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Ragolder Tagblatt »Der Gesellschafter
Freitag, den 18. Biärz 1S88
1V000 Oeulsch-Oesterreicher kommen nnt KäF. zu uns
Schon nächste Woche beginnen äie „Kraft-äurch'§reuäe"-Fahrten für äie Rrbeitskameraäen äer Süäostmark - 1000 Klagenfurter nach Stuttgart
Ver l i n, 17. März. Auf Grund soeben 1« Men abgeschlossene« Verhandlungen zwischen dem Beauftragten Dr. Leys und den zustiin- digen Partei- und staatlichen Stellen werden bereits in der nächsten Woche 18 VW deutsch-österreichisch« Volksgenossen in zehtt -rast. durch - Freude, Sonderzügen Berlin, München, Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt a. M., Leipzig und Nürnberg besuchen und auf Einladung Dr. Leys von den einzelnen Gauen empfangen und ausgenommen werden. Der Aufenthalt der deutsch-österreichischen Kraft - durch - Freude- Fahrer ist für etwa neun Tage vorgesehen.
Reichsleiter Dr. Ley erläßt zu dieser bedeut- samen Veranstaltung de» nachstehenden Aufruf:
Werktätige Grotzdeutschlands!
Dir graue ruhmreiche und tapfere deutsche Ostmark ist in das größere Deutschland heimgekehrt. Der Führer hat Deutsch-Oesterreich aus Schmach und Schande. Knechtschaft und Sklaverei erlöst.
Die Werktätigen des Reiches grüßen die Brüderderbefreiten Ostmark und nehmen sic mit offenen Armen in die groß« Front der Arbeit. Um diesen Gruß zur lebendigen Tat werden zu lassen, ladet die RS. - Gemeinschaft „Kraft durch Freude" 10 000 Arbeiter und Arbeiterinnen ein, die Segnungen des nationalsozialistischen Deutschlands kennen zu lernen.
Folgendes Programm wurde festyelegt und kinvet bereits ab 21. März seine Verwirklichung: 21. März bis 29. März von Wien nach Berlin 2900 deutsch-österreichische Volksgenossen, 21. März bis 29. März 1000 von Bruck an der Mur nach München, 21. März bis 29. März 1000 von Graz
Brecheranlagen herzurichten und am Freitag, dem 18. Mär^ 20 Uhr, die Gaststättenräume zum Gememschaftsempfang zur Verfügung zu stellen. Auch der letzte deutsche Volksgenosse soll in der Lage sein, die be- deutungsvolle Rede zu hören, die der Führer vor dem Reichstag anläßlich der Rückkehr Oesterreichs ins Deutsche Reich halten wird.
Auch der Gefolgschaft im Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe soll weitestgehend die Möglichkeit gegeben werden, die Übertragung anznhören.
Die Reichstags-Sitzung in der Krolloper am Freitag, dem 18. März, 20 bis 22 Uhr, wird vom Deutschland-Sender, von allen Reichssendern, vom deutschen Kurzwellensender und vom Deutsch-österreichischen Rundfunk übertragen.
20 000 Rundfunkgeräte werden verkeilt
Durch eine großzügige Maßnahme wird dem deutschen Volk in Oesterreich Ge- legenheit gegeben werden, in weit stärkerem Maße als bisher das große politische Geschehen unserer Zeit im deutschen Rundfunk mitzuerleben. Auf Veranlassung von Ncichs- minister Dr. Goebbels werden im Laufe der nächsten Tage etwa 2 0 0 0 0 Rundfunkgeräte im Werte von 850000 Reichsmark — vor allem Volksempfänger — in Oester- reich zur Verteilung gelangen. Die Apparate werden notleidenden österreichischen Gemeinden und alten, verdienten nationalsoziali- ''tischen Kämpfern zur Verfügung gestellt. Tie Verteilung geschieht durch die Amtsleitmm Rundfunk in der Rcichspropagandalcitung der NSDAP, zusammen mit dem Hauptamt der NSA.
vierjahresplan gilt auch für Oesterreich
Alle Kräfte sür das Aufblühen der ins Reich zurückgekehrten Ostmark
Berlin. 17. März. Generalfeldmarschall Töring hat am 17. März folgendes Telegramm an Dr. Sehß-Inquart gerichtet:
„Reichsstatthalter Dr. Sehß-Jnquart- Wlen. Die Wiedervereinigung Oesterreichs mit dem Reiche hat einen weiteren gewaltigen wirtschaftliche,, Aufstieg zur Folge. Der Vierjahresplan, nunmehr auch auf Oesterreich ausgedehnt, wird jetzt auf noch breiterer Grundlage erfolgreich ourchgeführt werden. Ich bitte Sie und Ihre Mitarbeiter, mich in dieser Arbeit mit vollem Einsatz zu unterstützen, um die reichen Schätze ihrer engeren Heimat zu heben, auszunutzen und all« Kräfte zu entfalten für das Wohl unseres großen Vaterlandes und insonder- he,t für das Aufblühen des ins Reich zurück- gekehrten Oesterreich. Hermann Göring, Generalfeldmarschall."
Weg mit unpopulären Einrichtungen
Bei einem Empfang von in- und ausländischen Pressevertretern im Rathaus betonte Bürgermeister Dr. Neubacher in einer Ansprache, daß die Stadt Wien mit der nun. mehr einsetzenden nationalsozialistischen Verwaltung einen ungeahnten Aufstieg erleben werde. Noch in diesem Jahre werde eS elingen, die ungeheure Arbeitslosig. eit in dieser Stadt zu beseitigen. Dr. Neubacher kündigte nn, daß unpopuläre Einrichtungen wie die F a h r r a d st e u e r auf- gehoben würden.
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nach München, 22. März bis SO. März 1000 von Wien nach Nürnberg, 22. März bi» SV. März 1V00 von Linz nach Frankfurt a. M„ SS. März bis 81. März 1000 von Attnang nach Hamburg 23. März bis 81. März 1000 von Wien nach Leipzig. 23. März bis 31. März 1000 von Kla- gen fürt nach Stuttgart, 23. März bis 1. April 1000 von Innsbruck nach Düsseldorf.
Diese 10V0V Deutsch-Oesterreicher, einsache, schlichte Menschen, sollen sich überzeugen, ob der Nationalsozialismus von leeren Versprechungen lebt oder ob seit der Machtübernahme nicht Schritt für Schritt ein glücklicheres und schöneres Deutschland Tat wurde. Am 1. April werden alle wieder in ihren Betrieben sein und ihren Arbeitskameraden vom neuen Deutschland künden, dessen sind wir bewußt!
Der Führer hat uns in kühner, hinreißender Tat den Weg zu unseren Stammesbrüdern srei- gelegt. wir wollen die Herzen, auch der ehemaligen Gegner und Zweifler, im Sturmwind nationalsozialistischer Freude er- obern.
Bereitet unseren Gästen ans Deutsch-Oesterreich einen würdigen und herzlichen Empfang, damit das ganze Großdeutschland ..Kraft durch Freude erhalte! Das ?e> unser Dank an den Führer, Heil Hitler! Dr. Robert Lei,
3000 deutsche Arbeiter nach Tripolis
Reichsorganiiationsleiter Dr. Ley begibt sich am 2V. März nach Tripolis, um dort die von Marschall Bald» im Einvernehmen mit dem Duce zuin Besuch von Tripolis eingeladenen 3000 Krast-durch-Freude-Urlauber zu empfangen und gemeinsam mit ihnen zwei Tage an der nordafrikanischen Küste Zi> verbringen und mit den deutschen Arbeitern die große Messe i» Tripolis zu besuchen. Bereits am 2',. März kehrt Dr. «cp von Tripolis nach Berlin zurück.
Diese Tripolis-Fahrt der 8000 deulsche» Arbeiter bildet den Abschluß der in den letzte» Monaten diirchaeiübrteu a^'üen KraMdureß-tireiide- Winterfahrten nach Italien, deren eindrucksvoller Verlauf dem Persönlichen Einsatz des Duce und der von ihm mit entsprechenden Weisungen versehenen italienischen Dienststellen in harmonischster Zusammenarbeit mit der Reichsamtsleitung Kraft durch Freude zu verdanken ist. Nicht weniger als 30 000 deutsche Krast-durch- Freude-Urlauber haben aus diesem Wege prv- rammgemüß im Verlaufe eines knappen halben ähreS die Schönheiten Italiens keunengelerut.
Im nächsten Winter werden auf Grund der zwischen Dr. Leh, Minister Starace und Präsident Cianetti getroffenen Abkommen bereits 150 000 deutsche Arbeiter Italien auf dem See- und auf dem Landweg besuchen. 30 000 italienische Arbeiter-Urlauber treffen gemäß der gleichen Abkommen in diesem Sommer in Deutschland ein und werden in den deutschen Gauen ihre Frenndichait mit den deutschen Kameraden bekräftigen und neue Freundschaftsbande schließe» können.
SesterrMWe Truppen kommen!
Wien, 17. März. Zur Pflege der kameradschaftlichen Verbundenheit aller Teile des deutschen Heeres, zum Kennenlernen der militärischen Einrichtungen und der Sehens- Würdigkeiten deutscher Städte werden in der Zeit vom 18. bis 23. März Teile des bisherigen österreichischen Bnndesheeres nach Süddeutschland verlegt.
Tie Truppen werden in den Standorten Süddeutschlands voraussichtlich am 18. März in den frühen Nachmittagsstunden eintreffen. Folgende Standorte werden für die genannten Tage den Besuch dentschöster- reichischer Truppen erhalten: Nürnberg: eine gemischte leichte Artillerieabteilung, Bamberg: ein gemischtes Tragonerregi- ment, M ü n ch e n: ein gemischtes Infanterieregiment und ein gemischtes Telegraphenbataillon, Würzbu r g: ein gemischtes Pionierbataillon. — Tie Truppen treffen mit der Bahn in den einzelnen Standorten ein. Außerdem wird der Standort Augsburg ein gemischtes Krastfahr-Bataillon erhaltem das im Landmarsch eintrifft.
London: „Ein Triumphator zog ein
London, 17. März. Die Londoner Morgenblätter berichten über die Rückkehr des Führers nach Berlin. Sie schildern dabei die Ovationen, die dem Schöpfer Groß-Deutschlands in der Reichshauptstadt entgegenschlugen. So spricht die „Times" von einer triumphalen Rückkehr Hitlers nach Berlin. Hitler sei im Triumph von einer ungeheuren jubelnden Menge mit Ovationen gefeiert worden, wie sie dem Schöpfer eines starken, großen Reiches geziemten. Es folgt dann eine ausführliche Beschreibung der begeisterten Kundgebungen am Wilhelmsplatz.
England anerkennt das Sroß deutsche Reich
Lord Halifax zur Rückführung der Ostmark Attlee spricht für Sowjetfpanien
London, 17. März. In der gestrigen Sitzung des englischen Oberhauses erklärte Außenminister Halifax, es habe keinen Zweck, die österreichisch« Frage vor die Genfer Liga zu bringen. Der Schluß, sagte Lord Halifax, zu dem ich gekommen bin. ist. daß der Völkerbund zur Zeit nichts unternehmen kann, wodurch Deutschland gezwungen werden könnte, den Weg zurNckzugehen, den es jetzt beschritten hat. Die britische Regierung ist verpflichtet, anzuerkennen, daß der österreichische Staat als internationaler Faktor abgeschafft und im Begriff ist, vollständig vom Deutschen Reich absorbiert zu werden.
Das Unterhaus behandelte am Mittwoch auf Antrag der Labour-Party die .Lage in Spanten", denn den Bolschewistenfreunden find die letzten aroßen Erfolae Francos schwer in die Glieder ge
fahren. Der Parteihäuptling Attlee bemäntelte feine Besorgnis um die roten spanischen Genossen mit der einfältige» Bemerkung, die neue Lage stelle „eine schwere Bedrohung britischer Interessen" dar. Er gab dann den Inhalt einiger übler jüdischer Hetzmeldungen wieder und versuchte. Frankreich die ..Gefahr" vor Augen zu führen, die ihm aus der Nachbarschaft zu einem nativ- nalen, gefestigten Spanien erwachse.
Sofort nahm Premierminister Chamber- lain das Wort. Er wolle sich nicht auf lange Auseinandersetzungen mit der Opposition ein- lassen, erklärte er einleitend. Alle?, was die Opposition vorbringe, seien Gerüchte. Die Opposition stelle jedes Gerüchl, das gegen die nationale Seite gerichtet sei. als wahr hin lehne aber jede Meldung ab, die für die nationale Seile spreche. Ehamberlain fertigte das ganze böswillige Gerede »nd Geschreibe von angeblichen neuen Verstärkungen für Franc» damit ab. daß er den Bolsche- wistensrennden ins Gesicht sagte. eS gebe gar keinen Beweis dafür, daß Franco nicht stark genug gewesen sei. den letzten glänzenden Vormarsch mit seinen eigenen Truppen, die von Anfang an ans seiner Seite kämpften, durchzu- sichren. Der Ministerpräsident bekannte sich erneut zur N i ch t e, n m i s ch ii n g s p v l i t i k »nd verneinte, daß die englische Regierung in einem nationalen Spanien eine Bedrohung sehe» könnte.
Das WSW sorgt sür -io Ostmark
100 000 Freiplätze für Kinder aus Oesterreich
Berlin. 17. März. Das Winterhilfswerk des deutschen Volkes, das seine Betreuung nunmehr auch auf das heimgekehrte Land Oesterreich ausdehnen wird, gibt iin Aufträge seiner Spender und Helfer lOOOOOFreiplätze für erholungsbedürftige Kinder, die sür mehrere Wochen von deutschen Pflegeeltern im ganzen Reich ausgenommen werden. Ebenso werden 2 5 000 verdiente ö st e r r e i cb i s ch e A n a e -
hörige der Bewegung mehrere Wochen lang im alten Reichsgebiet Erholung finden. Mit dieser sofort in Angriff genommenen Hilfe sind die ersten entscheidenden Schritte der nationalsozialistischen Wohlfahrtspflege für einen praktischen Sozialismus in Oesterreich getan. Weitere soziale Hilfsmaßnahmen sind in Vorbereitung.
Bon der Dtvlomatentoge auf -te -tegierungsbank
Berlin, 18. März. Die für heute 20 Uhr ein- berusene dritte Sitzung des dritten Reichstags im Dritten Reich kann als die historisch bisher überhaupt bedeutsamste aller jemals in Deutschland durchgeführten Reichstagssitzungen gewertet werden. Zum erstenmal werden seit Gründung des Bismarck-ReicheS in einem deutschen Reichstag die Vertreter des Landes Oesterreich nicht in der Diplomatenloge sitzen, sondern, als die Vertreter eines deutschen Landes, auf den ihnen zustehenden Plätzen der Regier ungsver- treter. Auf der Tagesordnung selbst steht als einziger Gegenstand „Entgegennahme einer Er- klärung der Reichsregiernng".
20 000 AM. sük SchlMnigs-Spser
bNgenberiebt cker d>8-Lre»»e
r. Weimar, 17. März. Gauleiter und Reichsstatthalter "Sauckel hat als Stistungs- führer der „Wilhelm-Gustloff-Stiftung" dem Führer anläßlich der Vereinigung Deutsch- Oesterreichs mit dem Reich als erste Hilfe 20 000 RM. für vom Schuschnigg-System besonders geschädigte und in Not befindliche nationalsozialistische Kämpfer zur Verfügung gestellt.
Lin Sieger hat seinen Einzug gehalten
vie Rückkehr äes Führers unä äie Mussolini-Reäe im Spiegel äer Presse
Paris, 17. März. Der triumphale Einzug des Führers in Berlin hat sogar auf die französischen Berichterstatter in Berlin einen Eindruck gemacht. „Die Schnelligkeit, mit der die Nationalsozialisten derartige Massen- Mobilisierungen durchführen, kann nicht anders als mit Erstaunen und Bewunderung erfüllen", schreibt der Berliner Vertreter des „Journal" und fährt dann fort: „Ohne falsche Scham gestehe ich ein: ich habe den unerhörten vaterländischen und nationalen Charakter dieser Kundgebungen aus- gekostet. Sie haben mir das Herz z e r r i s- sei, und diese begeisterten Beifallsstürme, die zu dem Führer wie Donnergrollen emporstiegen, habe ich körperlich verspürt. Frank- reich hat eine Niederlage erlitten. Der Jubel galt dem Kanzler Hitler, dem Sieger von Wien. In der Tat, ein Sieger hat seinen Einzug in Berlin gehalten."
Der „Figaro" betont, daß in der schon langen Liste der Tvaumphtage Hitlers dieser Mittwoch ein historisches Datum sei. „Hitler hat seinem Volk einen großen Sieg gebracht, einen Sieg in drei Tagen, ohne einen Tropfen Blut vergossen zu haben. Am Wilhelms- Platz ist die Begeisterung geradezu grenzenlos gewesen." Sogar das „Oeuvre", das sonst keinen guten Faden am Dritten Reich läßt, muß bekennen: „Hitler ist als Trinm. phator nach Berlin zurückgekehrt."
Neben dem Einzug des Führers in Berlin at auch die Rede des Duce bei der eltpresse einen starken Eindruck hinterlassen. In England weist man darauf hin, daß Mussolini aufs neue die Stärke der Achse Berlin-Rom bestätigt habe. Eine französische Zeitung glaubt, daß Italien und Deutschland dem unruhigen Fest- land ein neues Gleichgewicht geben können, das die friedliche Zusammenarbeit der Völker erlaubt. Tokio stellt fest, daß sich die sür Japan so wichtige Achse Berlin-Nom als unerschütterlich bewiesen hat.
In der italienischen Presse wird hervorgehoben, daß die Achse nicht nur ein entscheidendes Element des Aufbaus und des Gleichgewichts i» Europa bedeute, sondern auch als die Grundlage der ge- schichtlichen Schicksale Deutschlands und Italiens angesehen werden muß. In einer Betrachtung über die Friedensverträge stellt die „Tribuna" fest, daß die Gesetze der Na- tur und der Geschichte niemals schamloser ans imperialistischen Gründen vergewaltigt wurden als nach dem Weltkrieg. Mit dem Mythos der „österreichischen Unabhängigkeit" sei auch der Mythos der „preußischen Brutalität" zusammengebrochen, die man in der Unrechtmäßigkeit des emgeschlagencn Verfahrens sehen wollte. Tie Kammerrede Mussolinis sei von größter Bedeutung, weil sie auch die deutschen Gründe klar und wirksam dargelegt habe.
Frankreichs gewaltige Ausrüstung
! Die Regierungserklärung vom Ministerrat gebilligt
Paris, 17. März. Die Regierungserklärung, die Ministerpräsident Blum in der Kammer und Landesverteidigungsminister Data- di er im Senat verlas, wurde gebilligt. Nach ihr ist die Regierung entschlossen, keine Gelegenheit außer acht zu lassen, um die Sammlung der französischen Einheit zu fördern, trotzdem das jetzige Kabinett sich wieder wie das erste Blum- Kabinett auf die Volksfront stützt. In außenpolitischer Hinsicht kam zum Ausdruck, daß Frankreich die Sicherheit seiner Grenzen und
seiner Verbindungswege zu wahren gewMk sei. Es müsse daher seine Militär in a ch t noch weiter st e i g e r n. Zusätzliche Nüstungsprogramme müssen unverzüglich ins Werk gesetzt werden. Hierbei wurden folgende Nüstungsausgabcii genehmigt: 3 465 000 für die Luftwaffe. 400 Millionen für die Kriegsmarine und 600 Millionen Franken für das Landheer.
Rotspanische Stadt Oaspe in Zraneos Hand
Die Strafgefangene» werden an die Front gehetzt
Französische Patrioten gegen Einmischung
Bilbao, 17. Mürz. Nachdem die national^» spanischen Flugzeuge am Mittwoch und Donnerstag große Bombenangriffe auf die militärischen "Anlage» von Barcelona durch- geführt hatten, konnte mm auch der letzte Widerstand der Bolschewisten bei Caspe gebrochen werden. Da diese Stadt nicht nur der Sitz des rotspanischen „Hauptquartiers* und Flugzeugstützpunkt, sondern auch Materialversorgungsplatz war, — sie wurde von fünf internationalen Brigaden verteidigt — konnten sehr große Mengen Kriegsmaterial erbeutet werden. In Dauersitzungen beraten die roten Machthaber über weitere Zwangsaushebungen, die in Anbetracht der katastrophalen Lage notwendig werden. Die Arbeitszeit in den Fabriken wird erhöht, die Männer durch Frauen ersetzt und sogar di» Strafgefangenen wurden in besonderen S tr a s b a t a i l l o n e n an die F'nnt gehetzt.
In patriotisch eingestellten französischen Kreisen spricht man sich sehr scharf gegen die offene Einmischung in Spanien aus. „Jede Einmischung Frankreichs in Spanien", schreibt das „Journal", „wäre ein unsinniges Wettrennen in den Tod. Das französische Volk wünscht aber nicht, daß sich der Frühlingshimmel durch einen Blutregen verdunkelt. Es weigert sich, zu marschieren. Das bolschewistische Spanien soll selbst mit sich fertig werden, und Azana und Prieto sollen selbst versuchen, aus der heiklen Lage herauszukommen."
Wir- -er Zwischenfall beigelegt?
Warschau, 17. März. Wie aus privaten polnischen Kreisen verlautet, sollen die bisher ergriffenen Schritte in der Polnisch, litauischen Angelegenheit ausschließlich diplomatischen Charakter tragen. Die von polnischer Seite an die litauische Negierung gestellten Forderungen scheinen zwei Haupt, punkte zu enthalten:
1. Die bedingungslose Anerkennung deS territorialen Status quo,
2. die uneingeschränkte Aufnahme normaler zwischenstaatlicher Bezieh un- gen zwischen Litauen und Polen in Gestalt beiderseitiger diplomatischer Vertretungen, des Eisenbahnverkehrs, des Post-, Telegraphen» und Grenzverkehrs.
In der Sitzung deslitauischenSejm wurde der Innenminister von einer Anzahl Abgeordneten um Angabe näherer Einzelheiten über den litauisch-polnischen Grenzzwischenfall ersucht. Er beantwortete die Fragen, indem er an Hand der Ergebnisse der gerichtlichen Untersuchung schilderte, wie sich der bekannte Zwischenfall in der Nacht zum 11. März abgespielt habe. — Allgemein wird in hiesigen politischen Kreisen die Lage dahin beurteilt, daß militärische Aktionen von polnischer Seite nicht zu erwarten sind.