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Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Lrhrfsch, Nat.-loz. BetriebsWrung"
o -1. Reutlingen. 12, Oktober. Bloßes Fachwissen allein macht »och keinen Betriebssichrer. Ans dieser Erkenntnis heraus hat das Staatliche Technikum für Textilindustrie sür k>en Lehrplan des Wintersemesters zum ersten Male und als einzige Anstalt in Deutschland aus Vorschlag de" Studeutensührung ein neues Lehrfach „Nationalsozialistische Betriebsführuiig" eingeführt. Für dieses Mehrfach wurde Pg. Dr. Mennecke von der Landesichule Süd der DAF. gewonnen. Welche Bedeutung diesem neuen Lehrfach zubemessen wird, geht auch daraus hervor, daß das Fach als eines der wichtigsten Prüfungsfächer gewertet s wird. !
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Emma! deutscher Echsztzenmetster !
Ravensburg, 13. Oktober. Viermal hinter- ^ einander ist es nunmehr Mannschaften der Schützengilde Ravensburg gelungen, die Deutschen Schiitzenmeisterschaften zu errin- gen. Mit einem, wenn auch nur knappen Sieg von zwei Ringen Vorsprung vor ihren würt- tembergischen Konkurrenten Oberndorf konnten sie sich zum Viertenmal an die Spitze setzen. Anlaß genug, um die siegreiche Mannschaft bei ihrer Heimkehr am Montagabend herzlich zu empfangen. Nach Abholung am- Bahnhof ging es mit Marschmusik zum Rathaus, wo Bürgermeister Walzer die vierte - Meisterschaft in gebührender Weise feierte. Dann trasen sich die Schützen und ihre Freunde zum gemütlichen Beisammensein, wobei auch der wunderschöne Wanderpreis, eine Plastik, einen Damhirsch darstellend, bewundert werden konnte. Die Schützen haben auch den Ehrenpreis des Reichskriegsministcrs, Generalfeldmarschall von Blomberg, gewonnen.
Nie Einbrecher machten Musik
Heilbronn, 13. Oktober. Auf eine nicht alltägliche Weise verrieten sich in Bückingen wei Einbrecher. Ein auf dem Dienstgang be- indlicher Kriminalbeamter hörte frühmorgens Grammophonmusik, die von den Böckinger Wiesen herkam. Der Beamte traf dort zwei Burschen an, die er auf Grund ihres verdächtigen Aussehens zur Kriminalpolizeistelle mitnahm. Bei ihrer Vernehmung ergab sich, daß die Burschen nicht nur das Grammophon und die dazugehörenden Platten gestohlen, sondern in letzter Zeit in der Nähe von Stuttgart nicht weniger als. neun Einbrüche, und zwar vornehmlich in Gartenhäusern, verübt hatten.
In letzte«- Zeit batte in Reutlingen ein
Einbrecber sein Unwesen getrieben. Er war bei seinen Beutezügen, bei denen ihm Geldbeträge in verschiedener Höhe in die Hände gefallen waren, stets äußerst raffiniert zu Werke gegangen. Der Täter konnte setzt von der Reut- linger Kriminalpolizei auf frischer Tat fest- genommen werden.
Auch in W i c j e n st e i g sind mehrere Einwohner durch Diebe schwer geschädigt worden. In einem Fall halte ein Gastwirt für kurze Zeit einen größeren Geldbetrag, den er zur Bezahlung von neuem Wein von der Sparkasse abgehoben hatte, in einer Schublade verwahrt. Als er das Geld herausnehmen wollte, war es verschwunden. In einem anderen Fall hatte ein Landwirt den gesamten Erlös für ein verkauftes Pferd in seiner Wohnung verwahrt. Während seiner Abwesenheit wurde bei ihm eingebrochen und das Geld gestohlen. Auch auf dem Hof Reußenstein wurde ein Einbruchsdiebstahl verübt, wobei einem Knecht ein Geldbetrag entwendet wurde.
Wer Vill zur motorisierten Gendarmerie?
Der Reichsführer F und Chef der deutschen Polizei hat zur Deckung des Personalbedarfs an Wachtmeistern ausnahmsweise bis .zum 81. De- zember 1937 direkte N e u e i n st e l l u n g e n in die motorisierte Gendarmerie angeordnet. Da sich die motorisierte Gendarmerie später nur ans Wachtmeistern der Schutzpolizei ergänzt, lierct sich hier ehemaligen Angehörigen der F-Verfügung8 truppe und der Wehrmacht, die Kraftfahrer sind, eine einmalige Gelegenheit, unmittelbar bei diesem Speziald.enst- zweig der Ordnungspolizei Annahme zu finden und ihr kraftfahrtechnisches Können zu verwerten.
Für die Einstellung ist ein Höchstaller von 23 Jahren vorgeschrieben, bei besonderer sonstiger Eignung können Bewerber noch bis zum vollendeten 24. Lebensjahr eingestellt werden. Alle nähe- ren Bedingungen enthalten die Merkblätter, die bei den Gendarmerie-Bereitfchasten erhältlich sind.
Für Einstellnngsgesuche sind die nächstgelcgenen motorisierten Gendarmerie-Bereitfchasten in folgenden Standorten zuständig: Vaihingen auf drn Fildern, bei Stuttgart; Frciburg im Vreisgau und Ravensburg.
KriiMrzellgSkies für Allwagen
In einem Erlast des ReichsverkehrZminl- sters wird ungeordnet, hast iu Zukunft auch die sogenannten Altfahrzeuge mit Kraftfahrzeugbriefen versehen
Freitag, den IS. Oktober igz?
werden sollen. In erster Linie handelt es sich um Krafträder über 200 Kubikzentimeter, für die bisher noch keine Kraftfahrzeugbriefe ansgestellt wurden. Das sind die Fahrzeuge, die vor dem 1. April 1983 zugelassen wurden. Ferner können jetzt Kraft- wagen bis zu 1,5 Liter Hubraum, die vor dem 1. Mai 1934 zugelasfen wurden und alle Kleinkrafträder, die Vox dem 1. Oktober 1934 zugelasfen sind, auf Antrag mit einem Kraftfahrzeugbrief ausgestattet werden.
Staalsfeinden kann gekündigt werden
Die wiederholt bewußte Kundgebung der Ablehnung des heutigen Staates durch einen Angestellten einer öffentlichen Körperschaft kann ungeachtet anderweitiger Verdienste des Angestellten ein wichtiger K ü n d i g u n g s g r u n d sein, besonders, wenn sie in betonter Weise vor allen Betriebsangehörigen geschieht. Sie gefährdet die Aufgabe der öffentlichen Körperschaft, ihre Tätigkeit im Sinne der Volksgemeinschaft und in ge- deihlicher Zusammenarbeit mit anderen öffentlichen Stellen und den Vvlkskrciscn. denen sie zu dienen bestimmt ist, ansznüben und ist geeignet, den Arbeitsfrieden in der Belriebsgemeinschaft zu stören.
Die DAF sammelt sür das WSW
linier der Parole „Schaffende sammeln — Schassende geben!" wird am kommenden Samstag und Sonntag, am 16, und 17. Oktober, die 1. Neichsstraßensammiung des neuen Winterhilfs- Werkes dnrchgesührt. Das Sammlerkorps setzt sich zusammen ans de» Walter» der Deutschen Ar- veitsfront, den Warten der NSG. „Kraft durch Freude" und den Betriebssichrer» und V«> tranensmännern. Die Termine sür diese erste Sammelaktion wurde» solgendermaßen sestgelegt: Samslag, iS. Oktober, vormittags Betriebsappell, nachmittag; von 16 bis 22 Uhr Straßensamm- lnng und Sonntag. 17. Oktober. Straßensamm- Inng von 9 bis 22 Uhr. Für das ganze Rcichs- aebiet stehen 2l Millionen künstlerisch gefertigter Abzeichen zur Verfügung, die diesmal etwas ganz Besonderes darstcllen, nämlich fünf verschiedene Vnchabzcichen, von denen jede? 36 Seiten stark ist und 27 Bilder großer Ereignisse im neuen Denischland enthält. Tie meisten Bilder zeigen de» Führer und die Bewegung, den Führer und die Wehrmacht, den Führer und den Arbeiter: den Führer nnd die Jugend und den Führer in seine» Bergen. Der Preis der Abzeichen beträgt bei allen Sammlungen 29 Pfg.
Zum Beginn der Sammelaktivu wird NeichS- organisationsleiier Tr. Lest am 16. Oktober einen Senderuf über alle deulscheu Sender erlasse». Die Sammelaktion der DAF. selbst wird durch de» Einsatz von Werkschar und Spielmanns- zügcn. Mnsikzügen »nd Werkscharchören sowie durch Propagandamärsche ergänzt und unter
stützt. Abends finden ln den Gaststätten und,on> stigen Vergnügungsstätten die üblichen Samm. lungen statt.
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Heiteres
Zwei Schwestern machten vor ihrer Reise nach Indien mit ihrem Bruder aus, sie wollten des teuren Preises wegen Kabeltelegramme immer möglichst kurz halten. Eines Tages erhielt dieser ein Telegramm: „Schwester gestorben". Voll Kummer kabelte er zurück: „Leiche senden". Diese traf ein, aber nach dem Oeffnen der Kiste starrte der Empfänger entsetzt auf den Kadaver eines Tigers. Er kabelte nun: „Irrtum. Tiger statt Schwester erhalten". Die überlebende Schwester antwortete: „Schwester im Tiger".
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Der junge Dichter klagte: „Ich weiß nicht wie ich meine Gedichte der Oeffentlichkeit W gänglich machen soll!"
Riet der gute Freund: „Vielleicht beklebst du nachts die Anschlagsäulen damit?"
„Man muß immer früh aufstehen, mein Junge Der Vogel, der am frühesten auf ist, bekommt den fettesten Wurm!"
„Ja, Mutti, für den fetten Wurm wäre es aber doch besser gewesen, wenn er später aufge- standen wäre".
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Drei Wochen waren sie zusammen an der See gewesen. Da wagte der schüchterne junge Mann das Mädchen zu fragen. Sie antwortete „ja", und überglücklich faßte er ihre beiden Händi und sagte, während er ihr fest in die Augen sah: „Grete, ist es das erstemal, daß du liebst?"
„Ja", flüsterte sie. „aber es ist so schön, duz ich nicht hoffe, daß es das letzte mal sein wird!"
„Fräulein! — Was ist das? — Der Hm dort drüben kam viel später als ich und bekomm sein Eisbein viel früher. — Das ist doch niih! richtig, so etwas!"
! „Der Herr dort ist immer saugrob, wenn ii ! sein Essen nicht gleich bekommt".
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i Aus einem Schüleraufsatz: „Ueber den Ans- : flug! .... die ganze Nacht konnte ich vor Ire«,
! de nicht schlafen. Schon um 5 Uhr ging es in du ' Hosen".
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„Rauchen Sie eigentlich selbst nicht, Mary?" fragte er, mit Wohlbehagen den feinen Rauch von sich stoßend. „Ich habe Sie nämlich noch ni« mit einer Zigarette gesehen."
„Nein, ich rauche nicht... ich mache mir gar nichts daraus. Aber ich rieche den Rauch einer guten Zigarette gern."
Sie vlauderten von allen möglichen Dingen; die Stunden flogen den beiden nur so hin.
Waldemar mußte nach dem Abendbrot eingestehen, daß dieser Tag ganz reizend gewesen war. So angenehm hatte er noch keinen Sonntag verlebt.
Gleich nach dem Abendessen traten die drei Kriminalbeamten an.
„Es liegt etwas in der Luft", meinte Hübner, ein breitschultriger Mann mit gutmütigem Aussehen. „Pealworth hat heute eine rege Tätigkeit ansgeübt. Er hat sich mit verschiedenen Männern getroffen. Unter anderem war er auch im Nebenhaus. Aus belauschten Gesprächen kann mit Sicherheit angenommen werden, daß der Einbruch für heute geplant ist." i
Mary war begeistert, daß sie mitmachen konnte.
Man Postierte sich also, da inzwischen auch Karel Svendstroem eingetroffen war.
ES war zwar erst acht Uhr, aber man konnte schließlich nicht wissen, für welche Zeit der Diebstahl angesetzt war.
Im Niewindschsn Haus war Hochbetrieb. Frau Aurora war natürlich bis zum Platzen aufgeregt und machte alles unsicher. Aber das geschulte Lohnpersonal, das für diesen Abend aushalf, kannte schon die Stimmungen solcher Brautmütter, kümmerte sich nicht im g-ringsten um die Aufregung der Hausfrau und traf mit eiserner Ruhe die letzten Vorbereitungen sür die Aerlobungsseier.
Noch war keiner von den Gästen erschienen. Es war ^ioch zu früh. Doch halt! Ein Gast war doch schon
vorhanden, nämlich Hannemann. Aber der galt in den Augen Auroras nicht als Gast, vielmehr als ein notwendiges Uebel.
„Meine Frau erscheint etwas später", erklärte er, als er mit der Familie im Wohnzimmer zusammensaß. „Sie holt nämlich meinen Jungen ab. Der kommt heute von Hamburg zurück ... mit dem Achtuhrzug."
„Genau wie Hendrik", meinte Frau Mennnd mit himmelndem Augenaufschlag. „Mit dem fliegenden Hamburger'! Soeben ist ein Zugtelegramm angekommen. Nun ist es bald so weit. Ach, Kinder, ich kann die Zeit schon gar nicht mehr erwarten!" Sie seufzte vor Ungeduld.
Hannemann sah seine Schwester von der Seite an.
„Also du tust gerade so, als ob nicht Lucie, sondern du dich selbst verlobst", stichelte er.
Aurora sah ihn strafend an.
„Was verstehst du denn von einer Frauenseele. Du bist ja ein ganz abgestumpfter Mensch. Selbstverständlich erlebe ich als Mutter diesen festlichen Tag innerlich mit. Kann es denn für eine Mutter etwas Schöneres geben, als die Gewißheit, die Tochter so glänzend versorgt zu sehen, und solch einen stattlichen, vornehmen Schwiegersohn zn bekommen? Da muß einem doch das Herz vor übergroßer Freude lauter schlagen. Das ist doch ein großes... ein einmaliges Erlebnis. Ach, zu schön! Findet ihr nicht?" Sie sah sich im Kreise um, dann meinte sie kopfschüttelnd, als sie keine Zustimmung fand: „Ich verstehe eure Gleichgültigkeit nicht. Ihr sitzt alle drei da, als ob euch das nichts anginge. Hermann, Mann ... freust du dich denn gar nicht?"
„Doch, doch... ja... ich freue mich schon", entgegnete Niewind ruhig, „bloß ich kann das nicht so äußerlich zeigen. Bei mir sitzt es mehr innen. Auf Aeußerlich- keiten lege ich ja nicht so viel Wert wie du. Für mich ist in erster Linie entscheidend, ob dieser Schwiegersohn ein guter Schwiegersohn wird!"
„Da kannst du ohne Sorge sein", verteidigte Aurora ihren Schützling, „das ist ein guter Mensch!"
„Ja, der ist wirklich... gut!" meinte Hannemann zweideutig.
„Du sagst das so... so merkwürdig", Frau Niewind sah ihren Bruder argwöhnisch an.
Hannemann machte ein unschuldiges Gesicht.
„Bei dir weiß man auch nie. woran man ist", sagte Aurora ärgerlich.
„Das weiß man eigentlich bei keinem Menschen", versetzte Hannemann seelenruhig. „Erst hinterher stellt sich immer heraus, mit wem man es zu tun hat."
„Ach, du weiser Salomo", erklärte Frau Aurora geringschätzig. „Aber ist ja gleich, was du von Hendrik denkst. Du warst ja dein Leben lang ein Quengelkopf." Sie trat zu Lucie, die am Erkerfenster saß. „Lucie, mein geliebtes Kind, nun ist es bald soweit... nun wirst du bald sine glückliche Braut. Wie ist dir denn zumute?"
„Ich... ach, Mama... ich..." Lucie fühlte sich höchst unbehaglich in der ihr zugemuteten Rolle.
»Hast du am Ende noch in letzter Stunde Bedenken, Lucie?" forschte die Mutter bestürzt.
„Nein, nein, Mama ... das nicht...!" erklärte Lucie schnell, um der Mutter keinen Verdacht zu geben.
Krau Aurora atmete erleichtert auf.
„Na, dann ist es ja gut!"
„Sie fühlt sich noch nicht ganz so sicher", meinte Hannemann dazwischen. „Sie verlobt sich doch zum erstenmal in ihrem Leben. Bei der zweiten Verlobung hat sie schon mehr Uebung."
Aurora schnellte herum.
„Laß doch gefälligst deine unangebrachten Witze, Pauli Mit solch heiligen Dingen soll man nicht scherzen."
Es klingelte. Aurora sah nach der Uhr.
„Das ist Hendrik", rief sie glücklich. „Komm, Lucie- lein, wir gehen deinem Hendrik entgegen." Sie rauM davon.
Lucie warf einen verzweifelten Blick auf Hannemann, der ihr zublinkerte, und folgte der Mutter.
„So, nun kann das Theater beginnen", raum Hannemann seinem Schwager zu. „Hermann, laß mm nicht verblüffen. Mache deine Sache weiter so gut. rufe jetzt beim Revier an."
Die Begrüßung des zukünftigen SchwiegersohneSw von Seiten Auroras überschwenglich. Gerührt sa>^ sie den Auserwählten sür ihm Tochter in die ArM«>
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