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die Reichskriegsflagge über ürr Zitaüelle von Kiew Wie durch Sonüermeldung des DKW. bekannt­gegeben worden ist, waren die deutschen Truppen nach mehrtägigen Kämpfen durch den stark ausge­bauten Befestigungsgürtel von Kiew durchgeörungen und hatten auf der Zitadelle der Stadt die Reichs­kriegsflagge gehißt (PK. Schmidt-Scherl)

Lieber Sem roien Brandgüriel

Bombe auf Bombe in kriegswichtige Ziele

Von Kriogsderiotiter lUartln VVlnkelmann

änb. Immer enger schließt sich in die­sen Tagen der Ring um Leningrad. Nachdem die Stadt seit der Einnahme von Schlüsselburg von jeder Verbindung mit der übrigen So­wjetunion abgeschnitten ich haben sich die deutschen Truppen in fortwährendem Ringen Tag und Nacht immer näher hingearbeitet. Wie ein roter Brandgürtel zieht sich um Leningrad die Front. Hell lodern durch die Nacht die Brände, blitzt in einem Fort das Mündungsfeuer der schweren Artillerie, flie­gen Leuchtspurgeschosse durch die Luft und steigen bunte Leuchtkugeln zum Himmel, das Land' unter sich weithin erleuckstend. Die Schlacht ist im Gange, schon seit Tagen, und ist nicht mehr abgerissen.

Wir fliegen über das gewaltige Schlacht­feld, das sich im großen Bogen vom Ladoga­see bis zur Ostküste hmzieht. Schuß um Schuß blitzt hüben und drüben von der Artillerie aus. Selbst die Leuchtspurgarben der Ma­schinengewehre kann man in der Hellen Nacht sehen, nun langen schon die gleißenden Spin­nenarme der Scheinwerfer nach uns. Hin und her huschen sie am Himmel und suchen mit ihren Strahlen sogar den Mond zu über­treffen. Flak beginnt zu feuern. Mal hier, mal dort zerspringen die Granaten über und neben unserer Maschine.

Greifbar nahe liegt im Mondschein das Panorama von Leningrad. Deutlich ist jede Einzelheit zu erkennen, so als schwebten wir nur wenige hundert Meter über dem Häuser­meer. Die verschiedenen Wasserarme werfen die Strahlen des Mondes gleich blitzenden Strahlenüündeln zurück und ermöglichen so eine auf den Meter genaue Orientierung. Schon brennt es im Hafen und in den Doa- anlagen schlägt das Feuer aus den dahinter­liegenden Kasernen und Militärlagerhäusern, blitzen die Explosionen unserer Bomben, und das ist erst der Anfang. Flugzeug folgt auf Flugzeug. Explosion folgt auf Explosion. Wo die deutsche Wehrmacht zuschlägt, da setzt es harte Schläge. Noch während wir abfliegen, noch über der kämpfenden Front, krachen hin­ter uns neue Bomben in die kriegswichtigen Versorgungsbetriebe, lodern neue Brände auf.

Das Befestigungssystem von Leningrad durchbrochen

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Von Kriegsberichter ksul vrolrig

Woroschilow ist aus Leningrad ge­flohen! Doch in der Verzweiflung und der riesengroßen Angst vor der Gefangenschaft lei­sten die Millionen Sowsetarmisten und die notdürftig bewaffneten Arbeiterformationcn er­bitterten Widerstand er wird zerbrochen! Die eingeschlossene Drei-Millionen-Stadt ist für die Bolschewisten unhaltbar.

. k>L. Wir haben den härteren Willen ge­habt, die besseren Waffen und sind die tapfe­reren Soldaten; wir haben die bessere Füh­rung, und wir haben die gute Sache aus un­serer Seite, für die wir uns einsetzen. Das hat uns alles, auch die Verzweiflung überwin­den lassen. In glückhaftem Zusammenspiel aller Waffengattungen von Infanterie und Pan­zerkräften, von Schützenbataillonen und ff- Polizei, Pionieren und Spezialwaffen, einer wirkungsvoll schießenden Artillerie und einem

unerschrockenem Fliegerkorps so traten wir an. Hinter uns hielten die Männer der OT. die Wege befahrbar, über die die NSKK.- Männer den Nachschub heranbrachten. Und unsere Truppenführung hat wieder bewiesen, daß sie nicht handwerksmäßig arbeitet, son­dern mit ideenreichen, geradezu künstlerisch auf­gebauten Plänen die Angriffe so leitet, daß unüberwindlich Erscheinendes doch zu Fall kam. Alle aber, jeder Führer und jeder ein- elne Soldat, sind beherrscht vom Siegeswil- en, der gerade dann stählern hart wird, wo die Schwierigkeiten am größten sind.

Das Ringen um jeden Meter Boden richtig und eindrucksvoll zu schildern, ist wahrlich sehr schwer. Wie soll man dem Gigantischen gerecht werden? Es müßte noch ein Wort geben, das eine vielfache Steigerung von hart wiedergibt! Hart waren unsere Kämpfe an der Luga, här­ter waren sie, als wir aus dem Brückenkopf

antraten gegen die festungsartigen Anlagen bei Jurky, aber das, was wir hier vor Lenin­grad erlebten, war hart in vielfacher Potenz! Jeder Nieter mußte erkämpft werden. Wir standen einer Verteidigungslinie gegenüber, die mit dem Zentimetermaß von den Sowjets ausgemessen ist, auf die jede Waffe ange­fangen vom leichten Maschinengewehr über das schillere MG., den Granatwerfer und die Panzerabwehrkanone, die leichte nnd schwere Artillerie auf den I-Punkt genau einge­schossen ist. Wenn wir den nächsten Bunker stürmten, legte vielleicht dieselbe Batterie ihr Feuer um 75 Meter zurück, so daß wir wieder genug Segen von oben bekamen. Es ist ein Wunder, daß wir nicht mehr Verluste hatten, daß noch genügend Kraft übrig bleibt, den An­griff weiter vorzutragen. Es hängt jetzt wahr­lich nichts mehr von unserer Taktik ab, so mag es für den Unbefangenen erscheinen, vom Ver­halten unserer Kameraden im Gelände, das jetzt offenes geworden ist. seitdem wir uns der Riesenstadt genähert haben.

Konzentrische Abwehr in mehrfacher Stei­gerung! Es sah fast aus. als ob die Lenin- grader alles aus unseren Abschnitt geworfen hätten, denn stundenlang lagen wir an einem Bunkerwerk fest, das sonst in kürzester Zeit erledigt worden wäre. Ü nein, auch das konnte unsere Schützen nicht beirren. Sie achteten nicht auf das Schreien nach dem Sanitäter; ein wenig Weichheit nur, ein Funken falscher Kameradschaft hätte zehn anderen das Leben gekostet. Wir sind Männer und kämpfen für die endgültige Befreiung. Und wir kämpfen um unserer selbst willen! Nur nicht den Kopf wenden nach dem verletzten Kameraden, um den sich sowieso die Sanitäter bemühen wer­den! Die Augen müssen jede Sekunde nach vorn gerichtet sein. Sie müssen im Bruchteil einer Sekunde die Möglichkeiten eines Vor­wärtskommens erschöpfen. Wir müssen an den Feind!, der keine Rücksicht kennt, sondern nur die Verzweiflung und die riesengroße Angst, in Gefangenschaft zu geraten. Wie wäre es sonst möglich, daß in dieser Hölle von Bom­ben. geworfen von den aufheulenden Stukas, im Hagel der Granaten der Geschütze aller Kaliber noch jemand lebte?

Drei Tage Ringens, wie es kein Mann der Division je erlebt und durchkämpft hat. Das will etwas heißen, denn es ist so mancher da­bei, der schon die Spange zum EK. trägt, also Weltkriegsteilnehmer ist. Aber endlich ist es geschafft. Erst sind es 80 Meter: 80 oder tOO Meter sind schon eine Bresche, durch die viele unserer Kameraden schlüpfen können, um in den Rücken des Feindes zu kommen. Hundert Nieter sind schon fast eine gewonnene Schlacht! Und diese 100 Meter haben nur ein paar Pioniere und Schützen geschafft. Es fluten Hunderte nach, greisen rechts und links in den Rücken der Feinde; sie rollen das auf, was nicht frontal geschafft werden konnte.

Wir sind am Ziel! Endlich am Ziel! Aus den 80 Metern werden 300, 800, ja zwei Kilometer. Wir sind durch! Ein Jubel be­herrscht jedes Herz, die ungeheure Spannung weicht von uns. Jetzt haben wir diese Befestigungslinie durchbrochen! Ob wir 10 oder 72 Stunden davor lagen, spielt gar keine Rolle. Wir sind durch! Es ist auch gleich, welche Division zuerst drüben tst, ob dieser oder jener Ort zuerst in unserer Hand ist! Darin gibt es keinen Wettbewerb. Die Deutschen sind jenseits des gigantischen Fe­stungssystems um Leningrad, das bedeutet alles!

Und wir neigen uns vor den Gräbern der Gefallenen in Dankbarkeit und in ganz stil­lem Gedenken. Wir Soldaten haben auch da­rin unser eigenes Empfinden, das durchaus nicht abgestumpft ist. Wir schämen uns auch nicht der Tränen, wenn wir am Grabe unse­res Kameraden stehen. Und wir danken dem Schicksal, daß wir die kommende Zeit erleben dürfen, den Sieg, den Sieg!

So wurde der Uebergang über den Dnjepr von den deutschen Sturmbooten erzwungen (PK. Hackl)

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Ukberall in den Straßen von Kiew fanöen unsere Soldaten bolschewistische Barrikaden (PK. Reindl)

Ein deutscher Arzt

Bor 400 Jahren starb Paracelsus

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Erst im nationalsozialistischen Deutschland hat der Name des großen deutschen Arztes und Naturforschers Theophrast von Hohenheim wieder hohen Klang bekom­men. Den Humanistennamen Paracelsus, der die Uebersetzung des Namens Hohenheim be­deutet, nahm der junge Forscher und Denker an, nachdem er in Ferrara zum Doktor der Medizin promoviert hatte.

Der Lebensgang des zu großer Berühmt heit aussteigenden Arztes ist durch Gerüch und Legende zum Teil verschleiert. Sein Wir ken an der Universität Basel rief wegen sei ner nach ganz neuen Gesichtspunkten angi wandten naturverbundenen Heilmethoden de stärksten Widerstand der Universität, de Aerzte und Apotheker hervor. Man hat ih auch nach seinem Tode immer wieder in völ Uger Verkennung seiner hohen Berufung al Erneuerer der Heilkunde, als Wunderdoktc und Abenteurer hinzustellen versucht. Abc

Forschung der letzten Zeit, wenn auch in ai derer Form, die gleichen Grundgedanken übe die Heileigenschaften bestimmter Pflanzen sn zu eigen gemacht hat.

Sein Streben war, sich der wunderbaren Selbsthilfe der Natur bei der Heilung von Krankheiten zu bedienen, indem er die Natur der Kranken durch wirksame, genau dosierte Heilmittel unterstützte. Für jede Krankheit, für alles Uebel auf der Welt sei irgendwo in der Natur ein wirksames Gegenmittel verbor­gen, das war ein Grundsatz seiner, den Zeit­genossen weit vorauseilenden ärztlichen Er­kenntnis. Tie chemischen und physikalischen Grundlagen des Lebendigen und ihre Bedeu­

tung hat Paracelsus als einer der ersten klar erkannt. Sein Forfcherdrang und seine reichen Kenntnisse um die letzte Verknüpfung der Ele­mente der Natur bauten in rastloser Arbeit an einer allumfassenden Universalwissenschaft, deren letzter Zweck die segensreiche Hilfe für

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den einsamen Kranken, die Wendung allen Nebels zum Guten sein sollte. In unzähligen Werken medizinischen, chemischen, astronomi- hen, biologischen und theologischen Inhalts : sein Weltbild und seine fruchtbare Forscher­arbeit aus die Nachwelt überkommen. Bezeich­nend für ihn ist. daß er seine Schriften, im Gegensatz zu seinen gelehrten Zeitgenossen, die sich meist des Lateinischen bedienten, im Früh­neuhochdeutsch also in der Sprache des Vol­kesniederschrieb.

Er stammte aus einer Arztfamilie. Am 10. November 1493 wurde er in Einsiedeln ge­boren. Nach einem an Widerständen und Er­folgen reichen Leben starb der große Natur­forscher und Arzt, Weltweise und Freund der Kranken am 24. September 1541 in Salzburg. Die deutsche Aerzteschaft und darüber hinaus das ganze deutsche Volk gedenkt anläßlich des 400. Todestages des Paracelsus im Rahmen ernster Feiern des großen deutschen Arztes.

Das Asowsche Meer

Siebzigmal größer als der Bodensee

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Neben dem Finnischen Meerbusen gehört das Asowsche Meer zu den tiefsten Einschnit­ten der östlichen Ausläufer des Nordatlantik in die europäisch-asiatische Landmasse. Dieses vom Schwarzen Meer fast völlig abgeschlossene Gewässer mißt 360 Kilometer Länge und 176 Kilometer Breite. Es bedeckt eine Ober­fläche von fast 38 000 Quadratkilometern, es ist also beispielsweise mehr als siebzigmal rößer als der Bodensee und auch eträchtlich größer als Belgien.

Die Verbindung des Asowschen mit dem Schwarzen Meer wird durch die nur 4 Kilo­nieter breite und kaum 4 Meter tiefe Meer­enge von Kertsch und Jenikale herge­stellt, die durch die östliche Spitze der Krim und die Nordwestspitze des Kaukasus gebildet wird. Auch innerhalb des Asowschen Meeres selbst finden wir Haffbildungen, so nament­lich im Westen, wo die 112 Kilometer lange Arbat-Landzunge den Siwasch vom übrigen Meer trennt. Diese Wasserfläche auch alsFaules Meer" bekannt ist der Ostküste der Krim vorgelagert und hat eine Oberfläche von 2500 Quadratkilometern; sie ist also immerhin Viereinhalbmal so groß wie der Bodensee.

Da der Don, der nördliche Mündungsarm des aus dem Nordkaukasus strömenden Ku­

bans sowie mehrere andere in das Asowsche Meer einmündende Flüsse hauptsächlich frü­here Steppenlandschaften durchfließen und eine geringe Strömungsgeschwindigkeit be­sitzen, zeichnet sich das ohnehin seichte Asowsche Meer durch zahlreiche gefährliche wandernde Sandbänke aus. Mit Ausnahme einiger Hügel- landschaften im Süden, sind die Ufer des Asowschen Meeres flach, sandig, und die hin­ter ihnen liegende Landschaft besaß ursprüng­lich reinen Steppencharakter.

Starke Winde sowie die geringe Tiefe des Asowschen Meeres bewirken auch, dag das Wasser oft von einer Küste zur anderen ab­getrieben wird, so daß zuweilen große Teile des Meeresbodens mit einem Male trocken liegen, während am gegenüberliegenden User Landstriche überschwemmt werden, die über dem normalen Meeresspiegel liegen. Diese Aenderungen des Wasserspiegels betragen regelmäßig 60 Zentimeter, an manchen Jah­ren kann man aber Wasserspiegeländerungen bis zu viereinhalb Meter erleben.

Der Umschlag des Hafens von Rostow erreichte im Jahre 1913 die ansehnliche Menge von 2 Millionen Tonnen. In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entwickelte sich neben dieser heute über eine halbe Mil­lion Einwohner zählenden Stadt am Don die Stadt Taganrog, die 60 Kilometer westlich der Donmundung, direkt am Asowschen Meer liegt, zu einem bedeutenden Handels- und Hafenplatz. Taganrog zählt heute 200 000 Ein­wohner. Die seegehenden Schiffe können hier, in einigem Abstand von den Ladekais, aus Reede liegen. Weitere Häfen am Asowschen Meer sind Mariupol und Berdjansk amNord- und Jejsk am Südostufer: sie haben aller­dings nur für die Küstenschifsahrt Bedeutung.

Durch das Erreichen der Küste des Asow­schen Meeres haben die deutschen Truppen die Landverbindung zwischen dem Festland und der militärisch so wichtigen Halbinsel Krim für die Sowjets unterbrochen.