Seite S — Nr. 248
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Freitag, den 21. Oktober 1938
Halbzeit ohne Passe
Am 20. Oktober zwei Jahre Vierjahresplaa
NSK. Unser Vierjahresplan ist weder eine theoretische noch eine volksfremde Verwaltungseinrichtung. Wenn Hermann Eöring sich nach Ablaus der ersten zwei Jahre seines Auftrages über die bisherige Leistung freuen kann, dann freut sich mit ihm das deutsche Volk, denn der Vierjahresplan ist auch eine Herzensangelegenheit jedes Volksgenossen. Nicht darüber, daß das unmöglich Erscheinende möglich gemacht wurde und wird, brauchten Worte verloren zu werden: daran hat sich die Welt teils staunend, teils grollend, teils mißgünstig gewöhnt; wir wollen vielmehr vor die Vielgestaltigkeit der technischen Erscheinungsform des Vierjahresplanes die Erkenntnis des großen Erziehungsvorganges setzen, auf den sich dieser Plan gründet, und mit besten Hilfe er allein nicht gelingen kann.
Viel zu klein und engherzig erscheinen uns die Skeptiker, die außerhalb unserer Grenzen und anfangs vielleicht auch im eigenen Hause die mißtönende Begleitmusik zu diesem gewaltigen Vorhaben machten. Sie werden eben stets mit verspäteten Einsichten hinterherhinkeu, wie sie es schon immer getan haben.
Aber das RuhmesNed der volkswirtschaftlichen Durchbruchsschlacht, die der Vierjahresplan darstellt, kann nicht gesungen werden, ohne ein Hoheslied des unbekannten Soldaten dieser Schlacht, des deutschen Volksgenosten und Arbeiters, zu werden, ebenso wie ihrer Offiziere, von Hermann Eöring angefangen bis zum letzten Techniker, Erfinder, Kaufmann und Wirtschaftler, die sich alle hinter den großen Gedanken stellten und ihm ihre Fähigkeiten, ihre Beharrlichkeit und ihren schöpferischen Geist liehen.
Ein Werk wie der Vierjahresplan ist nur mit einem nationalsozialistischen Volk von einer nationalsozialistischen Führung zu vollbringen. Hätte diesen Plan ein alleinstehendes, einsames Genie in den Jahren nach dem Kriege ersonnen, es hätte scheitern müssen. Weil aber ein Volksführer wie Adolf Hitler seine eigene Person, seine besten Männer und seine Bewegung für das Gelingen einsetzte, darum konnte das einzigartige Vorhaben nicht fehlgehen. Mit selbstverständlicher Disziplin nahm das Volk infolgedessen die erforderlichen Anordnungen auf, und es gibt im Vierjahresplan sicherlich manche Erscheinung, die nur ein politisch geführtes und politisch verständnisvolles Volk begreift und daher auch unterstützt.
Den Männern unserer Parteigliederungen ist es gewiß nicht an der Wege gesungen worden, daß sie als politische Soldaten einmal Lumpen und Metallabfälle sammeln müßten, die Hausfrauen der Vorkriegszeit hätten es als anmaßende Bevormundung weit von sich gewiesen, daß der Verzicht auf »rein englische Wolle" (die bei näherem Zusehen vielleicht aus Cottbus oder Chemnitz stammte) eine nationale Verpflichtung sein könne, die Erklärung der Stabilität von Lohn und Preis wäre von marxistischen und libera- listischen Parteien des Systemreiches von allen Seiten als „Eingriff in geheiligte Privatbezirke" beschlossen worden —, aber die politische Einsicht des nationalsozialistischen Volkes hat hinter allen diesen Aeußerlichkeiten mit selbstverständlicher Vernunft das große politische Ziel gesehen: Die Freiheit, die echte auf Wehrhaftigkeit und Unabhängigkeit begründete Freiheit, ohne die es auch keine wirtschaftliche Genesung und soziale Stabilität gibt. Heute wissen wir es, auf was wir unter vielem anderen hätten verzichten müssen, wenn nicht der erste Abschnitt des Vierjahresplanes unsere Wehr- und Nahrungsfreiheit gesichert hätte: Die Ostmark und das Sudetenland stünden noch vor unseren Grenzen, zehn Millionen Volksgenosten wären weiterhin verurteilt, getrennt von uns zu leben. Allein diese Tatsache reicht aus, um alle die kleinen geringfügigen Einschränkungen wettzumachen, die hier und da in der geraden Linienführung des Vierjahresplanes für den einzelnen Volksgenosten auftreten können.
Dafür aber hat dieser Plan, wie schon lange vor seiner Halbzeit festgestellt werden konnte, dem deutschen Volke u n- erhörteReichtllmerundWerte erschlossen, an die vorher gar nicht zu denken war. Wenn die Fachmänner aus aller Welt staunend vor unseren neuen Werkstoffen und Rohstoffquellen stehen, dann verliert auch der abgefeimteste Nörgler den schon schwankenden Boden unter seinen Füßen. Wenn in einem auf engstem Boden lebenden Achtzigmillionenvolk kein Mensch hungert und keiner friert, keiner die Hände tatenlos zu falten braucht, dann gibt auch eine zeitweilige Verknappung gewisser Marktartikel einen nur sehr langweiligen Gesprächsstoff ab.
Im Vierjahresplan kämpft ein politisches Volk einen politischen Kampf, und es hat gar keine Lust, jetzt auf halbem Wege auch nur die kleinste Pause einzulegen. Das dürfte für Hermann Eöring die schönste Frucht feiner zweijährigen, alle Voraussichten weit in den Schatten stellenden Arbeiten am Vierjahresplan sein, daß für die zweite Hälfte seiner Frist ausnahmslos alle Volksgenossen seine begeisterten Mitarbeiter sein wollen. EED.
Am die KürMho-Mraiue
Land und Leute des umstrittenen Gebiets
Bei den schwebenden ungarisch-tschechischen Auseinandersetzungen nehmen die Fragen der politischen Zukunft Kar- patho-Rußlands einen breiten Raum ein.
Karpathen-Rußland, das 200 Kilometer lange und nur 50 bis 60 Kilometer breite östliche Anhängsel der Tschecho- Slowakei, spielt gegenwärtig bei der Neugestaltung der mitteleuropäischen Verhältnisse eine außergewöhnliche Rolle in den diplomatischen Verhandlungen. Bis vor kurzem wußten nur die Politiker um die Bedeutung und die Beschaffenheit dieses abgelegenen und armen Gebietes. Die öffentliche Meinung beschränkte sich in ihrem Wissen größtenteils auf die Meldungen über die Rolle dieses 1918 an Prag angegliederten Landstriches als Bindeglied zwischen dem Benesch- Etaat und Sowjetrußland. Darüber hinaus kannte man von diesem Lande, das auf den mitteleuropäischen Landkarten unter den verschiedensten Namen Karpathen-Rußland, Karpathen-Ukraine, Karpatho-Ruthenien verzeichnet ist, wenig mehr als von irgendeinem kleinen Staat in Afrika oder Asien. Dabei mißt die Entfernung von der oberschle- ßschen Grenze bis nach Uzhorod in der Luftlinie kaum mehr als 300 Kilometer, eine Strecke, die etwa der Berlin—Hannover entspricht.
. Karpathen-Nußland grenzt im Westen an die Slowakei, nn Norden mit der Wasserscheide der sogenannten Wald- Karpathen an Polen, im Eüdosten an Rumänien und im duden an Ungarn und Rumänien. Es zerfällt in zwei völ- üg voneinander abweichende Landschaften, die eigentlichen
Rüstungswettlauf um den Frieden?
Seltsame Sorgen in England
Die englische Politik geht seit dem Abkommen von München verschlungene Wege. An erster Stelle rangiert seit der Rückkehr Chamberlains aus Deutschland die Landesverteidigung. Bei aller Schärfe der inneren Auseinandersetzungen um den Wert des in München geretteten Weltfriedens hat die Stellung der Landesverteidigungsprobleme an den ersten Platz im ganzen Lande ohne Unterschied der Parteien einstimmig Billigung gefunden. Die Billigung sprechen die Kritiker der Regierung genau so laut aus wie ihre Anhänger. Mag der Engländer zur Münchener Abmachung zwischen Chamberlain und Hitler über den Wunsch beider Volker nach Kriegsverzicht stehen oder sie ablehnen, er ist felsenfest von der Notwendigkeit überzeugt, Englands Rüstung in jeder Weise zu beschleunigen und zu verbessern. Dre Zeitungen jeglicher Färbung erörtern dfe Rüstungslücken, die sich während der kritischen Septembertage offenbart haben sollen. Sowohl in politischen Kreisen wie in der Bevölkerung untersucht man die Notwendigkeit eines natio- nalen Reaiücrs. das als D c r r i c r " r Ei n i u b- rung erner allgemernen Wehrpflicht gedacht ist. Es kann deshalb heute kein Zweifel mehr bestehen, daß trotz des weitverbreiteten englischen Willens zur Verständigung mit Deutschland, zur Zusammenarbeit mit den autoritären Staaten, der übrigens von einer starken Minderheft bekämpft wird, die englische Antwort auf München eiudeu- tia in der Gluckt in den Rüstungswettlauf beliebt.
England gürtet sein Schwert also in einem Augenblick, da noch niemals seit Versailles die Möglichkeit zur allgemeinen Verständigung, zur Sicherung des Weltfriedens so groß gewesen ist wie heute. Alle Völker verfolgen die Flucht in den Rüstungswettlauf mit einem gewissen Erstaunen. Alle Regierungen beobachten diese Erscheinung mit größter Aufmerksamkeit und berechtigtem Argwohn. Gewiß wissen die englischen Politiker zahlreiche Gründe für die Eürtung des Schwertes anzuführen. Sie sprechen vom Rückstand ihrer Landesverteidigung gegenüber dem Kriegspoteutial anderer Länder. Sie wollen in den kritischen Tagen vor München empfindliche Lücken innerhalb ihres Verteidigungssystems etndeckt haben. Sie behaupten sich in einem Zustand der Unterlegenheit gegenüber möglichen Gegnern zu befinden. Großbritannien, so erklärte ei» ehemaliger englischer Außenminister dieser Tage, hat mit seinem riesigen Kolonialgebiet keinerlei Aussicht, am Leben zu bleiben, noch auch nur seinen gegenwärtigen Lebensstandard aufrecht zu erhalten, wenn es militärisch unterlegen und seine Zivilbevölkerung nicht in Bereitschaft ist. Wir leben, so meinte dieser Politiker weiter, in einer Welt, in der große Militärmächte ständig im Zustand der vollkommenen Kriegsbereitschaft gehalten werden, und niemand wird behaupten wollen, die gegenwärtige zivile oder militärische Bereitschaft Englands sei in irgend einer Weise damit vergleichbar.
Die Argumentation klingt in vielen Ohren möglicherweise äußerst einleuchtend. Aber trifft Ke wirklich den Kern
der gegenwärtigen militärischen Lage? England behauptet, in den kritischen Septembertagen in seiner Sicherheit gefährdet gewesen zu sein. Aber selbst der verstockteste Brite wird zugeben müssen, daß weder Italien noch Deutschland noch Frankreich auch nur daran gedacht haben, die englische Sicherheit zu bedrohen, es sei denn, die Engländer hatten beabsichtigt, deutsches und italienisches Hoheitsgebiet zu verletzen. Wie kann ein Land, das die größte Kriegsflotte der Welt besitzt, das zugleich mit einer der bedeutendsten Militärmächte Europas verbunden ist, überhaupt für seine Sicherheit fürchten, nachdem der große Gegner des Weltkrieges freiwillig auf eine auch nur annähernd gleiche Kriegsmarine verzichtet hat! Es mag in englischen Ohren vielleicht unglaubwürdig klingen, wenn man in Deutschland der Meinung Ausdruck gibt, das Gefühl der Bedrohung und Furcht könne unmöglich die Triebkraft für Englands Flucht in den Rüstungswettlauf sein. Aber bei einer Betrachtung der augenblicklichen militärischen und politischen Begebenheiten fällt es einem Deutschen tatsächlich schwer, die Mobilisierung des englischen Zivillebens und die Ankurbelung des Rüstungsapparates anders zu deuten. Man kann sich nicht mehr des Eindrucks erwehren, als ob England nur dann seine Landesverteidigung für angemessen hält, wenn es im Zustand einer gewaltigen lleberlegenheit, zu Wasser, in der Luft und auf dem Lande den Schiedsrichter in allen weltpolitischen Fragen spielen könne.
Dieser Wunsch ist zweifellos in weiten englischen Kreisen verbreitet. Die militärische lleberlegenheit, wie sie in den Jahren der Ohnmacht Deutschlands bestand, stellt das Ziel dieser ungeheuren Anstrengung des englischen Volkes dar. England will nicht noch einmal Zusehen müssen, wie an einer Stelle der Welt die Entwicklung nicht ausschließlich nach dem Willen Großbritanniens bestimmt wird, vielmehr den Forderungen und gerechten Wünschen unmittelbar interessierter Staaten Rechnung trägt. Nochmals vor der Wahl stehen zu müssen, entweder einen Weltkrieg zu entfesseln oder aber den berechtigten Interessen anderer Staaten Rechnung tragen zu müssen, das soll die englische Rüstungsanstrengung verhindern. Der Glaube Englands, dieses Ziel könne ohne weiteres erreicht werden, stellt allerdings eine arge Selbsttäuschung dar. Gerade Deutschland, das die furchtbare« Folgen eines Mißverhältnisses der militärischen Kräfte zwischen den Großmächten am eigenen Leibe gespürt hat, kann die Wiederkehr einer lleberlegenheit der Westmächte auf militärischem Gebiete niemals dulden. Es wird stets dafür Sorge tragen, daß das Gleichgewicht der Kräfte, wie es im gegenwärtigen Augenblick besteht, gewahrt bleibe. Die Flucht in den Rüstungswettlauf ist deshalb keinesfalls die richtige Antwort auf die Möglichkeit einer Verständigung und einer Zusammenarbeit, wie sie seit dem Tage von München offensteht. Rüstungsbegrenzung, nicht Rüstungswettlauf, das fordert die Stunde! Und dazu die gegenseitige Anerkennung der natürlichen Lebensrechte!
Waldkarpathen im Norden, die von 1000 Meter an der slowakischen Grenze bis über 2000 Meter an der rumänischen Grenze aufsteigen, und in jenen Streifen der niederungari- , schen Tiefebene, der in den Friedensverträgen Ungarn ge- , nommen und der Tschecho-Slowakei zugesprochen wurde. ! Abgesehen von seiner geographischen Lage als Erenzbezirk, s in dem die verschiedensten Volksgruppen, Ungarn, Slowa- ^ ken, Polen, Rumänen, Deutsche und als wichtigste Volksgruppe die Ukrainer, aufeinander stoßen, besitzt es keinerlei : wesentliche Wirtschaftskräfte und Bodenschätze, die den hei- s ßen diplomatischen Kampf der Mächte rechtfertigen könn- ; ten. Allein die geographische Grenzlage macht aus dem dünn besiedelten und unwirtlichen Land einen Angelpunkt der neuen Grenzziehung. Ohne die Karpathen-llkraine be- ^ sitzt die Tschecho-Slowakei keine gemeinsame Grenze mit Rumänien mehr. Die Karpatho-llkraine ist es auch, die als ' Bestandteil des tschecho-slowakischen Staates die Schaffung ^ einer gemeinsamen polnisch-ungarischen Grenze unmöglich macht.
Nach dem Abkommen von München sollen die Völker des tschecho-slowakischen Staates selbst über ihre politische Zukunft bestimmen. Die letzte zuverlässige und von der Prager Regierung verhältnismäßig gering beeinflußte Bevölke- ^ rungsstatistik schätzt die Einwohner (von einer Zählung kann im europäischen Sinne nicht die Rede sein) auf 606 570 Einwohner. Davon waren Ukrainer, in diesem Landstrich ' auch Ruthenen genannt, 372 500. Den Rest bildeten 103 000 - Magyaren, 80 000 Nationaljuden, 19 000 Slowaken und ! 10 000 Deutsche. Der Anwendung des Selbstbestimmungsrechts bereitet das weitverbreitete Analphabetentum außerordentliche Hindernisse. Man schätzt die Zahl der Analphabeten auf etwa 50 Prozent. Namentlich die Ukrainer, deren verschiedene Stämme auch noch abweichende Dialekte sprechen und den Haupttsil der Gebirgsbevölkerung, der Hirten, Holzfäller und armen Vergbauern stellen, besitzen nur zu einem kleinen Hundertsatz eine regelrechte Schulbildung. Sie treiben Naturalwirtschaft, wohnen in primitiven Holz- Hütten und tragen ihre farbenreichen Volkstrachten. Meistenteils verfertigen sie die zur Kleidung notwendigen Lei- nsnstoffe selber oder kleiden sich in Schafspelze. Wer einmal mit ihnen in Berührung gekommen ist, der schätzt sie als anspruchslose und abgehärtete Menschen, die aber infolge der schwierigen Vildungsverhältnisse oftmals voller Aberglauben stecken.
Lediglich in den tiefer gelegenen Tälern zur ungarischen Grenze hin wird die Besiedlung dichter, sind die Verkehrsverbindungen günstiger und die Bildungsverhältnisse besser. Dort liegt auch die größte Stadt Karpathen-Rußlands M u- kace v o. Während in den Hochtälern der Waldkarpathen noch Bären, Wölfe und Wildkatzen leben und das Gebirge zu einem der großartigsten osteuropäischen Jagdreviere machen, ist hier in den Ausläufern der ungarischen Tiefebene der Ackerbau zu Hause. Der Verkehr Karpathen-Rußlands wird durch die geographischen Gegebenheiten nach Ungarn, Polen und Rußland gelenkt. Er vollzieht sich über die großen Karpathenpässe, den Uzsoker-Patz, den Vereczke-Paß, den Jablonica-Paß und den höchsten, den Beskidenpatz mit 1014 Meter. Die Prager Regierung hat sich jedoch sowohl aus wirtschaftlichen wie militärischen Gründen um schnellere Verbindung dieses östlichen Staatsanhängsels mit der Tschecho-Slowakei und Böhmen bemüht und drei Bahnen erbaut, die am Fuße des Gebirges entlang laufen und Karpathen- Rußland mit Prag verbinden.
Der Venesch-Staat hat vor zwei Jahrzehnten Karpatho- Nutzland verfassungsrechtlich eine Autonomie zugesichert. Erst 1938, als das Deutsche Reich den sudetendeutschen Brü
dern das Recht der Selbstbestimmung verschaffte, erhielt auch Karpatho-Rußland die lang versprochene und ersehnte Autonomie. Sitz der autonomen Regierung ist Uzhorod. Ob die Gewährung der Autonomie entscheidend für die politische Zukunft Karpatho-Rußlands sein wird, läßt sich noch nicht Voraussagen. Die Gewährung des Selbstbestimmungsrechts an die 100 000 Ungarn bedeutet für Karpathen-Rußland gleichzeitig die Abtretung der entwickeltsten, fruchtbarsten und dem Verkehr am meisten erschlossensten Ebenen. Sie ließe der Regierung in Uzhorod nur die primitiven und un- erschlossenen Teile der Waldkarpathen zur Verwaltung übrig. Dennoch wird und muß eine gerechte, das Selbstbestimmungsrecht achtende Lösung des Problems Karpatho- Rußland getroffen werden.
Festakt der staatlichen Hochschule für Musik
Stuttgart, 19. Okt. Anläßlich der Eröffnung der Staatlichen Hochschule für Musik fand am Mittwoch im Festsaal der Hochschule ein eindrucksvoller Festakt statt. Zu der Feier hatten sich auch die übrigen Spitzen von Partei, Staat und Wehrmacht sowie die Vertreter der Behörden, der Stadt Stuttgart und des gesamten württembergischen Kultur- und Geisteslebens eingefunden. Nachdem die festliche Stunde mit einem Fahneneinmarsch und dem musikalisch vollendete» Vortrag der Ouvertüre B-dur für Streichorchester, Oboen, Trompeten und Pauke von Johann Sebastian Vach durch das Hochschul-Orchester unter Leitung des Direktors der Hochschule, Professor Karl Wendling, etugelei- tet worden war, hielt dieser eine Begrüßungsansprache. Er dankte zunächst allen staatlichen und städtischen Stellen, insonderheit Ministerpräsident Mergenthaler und dem Neichserziehungs- ministerium, für die der Hochschule durch die Verstaatlichung zu- ! teil gewordene Auszeichnung. Sein besonderer Dank galt aber j auch dem Vorsitzenden des Kuratoriums der Hochschule, Präfl- ! dent a. D. Dr. Sigel, der 26 Jahre hindurch seine Kraft in : den Dienst der Hochschule gestellt hat. Der Redner gab sodann einen kurzen Rückblick auf die hauptsächlichsten Strömungen während der nunmehr 80 Jahre alten Geschichte der Hochschule. Pro- : fessor Wendling gab zum Schluß seiner Ansprache und als Dank ? an den Führer die Versicherung ab, sich mtt seinen Dozenten und i der gesamten Hochschule für die ihr anvertraute Arbeit auch in : Zukunft einzusetzen mit den besten Kräften.
Musikalische Darbietungen leiteten über zu der Rede von Mi- , nisterpräsident und Kultministsr Mergenthaler. Schon in : den vergangenen Jahren sei die Hochschule vom Staat und der ^ Stadt Stuttgart finanziell äußerst tatkräftig unterstützt worden, und auch nach der Verstaatlichung trage die Stadt wesentlich zur ^ weiteren Finanzierung bei. Nachdem der Redner Oberbürger- meister Dr. Strölin dafür herzlichen Dank ausgesprochen und bekanntgegeben hatte, daß der verdienstvolle Vorsitzende des Kuratoriums, Präsident a. D. Sigel, dem der gute Ruf und die Leistungskraft des Stuttgarter Instituts nicht zuletzt mit zu verdanken sei, mit der Ehrenmitgliedschaft der Hochschule für Musik ausgezeichnet worden sei, stellte er mtt Nachdruck fest, daß diese ! stets eine Pflegestätte deutscher Kunst gewesen sei. Die Verstaatlichung der Hochschule fei als lebendiges Zeugnis für die ^ Anteilnahme des nationalsozialistischen Staates an dem künstlerischen Schaffen des deutschen Volkes anzusprechen. Wir find uns, so fuhr der Ministerpräsident sott, der absoluten Notwen- : digkeit der Pflege der inneren seelischen Kräfte in unserem Volke : bewußt. Unsere Aufgabe liegt darin, die Verbindung des gesamten Volkes mit dem kulturellen Schaffen der Nation herzustellen, darüber hinaus aber die Ausrichtung von Kunst und Kultur nach den Grundsätzen der rassischen Art unseres Volkes zu erreichen. Damit ist auch das Ziel Umrissen, das der Stuttgarter Musikhochschule als Kulturinstitut des Dritten Reiches gestellt ist. Der Festakt wurde mit de» Rationalliedern beschlossen