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«Len 21. 8vvvi»t»vr 1938

112 .

Dr. Goebbels eröffnet den Wahlkampf

im Sudetenland

Großkundgebung iu Reichenberg

ReichenLerg, 20. Nov. Der Reichspropagandaleiter der NS.- DAP., Reichsminister Dr. Goebbels, ist am Samstag in Reichen­berg eingetroffen, um mit einer Massenkundgebung in den Messehallen den Wahlkampf für die Ergänzungswahlen zum großdeutschen Reichstag zu eröffnen Die Hauptstadt des Sudetengaues, an ihrer Spitze Gauleiter Konrad Henlein, be­reitete dem ersten Propagandisten der Bewegung einen überaus herzlichen Empfang. Nach dem Abschreiten der Front der Ehren­formationen der Bewegung betritt der Reichspropagandaleiter mit Konrad Henlein die große Mittelhalle. Mächtig brandet an den Wänden das Rufen der Menschen, die auf Stühle und Bänke klettern, wider.

Gauletter Konrad Henlein

erinnerte zu Beginn seiner Ausführungen an die Gemeindewah­len vor einem halben Iahr, die Benesch unter dem Druck der SDP. endlich stattfinden lassen muhte. Damals habe Benesch in seiner Hinterhältigkeit geglaubt, das Wahlergebnis durch den Terror des Militärs ändern zu können Ihr, meine Volksgenos­sen so erklärte der Gauleiter habt damals mitgeholfen, den Plan des Herrn Benesch zunichte zu machen. In wahrhaft nationalsozialistischer Disziplin habt Ihr unerschrocken und un­erschüttert im Glauben an den Endsieg unserer guten Sache Eure Pflicht getan und mit mehr als 90 v. H. aller deutschen Stimmen die deutschen Gemeinden für den Nationalsozialismus erobert.

Nach dem Willen des Führers haben wir nunmehr die Män­ner unseres Vertrauens in den Deutschen Reichstag zu entsenden, um damit auch nach auhen hin in letzter und gültiger Form zum Ausdruck zu bringen, dah unsere Heimat und ihre Menschen nach eigenem Willen endgültig zu einem Bestandteil Grohdeutschlands geworden sind. Und so eröffne ich denn in die­sen geschichtlichen Stunde den Wahlkampf für die Ergänzungs­wahlen in den Deutschen Reichstag im Sudctengau.

Unsere ganze Arbeit, vor allem aber unser Einsatz in diesem Wahlkampf soll dem niemals abzustattenden Danke geweiht sein, zu dem wir dem Manne gegenüber verpflichtet sind, ohne den all das, was geschah, nicht denkbar wäre. Volksgenossen! Dankt dem Führer am 4. Dezember. Marschiert auf vor den Wahllokalen, zeugt durch die Abgabe Eurer Stimme für die Größe des Glückes, das uns widerfahren ist. Tut Eure Pflicht als Nationalsozialisten und als Bürger eines Reiches, dem an­zugehören Stolz und Glück eines jeden von uns bedeuten muß.

Anschließend betrat

Reichsminister Dr. Goebbels

die Rednertribüne, wo er von frenetischem Beifall empfangen wurde.

Aufgabe der kommenden Wahl sei es, einmal dem sudetendeut­schen Volk seine Vertretung im Deutschen Reichstag zu- geben, zum anderen aber auch es ihm zu ermöglichen, vor der ganzen Welt davon Zeugnis abzulegen, wie gerechtfertigt Deutschlands Anspruch auf dieses Land und dieses Volk gewesen sei. Der Mi­nister sprach unter tosendem Beifall von der Weltmachtstellung, die die deutsche Nation heute wieder einnimmt. Sie habe die­sen Rang erreicht ohne die indemokratischen" Staaten so ge­priesene Meinungsfreiheit, jene Freiheit, die in Wirklichkeit nur einer gewissen intellektuellen oder finanzkräftigen Schicht ein Vorrecht auf Kosten der Eesamtinteressen des Volkes geben. Wie­der erklang das stürmischeNein!", als Dr. Goebbels die anwe­senden Sudetendeutschen fragte, ob sie vielleicht unter dem de­mokratischen Benesch-Regime das Recht der freien Meinungs­äußerung gehabt hätten.

Von Freiheit ist in Deutschland zwar nicht so viel geredet worden wie in den Ländern, die unter dieser Parole 10 Mil­lionen Deutsche in fremde Staatswesen preßten, die national­sozialistische Staatssührung hat vielmehr diesen 10 Millionen Deutschen die Freiheit gegeben, nach der sie sich sehnten. Er gab unter stürmischer Zustimmung auch den Deutschen, die weiterhin im tschecho-slowakischen Staat leben müssen, die Versicherung, daß sie auch in Zukunft niemals vergessen und niemals verlassen sein würden.

Zweifellos würden nach der Heimkehr des Sudetengebietes zu­nächst einmal hier und da auch gewisse Schwierigkeiten zu über­winden sein. Unter Hinweis auf die schnelle Ueberwindung die­ser Schwierigkeiten in der Ostmark betonte Dr. Goebbels, daß alle diese Probleme sehr bald gelöst sein würden. Wir werden nicht ruhen, bis der Lebensstandard dieses Landes auf den des Reiches heraufgehoben ist. Es wird unsere erste Aufgabe sein, auch in diesem Gebiet, wie in der Ostmark die A rb e i t s I o s i g- keit zu beseitigen und durch die starke Einflußnahme und die große Finanzkraft des Altreiches die systematisch von der Benesch-Regierung zugrunde gerichtete sudetendeutsche Wirtschaft in kürzester Frist wieder aufzubauen.

Sie werden nicht mehr Angehörige eines Ihnen fremden und entgegengesetzten Staatswesens sein: Sie sind jetzt Angehörige der großen deutschen Weltmacht! Die Wehrmacht, die wir unter größten Opfern und schwerster Gefahren im Reich aufgcbant

haben, ist nun auch Ihre Wehrmacht! Die deutschen Kriegsschiffe, die heute als die stolzen Zeugen deutscher Macht und deutscher Größe die Weltmeere durchfahren, sind nun auch Ihre Kriegs­schiffe, sind auch die Zeugen Ihrer Macht und Ihrer Größe, Ihres Stolzes und Ihrer unverbrüchlichen Einheit mit dem Reich!

Dr. Goebbels erinnerte daran, daß noch vor einem halben Jahr, als Sudetendeutschland unter dem Benesch-Regime zur Wahlurne schreiten mußte, kaum jemand daran gedacht hätte, daß diese Männer und Frauen jetzt an die deutsche Wahlurne würden gehen können.Diesmal ruft Sie nicht Herr Benesch, diesmal ruft der Führer Sie auf, diesmal haben Sie nicht über Frage« des tschecho-slowakischen Staates zu entscheiden, sondern Sie sollen Ihre Zugehörigkeit zum großdeutsche» Reich bekun­den!-

Der Führer hat Euch aufgerufen wie er uns im Reich so oft gerufen hat. Aus diesem Appell des Führres an die Nation hat sich eine Parole herausgebildet, die sich wie ein Lauffeuer ver­breitete und zu einem Begriff für die nationalsozialistische Be­wegung wurde, ein die kcm-,

menve Wahl >etn >ou, uno oas nun auq vre Deutschen aus vem Sudetengau tief in ihrem Herzen bewahren wollen:

Führer befiehl, wir folgeu!"

Als Dr. Goebbels seine Rede, die allen ein tiefes Erlebnis war, geschlossen hatte, hielt ihn noch lange ein wahrer Ausbruch der Begeisterung und Dankbarkeit zurück. Dr. Goebbels nahm dann seinen Rückweg durch die übrigen Messehallen, in die seine Rede durch Lautsprecher übertragen worden war.

Prager deutsche Kliniken ausgeplündert

Prag, 20. Nov. An den von den Tschechen wieder sreigegebeue» deutschen Kliniken in Prag wurde nach der widerrechtlichen Be­schlagnahme eine lleberprüfung der Einrichtungsgegenstände durchgeführt. Dabei wurde sestgestellt, daß an allen Kliniken während der tschechischen Beschlagnahme fast sämtliche Medika- mentenschränke entleert wurden und viele Gebrauchsgegenstände abhanden gekommen sind. Sogar sehr wertvolle Apparate wur­den verschleppt. Die durch die ungerechtfertigte Beschlagnahme entstandenen Schäden im Inventar der deutschen Kliniken kön­nen nur unter großen Schwierigkeiten beseitigt werden und be­einträchtigen die wissenschaftlichen Arbeitsmöglichkeiten fühlbar. Von der Gehässigkeit, mit der gegen die deutschen Einrichtungen während der Besetzung vorgegangen wurde, zeugt die Tatsache, daß die deutschen Aufschriften entweder beseitigt oder verstüm-

Kairo, 20. Nov. Nachrichten aus Palästina besagen, daß feit der Veröffentlichung des Woodhead-Verichtes die schärfste Tele­grammzensur verhängt wurde, um alle Zwischenfälle im Lande, selbst wenn sie nur verhältnismäßig harmlose Vorgänge betref­fen, nicht mehr durchzulassen. Damit wird der Versuch gemacht, den Eindruck zu erwecken, als ob in Palästina etwas wie ein Friede eingekehrt fei. Das Gegenteil ist jedoch richtig. So wur­den neuerlich wieder spontane Sympathiekundgebungen der Ara­ber für die Freiheitskämpfer und den Mufti von Jerusalem un­terdrückt und die Veröffentlichung zahlreicher Telegramme an den englischen Kommissar zugunsten des verbannten Muftis ver­boten.

Die Armutder arabischen Bevölkerung hat in geradezuungeheuremAusmaßzugenommen. Ein Antrag der Araber, während des Derkehrsstreiks wenigstens Le­bensmittel in Lastwagen heranschaffen zu können, wurde von der Regierung abgelehnt bzw. die Regierung weigerte sich, di« geforderten Fahrausweise zu erteilen. Die Lebensmittelknapp­heit unter den Arabern ist so groß, daß nicht einmal di« kleinen Kinder mehr Milch haben. Die Regierung glaubt, die Araber auf diese Weise zwingen zu können, den Ver­kehrsstreik einzustellen und darüber hinaus ihre Moral zu bre­chen. Diese Politik ungeheuerlichster Grausamkeit hat zwar ein« gewisse verzweifelte Stimmung unter der Zivilbevölkerung ge­schaffen, andererseits aber die Erbitterung der Araber bis zum äußersten Widerstande erhöht.

Die Abwehraktionen der Araber gegen die brutale Vergewal­tigung ihrer Rechte haben die Zahl der englischen Menschenjag­den auf die Freiheitskämpfer ins Uferlose gesteigert. Die Kon­zentrationslager und Eesängnisse sind überfüllt. Daneben wer­den Hunderte von Arabern zwangsweise zur Strafarbeit ohn« jedes Entgelt eingesetzt, so daß sie wie Sklaven dienen müssen. Die Wirtschaft der einheimische» Bevölkerung liegt derart am Boden, daß die Hälfte aller Kaufleute bankerott ist oder vor dem Ruin steht, während man ruhig annehme» kann, daß die an­dere Hälfte mit Zahlungsschwierigkeiten kämpft.

§ melt wurden. Der über die deutschen Kliniken verhängte Boy­kott hat sich trotz der Zusage der Prager amtlichen Stellen, die­sen unhaltbaren Zustand zu beseitigen, in keiner Weise gemil­dert. Die Krankensäle der deutschen Kliniken, die früher von den tschechischen Patienten bevorzugt wurden und stets überfüllt waren, sind jetzt zum großen Teil leer, da durch den Boykott die Kranken gezwungen werden, die tschechischen Kliniken aufzusu­chen.

Am Dienstag Präsidentenwahl i« Prag

Prag, 20. Nov. Das Prager Parlament verabschiedete am Samstag die Gesetzesanträge über die Autonomieder Slo­wakei und der Karpotho-Ukraine, die mit allen ge­gen die Stimmen der Kommunisten angenommen wurden.

Innerhalb der Nationalen Einheitspartei ist eine Einigung bezüglich der Durchführung der Präsidentenwahl und der Er­nennung der neuen Regierung erfolgt Aller Voraussicht »ach findet am Dienstag die Präsidentenwahl statt, und zwar dürfte als einziger Kandidat der bisherige Außenminister Chvalkovski in Frage kommen. In der neuen Regierung werden fast alle Mitglieder des bisherigen, von Benesch einge­setzten Kabinetts verschwunden sein. Ministerpräsident soll Jo­sef Lerny werden. Das Außenministerium wird zum ersten Mal ein Slowake verwalten, und zwar wurde Krno in Vorschlag ge­bracht.

Reue Reichsanleihe

1,5 Milliarden Reichsmark zu 4,5 Prozent (DHD.) Berlin, 20. Nov. Mit Rücksicht auf die immer stärker werdende Flüssigkeit des Geldmarktes begibt das Deutsch« Reich 1,5 Milliarde« RM. 4,5prozeutige auslosbare Schatz««» Weisungen von 1938, vierte Folge. Die Ausstattung der Schatz- anweisunge» entspricht der der letzten Anleihe. Sie werden zu« 1. November der Jahre 1953 bi» 1958 »ach voraugega»ge»er Verlosung zum Nennwert zurückbezahlt.

Das Reich behält sich jedoch die Kündigung aller Schatzanwer- sungen dieser Folge oder von Teilen der Schatzanweisunge» die­ser Folge nach Ablauf von fünf Jahren zum Nennwert vor. Der Zinslauf beginnt am 1. November 1938. Das unter Führung der Reichsbank stehende Anleihekonsortium hat obige 1,5 Mil­liarden RM. übernommen und legt sie zum Kurse von 98,75 Pro­zent zur öffentlichen Zeichnung in der Zeit vom 28. November 1938 bis S. Januar 1939 auf. Die Einzahlungen auf die zuge­teilten Schatzanweisungen durch die Zeichner verteilen sich auf die Zeit vom 17. Januar 1939 bis 25. Februar 1939, und zwar sind 40 Prozent bis spätestens 17. Januar 1939 und je 20 Prozent bis 27. Januar, 13. Februar und 25. Februar 1939 zu entrichten. Frühere Zahlungen sind jedoch zulässig und können, soweit die gezeichneten Beträge von deu Zeichnungsstellen fest zugesagt werden, am 28. November 1938 geleistet werden.

Schreckensbilanz einer Woche

Abdul Kader Huffein, der Vetter des Mufti von Jerusalem, soll, wie Reuter aus Jerusalem meldet, in dem Gefecht zwischen Arabern und briitschen Truppen am Donnerstagabend in de« Nähe von Beitjallah, nördlich von Hebron, verletzt worden sein. Die britische Agentur bezeichnet Abdul Kader Huffein als Palä­stinasStaatsfeind Nr. 1", auf dessen Kopf schon vor einiger Zeit eine Belohnung von 200 Pfund gesetzt worden sei. (!)

In einer Sammelmeldung aus Jerusalem stellt Reuter di« Gewinne" denVerlusten" der letzten Woche in denPalä- stinawirren" einander gegenüber. Danach sind seit vergangene« Sonntag 30 Ortschaften in Palästinadurchgekämmt" und dabei 800 Araber festgenommen worden. Bei einigen von ihnen wisse man, daß es sich umTerroristen" handele (!). 32 Gewehre und 5 Revolver habe man zusammen mit einer große» Menge Munition und Ausrüstungsgegenständen beschlagnahmen können. Drei britische Soldaten seien im Verlaufmehrerer er­folgreicher Gefechte" getötet und acht verwundet worden, wäh­rend den Arabern schwere Verluste beigefügt worden seien. Ueber die tatsächliche Höhe der arabischen Verluste und die üblichen Vergeltungsmaßnahmen" schweigt man sich jedoch bereick«--^ Verweise aus.

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Thronrede König Tarukr

Neuregelung der Einwanderung nach Aegypten

Kairo, 20. Nov. König Faruk eröffnete am Samstag mit einer Thronrede die neue Parlamentssaison. Er betonte dabei,, daß Aegypten verstärkt sein Landesverteidigungspro­gramm verwirklichen müsse, um jederzeit seine Unabhängig­keit wahren zu können. Die Thronrede beschäftigte sich dann mit Maßnahmen auf sozialem, wirtschaftlichem, landwirtschaftlichem und finanziellem Gebiet und kündigt einen Gesetzentwurf zur Ueberwachung der Elemente an, die die Sicherheit in Aegypten bedrohen, sowie einen Gesetzentwurf zurRegelungderEin- wanderung nach Aegypten. Letzterer solle gefährlichen Ele­menten die Einwanderung nach Aegypten unterbinden.

Englische Hungerpeitsche in Palästina

Die Hälfte der arabischen Kaufleute bankerott