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Naaolde» Tagblatt »Der Gesellschafter'
Freitag, den 21. Juli 1939
lernt und fühle sich heute bereit, die Aufgabe der vor- und nach- militärWen Ausbildung zu übernehmen. Eine Rivalität zwischen Wehrmacht und SA. könne es nicht geben. Der Führer babe die beiderseitigen Gebiete abgegrenzt. SA. und Wehrmacht würden an der gemeinsamen Aufgabe arbeiten; dabei sei es unwichtig. welchen Rock der einzelne anhabe. Denn wenn es gelte, das Vaterland zu verteidigen, würden alle denselben Rock tragen.
Der Wehrkreisbefehlshaber vor badischen HJ.-Führern
Miinsingen, 19. Juli. Auf Einladung des Kommandierenden Generals des 5. Armeekorps und Befehlshabers im Wehrkreis V statteten die Bannführer und Jungbannsührer des Gebietes 21 (Baden) unter Führung von Obergebietsführer Kemper am Montag dem Truppenübungsplatz Miinsingen einen Besuch aö, wo sie Gelegenheit erhielten, den Angriff eines modernen Infanterieregiments mit Unterstützung von Panzern aus eigener Anschauung zu erleben. Der Uebung, an der dar gesamte Infanterieregiment 35, Panzerregiment 7 und das Maschinengewehrbataillon 5 teilnahmen, wohnten außer dem Kommandierenden General, Generäl der Infanterie Ruoff, und dem Chef des Ee- neralstabes des 5. AK., Generalmajor Fischer von WMersthal, der Kommandeur der 25. Division, Generalleutnant Hansen, und der Kommandeur der Panzerbrigade 1, Generalmajor Kemps, bei.
Generalleutnant Hansen wies in seinen Vegrügungsworten auf die Charakterbildung als die wichtigste Aufgabe bei der Ausbildung und Erziehung des deutschen Soldaten hin. Es gelte, harte Männer heranzubilden, die auch im Ernstfälle nicht versagten. Die heutige Uebung. die eine Verfolgungsaufgabe mit dem Einbruch in eine feindliche Stellung darstellt, werde zeigen, welche hohen körperlichen und geistigen Anforderungen an eine moderne Truppe gestellt werden, die ihrer hohen Aufgabe des Schutzes der Heimat gerecht werden soll.
In einer anschließenden Besprechung schilderte der Leitende der Uebung noch einmal ihren Ablauf, woraus Generalmajor Keinpf in außerordentlich anschaulicher Weise die je nach taktischer Lage und Gelände verschiedenen Angriffsverfahren der Panzer erläuterte. Nach Ausführungen durch General der Infanterie Ruoff, der die Uebung taktisch auswertete, und den beteiligten Truppenteilen seinen Dank und seine Anerkennung aussprach, versammelten sich die HJ.-Führer mit ihren Gastgebern zu einem kameradschaftlichen Beisammensein, bei dem General der Infanterie Ruoff erneut das Wort ergriff. Nachdem er nach altem soldatischem Brauch zunächst des Führers und Obersten Befehlshabers der Wehrmacht gedacht hatte, wies er auf den Zweck der heutigen Veranstaltung hin: sich gegenseitig immer besser kennen zu lernen, um nach dem Willen des Führers an der großen Aufgabe der Sicherung und Festigung der oeukMen Nation und ihres Lebensraumes weiter zu arbeiten. Der HI. falle eine außerordentlich wichtige A.ufgabe in der Betreuung des jungen deutschen Menschen zu, den sie körperlich, seelisch, weltanschaulich und charakterlich auf seine militärischen Aufgaben vorzubereiten habe, Schützer des Reiches Adolf Hitlers zu sein. Sie nehme dadurch der Wehrmacht eine Aufgabe ab, die diese bei der Vielfalt der Ausbildungszweige in der kurzen Zeit von zwei Jahren neben ihrer eigentlichen Aufgabe kaum leisten könne. Das wichtigste dabei sei, daß sie dem jungen Deutschen ein Gefühl für die Schönheit und Größe seines Vaterlandes gebe, daß sie stolz darauf seien, ein Deutscher zu sei«. General Ruoff sprach sodann der badischen HI. seine Anerkennung für ihre Leistung im Kleinkaliberschießen aus, worin sie es erst kürzlich wieder zum Reichsbesten der HI. gebracht habe.
Obergebietsführer Kemper dankte General Ruoff und versicherte den festen Willen der HI. zur Zusammenarbeit. Die HI. werde alles tun, um der Wehrmacht junge deutsche Menschen zur Verfügung zu stellen, die für die spezifisch soldatischen Tugenden aufgeschlossen und reif gemacht seien, z
Geständnis ans dem Lotenden klart den 5aS
Am 24. Juli findet vor dem Landgericht in Paderborn gegen den am 4. Juni 1921 wegen Mordes an seinem Bruder zum Tode verurteilten Anton Lange aus Lichtenau die Hauptver-
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„Jawohl, Herr Kommisse r. und die anderen kommen auch nicht in Frage. In dem einen Fall ist der Vater gestorben, im anderen lag er gerade um die Zeit im Kreiskrankenhaus... Quetschung am Fuß. Und außer den Knechten sind keine Männer auf dem Hof..."
„Tüchtig gearbeitet, Lhrenschall, also scheidet aus, daß ein beleidigter Vater losknallte, um die Ehre seiner Tochter zu hüten..."
„Ja, und was der Baron mit den Mädels hatte, war ja so harmlos."
„Aber die jungen Burschen, die haben heißeres Blut!"
„Aber keine Gewehre, Herr Kommissar, das Hab« ich mit Hilfe des Gendarms auch rausgekriegt."
„Tann dürfen wir einen Verdacht in dieser Richtung also fallen lassen. Aber halten Sie trotzdem Augen und Ohren offen, wenn Sie wieder rausfahren. Eins noch, wir wollen doch zu aller Sicherheit feststellen, wer im Dorf außerdem noch Jagdgewehre hat. Sicher beteiligt sich der eine oder andere der Bauern an den jährlichen Treibjagden..."
„Tie Bauernjagd hatte der Baron gepachtet, Herr Kommissar. Aber nachforschen kann man ja trotzdem."
„Gut, aber das kann der Gendarm tun. Die Sache scheint doch zu nebensächlich, als daß wir unsere Zeit damit vergeuden. Überhaupt mutz dieser Kühne nachher kommen."
Ter Kriminalkommissar sieht mit Interesse auf den jungen Mann, der gerade ins Zimmer getreten ist. Las also ist Christian Kühne, der seinem Hatz gegen Facius so unverhüllt Ausdruck gegeben hatte.
„Setzen Sie sich", fordert Overbeck ihn auf. „Ich habe einige Fragen an Sie zu richten."
Äortlos setzt sich der Erschienene. Ter Beamte mustert ihn immer noch aufmerksam. Soll dieser Mann der Mörder sein? Eigentlich würde sich ein Mörder nicht so ohne weiteres aus die Polizei wagen, sagt er sich, aber
yanvtung Im Wiederaufnahmeverfahren statt. Vor 18 Jahren wurde der Landwirt Hermann Lange in der westfälischen Gemeinde Lichtenau in seinem Bett erschossen aufgefunden. Im gleichen Zimmer hatte in der Mordnacht die Ehefrau des Erschossenen, Elisabeth Lange, geschlafen. Im Zimmer nebenan sein Vater sowie die Brüder Anton und Johann. Der dringende Verdacht des Mordes fiel auf den Bruder des Erschossenen, auf Anton Lange. Eine ganze Reihe Umstände deutete darauf hin, daß er der Mörder sei. Er hatte mit seiner Schwägerin Elisabeth unerlaubte Beziehungen unterhalten, der Verdacht lag nahe, daß er die Tat verübt habe, um die Aufdeckung zu verbergen. Auch wußte man, daß er gern den Hof gehabt hätte. Das Schwurgericht erkannte auf Grund des Indizienbeweises Anton Lange des Mordes an seinem Bruder schuldig und verurteilte ihn am 4. Juni 1921 zum Tode. Bei allen seinen Vernehmungen und auch bei der Urteilsverkündung beteuerte der Verurteilte immer wieder seine Unschuld. Die Todesstrafe wurde nicht vollstreckt. Anton Lange vielmehr zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Als er zwölf Jahre verbüßt und sich gut geführt hatte, wurde ihm der Rest auf dem Gnadenwege erlassen.
Immer wieder hatte Anton Lange erklärt, daß nur seine Schwägerin, die Frau des Ermordeten, als Täterin in Frage komme. Im Jahre 1927, als Elisabeth Lange wieder geheiratet hatte und in Hamburg wohnte, wurde sie plötzlich verhaftet. Auch die jetzt gegen sie angestrengte Untersuchung blieb ergebnislos. Im Sommer 1938 nahm dann der Fall eine sensationelle Wendung, als Frau Lange bei ihrer Einlieferung in ein Hamburger Krankenhaus, das sie mit schwerem Leiden aussuchen mußte, vor der Krankenschwester, dem Arzt und ihrem zweiten Mann ein Geständnis ablegte, sie habe ihren ersten Mann erschossen. Dies Geständnis wiederholte sie auch vor Kriminalbeamten und dem Vernehmungsrichter. Dabei erklärte sie, daß sie die Tat allein ausgeübt habe und daß ihr Schwager Anton Lange unschuldig zum Tode verurteilt worden.fei. Im August 1938 ist Frau Lange gestorben
Treudienst-Ehrenzeichen in der Wirtschaft
Der Reichsinnenminister stellt in einem Erlaß fest, daß Anträge auf Verleihung von Treudienst-Ehrenzeichen an Angestellte und Arbeiter in der freien Wirtschaft zunächst bei den für die soziale Betreuung zuständigen Berufsorganisationen (Kreis- und Landesbauernschaften, Handelskammern, Handwerkskammern) zu sammeln und dann an die höheren Verwaltungsbehörden weiterzuleiten sind.
Stoppelfruchtbau trotz Arbeitermangel
NSK. In den nächsten Tagen schon beginnt die Ernte von Raps und Wintergerste. Damit verlaßen die ersten Früchte das Feld und zwar jene Früchte, die sich infolge ihrer frühen Ernte besonders gut als Vorfrüchte für den Stoppelfruchtanbau eignen. Bekanntlich gedeihen die Stoppelfrüchte um so besser, je früher sie gesät werden. Die früheste Saat der Stoppel- früchte ist eben nach Raps und Rübsen und Wintergerste, bezw. auch nach Frühkartoffeln möglich.
lleber den Wert des Stoppelfruchtanbaues zur Verbreiterung der Futterbasis, insbesondere zur Vermehrung des wirtschaftseigenen Eiweißfutters besteht in der Landwirtschaft kein Zweifel. Trotzdem ist der Anbau der Stoppelfrüchte im Vorjahre, wenn auch nur in geringem Ausmaße, zurückgegangen. Zurückzuführen ist dies sicher auf den Arbeitermangel. Denn wenn nach der Ernte der erwähnten Früchte die Stoppelfrüchte ausgesät werden sollen, sind die übrigen Eetreidearten meist schon soweit herangereift, daß sie gemäht werden müssen. Bestellung der Stoppelfrüchte und Ernte der Getreidearten fallen also zusammen und bringen oft eine derartige Arbeitsspitze mit sich, daß der Stoppelfruchtbau/aus Mangel an Arbeitskräften unterbleibt. Dies sollte aber im Interesse der Futterversorgung unserer Tiere nach Möglichkeit vermieden werden, im Gegenteil, der Stoppelfruchtbau —> wie überhaupt der gesamte Zwischenfruchtbau — muß weiterjausgedehnt werden. Das ist heute auch durchaus möglich, wenn die^ entsprechenden Geräte eingesetzt werden. Bei dem Stoppelfruchtanbau früherer Zeiten waren meist
> vier Arbeitsgänge erforderlich: der Acker muhte geschält, geeggt. I gewalzt und besät werden, also viermal mit dem Gespann vom ! Eespannführer bearbeitet werden. Inzwischen hat die Land- j Maschinenindustrie aber Geräte konstruiert, die von diesen vier ! Arbeitsgängen drei zusammen erledigen. Diese Geräte — Drill- - grubber, Schüldrill, Scheibendrill — enthalten eine Vorrichtung ; zum Umbrechen der Stoppeln — entweder Grubber oder Schälpflug oder Scheibenegge — und gleichzeitig aufgebaut einen Sä- j tasten, der den Samen während des Umbruchs sofort in die ! Furche fallen läßt. Drei Arbeiten werden also mit diesem Gerät i gleichzeitig verrichtet, da ein Eggen meist nicht mehr erforderlich : ist. Nur das Walzen bleibt noch einem besonderen Arbeitsgang überlassen. Aber auch diese Arbeit kann mit den übrigen gleichzeitig verrichtet werden, wenn die Walze an die genannten Geräte angehängt, also mit ihnen gekoppelt wird. Allerdings muß dann die Zugkraft entsprechend vergrößert werden, indem man entweder mehr Pferde oder aber einen entsprechend größeren Schlepper vor die.gekoppelten Geräte spannt. Durch den Einsatz : dieser besonders für den Zwischenfruchtbau konstruierten Geräte ! ist es bei gutem Willen also möglich, auch trotz des Arbeitermangels den Stoppelfruchtbau zu betreiben und sogar noch auszudehnen. Da diese Geräte während des ganzen Jahres aber nur verhältnismäßig kurze Zeit benutzt werden, empfiehlt sich ihre gemeinschaftliche Beschaffung und Nutzung. Dr. K. S.
Außenhandel im Juni
Im abgelaufenen Monat Juni schließt die Handelsbilanz mit einem A u s f u h r ü b e r sch u ß von 94.1 Mill. RM. ab, das ist gegenüber dem Vormonat (45,8 Mill.) ein mehr als verdoppelter Aktivsaldo. Gleichzeitig läßt sich nunmehr das Außenhandelsergebnis für das erste Halbjahr überblicken, das mit einem Ausfuhrüberschuß von 58,8 Mill. RM. abschließt.
> Im Verichtmonat Juni erhöhte sich die Einfuhr aus 443,4 (Mai 439,5) Mill. RM., wobei das Einfuhroolumen gestiegen, der Durchschnittswert leicht gesunken ist. 2m Bereich der Er- nährungswirtschast haben besonders Nahrungsmittel zugenommen, z. B. Walöl (plus 5, 7Mill. NM.). Kartoffeln (plus 5.6).
j ferner Obst und Kiichengewächse, während die Einfuhr von Oel- j flüchten um 6,2 Mill. RM. zurllckging, ferner von Schweinen und Südfrüchten. Einfuhrsteigerungen hatten noch Wolle (plus 9), Holz (plus 2,2), während einige andere Textilien, z. B. Flachs, Hanf und Baumwolle weniger eingeführt wurden als im Mai.
! Die Ausfuhr war im Juni mit 537,5 Mill. NM. ebenfalls höher als im Mai (485,3 Mill. RM.). Diese Steigerung ist allerdings zum großen Teil auf Verbesserungen in der Außenhandelsstatistik zurückzuführen, die eine schnellere Erfassung der Ausfuhr ermöglicht. Vorübergehend führt das zu einer Ueberhöhung in den Ausfuhrnachweisen: im Juni-Ergebnis sind z. B. auch noch Lieferungen aus dem Vormonat enthalten. In Wirklichkeit dürfte die Ausfuhr des letzten Monats kaum zu- ! genommen haben. Ziffernmäßig haben in der Ausfuhr u. a. ! Eisenerzeugnisse, Maschinen, elektrotechnische und chemische Wa- ! ren höhere Zahlen. Innerhalb Europas lag die Ausfuhr besonders nach Großbritannien, Türkei, Holland und Italien höher, nach Polen hat sie um 2,6 Mill. abgenommen.
Beschränkung in der Herstellung von Erzeugnissen der holzverarbeitenden Industrie. Der Reichswirtschaftsminister hat auf i Grund des Gesetzes zur Errichtung von Zwangskartellen die
> Errichtung neuer und die Erweiterung bestehender Unternehmen in denen Parkettstäbe und Tafelparkett bzw. Zigarrenkisten usw.
: hergestellt werden, bis zum 31. Dezember 1940 von seiner Genehmigung abhängig gemacht. Diese Anordnung erstreckt sich auch auf die Erweiterung bestehender Unternehmen durch die Auf- ! nähme der Herstellung der genannten Erzeugnisse und auf die
> Wiederinbetriebnahme länger als ein Jahr stilliegender Be- , triebsstätten.
Die Gebrüder Bauer, Elektrizitätswerk AG , Mühlacker, die mit einem AK. von 216 000 RM. ausgestattet ist. veröffentlicht die Bilanz für das Geschäftsjahr 1938. Danach ergibt sich ein Jahresertrag aus dem Verkauf von Strom in Höhe von 49 844 (48 255) RM. (i. V. kamen ao. Erträge mit rund 6000 RM. hinzu). Löhne und Gehälter haben sich mit 14 331 um knapp 3000 RM. erhöht. Nach Abschreibungen mit rund 12 600 RM. und nach Absetzung der Besitzsteuer mit 9521 (18 640) RM. sowie der sonstigen Aufwendungen wird ein Gewinn von 8641 RM. ausgewiesen (7032), über dessen Verwendung nichts verlautet.
andererseits ist ihm, als könne dieser Mann gar nicht der Mörder sein, denn Kähne macht auf den ersten Blick nicht den Eindruck eines Menschen, vor dem man Furcht empfindet.
Overbeck geht direkt auf sein Ziel zu.
„Man hat mir da einiges hinterbracht, Kühne", beginnt er. „Sie haben da ein paar Äußerungen getan, die den ermordeten Baron Facius betreffen. Und da mutz ich Sie nun fragen, was Sie gegen ihn hatten."
Wie er den Namen des Barons nennt, gewahrt er das düstere Glimmen in den Augen seines Besuchers und weiß, daß dieser den Baron Hatzte, mag er es nun jetzt zugeben oder nicht.
Aber Christian Kähne versucht nicht, etwas abzustreiten, zu dem er sich bekennt.
„Das ist richtig, das habe ich gesagt, Herr Kriminalkommissar". entgegnet er ruhig.
„Und warum Sie das getan haben, möchte ich gern wissen, Kähne. Baron Facius ist im Torf allgemein beliebt gewesen. Sie sind der einzige, der sich so herzlos und zugleich so befriedigt äußerte, als die Todesnachricht bekannt wurde..."
„Hab auch allen Grund dazu gehabt!"
Es gefällt dem Kommissar, datz der junge Mann nicht leugnet. Aber mit diesen paar Worten ist er natürlich nicht zufrieden.
„Diesen Grund möchte ich eben gern wissen, Kähne!"
Der Arbeiter blickt finster vor sich hin. Zu weiteren Erklärungen scheint er nicht aufgelegt.
„Das ist wohl meine Sache, Herr Kommissar, und mir dem Mord, da hat das nichts zu tun."
Overbeck spricht jetzt mit nachdrücklichem Ernst.
„Kähne", sagt er, „Ihr Schweigen kann Sie in eine kehr unangenehme Sache verwickeln. Wachtmeister Strobel ist nicht ohne Grund zu Ihnen gekommen. Wenn Sie, wie wir bisher wissen, der einzige sind, der den Ermordeten Hatzte, können Sie sich nicht vorstellen, daß wir dann vor der Frage stehen, ob Sie nicht der Mann sind, der auf Baron Facius schoß?"
„Ich Hab doch kein Gewehr, und ich bin daheim gewesen die ganze Nacht, die alte Greb kann das beschwören ..."
„Ob Ihnen damit auf jeden Fall geholfen wäre? Wenn eine Haussuchung bei Ihnen kein Gewehr zutage gefördert hätte, so ließe sich immer noch annehmen, daß es irgendwo im Walde versteckt ist. Und sollte es einem gewandten jungen Mann so unmöglich sein, aus einer im Erdgeschoß gelegenen Kammer in dunkler Nacht unbemerkt zu verschwinden und dorthin zurückzukehren? Das wäre leicht möglich, das hätte sein können, auch wenn Ihre Wirtin die ganze Nacht hin
durch an Ihrer Tür aufgepaßt hätte. Zum Fenster hinaus und fort..."
„Ist mir aber gar nicht eingefallen, Herr Kommissar, und was sollte ich auch draußen?"
„Erinnern Sie sich nicht, datz Sie schon mal im Verdacht standen, zu der Wilddiebsbande zu gehören, der man vor ein paar Jahren an den Kragen ging? Wäre dann so unwahrscheinlich, wenn die Kriminalpolizei daran denkt und Prüfen will, ob an dem Verdacht nicht doch etwas war, daß sie dann auch diese Dinge von damals mit den jetzigen Ereignissen in Verbindung bringt?..."
„Ich bin nicht schwarzgegangen, Herr Kommissar!"
„Ob das nun der Fall war oder nicht, es spricht immer noch gegen Sie, daß Sie sich über den Tod von Baron Facius so befriedigt äußerten, Kähne!"
Köhne erwidert nichts darauf, sein Blick geht an Overbeck vorbei. Bis dieser das Schweigen bricht.
„Köhne", sagt er, „Sie müssen mir eine Erklärung geben, es ist so manches geschehen, was ich nicht verstehe. Sie haben Baron Facius gehaßt, daran kann rein Zweifel bestehen. Sie haben sich verändert. Man hat mir geschildert, daß Sie früher ein vergnügter, lebensfroher Mensch waren. Und plötzlich vollzieht sich da eine Änderung, Sie werden wortkarg, menschenscheu, Sie hocken in den Wirtshäusern. Und denken Sie auch daran, daß wir wissen, daß Sie abgelehnt haben, bei Baron Facius den Vorarbeiter zu machen, daß Sie aus seinem Dienst schieden..."
„Das geht alles nur mich was an, Herr Kommissar, mich und den Toten, keinen anderen Menschen weiter!"
„Köhne, können Sie sich nicht vorstellen, daß Sie mich ja zum Verdacht zwingen, wenn Sie so reden?" .
Der Mann stiert immer noch vor sich hin.
„Sie müssen reden!" muntert der Kommissar ihn auf.
„Wenn ich aber nicht mag!"
Es klingt trotzig, aber Overbeck läßt sich nicht so leicht abfertigen.
„Sie haben selber früher angedeutet, daß es etwas gibt, was Baron Facius zu Ihrem Feind gemacht hat. Und das müssen Sie mir sagen. Wenn jeder im Dorf nur gut spricht von dem ermordeten Gutsherrn, Sie als einziger aber Ihre Feindschaft offen kundgeben, ja, meinen Sie denn, daß wir da nicht auf einer Klarlegung der Dinge bestehen müssen? Wenn es Ihnen auch schwer fällt, Köhne, Sie müssen alles sagen."
Der andere blickt immer noch düster vor sich hin.
„Ich habe doch den Baron nicht erschossen", wiederholt er nun.
(Torisetzung folgl >