Nr. 147

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Donnerstag» 27. Juni 1935

109. Jahrgang

esellscli alter

Nationalsozialistische Laseszeitnns

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Die litauische Regierung hat das Ver­mögen von zwei memelländischen Krcdit- gesellschaftcn beschlagnahmt.

Der britische Völkerbundsminister Eden hat Rom verlassen. Tie Aussprache mit Mussolini hat zu keinen Ergebnissen geführt.

Die Sowjctregierung hat die Verhandlun­gen über die Rückgabe des rumänischen Staatsschatzes abgebrochen.

Den Höhepunkt der Reichstagung der Nordischen Gesellschaft in Lübeck bildete eine große nordische Kundgebung, bei der Reichs­leiter Alfred Roscnberg sprach.

tloser Leitartikel?

Zavan -ringt VVk

In der Beleuchtung der jüngsten Vor­gänge rm Fernen Osten wird es klarer, was die Sowjetrussen bei ihren politischen Be­mühungen in Europa anstreben. Es kam ja nicht von ungefähr, daß die Herren im Kreml dem Völkerbund die kalte Schulter zeigten, solange Deutschland und Japan dort noch Mitglieder waren, und daß ein ge­radezu auffälliges Buhlen um die Genfer Freundschaft einsetzte, nachdem diese beiden Mächte ihren Austritt erklärt hatten. Diese Tatsache, wie das französisch-russische Bünd­nis und die Bemühungen Sowjetrußlands um den Ostpakt haben das eine Ziel im Auge, die europäische Flanke für den sicher erwarteten Fall zu schützen, daß es in ab­sehbarer ^ Zeit zur entscheidenden Aus­einandersetzung im Fernen Osten kommt.

Ebenso wie wir in Deutschland von dem Mißtrauen nicht loskommen, daß über kurz oder lang die internationale weltrevolutio- nare Tendenz des Bolschewismus wieder praktisch in Erscheinung treten wird, so ver­mögen auch die japanischen Politiker und Militärs densreu ndschastlichenBe- teuerungen Rußlands keinen Glauben zu schenken. Die Maßnah­men, zu denen jetzt die japanischen Militärs in Nordchina geschritten sind, brauchen näm­lich durchaus nicht so betrachtet zu werden, als ob sie ausschließlich aus imperialistische Ausdehnungsbestrebungen gegenüber China zurückzuführen seien. Tie japanischen Gene­räle sind sicher zum großen Teil von dem Bestreben geleitet, eine ausreichend breite und tiefe Abwehrstellung gegen ein befürch­tetes sowjetrussisches Vordringen zu schaf­fen. Man muß die letzten Ereignisse im Zu­sammenhang mit einer Denkschrift betrach­ten, die, von führenden japanischen Militärs verfaßt, vor einiger Zeit vom Kriegsministe­rium in Tokio veröffentlicht wurde. In die­ser Denkschrift wandten sich die Militärs gegen die Politik Hirotas, der nach ihrer Meinung den friedlichen Beteuerungen der Moskauer Regierung zu leichtfertig Glauben schenkt. Die Generäle verweisen auf die Tat­sache hin, daß Lenin Ostasien als diejenige Stelle auf dem Globus bezeichnet hat, von der die Bolschewisierung der außerrussischen Welt ihren Ausgangspunkt nehmen werde. Gegenüber der Tatsache, daß die Russen im Fernen Osten in einem verhältnismäßig klei­nen Bezirk eine Truppenmacht von der Stärke beinahe einer Viertelmillion und des weite­ren Flugzeuge und Tanks in bedrohender Zahl konzentriert habe, wird der Vorschlag einer entmilitarisierten Zone zwischen dem japanischen und dem russischen Einfluß­gebiet als auf einer bedenklichen Illusion be­ruhend abgelehnt, weil Flugzeuge und die anderen technischen Fortschritte der moder­nen Heere im Ernstfälle eine solche ent­militarisierte Zone nicht als Hindernis und nicht als Hemmung erscheinen lassen. Den japanischen Militärs muß, wenn sie von solchen Auffassungen und Befürchtungen aus­gehen. natürlich außerordentlich viel daran gelegen sein, für den Fall einer kriegerischen Auseinandersetzung sich vor jeder Störung in der linken Flanke und im Rücken zu sichern.

Wenn jetzt das japanische Vorgehen ganz unverkennbar daraus zielt, ein auto­nomes Nordchina zu schaffen, in dem

Oberhaus-Aussprache über das deutsch-englische

Flottenabkommen

London, 26. Juni.

Im Oberhaus fand am Mittwoch eine Aussprache über Militär- und Flottenfragen statt, in deren Mittelpunkt das deutsch-eng­lische Flotte nabkommen stand. Lord Lloyd erklärte, die Bedingun­gen des Flottenvertrages seien erfreulich günstig für England, aber sie seien ohne wirksame Rücksprache mit Frankreich oder Italien erzielt worden und die Verletzung des Versailler Vertrages durch Deutschland habe man hingehen lassen oder zum mindesten nicht erwähnt. Die Politik, mit Deutschland zu arbeiten, das übrige Europa sich selbst zu überlassen, könne sich vielleicht als die richtige erweisen. Er seinerseits ziehe es vor, sich an die erprobten Freunde Englands zu Halten-

Lord Strabolgi erklärte, daß die Arbei­terpartei den Erklärungen Lord Lloyds zum größten Teil zustimme. Deutschland müsse als Mitglied des Völkerbundes behandelt werden. Wenn er das Flottenabkommen kritisiere, so geschehe dies nicht aus Feindseligkeit gegen Deutschland. Auf lange Sicht betrachtet, sei das Abkommen eine schlechte Leistung für Eng­land. Die D-cut'schen jedoch dOrsc man beglückwünschen, denn ihr Weg sei das Abkommen und ein glänzender diplomatischer Er­folg. Das deutsch-englische Flottenabkommen erschüttere die Grundlagen der ganzen kollek­tiven Sicherheitspolitik und der Zusammen­arbeit der Nationen.r die Anfrechterhaltnng des Friedens. England hätte Deutschland zu­mindesten auffordern können, in den Völker­bund zurückzukehren, nachdem es das Abkom­men unterzeichnet habe, das den Deutschen alle Karten in die Hand gebe.

Lord Lothian erklärte, um das Flot­tenabkommen im richtigen Gesichtswinkel zu sehen, müsse man sich daran erinnern, daß nicht Deutschland an dem Schei-

nichts Entscheidendes ohne die Zustimmung der japanischen Militärs geschehen soll, so wird dabei ganz offenkundig nicht zuletzt e i n strategischer Zweck verfolgt, der in ^er Verbreiterung der festländischen Auf­marsch- und Abwehrbasis in der Richtung aus Peiping und Tientsin besteht.

In dem unvergleichlich viel breiteren und tieferen Aufmarschgebiet, das den Russen bis nach Wladiwostok zur Verfügung steht, be­finden sich diese gegebenenfalls in einer stra­tegisch wesentlich günstigeren Lage, und sie tonnen in diesem Gebiet ganz ungestört ihre Vorbereitungen treffen. Die Japaner sind jedenfalls der Auffassung, daß die Sowjets nach dieser Richtung hin bereits mit aller Gründlichkeit am Werk sind. Das bezieht sich nicht nur auf die Konzentration der Trup­pen, sondern auch auf die eifrigeAr - beit an Bahn bauten, deren strategi­scher Zweck in der Richtung auf die äußere Mongolei kaum bestreitbar ist.

China wehrt sich zwar gegen das japa­nische Vordringen und gegen bas Bestreben, neue chinesische Provinzen in die japanische Linslußzone zu bringen. Es war das Ge­gebene, daß sich China auf den Neunmächte­pakt beruft, in dem die vertragschließenden Mächte übereingekommen sind,die Sou­veränität, die Unabhängigkeit und die terri­toriale und wirtschaftliche Unversehrbarkeit Chinas zu respektieren." Damit wird China zu einem neuen Sorgen­kind vor allem der englischen Politik, die an sich schon genug mit dem abessinischen Konflikt zu tun hat. Wie die Machtverhältnisse und die anderweitige starke Inanspruchnahme der Aufmerksamkeit bei den Mächten des erwähnten Vertrages lie­gen, ist kaum damit zu rechnen, daß von dieser Seite her den Japanern ernsthafte Widerstände in den Weg gelegt werden. Damit scheinen auch die Rüsten selbst nicht zu rechnen, und sie machen darum in ihrer starken Verärgerung den Chinesen den Vor-

tern der R ü st u n g s b e g r e n z u n g e n i m I a h r e 1 6 3 3 s ch u l d s e i, s o n d e r n das Verhalten der französischen Regierung, das zu dem Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund geführt habe. Die Politik einer Einheitsfront, die irgendein individuelles Vorgehen ohne die Zustimmung anderer verhindere, habe sich immer und immer wieder als die unseligste Methode erwiesen. Im deutsch-englischen Flottenabkommen sehe man zum ersten Male eine Vereinbarung für die Nüstungsbegren- zung vor sich, die in keiner Weise Abmachun­gen anderer Länder über Flottenabrüstun- gen verhindere.Das deutsch-eng­lische Flottenabkommen wird der BeginnbessererBeziehungen in Europa sein und den Weg zur N ü st u n g s b e g r e n z u n g ebnen."

Flottenadmiral Lord Beatth, der Oberbefehlshaber der englischen Hochseeflotte in der zweiten Hälfte des Weltkrieges, er­klärte:Allgemein begrüße ich das deutsch- englische Flottenabkommen. Wir sind Deutschland zu Dank verpflich­tet, daß es angeboten hat, eine Verhältnisziffer von 35 Pro­zent anzunehmen. Das ist etwas wert. We n n. Deutsch! n n d 5 0- v. H. vorge schlagen hätte, hätten wir es nicht daran hindern können. Lord Beatty erklärte dann:

Der Londoner Flottenvertrag hat die Pa­rität mit anderen Mächten vorgesehen und einige Mächte, die den Londoner Vertrag nicht unterzeichnet haben, haben die Parität sogar überschritten. Frankreich besitzt z. B. 180 v. H. der englischen U-Boote. Aus die­sem Grunde bin ich der Ansicht, es ist keine Gefahr vorhanden, daß wir einen Fehler mit Deutschland gemacht haben."

Lord Glasgow begrüßte das deutsch­englische Abkommen und sagte, er glaube, daß Hitler cs in der Sache des Vertrages ehrlich meine.

wurs, daß sie sich nicht mit oer nongen Energie zur Wehr gesetzt hätten. In der Jsvestia" wird die Nankingregierung ge­warnt vor der Auffassung, daß sie sich von Japan loskaufen könne, indem sie auf die unbedingte Souveränität auf besonders wichtige Provinzen und sogar auf Chinas nördliche Hauptstadt anscheinend verzichten wolle. Es wird als besonders charakteristi­scher Zug des japanischen Vorgehens in den letzten Jahren bezeichnet, daß es niemals einen Endpunkt finde und daß jedes neu­gewonnene Landgebiet sofort znm Aufmarsch­gelände für weitere Vorstöße gemacht werde. Aus diesem offiziösen sowjetrussischen Zei­tungsaufsatz wird es ganz klar, daß dic- Herren im Kreml das neue japanische Vor­dringen zum mindesten ebensosehr, wenn nicht mehr, gegen sich als gegen China ge­richtet empfinden. Es besteht aber kaum ein Zweifel daran, daß die Japaner ihre Plane in vollem Ausmaß zur Verwirklichung brin­gen werden.

Lmk Ehrgeiz: Ehrenrettung der Jemkralie

Paris, 26. Juni.

Ministerpräsident Laval hielt am Diens­tag bei einem Bankett der Vereinigung der französischen Provinzpresse eine politische Rede. Zur Regelung der Saarsrage erklärte Laval: Das Saarproblem ist international bereinigt worden. Jede Reibungs­ursache mit Deutschland ist somit beseitigt.

Nach einem längeren Hinweis auf die innerpolitischen Schwierigkeiten, mit denen die Regierung zu kämpfen hat, betonte der Ministerpräsident den Willen des Kabinetts, zum besten des Landes sämtliche bestehenden Hinderniste aus dem Wege zu räumen. Er wolle die ihm übertragenen Vollmachten nicht mißbrauchen, aber davon einen zweck­

mäßigen Gebrauch machen, jetvst um den Preis, daß er eines Tages unbeliebt werden sollte. Er spreche nicht im Namen irgend- einer politischen Richtung, sondern im Namen Frankreichs. Es gehe nicht nur um das Schicksal der verfassungsmäßigen Ein­richtungen. sondern um das Schicksal des Landes selbst. Das Ansehen Frankreichs im Auslande werde verschwinden, wenn Frank­reich nicht stark und nicht mehr gesund sei. Frankreich werde aber stark und gesund sein, wenn es sich die doppelte Aufgabe angelegen sein lasse, seine Ausgaben nach seinen Ein­nahmen zu richten und für die Wahrung seiner Sicherheit zunächst auf sich selbst zu zählen. Alles werde geschehen, daß die Ne­gierung bereit sei, energisch durchzugreifen.

Außenpolitisch sei es eine feststehende Tat­sache, daß jede politische Krise in Frankreich sein Ansehen im Auslande schwäche. Er habe zahlreiche Reisen in viele Länder un­ternommen und überall eine begeisterte Ju­gend. in Rom, in Warschau, in Moskau und in Berlin kennen gelernt, t Es scheine, daß Frankreich vom Uebel des Zweifels befallen sei. Er glaube, daß die in Frank­reich geltende Regierungsform, die Demokratie, keineswegs den anderen unterlegen sei. Er werde sich bemühen, dies zu be­weisen. Das sei sein großer Ehr­geiz.

Die Wirtschaftskrise herrsche in der ganzen Welt. Die allzu hohen Zollschranken, die selbstsüchtige Politik der Kontingentierung könnten nicht dauernd fortbestehen. Die Länder, die in der Autarkie lebten, befänden sich in einem wirklichen Zustand des Wirt­schaftskrieges. und der Wirtschaftskrieg habe oft den Krieg schlechthin im Gefolge. Man müsse eine Formel finden, um die Belange und Bestrebungen der verschiedenen Natio­nen miteinander in Einklang zu bringen. Man mache ihm bisweilen den Borwurf, das Abkommen mit Moskau abgeschlossen zu haben. Gewisse Kreise beschuldigten ihn, Frankreich sogar irgendeiner Gefahr des Wirrwarrs ausgeliefert zu haben. Er sei weder rustensreundlich noch italienfreundlich noch englandfreundlich oder irgendwie aus­landfeindlich. Aber weil er Franzose und Pazifist sei, gelte seine tätige Sympathie all den Völkern und den Regierungen, die mit Frankreich an der Organisation des Frie­dens arbeiten möchten. Er habe kein Wider­streben gegen irgendein Abkommen, gegen irgendein Land. Er habe niemals eine Geste getan oder irgendein Wort gesprochen, die im Ausland schlecht ausgelegt werden könn­ten. Wenn ein Abkommen mit Ber- lin möglich werden würde, würde er nicht zögern, es abzu- schließen. Aber damit ein derartiges Ab­kommen Wirklichkeit werde, seien nicht nur zwei, sondern mehrere notwendig. Er ver­teidige Frankreich und gleichzeitig die Zivili- sation, in der es groß geworden sei und lebe.

Zweite Unterredung Eden-Mussolini

Rom, 26. Juni.

Dienstag um 17 Uhr begann die zweite Unterredung zwischen Mussolini und Eden, nachdem der englische Minister mit seiner Begleitung von Castell Fusano zurückgekehrt war, wo er an dem ihm zu Ehren von Suvich veranstalteten Frühstück teilgenom­men hatte. Die Unterredung dauerte un­gefähr zwei Stunden. Ueber die Abschluß, besprechung wird von itlienischer Seite fol- gendes amtliches Kommunique ausgegeben:

Minister Eden hat eine weitere einstün- dige Unterredung mit dem Regierungschef gesühri. Die verschiedenen europäischen Pro- ; bleme wurden einer Prüfung unterzogen. - Es wurde hierbei festgestellt, daß die in dem : Londoner Kommunique vom 3. Februar und ^ m den Beschlüssen von Stresa festgelegten ^ Linien im Interesse der Festigung Europas - weiterentwickelt werden sollen. Im Verlaus - der Unterredung ist auch die abessi- c nische Frage behandelt worden." c

Zu diesem italienischen Kommunique hat Eden vor der englischen Presse folgende kurze Erklärung abgegeben:Nach Erörte­rung der gegenwärtigen europäischen Lage besteht zwischen Mussolini und mir Ueberein-