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Nr. 178

Mittwoch, äen 2. August 1939

113. Jahrgang

Deutscher Rekordflug über 10000 Kilometer

Zwei Tage und zwei Nächte über der Ostseeküste

Berlin, 1. Aug. Die deutsche Luftfahrt hat ihre beispiellose Ersolgserie durch eine neue bedeutende Höchstleistung fortgesetzt. Den mannigfachen Rekorden der letzten Zeit wurde nunmehr eine Bestleistung über die längste in der internationalen Re­kordliste überhaupt geführte Strecke hinzugefügt.

Das Heinkelflugzeug He 118 stellte mit einer Stundenge­schwindigkeit von 612Kilometer eine neue Weltbestleistung über die 1V Vöü-Kilometer-Strecke für Deutschland aus. Die Be­satzung des Flugzeuges bestand aus dem Heinkelpiloten Ober­leutnant d. R. Rolf Jöster, Oberfunker Arthur Suppa von der Deutschen Lufthansa und dem Motorenspezialisten der HirtH-Mo­toren GmbH. Hans Lausmann. (

Der bisherige, seit Mai 1938 von Japan mit einer Stundcn- geschwindigkeit von 589,2 Kilometer gehaltene Rekord wurde von dem Heinkelflugzeug demnach um 30 Kilometer überboten.

Das Rekordflugzeug ist das bekannte viermotorige Heinkel-Po st-Flugzeug, das für den Südatlantik-Post- verkehr der Deutschen Lufthansa hergestellt wurde. Zwei Flug­zeuge des gleichen Musters haben vor Jahresfrist unter japa­nischer Führung die Strecke BerlinTokio in einer ausgezeich­neten Zeit zurückgelegt. Das Flugzeug ist ausgestattet mit vier luftgekühlten Hirth-Motoren HM 508 von je 240 PS.. VDM.< Verstell-Luftschrauben, automatischer Askania-Kurssteuerung und einer kombinierten Lorenz-Telefunken-Funkeinrichtnng. Be­merkenswert ist die vorteilhafte Aufgliederung der Motorlei­stung von 960 PS. in vier kleine Einheiten, aus der sich bei ei­nem wirtschaftlichen Kraftstoffverbrauch die höchstmögliche Flug­sicherheit ergibt. Es ist hoch erfreulich, daß die mit ihren Ee- schwindigkeitsrekorden über kurze und mittlere Strecken hervor­getretenen Heinkelwerke nunmehr auch einen Eeschwindigkeits- rekord über eine lange Strecke errungen haben.

Der Flug ging unter Aufsicht von Sportzeugen des Aero-Elub von Deutschland vor sich, von dem das Flugergebnis der FAJ. zur Anerkennung als internationaler Rekord zugeleitet wird. Als Meßstrecke wurde ZinnowitzLeba an der Östseeküste ge­wählt. Am Sonntag, dem 30. Juli, 6.05 Minuten, überflog das Flugzeug den ersten Kontrollpunkt und beendete am 1. August, 4,23 Minuten, also nach einer Eesamtflugdauer von 48 Stun­den 18 Minuten, die 10 OOO-Kilometer-Strecke in geschlossener Bahn.

Neben der hervorragenden technischen Leistung des Heinkel- flugzeuges mutz vor allem der Einsatz der Besatzung gewürdigt werden ,an die während der langen Dauer des Fluges und bei der großen Hitze von 35 Grad hohe Anforderungen gestellt wur­den. Zwei Tage und zwei Nächte kreiste das Flugzeug unauf­hörlich um die beide«, 2SV Kilometer voneinander entfernten Kontrollpunkte, so dah die Besatzung, wie sich der Motorenspe­zialist Lausman« ausdrückte,am Schluß jede einzelne Welle der Ostsee genau kannte".

Glückwunsch des Eeneralfeldmarschalls

Der Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe würdigte die Leistung der Besatzung und der Ma­schine in folgendem Glückwunschtelegramm:

Mit Freude und stolzer Genugtuung habe ich davon Kennt­nis genommen, daß Sie den internationalen Eeschwindigkeits- rekord über die 10 OOO-Kilometer-Strecke für Deutschland errun­gen haben. Ich beglückwünsche Sie und alle Beteiligten zu die­sem Erfolg und spreche insbesondere der wackeren Besatzung für die tagelange Einsatzfreudigkeit Dank und Anerkennung aus.

gez. Eöring, Eeneralfeldmarschall."

Scharfe Abrechnung mit London

Das britische Reich ist ein Fluch für den Weltfrieden!"

Kapstadt, 1. Aug. In einer Versammlung der Nationalen Oppositionspartei in Eoodwood bei Kapstadt hielt Abgeordneter Dr. van Nierope eine stark beachtete außenpolitische Rede, die bezeichnenderweise von der englischen Presse verschwiegen wird. Der Redner betonte mehrmals, daß einzig und allein die britische imperialistische Politik das Zeichen des Friedensstörers auf der Stirn trage. Dabei prägte er den Satz:Das bri­tische Reich ist ein Fluch für den Weltfrieden!" Die Frage, wer an der gespannten internationalen Lage schuld sei und wer die Völker in einen Krieg Hetzen wolle, könne man einzig und allein dahin beantworten, so betonte Dr. van Merop, daß es der britische Imperialismus sei. Die eng­lische Politik stecke ihre Nase in die Angelegenheiten anderer Völ­ker, wo Großbritannien durchaus nichts zu suchen habe. Trotz­dem würden die anderen Völker in den Augen der von britischer Heuchelei und Lügenmeldungen beeinflußten Welt als angebliche Ruhestörer hingestellt. Das britische Reich habe diese Politik jedoch zu lange betrieben, als daß sie nicht allmählich durch­schaut werde.

Es sei an der Zeit, so rief Dr. van Nierop aus» dah die Süd­afrikaner begreifen lernten, dah nicht Deutschland, Italien, Spa­nien oder gar Danzig den Weltsrieden bedrohen, sondern dah das scheinheilige, auf Raub und Kriege aufgevaute britische Reich die alleinige Verantwortung für Krieg oder Friede« trage. Der Redner ging dann näher auf Danzig ein und betonte: Obwohl Danzig eine deutsche Stadt ist, und obwohl ihre Bevölkerung zum Reich will, mischt sich dasselbe England ein, das sonst wenn es ihm paßt den Grundsatz vom Selbstbestimmungsrecht der Völker alsheiligstes Menschengut" hinzustellen beliebt. Deutsch­land soll nicht das Recht haben, für ein deutsches Danzig einzu­treten, aber England durfte die Republik Transvaal wegen einer Handvoll britischer Untertanen mit einem zweijährigen Raub- und Mordhandel überziehen. Dr. van Nierop verlangte abschließend strikte Neutralität der Südafrikanischen Union rm Falle kriegerischen Verwicklungen in Europa. Südafrika werde von niemandem bedroht, es sei denn vom britischen Jemperialis- mus. Kein anderes Land der Welt als England habe Südafrika überfallen und ausgeraubt.

Eysnibcrlains MgewöWlicher" Beschluß

Unterhausstreit Chamberlains mit Oppositionsabgeord­netenMoskau und London uneinig über Formel des indirekten Angriffes"

London, 1. Aug. Die außenpolitische Unterhaus-Aussprache wurde von dem Anführer der Oppositionsliberalen, Sir Archibald Sinclair, eröffnet, der erklärte, man habe den Eindruck, daß der Premier zur Zeit immer noch mehr zur Befriedung Hinneige und weniger entschlossen sei als der Außenminister. Das Haus müsse unbedingt V e r s i ch e r u n g e n-L b e r die Verhand­lungen mitSowjetrutzland haben und dürfe sich nicht eher vertagen. Sinclair fragte den Premier, ob England gegen einen deutschen Angriff in Danzig Widerstand leisten werde und zu welchem Zeitpunkt. Was Japan anaebe. so sei eine neutrale

Haltung im chinesisch-japanischen Krieg für England gesetzlich und moralisch unmöglich.

Ministerpräsident Chamberlain erklärte, in einer Lage wie der augenblicklichen müsse man seine Worte sorgfältig ab­wägen. (Beifall.) Er wandte sich dann gegen den Vorwurf der Opposition, daß die britische Regierung an der Verzögerung des Abkommens mit Sowjetrußland schuld sei. Es sei kein Geheim­nis, daß die Sowjets und die französische und britische Regie­rung bisher nicht in der Lage gewesen seien, sich auf eine für alle Parteien zufriedenstellende Definition desindirekten Angriffes" zu einigen. Ferner sei die britische Regierung daraus bedacht, nicht den Anschein zu erwecken, als ob sie die Un­abhängigkeit anderer Staaten zu beschneiden wünsche. Um die­ses Problem handle es sich gerade bei der von der Sowsetregie- rung befürworteten Formel des indirekten Angriffes. Molotow habe erklärt, daß wenn die militärischen Besprechungen, denen er Bedeutung beimesse, eröffnet seien, die politischen Schwierig­keiten nicht unüberwindlich sein dürften. Zu der Frage eines vorläufigen Abkommens zu einem baldigen Zeitpunkt sagte Chamberlain, die Sowjctregierung sei anderer Meinung

gewesen und habe es vorgezogen, nicht zu unterzeichnen oder zu paraphieren, solange man nicht zu einer vollen Uebereinstim-, mung gelangt sei. Infolgedessen sei die britische Regierung nicht in der Lage gewesen, der Welt, was er sehr gerne getan hätte, zu einem früheren Zeitpunkt ein vorläufiges Abkommen zu präsentieren. Zu der Entsendung einer Militärmission nach Sowjetrußland sagte Chamberlain, es sei fast beispiel - los in der Geschichte, daß Großbritannien und Frankreich sich damit einverstanden erklärten, vor dem Abschluß eines politi­schen Abkommens Militärmissionen zu entsenden. Großbritan­nien beweise sicherlich größtes Vertrauen zu den Sowjets. Die Ansicht Molotows, daß nach der Eröffnung militärischer Bespre­chungen sich politische Schwierigkeiten nicht als unüberwindlich erweisen würden, habe die britische Regierung stark dazu be­stimmt, diesen wirklich ungewöhnlichen Beschluß zu fassen. Be­züglich Danzigs sehe die Regierung keinen Grund,zu über­mäßiger Besorgnis. Polen wurde gelobt als klug und staats- männisch.

Abschließend erklärte Thamberlain sein Bedauern über die Eiftpropaganda in der Presse und andere Mittel"; der Mi­nisterpräsident ließ hierbei nicht klar erkennen, ob er die beispiel­los leichtfertige englische Presse und Mister King-Hall meinte.

*

In beißender Weise behandelt derDeutsche Dienst" die außen­politischen Betrachtungen im Unterhaus zu London. Es heißt darin u. a.:

Wertvoll ist für uns die Feststellung des Leiters der britischen Außenpolitik zur Lage im Fernen Osten über die Aehn- lichkeit der Ziele und Absichten der Vereinigten Staaten und Großbritannien gegenüber Japan und der gleichzeitige Hinweis darauf, daß in verschiedenen Fällen verschiedene Methoden an­gebracht seien. Wir dürfen dies als eine Bestätigung unserer Auffassung buchen, daß England und die USA. in ihrer Haltung gegenüber Tokio sich die Bälle zuwerfen und mit verteilten Rollen spielen. Von geringerem Interesse für das Reich sind daher die Worte, die Herr Chamberlain über das Schicksal von 400 000 Deutschen inDanzigzu sagen wußte, um die er weder gefragt, geschweige denn darum gebeten wurde. Der englische Premierminister hat den vorwiegend deutschen Cha­rakter Danzigs nie bestritten. Wir wollen ihm zusätzlich ver­sichern, daß das deutsche Danzig ungeachtet außenpolitischer De­batten im Unterhaus mit regievollen Anfragen zum Reich zuriick- tehre« wird. In Warschau allerdings wird man mit heiterer Ueberraschung Herrn Chamberlain von der bewundernswerten Ruhe sprechen hören, welche die polnische Regierung an den Tag

gelegt habe. Diese bewundernswerte Ruhe dürfte den britische» Söldnertruppeu polnischer Staatsangehörigkeit vergehen, sollte Großbritannien sich bereit finden, für die täglichen kühnen Ge- dankenflüge der polnischen Chauvinisten nach Berlin bis auf de» letzten polnischen Soldaten zu kämpfen. Ls übersteigt aber immer­hin das Maß des Erträglichen, wenn Herr Chamberlain an­gesichts des ununterbrochenen Vorgehens gegen Leben und Eigen­tum deutscher Volksgenossen in Polen, das dem Premierminister selbstredend ebenso bekannt sein müsse, wie die Warschauer Korre­spondenten der Londoner Blätter für ein friedensgefährdendes Verhalten der Polen anerkennende Worte finden.

Herr Chamberlain hat es deutlich ausgesprochen: Die britische Regierung ist ängstlich darauf bedacht, nicht den Anschein zu er­wecken, als ob sie die Unabhängigkeit anderer Staa­ten zu beschneiden wünsche. Wir können getrost die Antwort den bündnisfreien Staaten überlassen, die schließlich nicht eines billigen Scherzes wegen sich mehrfach protestierend in London gegen den Versuch des Foreign Office wandten, die Randstaaten zum Handelsobjekt nackter Interessen der britischen Strategie zu machen.

Danzigs Geduld zu Ende

Spionagetreibende polnische Grenzer werden nicht mehr als Zollbeamte behandelt

Danzig, 1 Aug. Die polnische Regierung hat Maßnahme» gegen die' Einfuhr gewisser Erzeugnisse in Danzig ansässtger Firmen angekündigt, die einen klaren Bruch der Danzig-polni­schen Wirtschaftsgemeinschaft darstellen. Man hat polnischer» seits versucht, diese rein wirtschaftliche Angelegenheit mit der Frage der polnischen Zollinspektoren in Zusammen­hang zu bringen, die angeblich in ihrer Arbeitbehindert" seien und hat damit wirtschaftliche Fragen mit rein politischen ver­knüpft. Von Danziger Seite wird darauf hingewiesen, daß diese Methode für die Art der Behandlung, die Polen seit dem Ent­stehen der Freien- Stadt Danzig den Danziger Wirtschaftsinter, essen angedeihen läßt, geradezu charakteristisch sei.

Man hat polnischerfeits die Behauptung aufgestellt, daß die vertraglichen Rechte der polnischen Zollinspektoren durch Maß­nahmen geschmälert würden, die in Widerspruch zu den vertrag­liche« Bestimmungen stünden. Ferner hat die polnische Regie­rung es für notwendig gehalten, die Vorwürfe, die danziger- seits über das dienstliche und außerdienstliche Verhalten der polnischen Zollinspektoren gemacht worden find, als leere An­schuldigungen zu bezeichnen. Danzig ist demgegenüber in der Lage. Einzelfälle anzuführen, die ausgezeichnete Beispiele für das Verhalten und den wahren Charakter derpolnischen Zollinspektoren darstellen. In einer knappen Gegenüber­stellung werden die bekannten Fälle von Spionage, Wider- ltand gegen die Staatsgewalt und versuchten Menschen­raub durch polnische Zollinspektoren aufgezählt.

Die Geduld, die die Bevölkerung der Freien Stadt Damia

jahrelang diesem Treiben der polnischen Zollinspektoren bewiesest hat das ist auch von der Danziger Regierung unmißverständ­lich zum Ausdruck gebracht worden, ist nun zu Ende. Selbst­verständlich ist die Arbeit der polnische« Zollinspektoren, soweit sie sich im Rahmen der Bestimmungen hält, ungehindert «G gesichert. Diese Sicherung aber ist kein Freibrief für Versch­lungen innerhalb oder außerhalb de« Dienstes!

Ein anderes Kapitel sttdieunverhältuismäßiggroß« jZahl der polnischen Zollinspektoren. Die polnische Regierung hat gegenüber de» entsprechende» Vorstellungen der. Danziger Regierung die Behauptung aufgestellt, daß diese Zahl noch unzureichend" sei und dafür Gründe angeführt, die Danzig in der Auffassung bestärken, daß die polnische« Zollinspektoren am allerwenigsten für Zollzwecke verwendet werden, weil diese Gründe nicht eine Vergrößerung, sondern vielmehr eine Vermin­derung der polnischen Zollinspektoren rechtfertigen würden. Diese von polnischer Seite angeführten Gründe find: 1. Der Umfang des Warenverkehrs über den Danziger Hafen; 2. der Umfang des Personenverkehrs über die oftpreutzische Grenze; 8. die Glie­derung der Danziger Zollverwaltung und die Zahl der Danziger Zollbeamten.

Dazu wird in Danzig festgestellt: 1. Im Jahre 1929 unter­hielt Polen 27 Zollinspektoren gegenüber etwa 100 im Jahre 1938. Der Warenumschlag im Danziger Hafen betrug 1929 8,5 Millionen Tonnen, 1938 jedoch nur 7,1 Millionen Tonnen. Der Wert des Hafenumschlags fiel von etwa 1,5 Milliarden Zloty im Jahre 1929 auf ungefähr 0,5 Milliarden Zloty im Jahre 1938. Die Entwicklung des Warenverkehrs mühte dem-