8. Seite — Nr. 181
ven war, wie er es selbst einmal bescheiden ausdrückte, darauf gerichtet, daß die Deutschen zu einer Ration würden, auch in ihrem wirtschaftlichen Leben.
Als Begründer einer Theorie der Nationalwirtschaft steht List unter den Vertretern der Volkswirtschaftslehre in der Frühzeit der Entwicklung dieser Wissenschaft an erster Stelle. Vom Frühjahr 1841 an lebte List in Augsburg, wo vom Jahr 1843 an bei Cotta sein „Zollvereinsblatt" herauskam. In Württemberg war er mittlerweile, zwanzig Jahre nach seiner Verurteilung, amnestiert, seine bürgerliche Ehre durch den König wiederhergestellt worden. Einer der württ. Staatsminister schrieb ihm jedoch, dag er keine Ausßcht auf eine Verwendung im württembergischen Staatsdienst habe. Auch in Bayern und in Wien bewarb er sich vergeblich um eine Anstellung. 1846 unternahm er eine Reise nach England, um den Gedanken einer Allianz zwischen England und Deutschland, für die er in seinen Schriften eingetreten war, praktisch zu verfolgen,' er konnte aber in London, wo er als Gleicher unter Gleichen mit den eng- Uschen Staatsmännern verhandelte, trotz sehr freundlicher Aufnahme'nichts ausrichten. Im nämlichen Jahr trennte er sich auch von feinem Verleger Cotta.
Seelisch und körperlich schwer leidend, sah der nun 57-Jäh- rige, vom Widerstand der dumpfen Welt Besiegte, keinen Ausweg mehr und keine Möglichkeit, sich eine angemessene Existenz zu schaffen und für sein Vaterland weiter zu wirten, und so gab er sich am 30. November 1846 während eines Schneesturms in der Nähe von Kufstein den Tod. Am 3. Dezember fand man die Leiche des seit drei Tagen Vermißten,' am Tag darauf wurde er in Kufstein bestattet. Bei Kufstein steht auch sein Denkmal, ebenso in seiner Vaterstadt Reutlingen, die sein Andenken im besonderen durch Herausgabe des „Friedrich-List-Volksbuches" ehrte.
Ragolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Samstag, den 5. August 1938
5ett aus Raps
Schließung der Fettliicke durch verstärkten OelfruchtLan
„Vom Brot allein kann man nicht leben..." — Neben Kohlehydraten und Eiweiß braucht der menschliche Körper zu seinem Aufbau und zur Erhaltung seiner Funktionsfähigkeit nun einmal auch Fette. In den primitivsten Zeiten verschafften sich die Menschen diesen ihren Fettbedarf dadurch, daß sie das Fett erlegter Tiere verzehrten. Erst später erkannte man, daß auch die tierische Milch Fett enthielt und war nun in der Lage, sich das Fett vom Tier zu verschaffen, ohne die Notwendigkeit, es vorher zu töten. Wo aber erhielt das Tier seinerseits sein Fett her? Aus der Pflanze, das heißt aus dem Boden. Mit dieser Darstellung ist am kürzesten die Tatsache Umrissen, daß auch das
Freuudschafts»Radfernfahrt von 400 Hitlerjungen «nd Iungfaschisteu
In Innsbruck nahm jetzt eine große Freundschaftsradfernfahrt Rom—Berlin—Rom ihren Anfang, an der 200 Jungfaschisten und 200 Hitlerjungen teilnehmen. Der Reichsjugendsührer gab beim Eintreffen der jungen Italiener dasStartzeichenzurgemeinsamen Weiterfahrt von Innsbruck nach Garmisch.
(Scherl-Bilderdienst-M.)
MMWM
Hettproblem nichts anderes ist als ein Raumproblem. Der ungenügende Lebensraum des deutschen Volkes ist wiederum die letzte Ursache der Mangelerscheinung. Damit ist gleichzeitig auch bereits gesagt, daß die endgültige Ueberwindung der Fettschwierigkeiten erst dann gelingen wird, wenn es gelingt, das Raumproblem zu einer befriedigenden Lösung zu bringen.
Davon abgesehen, stellt sich uns das Fettproblem wirtschaftspolitisch in zwei verschiedenen Formen dar. Es ist einmal ein Devisenproblem, und zweitens ein wehrwirtschaftliches Problem. Was man nicht hat, muß man zukaufen. Für den Reichen ist das eine einfache Sache. Leider ist aber Deutschland vom devisenpolitischen Standpunkt her gesehen ein armes Land. Wir haben nur wenig Gold und müssen uns die Devisen zur Bezahlung unserer Einfuhr durch Ausfuhr, d. h. durch Arbeit, verdienen. Im Jahre 1938 mußten wir zum Ankauf von Fetten und Kraftfuttermitteln aus dem Ausland rund 400 Millionen, RM. aufbringen. Das ist eine recht stattliche Summe, besonders wenn man daran denkt, welche Arbeit dahintersteht. Allerdings gibt es wohl Möglichkeiten, die Devisenbrlastung zu mildern. Ein solcher Weg ist mit dem deutschen Walfang beschritten worden. Auch ein erhöhter Zuckerexport als Ausgleich wäre denkbar. Die schwerste Belastung aber liegt darin, daß uns diese Ein-
„Katastrophe" für das Mikrophon
Von einer Katasirophen-Uebung für die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes berichtet dieses Bild vom Schauplatz eines „schweren Verkehrsunfalls' in der Rundfunkausstellung Berlin. (Scherl-Bilderdienst-M.)
suyren nur so lange gesichert sind, als die anderen Länder bereit sind, sie uns zu geben. Angesichts der gegenwärtigen politischen Lage haben wir also allen Grund, unsere Fettversorgung auf der Grundlage der Einfuhr als höchst unsicher anzusehen. Das gleiche gilt leider auch für den deutschen Walfang. Es entsteht also von der w e h r w i r t s ch a ft l i ch e n Seite her die Forderung, diese unsere Versorgung in eine wenigstens teilweise gesicherte Versorgung umzuwandeln. Das ist der Sinn jener großen Aufgabe unserer Ernährungswirtschaft, die wir im allgemeinen mit dem Schlagwort „Schließung der Fettlücke" bezeichnen. Unter diesem Gesichtspunkt sind auch die Maßnahmen zu betrachten, die jetzt anlaufen. Es handelt sich dabe nicht darum, die Fettversorgung des deutschen Volkes (wenigstens in absehbarer Zeit) reicher zu gestalten, sondern es handelt sich darum, die Versorgung unter allen Umständen zu sichern. Das muß gleich von vornherein gesagt werden, damit nicht erst der Eindruck entsteht, als wenn die jetzt getroffenen Maßnahmen in Kürze dazu führen würden, daß wir wieder im Fett schwimmen können. So sind die Dinge nicht.
Die deutsche Fettversorgung
Es ist bereits bekannt, daß als hauptsächliches Mittel zur Schließung der Fettlücke der verstärkte Anbau von Oel- flüchten dienen soll. Bevor wir aber darauf eingehen, wird es notwendig sein, fich über die bisherige Art der Fettversorgung des deutschen Volkes einen lleberblick zu verschaffen sowie den Anteil, den daran der Oelfruchtanbau hat. 1937/38 standen dem deutschen Volk aus eigener Erzeugung insgesamt etwa 1392 000 Tonnen Reinfett zur Verfügung. Davon entfielen auf die Milchkuhhaltung 704 000 Tonnen Reinfett (SO v. H.), auf die Schweinehaltung 390 000 Tonnen (28 v. H.), auf die Rinderhaltung (Fettanfall beim Schlachten) 70 000 Tonnen (5 v. H.), auf den deutschen Walfang 85 000 Tonnen (6 v. H.), den Oelfruchtanbau 54 000 Tonnen (4 v. H.), die Abfallfettgewinnuug 40 000 Tonnen (3 v. H.), die Ziegenhaltung 37 000 Tonnen (3 v. H.) und die Kälberhaltung (Fettanfäll beim Schlachten) 12 000 Tonnen (1 v. H.). Der Oelfruchtanbau spielt also mit nur 4 v. H. Anteil an der Eesamterzeugung eine sehr bescheidene Rolle.
Eine wesentlich größere Nolle spielt er indessen bei der zur Deckung des Bedarfs ja noch erforderlichen Einfuhr. Diese beträgt etwa 1 bis 1,1 Millionen Tonnen. (Deutschland deckt also aus eigener Erzeugung noch nicht einmal 60 v. H. seines Bedarfs.) Von dieser Fetteinfuhr von 1 bis 1,1 Millionen Tonnen sind etwa 0,75 Millionen Tonnen Fette, die aus Oelfrüchten gewonnen werden. Allein diese Ziffern deuten bereits darauf hin, daß in einer Steigerung des Oelirucktanbaues in DeutfL.
LMM
40
„Ob wir ihm geglaubt hätten?" wirft Overbe ckein. „Ter Mann hat schon öfter mit den Gerichten Bekannt-- schaft gemacht, als Sie sich vielleicht denken, seine Aussagen würden sicher auf erhebliche Zweifel bei uns gestoßen sein. Aber seien Sie nun froh, daß Sie Ihre Schuldlosigkeit von der Polizei selber bestätigt erhalten. Wann soll es denn abgehen nach drüben?"
„In fünf Tagen geht das Schiff, Herr Kommissar..."
Ohrenschall hört sich mit größtem Interesse an, was der Kommissar ihm berichtet.
„Schade", sagt er dann nachdenklich, „schade, Herr Kommissar, daß Sie den Manu nicht gefragt haben, ob die Bande Komplicen aus der Dorfbevölkerung hatte."
„Wirklich", gibt Overbeck zu, „daran habe ich nicht gedacht, ich hätte ihn fragen sollen. Vielleicht gehörte Köhne doch der Bande an, dann würden wir ihn uns natürlich nochmals sehr sorgfältig ansehen müssen."
„Jawohl, Herr Kommissar, und vielleicht auch den anderen, gegen den auch Verdacht bestand, diesen Arndt."
„Richtig, aber bisher hatten wir keinen Anlaß, uns mit ihm zu beschäftigen."
Ohrenschall sieht so aus, als habe er einen Vorschlag zu machen, getraue sich aber nicht mit den Worten heraus. Der Kommissar kennt seinen Assistenten.
„Sprechen Sie nur, Ohrenschall", meint er.
„Ich weiß nicht, ob mein Vorschlag was für sich hat, Herr Kommissar, in der Sache Facius läßt sich ja augenblicklich nichts weiter tun, wie wäre es, wenn ich nach Hamburg fahren würde... der Dampfer geht ja erst übermorgen in See... ich könnte mir mal unseren Mann vornehmen und danach fragen, ob Köhne und Arndt damals mitmachten..."
Overbeck überlegt nicht lange.
„Es wäre vielleicht zu empfehlen", sagt er dann. „Ich halte ja immer noch Rögg für den Schuldigen, das ergibt ja schon das Urteil des Waffensachverständigen... bedenken Sie doch, Ohrenschall, wenn wir jetzt wirklich
einen der beiden verdächtigen könnten, wir müßten ja Nachweisen, daß der Täter Röggs Gewehr zu seinem Verbrechen benutzt hat. Immerhin würde Ihre Reise uns von dem Vorwurf befreien, daß wir nicht jeden Anhaltspunkt berücksichtigt hätten, und habe er auch noch so aussichtslos geschienen..."
„Er hat erst gar nicht reden wollen", berichtet zwei Tage später der aus Hamburg zurückgekehrte Ohren- schäll, „aber schließlich tat er es doch."
„Und was sagte er Ihnen?"
„Daß sich Köhne wie Arndt an den Streifzügen der Bande beteiligt haben."
„Also doch! Da gibt es neue Arbeit für uns, Ohrenschall, ich glaube nur nicht, daß sie uns den Mörder in die Hände liefert..."
17.
„Führen Sie erst Arndt herein, Ohrenschall", ordnet der Kommissar an. „Köhne mag warten."
Nun sitzt ihm Thomas Arndt, der Knecht, gegenüber. Overbeck erkundigt sich nach seinen Personalien, dann beginnt er zu sprechen.
„Ich habe hier das Protokoll des Wachtmeisters Strobel. Er hat bei Ihnen Haussuchung gehalten, Arndt, und außer zwei Rehdecken und vier Karnickelbälgen einen Abschraubstutzen und Schlingendraht gefunden. Leugnen zu wollen, hat nach diesem Ergebnis keinen Zweck..."
Der Vorgeführte tut es auch nicht, nur bestreitet er, neuerdings wieder gewildert zu haben. Die Felle würden noch aus jener Zeit stammen, in der er mit den Kumpanen aus der Stadt auf nächtliche Streifzüge gegangen war. Nur die Karnickel habe er in Drahtschlingen gefangen, als sie im Garten seines Häuschens gar zu viel Schaden angerichtet hätten.
Overbeck glaubt ihm das letztere ja nicht, aber ihm kommt es auf andere Dinge an.
Arndt vermag ihm indes nicht zu sagen, was er hören will. Nein, er habe keinen Haß auf Baron Facius gehabt. Der sei immer freundlich zu ihm gewesen und habe auch sein Verhalten ihm gegenüber nicht im geringsten geändert, als der Argwohn gegen ihn auftauchte, daß er es mit den Wilderern halte. — Overbeck kommt doch darauf zu sprechen, daß er doch im Baron seinen Gegner gesehen haben müsse, denn zwischen Jäger und Wilderern gäbe es doch wohl nichts als Feindschaft.
Aber Arndt schüttelt den Kopf.
„Die Leute aus der Stadt waren von einem anderen
Schlag, Herr Kommissar", erklärt er offen, „denen wäre nicht darauf angekommen, auf einen Jäger zu schießen, wenn sie gestellt würden, das haben ja zwei von ihnen auch getan, als sie angerufen worden sind. Aber bei mir war das nicht so, ich hin ja auch nur selten mit ihnen gegangen, ich habe es ihnen einmal versprochen, als wir im ,Krug' beim Bier saßen, und dann holten sie mich eben und ich mußte mitgehen. Ein bissel Spaß hat mir jungem Kerl die Sache natürlich auch gemacht. Aber daß ich die Absicht gehabt hätte, dem Baron zu schaden oder gar ihn niederzuknallen, nein, Herr Kommissar, das dürfen Sie nicht glauben..."
„Schon gut", sagt Overbeck, „die Wilddieberei interessiert mich auch weniger. Aber was meinen Sie: ist den Leuten aus der Stadt zuzutrauen gewesen, daß sie dem Baron auflauerten?"
„Warum dem Herrn Baron? Doch eher den Förstern und den Gendarmen, die sie gestellt und festgenommen haben..."
„So ließe sich sagen. Haben Sie bei einem der Wilddiebe mal eine Doppelbüchse von großem Kaliber gesehen?"
Arndt überlegte.
„Nein, Herr Kommissar", erklärte er dann bestimmt. „Zwei von ihnen führten Flinten, die anderen hatten Gewehre zum Auseinandernehmen, zum Teil alte, umgearbeitete Militärgewehre aus den unruhigen Jahren nach dem Krieg..."
„Und Köhne? Was hatte der für eine Waffe?"
„Köhne ... tja, ein Gewehr hatte der gar nicht, wenn er geschossen hat, tat er es meist mit seiner großen Armeepistole... die hat er sich von einem der Leute aus der Stadt gekauft..."
„Und ein anderes Gewehr sahen Sie nie bei ihm?"
„Nein, Herr Kommissar, wenn er mal mit dem Gewehr geschossen hat, dann hat er sich eins von den Kumpanen geben lassen..."
„Ist denn Köhne öfter mit diesen Leuten unterwegs gewesen?"
„Erst hat er gar nicht gewollt, Herr Kommissar, es ging ihm so wie mir... mehr Jugendübermut als etwa der Gedanke, mit dem Wildern Geld zu verdienen, wir zwei haben ja eigentlich auch nichts davon gehabt, als daß uns die anderen dann und wann mal eine Mark in die Hand drückten oder ein Glas Bier bezahlten. Und Christian hatte doch damals sein Mädel, sie hat ihm immer abgeredet..."
i>Die wüßte also Bescheid, aber sie ging doch dann in di; Stadt..."
„Ja, und von da ab war der Christian so verändert."
:n!v iolgl >