Nagoldsr Tagblatt »Der Gesellschafter"
Freitag, Len 3. Juli 1338
Leite 7 - Nr. 152
temberg beheimateter Fürstengeschlechter: Staufer, Welten und Zollern.
Den Vers kennt jeder Schwabe: ..Der > Schelling und der Hegel . . ." usw. In Form i einer Reitergruppe wird aber diesmal gleich i an elf berühmte Schwaben erinnert: Schiller, ! Hölderlin, Uhland, Mörike, Hegel, Schelling, > Kepler, Robert Mayer, List, Daimler. Zeppelin. Schwabenstreiche werden im allgemeinen belacht. Diesmal aber sollen sie bewundert werden. Ans einem Wagen erinnern wir an den Schneider von Ulm, der sliegen wollte, und auf einem zweiten an die Ozeanüberquerungen der Zeppelin-Luftschisfe. Ein Daimler-Wagen von 1890 wird einem moder- j neu Rennwagen von Mercedes-Benz gegen- ! übergestellt. !
Die besten T r a ch t e n g r u P p e n mit ^ zusammen 123 Personen werden ebenfalls die / weite Reise nach Hamburg antreten. Dar- : unter natürlich die Schäsertanzgruppe aus Markgröningen mit Schaferkvnig und -köni- gin und der Hahnentanzgruppe, weiterhin die große Siedertanzgruppe aus Hall, die Betziuger Trachtengruppe und eine Gruppe mit Schwarzwäldertrachten und einer Musikkapelle. Ter dritte Teil des schwäbischen Fest- zngs zeigt württembergische Qualitätsarbeit: Hohner-Handharmonikas werden Praktisch vorgeftthrt, große Attrappen vertreten die Schwarzwälder Uhren, Bosch rückt an und natürlich auch Mercedes-Benz mit allerlei Wagen.
Die Trachtengruppen werden übrigens gleich zweimal im Rahmen des Kongresses auftressen. Beim Volksfest „Volk spielt fürs Volk" zeigen sie ihre Tänze auf einer der Grünflächen rund um Hamburg. Das Hohuer- Quintett und die Volkslieder der Behinger Trachtengruppe werden außerdem noch in einer Rundfunksendung zu hören sein.
Ausländischen Volkstumsgruppen wird die Gelegenheit gegeben, Deutschand kennenzulernen. Sie werden durch einzelne Gaue geführt, u. a. auch durch Württemberg. Hall, Heilbronn, der Schwarzwald, Stuttgart, Friedrichshafen und Ulm werden auf diese Weise ausländischen Besuch bekommen. Auch reichsdeutsche Arbeiter kommen, und zwar über Villingen nach Stuttgart, um daun nach eintägigem Aufenthalt nach Heilbronn und Mergentheim weiterzureisen. Natürlich führt KdF. aus diesem Anlaß auch einen Sonderzug nach Hamburg. Für Fahrt, Unterkunft, Verpflegung vom 22. bis 27. Juli und Teilnahme an den Kongreßveranstaltungen müssen nur 33,20 NM. bezahlt werden.
Sport
Württemberg kommt mit großem
Der Gau Württemberg gab für die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften a m 11. und 12. Juli in Berlin seine Meldungen ab. Insgesamt 35 Leichtathleten aus dem Gau 15 Württemberg, darunter die Titelverteidiger Borchmeyer- Stuttgarter Kickers im IVV-Meter-Laus und Müller-Kuchen im Stabhochsprung, wollen in dieser letzten Olympiaausscheidung sich einen Platz für die endgültige Olympiamannschaft sichern. Am stärksten sind in dem württ. Aufgebot die Stuttgarter Kickers mit 12 Athleten vertreten, es folgen der VfB. Stuttgart mit 5, Reichsbahn- und Postiport- verein Stuttgart mit 1, Ulmer FV. 94 mit 3 und TGem. Eßlingen mit 2 Meldungen. Alle anderen Vereine haben je eine Meldung abgegeben.
Interessant ist, daß Borchmeyer-Kickers für drei Wettbewerbe, 100 Meter, 200 Meter und Dreispruug gemeldet wurde, wovon er nur in zweien startberechtigl ist. Im 10 000 Meterlauf wurde der VfB.-Mann Bertich eingesetzt, der bei den Marathonmeisterschaften wegen einer Knochenhautentzündung aufgeben mußte. In den Laufwettbewerben sind die württ. Meister über alle Strecken am Start. Von den Meistern in den technischen Hebungen entsendet der Gau 15 seine Titelhalter im Stabhochsprung, Weitsprung, Dreisprung. Hammerwerfen. Speerwerfen, sowie im Hoch- und Weitsprung noch den Fünfkampfmcäster Storz. Bei den Hürdenläufer! wurde der Meister über 400 Meter gemeldet. Nicht vertreten ist Württemberg nur im Kugelstoßen, Diskuswerfen, 110- Meter-Hürdenlauf und und 110-Meter-Laus der Frauen. Im einzelnen wurden folgende Meldungen abgegeben:
1VV Meter: Borchmeyer-Kickers, Jettcr-TG. Balingen, Sumser-Kickers, Laich-VfB. Stuttgart. 2»» Meter: Borchmeyer-Kickers, Sumser- Kickers, Jetter-Balingen. 40» Meter: Single- TG. Eßlingen, Tripps-Kickers. Rößler-Kickers. 8 0» Meter: Dessecker-Kickers, Fink-VfV. Stuttgart Grau-TG. Eßlingen. 15 N 0 Meter: Dom- Pert-Kickers, Eitel-Eßlinger TSV., Wagenseil- Kickers. 3NV» Meter Hindernis: Schwarz- Miner FV. 94, Helber 1 -RPSV. Stuttgart, Bau- mann-NPSV. Stuttgart. 5 0 0 0 Meter: Schinge- Kickers. Meyer - NPSV. Stuttgart. 10 0 0 « Meter: Bertsch-VfB. Stuttgart, Rapp-VfB. Stuttgart, Helber II-NPSV. Stuttgart. 40» Meter Hürden: Stöckle-Kickers, Dr. Mün- zinger-Kickers. Seitz-Mm 94. Hochsprung: Storz-TSV. Georgii-Allianz. Weitsprung: Storz-TSV. Georgii-Allianz. Bäumle-Ulmer FV. 94, Napp-SPV. Heilbronn 9«. Dreisprung: Napp-TPV. Heilbronn 98, Borchmeyer-Kickers. Stabhochsprung: Müller-TV. Kuchen, Wai- bel-VW. Stuttgart. Sveer werfen: Eisen-
»Zärtlichkeiten"
?. X. Ulm, 1. Juli.
In dem Sittlichkeitsprozeß gegen den 50- jührigen Pfarrer von Gutenzell, Joseph H a s n e r, der am Dienstag vor der Großen Strafkammer des Landgerichts lllm unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors Wild zur Verhandlung kam, wurde am späten Abend nach dreistündiger Beratung nachstehendes Urteil gefüllt: Der Angeklagte wird wegen zweier Vergehen gegen die Sittlichkeit im Sinne des 8 176 Ziffer 3 und 8 174 Ziffer I des Strafgesetzbuches zu der Gesamt- gcfängnisstrafe von neun Monaten verurteilt. Drei Wochen der Untersuchungshaft werden angerechuet. Tie Kosten des Verfahrens hat der Angeklagte zu tragen.
Pfarrer Hafner, dessen Verhaftung am 6. Juni dieses Jahres in seiner Gemeinde, wie bekannt, beträchtliche Unruhe hervorgerufen hat, sagte bei seiner Vernehmung, er habe sich keiner unehrbaren Handlung schuldig gemacht. Bei den Zärtlichkeiten, die er seinen Schülern erwiesen, seien ihm geschlechtliche Beweggründe vollkommen fern gelegen. Durch die Aussagen der jungen Zeuginnen, die zurzeit der angeklagten Handlungen 11 bis 12 Jahre alt waren, wurde der Pfarrer stark belastet, obwohl der Vorsitzende, der die Verhandlung mit bemerkenswerter Sachlichkeit und Objektivität leitete, die Mädchen mit ganz besonderer Eindringlichkeit auf die Bedeutung des Eides aufmerksam gemacht hatte und obwohl man in Gutenzell selbst versucht hatte, die Zeuginnen zugunsten eines Freispruches zu beeinflussen.
Die Verteidigung, die sich der Angeklagte zu- rechtgelegt hatte, wurde durch die klaren und festen Aussagen in einer Reihe von Punkten widerlegt. Unter dem Druck des Beweismaterials g. i Pfarrer Hafner seine Verfehlungen im wesentlichen zu, versuchte aber, den einzelnen Handlungen eine harmlose Deutung zu geben. Die Entlastrmgszeugen, unter denen Hauptlehrer Widmann durch seine theatralische Art und durch die merkwürdige Tatsache unangenehm auffiel, daß er die Glaubwürdigem. seiner eigenen Tochter in Frage stellen wollte, konnte nichts weiter bringen, als daß Pfarrer Hafner bisher in seiner Gemeinde an-
eines Pfarrers
gesehen gewesen und nach außen ein tadelloses j Leben geführt habe. Die Aussagen des Hauptlehrers wurde in einem wesentlichen Punkte durch seine Frau widerlegt, die offenbar fürchtete, ihr Mann könnte einen Falscheid leisten. >
Staatsanwalt Eber Hardt stellte in sei- ! nem Schlußwort den Tatbestand noch einmal zusammen und stellte fest, daß die Erfordernisse zur Strafbarkeit erfüllt seien. Der Angeklagte habe durch ein fortgesetztes Vergehen wider die Sittlichkeit nach dem Volksempfinden das Scham- und Sittlichkeitsgefühl verletzt und habe das Kleid des Priesters anfs schlimmste beschmutzt. Als erschwerend müßte gelten, daß der Angeklagte nicht den Mut aufgebracht habe, seine Taten zu bekennen und allein die Tatsache, daß die meisten der bewiesenen Handlungen im Beichtstuhl, sogar während der heiligen Handlung erfolgt sind. Als mildernd sei die bisherige Unbescholtenheit anzusehen und daß der Angeklagte nicht allzu viel Unheil angerichtet habe. Der Antrag des Staatsanwaltes lautete auf eine Gefängnisstrafe von 1 Jahr 4 Monaten und auf Aberkennung der bürgerlichen Ebrenrcchte auf die Dauer von drei Jahren.
Ter Verteidiger des Pfarrers, Rechtsanwalt Wachs aus Biberach, versuchte in seiner Verteidigungsrede die Glaubwürdigkeit, der Zeugen zu erschüttern, indem er aus unbedeutende Widersprüche hiuwies. Tie Handlungen des Pfarrers stellt er als ungeschicktes Benehmen, das zu Mißdeutungen Anlaß geben könnte, hin. Er beantragte Freispruch, evtl. Einstellung des Verfahrens, weil die Handlungen des Pfarrers nur als Lust anzusehen seien. Das Gericht kam nach eingehender Beratung zu dem bereits mitgeteilten Urteil, sah aber von der Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte ab. Dem Urteil wurden nur zwei Fälle zugrunde gelegt, bei denen das geschlechtliche Motiv klar erwiesen war. Entsprechend dem Antrag des Staatsanwaltes wurden bei beiden strafmildernde Umstände berücksichtigt, doch nahm das Gericht als erschwerend an, daß Pfarrer Hafner als Erzieher seine Verfehlungen begangen, daß er dadurch seinen Stand geschändet, das Vertrauen untergraben und Äe Kinder sittlich gefährdet hat.
numn-Klckers. Hammerwerfen: Seeger- Kitters.
Frauen:
8» Meter Hürden: Krempel-TBd. Stuttgart. Hochsprung: Bergmann - NjF. Stuttgart. Diskuswerfen: Wittmann-TSV. Georgii-Allianz Stuttgart. Speerwerfen: Eber- Hard-TV. Eislingen.
In Wimbledon stehen die Entscheidungen vor der Türe. Im Männereinzel wurden die letzten Vier bereits ermittelt, bei den Frauen standen am Dienstag die Teilnehmerinnen der Vorschlußrunde fest und außerdem konnte die dritte Runde des Man- nerdoppels erledigt werden.
Für die Ueberraschung des Tages sorgten Frankreichs ,.M n s k e t i e r e" Jean Borotra und Jack Brugnon. Sie schlugen im Männerdoppel die Titelverteidiger Crawford- Ouist lAustralien) 3:6, 7:5, 2:6, 9:7, 6:2 in einem großartig geführten Kamps, In der Zwischenzeit hatte Marieluise Horn aus dem Meisterschaftsplatz Nummer 1 einen schweren Kamps gegen Frankreichs langjäh. rige Meisterin Frau Mathieu zu bestrei- ten. Um es vorwegzunehmen, gegen das ausgekochte Spiel der Französin, die schon seit Jahren in der Weltrangliste einen Platz hat. hatte die Wiesbadenerin kaum eine Chance. Frl. Horn führte zwar im ersten Satz 5:2. als Frau Mathieu mit fast fehlerfreiem Grundlinienspiel fünf Spiele hintereinander machte und sich den Satz 7:5 holte. Der zweite Satz sah Mathieu bald 5:0 in Front. Frl. Horn machte zwar noch drei Spiele, verlor aber auch diesen Satz und schließlich das Treffen 7:5, 6:3, M a r i e l u i s e H o r n- Kaj Lund verloren im G e m i s ch-
krlwl Mit» im Urlaub - freu vlkb am Such
8«lm Wundern, dvl Sport und Spiel. sucken wir Kraft und krdoiung:
Uber einem schönen Such oder Zerstreuung und srode loun»! ^
. kin unterdalisomer Komon. ^ eine spannende krMlung. Svschreidung oder Dichtung, i war immer es sei...
Vas Uukti verschönt Mr den Urtau^
Große Auswahl bei G. W. Zaiser, Nagold
ien Lo p p e r uir am Vorlage wegen Regens abgebrochenes Spiel gegen die Frau- zosen Mathieu/Pctra nach harter Gegenwehr doch noch und zwar 4:6, 8:10.
Das letzte Spiel des Dienstags bestritten aus dem Hauptplatz Gottfried von C r a m m- Heuner Henkel und die Amerikaner A l l i s o u - v a u Ryn um den Eintritt in die vierte Runde des Männerdoppels. Tank des bombigen Aufschlages unseres Meisters und des energischen Flugballspieles von Heu- kel gewannen sie den ersten Satz 6:4, um den zweiten nach endlosem Hin und Her mit 8:10 abzugebeu. Die Amerikaner spielten sich in eine großartige Form, lieferten wundervolle Netzattacken, holten sich den dritten Satz mit 6:4, dock die Kondition der Deutschen war besser. Im vierten Satz war es aber so dunkel geworden, daß die Turnierleiteung sich entschloß, den entscheidenden fünften «atz unter normaten Verhältnissen am kommenden Mittwoch a u s z u t r a g e n.
Unsere KurrZesekiedt«:
Die HekciöAese
Von Ralph Urban
Es war am Spätnachmittag. In dem ersten Geschäft am Platze herrschte Hochbetrieb. Ein Herr mittleren Alters im eleganten Sommerpaletot stand im Gedränge vor einem der langen Pulte der Parfümerieabteilnng, an dem Kölnischwasser, Seifen und ähnliche Waren verkauft wurden. Neben ihm arbeitete sich gerade eine Dame an den Tisch vor, die zahlreiche Pakete trug und es sehr eilig zu haben schien. Sie wählte eine Kleinigkeit aus, griff nach der Handtasche.
„Meine Geldbörse ist weg," rief sie aus, „ich bin bestohlen worden!"
„Das kann nur der hier gewesen sein," ließ sich die Baßstimme eines dahinterstehenden Mannes vernehmen.
„So eine Frechheit!" empörte sich der elegante Herr, dem diese Worte gegolten hatten.
„Schön," sagte der andere, „es kann auch ein Irrtum sein. Aber haben Sie doch die Güte, und drehen Sie Ihre Manteltaschen um."
Der Herr lächelte, griff in die Taschen, hielt aber plötzlich inne und machte ein bestürztes Gesicht. Dann brachte er zögernd die Hände wieder zum Vorschein, und in seiner Rechten hielt er eine Damenbörse.
Mit einem raschen Griff brachte sie der andere an sich. „Ist dies Ihre Börse?" wandte er sich an die Frau.
„Gewiß!"
„Wissen Sie, wieviel drinnen war?" .
„Doch! Etwa sieben Mark in Kleingeld und ! eine Hundertmarknote.
Der Mann mit der Baßstimme öffnete die Geldtasche. Es befanden sich tatsächlich sieben Mark darinnen, aber die Banknote fehlte. „Und wo sind die hundert Mark?" wandte er sich an den Beschuldigten.
„Ich habe keine Ahnung", beteuerte dieser. „Die Geldbörse muß mir jemand in die
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neue Kraft
Kinder aufs Land!
Zug um Zug rollt durch Deutschland. Jeder trägt kostbare Last. Kinder sind es, bleichwangig, in den Augen den trüben Glanz, den das Halbdunkel der enge Straßen zeugt.
Aber nun fahren sie hinaus. Schon Tausende waren es, viele, viele Tausende sollen es noch werden. Feine Fäden spinnen sich, unsichtbar, aber auch unzerreißbar von den Kindern zu den Pflegeeltern.
Du scheust Dich vor der Arbeit? Mag sein, daß Du manche halbe Stunde Deiner Ruhe opferst. Du gibst bei jeder Sammlung? Das tun alle, die sich wirklich als Deutsche fühlen. Du bist Kinder nicht gewöhnt? Das lernt sich schnell. Warum zögerst Du also?
Gib Deinen Freiplatz für die NS.-Volkswohl- sahrt!
Tasche gesteckt haben. Es kann auch möglich sein, daß der Dieb vorher die Banknote herausnahm."
„Mich geht die Sache schließlich nichts an", meinte der Mann mit der Baßstimme. „Aber selbstverständlich muß ich mich als Zeuge und Kavalier Ver Dame annehmen. Sic sollen sich jetzt entscheiden: entweder Sie bringen die fehlenden lnmdert Mark auf oder Sie müssen zur Polizei.
Ter elegante Herr nagte an der Oberlippe. „Ich habe nicht so viel Geld bei mir", sagte er nach einigem Bedenken. „Aber ich will die Angelegenheit regeln und bitte Sie. mit mir in meine Wohnung zu kommen, wo ich der gnädigen Frau den Betrag ausbezahlen will."
Man einigte sich, mit einer Taxe nach der Wohnung des Herrn zu fahren. Als sich aber die drei Personen dem Ausgang zu in Bewegung setzten, drehte sich der Mann mit dem Paket unter dem Arm rasch um und vertrat ihnen den Weg.
„Augenblick", sagte er brüsk, „was wird hier eigentlich gespielt? Ich habe nämlich Ihrer interessanten Unterhaltung zugehört!" Dabei drehte er den Aufschlag des Rockkragens nach außen, so daß seine Erkennungsmarke als Kriminalbeamter sichtbar wurde.
„Ach", sagte der Mann mit dem Baß, „es dürfte sich um ein Mißverständnis handeln."
„Das wird sich auf der Polizei Herausstellen", erklärte der Kriminalbeamte. „Sie kommen alle mit mir!"
Im nächsten Polizeirevier wurden sie dem diensthabenden Beamten vorgesührt. Zuerst sagte die Dame aus, dann als Zeuge der Mann mit dem Baß.
„Stimmt es, daß Sie die Börse der Dame in der Tasche hatten?" wandte sich schließlich der Beamte an den eleganten Herrn.
„Ja!"
„Bravo!" meinte der Beamte. „Es wird das beste für Sie sein. Sie legen ein umfassendes Geständnis ab. Wie heißen Sie?"
„Hans Lang!"
„Wie alt sind Sie?"
„Neununddreißig." -
„Beruf, außer Taschendieb?"
„Kriminalkommissar", sagte der elegante Herr, griff in die Brusttasche und legte seine Legitimation auf den Schreibtisch. Der Beamte prüfte schmunzelnd das Dokument, dann sprang er auf und stand stramm. „Tie müssen entschuldigen, Herr Kommissar, aber ich kannte Sie nicht persönlich."
„Macht nichts", sagte der Kommissar. „Diese zwei Hasen dürften ein guter Fang sein. Es ist ein neuer und ganz raffinierter Trick, mit dem sie arbeiten. Es wird wenige seriöse Herren geben, die nicht daraus hinein- fallen und lieber den angeblich fehlenden Betrag berappen, bevor sie es zum Skandal kommen lasten. Diesmal kam das Pärchen allerdings an die falsche Adresse. Ich wollte die beiden in meine Wohnung locken und von dort die Polizei anrufen, doch kam mir der Beamte, der im Warenhaus Dienst machte, zuvor. Die Geldbörse mit den sieben Mark hat mir der Mensch da natürlich in die Tasche gesteckt. Was meinen Sie dazu, lieber Freund?"
„Pech", sagte der Mann mit dem Baß, „geradezu seltenes Pech!"
Schützet die Zugtiere Nehmet Borspann!