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Montag, 8. April 1935
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Danzig am Borabend der Wahl
Jubelnder Empfang des Reichsministers Goebbels
ätz. Danzig, 7. April.
Danzig am Vorabend der entscheidenden Wahl — wenn eine Steigerung des Be- zeisteruiigstaumels. der Stadt und Land seit Mittwoch beherrschte, überhaupt noch möglich mar, dann hat mau diese Steigerung am SamZtag in Danzig erlebt, als Reichs- miuister Tr. Goebbels eiutras. Fahnen. Fahne» nleral!. dichtgedrängte M-nschen- massen. Juvrtru:.'. Mo Menschen wiüen gar nicht, womit noch sie den Sendbote» « Führers beweisen sollen, daß sie deiNsl., sie ! und deutsch bleiben. Die Rundfahrt, die Dr. Goebbels durch die Stadt und dam: durch den Werder-Kreis unternahm, war e i n e i n z ig e s T r e u e b e k e n n in i s d e r Massen zu rgroßenJdeederdeut- schen Einheit, zum Nationalsozialismus, eine einzige Absage an die separatistischen GrüPPchen, die hier unter )em Schutz des Völkerbundes noch ein Scheindasein sichren, daß das Ergebnis der Wahl ani Sonntag bereits vorweggenommen ist.
Man muß die Feierstunde in Neu - teich erlebt haben. Sie sollte eine politische Kundgebung werden, sie gestaltete sich aber zu einem feierlichen Gelöbnis der Bevölkerung. Mächtig braust das „Herr, mach' uns frei!" des Niederländischen Dankgebetes über den Platz. Und als dann Dr. Goebbels niit beißender Satire Wezen und Wollen der separatistischen GrüPPchen zerpflückt, da schallt Lachen über den Platz, das die politischen Scharlatane ein für allemal tötet. Und als dann Dr. Goebbels schließt: „Die Zeit der Parteien ist um. An ihre Stelle müssen Männer treten und über diesen Männern erhebt sich siegreich das Hakenkreuzzeichen. In diesem Zeichen werden wir das Schicksal meistern. Macht Platz, ihr Alten, eine junge Zeit ist angebrochen! Wir wollen die ganze Macht, um die ganze Verantwortung übernehmen zu können!" — da bricht ein Beifallssturm los, wie ihn Danzig noch nie erlebt hat.
Und dieser Begeisterungssturm wiederholt sich am Abend, als Dr. Goebbelsin Danzig spricht. Der Saal ist überfüllt und draußen überall hängen Zehntausende an den Lautsprechern. Die Botschaft von der Einheit der deutschen Nation, eine Einheit, die keinerlei Grenzen zerreißen können, sie entflammt die Herzen auch dieser schwerfälligen Grenzlandkämpser. Und als es gegen Mitternacht geht und die Marschtritte der letzten fackeltragenden Kolonnen verklingen, als Dr. Goebbels wieder zurückkehrt über die Grenze in die Reichshauptstadt, da trägt er die Botschaft dieses deutschen Vorpostens im Osten an den Führer mit: Danzig bleibt deutsch!
Danzig im Zeichen der WO
Hakcnkrenzsahnen über Stadt mrd Land. Großer Andrang zur Wahl
ckk. Danzig, 7. April
Kein Teil des deutschen Volkes sicht einen härteren Kampf als die Grenzlandstämme — kein Teil des deutschen Volkes legt aber auch größere Bekenntnisfreudigkeit an den Tag als deutsches Grenzlandvolk. Wer die Stadt Danzig am Tage der Volkstagswahl sah, das Fähnen- meer, das die Stadt in Helles Leuchten hüllt, die Girlanden, mit denen jedes Haus geschmückt ist — der wird unwillkürlich erinnert an die Uubeltaae in der Westmark des Reiches. Dair- zigistdeutsch, Danzigistuational- sozialistisch — das künden Fahnen und Girlanden, schon ehe die Wahlhandlung begonnen hat. Die da und dort noch klebenden Wahlparolen der separatistischen Parteichen rufen nur ein mitleidiges Lächeln hervor . . .
Am 9 Ahr begann die Wahl. Wenige Minuten später stehen in Danzig vor jedem der 188 Wahllokale ganze Reihen. Stärker denn je ist die Wahlbeteiligung — der Andrang hält bis lange nach Mittag an. Kein deutscher Danziger will es versäumen, seine Stimme der NSDAP, zu geben. Strenge und peinlich genau ist die Ueberwachung in den Wahllokalen, um den unausbleiblichen Limen
der Separatisten von vornherein zu begegnen. Das Wahlgeheimnis wird genaue st ens überwacht.
Kolonnen aller nationalsozialistischen Gliederungen mit ihren Fahnen durchziehen die Stadt. Fanfaren schmettern, Trommeln dröhnen, Sprechchöre schallen durch die Straßen. Nirgends kommt es zu Zwischenfällen: die Bevölkerung wahrt strengste Disziplin — im übrigen hat sich der Separatismus in seine Schlupfwinkel verkrochen. Er weiß, daß die Zeit der volksoerhetzenden nnd zersetzenden Parteien nunmehr auch in Danzig vorbei ist.
Um 12 Uhr mittags begrüßt die Stadt Danzig die Anslands-Taiizigcr, die in großen L-charen gekommen waren, um mit Bekenntnis abzulegen für die Dentschheit ihrer Heimat, auf dem Heumarkt. Auch hier daS gleiche begeisternde Bild: Ein e i n in ütiges BekenntnisznderüberalleGren- i e n h i n a u s r e i ch e ir d e n u n l ö 8 b a r en Einheit der deutschen Nation, die Adolf Hitler ae schaffen hat.
Um. 18 Uhr wird die Wahlhandlung av- geschlossen. Als es dunkel wird, werden die ersten Teilergebnisse bekannt, die ebenso Begeisterung wie schallendes Gelächter über die „Erfolge" der separatistischen Parteien cmslösen: Vier Stimmbezirke im Kreise Danziger Werder: 379 Stimmen für die NSDAP., 2 für die SP-, 2 für das Zentrum und 1 für die Liste des deutschnationalen Frondisten Weise, Und als dann weitere 21 Stimmbezirke des gleichen Kreises dazukommen, ändert sich nichts am Gesamtergebnis: N S. - DAP. 2913 Stimmen, SPD. 152, Zentrum 182, Kommunisten 25, Liste Weise 36. Liste Pietsch (marx.) 9, Polen 19. Das Ergebnis aus D a n z i g - L a n g s n h r um 19 Uhr aber lautet: NSDAP. 152 Stimmen, SPD. 40, Zentrum 21. Kommunisten 7, Liste Weise 20. Liste Pietsch 3, Polen 2.
Dr. Rauschnmg im Ausland
Der frühere Danziger Senatspräsident Dr. Rauschning, der wegen schwerer Vertrauensbrüche aus der NSDAP, ausgeschlossen wurde, Hai nach einer Meldung des „Danziger Vorposten" in der vergangenen Nacht Danzig verlassen und sich ins Ausland begeben, iSiehe auch letzte Nachrichtens
Der WM der Konferenz von Stresa
Britischer Realismus gegen frauMsch-sowjetrussische Wunschiräume
London, 7. April.
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Nicht nur in den englischen Zeitungen steht die am 11. April — voraussichtlich unter dem Vorsitz M u s s o l i n i s — zusammentretende Konferenz von Stresa im Vordergrund. Aber nicht die Frage, was dabei beschlossen werden soll, sondern was überhaupt zu geschehen hat, beherrscht die internationale Prefsedebatte. Der von Paris und Moskau vertretene Wunsch, in Stresa über das Deutsche Reich Gericht halten zu können, wird in allen realpolitisch denkenden Kreisen bereits als endgültig erledigt betrachtet. DerGedanke der re st- und Vorbehaltslos enGleich- berechtigungDevtsch landsbricht sich jetzt, nachdem Lordsicgelbcwahrer Eden — wie „Dailh Telegraph" seststcllt — die Friedensbereitschaft Berlins durch Augenschein festgestellt hat, auch in den europäischen Kabinetten Bahn.
Bier Großmächte — drei Meinungen
Eden wird erst am Montag dem britischen Kabinett über seine Rundreise berichten und erst am Dienstag wird Sir John Simon dem Unterhaus über seine Absichten in Stresa Antwort geben. Daher schweigen einstweilen die Kabinette — um so lauter plappert die Presse. Sie ist verantwortungslose Wortführerin der unterschiedlichen Meinungen — haut sie einmal daneben, so kann das keine Regierung verpflichten. Und betreibt sie Giftmischerei — wen stört das schon in demokratischen Staatsgebilden?
Mussolini will den Vorsitz in Stresa führen. Seine „Realpolitik" sieht nach einer „Reuter"°Meldung, die die Gestalt einer — übrigens bis Samstag abend in London noch nicht eingelangten — Denkschrift an das Foreign office angenommen haben soll — so aus: Großbritannien. Frankreich und Italien sollen auf einen gemeinsamen Standpunkt zu dem „einseitigen Vorgehen Deutschlands" festgelegt werden. Man müsse gemeinsam die Mitteln zur Aufrechterhaltung der „Unabhängigkeit Oesterreichs" (o, sacro egoismo!) finden und gewisse militärische Bestimmungen der Friedensverträge für Oesterreich, Ungarn und Bulgarien abändern, wofür diesen Staaten, die keine „einseitigen Maßnahmen" ergriffen haben, eine besondere Anerkennung zuteil werden soll.
Frankreichs und Sowjetrußlands Stellungnahme zu Stresa decken sich. Laval hat den sowjetrussischen Botschafter in Paris bereits unterrichtet. Die Pariser Presse möchte von Stresa Beschlüsse und ist entrüstet, daß die Briten darauf nicht eingehen wollen. Im übrigen sichert sie sich nach der Hetze der letzten Wochen eine
Nückzugslime mit Anspielungen auf die innerpolitischen Schwierigkeiten der britischen Regierung. Radek fordert in der Moskauer „Jswestjia" gleichfalls ein starres Festhalten am Wortlaut des Kommuniques vom 3. Februar und am kollektiven Sicherheitssystem.
Umso nüchterner urteilt die englische Presse. Die Gefahr, daß Europa plötzlich in Flammen steht — wie die französische Presse es noch vor wenigen Tagen darzustellen beliebte — wird bestickt- ten, der Friedenswille Deutschlands bestätigt, Bernon Bartlett erklärt im „News Chronicle", daß der Ostpakt tot ist und der österreichische Nichteinmischungspakt aus dem Totenbett liegt, nachdem Hitler dargelegt hat, daß man den Oesterreichern nicht erlaubt über ihr eigenes Schickst und ihre Zukunft abzustimmen. Weder die britische noch eine andere Regierung ist bereit, den Status quo in Europa zu garantieren. Nötig ist vielmehr eine Bürgschaft für das kollektive Vorgehen gegen einen Angreifer. Im übrigen betont man britischerseits immer mehr die Notwendigkeit einer vorbehaltslosen Anerkennung der deutschen Gleichberechtigung. Interessant sind auch die zahlreichen Stimmen gegen die plötzliche Sowjetbegeisterung englischer Kreise.
Wenn westeuropäische Zeitungen von Schwierigkeiten um. Stresa ausführlichst berichten, kann uns das als Beweis dafür gelten. daß sich in manchen Kabinetten ein vergeblicher Kampf gegen Tatsachen abspielt, die Sieger bleiben werden.
Frankreichs Armer um W avn Mann verstärkt
Entlassung der ausgebildeten Soldaten erst am 14. Juli
xl. Paris, 7. April.
Am Samstag hat der Ministerrat nach einem Bericht des Außenministers Laval über die internationale Lage den erwarteten Beschluß über die Verlängerung der Dienstzeit jener ausgebildeten Soldaten, die am 10. April entlassen werden sollten, gefaßt. Dieses rund 60 000 Mann umfassende Kontingent wird erst am 14. Juli entlassen werden.
Damit hat die französische Regierung den Uebergang zur zweijährigen Militärdienstzeit vollzogen, ohne die Schwierigkeiten, die das Parlament zweifellos machen wird, abzuwarten. Die marxistische „Populaire" — Landesverrat und Marxismus sind wesensgleich in allen Ländern —, der erst am Freitag die vertraulichen Mitteilungen Flandins
Saß Rrurite M Kürze
In Danzig fanden am Sonntag die Volks- tagswahlcn statt, die für die NSDAP, eine überwältigende Mehrheit brachten. Ter Wahltag verlief ohne Zwischenfälle mit begeisterten Kundgebungen für die nationalsozialistische Bewegung.
Der französische Ministerrat hat beschlossen, die am 15. April zu entlassenden Soldaten bis 14. Juli unter den Fahnen zu behalten. Es stellt dies eine Verstärkung des französischen Heeres um 60 000 Mann dar.
Die tschechoslowakische Regierung hat die sudctendeutsche .Heimatfront zur Kandidatur bei den Wahlen zugelassen.
In Svwjetrußland wurden 5 Beamte zum Tode verurteilt, weil sie zum Tode Verurteilte gegen Barzahlung freigeiasstn hatten.
über 1800 Millionen Franken nir Lnft- rüstnngen in den Jahren 1935 nnd 1936 veröffentlicht hat, betont — sachlich richtig —, daß die rekrutenarme Zeit erst 1936 beginnt, die Zurückhaltung der Rekruten in diesem Jahr also seder Berechtigung entbehrt, um so mehr, als der Beschluß des Militärausschusses gegen die NichteNtlassimg dieses Kontingents am 22. März erfolgt ist, nnd sich seither keine Berschärfung der internationalen ckage ergeben hat. Im übrigen entbehrt das Gerücht, daß die Einflußnahme Italiens ' » r de n Nt i n i st e r r a t s - b e s ch l u ß e n t s ch e i d e n d gewesen sei, nicht jeder sachlichen Grundlage.
Ter m v r a l i s ch e n K riegsr ü st n n g F r a n k r ei ch s diente, während in Rouen das ll-Boot „Venus" von Stapel lief (600 Tonnen Wasserverdrängung, nenn Knoten Geschwindigkeit unter und 14 Knoten über Wasser, ein 7,5-Zentimctcr-Geschütz nnd acht Torpedorohre), eine Rede des Marichaüs Pötain bei der Verleihung des Kreuzes der Ehrenlegion an die Kriegsschule, von deren 1750 Angehörigen am !. August 1914 350 im Weltkriege gefallen sind. Marschaü Pötain betonte die Notwendigkeit des Studiums der einzelnen Waffen unter besonderer Berücksichtigung der Kampfwagen nnd Flugzeuge und schloß: „Ter Sieg wird dem Zufällen, der als erster verstehen wird, die modernen Kriegsmaschinen am besten zu verwerten!"
Die Gerüchte von einer Reaktivierung des Generalissimus Wey- gand als Leiter aller Land-, Lnrt- nnd ^ee- streitkräfte werden energisch dementiert.
NalienWt Anfrage in Paris
Paris, 6. April.
In hiesigen politischen Kreisen verlautet, daß die italienische Regierung in Paris angefragt habe, welche Absichten die französische Regierung hinsichtlich der Bölkerbundsrats- tagung, der kollektiven Sicherheiten und der Aufrechterhaltuug der Unabhängigkeit Oesterreichs hege. Die französische Antwort hierauf sei ziemlich allgemein gehalten und besage, daß noch zahlreiche für eine Urteilsbildung notwendige Einzelheiten fehlten.
Der Quai d'Orsay habe, so verlautet weiter, eine Denkschrift vorbereitet. Der Denkschrift werde ein Entschließungsentwnrf beigefügt, der gegebenen Falles vom Bölker- bundsrat angenommen werden müsse. Die beiden französischen Schriftstücke würden in L-tresa veröffentlicht werden. In Pariser Kreisen scheine man zu hoffen, daß der Entschließungsentwurf in Genf von Frankreich, Italien nnd England eingebracht werden könne. Angesichts der unnachgiebigen Haltung Deutschlands schlage die französische Regierung für den Ostpakt eine europäische Formel vor. Hinsichtlich der Ausrechterhaltung der Unabhängigkeit Oesterreichs bleibe Frankreich der französisch-italienischen Vereinbarung vom 7. Januar treu, wünsche einen konsultativen Pakt und ebenso auch einen Donaupakt der Nichteinmischung. Hinsichtlich der Möglichkeiten einer Revision der militärischen Klauseln der Friedensverträge von Ssvres, St. Germain und Trianon halte man sich dagegen in Paris sehr zurück und vertrete den Standpunkt, daß ohne Zustimmung der unmittelbaren Nachbarn Oesterreichs, Ungarns und Bulgariens, also der Kleinen Entente, in dieser Richtung nichts unternommen werden könnte.