I, 25. März 193',
Dienstag. 26 März 1935
169 . Jahrgang
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Das Re«eite in Kürze >
Gestern begannen in Berlin die Besprechungen des Führers vn4 den englischen Ministern.
Der bekannte Verleger Julius Lehmann- ' München ist am Sonntag abend gestorben.
Der Monat Februar brachte einen starken Rückgang der Arbeitslosigkeit.
Die Urteilsverkündung im Mcmellünder- Prozctz wurde vertagt.
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Minu -er ellM-deWe« VespreAngev
Unverblümte Drohungen der französischen Presse mit wirtschaftlichen Repressalien
Eine matzgebende französische Tageszeitung. der man besonders gute Beziehungen zum Quai d'Orsay nachsagt, der ..Temps" brachte in dem jüngsten Haßfeldzug gegen Deutschland eine sehr bemerkenswerte neue Note. Er gab seiner Ansicht Ausdruck, daß gegebenenfalls gegen Deutschland wirtschaftlich,- 'Vw a n g s m a ß n a h m e n angewandt werden könnten, um es den „berechtigten Wünschen"' der Alliierten gefügig zu machen.
Wenn wir auf em Stichwort gewartei hätten, das der politischen Tragikomödie der Irrungen bisher noch gefehlt hat. so war es dieses. Wirtschaftliche Repressalien. Blockade Hungerkrieg. Wirtschaftsdrangsale. Zollschikanen. Einfuhrschwierigkeiten. Boykott deutscher Waren: das ist eine hübsche klein, Blütenlese von ..strategischen" Hilfsmitteln deren sich die ..Grande Nation" — oder dock jedenfalls ihre Einpeitscher — bedienen möchten, um uns kirre zu machen.
Wir haben die Blockade des Weltkrieges noch nicht vergessen. Nahezu eine Million deutscher Frauen und Kinder sind an Hunger und Entbehrungen gestorben. Wir wissen noch, wie wir in langen Schlangen anstehen mußten, um das tägliche Brot und unsere kargen Rationen an Margarine mit Marmelade zu erhalten. Wir kennen sie noch sehr gut. diese fürchterlichen Foltern, die man uns auferlegte.
Das alles ist noch gar nicht so lange her. Längst hat man auf der Gegenseite offen zugegeben, daß diese unmenschliche Kriegsführung gegen Frauen und Kinder „eigentlich" unmoralisch gewesen ist. daß die fürchterlichen Leiden eines ganzes großen Volkes nicht im Einklang gestanden haben mit der vielgerühmten Nächstenliebe, deren sich gewisse westliche Kulturvölker so gern rühmen.
Nun. wir haben es gewußt, daß man gegebenenfalls keinen Augenblick zögern würde aufs neue unsere Existenz von der Wirtschaftsseite her anzugreifen. Nicht umsonst ist das internationale Judentum mit dem Boykott deutscher Waren in Offensive gegangen. nicht umsonst hat man das Devisenproblem akut werden lassen, nicht umsonst haben wir gegen die Rohstofsknappheit an- kämpfen müssen. Es haben ja längst ernsthafte Vorpostengefechte eines Wirtschaftskrieges stattgesunden, der in latenter Form seit dem Ende des offenen Männermordens gewütet hat. mit sehr unterschiedlichen taktischen oder strategischen Mitteln allerdings, vom Versailler Zerstörungsfimmel bis zur Jnternationalisierung unserer Wasserstraßen vom deutschen Ausverkauf während der Inflation über die Leihkapitalinvasion bis zur Zurückforderung der Kredite, bis zum Zusammenbruch der deutschen Großbanken.
O. wir kennen diese Methoden wohl! Nicht umsonst haben wir den Grundsatz gepredigt, daß Nährsreiheit ebenso notwendig sei wie W e h r f r e i h e t t. Nicht umsonst haben wir einen vorzüglich organisierten und erfolgreichen Feldzug gegen die Roh- Mssnot geführt und führen ihn noch heute. Nicht umsonst wurde die Erzeugungsschlacht proklamiert.
Wir haben niemals daran gedacht, uns vom Auslande wirtschaftlich unabhängig zu machen, weil wir prinzipielle Autarkisten wären. Sondern wir haben bereits seit langer Zeit unter dem Druck einer unsichtbaren Blockade gestanden. Wir ringen um unsere" wirtschaftliche Selbständigkeit, weil wir die Mentalität gewisser wuterfüllter und unversöhnlicher Gegner kennen. Wir kennen
Berlin. 25. März.
Montag vormittag 10.15 Nhr haben bei dem Führer und Reichskanzler die Besprechungen mit dem englischen Außenminister Sir John Simon, dem Lordsiegelbewahrer Eden und dem englischen Botschafter, Sir Eric P hipp s. begonnen. An den Besprechungen nahmen deutscherseits teil der Reichsautzenminister Freiherr von Neurath und der Sonderbeauftragte für Abrüstungsfragen, Herr von Ribbentrop.
Nach einer kurzen Mittagspause wurden die Besprechungen am Nachmittag fortgesetzt.
Der Inhalt der Besprechungen erstreckte sich auf einige der Fragen, die in dem englisch-französischen Kommunique vom 3.2. erwähnt worden find. Die Verhandlungen werden im Laufe des Dienstag-Vormittag wieder ausgenommen werden.
„Stresa nur eine Höflichkeit gegenüber den beiden anderen Regierungen"
„Times" wiederholen in ihrem Leitartikel die Erklärung, daß die britischen Minister in Berlin die Unterstützung der ganzen Nation hinter sich hätten und sagt, niemand könne bezweifeln, daß es Großbritanniens einziges Ziel sei. einander widersprechende Interessen zu versöhnen und ein System zu schassen, das nicht herausgesorderte Angriffe verbiete und unter Strafe stelle. Die erste natürliche Erschütterung. die "in Paris mich anoeren Stäoten durch die Wiederherstellung der Dienstpflicht in Deutschland herborgerufen worden sei, habe bereits nachgelassen.
Hoffentlich werde England nach dem Berliner Besuch, vorausgesetzt, daß alles glatt gehe, mit unparteiischer Freundlichkeit eine Politik durchführen, die allen in aleicber
ihre Skrupellosigkeit und ihren infernalischen Haß.
Deutschland muß sich gegen alle etwa angedrohten Repressalien aus das Energisch st ever- wahren und zur Wehr setzen. Aber wir werden es nicht notwendig haben, jemals zu Kreuze zu kriechen. Wenn wir auch schon heute von einem großen Teil der Welt durch unsere Devisensorgen wirtschaftlich abgeschnitten sind, so besitzen wir in Europa und in Uebersee genügend Freunde, die ein brennendes Interesse daran haben, mit uns in regstem wirtschaftlichen A us 1 ausch zu stehen. Wir sind auf dem Weltmarkt Kunden allerersten Ranges. Die Weltwirtschaft, die ohnehin bis ins Mark ausgehöhlt und zerfahren ist. kann sich den Luxus eines umfassenden Wirtschaftskrieges gegen Deutschland gar nicht leisten. Eine Blockade, heute um uns gezogen. würde Stückwerk sein und bleiben müssen. Heute ist nicht mehr 1917.
Und auch unser Reichsnährstand, auch unsere Gesamtwirtschast. steht anders da als noch vor fünf Jahren. Heute ist alles straff organisiert, alles einem einzigen Willen untergeordnet. Alle Wirtschaftsmaßnahmen, die tollwütige Generalstäbler gegen uns anshecken könnten, würden an der bitteren Tatsache zerschellen, daß Deutschland sich höchst nachdrücklich und höchst wirksam zu wehren vermag. Die deutsche Politik und das deutsche Heer haben in der Wirtschaft starke Gefolgsleute und Partner erhalten. Wir haben keinen Grund, uns bange machen zu lassen.
Allen deutschen Männern und Frauen aber, die Ohren haben zu hören und Augen zu sehen, sei diese Entgleisung des „Temps" ein warnendes Mahnmal. Die drohende Andeutung von einer Möglichkeit „wirtschaftlicher Repressalien" zeigt uns einen Abgrund von Erbarmungslosigkeit auf der einen, eine Fülle von Aufgaben der Selbsterhaltung auf der anderen Seite. Wir wissen, daß die deutsche Wirtschaftsführung nicht auf dem Holzwege ist. wenn sie aus allen Gebieten für deutsche Selbstversorgung eintritt. Nicht auf jeden Fall, aber für diesen einen sehr konkreten Fall, der sich uns jetzt wieder einmal demonstriert.
Weise zum Vorteil ausschlagen werde. Di« Zusammenkunft in Stresa sei eine Höflichkeit gegenüber -en beiden anderen Regierungen, die den britischen Ministern ihre guten Wünsche mitgegeben hätten. Es sei angebracht. daß ihnen die britischen Minister direkt und in vertraulicher Haltung ihre Ein» drücke mitteilten. Aber man dürfe hoffen, daß, wenn nicht die Ergebnisse des Berliner Besuches Wider Erwarten enttäuschend seien, — nichts geschehen werde, um der Zusam, menkunft von Stresa ein antideutsches Aussehen zu geben.
Starker Eindruck -es Berliner Empfanges der britischen Minister in London
Der Empfang der beiden britischen Minister in Berlin wird von den Berichterstattern der Londoner Presse ausführlich geschildert. Besondere Erwähnung findet in allen Berichten die Ehrenbezeigung durch den Ehrensturm der Leibwache Hitlers oder, wie der „Times"'-Korrespondent schreibt, durch die „100 lebendigen Wahrzeichen einer einseitigen Revision von Verträgen". In dem Bericht der „Daily Mail" heißt es, Simon fei unvoreingenommen nach Berlin gekommen und werde bereit sein, jede vernünftige Beschwerde der deutschen Regierung in Erwägung zu ziehen. Die deutsche Presse und das deutsche Volk hätten die britischen Minister in sehr freundlicher Weise empfangen Dies wird auch- in anderen Berichten testgestellt.
Illustration zu Frankreichs „Abrüstungsbereitschaft"
Das französische Flottenbauprogramm von der Kammer angenom- men — Zwei neue Linienschiffe
Par is. 25. März.
Tie Kammer nahm Montag mit 453 gegen 123 Stimmen das Flottenbauprogram n» 19 3 5 an. Das Gesetz ermächtigt den Kriegsmarineministcr. vor dem 31. Dezember 1935 ein Linienschiff (nähere Angaben fehlen) und zwei Torpedoboote. sowie zu einem späteren Zeitpunkt ein zweites Linienschiff auf Kiel zu legen und im Rahmen der Haushaltspläne 1935 bis einschließlich 1939 folgende Summen zu verwenden: 785 Millionen Franken (etwa 130 Millionen Reichsmark) für die im Jahr 1935 aus Kiel zu legenden Linienschiff«, 148 Millionen Franken für 2 Torpedoboote und 132 Millionen Franken für Ersatz- und Reservetcilc dieser Einheiten. Von den zuständigen Ausschüssen lagen befürwortende Berichte vor. Ein Versuch der Sozialisten, die Aussprache zu vertagen, wurde mit großer Mehrheit abgelehnll
Abg. Reynaud erklärte in der Aussprache, daß das jetzt auf Kiel zu legende französische Linienschiff erst nach 4 Jahren und das zweite, das ebenfalls 785 Millionen Franken kosten werde, im Jahre 1940 fertig sein solle. Warum würden so hohe Ausgaben nicht für dringender« Erfordernisse verwandt? Esseivielleicht nichtzweckentsprechend, daß Frank- reichsichaufdieAbrüstungskonf»- renz begebe und dabei den Eindruck erwecke, daß es von vornher- einansienichtg taube.
Der Bau von 35 OOO-Tonnen-Schiffen werde die Nachbarn Veranlassen., Frankreichs Wettrüsten nachzuahmen. Was werde die Regierung tun. wenn Deutschland den Bau dieser Schlackjtschiffe zum Vorwand nehmen würde, um ern Schiff zu bauen, das jegliche Erwartungen übertreffe?
Atulesni auf dem Wege nack Baris
Bukarest, 25. März.
Außenminister Titulescu ist, wie an- gekündigt, abgereist, um sich nach Paris und Brüssel zu begeben.
In Belgrad hatte der rumänische Außenminister mit Jeftitsch um 13 Uhr eine halbstündige Aussprache, wobei er diese»
über die Verhandlungen unterrichtete, die er am Sonntag mit dem tschechoslowakischen Außenminister Be ne sch in Preß borg hotte. Am Nachmittag wurden die Beratungen zwischen Titulescu und Jeftitsch fortgesetzt. Ter rumänische Außenminister wird mindestens zwei Tage in Belgrad bl-iben und erst dann leine Reise nach den westeuropäischen Hauptstädten sortsetzen.
Auch Seitermch fordert volle Gleichberechtigung
Wien, 25. März.
Außenminister Berger-Waiden'egg sagte in einer Reüe in der steirischen Stadt L> ch l a d m r n g u. a., er habe aul leinen Auslandsreisen in jeder Beziehung Gleichberechtigung füi Oesterreich verlangt und werde sich nicht eher zufrieden geben bis die volle Gleichberechtigung erlangt sei. Die Gleichberechtigung lei unterwegs und werde lehr bald kommen. Zur Frage der Jugenderziehung erklärte der Außenminister, daß Oesterreich das italienische Ballilasyftem wählen werde, das den österreichischen Verhältnissen angevaßt werden 'olle.
Das Arbeitsfront-Dorf als Vorbild für den SeimMtenba«
Berlin, 25. März.
Das Reichsheimstättenaml der NSDAP, und der Deutschen Arbeitsfront veröffentlicht einen Ueberblick über die bisher von ihm geleistete Arbeit und die Aufgaben, die sich für die . Zukunft ergeben. Das Bekenntnis zum Heimstättcngedanken bedeutet die Absa grau die Mietskaserne. Der sich daraus ergebende Bedarf an mehreren hunderttausend billigen Kleinwohnungen soll durch den Bau von Arbeiterheimstätten in der Form des Eigenheims gedeckt werden. Der Berich: verweist auf dis Arbeitsfront-Siedlungen im Wurmrevier, ferner in Oberschlesien und in der Pfalz, die mit rund 2000 Siedler stellen in diesem Jahre fertiggestellt werden und Pioniertaten auf diesem Gebiet sind.
Sie sollen Vorbilder für den Nr» beiterheimstättenbau ü b e r - h aupt werden. So ist beispielsweise sichergestellt. daß die 30 000 Siedlerstellen, die mit Hilfe der Ablösungsaktion für die vorstädtische Kleinsiedlung errichtet werden sollen, den Heimstätten der Arbeitsfront Hochgebildet werden. Die Tätigkeit des Neichsheimstätten- amtes ist darauf gerichtet, die Ärbeiterheim- stätten künftig durchweg mit einer Landzulage als Nebenerwerb — Siedlungen zu bauen. Die Gauheim- stättenämter haben in einem knappen halben Jahr 16 000 Siedler betreut. Aus dieser Zahl ergibt sich das große Interesse, das heute überall dem Siedlungsgedanken zugewendet wird. Die entscheidende Möglichkeit für dis Lösung der Arbeiterwohnüngs- frage wird in der Werkstedlung gesehen, wobei es sich allerdings nicht um Werkwohnungen im alten Sinne handeln soll, sondern um Eigenheime der L-tammarbeiter. die in räumlicher Nähe des Werkes liegen und bei deren Finanzierung die Betriebsführung sich beteiligt. .
i vsm Hundert Dividende für dir Wehrmacht
Berlin, 25. März.
Wie aus Leipzig gemeldet wird, hat di« Verwaltung der Bank für Handel und Grundbesitz beschlossen, der am 11. April stattsindcn- den Generalversammlung vorzuschlagen, nur 5 statt K Prozent Dividende zu verteilen. Ein Prozent soll zum Aufbau der Wehrmacht gespendet werden.
AnWae am maavMlriichen 8vg
Explosiv« i» einem Munitionslager bei Eharbin
Eharbin, 35. März.
I« nnem Munitionslager m einer Vorstadt von Eharbin ereignete« sich am Sonn- taa eine Reibe von Explosionen, die daS