stag. den 7. Juli 183K

Seite 5 Nr. 155

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'

Dienstag, den 7. Juli 1936

gergrotzmarkt vom 6. 7?

770 Kg., Preise 2628 hannisbceren 450 Kg., per Kilo. Stachelbeeren -44 Pfg. per Kg. Ver- Die Nachfrage war sehr findet ab Mittwoch, dem >ie bisher täglich, sondern chentlich, und zwar Mon- Zreitag statt, je abends

von Bürgermeister Maier

e vom 5. Juli. Owen ^ !en: Zufuhr I8V2 Zent» ! Zentner. Preis je Kilo- > . Handel sehr lebhaft,

Weilheim - Teck: r 314 Kilogramm; alles ? ; Von 4246 Pfg. je ehr lebhaft. Diese Woche : Anlieferung zu rechnen.

illwangen: Milch- 0 NM. Herren- ^ e 25-36, Läufer 40 bis , heim u. T.: Milch« iufer 4565 NM. ferkel 1830 NM. hweine 2730 NM.

> NM, je Stück. §

> eusburg : Aeltere ! lrbeitsochsen 450570,

), Milchkühe 300420, -540, hochträchtige Kal- iar trächtige 400460, ihrig 140210, 1IVs- -2jährig 280360 NM.

Ziegler. Drehermeister, 62:

Zitierung: Schwache, in elnde Winde, zeitweise ^

Störungen, warm und ^

desGesellschafters":

Karl Zaiser, Nagold.

verantwortlich für den schließlich der Anzeigen:

Eötz, Nagold eisliste Nr. 5 gültig . 1938: 2572 ,

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Wir veröffentlichen nachstehend die von Bürgermeister Maier am Samstag, der. 2N Juni, anläßlich des 80jähr. Jubi­läums der Freiwilligen Feuerwehr, im Rah­men des Kreisfeuerwehrtages und der Weihe des neuen Eerätehauses gehaltenen Fest­rede. deren Wiedergabe uns bisher aus technischen Gründen nicht möglich war.

Die Schristleitung.

Die Freiw. Feuerwehr war gut beraten, daß sie 1931 bei den schlechten politischen und wirt­schaftlichen Verhältnissen, bei der schlechten eige­nen Kasse und bei dem ungenügenden Stand der Löscheinrichtungen die 75 jährige Gedenk­feier in bewußter Abweichung von der geraden Linie der glänzenden Jubiläen des 25- bezw. 50jährigen Bestehens in den Jahren 1881 und 1807 auf bessere Zeiten verschoben hat in der Hoffnung, die Feier vielleicht in 5 Jahren unter einem glücklicheren politischen und wirtschaft­lichen Stern und mit verbesserter Ausrüstung nach­holen zu können. Wie wahr sind diese Hoffnun­gen in Erfüllung gegangen: In einem einigen Reich mit dem Führer an der Spitze, einem Volk voll Zukunftsglauben und neuem Lebens­mut, voll Opfergeist und Einsatzbereitschaft und einem freien Vaterland unter dem Schutz der freien Wehrmacht ist auch unsere Feuerwehr fortgeschritten, hat tüchtig gearbeitet, sich neu organisiert, die fehlenden Geräte, eine Klein- motorsprttze, einen Kraftfahrangriffswagen, eine Zweirad - Ganzstahl - Leiter mit 18 Meter samt dem Kraftfahrangriffs- und Gerätewagen er­halten, die sie im neuen heute eingeweihten Gerätehaus unter einem Dach statt bisher unter 5 unterbringen kann. Die Feuerwehr hat ein gutes Recht, ihr 80jähriges Bestehen mit dem Kreisfeuerwehrtag und der Weihe des Geräte­hauses festlich zu begehen. Gegenüber der Mei­nung. es werde zuviel gefestet, sei nur gesagt, daß die Feuerwehr sehr bescheiden ist. denn sie könnte statt einem Feste sogar drei feiern. 80jähriges Jubiläum. Kreisfeuerwehrtag und Eerätehausweihe.

Ich bin aufgefordert worden, über die Ge­schichte der Freiw. Feuerwehr Nagold einiges zu berichten. Zum besseren Verständnis der Na­golder Geschichte sei ein lleberblick über die allge­meine Geschichte des Feuerlöschwesens voraus­geschickt.

Wir sehen, wie die Entwicklung des Feuerlösch­wesens aus seinen primitiven Anfängen des Eimertragens und Häusereinreißens bis zu der heutigen Vollkommenheit der Motorspritze und Autodrehleiter, sowie der Hydranten undMini- max-"Apparate gleichen Schritt gehalten hat von den Anfängen an stufenweise bis zum heu­tigen vollendeten Stand der Kultur und Technik. Besonders eindrucksvoll ist die gewaltige Ent­wicklung des Feuerschutzes überhaupt im letzten Jahrhundert. Die Menschheit hat von jeher sich die Wohltaten des Feuers zu Nutzen gemacht, aber gleichzeitig auch gegen seine verheerenden Wirkungen sich gewehrt, wie wir das in Schil­lers Glocke besonders sinnvoll und klassisch dar­gestellt finden. Schon zu Römerzeiten gab es eine Mannschaft, die die Aufgabe hatte, die Brände zu löschen; doch nach dem Niederbruch der römischen Kultur und der Zeit der Völker­wanderung. sowie in der frühgermanischen Zeit bis ins frühe Mittelalter wissen wir nichts mehr von organisiertem Feuerschutz. Diese Auf­gabe wurde wohl den Sippen und Zünften der damaligen Zeit überlasten. Erst die 1. württ. Landesdesordnung von 1495 brachte für das ganze Land geltende Vorschriften über das Verhalten bei Feuersbrünsten und die Vorkeh­rung und Verhütung von solchen, die später des öfteren ergänzt wurden. Bezeichnend für die damaligen Zeitverhältnisse ist die Tatsache, daß llebertretungen der Feuerschutzverordnungen mit Leibesstrafe:mit einer der Leibeskonstitution angemessenen Tracht Schläge" geahndet werden konnten. Die Feuerspritze war noch nicht erfun­den und so verwendete man in der Hauptsache Wasjereimer. Diese wurden an den Entnahme­stellen gefüllt, von Hand zu Hand weitergegeben und in den Brandherd geschüttet.Durch der Hände lange Kette, fliegt der Eimer um die Wette". Da ein Feuer, das bereits eine gewisse Ausdehnung angenommen hatte, auf diese Weise nicht erfolgreich bekämpft werden konnte, so blieb nichts anderes übrig, als durch Einreißen der Nachbargebäude ein Umsichgreifen des Feuers zu verhindern. Kein Wunder, daß die Brände oft große Ausdehnung annahmen und ganze Städte und Ortsteile in Asche legten. Auch nach der Erfindung der Feuerspritze durch den Goldschmied Anton Plattner in Nürnberg zu Beginn des 16. Jahrhunderts trat eine wesentliche Besse­rung in der Bekämpfung noch nicht ein, da diese ersten Spritzen von wenigen Personen bedient werden konnten und infolgedessen nur eine recht geringe Leistungsfähigkeit besaßen.

Erst viel später nach dem Bau größerer Druck­spritzen durch den Zirkelschmied Hans Hautsch in Nürnberg in der Mitte des 17. Jahrhunderts und nach Erfindung der Druckschläuche durch Johann von der Heyde aus Amsterdam im Jahre 1672, sowie nach der kurz darauf erfolgten Er­findung der Saugschläuche wären die Grund­lagen für eine erfolgreiche Brandbekämpfung geschaffen gewesen, wenn es nicht an der nöti­gen Schulung, an einheitlichem Kommando und an Disziplin bei der Brandbekämpfung gefehlt hätte. In der Folge wurde durch Feuerordnun-

gcn. aber immer noch auf zünftischer Grundlage versucht, eine geordnetere und wirksamere Brandbekämpfung zu erzielen. Die allgemeine Landfeuerordnung von 1752 brachte eine gera­dezu mustergültige Neuordnung. Der Umstand aber, daß sowohl die Gebäude, als das beweg­liche Eigentum gegen Feuersgefahr nicht ver­sichert werden konnten, bildeten ein Hemmnis für die gedeihliche Entwicklung des Feuerlösch­wesens, aber auch eine der wesentl. Ursachen da­für, daß die Feuersbrünste zu jener Zeit viel­fach eine geradezu entsetzliche Ausdehnung ge­wannen. zumal jedermann zunächst eben auf die Rettung seiner eigenen Habe bedacht war, und der stolze SatzEiner für Alle, Alle für Einen" sich keine Geltung verschaffen konnte. Eine 1756 gegründete freiwillige Brandversiche­rungsanstalt suchte diesem Mangel hinsichtlich der Gebäude abzuhelfen. Der beabsichtigte Zweck wurde indes durch die allgemeine Brandver­sicherungskasse erst für die damaligen herzoglich württ. Landesteile errichtet am 16. Januar 1773 und durch die im Jahre 1806 gegründete neu- württembergische Brandversicherungsanstalt er­reicht. Diese beiden Anstalten wurden 1807 ver­einigt zu der 1853 reorganisierten nunmehrigen allgemeinen württ. Eebäudebrandversicherungs- anstalt./Jn Bezug auf die bewegliche Habe lag das Versicherungswesen noch länger im argen und erst dem 19. Jahrhundert war es Vorbehal­ten. auch hier Wandel zu schaffen. Die Landes­feuerordnung vom Jahre 1752 wurde am 21. Mai 1sjl08 durch die allgemeine Eeneralfeuerlösch- ordnung ersetzt. Die schon in der elfteren vor­geschriebenen Lokalfeuerlöschordnungen erfuhren dabei nicht unwesentliche Abänderungen und in der Generalverordnung vom 13. April 1808. die Feuerpolizeigesetze betreffend, erscheint zum ersten Mal in der Person des Oberfeuerschauers der Oberamtsstadt ein Inspekteur der Feuer­löschwerkzeuge. Daß es zu den damaligen Zei­ten. in welchen das Wasserversorgungswesen noch primitiv war. bei Brandfällen trotzdem nicht geradetrocken" zuging, erhellt aus einer Verordnung von 1805, zu welcher vorgekommene größere Unordnungen den Anlaß gaben. Danach durften bei Feuersbrünstenauf Rechnung der Kommun, wo Weinwachs ist, nicht mehr als ein Schoppen Wein oder wo keine Weinwachs ist oder der Wein sehr teuer ist. ein halbes Maß Bier für den Mann auf einmal abgereicht und nur, wenn die Mannschaft sich nachher aufs neue der Arbeit unterziehen mußte, nach Er­kenntnis des Obmanns oder Beamten ein wei­terer Schoppen Wein oder halbes Maß Bier ge­geben werden".

Durch die allgemeine Generalfeuerlöschordnung von 1808. welcher die ganze Bürgerschaft jeden Orts zum Zweck der Hilfeleistung bei Brand­fällen in Rotten einzuteilen war. wurde der Grund gelegt zu eingeübten und organisierten Feuerwehren, die aber trotzdem bei den armen Zeitverhältnissen noch lange auf sich warten lie­ßen. Als Vorbild diente dabei die 1846 organi­sierte Freiw. Feuerwehr der Stadt Durlach. Erst die im Jahre 1868 errichtete Zentralkasss zur Förderung des Feuerlöschwesens und die Auf­stellung eines Landes-Feuerlöschinspektors (1872s ermöglichten die allmähliche Anschaffung von Ge­räten und Spritzen und die Uniformierung der Mannschaften. Die Landesfeuerlöschordnung von 1885. die heute noch in Kraft ist. brachte den ge­setzgeberischen Abschluß der Organisation des Feuerlöschwesens und bildet heute noch die rechtliche Grundlage für das gesamte Feuer­löschwesen der Gemeinden. Was das neue Reichs­feuerlöschgesetz bringt, wissen wir noch nicht, Der Uebergang zur polizeilichen Feuerschutztruppe ist durch den Organisationserlaß des württembergi- Jnnenministers vom 24. März 1936 und die Erläuterungen des Württ. Landesfsusrlösch- inspektors vom 6. Mai 1936 mit der Neuglie­derung nach Löschzügen vorbereitet. Bis zum Inkrafttreten des Reichsgesetzes gilt aber unsere württ. Landesseuerlöschordnung von 1885.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts vollzog sich die Bildung des Landesfeuerwehrverbands, dem alle Kreisfeuerwehrverbände angehören und der alljährlich einen Landesverbandstag abhält. Besonders segensreich hat sich die Zentralkasse zur Förderung des Feuerlöschwesens wie bereits erwähnt, ausgewirkt. Sie hat nicht nur zu allen Anschaffungen an Gerätschaften. Spritzen und Ausstattungsstücken Beiträge gewährt, sondern auch den verunglückten Feuerwehrleuten stets Hilfe geleistet. War diese Hilfeleistung bis 1. Januar 1929 eine freiwillige, so hat seither der Feuerwehrmann auf Grund des Unfallversiche­rungsgesetzes einen Rechtsanspruch. Entschädi­gung wird nicht bloß für Unfälle und Erkrankun­gen bei Uebungen und Bränden verwilligt. son­dern auch dann, wenn die Feuerwehr zur Be­kämpfung anderer Notstände als Feuersnot z. V. Hochwasser. Sturmschäden und dergleichen heran­gezogen wird. Viele Millionen hat die Zentral­kasse für diese beiden Aufgabengebiete seit ihrem Bestehen geleistet. Die Mittel hiezu verschafft sie sich aus den seit 1885 gesetzlich festgelegten Bei­trägen der Württ. Eebäudebrandverstchcrungs- anstalt und den im Lande tätigen Mobiliar­feuerversicherungsgesellschaften.

Noch ist eine Einrichtung zu erwähnen, die das Feuerlöschwesen weiter vervollkommnete, nämlich das 1869 errichtete Institut des Staats­technikers für das öffentliche Wasserversorgungs­wesen. durch das die Ausführung von Wasser­versorgungsanlagen und die Anbringung von Hydranten unter tatkräftiger Mitwirkung der Zentralkasse für das Feuerlöschwesen im Lande

wesentlich gefördert wurde. Die Aufgaben des Staatstechnikers für das öffentliche Wasserver- sorgungswesen sind mit der Neuorganisation des Techn. Landesamts im Jahre 1934 auf dieses übergegangen.

Entsprechend der fortschreitenden Entwicklung des Feuerwehrwesens ist auch das Bedürfnis her- oorgetreten, die einzelnen Feuerwehren in Be­zirks- oder Kreisverbänden zu organisieren, dem auch in unserem Kreis alle Feuerwehren ange­schlossen sind. Die Führer der einzelnen Feuer­wehren treten alljährlich zu dem Kreisfeuer­wehrverbandstag zusaiMnen. um Neues auf dem Gebiet des Feuerlöschwesens zu erfahren. Mei­nungsaustausch zu pflegen und Lehr- und Schau­übungen abzuhalten.

Mit der Schaffung der Oberamtsbaumeister­stellen wurde diesen auch das Amt des Bezirks- feuerlüschinspektors übertragen, der nunmehr nicht bloß wie ursprünglich die Feuerlöschwerk­zeuge zu besichtigen, sondern auch die Feuer­wehren zu prüfen hat. Während früher die Feuermeldungen durch Voten zu Fuß oder zu Pferd gemacht wurden, stehen heute der Tele­graph und das Telephon zur Verfügung. Eine weitere Stufe ist die Bildung der Berufsfeuer­wehr in den größeren Städten des Landes. Ein Mittelding zwischen Freiw. Feuerwehr und Be­rufsfeuerwehr sind die Freiw. Feuerwehren mit Weckerlinie. Die Alarmierung der Weckerlinien- mnnnschaft. die in der Regel etwa 2530 be­sonders ausgebildete Feuerwehrleute aus allen Ständen umfaßt, geschieht durch elektrische Feuer­melder und Weckerglocken, welche durch eine elektrische Ringleitung mit der Feuerwache (Po­lizeiwaches verbunden sind. Während vor dem Kriege in Württemberg außer 2 Motorspritzen keine weiteren Kraftfahrlöschgeräte vorhanden waren, sind heute 100 Kraftfahrmotorspritzen und 280 nicht selbstfahrende Motorspritzen ein- geführt. Außerdem sind in 82 Gemeinden Wecker- liniem^,,

"Mach diesen allgemeinen Ausführungen möchte ich übergehen auf die Gründung und Entwicklung unserer einheimischen Feuerwehr. Hierüber be­steht''eine ausführliche Chronik, die leider grö­ßere Lücken aufweist Nachdem schon in einer Reihe von Städten z. B. in Calw 1852 und in Horb 1855 und nach dem Versuche Ende der 1840er Jahre nach dem Vorbild der Durlacher Pompiercorps auch in Nagold ein Pompier­corps zu organisieren, fehlschlugen, rüttelte der große Brand von 1850, welcher in einem der eng­sten Gäßchen der Stadt (beim Hirsch) ausge­brochen und in einigen Stunden 20 Haupt- und 9 Nebengebäude einäscherte mit einem Gesamt­schaden von 59 852 Gulden und ein weiterer Brand im Jahre 1855 morgens 2 Uhr auf der Insel, der drei weitere Gebäude bis auf den Grund zerstörte, die Gemüter auf. Es war der große Wohltäter Nagolds, Apotheker Dr. Heinrich Zeller, der folgenden Aufruf zur Errichtung der Nagolder Feuerwehr im Amts­und Intelligenzblatt Nr. 84 vom 19. Oktober 1855 veröffentlichte:Nagolder Feuerwehr! Zur Errichtung einer solchen und als Beitrag zu den ersten Einrichtungen derselben unterzeichne ich hiemit 100 Gulden, indem ich zugleich einen jährlichen Beitrag außer der etwaigen Umlage zusichere. Die Bedürfnisse zur Bildung einer solchen höchst nützlichen Anstalt sind vorhanden und leuchten uns oft genug flammend in die Augen. Viele tüchtige, rüstige Männer und Kräfte mit verständiger Tatkraft sind vorhan­den; es bedarf nur, dieselben zu sammeln und zu organisieren, darum frisch daran! Der Herr aber wolle auf diese Sache seinen Segen legen und unsere Stadt vor fernerem Unglück in Gna­den bewahren. Den 16. Oktober 1855. G. H. Z ei­le r ".

Dieser Aufruf fand Widerhall und es wurde am Silvesterabend 1855/56 im Gasthaus zum Hirsch im Saal mit 96 Männern die Feuer­wehr gebildet. Als Kommandant wurde Werk­meister Blum gewählt. Die Kosten der Er­richtung betrugen 1152 .Gulden, -wovon durch Privatbeiträge 261 Gulden und durch die Stadt 891 Gulden bezahlt wurden. Die benötigten Löschgerätschaften wurden anfangs März 1856 zur schleunigen Fertigmachung an hiesige Mei­ster ausgeschrieben und in Akkord gegeben, und hatte sonach das Mitglied nur zur Anschaffung der KleidungsstückeHose und Jacke" Sorge zu tragen, und auch in diesem Punkte wurde auf Unbemittelte Rücksicht genommen. Die erste Hauptprobe fand nach vorheriger Ausbildung durch Lehrer Wenghofer in Rottenburg am 24. August 1856 am Schulhaus statt, welche wirk­lich befriedigend ausgefallen ist. Auch die Feuer­wehr hatte die üblichen Kinderkrankheiten durch­zumachen. Im Jahre 1859 erschien ein Aufruf zur Reorganisation der Wehr und 95 Bürger meldeten sich für das neue Corps, das Wald­meister Günther zum Kommandanten wählte. Von da ab gab es in der Feuerwehr keine grö­ßeren Störungen mehr. Von 1867 bis 1872 war Werkmeister Christian Schuster, von 18721881 Hafnermeister und Stadtpfleger Weber, von 18811891 wiederum Werkmeister Chr. Schuster, von 18911910 Werkmeister Wilh. Benz, von 19101920 Schreinermeister Gabel, von 1920 bis 1929 Möbelfabrikant Schnepf. von 19291933 Schreinermeister Hezer Kommandant und seit 1933 steht Schreinermeister Kaupp als nunmehri­ger Hauptbrandmeister an der Spitze des Corps. Aus praktischen Gründen und zur Entlastung des Kommandanten war Stadtschultheiß Vrod- beck von ,19011913 Verwaltungs- (Straf-) Kommandant, welches Amt ich wieder seit 1920 bekleide. Ein besonderes Glück für die Feuerwehr

war es. daß ihr lauter tüchtige Kommandanten vorstanden, die durch langjähr. Dienste reiche Er­fahrungen sammelten und die außerdem im allge­meinen über einen Stab tüchtiger Vizikomman- danten, Adjutanten und Offiziere verfügten. So war in den 80 Jahren immer ein reges Leben in der Feuerwehr mit ernster und stets ver­antwortungsbewußter Hingahe an ihre Aufgabe. Es wurde fleißig und tüchtig gearbeitet, und bei keinem Ernstfall hat sie versagt. Die schwe­ren Brände gerade in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts machten ihr außerordentlich viel zu schaffen. Außer den schon genannten 2 Bränden 1850 und 1855, die zur Gründung der Feuerwehr führten, seien folgende größere Brände erwähnt: Im Dezemher 1860 brannte die Sägmühle auf dem sog. Hammer gänzlich nieder, 1866 sind 2 Wohnhäuser und 3 Scheuern auf der Insel abgebrannt; im Dezember 1871 brach in den Häusern des Sattler Schwarzkopf und Gerber Sattler Feuer aus; am 5. Januar 1875 brannte das Horland'sche Haus auf dem Wolfsberg ab; 1878 war der große Brand beim Rathaus, wobei 6 Wohnhäuser und 6 Scheuern abbrannten; 1879 brannte Wirtshaus und Bad Röthenbach ab; 1887 brach ein Feuer in der Schmiedgasse aus. das in kurzer Zeit die ganze Häuserreihe in der Marktstraße von der Apotheke bis zur Sautters Brauerei niederlegte. 14 Wohn­häuser und 8 Scheuern sind dem verheerenden Element zum Opfer gefallen, 33 Familien wur­den obdachlos, Gebäudeschaden 70 000 Mk.; 1890 war wieder ein größerer Brand in der Badegasse, den ein Schreinerlehrling gelegt hat und 1893 wütete noch ein Brand in einem Ausmaß, wie es die Stadt seit 1850 nicht mehr erlebt halte. Der Brand brach in dem engsten Stadtteil, in der Scheuer des Ochsenwirts Bökle aus. Wohl war seit drei Jahren die Wasserleitung in Be­trieb. aber die Dürre des Sommers 1893 be­wirkte starken Wassermangel auf der-einen Seite und gab dem Feuer auf der anderen Seile große Nahrung. 35 Gebäude brannten nieder, wodurch 60 Familien obdachlos wurden. Der Gebäude­schaden betrug 169 240 Mark, der Mobiliarscha­den 286 730 Mark. Im Jahre 1908 war im Metzger Krauß'schen Hause ein gefährlicher Brand, dem 2 Menschenleben zum Opfer fielen. Am 29. März 1916 brannte das Wagner Harr'- sche Anwesen in der Neuestraße vollständig ab, aöer seither ist keine Wohnung mehr dem Feuer zum Opfer gefallen, wenn auch immer wieder Schadenfeuer aufkamen, die aber kein größeres Ausmaß annahmen und von der Weckerlinie ohne weiteres gelöscht wurden, wie 1935 zwei­mal im Theurer'schen Sägewerk.

In diesem Zusammenhang sei auch des großen Unglücks des Hirscheinsturzes vom 5. April 1906 gedacht, bei dem 53 Menschen tödlich ver­unglückten und bei dem die Feuerwehr eine be­sonders umfassende und hingebende Arbeit zu leisten hatte.

Wie notwendig eine Vervollkommnung der Feuerlöscheinrichtungen ist, beweisen inNagold am besten die vielen verheerenden Vrandfälle, wie wir aus der langen Zeit ihrer Geschichte wissen. Der Vau der Niederdruckleitung im Jahre 1890 und der Hochdruckleitung im Jahre 1921/22 brachte eine wesentliche Förderung des Feuer­schutzes. Dazu kam im Jahre 1921/22 die Ein­richtung der Weckerlinie mit Anschaffung der automobilen Großmotorspritze. 1933 wurde der Kraftfahrangriffswagen und die anzuhängende Kleinmotorspritze für den Landbranddienst an­geschafft. Als ein besonderer Mißstand stellte sich heraus, daß die Geräte Spritzen und Leitern in 5 örtlich völlig voneinander entfernt lie­genden Räumen untergebracht waren. An ihrem 80jährigen Jubiläum kann die Feuerwehr nun ihr stattliches und zweckentsprechendes neues Ee- rätehaus an der Burgstraße beziehen und gleich­zeitig als Jubiläumsaeschenk der Stadt die Ma- girus-Zweirad-Eanzstahlleiter und den Kraft- fahrangrifss- u. Gerätewagen II in Empfang neh­men. Damit sind unsere Feuerlöscheinriihtun- gen auf einen hohen Grad der Vollkommenheit gebracht worden. Geräuschlos wird der Löschzug alarmiert, der jedes kleine und Mittelfeuer anstandslos bewältigt. Die eigentliche Freiw. Feuerwehr hat mehr die Stellung einer Reserve für schwierigere und gefährlichere Lagen erhal­ten. Das beweist auch, daß sie seit dem Beste­hen der Weckerlinie, abgesehen beim Hockwasser von 1927 und 1932, nicht mehr eingreifen muß­te. Doch soll das durchweg nicht heißen, daß sie weniger nötig wäre als früher. Im Gegenteil, bei den großen Werten, die heute auf dem Spiel stehen, muß sie jederzeit schlagfertig erhalten bleiben. Wenn du gesichert sein willst, so muß du gerüstet sein!

Wenn seit 1900 die Feuerwehr aus vier Kom­pagnien bestand, einer Steiger-, einer Spritzen-, einer Hydranten- und einer Rettungskompagnie mit Sanitäts- und bewaffneter Schutzmann­schaft. so gab es 1932 nur noch die Weckerlinie und die 1. und 2. Kompagnie. Während die 1. Kompagnie den Einheitsfeuerwehrmann, der alle Geräte, Leitern und Spritzen kennen und handhaben muß, ausbildete, ist die 2. Kompagnie die Reservefeuerwehr und Wachmannschaft ge­wesen. Nach dem Organisationserlaß zur Vor­bereitung und Durchführung des neuen Reichs­feuerlöschgesetzes besteht die Freiw. Feuerwehr unter einem Hauptbrandmeister, aus dem Kraft- fahrlöschzug oder Löschzug I, aus dem Löschzug II und aus einem Halblöschzug mit zusammen 99 Mann. Dazu kommen noch der Mustkzug, die Stadt- und Feuerwehrkapelle mit 35 Mann und der Sanitätszug, die Sanitätskolonne Nagold mit 40 Mann.