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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Mittwoch, den. März 1837

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smtsches Kunsthandwerk ln Lyon

Paris, 8. März.

<?n dem Raum der Lyoner Messe, in dem im l-üieil Jahr die Gedächtnis-Ausstellung für den in Lyon gebürtigen Physiker Ambert stattfand, wurde am Sonntagvormittag in Anwesenheit zahlreicher führender Persönlichkeiten der Stadt und des Departements die von der Deutsch- französischen Gesellschaft veranstaltete Schau deutschen Kunsthandwerks eröffnet. Aus­gehend von den Werken Rudolf Kochs und seines Kreises zeigt die Ausstellung in muster- gültiger Aufmachung Leistungen des deut- schen Handwerks in der Bearbeitung von Erde Fasern, Holz und Metallen. Sie findet in der Presse, im Rundfunk und bei den zahl- reichen Besuchern große Beachtung.

Schreckliche Samlllentragödle

Mord und Selbstmord nach der Ehescheidung Hamburg, 8. März

Eine furchtbare Familientragödie hat sich am Samstagabend im Stadttteil Rothen­baum abgespielt. Gegen 22 Uhr hörten Bor- übergehende in der Schlüterstraße gellende Hilferufe. Als sie zu Hilfe eilen wollten, kam ihnen eine Frau entgegen, hinter der eine Anzahl Schüsse abgegeben wurden, die aber nicht trafen. In der Wohnung, aus der die junge Frau geflüchtet war, hatte sich eine grauenvolle Tragödie zugetragen. Die junge Frau war in ihrer Wohnung von ihrem früheren Mann, von dem sie erst in den letzten Tagen rechtskräftig geschieden worden war, mit einem Revolver angefal­len worden. Eine Verwandte der Frau war von dem geschiedenen Mann erschos- sen worden. Ihr Vater, der zur Hilfe Me, wurde angeschossen und mußte einem Krankenhaus zugeführt werden. Als es der Frau gelang, durch das zu ebener Erde ge­legene Fenster zu entkommen und Hilfe her- beirief, richtete der Mörder die Waffe gegen sich selbst und tötete sich.

Stlnmbelter besetzen Schubladen

Eigenartiger Streik in Warschau

rp. Warschau, 8. März

Die von jüdischen Schuherzeugern und -Händlern ausgebeuteten Heimarbeiter im Schuhmachergewerbe von Warschau und Um. gebung haben zu einem verzweifelten Mittel gegriffen, um wenigstens eine einigermaßen menschenwürdige Entlohnung zu erzwingen: In der Stärke von rund 5000 Mann haben sie die Schuhläden der Hauptstadt besetzt und erklärt, sie nicht eher zu räumen, bis ihre Mindestforderungen erfüllt sind. Da die jüdi­schen Ausbeutungsmethoden den Heimarbei- :-rn gegenüber bekannt sind, begegnet der Streik in der polnischen Oeffentlichkeit gro­ßen Sympathien und selbst die Polizei hat erklärt, neutral zu bleiben, solange es nicht zu Unruhen kommt.

Man vergleiche damit die großzügige Äsung des Heimarbeiterproblems im natio­nalsozialistischen Staat, der den früher auch da und dort üblichen Ausbeutungsmethoden gewissenloser Unternehmer ein- für allemal einen Riegel vorgeschoben hat!

Erdbeben ln San Franzisko

Großer Schaden

an Wohn- und Geschäftshäusern

San Franzisko, 8. März . Tie Stadt San Franzisko wurde in den !sühen Morgenstunden des Montag von einem Erdbeben heimgesucht. Die Erd­stöße dauerten zwei bis drei Sekun­den. Sie richteten an den Wohnhäusern und M den Kaufläden großen Schaden an. In mehreren Stadtteilen wurden die Fenster­scheiben zertrümmert. Verletzte sind aber, soweit bekannt, nicht zu verzeichnen, da die «traßen zu dieser frühen Stunde noch bei­nahe menschenleer sind. Der Bevölkerung bemächtigte sich jedoch eine an P n n i k gren­zende Furcht, da sie sogleich wieder an die Erdbebenkatastrophe vom 18. April 1906 dachte, die an 30 000 Häuser in Trümmer Me. Wie die Polizei mitteilte, waren die heutigen Erdstöße die schwersten seit dem damaligen großen Beben. Kurz nach den Er­schütterungen war der Kraftwagenverkehr aus der Brücke, die San Franzisko mit Oak- mnd verbindet, sehr lebhaft, da viele aus der «tadt flüchteten.

Wenn eine alte Stadt ihre Böden entrümpelt...

Konstanz rettete 6000 alte Pergamente

Bei einer Entrümpelung städtischer Ge- "aude, die dieser Tage in Konstanz durchgeführt wurde, kam eine überraschende bulle wertvoller Kulturdokumente aus mit­telalterlicher Zeit zum Vorschein. Neben ^"Schriften aus allen Gebieten der Wis­senschaft entdeckte man etwa 6000 Perga­mente, darunter eine astronomische Schrift es Reichenauer Benediktinermönches Heri-

(Hermanns Contractus), Bruchstücke erChronica de duabus civitatibus" (Welt- V.omk bis 1146) und des lebensrechtlichen mm r ^Schwabenspiegels". Auch srüh- m ^lästerliche Notenschriften kamen zum Vorschein.

Höchste Zeit, die Nist-

kästen aufzuhängen!

Sn vier Tagen durch die Sahara

Probemobilisierung von Senegalnegern --gl. Paris, 8. März

Der französische Generalstab übt gegen­wärtigProbemobilisierung" durch die Wüste Sahara. So wurden vor einiger Zeit 100 Senegalschützen aus Lastkraftwagen durch die Sahara innerhalb von vier Tagen an die algerische Küste und nach Frankreich ge­bracht. Die Schützen haben den von Flug­zeugen begleiteten Transport gut überstan­den. Der Generalstab studiert nun die Frage, ob nach dem Bau der Afrika-Bahn größere Truppenmengen aus dem Senegal innerhalb von acht Tagen nach Frankreich befördert werden können. Die größte Sorge macht die Betriebsstoffbeschaffung, doch hofft man, diese durch den Anbau von Erdnüssen sicher- stellen zu können.

Nie Welt ia wenigen Zeilen

Rundfunk wirbt

für das 12. Deutsche Sängerbundesfest

Aehnlich wie für die Olympischen Spiel« in Berlin wird der Rundfunk auch für das am 28. Juli beginnende 12. Deutsche Sängerbundes­fest in Breslau durch ein besonderes Pausen­zeichen werben. Fünf namhafte deutsche Kompo- nisten haben bereits entsprechende Vorschläge ein­gereicht.' Alle fünf benützten dabei das Motiv des SängerbundesliedesGrüß Gott mit Hellem Klang". DaS neue Pausenzeichen soll alle Sendun­gen des Sängerbundessestes einleiten.

Anklam ehrt seinen berühmten Sohn

Dem Vorkämpfer des deutschen Flugwesens, Otto Lilienthal, zu Ehren hat seine Vaterstadt Anklam ihr Gymnasium jetzt mit Genehmigung des ReichserziehungsministersLilienthal- Gymnasium genannt. Lilienthal wurde am 23. Mai 1848 in Anklam geboren.

Ein Pfund Marmelade 32 Pfennig

Während der Obsternte sind die meisten Hausfrauen redlich bemüht, alle erreichbaren Früchte und Beeren nicht nur sogleich zu ver­werten. sondern sie auch haltbar zu machen, daß sie im Winter über einen schönen Vorrat verfügen können. Nun ist es aus Raumgrün­den oder aus Mangel an Zeit und Geld sehr vielen Frauen nicht möglich, sich einen sol­chen eisernen Bestand herzustellen. Fleißige Hände haben vorgesorgt, um aus dem reichen Erntesegen des Jahres eine gute Preiswerte Volksmarmelade, die wir unter der Bezeich­nung Viersrucht- oder Gemischtmarmelade kennen, herzustellen. Wir wollen einmal den Herstellungsgana dieser verbilligten Marme­lade, die wir zu 32 Rpfg. je Pfund in den einschlägigen Geschäften erhalten können, verfolgen. Es ist erstaunlich, wie viele Frauen und Männer in einer Marmeladefabrik be­schäftigt werden und wie jeder einzelne mit dem ihm zufallenden Arbeitsgang vertraut ist. Wir sehen, wie Aepfel, Birnen oder Dörr­pflaumen in ein Gefäß geschüttet werden, damit sie richtig gesäubert sind, bevor sie zer­kleinert werden. Das entstandene Mark wird den vorbereiteten Fässern zugeführt, in denen es durch Hinzufügung einer Säure für län­gere Zeit haltbar gemacht wird. In den Kel­lern einer Marmeladefabrik türmen sich die Fässer der verschiedenen Arbeiten von Frucht­mark übereinander, die darauf warten, in der richtigen Mischung zur Vierfruchtmarme­lade eingekocht zu werden. In riesigen Kes­seln wird die Masse richtig durchgekocht und dann in bereitgestellte Eimer gegossen.

Ueberall blitzende Sauberkeit. Man kann sich überzeugen, daß zur Herstel­lung der Marmelade nur erstklassige Früchte verwandt werden ohne irgendwelchen Zusatz oder Streckmittel. Lediglich Obst und Zucker sind sowohl in den gemischten wie in den Vierfruchtmarmeladen enthalten. Fast die

lvimdemflege im Obstbau!

Jetzt erfolgt das Auslichten der Obstbaum­kronen, eine Arbeit, die bei sachgemäßer Aus-

K

Zeichnung: Archiv Lanbesbauernscha st Württemberg

sührung bedeutende Vorteile zeitigt. Es trägt wesentlich dazu bei, daß die Ob st bäume öfter fruchten, vollkommenere Früchte bringen und weniger unter Krankheiten und schädlichen Insekten zu leiden haben. Mit dem Auslichten ist eine mehr oder weniger starke Verwundung verbunden. Sie bedeutet eine Schwächung des Baumes, denn zur Verhei­lung sind Pslanzenbaustofse erforderlich. D a - her ist es Pflicht des Obstbauers, die Verheilung der Wunden zu unter­stützen. Alle Sügewunden sind glatt zu schneiden und zu bestreichen. Bei Versuchen hat sich gezeigt, daß hiezu Baumwachs am ge­eignetsten ist. Es ist dick genug auszutragen, damit es die Wunde längere Zeit sicher ab­schließt. Solange die Wunde nicht vollständig überwallt ist, muß sie mit Baumwachs bedeckt sein; daher ist sie jährlich daraufhin nachzu­sehen. Teerbaumwachs und Teer sind billiger als Baumwachs, kommen für diesen Zweck aber erst in zweiter Linie in Frage. Welche Folgen das Nichtbehandeln der Wunden hat, zeigt die beigefügte Abbildung. Astlöcher sind ein Zeichen für Wundvernachlässigung. Sie haben ein vorzeitiges Ab st erben der Bäume zur Folge. Daher sollte jeder, der Obstbäume auslichtet, die Säge­wunden glattschneiden und mit Baumwachs bestreichen, bevor er den Baum verläßt.

Hälfte des Obstes besteht aus Edelobst wie Trauben, Johannisbeeren, Erdbeeren, Him­beeren usw. Die Herstellung der Marme­laden wird durch Beauftragte des Reichs­nährstandes, auf besten Veranlassung die Verbilligungsaktion der Volksmarmelade durchgeführt wird, überprüft. So ist es kein Wunder, daß die Marmelade zu 32 Rpf. für 500 Gramm ganz besonders gut schmeckt und gesundheitlich äußerst bekömmlich ist. Das beste Zeugnis hierfür bedeutet der gesteigerte Absatz im Jahre 1935, in dem ein Umsatz von über 2 Millionen Zentner verbilligte Marmelade erzielt werden konnte.

Zahlen, -le Bünde reden

Es ist Pflicht und Aufgabe jedes einzelnen Deutschen in Stadt und Land zu Helsen. Jeder Deutsche, der Anstand und Charakter hat, schließt sich der Kolonne der Helfenden an.

Adolf Hitler.

Tausende von ehrenamtlichen Helfern und Mitarbeitern stehen in der Arbeit der NSV. Diese großen Aufgaben können ohne die Mit­helfer aller Volksgenossen nickst, geleistet wer­den. Im Gau Württemberg-Hohenzollern haben sich rund 14 000 Partei- und Volks­genossen zur Mitarbeit zur Verfügung ge- stellt. Sie arbeiten in über 1000 Ortsgruppen Abend für Abend und in ihrer Freizeit im Dienst des großen Hilfswerkes der Nation. 277 000 Volksgenossen erhielten und erhalten durch sie leibliche und seelische Betreuung.

Nach einer uns vorliegenden Aufstellung wurden über 50 000 Unterstützungsanträge bearbeitet und von 1243 Hilfsstellen im gan­zen Gau Rat gegeben. In über 6000 Fällen wurden die Haushalthilfen eingesetzt, 46 NS.- Schwcstern-Stationen, neben 122 Erntekinder, gärten stehen 127 Tauerkindergärten, die von staatlich geprüften Kindergärtnerinnen geleitet werden. Durch das Erholungshilss- werk wurden in den letzten Jahren 42 000 Kinder und 14 000 Mütter in Erholung ge­schickt. Dabei sind nicht genannt die Leistun­gen im Rahmen der Hitlersreiplatzspende. des

Donnerstag, 11. März

6.00 CS-ral

Zeitangabe, Wetterbericht 6.05 Gvmuastik

6.80 Frübkouzert 7.007.10 Frübnachrichten 8.00 Wasserstandsuieldungen 8.05 Wetterbericht, Bauerusuuk

8.10 Gvmuastik II

8.80 Obuc Sorge« ieber Marge«

0.30Ei« «»erwarteter Gast kommt zum Esse«"

0.45 Sendepause 10.00 Volksliedsinge»

10.30 Sendepause

11.30Für dich. Banerl"

12.00 Mittagskouzert

13.00 Zeit, Wetter, Nachrichten 13.15 Mittagskouzert 14.00Allerlei von Zwei bis Drei"

18.00 Seudepause 16.00 M«sik am Nachmittag 17.00Glückwunsch a« Kinder­reiche"

17.10Mut zum Altern"

17.30Heiter und buut zur Abeubstuud'"

19.00Der Mond ist aus- gegangeu"

19.40 Besuch aus Kanada 20.00 Nachrichtendienst

20.10 Uuterhaltuugskonzert 21.00 Deutsche Wcltschau

Die soziale Freibeit der Natiou"

21.18Von Dämmeruug ,u Dämmerung"

22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter- und Sportbericht S2L0 Uutcrbaltuugskonzert 24,002.00 AUsrauzSsische Musik

Freitag, 12. März 6.00 Cboral

Zeitangabe, Wetterbericht 6.08 Gymnastik

6.30 Frübkonzert 7.007.10 Frübnachrichten 8.00 Wasserstandsmeldungen 8.05 Wetterbericht. Baucrufunk 8.10 Gvmuastik H

8.30Froher Klaus zur Arbeitspause"

9.30Zwei Eiutopsgerichte zur Auswahl zu« Eiu- topfsoun.ag"

9.40 Sendepause 10.00Sie brauche« uns"

10.30 Seudepause

11.30Für dich. Bauer!"

12.00 Mittagskouzert

13.00 Zeit, Wetter, Nachrichten 13.15 Mittagskouzert 14.00Buntes Allerlei"

14.30Das wunderbare Zweig- leiu"

15.00 Sendepause

18.00 Musik am Nachmittag

17.00 ..Fugendträume"

17.30Der Dichter, das Mäd­chen und die Eiscnbahu"

18.00 Musik aus Dresden 10.00 4. Offenes Liedersingc» 1937

19.30Der Pich-lsteiuer"

19.48Erzeuguuasschlacht"

20.00 Nachrichtendienst 20.10 Tanz- und

Unterhaltungsmusik 21.00 Grabbe-Zyklus. 4. Abend Napoleon"

22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter- und Sportbericht 22.20 Deutsche Amateurbor­meisterschafte« i« Breme« 22.40 Nachtmusik 24.002.00 Zeitgenössisch»

Musik

Samstag, 13. März

6.00 Choral

Zeitangabe, Wetterbericht 6 .0S Gymnastik

6.30 Frühkouzcrt 7.007.10 Frübnachrichten 8.00 Wasserstandsuieldungen 8 .0S Wetterbericht, Bauernsuuk 8.10 Gymnastik II

8.30 Musik am Morgen 9.80 Sendepause

10.00 Bismarcks Entlassung

10.30 Sendepause

11.30Für dich, Bauer!"

12.00 Mittagskouzert

18.00 Zeit, Wetter, Nachrichten 13.18 Mittagskouzert 14.00Allerlei von Zwei bis Drei"

15.00 Hier ist die schassende Fügend der Südwestmark! Hörberichte von den Arbeitsstätten unserer Jungarbeiter

15.30 .Mas gibt's iu eurer Stadt zu setz'«?"

Wir hören etwas Füb- rerdienst des VDM.

15.50 Rus der Fügend!

Paroleausgabe der HI. für die 12. Woche 16.00Iraker Fuuk sür alt

18.00Tou^ernht der Woche"

18.30Fröhlich Pfalz, Gott crhalt's"

19.00Unsere Höreriune« wünschte» sich..."

20.00 Nachrichten 20.10Die 8000 Entfesselten" 110 Minuten kunter­buntes Bolkskabarett 22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter- und Sportbericht 22.80 Tanzmusik ,«m späten Abend

24.002.00 Schallplattenkonzert

Tuberkulosehilfswerks, des Hilfswerks Mut- ter und Kind und des WHW.

Die Leistungen der NSV., zu denen jetzt noch die Durchführung des Ernährungs­hilfswerkes kommt, werden durch die Beiträge der Mitglieder aufgebracht. 220 000 Mitglieder waren es bis jetzt in Württem- berg und 277 000 Betreute. Darum geht an jeden der Aufruf mitzuhelfeni

Schul eit «stk« ZrWiiqMtt!

Der württ. Landesbeauftragte sür Natur­schutz, Professor Dr. Schwenket, schreibt uns: Wenn der Winter zur Neige geht und draußen in Wald und Feld die ersten Früh- lingSboten der Pflanzenwelt erwachen, zieht es den Städter, die Jungen und die Alten, die Männer und die Frauen hinaus in die Natur. In irgendeinem heimlichen Winkel einer Albschlucht sticht schon im März daS große Schneeglöckchen, der Märzbecher, durch die Laubdecke des Waldbodens. Biele Standorte sind ja heute noch sehr reich, so daß Tausende der Glocken den sonst noch toten Boden bedecken; andere Plätze sind ver­armt. weil die Blüten regelmäßig und rück- sichtslos gepflückt wurden, nicht wenige aber sind völlig vernichtet, weit die Zwiebeln aus­gegraben und in die Gärten versetzt oder gar wie es vorkam sackweis von sog. Gärt- nereibetrieben geraubt wurden. Nach der Naturschutzverordnung vom 18. März 1936 ist zwar dem Einzelnen das Pflücken eines Sträußchens nicht verboten, aber wer dies tut, nimmt dem nächsten Wanderer die Blu­men weg, der sich auch an ihnen treuen möchte. Verboten ist aber nach 8 5 der Verordnung das Ausgraben derZwiebeln und nach89 das Sammeln des Schneeglöckchens für den Handel oder sür ge w erb- liche Zwecke.

Was für den Märzbecher gesagt wurde, gilt wörtlich für den Blaustern, die Szilla, die früher in Waschkörben aus dem Hofener Wäldchen (Oeffinger Rain) nach Stuttgart hereinkam und im Straßen­handel verkauft wurde. Die Schlnsselblumen- arten und die kleinen blauen Hyazin­then (Muscari) oder Baurebüble, deren Farben sich nebeneinander so steigern, dür­fen nur nicht ausgegraben, aber sür den Handel und für gewerbliche Zwecke gesam­melt und auch verkauft werden. Leider steht man an Sonntagen auch heute noch, daß ganze Sträuße von Seidelbast aus dem Wald nach Hause geschleppt werden. Nach 8 4 der Naturschutzverordnung ist nur der Seidelbast das ganze Jahr über vollkommen geschützt. Dasselbe gilt für die Küchenschelle, Kuhglocke oder Hairschlaufe, die demnächst ihre Blüten öffnet. Sie wächst auf freier un- gedüngtex Heide, ist ein Steppenkind des Mittelmeeres unad Südrußlands und flieht alle Kultur. Dazu kommt, daß sie als Heil­pflanze für allerlei Zwecke oft in Masten ge- sammelt wurde und noch wird.

Besondere Schmerzenskinder des Natur- schutzes sind die frühblühenden Kätzchenblüt- ler, besonders die Palmkätzchen (männ­liche Blüten der Salweide und anderer Wei­den), aber auch die Kätzchen der Zitterpappel oder Aspe, des Haselstranchs, der Erle und der Birke. Die kätzchentragenden Zweige fal­len unter die Bestimmungen über Schmuck- reisig (88 10 und 11 der Naturschutz-Ver- ordnung). Dem Einzelnen ist es zwar nicht verboten, sich einen bescheidenen Handstrauß (kein Bündel!) von Schmuckreisig mit- zunehmen, aber er muß sich klar darüber sein, daß die Kätzchenblütler als erste Bie - nen Nahrung besonders wertvoll, als erster Schmuck der Natur besonders Herz- erquickend sind, und daß jede Entnahme von Zweigen an Hecken und im Wald sozusagen