ti-" mes" ein Kapitel sei zwar noch nicht abgeschlossen, aber ans jeden Fall in genügendem Matze im einzelnen festgelegt, daß sich die Arbeit jetzt auf das nächste konzentrieren könne. Strang habe Grund, auf die Ergebnisse seiner Tätigkeit stolz zu sein (!?). Das Blatt glaubt, aus Moskau berichten zu können, daß Strangs Abreise vor dem Abschluß „keinerlei Pessimismus der» vorgerufen habe".
Strang aus Moskau abgereist
Der britische Unterhändler Strang hat Moskau am Montag vormittag verlassen. Zur Verabschiedung waren am Startplatz einige Beamte der englischen Botschaft erschienen. Strang ist nachmittags in Stockholm eingetroffen, von wo er am Dienstag mit dem fahrplanmäßigen Flugzeug nach London weiterreist.
Stalin bleibt in Moskau
Paris, 7. Aug. Die Pariser Zeitungen vom Montag veröffentlichen eine Meldung der Agentur „Radio" aus Moskau, derzufolge Stalin beschlossen habe, trotz einer gegenteiligen Empfehlung seiner Aerzte in Moskau zu bleiben und nicht nach Gori, dem Sommersitz im Kaukasus, zu reisen.
Polen soll in Moskau dabei sein
Warschau, 7. Aug. „Kurjcr Warszawski" berichtet aus Moskau, daß in „gut unterrichteten ausländischen Kreisen" davon die Rede sei, daß auch eine polnische Militärmission an den militärische» Besprechungen Englands, Frankreichs und der Sowjet- lmkgn teilnehmen müsse, denn es sei unerläßlich, auch den Standpunkt der leitenden Persönlichkeiten der polnischen Armee kennen- zulernen.
Der englische Kriegsminister i« Paris
Kriegsminister Hore-Velisha begab sich am Sonntag abend unerwartet nach Paris. Es wird angenommen, daß Hore-Belisha etwa zwei Tage in Paris bleiben und Besprechungen mit hohen Beamten des französischen Kriegsministeriums führen wird.
Zwischenfall auf dem Hangtse
London, 7. Aug. Bei einem Bombenangriff japanischer Kriegs- slieger sind auch zwei englische Dampfer auf dem Pangtse getroffen worden. Einer der Dampfer wurde, wie es in den Berichten heißt, angeblich direkt getroffen und geriet in Brand. Ein englischer Schiffsofsizier wurde verwundet, zwei chinesische Besatzungsmitgliedcr getötet und vier verwundet. Das in der Nähe liegende britische Kanonenboot „Gannet" eilte sofort zur Hilfeleistung herbei und es gelang, das Feuer zu löschen und zu verhindern, daß die Schiffe sanken. Die englischen Marinebehörden haben den Japanern einen scharfen Protest wegen des Zwi- schenjalls überreicht.
Aus China
Gründung einer neuen Kuomintang-Partei im besetzten Gebiet Chinas?
Schanghai, 7. Aug. Die Fortschritte in der Bildung einer neuen chinesischen Zentralregierung, an der Wangtschingwei hervorragenden Anteil nimmt, sowie die Vorbereitungen zu der Gründung einer neuen Kuomintang- Partei in den japanisch besetzten Gebieten, die in der Abkehr von den durch die Tschungkinger Regierung entstellten Doktrinen wieder zu den ursprünglichen Lehren Sunyatsens zurückkehren will, haben in Tschungkinger Regierungs- und Militärkreisen, wo Wangtschingwei noch mehrere stille Freunde wat, eine gewisse Nervosität hervorgerufen. Wie der Sprecher der japanischen Militärbehörden auf Grund zuverlässiger Meldungen aus Westchina bekannt gibt, ist diese Nervosität auch in den militärischen Kreisen der Provinz Szctschuan bemerkbar, wo die Abneigung gegen die „Nankinger Eindringlinge" wieder wachse. Die Tschi- angkaischek-Regierung habe sich daher veranlaßt gesehen, fünf Regierungsdivisionen nach Tschengtu und Umgebung zu entsenden, um dort die Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhaltcn.
Japanischer Vorstoß auf Tungpei
Tschungking, 7. Aug. Wie hier bekannt wird, stoßen die Japaner von der Stadt Suihsien in der Mite der Provinz Hupeh aus in nördlicher Richtung auf die strategisch wichtige Stadt Tungpei vor. Tungpei liegt an der Provinzgrenze zwischen Honan und Hupeh. Nach dem chinesischen Heeresbericht haben sich die chinesischen Truppen nördlich von Suihsien nach heftigen Kämpfen aus Kaocheng und zwei anderen Dörfern am Kuß der Berge zwischen Suihsien und Tungpei zurückgezogen.
Aussaugung Aegyptens durch England
Fragen eines ägyptischen Blattes
Kairo, 7. Aug. Die ägyptische Zeitung „Al Mokkatam" befaßt sich in zunehmendem Maße mit den wachsenden Lasten Aegyptens für die englischen Militärrüstunge« am Suez- Kanal, die auch andere ägyptische Blätter als immer drückender empfinden Das Blatt fragt offen, warum Aegypten weiterhin so hohe Militärlasten zugunsten Englands tragen müsse. Die Zeitung stellt in diesem Zusammenhang fest, daß die Türkei 8 Millionen Pfund weniger ausgebe als Aegypten und trotzdem
eine bessere Militärorganisation und ein stärkeres Heer unterhalte. Die ägyptischen Finanzen würden für England aufs äußerste angespannt, während die Türkei von London einen Kredit von 10 Millionen Pfund erhalte und noch als Geschenk den Sandschak von Alexandrette einheimsen dürfe. Es sei das besondere Schicksal Aegyptens, an Wegen des englischen Empires zu liegen und für englische Militärkasernen zahlen zu müssen^
Araber in Palästina find vogelfrei
Jerusalem, 7. Aug. Wie aus Haifa gemeldet wird, sind dort wiederum zwei Araber erschossen worden. Die beiden Arab» hielten sich in einem Kaffeehaus auf. Zwei weitere Araber wurden verwundet. Auch in Akko wurde ein Araber erschossen.
Wie weiter gemeldet wird, explodierte in der Nähe einer jüdischen Kolonie ein Sprengkörper unter einem Lastwagen. Der jüdische Fahrer wurde schwer, sein Begleiter leicht verletzt. Das Judenblatt „Haboker" will erfahren haben, daß die Behörden den Vau eines Stachekdrahtzaunes entlang der Küste an jüdischen Orten erwägen, um die illegale Einwanderung zu erschweren.
Die Danziger Regierung hat am Montag dem diplomatischen Vertreter der Republik Polen die Antwortnote in der Angelegenheit der Tätigkeit der polnischen Zollkontrolleure und der im Zusammenhang damit ergangenen ultimativen Drohungen Polens überreicht.
Einspruch gegen die syrischen Komgsplane?
Der irakische Ministerpräsident bei Emir Abdallah
Beirut» 7. Aug. Der irakische Ministerpräsident Nun Said traf am Montag in einem Sonderflugzeug in Amman ein, wo er zwei Tage zu Besprechungen mit Emir Abdallah verweilen wird. Wie verlautet, beabsichtigt er anschließend, Beirut einen Besuch abzustatten, wo ebenfalls Verhandlungen, jedoch bisher unbekannter Natur, stattsinden sollen. Die Verhandlungen in Amman sollen mit der Lage in Syrien und den Plänen zur Errichtung eines Königreiches in Syrien in Zusammenhang stehen. Wie die Beiruter Zeitung „Bairak" hierzu mitteilt, wird die Kandidatur Abdallahs für den syrischen Thron im Irak scharf abgelehnt, da man dort, wo die Bestrebungen zu Errichtung eines panarabischen Bundesstaates ihre stärkste Förderung erhalten, den Anschluß Syriens an den Irak als ersten Schritt zwecks Erreichung dieses Zieles ansche und die Einrichtung eines Königreiches in Syrien mit Abdallah als König nur als Hindernis für diese Pläne aufsaßt.
Schwierige Kabinettsbildung in Holland
Den Haag, 7. Aug. Entgegen den ursprünglichen Erwartungen scheint de Geer bei seinen Bemühungen zur Kabinettsbildung auf Schwierigkeiten zu stoßen, die vor allem von der antireoo- lutionären Seite ausgehen. Dort verspürt man nur wenig Lust, unter den gegebenen Ilmständen mit der Römisch-Katholischen Staatspartei in einem Kabinett zusammenzuarbeiten. Auch die Haltung der Liberalen scheine geteilt, de Geer hat im Laufe des Sonntags und Montags seine Verhandlungen fortgesetzt.