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Leite 7 Nr. 233

Nftftoldcr TaftblattDer Gesellschafter"

Freitag, den 17. Dezember 1337

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wir aber gleich auf den 2. Teil des Z 2 Hinwei­sen. der vorschreibt, daß unbespannte Fuhrwerke bei Dunkelheit oder starkem Nebel überhaupt nicht auf der Straße belassen werden dürfen. Kann ausnahmsweise ihre Entfernung aus zwin­genden Gründe» nicht erfolge», so muß die Deich­sel abgenommen oder hochgeschlagen werden und außerdem muß die seitliche Begrenzung des Fuhr­werks durch ausreichende Lichtquellen erkennbar gemacht werden. Darüber hinaus ist hinten am Fuhrwerk zwischen Fahrzeugmitte und der linken Außenkante eine Laterne mit rotem Licht nicht höher als 125 Zentimeter über dem Erdboden anznbringen. Sämtliche Lichtquellen dürfen an­dere Verkehrsteilnehmer nicht blenden.

Ags MHeneM gMrt drr SA

Die lohte diesjährige R e i ch s st r a ß e n - s a m m l u n g iür das Winterhilfswerk des deutschen Volkes wird wie alljährlich von der Hitlerjugend durchgeführt. Hübsche Mär- chenjiguren, die sich wiederum als schöner Christbaumschmuck eignen und sich bestimmt wieder die Freude aller erringen werden, tauschen die Hitlerjungen. Pimpfe und BDM.-Mädel gegen eine Spende fürs WHW. ein.

Großer Erfolg der deutschen chemischen Industrie

Unbeachtet von der Öffentlichkeit ist in den letzten Wochen eine Seife im Handel erschienen. Die Toiletteseife sowohl wie die Kernseife kommt in der Qualität der guten natürlichen Seife voll­kommen gleich, sie ist auch im Geruch und Aus­sehen von ihr nicht zu unterscheiden; ihr Aus­gangsstoff aber ist die Kohle. Mit dieser Erfin­dung der deutschen Chemie ist Deutschland wie- der einen wichtigen Schritt weiter auf seinem Wege zur Unabhängigmachung von fremden Rohstoffen. Es ist im Lause der letzten Jahre immer wieder darauf hingewiesen worden, daß in unserer Versorgung eine Lücke, die sogenannte Fettlücke", klafft. Wir bedürfen jährlich der Ein­fuhr von etwa 1 Mill. Tonnen Oelen und Fet­ten, die einen Wert von 300 bis 350 Mill. RM- darstellen. Diese Oele und Fette nehmen wir herein teils in der Form von Butter, Schmalz, Leinöl, Glyzerin, teils in der Form von Wal- tran, Sojabohnen, Sonnenblumensamen, Kopra. Wir versuchen auf die verschiedenste Weise diesen Einfuhrbedarf zu vermindern, sei es dadurch, daß wir selbst Walfangflotten ausrüsten oder daß wir Oel zurückgewinnen oder bisher unausge- nutzte Oelquellen, wie Trauben oder Tomaten­kerne, zur Oelgewinnung heranziehen. Alle diese Bemühungen haben auch ihren Nutzen, aber sie find doch immer nur bescheidene Bausteine für die Ausfüllung der Fettlücke. Unser großes Ziel bleibt darum, die Kohle für die Schließung der Fettlücke zu gewinnen, denn an Kohle gebricht eS uns auf Jahrhunderte hinaus nicht.

, MrlMgünttigungen der Reichsbahn

I Ueber die Zeit des Weihnachts- und Neujahrs-

j Verkehrs gibt die Reichsbahn auch Heuer wieder

! Festtagsrückfahrkarten mit 33V» Prozent Ermäßi- PNg nach allen Verbindungen aus. Sie gelten >sm 22. Dezember 1937 0 Uhr an bis 3. Januar 1838 um 24 Uhr, wobei die Rückfahrt am 3. Ja­nuar um 24 Uhr beendet sein muß. Während der Geltungsdauer kann sowohl die Hinfahrt als auch die Rückfahrt an beliebigen Tagen ausge- führt werden; die Karten gelten also auch zu ein­tägigen Reisen. Den Reisenden, die Festtagsrück- fahrkarten für Verbindungen wünschen, für die keine fertiggedruckten Karten vorrätig sind, wird empfohlen, die Karten zwei Tage vor Reiseantritt zu bestellen. Die Fahrpreisermäßigung für kinder­reiche Familien wird auch bei den Festtagsrück­fahrkarten gewährt. Die Geltungsdauer der Ar­

beiterrückfahrkarten, die sonst zehn Tage beträgt, 1 wird über Weihnachten in der Weise verlängert, j daß Karten, mit denen die Hinfahrt in der Zeit : vom 22. bis 25. Dezember angetreten wird, bis ! 3. Januar 1938 gelten. Sowohl die Festtagsrück- j fahrkarten als die Arbeiterrückfahrkarten werden ! schon seit 13. Dezember verkauft. Eil. und Schnell­züge können mit ihnen gegen Zahlung des tarif­mäßigen Zuschlags auch über Weihnachten und Neujahr benutzt werden. Ans den Bahnhöfen wer­den die Fahrbegünstigungen durch Anshänge be­kanntgegeben werden.

Ablieferung vsn ^eMetreide

Bis spätestens 28. Februar 1988

Der Reichsminister für Ernährung und Land- Wirtschaft hat angeordnet, daß das im lausenden Getreidewirtschaftsjahr abzuliefernde Brotgetreide

> wie im vergangenen Jahr spätestens bis zum

> 28. Februar 1938 restlos abgeliefert werden muß , Die Dienststellen des Reichsnährstandes werden l darauf hinwirken, daß die Landwirtschaft, soweit

> es betriebswirtschaftlich möglich ist. auch schon v o r diesem Zeitpunkt ihre Ablieferungs­pflicht in möglichst großem Umfange erfüllt, um so zu verhindern daß unmittelbar vor dem fest­gesetzten Schlußtermin ein übermsdiges Angebot-, von Brotgetreide ans den Markt kommt.

klaeliriclitsii

88"/» der Marmelade-Erzeugung verbilligt

Die neue vierte Reichsvecbilligungsaktion für Marmelade bringt wieder eine bedeutsame Erwei­terung gegenüber dem Vorjahr. Während die erste Aktion dieser Art nur 500 000 Zentner Mar­melade, die zweite schon 1,5 Millionen und die letzte 1,9 Millionen Zentner Marmelade umfaßte, werden im neuen Wirtschaftsjahr einschließlich des Apsel-Nachpreß-Gelees, des Pflaumenmuses und des Rübenkrautes 3,2 Millionen Zent­ner reichsverbilligte Brotaufstrichmittel aus den Markt gebracht. Damit werden in diesem Jahr 80 v. H. der gesamten deutschen Marmelade-Er­zeugung durch Reichsmittel verbilligt.

Genehmigte Lotterien

Der Württ. Innenminister hat eine gemein­same Pferdemarktlotterie 1938 mit zwei Reihen genehmigt. Die erste Reihe enthält 48 000 Lose zu je 50 Pfg, Mit dem Losvertrieb wird

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am 9. Januar 1938 begonnen. Die Ziehung fin­det am 9. April 1938 statt. Die zweite Reihe ent­hält 72 000 Losbriese zu je 50 Pfg. Die Vertriebs­zeit läuft vom 11, April bis 11. Juli 1938.

Wandcrgewerbesteuer neu geregelt

Die Besteuerung des Wandergewerbes ist durch das jetzt >m Reichsgesehblatt verkündete Wander­gewerbesteuergesetz vvm 10. Dezember 1937 neu geregelt worden. Die neue Wandergewerbesteuer ist eine Reichs st euer. Das Gesetz gilt erst­malig für die Wandergewerbesteuer 1938. Der Wandergcwerbesteuer unterliegen alle Gewerbe­treibenden, die zur Ausübung ihres Gewerbes eines Wandergewerbescheines bedürfen. Außerdem sind noch wandergewerbesteuerpflichtig Händler, die außerhalb ihres Wohnsitzes im Umherziehen mit land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnisjen handeln, auch wenn sie einen Wandergewerbe- schein nicht brauchen. Die Steuer wird von den Finanzämtern erhoben.

Was es nicht ai/es gidt i

Er meinte es Verdächtig war es ja schon zu gut manchmal, woher der Steuer­

eintreiber das viele Geld nahm, um die Steuerschulden der armen Leute seiner Gemeinde bei Aalberg in Jütland selber abzudecken und den armen Häuslern, die vor der Pfändung standen, immer wieder eine kleinere oder größere Summe vorzustrecken. Der Mann mußte ein kleines Vermögen haben, schlossen die Bürger, und sie verehrten ihn, weil er einen so uneigennützigen Gebrauch davon machte. Ter Steuercintreiber leitete außer­dem, ebenfalls ehrenamtlich wie das Stener- eintreiben, eine Elektrizitätsgenossenschaft. Kürzlich nun starb der Mann, aber nach seinem Tode stellte sich alles ganz anders dar als zu seinen Lebzeiten. Es gab viele lange Gesichter in der Gemeinde, denn es fehlten an rückständigen Steuern nicht weni­ger als 1200 Kronen und die Mitglieder der Elektrogenossenschaft sahen sich um volle 20 000 Kronen geschädigt. Eine Unterschla­gung kam nicht in Frage, denn der Steuer- eintreiber hatte ja kein Geld für sich der- wandt. Vielmehr mußte ihm sein gutes Herz die Hände geführt haben. Aus der Hinter­lassenschaft des Toten, die versteigert wurde, ließ sich ein kleiner Teil der Schulden decken. Aber wirklich nur ein geringer Hundertsatz, sowohl die Gemeinde als auch die Mitglieder der Genostenschaft mußten große Verluste buchen. Als dieser Tage die Hauptversamm­lung der Genossenschaft tagte, als man hin und her überlegte, wie der Schaden wieder gntzumachen sei, da trat ein fremder Mann in den Raum, bat, an den Verhandlungen teilnehmen zu dürfen, und legte dann wort­los die fehlenden 20 000 Kronen auf den Tisch. Darauf zahlte er auch das fehlende Geld an die Steuerkaste. Es stellte sich schließ­lich heraus, daß dies der Bruder des Ver­storbenen war, der im Auslande reich ge­worden war und nun bestenVerfehlungen" wieder gutmachte.

Wenn der Freier In England ist alles allzu sicher ist gefragt, was die alten adligen Familien angeht. Spinnt sich zwischen einem jungen Lord und einer Lady etwas an, ist irgendwo in einer Grafenfamilie Zuwachs zu erwarten, liegt ein alter Peer krank darnieder schon lesen es die neugierigen Zeitungsbezieher aus der

ersten Seite ihres Blattes. So vrachle auq ein Reporter gleich einen Leitartikel an, als er in einem Londoner Standesamt das Aufgebot des Brigadegenerals Cecil Wray. des früheren Stallmeisters des Herzogs von Connought, fand. Wie man lesen konnte, be- absichtigte er, die 37jährige Miß Dorothy Brhant zu ehelichen. Der Zeitungsartikel wurde üb^all gelesen und am nächsten Tag erschienen die Freunde und Verwandten von Miß Brhant. um ihr zur bevorstehenden Hochzeit zu gratulieren. Miß Brhant war höchlichst erstaunt. Sie wußte von der ganzen Sache gar nichts. Diesmal handelte es sich jedoch nicht um eine Zeitungsente, diesmal war der Freiersmann schuld gewesen. Gene­ral Wrah erklärte zu der Sache, er liebe Miß Brhant und habe gehofft, in den drei Wochen, in denen das Aufgebot auf dem Standesamt hing, die Sache mit ihr ins reine zu bringen. Miß Brhant jedoch schätzte zwar den alten General als Freund ihres Vaters und als väterlichen Berater, aber zu heiraten gedenke sie ihn nicht, und so kamen die Londoner um eine Sensation, wenn nicht diese kleine pikante Geschichte schon ein Sensatiönchen an sich bedeutet.

Elektrisches Mister Robert Garden aus Zähneputzen Neu York hat soeben in der amerikanischen Oefsentlichkeit seinevollelektrische Zahnbürste" vorgefübrt. Dieser Apparat ist in bequemer Höhe an oer Wand angebracht. Man braucht sich nur da­vor zu stellen, aus einen Knopf zu drücken und im nächsten Augenblick fährt ein kleiner eifriger Besen ins Gehege der Zähne. Dreht und wendet sich, putzt Ober- und Unterkiefer von vorn und von hinten, man braucht nur den Mund aufzuhalten. Zum Schluß wird einem ein Schuß wohlriechenden Masters in den Nachen gespritzt bitte ausspülen! und dann darf man den also gesäuberten Mund wieder schließen. Wer einige Tage lang geübt hat und das Staunen vor diesem elektrischen Wunder verlernt hat, der darf sich dabei, wie der Erfinder selbst bewiesen hat, gleichzeitig rasieren oder die Haare kämmen...

Hrum»

Die Aufgabe

Mümchen hatte die Hausaufgabe, zehn Wör­ter mit ei zu schreiben. Als ich mir ihre Schul- tasel ansah. stand darauf:

Ein Ei, zwei Eier, drei Eier, vier Eier, fünf Eier, sechs Eier, sieben Eier, acht Eier, neun Eier, zehn Eier".

Erich ist so verliebt in mich, daß er gestern behauptete, er könne mich vor lauter Liebe auf­essen".

So, so mir sagte er dieser Tage mal, sein Lieblingsgericht wäre Gänsebraten".

Döskop erwartet Paula. Kurz zuvor hat er j einige dringende Besorgungen zu machen und j liebt daher einen Zettel an die Wohnungstür: ,Liebe Paula! Ich muß etwas besorgen. Ich habe die Korridorschlüssel so vesteckt, daß sie keiner finden kann: sie liegen unter der Decke ' vor der Tür".

Der Wartesaal hier ist noch nicht geheizt! Mich friert richtig!"

Setz' dich doch da drüben hin an die Wand! Dort hängt noch ein Sommerfahrplan!

Qvpxrißkt dx Karl Köhler L To.. Berlin-Zehlendorf.

7j (Nachdruck verboten.)

-KänM öei/

Frau Pfarrer kam mit einer kräftigen Magd, die eine Schüs­sel voll der gerühmten Himbeeren trug, vom Hause her. Sie sah die verschlungenen Hände und freute sich. Daß der Junge, der Wolf, trotz seiner dummen Streiche noch etwas taugte, hatte sie zwar schon gewußt, als ihr Bernhard ihn zu ihr gebracht, daß aber das alte innige Verhältnis, das während Wolfs Knaben­jahren zwischen ihnen geherrscht, wieder hergestellt war, freute sie doppelt für den Jungen und für den Alten. Wußte sie doch, mit welcher Liebe ihr Mann an dem aufgeweckten Knaben gehangen, And wie weh es ihm getan, wie der junge Mann sich dann mehr und mehr von ihm gelöst hatte.

Mit frohen Augen nahm die Frau Pfarrer dem Mädchen die Himbeeren ab und füllte selbst.ihrem Gast den Teller.

So, Jungchen, nun. Wie gesagt, diese Sorte habt ihr in Osterrade nicht. Oder bekommst du sie dort schon zu viel und zu oft?"

iIn den letzten Tagen gab's gar keine, Tante Iulchen! Marie

verbraucht alle zu Saft oder Marmelade, was weiß ich jeden- i falls macht sie ein."

>Ja, die Marie", sagte Frau Pfarrer etwas gedehnt. .Sie ist eine vorzügliche Hausfrau, sie hat den großen Haushalt und die vielen Leute am Schnürchen, man traut es solch junger Frau gar nichl zu. Aber manchmal deucht sie mir gar zu vorzüglich, ich entbehre das Zarte, Weibliche, Liebenswürdige, das deine Mutter hatte. Nun, sie mag auch so in ihrer Art besser in ihre Aufgabe passen. Eine tüchtige Frau ist sie!"

Und eine gute Mutter, Tante Iulchen, eine gute Tochter und glückliche Frau", sagte Wolfgang warm.

Strahlendorf ist ein prächtiger Mensch, dazu der geborene ! Landwirt und weiß sich brillant mit dem Vater zu stellen, ich bewundere ihn oft."

Der Pfarrer nickte zu diesen Worten und entzündete sich seine lange Pfeife. Seine Frau schob die Schüssel wieder vor dea Gast.

, mein Junge, und dann erzähle von dir."

Nein, Tante Iulchen, zuerst muß ich wissen, was macht euer Heinrich?"

Oh, dem geht es gut!" Ein mütterliches, stolzes Lächeln kam in de: Frau rundes, gutes Gesicht.Er ist Arzt in Kiel und l Will sich bald einen eigenen Herd gründen. Aber nun erzähle von

dir. Was hast du für einen Beruf, befriedigt er dich? Und wo bist d i gewesen und was?"

Iulchen!" sagte der Pfarrer warnend.

Eifrig entgegnete seine Frau:

Nun, Alterchen, das wird man doch fragen dürfen, der Wolf weiß doch, daß es keine bloße Neugierde ist."

Wolfgang legte seine Hand aus die ihre und sagte herzlich und beschwichtigend:

Gewiß weiß ich das. Aber wie es mir ergangen ist, kann ich dir so rasch mit ein paar Worten nicht erzählen. Zuerst ging es mir hundsmiserabel schlecht. Später unverdient gut. Mein jetziger Beruf ernährt mich und befriedigt mich, jawohl", lächelte er,aber was ich alles gewesen bin, das kann ich dir kaum an den Fingern erzählen: Sänger und Schauspieler, Zeitungsverkäufer, Stiefelputzer, Buchhalter, Schreiber, Viehtreiber, Sekretär, Sol­dat usw usw., und alles natürlich drüben, in dem Lande der un­begrenzten Möglichkeiten."

Die Magd kam und meldete einen Bauern, der den Pfarrer zu spreche-! wünschte. Der alte Herr erhob sich.

Ich sehe dich noch, Wolfgang?"

Um sieben Uhr muß ich auf dem Hofe sein!"

Nun, bis dahin ist noch gute Zeit!"

Er ging davon. Wolfgang spielte gedankenvoll mit seinem Löffel. Er nahm seine Erzählung nicht wieder auf, sondern fragte nach alten Iugendgespielen aus dem Dorf. Frau Pfarrer gab bereitwillig Auskunft. Endlich bat der Gast:

Tante Iulchen, ich sähe das alte Haus zu gern wieder, und du hast gewiß eine Photographie von Heinrich, die zeigst du mir, nicht wahr?"

Sie wickelte bereitwillig ihren Strumpf, den sie wieder zur Hand genommen, zusammen und stand auf.

So komm nur, das Haus ist noch genau so wie sonst, aber komm nur und sieh es dir an. Die Strümpfe können warten oder die Mädel mögen sich selbst abmühen. Weißt du, die Konfirman­dinnen stricken immer noch bei mir jede Woche für Arme."

Ja", lächelte Wolfgang,ich weiß, Marie kam auch zu dir!"

Und Evchen kommt am Ende auch noch", nickte die kleine Frau behaglich. Er schlang den Arm um ihre Gestalt, wie sie nun den Weg hinuntergingen, bog sich zu ihr nieder und sah ihr liebevoll ins Gesicht.

Tante Iulchen, du weißt gar nicht, wie dankbar ich dir bin für deinen lieben Empfang: es waren die ersten guten Worte in der Heimat. Bis auf den alten Brün, der freute sich auch, mich wiederzusehen!"

Frau Pfarrer sah ihn forschend an, sagte aber nichts, bis sie plötzlich in der Haustür stehen blieb, ihn noch einmal mit bei­den Händen von sich abhielt und ausrief:

Jungchen, wie gleichst du deiner lieben seligen Mutter!"

Tante Iulchen das das wäre entsetzlich!" stammelte Wolfgang mit erschreckten Augen. i

Entsetzlich aber, Kind, warum denn?"

Denke doch nur Vater! Wenn mein Anblick ihn auch noch an Mutter und sein verlorenes Glück erinnert, Tante Iulchen, das wäre entsetzlich!"

Sie antwortete nicht, sondern fuhr ihm nur wie tröstend mit ihrer weichen Hand über die Wange.

Tante Iulchen!" sagte er leise und griff nach der Hand,du hast Mutter doch auch liebgehabt, warum verdammst du mich nicht?"

Soll ich härter sein als sie, Jungchen?" Was denkst du denn, warum hat sie den Vater gebeten, dich aufzunehmen? Weil sie dir noch einmal, auch über den Tod hinaus helfen wollte. Aber ihr Gärtnerschen Trotzköpfe wollt sie nicht recht verstehen!"

Tante Iulchen!" Wolfgang preßte die Zähne zusammen, dann drückte er plötzlich seine Stirn fest auf die Hand, die er noch immer in der seinen hielt. Leise, zaghaft fragte er:

Und hat sie mir verziehen?"

Du hast sie schwer gekränkt, Wolf, sie hat sich nie recht aus­gesprochen, und als sie starb, waren wir fern und pflegten Hein- rich, der auf den Tod lag. Aber ich meine, sie hat dir im inner­sten Herzen verziehen. Hätte sie sonst ihrem Manne das Ver­sprechen abgenommen? Sie wußte doch, wie hart ihn das traf!"

Mclfgang stand ganz still mitten im Zimmer, in das sie wäh­renddessen getreten. Die kleine Frau ließ ihn eine Weile ge­währen, dann trat sie an ihn heran und rüttelte ihn energisch.

So, Jungchen, nun komm und sieh dich um. Vergangenes bereuen, ihm nachzutrauern, führt zu nichts. Nimm's Herz stramm in beide Hände, mache gut, was du noch kannst, und handle so im Geiste deiner Mutter. Und nun sieh dir die Bildergalerie mei­nes Jungen an, die ich dort für dich aufgebaut habe!"

Wolfgang nahm sich zusammen und tat ihr den Gefallen, eingehend alle Photographien des Jugendfreundes zu betrachten. Dann wanderte er durch's Zimmer und besah mit liebevollem Interesse die alten Möbeln und die Bilder an den Wänden. Er kannte sie alle so gut; das schwarze Roßhaarsofa und an der Wand das BildJesus predigt auf dem See". Darunter die Schattenbilder der pfarrherrlichen Großeltern, über deren zu lang geratenen Nasen und große Perücken er als Bube so oft gelacht. Plötzlich blieb er stehen und wandte sich an die Hausfrau:

Du sagst, Tante Iulchen, es ist nichts Neues bei euch, und diesen prächtigen Flügel unterschlägst du! Diese Verwandlung eures alten Klimperkastens ist einfach überwältigend."

Ja, nicht wahr, Jungchen. Eigentlich paßt er nicht in unser altes Zimmer. Aber es ist ein Geschenk der Gemeinde an meinen Alten, sein fünfundzwanzigjähriges Amtsjubiläum und unsere silberne Hochzeit fielen nahe zusammen. Das heißt, dein Bäte» hat wohl das Beste dabei getan. And es war uns eine groß« Freude: es ist ein schönes Instrument, und meinem Alterchen >I es ein Hochgenuß."

(Fortsetzung folgt.)