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Nr. 183

Ncgoider Tagblatt »Der Geiellschaster"

Dienstag, den S. August 1838

Oie wett in wenigen Zeilen

Oie Bankeinbrüche äer Sebr. Zaß aufgeklärt

Berlin, 7. August. T>ie Berliner Kriminal­polizei konnte nach monatelanger mühevoller Lrmittlungsarbeit die berüchtigten Berliner Einbrecher der Systemzeit, die Brüder Franz und Erich Saß. zahlreicher Bank-, Geld­schrank. und sonstiger Einbrüche, die sie in den Jahren 1926 bis 1932 verübt haben, überführen. Nachdem die beiden Verbrecher aus Dänemark, wo sie vier Jahre Gefäng­nis verbüßt halten, nach Deutschland ab­geschoben worden waren, ging nun die Ber- liner Kriminalpolizei, im Einvernehmen mit den Justizbehörden, daran, die noch un- gesühnten Straftaten der Gebrüder Saß zu klären.

In erster Linie handelte es sich hierbei um die Aufklärung des Tresoreinbruchs bei der Tisconto-Gesellschaft am Witten­berg-Platz aus dem Jahre 1929. Wie er- innerlich, waren im Januar 1929 unbekannte Täter nach Anlegung eines Schachtes vom Keller aus in die Stahlkammer der Filiale der Tisconto-Gesellschaft in der Leiststraße 23 am Wittenbergplatz eingedrungen. Aus 179 aufgebrochenen Schließfächern wurden Bar­geld und Devisen im Gesamtbeträge von schätzungsweise 160 000 NM., sowie Schmuck- fachen von erheblichem Wert gestohlen.

Schon damals waren die Gebr. Saß fest­genommen worden, weil sie der Tat dringend verdächtig waren. Ihre Ueberführung war jedoch nicht möglich. Die Linkspresse nahm dies bekanntlich seinerzeit zum Anlaß, die Verbrecher in sensationell aufgezogenen Artikeln gewissermaßen als Märtyrer zu feiern. Erst nach dreimonatigen, durch das Verhalten der Verbrecher außerordent­lich erschwerten Vernehmungen und Fest­stellungen ist es der Kriminalpolizei schließ­lich gelungen, das damalige Material so zu vervollständigen, daß die Gebr. Saß einer ganzen Reihe großer Einbrüche, darunter auch des Tressoreinbruchs bei der Disconto- Gesellschaft. einwandfrei überführt sind. Ins­besondere liegen auch entsprechende Ge­ständnisse vor.

Es ist nunmehr damit zu rechnen, daß die Staatsanwaltschaft'in nächster Zeit Anklage erheben wird, damit diese berüchtigten Ver­brecher endlich ihre gerechte Strafe emp­fangen.

Zchon im Block§.- veranstattungen

Lixevberickt 6er A8?resse

Im. Bitterfeld, 7. August. Aus der Gau­schule in Roitzsch begann unter Leitung des Reichshauptamtsleiters Mehnert die Tagung des Hauptorganisationsamtes der NSDAP. Reichsorganisationsleiter Dr^ Ley sprach dabei über die großen Aufgaben der Organisation der Partei. Seine Ausführun­gen gipfelten dabei in den Worten: ..Tie Partei und ihre Organisation erhält die Schlagkraft der Nation." Zum Schluß be­tonte Dr. Ley:All unsere Arbeit gilt dem Führer und damit dem deutschen Volke!"

Nachdem in aller Frühe nach dem Wecken die Glieder durch einen kurzen Frühsport aujgelockert waren, wurde durch die feier­liche Flaggenhissung der Lehrgang eröffnen Tann sprach Reichshauptamtsleiter M e h- nert über allgemeine Organisationssragen. Nicht Geschäftsstelleninhaber, nicht Schalter­beamte. nein, mitten im Volk hat der poli­tische Soldat des Führers zu stehen und hier der Helfer in der Schaffung der deutschen Volksgemeinschaft zu sein. In Zukunft wer­den bereits in der Zelle, in der Ortsgruppe. ia. wenn es sich durchführen läßt, bereits i m Block Kd F.-Ve r a n st a l t u n g e n durch- gesührt und jeder Volksgenosse, ohne Rück­sicht daraus, welcher Organisation er ange­hört oder nicht angehört, soll hieran teil­nehmen. Schon in der kleinsten Einheit also gilt es den Gedanken des gemein­samen Erlebens, des gemeinsamen Empfindens hineiiizutragen. um hier den Grundstein zum maßen deutschen Gemein­schaftsleben zu tegeu.

Eine Maschine sammelt Abfälle

^igeribceickt 6er X8?re8Se

rg. Görlitz, 7. August. Eine Eisengießerei in der Oberlausitzer Ortschaft Krauschwitz stellt im Aufträge der Reichsleitung der NSDAP. eine Maschine her, die in ihrer Art dlsher einzigartig in ganz Deutschland und von

kun st weisender Bedeutung für sj" ^ ^ sh l 1 v e r w e r t u n g ist. Es handelt um die erste fahrbare Abfallverwertungs- uw>chine, die dort eingesetzt werden soll, wo Mengen von Küchenabsällen sind. Sie yt bei zehn Meter Länge 3,20 Meter hoch und uuf einem Fahrgestell, so daß sie sehr fhren Standort wechseln kann. Beim i^luhrigen Nürnberger Parteitag E ge ihre erste Bewährungsprobe ablegen. ^ nächsten Woche wird die Maschine

ach Berlin verladen und hier noch einmal

uer einaehenden Beautachtuna unterworfen.

Die Abfälle werden in der Maschine gedämpft, getrocknet und dann gepreßt. Durch verschiedene Zusätze soll aus diesen gepreßten Vorräten ein hochwertiges, der Gerste gleich- kommendes Kraftfutter gewonnen werden. Das bedeutet praktisch, daß die Speisereste nicht mehr nur für Schweinemästerei Verwendung fin­den, sondern auch zur Herstellung eines hoch­wertigen Kraftfutters dienen können.

MMpantMer mit WaArWaulb

Malkcrcileiter verdünnte 1000-Liter-Fässer kiZevticiickt 6 er X'Z-Prssse seil. Gleiwitz, 7. August. Von der Vierten Strafkammer in Gleiwitz wurde der frühere Leiter einer Molkereigenossenschaft Jacob zu acht Monaten Gefängnis und 1000 RM. Geldstrafe verurteilt. Er hatte 1000 RM. unterschlagen, eine schwere Urkundenfälschung begangen und in seinem Betrieb große Mengen von Magermilch systematisch durch die Zu­führung von Wasser verpantscht. Es war fast an der Tagesordnung, daß in der von dem Angeklagten früher geleiteten Molkerei den großen lOOO-Liter-Kesseln direkt mit einem Schlauch einfach 100-Literweise Wasser zu- geführt wurde. Als einmal eine Katze in einem großen mit 2500 Litern Milch gefüllten Kessel ertrunken war, erklärte Jacob, daß die Mol­kerei diesen Schaden nicht tragen könne, und so wurde diese verdorbene Milch bedenkenlos in den Verkehr gebracht.

Mmeug rief die Feuerwehr

Mutter rettete drei Kinder

!I i c n k c r! c k t 6er X 8 - presLe 5. Königsberg, 7. August. Im Kreise Elch- niederung brach in einem Siedlerhaus ein Brand aus. Als der Siedler telephonisch die Feuerlöschpolizei alarmieren wollte, stellte sich heraus, daß die Fcrnsprechleitung gestört war. Zufällig wurde das Feuer von einem über den Brandplatz fliegenden Flugzeug bemerkt, das sofort eine Meldung über dem Tilsiter Flugplatz abwarf, so daß von dort die Feuerwehr alarmiert werden konnte. Eine junge Frau konnte nur mit Mühe ihre drei Kinder aus den Flammen retten. Als sie nach der Rettung der Kinder erneut in

das brennende Haus eindrang, um ihre ge­lähmte Schwägerin zu retten, stürzte das Dach ein. Die mutige Retterin, die die Kranke bereits ans Fenster geschleppt hatte, mußte selbst von der Feuerwehr unter gro­ßen Mühen geborgen werden. Sie hat schwere Vrandverletzunaen erlitten.

Vom LotenkirKl abgeltürzi

Drei tödliche Vergunsälle in den Alpe« München, 7. August. Drei tödliche ALstürz« werden aus den bayerischen und Tirolei Alpen gemeldet. An der Watzmann-Ost. wand fand man den 25jährrgen Studenten Ottmar Herring aus Wien mit zerschmetter. tcm Schädel tot auf. Er war 60 Meter tief abgestürzt. Am Totenkirchl im Wil­den Kaiser bei Kufstein stürzte der 23 Jahr, alte Student Reinhold Pauli aus Müncher ab, als er die Südwand erklettern wollte Seine Leiche wurde nach Kufstein gebracht - Beim Edelweißpflücken aus den Hohen Kasten im Achental fand der 28jäh- rige Lteindrucker Nikolaus Grill aus Mün- chen den Tod durch Absturz.

Lotes Dorf beschenkt Kindergarten

Leerstehende Häuser liefern Rohmaterial

Ligendecickt 6er X'8-kresLe rst. Magdcbug, 7. August. In einem toten Dorf der Letzlinger Herde, das früher Salchau hieß und heute völlig ausgestorben ist, sind SA., NSKK., Politische Leiter und NSV.-Walter eingezogen, um hier in Ge­meinschaftsarbeit die leerstehenden Gebäude abzubrechen. Das Material der Gehöfte, die vor längerer Zeit geräumt werden muß­ten. weil sie im Bereiche eines Schießplatzes liegen, wird zum Bau eines Kinder- gartens in einem Torfe des Kreises Gar­delegen Verwender. Dieser Kindergarten ist für 60 Kinder bestimmt. Durch die Gemein­schaftsarbeit werden 100 000 RM. Baukosten erspart.

Raupen ausVölkerwanderung"

5000 Meter langer Zug überquerte die Elbe

Ligeuderickt 6er X8-?rss8e rst. Magdeburg, 7. August. In Anhalt ist die Raupenplage so groß, daß besonders in den späten Abendstunden lange Züge von Raupen zu beobachten sind, die ihre Quartiere wechseln. Die Prozessionsspinner lassen sich auf ihren Wanderungen durch kein Hindernis auf-

Der tschechische Berfliegcrhorst

Tie Karte, die das von den tschechischen Flugzeugen überflogene Gebiet in Schlesien zeigt, beweist nur allzu deutlich, daß einIrrtum" von jenen der Tschechen völlig ausgeschlossen ist. Dazu ist die Strecke über deutschem Gebiet im Verbältnis zur Eesamtgröße der Tschecho-Slo- rvakci viel zu groß und das Gelände viel zu charakteristisch.

(Zeichnung Eisner Echerl-M.)

«MM

Ganz Griechenland feiert den 2. Jahrestag seiner autoritären Regierung

Am 4. August stand Griechenland im Zeichen großer Volksseiern aus Anlaß des 2. Jahres­tages der autoritären Staatsleitung sowie der erfolgreichen Ministerpräsidentschast Metaxas. In Athen wurde dieser Tag mit einer großen Feierlichkeit im klassischen Marmorstadion be­gangen, der IVO 000 Menschen beiwohnten. Dieses llebersichtsbild wurde während der großen Volkstanzvorsührungen der Abordnungen der griechischen Provinzen ausgenommen.

(Associated Preß-M.)

halten. Zwischen Zerbst und Roßlau wurde ein 5000 Meter langer Zug von 10 Zentimeter großen Raupen festgestelll, der der Elbe zu- wandcrte. Am nächsten Morgen befand sich der immer noch mehrere Kilometer lange Zug auf dem gegenüberliegenden Elbufer, die Raupen müssen auf irgendeine Weise den Strom über­quert haben.

SchWrand im Snmburser .basen

Hamburg, 7. August. Am Sonntagmorge« brach im Hamburger Hafen an Bord des DampfersReliance" der Hamburg- Amerika-Linie, der am Sonntagnachmittag eine Nordlandreise antreten sollte, ein Feuer aus. das größeren Umfang annahm. Sämt­liche Fcuerlöscheinrichtungen an Bord wur­den sofort in Tätigkeit gesetzt. Gleichzeitig wurde die Feuerwehr herbeigerufen, die die Lösch arbeiten erfolgreich auf. n a h m. Leider ist bei dem Brand ein Men­schenleben zu beklagen. Da das Schiff ans diesen Gründen zur Zeit nicht fahrbereit ist, mußte die Nordlandreise abgesagt werde«. Passagiere waren noch nicht an Bord.

NangnParbat'Sxveditioti

unterbrochen

München, 7. August. Wie verlautet, ist am Freitag infolge des anhaltend schlechten Wetters die Nanga-Parbat-Expedition vor­läufig unterbrochen worden. Bes dem kürzlich gemeldeten neuerlichen Vorstoß wurde bei knie­tiefem Schnee und einer Kälte von mehr als 20 Grad wieder das Lager V erreicht. Das ungünstige Wetter und der sehr kalte Wind hielten jedoch an und machten jeden Angriff auf den Gipfel aussichtslos. Am 6. August kamen alle Bergsteiger nach dem Hauptlager zurück bis auf die Besatzung des Lagers V, die sich zur Zeit im Abstieg befindet und die letzten Lager räumt.

RelrgionsvMolgung in Moskau

Letzte protestantische Kirche geschlossen

Moskau, 7. August. Die neue Welle der Neligionsverfolgung in der Sowjetunion hat nunmehr auch das letzte protestantische Got- teshaus in Moskau, die deutschePeter- und Paulskirche betroffen. Nachdem schon vor fast zwei Jahren der einzige übrig gebliebene evangelische Geistliche in Moskau, Pastor strick, verhaftet worden war, hatten sich die Gläubigen trotz allem auch noch weiter jeden Sonntag in dieser Kirche zu stiller Andacht eingesunden. Am Sonntag- Vormittag fanden die evangelischen Kirchen­mitglieder ihr Gotteshaus verschlossen vor. Vor der Kirche standen Lastautos der GPU., auf denen die Einrichtung des Gotteshauses fortgeschleppt werden sollte. Die Schließung der letzten protestantischen Kirche Moskaus trifft auch die hier vertretenen Botschaften und Gesandtschaften der Länder evangelischen Bekenntnisses, so vor allem die deutsche Bot­schaft, die britische Botschaft, die Botschaft der Vereinigten Staaten sowie die Gesandt- schäften Lettlands, Estlands, Finnlands, Schwedens. Norwegens und Dänemarks, deren Mitglieder nunmehr der Möglichkeit beraubt sind, ein evangelisches Gotteshaus in Moskau zu besuchen.

Die Schließung der Peter- und Paulskirche erfolgte ohne jede rechtliche Begründung, da die evangelische Gemeinde die hohen Steuern für ihr Gotteshaus voll aufgebracht hatte. Im übrigen ist die Schließung der deutschen evangelischen Kirche nicht vereinzelt: Vor wenigen Tagen wurde die letzte Pol- nischekatholische Kirche in Moskau geschlossen; ferner sind sämtliche griechischen Kirchen in Moskau dem Zugriff der Behör­den in letzter Zeit zum Opfer gefallen. Auch eine der letzten größeren russischen Kirchen, die Kathedrale zu Christi Himmel, fahrt in der Tororomilowc-Straße ist un­längst geschlossen worden.

Auto vom Zug Maßt

Alle sechs Insassen getötet

Paris, 7. August. Wie aus Lille gemeldet wird, wurde an einem ungesicherten Eisen- bahnübergaiig in der Nähe von Brah-DuneS an der bclgisch-französisck>en Grenze ein Per­sonenkraftwagen von einem Zuge erfaßt. Ter' Zug schleifte das Auto über 700 Meter mit sich. Aus den Trümmern des Wagens zog man die sechs Insassen hervor, von denen fünf bereits tot waren. Nur ein junges Mädchen, das das Steuer geführt zu haben scheint, war noch am Leben und wurde in ein Krankenhaus eingeliesert, wo es seinen schweren Verletzungen erlegen ist. Bei den übrigen Toten handelt es sich um zwei Frauen und um drei Kinder ini Alter von zehn bis fünfzehn Jahren. An der gleichen Stelle hat sich vor zwei Monaten ein ähn­licher Unfall abgespielt.

Statt Sold Kanonen

Tic Bergung der Lutineschätze trigenberickt 6er X'8-?re88e

6g. Amsterdam, 7. August. Anstatt des er­hofften Goldes hat der RicsenbaggerKaria- malq" wieder eine Schiffskanone aus dem Wrack derLut ine" zu Tage gebracht. Die Arbeiten gehen, begünstigt durch die ruhige See, planmäßig weiter. In dem Fischerdorf Terschclliiig haben sich Neugierige aus aller Welt cingesundeii, die auf die große Sensation warten, daß das Baggerwerk derKariamata" uun endlich die sagenhaften Goldmillioncn der Luline" ihrem feuchten Grab entreißt