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Nr. 208

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter

Montag, den 7. September 1836

Nach Meldungen aus Managua (Nicaragua) wurden die Aufständischen, die in San Mar­cos de Colon an der Grenze von Nicaragua einrückten, von den Regierungstruppen Ver­trieben. In Westhonduras soll der Aufstand größeren Umfang angenommen haben. Es heißt, daß an ihm nicht nur die liberale Opposition beteiligt ist, sondern auch mit der Amtsführung des Präsidenten Carias unzufriedene Konservative.

»Wir marschieren nicht!"

Krisenerscheinungen in der französischen Volksfront

Paris, 6. September.

Die bereits gemeldete neue Maskierung der kommunistischen Machtbestrebungen in Frank- reich in Gestalt derFront der Franzosen" scheint zu einer ernsten Krise innerhalb der französischen Volksfront zu führen. Die immer schärfer werdenden Drohungen der Kommunisten und die offene Stellungnahme gegen die Regierung Blum veranlassen jetzt auch die Pariser Linkspresse, sich eingehender mit den Machenschaften der Moskauer Agen­ten zu befassen.

Der Chefredakteur des gewiß nicht im deutschfreundlichen Rufe stehendenOeuvre" stellt fest, daß die kommunistischen Kund­gebungen der letzten Tage deutlich erkennen lassen, daß man auf einen Präventivkrieg hinauswill.W ir marschieren jedoch nicht!"Quotidien" wird noch deutlicher: In der Radrennbahn hat die Menge mit er­hobener Faust:Einigung gegen Hit­ler!" geschrien; es handelt sich also bei dieser >,Front der Franzosen" um einen Zusammen­schluß gegen das Deutsche Reich für Sowjet­rußland. Auch das Blatt des französischen Ministerpräsidenten, der marxistischePopu- laire", wirft der Kommunistischen Partei ganz oiien vor, daß sie nicht für eine Annäherung an das Deutsche Reich arbeitete, sondern alle Anstrengungen macht, um die Span­nung und Feindschaft zu nähren: »Wir warnen unsere kommunistischen Genos­sen vor der Verantwortung; was uns an­geht, so marschieren wir nicht!"

Die Rechtspresse stellt übereinstimmend fest, daß es sich bei den letzten großen kommuni­stischen Kundgebungen um Demonstra­tionen gegen die Neutralität und die Regierung gehandelt hat, wobei nach derAction Franyaise" offene Mord­hetze getrieben wurde, indem man Plakate mitgeführt hat, die die drei abgeschnittenen, noch blutenden Köpfe der führenden Gene­rale der spanischen Nationalisten zeigten. Kein einziger Polizeibeamter ist dagegen ein­geschritten.

DieitalienischePresse warnt übri­gens neuerdings sehr scharf die französische Regierung, den kommunistischen Forderun­gen nach Aufhebung des Wasfenausfuhrver- bots für Spanien nachzugeben, da damit ein Abgrund unter Europa" ausgerissen würde.

Gestörter Kabinettsrak

Samstag nachmittag fand in Paris unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Blum ein Kabinettsrat statt, in dem Blum zunächst den sattsam bekannten Innenminister Sa- lengro seiner Solidarität versicherte und die Fortführung der diplomatischen Nicht- einmischungsaktion beschlossen wurde. Der Ministerrat wurde durch eine Abordnung der Metallarbeitergewerkschaften unterbro­chen, die unter kommunistischer Führung die Aushebung der Waffenausfuhrverbote für Spanien forderte. Weiter wurde eine wesent­liche Verstärkung der technischen Ausrüstung des Heeres und der Luftwaffe, die Errich­tung unabhängiger Grenzverteidigungswerke und die Einberufung des Mittelmeerausschus­ses für Donnerstag beschlossen. Heute wer­den die Beratungen fortgesetzt.

Tarnung erkannt!

Weltkongreß für den Frieden" in Brüssel dg. Brüssel, 6. September.

Eduard Herriot, Vorkämpfer des fran- zvstsch-sowjetrussischen Bündnisses, und Pierre Cot. Frankreichs Luftsahrtminister und letzte, aber allzeit bejahende Instanz für französische Flugzeuglieseranten der spani­schen Linksregierung, als Redner auf dem sogenanntenWeltkongreß für den Frieden" in Brüssel müssen allein schon Verdacht er­regen, wenn dieser Verdacht nicht schon durch den Eifer wach geworden wäre, mit dem sich die belgischen Marxisten und Kommunisten für den Kongreß eingesetzt haben. Vergebens hat man sich bemüht, eine unverdäch­tige Maske herzustellen durch Einladun. gen an Frontkämpferverbände und kirchliche Organisationen. Man hat aber die Tar­nungsversuche erkannt; das Deutsche Reich und Italien waren von vornherein nicht ver- treten. Polen hat seine Zusage -rechtzeitig zurückgezogen. Die katholischen Verbände sind durch einen Alarmruf deS Kardinal-Erz­bischofs von Mecheln rechtzeitig gewarnt worden, der in diesen Tagen in Warschau versammelte Interalliierte Frontkämpferver- band hat auch keinen Vertreter geschickt. So sitzen die Repräsentanten der Idee destro­janischen Pferdes" Dimitroffs, oder wie sie offiziell heißt: der Volksfrontidee unter sich aus diesem Kongreß beisammen und ver­suchen, den, die getarnte kommunistische Pro­paganda weiterzutreiben. Der alte britische Völkerbundsfreund Lord Cecil gibt einen prachtvollen Vorspann dazu.

Angriff auf San Sebastian

Sieg der Nationalisten auch im Tajotale - 4 Kilometer von Toledo

Mir oer Einnahme von Jrun hat sich die ! gefamtmilitürische Lage der Nationalisten in ! Spanien wesentlich gebessert. Diese Besserung j kommt auch in der weiteren Entwicklung be- ^ reits zum Ausdruck. !

Nordfront !

Nach kurzer Ruhe am Samstag vormittag , im Kampfgebiet um Jrun nahmen die Natio- ! nalisten in überraschendem Angriff auch den ! Kopf der nach Frankreich (Hendaye) führen- ! den Brücke. Die Marxisten flüchteten auf ! französisches Gebiet, von wo sie mit Geweh- ! ren und Fäusten gegen dieWeißen" droh- ! ten. bis sie von französischen Gendarmen ent- ! waffnet und abgesührt wurden. Damit ist ! ein wichtiger Uebergang von Frankreich nach Spanien in den Besitz der Nationalisten ge- ^ langt, die nun unter anderen Voraussetzun- ! gen die Säuberungsaktion in Nordspanien weiterführen können. Es ist bezeichnend, daß die französische Grenzwache, die in den letz- ten Tagen nicht einmal Pässe für den Grenz- Übergang bei Jrun verlangt hatte, nunmehr strengste Abwehrmaßnahmen getroffen hat. Der wichtigste Weg für die Waffen- und Materialzufuhr an die Roten in Nordspanien ist damit unterbunden. Nach der Eroberung Jruns war den Nationalisten ein großer französischer Waffentransport mit hochwer­tigem Kriegsmaterial in die Hände gefallen.

Die Anarchisten haben ihre Drohung, die seit sechs Wochen in Fort Gurrdelupe bei Jrun festgehaltenen 160 Geiseln zu er- schießen, nicht verwirklicht. Sie wurden am Samstag abend plötzlich frei­gelassen und sind wohlbehalten in Hendaye angekommen. In den letzten Tagen waren von ausländischen Kommunisten, deren Ver­rohung jeder Beschreibung spotten soll, noch zehn Gefangene umgebracht worden.

In der Nacht zum Sonntag haben die Nationalisten auch den am Grenzfluß Bidas- soa gelegenen Ort Fuentarrabia ein­genommen. Tann begann die Beschießung des Forts Guadelupe, dessen Geschütze nur vereinzelt antworten.

Die nationalistischen Heeressäulen setzen nun den Angriff auf San Sebastian fort.

Die Eroberer von Jrun und Fentarrabia setzen den Angriff von Osten her an, um die L>an-Sebastian-Front aufzurollen. Vor San Sebastian wird nach der Besetzung der Höhen von Pafajes Ancho durch die Weißen um das Fort Trincherpe gekämpft. In San Se­bastian soll es zu Schießereien zwischen den Anarchisten und den Volksfrontmilizen ge­kommen fein, weil diese die Stadt übergeben wollen, während jene beabsichtigen, die Stadt ähnlich wie Jrun zu zerstören.

Bor Madrid

Von der Guadaramafront werden nur kleine örtliche Kampfhandlungen ge­meldet. Bei Avila und Quertorico erzielten die Nationialisten Fortschritte. Im Tajotal errangen die nationalistischen Trup­pen des Obersten Aague einen vollen Sieg und besetzten nach zweitägigen erbitterten Kämpfen die 70 Kilometer westlich von Toledo gelegene Stadt Lalavera de la Reina noch am Samstag, wo die Roten, die etwa 3000 Man stark waren und über Tanks verfügten, vor ihrer regellosen Flucht noch 200 nationalgesinnte Einwohner ermor­deten und alle Banken beraubten. Die ! Nationalisten erbeuteten 12 Geschütze, 2 Flug- i zeuge, 20 Lastkraftwagen, einen vollständigen Munitionstransport und einen Eisenbahnzug mit Lebensmitteln. Die Flucht der Roten scheint sehr eilig zu sein, da bereits am Sonntag die nationalistischen Truppen bis auf vier Kilometer an Toledo herankamen, wo sich im Alcazar noch immer ein Häuflein Nationalisten gegen die marxistischen Angriffe wehrt, obwohl die schwere Linksartillerie die alte Festung in Brand geschossen hat. Die Marxisten sind aufder ganzenLinie imZurück- gehen auf Madrid.

Südfronk und Inseln

zu können. Wie hierzu weiter gemeldet wird, solle es in diesem Zusammenhang zu einem Zwischenfall gekommen sein. Die marxisti­schen Milizsoldaten seien ohne Erlaubnis des Präfekten in ihre Kraftwagen gestiegen und in Richtung Barcelona abgefahren. Der Prä­fekt habe daraufhin strenge Anweisung er­teilt, daß alle Milizsoldaten sofort auf fran­zösischem Gebiet entwaffnet würben und durch einen Extrazug auf die andere Seite der Grenze befördert werden sollen. Die be- reits abgefahrenen Kraftwagen sollen an­gehalten werden.

Am Freitababend ist der erste Sonderzug mit einem Test der marxistischen Milizen, die aus Jrun auf französisches Gebiet geflüchtet waren, auf der Durchfahrt nach Barcelona in Bordeaux eingetroffen. In dem Zug be­fanden sich rund 800 Mann, die noch am Vormittag in Jrun gegen die Nationalisten gekämpft hatten. (!) Sie wurden auf dem Bahnhof verpflegt, und gegen 20 Uhr setzte sich der Zug unter dem Gesang der Inter­nationale und der Carmagnole in Richtung Perpignan und Katalonien wieder in Be­wegung.

Die auf der spanischen Seite der inter­nationalen Brücke postierten Zollsoldaten und Rotgardisten sind in der Nacht ebenfalls auf französisches Gebiet geflüchtet. Ihre Stellen haben französische Kommunisten, die schon während der letzten Wochen mit den spanischen Marxisten zusammen gegen die nationalistischen Truppen gekämpft' haben, besetzt. (!) Sie verteidigen den Brückenkopf mit Maschinengewehren.

Unter den Streitkräften der Noten waren in der Nacht zum Freitag, als sie noch in voller Stärke Jrun besetzt hatten, ernste Streitigkeiten ausgebrochen. Die Anarchisten forderten, daß beim Anrücken der Nationa­listen nicht nur die öffentlichen Gebäude, sondern die gesamte Stadt in die Luft ge­sprengt würde. Dies war selbst den Mar­xisten und sogar den Kommunisten zu viel, und es kam zu blutigen Auseinandersetzun­gen, wobei die feindlichen Brüder iogar aufeinander schossen. Wie der Freitag gezeigt hat, haben doch die An­archisten mit ihren ziellosen Zerstörungsfor- derungen die Oberhand behalten.

Die Zahl der roten Milizsoldaten, die sich im Laufe des Freitag von Jrun nach Hen­daye auf französisch " Gebiet geflüchtet haben, beträgt etwa 2 x,^ 0 .

Seil oir dm Jeivd

roh gegen Wehrlose

Paris, 6. September.

Die Feigheit der spanischen Anarchisten vor dem Feind und ihre Roheit gegenüber Wehr­losen schildert ein französischer Freiwilliger, der nach der Einnahme von Jrun durch die Nationalisten nach Frankreich zurückgekehrt ist, unFigaro". Er erklärte, von diesen Zustän­den angeekelt zu sein und nicht daran zu den­ken, daß er noch einmal nach Spanien zurück­kehre. Neun Franzosen und ein Belgier haben das Fort San Marcial bei Jrun trotz des schwersten Artilleriefeuers und der Flugzeug­angriffe gehalten. Die Stellung war unein­nehmbar; als sie nach vier Tagen von dreißig spanischen Marxisten abgelöst wurden, hätten diese die Stellung nach zwei Stunden aufgege­ben.

Ueberall fehlt es an der Kommandogewalt. Die Behauptung, alles wäre unterminiert, ist ein Märchen. Das Oberkommando hat sich

Ms in respektvoller Entfernung gehalten, ob­wohl dessen Angehörige mit den modernsten Schnellfeuerwaffen ausgerüstet sind, während sie Kämpfenden oft nicht einmal die richtige Munition erhalten. Als Handgranaten haben sie dynamitgefüllte Zentralheizungsröhren benützt.

Action Francaise" behauptet, daß die fran­zösischen, nach Spanien gelieferten Flugzeuge alle Konstruktionsfehler aufweisen urck> ver­sagt haben.

Deutsche aus Sviedo gerettet

Berlin, 6. September.

In Malaga ist nach Berichten der Nationalisten die Lage der Marxisten hoff­nungslos geworden; die Einnahme der Stadt durch die Truppen General Francos soll unmittelbar bevorstehen. Ein dritter Versuch der Marxisten, aus der Balearen­insel Mallorca T uppen zu landen, ist ab­geschlagen worden.

M WmischW ms tie SW q R Wiebe»

Geflüchtete Rotmilizen werden über Frankreich nach Barcelona befördert

Paris, 5. September

Wie Havas aus Hendaye meldet, sollen mehrere hundert marxistische Frontsoldaten, die von Jrun über die Grenze nach Frank- reich geflüchtet sind, in Extrazügen nach der anderen Seite der Pyrenäen an die Grenz­station Cerbdre befördert werden, um sich j dort den katalanischen Marxisten anschließen

! Die bereits gemeldeten Verhandlungen des Kommandanten des deutschen KreuzersLeip­zig" wegen des Abtransportes der 35 Deut­schen in Oviedo hatten Erfolg; sie wurden > am Samstag in Gijon auf den deutschen ; DampferBessel" eingeschifft. In Portu- ! galete war die Tochter eines Deutschen wegen faschistischer Gesinnung" vierzehn Tage lang schon im Gefängnis. Persönliches Eingreifen des Komandanten des Torpedo­bootesJaguar" erwirkte ihre Freilassung.

Die TorpedobooteTiger" undIltis" sind zur Ablösung von zwei anderen schon länger in spanischen Gewässern befindlichen Booten am Sonntag in See gegangen.

diene sekveirerlselie Wekraoleike

Die neue schweizerische Wehranleihe wird vom 21. September d. I. ab zur Zeichnung aufgelegt werden. Es handelt sich um die j erste Rate von 80 Millionen Fran- ! ken. Außer dem Jnhabertitel erhält jeder ! Zeichner eine Dankesurkunde des Bundes- j rats.

Württemberg

Stuttgart, 5. Sept. (PrügelfürSiit- lichkeitsverbrecher.) Ein Mann in den mittleren Jahren, anscheinend unter al­koholischem Einfluß, machte sich in den An­lagen beim Stöckachplatz an einem etwa vier Jahre alten Kind in unsittlicher Weise zu schaffen. Er wurde dabei beobachtet und, nachdem er flüchten wollte, dingfest gemacht. Für sein Vorhaben bezog er von der erregten Menschenmenge eine ordentliche Tracht P r ü- g e l und wurde daraufhin der Polizei übergeben.

Sefönsnls

für einen WlrtschaftMü-ling

Stuttgart, 6. Sept. Der 63 Jahre alte Lederfabrikant Fritz Häuser in Back­nang wurde vom Schöffengericht nach fast drei Wochen langer Verhandlung wegen eines fortgesetzten Vergehens der Nichtanbie­tung von Devisen zu einem Jahr Ge­fängnis, 150 000 RM. Geldstrafe und Einziehung von weiteren 1 5 0 0 0 0 NM. zugunsten des Reichs verurteilt. Der Angeklagte steht an der Spitze einer Wirtschaftsorganisation, die aus einer der größtenLederfabriken mit dem Sitz in Backnang und einer Rohhäute- Einkaufsgesellschaft in Indien besteht. Diese Gesellschaft arbeitete seit 1930 mit steigenden Gewinnen, die zur Anhäufung überflüssiger Mittel führten. Diese Mittel für 1932 und 1933 wurden rund 300 000 Rupien oder ebenso viel Mark in deutschem Geldwert fest­gestellt war der Angeklagte verpflichtet, der deutschen Volkswirtschaft in Form von i Devisen anzubieten. Statt dessen veranlaßt? der Angeklagte die Einkaufsgesellschaft in In­dien. die vorhandenen Guthaben zum Ein­kauf von Häuten zu benützen und diese seiner Lederfabrik auf Kredit zu liefern. Die Folge war, daß die überschüssigen Mittel der Ge­sellschaft in Form von billigen indischen Roh- häuten nach Deutschland kamen und hier eine konkurrenzlose große Steigerung des Umsatzes der Lederfabrik bewirkten, woraus sich natürlich sehr hohe Gewinne für die Fabrik ergaben.

Der Blitz sKlug eln!

Wohn- und Oekonomiegebäude cingeäschert

Nindcnmoos. OA. Biberach, 5. Sept. Bei einem schweren Gewitter schlug der Blitz in das Wohn- und Oekonomiegebäude des Erb- hofbanern Georg Imhof hier und zündete. Beide Gebäude standen im Nu in Flammen, so daß die Nettungsmaßnah- men sich äußerst schwierig gestalteten. Die Motorspritze aus Biberach war in kürzester Zeit zur Stelle und bekämpfte das ver y e e- r e n d um sich greifende Feuer ge­meinsam mit der Ortsfeuerwehr in dreistün­diger anstrengender Arbeit. In der frisch ein- gebrachten Ernte und den neuen Futtervor- räteu fand das Feuer reiche Nahrung. Der gesamte T i e r b e st a n d. worunter sich auch der Gemeindefarren befand, konnte noch rechtzeitig, wenn auch unter schwierigsten Umstünden, aus den Ställen herausgeholt werden. Alles andere wurde mehr oder weniger ein Opfer des Feuers. Das landwirtschaftliche Anwesen ist vollständig ausgebrannt. Beim Wohnhaus, das vor allem auch Wasserschaden erlitt, brannte der Taehstuhl herunter. Der Gefamtschaden die­ses Brandes ist erheblich.

Willkommen,

ihr Brüder aus SesterrelO!"

Oesterreicher jubelnd empfangen

Friedrichshafen, 6. Sept. Friedrichshafen feierte den ersten offiziellen Empfang unserer benachbarten Freunde aus Vorarlberg, nach­dem an den letzten Sonntagen seit Aufhebung der Grenzsperre einige Sonderschiffe mit Reichsangehörigen in Bregenz großartig empfangen und gefeiert wurden. Schon eine Stunde vor Ankunft des österreichischen Son­derschiffes hatten sich Tausende von Menschen am Hasenbahnhof eingefunden. Aber nichl nur aus Friedrichshafen allein, sondern auch aus der ganzen Umgebung waren trotz des regnerischen Wetters viele Volksgenossen her­beigeströmt, um den deutschen Brüdern und Schwestern aus Oesterreich den öffentlichen Beweis der Freundschaft und Verbundenheit zu zeigen.

Am Hafenbahnhos selbst war ein großes Transparent aufgestellt mit der Inschrift: Willkommen, ihr deutschen Brüder und Schwestern aus Oesterreich!" Auf dem Lan­dungssteg hatten sich die Hitlerjugend und der BdM. formiert. An offiziellen Persönlich­keiten hatten sich zur Begrüßung eingefun­den Kreisleiter Seibold, Bürgermeister Bär- lin, Regierungsrat Springer von der Poli­zeidirektion, Major Voß vom Wehrkreiskom­mando Ravensburg und zahlreiche Vertreter sonstiger Behörden. Als sich das Sonder­schiffStadt Bregenz" um 14.50 Uhr dem Hafenbahnhof näherte, ertönten Böllerschüsse, und die Bregenzer Musikkapelle spielte den Badenweiler Marsch, aber alles wurde über­tönt durch stürmische Heilrufe und begeisterten Jubel. Kaum war das Schiff am Landungssteg angekommen, spielte die Friedrichshafener Stadtkapelle. Ein wah­rer Blumenregen übergoß sich über die österreichischen Gäste. Man kann diese bei­spiellose Freude und diesen unermeß­lichen Jubel kaum in Worte kleiden.