Scitk 5 - Nr. 151
Nogolver Ta«blatt .Der vcselllchafter'
Samstag, dev 2. Juli 1938
Die Su-errfrage - ei« Menichhettsprodlem
Der Jude Louis Lewisohu hat eine Schrift «nter dein Titel „Israel ou va tu?" (Israel, wohin gehst du?) veröffentlicht, in der er u. a. sagt: „Es gibt in Frankreich, in England, in Amerika weite Kreise, die von einer Assimilie- rung der Juden sprechen, aber die Assimilie- rung ist unmöglich, denn der Jude ist unfähig, seinen nationalen Charakter zu ändern. Was crauchtut,sobleibterJude. Es gibt da keinen Ausweg! Juden und Nicht- suden, die anders denken, unterliegen einer Täuschung."
Diese Geschichte der Judenfrage ist fast so alt, als es eine jüdische Diaspora auf der Erde gibt. Sie zerfällt in drei Abschnitte, von denen der erste bis ins 19. Jahrhundert dauert. Es war die sogenannte christliche Epoche, in der man im Mittelalter in den Juden jenes Volk sah, das den Heiland gekreuzigt hatte, und da der Gläubige keinen Zins nehmen sollte, so waren den Juden die Wuchergeschäfte überlassen. Wer mit ihm in nähere Berührung trat, wurde unrein. In jenen Zeiten wurden die Juden als Fremdkörper angesehen. Sie hatten andere Sitten, sie waren Sondergcsetzen unterworfen, sie bewohnten gesonderte Stadtviertel, und mutzten sich in ihrer Kleidung unterscheiden. Man sollte nun meinen, die Juden hätten diese Behandlung als eine Qual angesehen. Das war nicht der Fall. Die Juden zogen es vor, in ihrem Ghetto gN bleiben und sich gesondert zu halten Selbst in dem Zeitraum, als die Völker des Altertums sich in einem gewaltigen Schmelztiegel vermengten, blieben die Juden ihrer Rasse treu. Damals entstanden die Fundamente des Antisemitismus. Man warf dem Juden sogar vor, daß er unter allen Umständen ein Jude bleiben wollte. Und doch zögerten manche Kaiser und Könige, sich der Juden zu entledigen, weil sie ihr Geld brauchten.
Dennoch waren es gerade die Staaten, die es heute dem Reiche verargen, daß es sich von der Judenherrschaft frei macht, die als erste die Juden aus ihrem Lande Vertrieben. Zuerst war es England am Ende des 13. Jahrhunderts, dann folgte Frankreich im 14. und Spanien im 15. Jahrhundert. Nur im Gebiet von Avignon, das dem Papst gehörte, blieben die Juden unangetastet. Anders war es an den Höfen der kleinen Fürsten. Die Herzöge ües Reiches hatten ihre Hofjuden, deren Einfluß und Macht sehr groß waren. Die Niederlande nahmen die aus Portugal vertriebenen Juden auf und Polen die Juden, die aus Deutschland während der Religionskriege flüchteten und die sich dort schnell vermehrten.
Mit der französischen Revolution und mit der Proklamierung der Menschenrechte beginnt der zweite Abschnitt in der Geschichte des Judentums. Die Juden waren nun nicht mehr Personen anderen und minderen Rechtes — sie waren gleichberechtigt. Sie wurden israelitische Vollbürger der Staaten, in denen sie lebten. In diesem Traum zeigte sich der Liberalismus mehr großherzig, als scharfsichtig: er wollte aus allen Menschen Brüder in der Freiheit machen. Aber ebenso, wie sich der Jude geweigert hatte, sich mit der christlicken Welt zu verschmelzen, so weigerte er sich auch, in der liberalen Welt aufzugehen. Er stieß die Arme zurück, die sich ihm auftaten, er gab seine Rasse selbst nicht Preis für Rechte, die man ihm schenkte, in der irrigen Annahme, daß ein Assimilationsprozetz möglich sei.
Auch das Judentum hat im Zionismus leinen nationalen Ausdruck gefunden, und wenn man sich einen gewagten Vergleich erlauben will, so würde das jüdische Palästina für die übrige nichtjüdische Welt ein modernes Ghetto sein. Leider aber kann Palästina keine Lösung bringen, es hat im besten Falle für 4—500 000 jüdische Siedler Platz und nicht für die 15 Millionen, die in der Welt verstreut leben. Man spricht davon, aus dem rein jüdischen Tel-Aviv und Umgebung nach dem Muster des Vatikanstaates ein jüdisches „Nationalzentrum" zu bilden, das den in der Welt verstreuten Juden Bürgerrechte verleihen könnte, so daß sie als ausländische Minderheiten behandelt werden könnten. Aber die meisten Juden sind mtt dieser Lösung keineswegs einverstanden. Sie fühlen sich in den meisten Gaststaaten als Vollbürger sehr wohl und es ist ihnen in manchen Staaten gelungen, nicht nur die Banken und die Presse zn beherrschen, sondern bis in die höchsten Staatsstellungen aufzurücken, wobei immer ihr Rasseinteresse und nicht das Interesse des Gastlandes an erster Stelle steht.
Das große Rußland haben sie sich zu unterjochen verstanden, die Fäden der Komintern werden von ihnen gehalten und gezogen, unter den Weltfrieden legen sie ihre Minen.
Das Judentum als Ganzes darf sich daher nicht Wundern, wenn sich die Staaten dieses fremden, unassimilierbaren Elementes in ihren Grenzen zu entledigen trachten. Aber gerade mehrere der größten Staaten wollen sich nicht von den Fesseln liberaler lieberlieferungen befreien, bis sie in der Judenfrage durch den Schaden klug geworden sind. Ein großer Teil der Franzosen beginnt sich bitter über die jüdische Einwanderung zu beklagen. Jüdische Emigranten aus dem Reiche und aus Oesterreich verdrängen Franzosen aus den freien Berufen. Jüdische Pressemagnaten verhindern eine Verständigung der Völker, jüdische Staatsmänner Hetzen zum Kriege, aus dem sie Vorteile ziehen zu können glauben. Das vergossene Blut kümmert sie wenig, denn es ist sicher nicht jüdi
sches Mut, das fließen wird. Die jüdische Frage istnichtnureineRassenfrage, sondern ihre Lösung ist ein Menschheitsproblem. L. von Dngern-Lterabei'g
Neuer Terrorakt in Zreiwakdau
Soldateska überfällt Ludetendcutschen
Prag, 30. Juni:, In Frciwaldau, wo sich schon vor etwa zwei Wochen tschechisches Militär wüste llebergrifse gegen Tudercndeutsche zuschulden kommen ließ, wurde der Beamte Schmidt aus Benisch in Möhren bei dem Verlassen eines Gasthauses, etwa 200 Schritte von dem Lokal entfernt, von 10 bis 14 tschechischen Soldaten überfallen. Die Angehörigen des Militärs, die kurz vor Schmidt
Die Welt in
das Gastzimmer verlassen hatten, schlugen den Sudetendcutschen mit stumpfen Gegenständen zu Boden und mißhandelten ihn schwe r. Sie beschimpften den Wehrlosen dabei mir den Worten: H enlein - Schwei n! Dem Begleiter Schmidts, L o s e r t, gelang es in der Dunkelheit, der Uebermacht zu entkommen und die Gendarmerie-Station zu verständigen. Bczeickncndcrweise weigerte sich der Gendarmeriewachtmeister Kral einznschreiten.
Der Vorfall hat in der Bevölkerung von Frciwaldau und Umgebung starke Erregung hervorgcrusen. Tie amtsärztliche Untersuchung Schmidts, ausgesührt durch den Militärarzt , und durch den Tistriktsarzt Dr. Link, hat j s ch w e re Verletzungen am ganzen ! Körper des Mißhandelten sestgestellt. Der ! Sudctcndeutsche Schmidt befindet sich zur Zeit ^ in ärztlicher Privatbehandlung.
wenigen Zeilen
bezeichnen kann. In einem Rollkäsig von 8 Metern Durchmesser führt er seine tollkühnen Kunststücke vor, während 6 Meter unter ihm der Dompteur mit einein Löwen einen Dressurakt zeigt. Das Unglück ereignete sich dadurch, daß der Vorderreifen des Motorrads Platzte, auf dem der Artist im 65-Kilometer-Tempo durch die Gitterkugel jagte.
Explosion aus dem Kimesplatz
Drei Feuerwehrleute schwer verletzt
L i z e u d e r i c b t der U8-?rexse
bu. Düsseldorf, 30. Juni. Auf dem Kirmes- Platz im benachbarten Ratingen geriet auf bisher ungeklärte Weise ein Spirituskocher eines Würstchenverkaufsstandes in Brand. Als die wachhabenden Feuerwehrleute versuchten, das Feuer zu löschen, explodierte ein zweiter Spirituskocher. Dabei wurden drei Feuerwehrleute und ein Kirmesbesucher an Kopf und Händen schwer verletzt. Der Stand brannte vollständig nieder.
Tagesleistung: 40 Kilometer EiMork
Großdeutschlands größte Eisfabrik in Wien
T i Zender>ckt der K8-?re88e
etz. Wien, 30. Juni. Die tropische Hitze, die seit Tagen über Wien brütet, hat den Eisabsatz aus Hochtouren gebracht. Tie größte Eisfabrik Grotzdeutschlands, die in der Donaustadt liegt, erzeugt jetzt wieder ihre Tageshöch st leist ung, das sind nicht weniger als 40 000 Eisblocks, die aneinandergelegt eine Länge von 40 Kilometer ausmachen. Auch in den überaus zahlreichen „gefrorenen" Dielen herrscht Hochbetrieb. Nicht weniger als 30 000 Mark werden hier nach vorsichtiger Schätzung zur Zeit täglich umgesetzt.
Artlst stürzte in LowerMig
Dompteur rettete den Verunglückten
! k! i 8 e n b e r i c k t d e r 8 - ? r e 8 8 e j p. Stettin, 30. Juni. Im Zirkus Belli stürzte der Todessahrer Salwini bei einer Vorführung im Löwenkäsig aus sechs Meter Höhe ab und blieb bewußtlos liegen. Der j Löwe, durch die Nervosität des Publikums l unruhig geworden, war im Begriff, sich aus ! den am Boden liegenden Artisten zu stürzen. ! Ta gelang es dem Dompteur, das Tier zu ! beruhigen und L-alwini in Sicherheit zu ! bringen. Der Artist ist nicht schwer verletzt und hofft, bald wieder auftretcn zu können. ! --- «alwini gehört zu jenen Artisten, die man als „M e i st e r des Motorrades"
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Das tiesste Kino der Wett 860 Meter unter der Erde
In einem stillgelegten und zu einer Art Werkschau eingerichteten Hauptschacht der Kohlenzeche Oberhausen im Ruhrrevier befindet sich der. Welt tiefstes Kino. In der siebenten Sohle des Bergwerks, genau 600 Meter unter der Erdoberfläche befindet sich das Kino, wo den Besuchern der Anlagen Filme vom Leben des Bergmannes vorgesührt werden.
(Scherl Bilderdienst-M.)
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Der neue Auto-Union-Waqcn sür Reims
Bei dem Rennen um den Großen Preis von Frankreich am kommenden Sonntag bei Reims startet zum ersten Mal der neue Rennwagen der Auto-Union. Die neuen Formalbestimungen haben zu einer Verringerung der Zylinderzahl von 18 aus 12 geführt. Der Stromlinienwagen ist ebenso wie der ganz offene Normaltyp mit einem :!,Liter-12-Zylinder,V-Mo»or mit Kompressor ausgerüstet. «Scherl Bilderdienst-M.)
Nachlässigkeit verschuldete MM
Das Urteil im Holzheimer Eisenbahnprozeß
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bil. Düsseldorf, 30. Juni. Nach zehn Ver- handlungstagen wurde im großen Eisenbahnunglücksprozeß von Holzheim bas Urteil gefällt. Wegen fahrlässiger Transportgefährdung. fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung erhielten Reichsbahninspektor Molling zehn Monate und Rottenmeister Piel sechs Monate Gefängnis. Reichsbahnrat Bullemer und Reichsbahningenieur Reuter wurden auf Kosten der Staatskasse sreigesprochen. Den Ver» urteilten wird die Untersuchungshaft angerechnet.
Der Vorsitzende nahm nach der Urteilsverkündung zu den im Zusammenhang mit der Entgleisung aufgetretenen wilden Gerüchte Stellung. Das Gerücht von einem Attentat auf den Pilgerzug wäre anscheinend von irgendwelchen staatsseind- lichen Kreisen ausgestreut worden, die damit ein politisches Geschäft machen zu können glaubten. Trotz der haargenauen Untersuchungen habe sich aber nicht die allergeringste Spur für einen Sabotageakt ergeben. Auch der andere Verdacht, daß das rollende Material für den Pilgerzug sehr schlecht gewesen sei, entbehre, wie die Nachprüfung gezeigt habe, jeder Grundlage. DcÄ Unglück sei allein auf die schlechte Gleislage an der Unfallstelle zurückzuführen.
vesangenenschiss aus der Elbe
Italiener besichtigen neuen Strafvollzug
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rst. Magdeburg, 30. Juni. Exzellenz Novell i, der Chef des italienischen Strafvoll, zuges, und elf Direktoren italienischer Strafvollzugsanstalten trafen in Begleitung von Ministerialrat Schäfer vom Reichsjustizmini, sterium in Wittenberg ein, um auf einer Fahrt durch Mitteldeutschland die neuen Formen des Strafvollzuges kennen zu ler- neu. Ein Besuch des Gefangenen schif- ?es „Biber", das 150 Strafgefangene beherbergt. und des mit 600 Mann belegten Strafgefangenenlagers Dessau-Roßlau wurde von den italienischen Gästen mit besonderem Interesse wahrgenommen. Diese Art des Strafvollzuges, wie er an der Elbstrecke durchgeführt wird, ist für Deutschland neuartig und ein erfolgreicher Versuch, Strafgefangene auch mit Außen arbeiten zu beschäftigen.
Morbprozeß endete mit Freispruch
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vvb. Naumburg, 30. Juni. Nach mehrtägiger Verhandlung des Schwurgerichtes wurde der unter Mordverdacht stehende Angeklagte Büttner mangels ausreichender Beweise freigesprochen und sofort aus der Haft entlassen. Büttner war angeklagt, vor einigen Btonaten in Kaja den landwirtschaftlichen Arbeiter Mraz im Schlafe erwürgt und dann dessen erspartes Geld geraubt zu haben. Die im Verlaufe der Untersuchung zutage getretenen Belastungsmomente reichten jedoch zu einer Verurteilung nicht aus.
16 Me vom BW erschlagen
Unwetter über Ostpreußen
Königsberg, 30. Juni. Ueber Ostpreußen ist ein schweres Unwetter niedergegangen, das in der ganzen Provinz erhebliche Schäden verursacht hat. Durch den heftigen Wirbel st urm wurden starke Bäume geknickt oder entwurzelt. Fernsprech- leitungcn gestört und Dächer abgedeckt. Im Kreis Neidenburg wurden mehrere Arbeiter. die in einem großen Schuppen vor dem Unwetter Schutz gesucht hatten, erheblich verletzt, als durch den Wirbelwind das Dach und Teile der Mauer einstürzten. Auch auf den Feldern und in den Gärten wurde Schaden angerichtet. Von einem so schweren Unwetter ist Ostpreußen seit langem nicht heim^esucht worden.
Die orkanartigen Nordweststürme der letzten Tage haben den Wasserstand des Kuri- schen Haffs auf einen so hohen Stand gebracht, daß die angrenzenden Wiesen völlig überschwemmt sind. Man ver. sucht ietzt. das Heu mit Traastanaen nach