2°. Mai 18Z7

Ragolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Donnerstag, den 2V. Mai 1837

Seite 5

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S/eichss Recht für alle

Den schlichten Staatsbürger, der erstmals von den Zuständen erfährt, wie sie durch die Prozesse gegen katholische Geistliche enthüllt werden, darf schon ein gelindes Granen an- MNdeln. Ihm drängt sich unwillkürlich di« Frage auf: Sind das Verfallserscheinungen? Oder ist dergleichen früher auch schon da- qewesen? Und wenn es dagewesen ist worin ist es begründet, daß die Oeffentlich- W nichts davon erfahren hat? Sie hat doch ein berechtigtes Interesse daran, über derartiges handelt es sich ja hier aufgeklärt zu werden!

Wer Klarheit gewinnen will, muß vor allen Dingen fragen: Wo liegt die sachliche Voraussetzung für die krankhaften Erschei- nungen. die hier die Volksgemeinschaft und Volksgesundheit bedrohen? Sie liegt größten­teils in der Ehelosigkeit der katholischen Prie­ster und Ordensbrüder. Das ist ein Tat- bestand, den man in den Tagen der Zen­trumsherrschaft nicht hätte seststellen können, ohne von interessierter Seite sogleich des Angriffs auf die Religion beschul- digt'zu werden. Und weil die Zeit, wo das so war. doch erst ein Paar Jahre hinter uns liegt,'deshalb wird es nicht überflüssig sein, die weitere Feststellung hinzuzufügen: Ehe­losigkeit der Priester hat mit Religion im all­gemeinen und mit der christlichen Religon im besonderen nichts zu tun. Sie ist ur- fprünglich eine sektiererische Uebersteigerung. die in der Religion, wie sie Jesus Christus verkündet hat, weder gefordert wird, noch begründet ist. Und auch die christlichen Kir­chen sowohl des Abendlandes wie des Mor­genlandes haben jahrhundertelang bestanden, ohne sich die Forderung der Ehe­losigkeit für ihre Diener zu eigen zu machen. Ne Ehelosigkeit wurde erst im 11. Jahr­hundert von der römischen Kirche allen Geist­lichen zur Pflicht gemacht, um das geistliche Imperium in seinem Kampfe gegen das weltliche Imperium der deutschen Könige zu stärken. Urzelle des Staates, der seinen Zweck auf dieser Erde zu erfüllen hat. ist die Familie. Indem der Geistliche aus dem natürlichen Zusammenhang der Familie los­gelöst wurde, indem es ihm untersagt wurde, rine Familie zu bilden und zu haben, wurde ei vom weltlichen Staate losgelöst. Seine Familie sollte allein die Kirche sein und außerhalb der Kirche sollte er keinerlei Bin- bungen unterliegen.

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8s handelt sich hier um Tatsachen, nicht um Meinungen. Tatsache ist. daß das Aebot der Ehelosigkeit sich wider die menschl­iche Natur richtet. Wer diese Tatsache fest- iellt. fällt damit noch kein Urteil. Auch nicht, renn er weiter feststellt, daß die Ablegung Ls Gelübdes zur Ehelosigkeit in der Regel in einem Alter erfolgt, wo der Gelobende sich über die Schwere der Verpflichtung, die er ms sich nimmt, noch gar nicht klar sein kann. Und wenn es zu allen Zeiten Willensstärke Männer gegeben hat. und auch heute noch gibt, die ihre Natur auch dann noch zu bän­digen imstande waren, als ihnen die ganze Schwere der Verpflichtung klar wurde, so verdienen sie die größte Hochachtung auch derer, die im anderen Lager stehen. Doch immer hat die Gefahr bestanden, daß Natur, die gewaltsam unterdrückt wurde, in Un­natur umschlug. Das ausgehende Mittelalter war von unbegrenztem Mißtxauen gegen die Lebensführung der Geistlichen beseelt. Ter Führer der Bewegung der Geister, die wir die Reformation nennen. Martin Lntber war überzeugt davon, daß er das Beispiel persönlicher Verantwortlicher Rückkehr zur Natur geben müsse, wenn er seine Führer­ausgabe voll erfüllen wollte. Die gleichzeitige Bewegung der Renaissance konnte sich rn der Verspottung des Lebenswandels der Geist- l lichen nicht genug tun. Die Sittenlosigkeit l des 18. Jahrhunderts, die vom Thron der französischen Könige aus, von Ludwig XIV. Md Ludwig XV., ihre höhere Weihe emp­fing. hatte die ehelose Geistlichkeit in ihren wildesten Strudel gezogen. Und die roma­nische Literatur der Aufklärungszeit ist mit dem Klerus womöglich noch schonungsloser umgegangen als die Literatur der Renais­sance.

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Wix aber stand zu alldem die katholische mrche? Sie bcharrte aus dem mittelalter­lichen Standpunkt: daß der sittliche Lebens­wandel ihrer Geistlichen einzig und allein Mer eigenen, der kirchlichen Gerichtsbarkeit, unterstehe und die weltliche Obrigkeit nichts angehe. Mit dieser Auffassung ist die Kirche auch in das Zeitalter der Nationalstaaten Meingegangen, und das mußte früher oder Mter zum Zusammenstoß mit der Staats­gewalt da führen, wo diese sich stark genug Mte, dem vornehmsten Grundsatz staatlicher' Mchtshoheit ..Gleiches Recht für alle!" Gel­ang zn verschaffen. Das ist auf deutschem ^oden so lange nicht der Fall gewesen, als Apolitische Katholizismus eine Mcht war, deren Hilfe der Staat für seine owecke nicht glaubte entbehren zu können, volangs die Macht des Zentrums in Deutsch- aud ungebrochen war. mußte der Staat gegenüber solchen Ansprüchen der "W, die seinem eigenen Wesen an die ggAl griff, nur zu oft beide Augen zu- ^"d vollends als das Zentrum in Hochland auf der Höhe seiner Macht stand der Weimarer Republik, war es ganz ./gEar. daß eine schwache Staatsgewalt §uuber sittlichen Verfehlungen im Be- Me der Kirche die Rechtshoheit ohne Au­gen der Person geltend gemacht hätte.

Dies also ist das Neue: Wir haben einen Staat, der sich stark genug fühlt, dem GrundsatzGleiches Recht für alle" erstmals unbegrenzt Geltung zu verschaffen, und der sich von der Durchführung dieses Grundsatzes daher auch durch keinerlei Rücksichten auf Bedürfnisse des politischen Katholizismus ab­halten läßt, die für den Staat von gestern noch unüberüeigliche Schranken bedeutet haben. Die Ehelosigkeit der Priester ist für den Staat von heute eine innere An­gelegenheit der katholischen Kirche. :n die sich der Staat nicht ein­mischt. Wenn diese innere Angelegenheit der katholischen Kirche aber Folgeerschei­nungen zeigt, die für die Volksgesundheit seelisch wie körperlich bedrohlich werden, dann schützt der Staat kraft seiner Rechts­hoheit die Volksgesundheit, ohne zugunsten der Kirche eine Ausnahme zu machen. Einen Staat im Staate, der eine eigene Rechts­hoheit für sich und seine Gläubigen in An­spruch nimmt, kann der nationalsozialistische Staat nicht dulden. Wohlgemerkt: Er kann nicht, wofern er sich nicht selbst ausgeben will.

Das ist der Standpunkt, von dem aus ein Bürger des Tritten Reiches Stellung zu nehmen hat zur leider unabsehbaren Reihe der Prozesse, worin die Verstöße katholischer Geistlicher gegen das allgemeine Strafgesetz­buch geahndet werden. Der Staat, der nach dem Rechten sieht, wo kirchliche Vorgesetzte versagten oder nicht sehen wollten, erfüllt nur eine Pflicht gegenüber der Volksgemeinschaft. Unbegrenzte Machtfülle ist den Dienern der Kirche noch ni? und nirgends aut bekommen. Und wie die katholische Kirche innerlich dadurch ge- stärkt worden ist, daß die Reformation ihr die allzu bequeme Alleinherrschaft über die Seelen des Abendlandes nahm, so wird sie eines Tages vielleicht auch erkennen, wie sehr sie dem nationalsozialistischen Staate dafür zu Dank verpflichtet ist, daß er die Macht des politischen Katholizismus zerbrochen hat. Denn nur eine Kirche, die willig dem Staate überläßt, was des Staates ist, kann auch unter veränderten Zeitumständen ihre Lebenskraft beweisen.

Sechs RrOrecher mit gWiineo Schnüre»

Hinter den Kulissen der britischen Rcichskonserenz Die Männer, die das Weltreich regieren

In London haben am Dienstag die eigent­lichen Beratungen der britischen Neichs- konferenz begonnen. Zwei von australischer Seite ausgearbeitete Vorschläge stehen zu­nächst im Vordergrund: Einer aus Abschluß eines Freundschafts- und Nichtangriffsver­trages zwischen den pazifischen Staaten, der aus einer Konferenz in Tokio vorbereitet werden soll man bezweifelt aber, ob die Vereinigten Staaten mitmachen werden und einer auf Errichtung eines ständigen Sekretariats für die Außenpolitik des briti­schen Weltreiches in London, das die ein­heitliche Zielrichtung der Außenpolitik der Einzelglieder des Weltreiches in allen ge­meinsamen Fragen sicherstellen soll.

Dowmng-Streek

Die Straße besteht schon seit etwa 1680. Von ihren ursprünglichen Häusern bestehen nur mehr drei. Eines davon ist das Haus

Towning-Street Nr. 10. der Amtssitz des britischen Ministerpräsidenten. Es Hibt kei­nen Regierungssitz in Europa, der diesen an Schlichtheit überträfe. Es ist unbequem und als Büro überhaupt nicht geeignet. Macht und Reichtum des von ihm aus regierten Reiches verrät es in nichts. Aber es gäbe einen Aufruhr in ganz England, wenn es einem Ministerpräsidenten einfiele, dieses Haus mit einem modernen Bau zu ver­tauschen.

Mittelpunkt des Hauses ist das Sitzungs­zimmer. Bücherschränke decken die Wände, durch die hohen Fenster sieht man auf den St. James-Park. Der Raum ist beherrscht von einem Riesentisch, um den ein Lehnstuhl und zwanzig gewöhnliche Stühle stehen. Hier entschieden sich seit 200 Jahren alle Schick- sale des Weltreiches: Der Feldzug gegen Napoleon, die Kolonialpolitik, der Eintritt in den Weltkrieg.

Zur Weltausstellung in Paris

Ein Blick über das Ausstellungsgelände mit dem Eiselturm. Links der Deutsche Pavillon.

(Scherl Bilderdienst. Erich Zander, M.1

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Festliche Stunde in Stralsund

Der Rügendamm, die Verbindung der Insel Rügen mit Stralsund, dessen Bahn- und Auto­strecke schon seit längerer Zeit in Betrieb ist. wurde nach seiner endgültigen Vollendung durch Gauleiter Schwede-Eoburg feierlich eingcweiht. Am Abend fand unter Teilnahme der NSDAP, und ihrer Gliederungen sowie der ganzen Bevölkerung Stralsunds und zahlreicher Bewohner der Insel Rügen aus dem Alten Markt in Stralsund eine festliche Kundgebung statt.

(Weltbild, Erich Zander, M.)

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Sechs Fernsprecher

Von hier gingen früher Befehle in alle Teile des Weltreiches. Heute ist es anders. Die wichtigsten Kolonien sind unabhängige Staatsgebilde mit eigener Regierung und eigenen Parlamenten geworden und nur der Generalgouverneur Seiner Majestät des Königs von England repräsentiert die Ge­meinsamkeit. Die Ministerpräsidenten der Kolonien sind dem britischen Erstminister nicht mehr unterstellt, sondern ihm gleich­berechtigt. Dafür zeugen sechs Fernsprech­apparate an giftgrünen Schnüren, die auf dem Schreibtisch des britischen Erstministers, gegenwärtig Mister Baldwin Stanley, stehen. Wenn es sich um Fragen handelt, die das Weltreich angehen. dann ist Baldwin binnen drei Minuten mit seinen Kollegen von Kanada und Neuseeland, von Australien und Südafrika verbunden. Jedes andere Gespräch in die betreffende Hauptstadt ist dann unter- bunden. Denn was könnte wichtiger sein alS' eine Entscheidung, die das Weltreich selbst betrifft?

Sechs Genllemen im Cuk

Nun sind diese sechs Gesprächspartner Baldwins in London selbst anwesend. Un­mittelbar nach der Krönung Georgs VI. hat die britische Weltreichskonferenz begonnen und die interessantesten Männer auf ihr sind die Premiers aus den Dominien. Auf einem Bild vom Tage vor der Krönung wurden sie mit dem jungen König photographiert. Auf den Stufen der Treppe vor dem Bücking- hampalast lächelten sie. wie es sich für Staatsmänner unmittelbar an der Seite Seiner Majestät, der sein höchstes Fest feiert, geziemt. Sechs Staatsmänner im Cut lächelten...

Der Bergmann aus Neuseeland

Der erste auf dem Bild ist Mr. Savage. Erstminister von Neuseeland. Dem schmalen, zartknochigen Herrn mit dem weißen Gelehr- lenkopf steht es keiner an, daß er einst Berg­arbeiter war. Dieser Vergangenheit dürften es die Arbeitslosen seines Landes zu per- danken haben, daß er zu seinem Regierungs­antritt 100 000 Pfund Sterling (über 1,2 Millionen Mark) an sie verteilen ließ. Das Geld beschaffte er durch radikale Kür­zung der hohen Beamtengehälter. Ws er einmal von der Opposition im Parlament bedrängt wurde, rief er ihr in der Sitzung zu:Wenn Ihr nicht wollt, braucht Ihr es nur zu sagen, ich kann als Bergmann immer wieder mein Geld verdienen!" Das politische Klavier versteht Mr. Savage also ebensogut zu spielen, wie er seine Haue handhaben konnte.

Der ehrliche Joe"

Neben Mr. Savage lächelt Mr. Josef Aloy­sius Lyons, Erstminister der Common­wealth of Australier, ganz besonders freund­lich. Vielleicht, weil er die größten Sorgen hat. Was einmal der Balkan für Europa war, das ist heute der Pazifische Ozean für die Welt. Ursprünglich war er Schullehrer. Seine Heimatlandschast Neu-Südwales er> freut sich seiner besonderen Fürsorge. DaS trug ihm den Namenehrlicher Joe" ein. Augenblicklich führt er das Wort auf der Weltreichskonserenz.

Old England

Tann steht in der Reihe Mr. Stanley Baldwin, die Arme gekreuzt, breitschultrig. Noch ist er der Ministerpräsident Englands. In Kürze wird er von der politischen Bühne abtreten. Neville Chamberlain, der Schatz­kanzler. wird seinen Platz einnehmen. Dann kommt der König, im Cut wie seine Premier­minister. Vorkriegs- und Weltkriegsgene­ration Old Englands.

Keep smiling"

Der König unterhält sich soeben mit Mak- kenzie King. Er trägt keinen Spitznamen, aber eines kennzeichnet ihn: Es gibt Englän­der und Kanadier, die mit spleeniger Krampf- haftigkeit den Mann suchen, der Mackenzie King seit Oktober 1935 nicht lächeln ge­sehen hat. Dieseskeep smiling" hat chn populär gemacht. Schon einmal. 1921 bis 1930, war King Kanadas Ministerpräsident. Dann mußte er dem Anführer der kana­dischen Konservativen. Bennet. weichen. Im Oktober 1935 schlug er Bennet abermals. Seither lächelt er. Als er vor einiger Zeit den Präsidenten der Vereinigten Staaten Roosevelt besuchte, gab es allerlei Kombina­tionen. Wie weit sie richtig waren, wird man auf der Weltreichskonserenz erfahren.

Der Burengeneral

Der letzte auf dem Bilde war einmal Burengeneral. Erbittertster Feind Joe Cham- berlains, des Vaters des Weltreiches und Entfeßlers des Burenkrieges. Damals trug er noch einen schwarzen wallenden Vollbart statt des englischen Schnurrbärtchens und einen Patronengürtel statt der Uhrkette. Heute ist er einer der treuesten Berater des Königs.

Einer fehlt. Eamon de Balera, der Ministerpräsident des irischen Freistaates. Er beschäftigt sich gerade mit dem neuen Verfassungsentwurf, der keinen Generalgou­verneur des Königs mehr kennen will.

Aber die Weltreichskonferenz tagt ...

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