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Litte 5 — Nr. 224
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"
Montag, den 26. September 1838
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Sel aus rraubenkernen
Stuttgart, 24. September. Wie bereits gemeldet, wird im kommenden Herbst die Erfassung von Traubentrester zur Gewinnung von Traubenkernöl auf eine wesentlich verbreiterte Grundlage gestellt. Im Weinbaugebiet Württemberg haben sich 34 Weinbaugemeinden freiwillig bereit erklärt, die Entleerung der Traubentrester -ur Gewinnung von Traubenkernöl vorzunehmen. Es werden im Jahre 1938 folgende Gemeinden mit der Entkernung beauftragt: 1. Oberes Neckartal: Metzingen-Neuhausen: 2. Unteres Neckartal: Beilstein, Besigheim, Bönnig- heim, Erlenbach-Binswangen, ,Fellbach, Flein, Großbottwar, Heilbronn, Lausten a. N.; Markgröningen, Neckarsulm, Oedheim, Stuttgart-Bad Cannstatt, Stuttgavt-Untertürkheim, Talheim, Uhlbach, Weinsberg, Willsbach; 3. Remstal: Großheppach, Strümpfelbach; 4. Lnztal: Der- dingen, Hohenhaslach; 5. Zabergäu: Brackenheim, Cleebronn, Güglingen, Nordheim, Schwaigern, Stetten; 6. Kocher- und Jagsttal: Lriesbach, Jngelfingen; 7. Württ. Taubergrund: Laudenbach, Mertelsheim.
BolksMädllng verurteilt
Der Hokuspokus des PendelerS
Göppingen, 25. September. Jedermann kennt das Pendel oder Senklot, das der ehrbare Handwerker zu seiner Arbeit verwendet. Daß diesem harmlosen Pendel magische Kräfte innewohnen sollen, und daß es in der Hand des „Medizinmannes" Krankheiten feststellen, ja sogar die richtige Medizin ausfindig machen soll, glauben glücklicherweise nur wenige. Die überwiegende Mehrzahl unserer Volksgenossen lehnt diesen Schwindelals Hokuspokus ab. Trotzdem fallen immer wieder abergläubische Leute darauf herein. Dies beweist ekn Fall, der dieser Tage vor dem Göppinger Amtsgericht verhandelt wurde. Angeklagt war ein solcher Volksschädling, dem zur Last gelegt wurde, daß eine seiner „Patientinnen" an den Folgen seiner „Behandlung" gestorben ist. Obwohl er schon einmal wegen verbotenen Pendelns bestraft und erst wieder vom zuständigen Amtsarzt darauf hingewiesen wurde, daß das „Pendeln" verboten ist, hat er bei einer großen Anzahl seiner Kundschaft wiederum daS Pendel verwendet, um dadurch die ihm unklare Krankheit festzustellen. Die durch de« Amtsarzt vorgenommene Prüfung über das medizinische Wissen des Angeklagten ergab ein geradezu erschreckendes Bild von dem Tiefstand seiner fachlichen Kenntnisse. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft geißelte das unverantwortliche und volksschädigende Verhalten dieses Kurpfuschers mit den schärfsten Worten. Er wurde daher wegen verbotenen Pendelns zu der gesetzlichen Höchststrafe von 150 RM. verurteilt.
Sas Luftschiff über Nürnberg
griedrichshasen, 25. September. Bei strahlender Herbstsonne ist das Luftschiff „Graf Zeppelin" am Sonntag um 11.20 Uhr zu seiner 4. Werkstättenfahrt unter Führung von Kapitän von Schiller gestartet. An Bord befinden sich 74 Personen. Der Aufstieg ging unter dem Jubel der Zuschauermenge glatt vonstatten. Das Luftschiff erschien um 13.30 Uhr über der Stadt der Reichsparteitage, die es in etwa 500 Meter Höhe überflog. Bei wolkenlosem Himmel nahm das Luftschiff Kurs nach Osten und bog dann über der Fränkischen Schweiz nach dem Süden ab. Das Luftschiff blieb noch lange im Blickfeld der Nürnberger, die den Luftriesen bei seinem Erscheinen überall freudig begrüßten. Gegen 18.20 Uhr landete es wieder auf dem heimatlichen Flugplatz Löwenthal.
Ravensburg, 25. September. (Falscher >,S t e u e r b e a m t e r" verhaftet.) Wie berichtet, hat dieser Tage in Ravensburg sich ein Bursche für einen Steuer beamten ausgegeben und in zwei Fällen Gelder für die Bürgersteuer eingezogen. Der freche Betrüger konnte nun in Weingarten in der Person eines 25 Jahre alten ledigen Mannes ermittelt und sestgenommen werden.
Rutesheim, Kr. Leonberg, 25. September. (Verblutet.) Der bei der Gutsverwaltung Golter in Arbeit stehende 14 Jahre alte Lehrling Dieter Klemm, der auf einer Wiese beim Bahnhof Rutesheim mit Gras- rechen beschäftigt war, stürzte von der hierzu verwendeten Maschine herab und wurde von dem Rechen so schwer verletzt, daß er an Ort und Stelle verblutete. Als das Pferd allein nach Hause kam, begab sich der Arbeitgeber sofort auf die Suche nach dem Jungen, den er dann t o t am Boden liegend aufsand. Der Lehrling stammte aus Stuttgart.
In Neckarsulm wurde eine Frau, die auf dem Kartoffelacker arbeitete, von einem daneben Beschäftigten mit der Haue so unglücklich aus den Kopf getroffen, daß sie blutüberströmt zusammenbrach und mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden mußte.
Auf dem sogenannten „Hülzle", einem das Dorf Aichelberg, Kreis Heilbronn, überragenden kleinen Berge, wurde das Ehrenmal für die im Weltkrieg gefallenen Söhne der Gemeinde Aichelberg feierlich eingeweiht. Das Denkmal stammt von dem Architekten Schestler-Heilbronn.
Im Rahmen eines Appells des Göppinger Standorts der HI. führte Bannführer Hinderer den neuen Führer des Jungvolks, Stammsührer Vetter, ein.
In Ulm wurde in Anwesenheit der Vertreter von Partei, Staat und Wehrmacht, der Stadt sowie des Handwerks und der Gemeinden des Handwerkskammerbezirks das neue Kameradschaftshaus der Deutschen Meisterschule in Ulm eingeweiht. Es ist ein würdiger Repräsentationsraum des schassenden Handwerks und Kunsthandwerks.
Aus Anlaß des 25jährigen Bestehens deS Ausfichtsturms Roßberg bei Reutlingen fand dort am Sonntag ein Wandertreffen des Schwäbischen Albvereins statt.
Ueber die Gegend von Neufra und Gam- mertingen, Kreis Sigmaringen, ging am Samstagmlttag ein schweres Hagelunwetter nieder. Glücklicherweise ist die Ernte fast vollständig geborgen, so daß nur an Gartengewächsen und Obstanlagen Schaden angerichtet wurde.
Zündelnde Kinder verschulden Nrand
Zehn Scheunen eingeäschert
Offenbach, 23. September. Ein verheerendes Großfeuer entstand am Freitag gegen 11.30 Uhr im Dorf Dudenhofen. Der Brand vernichtete insgesamt zehn Scheunen, Stallungen und Geräteschuppen, die alle mit Heu, Stroh und landwirtschaftlichen Geräten gefüllt waren. Auch fünf Wohnhäuser wurden in den Obergeschossen und in den Giebeln teilweise zerstört. Die Osfen- bacher Berufsseuerwehr und die Wehren aus der Umgegend bekämpften das Feuer mit 30 Rohrleitungen. Nach drei Stunden war die Gewalt des Feuers so weit gebrochen, daß ein weiteres Umsichgreifen nicht mehr zu erwarten war. Auch die gesamte Bevölkerung beteiligte sich an den Löscharbeiten. Die Entstehung des Brandes ist vermutlich auf mit Streichhölzern spielende Kinder zu- rückzusühren.
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Hakenkreuz auf Grabmälern gestattet
Wie „Das Evangelische Deutschland" meldet, könne nach einer Entscheidung des Stellvertreters des Fühers das Hakenkreuz auf Grabdenkmälern in angemessener Form uneingeschränkt verwendet werden. Gegen die Verwendung des Hoheitszeichens auf Grabsteinen bestünden keine Bedenken, wenn es sich um ein Grabmal für einen verdienstvollen Parteigenossen handele. Der zuständige Gauleiter entscheidet, ob die Voraussetzungen zur Genehmi. gung vorliegen. Gegen die Anbringung von Symbolen der Gliederungen und der angeschlossenen Verbände würden ebenfalls keine Bedenken erhoben, wenn sich der Verstorbene Verdienste um die betreffende Gliederung oder den angeschlossenen Verband erworben habe. Die Entscheidung liege in diesem Falle bei der Dienststelle der Gliederung.
Zuschüsse für Radwege
Auf Grund des Runderlafses deS Generalinspe^ tors für das deutsche Straßenwesen über die Ausgabe von Sondermitteln für die Zwecke d«S Radwegebaues werden nunmehr von den Gemeinden und Gemeindeverbänden Anträge auf Vermittlung von Darlehen und Gewährung von Zuschüssen gestellt. Zuschüsse werden in Höhe vo« 25 Prozent der Baukosten aus den dem Generalinspektor zur Verfügung stehenden Sonbermittela gegeben. Es soll versucht werden, die Großbetriebe, die an der Anlage eines Radweges besonders interessiert sind, erforderlichenfalls auch geldlich an der Aufbringung der Restkosten zu beteiligen.
Für begabte Kriegerwaisen
Der Reichsarbeitsminister hat die VersorgungS- ämter ermächtigt, begabten und fleißigen Krieger- Waisen, die nach Vollendung des 21. Lebensjahres und dem Wegfall der Waisenrente im kommenden Wintersemester eine Hoch- oder Fachschule besuchen oder sich in der Abschlußprüfung befinden, ein« einmalige Unterstützung bis zur Höhe von 150 RM. zu gewähren.
Gemeinwohl erfordert Ueberarbeit
Bisher wurde für Angestellte im öffentlichen Dienst Ueberstundentschädigung von der 51. bi> zur 60. Wochenstunde gewährt, wenn in einem Zeitraum von mehr als drei Wochen solche Ueberarbeit erforderlich wurde. Diese Bestimmung ist jetzt gestrichen worden. Die Aenderung ist im Hinblick darauf erfolgt, daß zur Zeit die Behörden aus dringenden Gründen des Gemeinwohls für eine Zeit von mehr als drei zusammenhängenden Wochen eine regelmäßige Tagesleistung von mehr als zehn Stunden fordern müssen.
Ab 1. Oktober nur noch RS.-Reichskrieger- bund und NSKOV
Vom 1. Oktober an ist der N S.-R eichSkriege r b u n d die einzige Organisation aller gedienten Soldaten. Es gibt also dann keine soldatischen Verbände oder Vereine mehr außerhalb des NS.- Reichskriegerbundes. Nur die NS.-Kriegs- opserversorgung bleibt neben dem NS.- Neichskriegerbund bestehen und hat eine Sonderausgabe zu erfüllen.
Schüler fertigen Ahnentafel«
Auf Anregung und in Zusammenarbeit des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP, mit dem Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, wird ein Erlaß veröffentlicht, nach dem die Schule im Dienst« nationalpolitischer Erziehung mit dafür Sorge zu tragen hat, daß ihr« Schüler im Laufe der Schulzeit sich soweit wie möglich als Glieder der Sippe fühlen lernen, zu der sie gehören. Jeder Schüler ist daher zu veranlassen, seine Ahnentafel selbständig auszusüllen und zwar in den Volks- und Mittelschulen spätestens in den Abschlußklassen, in den höheren Schulen spätestens in der süns- ten Klasse.
Beschränkung der Kassenleistungen für freiwillig Beitretende
Vorbehaltlich einer Entscheidung im Rechtszuge hält daS ReichSverficherungsamt es grundsätzlich für zulässig, wenn die Satzung der Krankenkaffe die für die Versicherung freiwillig Beigetretener zugelaffene Beschränkung der Kassenleistung nur für gewisse Gruppen von Derflcherungsberechtigten oorsteht oder das Maß der Beschränkung nach Ber- stchertengruppen verschieden bemißt.
Oertliche Einsatzstäbe für „Entgitterung"
Wie der Referent beim Reichskommiffar in der „Deutschen Wohnwirtschaft mitteilt, find an jedem Ort Einjatzstäbe gebildet worden, deren Aufgabe es ist, eine planmäßige Entfernung der Eisenzäune und eine moderne und einheitliche Gestaltung der Straßenfluchten vorzubereiten. Wo die Kosten d«r Entfernung für den Besitzer ein Hindernis bilden, stellt der Einsatzstab ehrenamtliche Arbeitsgruppen, die sich aus SA., Technischer Noihilfe und Reichskriegerbund zusammensetzen. Einfriedigungen, die einem dringenden praktischen Zweck dienen, werden nicht in die Aktion einbezogen.
cker- Ftsatst/ieater
GrobeS Ha»K
Montag, 26. September: Geschloffen.
Dienstag, 27. September: Geschloffen^
Mittwoch, 28. September: b' 86: „Die Za», b e r f l ö t e". Ansang 18.80, Ende 22.45 Uhr.
Donnerstag, 29. September: L 36: „Dt «lustig« Witwe". Anfang 18.30, Ende 22.38 Ubr.
Freitag. 38. September: KdF.-Kulturgemetnde ISS: „M ignon". Anfang 28. Ende 22.45 Uhr.
Samstag, 1. Oktober: 18: „Der Frei
schütz". Anfang 13.30. Ende 22.88 Ubr.
Sonntag, 2. Oktober: Nutzer Miete: „Die l ustige Witwe". Anfang 19.88, End« Ä.L0 Uhr.
Montag, 3. Oktober: Geschlossen.
«leises HanS
Montag, 26. September: «dF.-Kulturgemeinde 148: „H a m l e t". Anfang 19.38, Ende 28 Uhr.
Dienstag, 27. September: KüK.-Kulturgem. 151: „T o r a n a t o T a s s o". Ans. 20, Ende 22.80 Uhr.
Mittwoch, 28. September: H 35: „Torauaro T a s s o". Anfang 28, Ende 22L8 Uhr.
Donnerstag. 29. September: KdS.-Kulturaem. 152: „EinenJurwilleriichuiachen". Anfang 20 Ubr, Ende 22.38 Ubr.
Freitag, 38. September: 6 35: „DerHochverrät e r". Anfang 20, Ende 22 Uhr.
Samstag. 1. Oktober: Außer Miete: „DaS schöne Abenteuer". Anfang 19.98 Ubr, Ende 22.15 Ubr.
Sonntag, 2. Oktober: Außer Miete: „A i « t e". Anfang 20, Ende 22 Ubr.
Montag, 3. Oktober: KüF.-Kulturaem. 1: „Ja» und die Schwindlerin". Anfang 28 Uhr, Ende 22.38 Ubr.
Sonstige Beranstaltnnge«
Sonntag. 2. Oktober: Liederhalle, 11 Ubr: 1. S i n- fonie-Konzert. Oeffentliche Hauptprobe. Diri- gent: Herbert Albert. Solist: Gasvar Cafsado (Cello).
Montag. 3. Oktober: Liederhalle, 28 Uhr: 1. S i n- fonie-Konzert. Dirigent: Herbert Albert. Solist: Gasvar Cafsado (Cello).
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München« Kriminalroman vo« Han» KlIngMsts!»
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Nachdruck verböte«.
I.
Golvschmidt L Riedl, Inhaber Sigismund Riedl, war eine kleine Privatbank im Osten Münchens. Ihr Zusammenbruch zog deshalb so hartnäckige Folgen nach sich, weil in dieser Bank Fräulein Betty Andelfinger, die Braut des Kriminalkommissars Leopold Spannagel, ihr ganzes Erspartes angelegt hatte. Ts hätte ihnen beiden die Anschaffung einer Aussteuer und damit die baldige Heirat ermöglicht.
Als Betty am Montag früh im Echwabinger Frisiersalon der Frau Brombierständl beim Auffrifchen der kastanienbraunen Wasserwelle« die „Morgenzeitung" zur Hand nahm und von dem nächtlichen Einbruch bei Eoldschmidt L Riedl las, stietz sie einen Schrei aus und das Blatt entsank ihren Fingern. Das niedliche Köpfchen wurde blaß und machte Anstalten, sich zur Seite zu neigen.
Aber es konnte nicht, denn es war in den riesige« Heitzlufthelm der Frau Brombierständl wie in eine Panzerkuppel eingezwängt. Betty spürte einen stechenden Schmerz an den Ohren, worauf sie die großen schwarzen Augen wieder aufschlug.
„Jesses laßts mi raus!" kreischte sie.
Unterdessen hatte Frau Vrombierstäudl das Zeitungsblatt, das Bettys Händen entschwebt war, schnell ergriffen und fragte:
„Meinen S' ebber den Einbruch bei Riedl, Fräulein Betty?" Und Sie las: Schwerer Bankraub in München — Die Tresor geplündert — Die Polizei ist den Tätern auf der Spur. ..So sagen s' jedesmal", fügte sie geringschätzig hinzu.
„Um Eotteswillen Frau Brombierständl," unterbrach sie aber Betty sofort, „rufen Sie doch gleich den Poldi an.
Erst Polizeipräsidium 3254, dann Kriminalabteilung und dann Dienststelle Mordabteilung, und dann den Polizeikommissar Leopold Spannagel."
— „O mei, Fräulein Andelfinger," — wehrte Frau vrombierstäudl erblassend ab — „da kriegt unsereins ja gleich Herzklopfen! Mordabteilung — Kriminalabteilung — — Dös trau i mi net anrufen, des muß der Hans! tun."
Der Hansl war der Ausgeher und das einzige Mannsbild im Schwabinger Frisiersalon. Er hatte schon lange durch den Vorhangspalt gespitzt, trat nun hervor und sagte: „Dös werd mer glei haben!" Er drehte die Scheibe am Telephon. „Also, z'erst Polizeipräsidium 3254." — Noch ein, zwei Drehungen der Scheibe und dann sagte er: „Alsdann Ltttschön, ist der Herr Kriminalkommissar Spannagel z« sprechen? — So, er eam selbst? Grüß Jhna Gott, Herr Kommissar, eis Monument, es kimmt Ihr Fräulein Braut. Js scho« da!"
Betty hatte sich unterdessen aus dem elektrischen Helme befreit und trat nun selbst an den AMrrat. Im ganzen Salon war es still. Ei« Kind, das hereinkam, wurde mit einem gemeinsame«: Pst! empfangen, mutzte unter der Türe stehen bleiben und durfte sich dann erst auf Zehenspitzen nähern.
„Hier Betty. Grüß dich Gott, Poldi? Mein Gott, Hab ich einen Schrecken kriegt — ja ich red schon, ich red ja andauernd — eingebrochen ist worden beim Riedl und die Tresor habe« sie geleert. — Ihr wißt es schon lang? Warum hast Du es mir nicht gesagt? Und ich mutz es in der Zeitung lesen, grad wie ich beim Wasserwellenmachen bin. — Der Inspektor Renner hat den Fall? — Und ich soll keine Angst net haben, sagt der Renner. Der hat gut reden. Und unser Geld! Unsere 8000!... Ist versichert, sagt der Renner? ... Poldl!... Poldi!... Poldi!"
Betty wandte sich empört ab.
„Aus! Zudreht! Muß grad so ein damisches Ferngespräch dazwischenkommen!"
„Soll i ebber wieder anrufeni?" bot sich der Hansl an.
„Nein, lieber net. Der Poldi, wird jedesmal grantig, wenn ich ihn im Dienst anruf!"
„Nun ja, setzen Sie sich halt wieder unter den Helm," beruhigte Frau Vrombierstäudl, „wir find gleich fertig." Sie nahm von nun an die Bedienung von Fräulein Betty selbst vor. Der Salon verlief sich und die Mädel sprachen wieder laut. Nur der Hansl konnte den Blick vom blassen Gesicht der Betty nicht wenden. „Armes Madl — achttausend — dös is heut a Eöid! —" Und auch Frau Vrombier- stäudl fädelte das Gespräch wieder ein: „Achttausend das ist heutzutag ein Geld!"
Sonntag nacht um halb zwölf Uhr rief der Hausmeister Eibl die Polizeidirektion an und meldete: „Melde gehor- samst: bei uns is einbrochen worden!" —
„Bei wem?"
„Bankhaus Eoldschmidt L Riedl, Ecke Hauser- und Bis- marckstratze."
„Sind die Kerle noch drin?"
„Na! — san schon ausgrückt! Nur i bin da, der Eibl!"
Zehn Minuten später fuhr das Polizeiauto schon am Gebäude vor. Es brachte den Inspektor Renner von der Dienststelle 6, Spezialist für Bankeinbrüche und einige Beamte des Erkennungsdienstes. An der Gartentür empfing sie der Hausmeister und zwei Polizisten, die auf ihrem Dienstgang eben vorbeigetommen waren. Eibl war noch im Sonntagsanzug, so wie er von der Abendmatz aus dem Löwenbräu heimgekommen war. Er kannte Renner. Beide hatten zusammen beim Leibregiment gedient und Renner erinnerte sich auch, ihn am Tag zuvor bei dem großen Regimentsfest der Leiber im Stieglbräukeller mit seiner Frau gesehen zu haben.
„Niemand herein, niemand heraus, Eibl?"
„Kein Mensch, solang ich da bin."
Renner blieb im Garten stehen und warf einen Blick auf das Gebäude. Es lag dunkel. Kaum daß die Lampen an der Straße mit ihrem Schein über die Büsche des Vorgarten reichten. Es war ein Eckhaus aus der Wende des Jahrhunderts, zurückgesetzt von der Straße, behäbig und solid.
(Fortsetzung folgt.)
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