Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'
Donnerstag, den 13. September 193S
tember 1933
Seite 3 Nr. 213
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Reichsleiter Dr. Dietrich aus dem Parteikongretz
Reichsleiter Dr. Dietrich hielt aus dem Parteikongretz eine grotzangelegte Ansprache, der wir folgendes entnehmen:
Das liberalistische Zeitalter rühmte die Presse als Siebente Großmacht. Als eine Macht an sich also, die nicht im Volke steht, sondern es zu beherrschen trachtet. Das nativ- nalsozialistische Denken weist der Presse eine grundlegende andere Stellung zu. Im nationalsozialistischen Staate ist die Presse das publizistische Gewissen der Nation. Eine Macht, dazu bestimmt, dem Volke zu dienen, statt es zu beherrschen!
Damit ist das innere Verhältnis des Nationalsozialismus zur Presse ausgedrückt.
Die Neugestaltung des deutschen Pressewesens in diesem grundlegenden Sinne ist nicht nur eine der bedeutsamsten, sie ist auch eine der interessantesten Aufgaben, die der national- sozialistische Staat in Angriff genommen und durchgeführt hat. Getreu dem Inhalt und dem Geiste des Parteiprogramms ist hier schnelle und gründliche Arbeit geleistet worden: „Wir fordern den gesetzlichen Kampf gegen die be- wutzte politische Lüge und ihre Verbreitung durch die Presse!" sagt Punkt 23 des Parteiprogramms. Und es gibt Wohl keinen Punkt dieses Programms, dessen Verwirklichung wir Nationalsozialisten, die im Kampfe gestanden haben, mit heitzerem Herzen herbeigesehnt haben, als diesen.
„Zeitungen, die gegen das Gemeinwohl verstoßen, sind zu verbieten!" heitzt es weiter im gleichen Artikel unseres Parteiprogramms. Und auch hier — meine Parteigenossen — sind wir unserem Programm kein Jota schuldig geblieben. Im nationalsozialistischen Deutschland Wird keine staats- und keine volksfeindliche Presse geduldet, sondern ausgerottet! „Um die Schaffung einer deutschen Presse zu ermöglichen, fordern wir," sagt das Programm weiter, „daß sämtliche Schriftleiter und Mitarbeiter von Zeitungen, die in deutscher Sprache erscheinen, Volksgenossen sein müssen." Und auch hier, fo dürfen wir feststellen, ist ganze Arbeit geleistet worden. Die nationalsozialistische Pressegesetzgebung hat den deutschen Journalismus von allen Schädlingen gesäubert! Heute gibt es keine Juden mehr in der deutschen Presse!
Wenn die Presse im nationalsozialistischen Staat ihre große Aufgabe, Bildungs- und Erziehungsinstrument dieser nationalsozialistischen Weltanschauung zu sein, erfüllen soll, dann mußte ihr innerer Aufbau so gestaltet werden, daß sie die Befähigung zu dieser Aufgabe aus sich heraus entwickeln kann. Vorbildlich war dabei die Struktur der im Kampfe großgewordenen nationalsozialistischen Parteipresse. "
Im liberalistischen Staat war die Zeitung nach oem bekannten Ausspruch eines Fachmannes nichts anderes als Verkauf von Jnseratenraum, der durch einen redaktionellen Teil verkäuflich gemacht wurde. Artfremde Gesinnung, üble Geschäfts- und Parteipolitik mißbrauchten diese Presse als anonymes Werkzeug ihrer Interessen. Die nationalsozialistische Pressegesetzgebung ist diesem kapitalistischen Uebel im deutschen Pressewesen, aus dem immer wieder das Gift der geistigen Demoralisierung und Zersetzung geflossen war, an die
Wurzel gegangen. Sie nahm eine Achsen- orehung vor und verlegte die Verantwortung für den Inhalt der Zeitung von der Sache auf die Person.
Parkeipresse als Vorbild
Für diese Grundsätze, mr die Lauterkeit und Sauberkeit der Presse haben wir National- s sozialisten gekämpft! Und diese Grundsätze haben wir im nationalsozialistischen Staat verwirklicht! — Das nationalsozialistische Pressegesetz bringt den deutschen Journalisten in ein unmittelbares 'Verhältnis zu Volk und Staat, denen er neben seinem eigenen nationalsozialistischen Gewissen in seiner geistigen Arbeit allein verantwortlich ist. Dafür sichert ihm der Staat die zur Erfüllung seiner Aufgaben und Pflichten notwendige gesetzliche Unabhängigkeit gegenüber unlauteren Einflüssen, denen er als der wirtschaftlich schwächere Teil bis dahin keinen ausreichenden Widerstand entgegensetzen konnte. Vorbild dabei war, wie gesagt, die nationalsozialistische Partei- presse, bei der von jeher das wirtschaftliche Interesse der nationalen Aufgabe untergeordnet war. Der nationalsozialistische Staat hat nunmehr in der Berufsvereinigung der deutschen Journalisten die Gewähr dafür, daß die Männer, die in Deutschland Zeitungen schreiben, auch die dafür notwendige charakterliche, geistige und moralische Eignung besitzen.
Was hat nun die mit nationalsozialistischem Taufwasser gewaschene und neugeformte deutsche Presse bisher an Leistungen zu zeigen ' vermocht? Diese Frage — meine Parteigenossen — möchte ich hier in aller Offenheit stellen und beantworten.
Es gibt gute und weniger gute Zeitungen im nationalsozialistischen Deutschland, wie es überall in der Welt gute und schlechte Journalisten gibt. Und nur wenige der ehemals bürgerlichen Blätter können für sich in Anspruch nehmen, wie
die im Kampf gewachsene nationalsozialistische Parteipresse als mutige
Phalanx in die Bresche gegangen zu sein.
Aber ich darf hier unvoreingenommen feststellen, daß die Presse im nationalsozialistischen Staat in ihrem Gesamtbild bereits in der kur- ^ zen Zeit ihres begonnenen Aufbaus den Beweis liefern kann, daß sie die hohe, ihr anvertraute Aufgabe begriffen hat!
Unter Führung der kampferprobten nationalsozialistischen Parte i p r e s s e als der berufenen Wächterin und : Hüterin des nationalsozialistischen Gedankengutes hat die deutsche Presse in ihrer Gesamtheit zu dem erfolgreich begonnenen Werk der einheitlichen politischen und weltanschaulichen Willensbildung ihr Teil beigetragen! An jeder « großen Leistung des nationalsozialistischen Deutschland hat die Presse tatkräftig mit- s gewirkt und in vorderer Linie gestanden! ,
Nicht mit falschem Maßstab messen !
Um hier ein zutreffendes und gerechtes Urteil ^ avzugeben, darf man die Presse von i heutenrchtmitMaßstäbenmessen, ! die von gestern sind. !
Wenn die Presse im neuen Reich als ein !
Instrument des nationalsozialistischen Volkswillens erzieherisch und nationalpolitisch ge- mrinschaftSbildend wirken soll, und im Interesse der Nation in ihrem heutigen schweren Lebenskampf unter allen Umständen wirken mutz, dann kann man ihr nicht den Mangel an möglicherweise amüsanter, aber politisch verantwortungsloser Quertreiberei zum Vorwurf mache«. Dann kann man ihr nicht den Verzicht ans seichte, jiidisch-liberalistische Kolportage vorwerfen. Es gibt so einige Zeitgenossen, die diesen kapitalen Denkfehler in Permanenz begehen. Offenbar, weil ihre Gehirnwindungen sich noch nicht an die neue Weichenstellung gewöhnen können. Sie leben anscheinend auf dem Mond und sind infolge totaler Finsternis sonnenblind geworden gegenüber der inneren Größe des Neuen.
Die deutsche Presse weiß sehr wohl, daß ihr noch vieleszutunübrigbleibt. Und deshalb arbeitet sie nicht nur tagein, tagaus an der weltanschaulichen Durch- drrngung und Vertiefung des deutschen Menschen, sondern auch an sich selbst. Sie ist für jede positive Anregung und Mitarbeit empfänglich. Negative Kritik aber i st immer billig, nicht nur in der Presse, sondern auch an der Presse!
Solange wir unsere nationale Erziehungsaufgabe ernsthaft verfolgen, wissen wir, daß wir solche Kritiker finden. Wer Neues predigt und mitzudenken verlangt, war von jeher unbeliebt bei allen geistig Trägen. Solange das kleine Häuflein der Nein-Sager und Ewig-Gestrigen uns kritisiert, wissen wir, daß wir aus dem rechten Wege sind. Würden sie uns loben, dann wäre uns dies Anlaß zu ernster Sorge.
In den 13 Punkten, in denen der Führer am 21. Mai vom Deutschen Reichstag aus an die Welt appellierte, heißt es unter Punkt 12: „Die Deutsche Reichsregierung ist der Auffassung, daß alle Versuche, durch internationale oder mehrstaatliche Vereinbarungen eine wirksamere Milderung gewisser Spannungen zwischen einzelnen Staaten zu erreichen, vergeblich sein müssen, solange nicht durch geeignete Maßnahmen einer Vergiftung- der öffentlichen Meinung der Völker durch unverantwortliche Elemente in Wort und Schrift, Film und Theater erfolgreich vorgebeugt wird."
Was auf diesem Gebiet gegen das Nation alsoz. Deutschland geleistet wird, spottet jeder Be- schreibung. Es findet seine letzte Erklärung durch den ganz außerordentlichen Einfluß, den das internationale Judentum,finanziell und intellektuell auf die Presse und in der Presse der Weltausübt. Wir haben die deutsche Presse vom Juden gesäubert und deshalb ist sie in besonderem Maße die Zielscheibe ihres Hasses. Bedauerlich ist es nur. daß die sachlichen Elemente und Einflüsse in der internationalen Presse sich diesen Methoden und Zusammenhängen gegenüber so wenig durchzusstzen vermögen.
Ilm die wahre Pressefreiheit
Man wirft uns in Deutschland vor, die Pressefreiheit beseitigt zu haben. Nein! Wir haben nicht die Freiheit der Presse beseitigt, sondern ihre Zügellosigkeit! Wir haben den Juden aus der Presse beseitigt, und seitdem — meine Parteigenossen — ist uns aller
dings kreier und woyter zumute auf. vielem Gebiet!
Es gibt wohl keinen Begriff, mit dem mehr Mißbrauch getrieben wird, als mit dem der Freiheit. Diejenigen, die dieses Wort am meisten im Munde führen, haben oft am wenigsten davon. Die nationalsozialistische Weltanschauung hat die Freiheit nicht beseitigt. sie hat dem Freiheitsbegriff, wie ich dies an anderer Stelle ausführte, seine wahre Bedeutung zurückgegeben! Aus diesem wahren Begriff der schöpferischen Freiheit, nicht der „Freiheit wovon", sondern der „Freiheit wozu", gründet sich auch die Freiheit der Presse, die wir in Deutschland zur Geltung gebracht haben gegenüber der sogenannten „Pressefreiheit" des Liberalismus, die keine ist.
Und noch aus eine Frage, die der Preis« gestellt ist. möchte ich hier kurz eine Antwort geben. „Es gibt im nationalsozialistische» Deutschland keine öffentliche Meinung mehr!", so hören wir oft von draußen, auch von Leuten, denen Böswilligkeit fernliegt. Sie haben von dem tiefen innere« Wandel, der sich im deutschen Volke voll- waen Kat. keine Ahnung! Sonst würden ste erkennen, vatz es m Deutschland eine dflenk- liche Meinung un wahren Sinne des Wortes überhaupt erst gibt, seitdem die nationalsozialistische Weltanschauung vom Volke Besitz ergriffen hat.
Der Nationalsozialismus ist ja nicht irgendeine politische Herrschaftsform, sondern die Weltanschauung des deutschen Volkes schlechthin. In ihr sind Führung und Volk untrennbar verbunden. Diese weltanschauliche und politische Plattform, die dem Wesen des deutschen Volkes und seinem Wollen entspricht, ist nicht kompliziert und verwirrend, sondern einfach, klar und einheitlich. Sie ist ein fester und unverrückbarer Matzstab im Fühlen und Denken des Volkes. Im Besitz dieser instinktsicheren Grundlage des Denkens ordnet sie jedem einzelnen Volksgenossen das Leben sinnvoll und klar, erscheint ihm das Falsche sinnlos und unmöglich, das Rechte begreiflich und verpflichtend. Mit einem Wort: Die öffentliche Meinung des deutschen Volkes ist der Nationalsozialismus!
Ihr Anwalt aber ist die nationalsozialistische Parteipresse. Sie hat hinter sich die Partei, die mit ihrer unvergleichlichen Mil- lionen-Organisation fest und tief im Erdreich des deutschen Volkes verwurzelt ist. Und aus dieser ihrer Volksverbundenheit hat sie nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht zur Kritik — wann und wo auch immer gegen das Politische und moralische Grundgesetz der Nation verstoßen wird! Es ist die besondere Aufgabe der nationalsozialistischen Parteipresie, in diesem Sinne das Gesicht der gesamten deutschen Presse zu gestalten.
So geht die deutsche Presse im national- sozialisflschen Staat ihren Weg weiter, geradeaus zu dem Ziel, das sie sich gesetzt hat: das Publizistische Gewissen der Nation zu fein. In diesem Geiste werden die deutschen Journalisten herangebildet, um in höchster ethischer Berufsauffassung mit Stolz und Freude an ihrer verantwortungsvollen Aufgabe zu arbeiten. Und dann, wenn ste sich ganz befreit haben von der Vergangenheit, wird kommen die Zeit, in der es keines staatlichen Gesetzes mehr bedarf. dann wird der deutsche Jour-
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Wochenenbe oei der Firma Sperk L Co.! . . .
Der Kalender zeigt Sonnabend, den 20. Mai 1927, die Kontoruhr ein Viertel nach ein Uhr.
Der alte Prokurist Ludwig Hanf knittert sorgfältig das schon mehrfach benutzte Pergament-Frühstückspapier zusammen, nicht nur, weil er von Natur aus sparsam ist, sondern vor allem deshalb, weil Manschen, seine Gattin, d'es seit Jahren so angeordnet hat.
Der Lehrling Kurt ist mit dem Frankieren der Briefe fertig.
Endlich kann er von dem hohen Sessel Heruntergleiten, sämtliche Geschäftsbücher in den Geldschrank schleppen und mit einem leise gemurmelten „Auf Wiedersehen" schleunigst aus dem Büro verschwinden.
Auch die Arbeit des Herrn Hanf für diese Woche ist nun getan. Erleichtert aufseufzend, will er gerade den Geldschrank zuschließen, als die Tür zum Privatköntor aufgerissen wird und ein hochroter Kopf mit schimmernder Glatze in der Türspalte erscheint
' „Das Verkaufsbuch, bitte!" ruft der Seniorchef Paul Sperk.
Was die nur mit dem Verkaufsbuch jetzt am Wochenende noch wollen? Mit den Gemütserregungen des Herrn Sperk ist nicht zu spaßen!
„Das Verkaufsbuch, Herr Hanf, habe ich gesagt!"
Mit sicherem Griff hat der Prokurist das Buch zur Hand und reicht es dem Chef. Ein kurzes „Danke", und die Tür fliegt unsanft zu.
Nun hört Hanf deutlich, wie das recht umfangreiche Geschäftsbuch im Privatbüro auf die Tischplatte geschmettert wird. Die starke Polsterung der Tür kann nicht verhindern, daß die immer lauter werdenden Stimmen der beiden Chefs herüberdringen. Sogar der sonst so besonnene Herr Olden- brook scheint in Harnisch geraten zu sein.
Als Hanf vor dem Kleiderhaken steht, um seine Büro- Lüsterjacke mit dem Tagesanzug zu vertauschen, tritt er beim Anblick seines guten blauen Sonntagsjacketts ärgerlich mit dem Fuße auf.
Er durfte nämlich dem Drängen seiner Gattin nicht länger widerstehen, mußte sich heute ein Herz fassen und mit den beiden Chefs wegen der dringend nötig gewordenen Gehaltsaufbesserung Rücksprache nehmen. Immer wieder hatte er die Sache mangels von Mut hinausgeschoben.
Als beim Aufstehen der neue Anzug aufgebügelt vor ieinem
Bette lag, ebenso die blütenweiße frische Wäsche und die blitzblank geputzten Ausgehstiefel, da wußte er. was die Glocke geschlagen hatte.
Aber wie sollte er wagen, in dieser heiklen Angelegenheit seine Chefs zu sprechen.'jetzt, wo ihre Laune offenbar auf dem Nullpunkt stand!
Sorgenvoll trat er ans Fenster und blickte auf den Fabrikhof hinaus, memorierte die kleine Ansprache an Sperk L Co., die der Bitte um monatliche Gehaltsaufbesserung von fünfzig Reichsmark vorausgehen sollte
Drinnen hatte sich Herr Sperk von seinem Sitze am Doppelpult erhoben und stand in der Mitte des eleganten, mit Teppichen ausgelegten Raumes, ein stattlicher Fünfziger, in der Kleidung durchaus schick. Bei seiner Wohlbeleib'theit hatte der kleine, untersetzte Herr die Schlankheit »eines Kompagnons trotz Karlsbad niemals erreichen können
Heute geriet der Impulsive wieder einmal aus dem Häuschen Die wenigen Haare, deren geschickte Verteilung auf der stark „erhöhten Stirn" nicht wenig Organisationstalent verriet. fielen in verklebten Strähnen nach vorn und mußten durch heftige Handbewegungen auf ihre angestammten Plätze verwiesen werden
Der L-eniorchef vertrat das ungeduldig vorwärtsdrängende bürgerlich-demokratische Prinzip, während Herr Oldenbrook niederiächsische Zurückhaltung und etwas von dem konservativen Geiste eines „königlichen Kaufmanns" der allen Hansastadt Bremen mit der freien Haltung des Junggesellen vereinte. Er kleidete sich billiger und dabei doch eleganter als sein Kompagnon.
Seine klaren, wasserblauen Augen, im Gegensatz zu denen des Herrn Sperk nicht mit scharfgeschliffenen Brillengläsern bewaffnet, blickten ruhig auf diesen herab. In dem frischen rötlichen Gesicht blieben die Züge unbewegt.
Nervös mit den Fingern trommelnd, saß Sperk am Putt md »ah ärgerlich auf seinen Teilhaber. Der hatte soeben Whig feine Shagpfeife gestopft und in Brand gesetzt, stand aus und ging, die Hände auf dem Rücken, im geräumigen Kontor auf und ab
Endlich blieb er vor Sperk stehen und sagte friedlich, ihm die Hand auf die Schulter legend:
„Lieber Paul, darf ich dir etwas sagen?"
„Meinetwegen!"
„Es s—timmt doch, daß wir uns nur selten ernstlich ge- i—tritten haben? S—tets und s—tändig s—landen wir auf dem gleichen S—tandpunkt!"
„Stimmt!" Sperk griff wahllos in die Kiste mit Brasilzigarren, nahm eine heraus und biß, noch immer grimmig, die Spitze ab.
„Das s—teilst du also auch fest. Warum denn heute der S—treit?"
>sperk putzte an seinem Kneifer und sog an der kalten Zigarre, Oldenbrook bot Feuer.
Der Seniorchef blies Ringe an die Decke und sagte mit kühler Bestimmtheit:
„Du weißt, Klaus, daß ich mir nicht gern in Privatangelegenheiten Hineinreden lasse . - auch'nicht von dir!"
„Fühlst du denn gar nicht, daß es sich bei unserem S—treit- falle weniger um eine Privatangelegenheit als um eine Sache handelt, die uns alle beide, das heißt unsere Firma, angeht?"
„Jetzt fängst du also schon wieder an?!"
„Ich will dich durchaus nicht ärgern, muß* aber auf der Ausi—prache des—tehen, weil ich im Kontor s—tets und j—tändig den rein kaufmännischen S—tandpunkt vertrete."
„Was willst du damit sagen?!"
„Einfach klipp und klar, daß du gute Geschäftsverbindungen verdirbst und weiter verderben wirst. . ."
Sperk schlug auf das Pult und sprang erregt aus.
„. . . bitte, behalte die Ruhe, Paul! — So kauft, um nur einen hiesigen Kunden zu nennen, der S—tadtgutpächter von Erlbach seine Maschinen und Gerätschaften nicht mehr von uns!"
„Und daran soll ich schuld sein?"
„Du mußt zugeben, daß deine politisch« Betätigung, die du neuerdings in der breiten Oeffentlichkeit immer mehr ausübst, unsere Firma schädigt."
„So, das meinst du wirklich?"
Oldenbrook trat auf das Pult zu, zeigte das Kartothekblatt vor und sagte, ohne daß ihn der spöttische Ton seines Kompagnons beirrte:
„Hier, schau' her! . Folio 123! . .. Firma Detlef von Erl- bach, S-Nadtgutpächter zu Michels—tedt . "
Die Hände in den Hosentaschen, die Zigarre im Mundwinkel. blickte Sperk gleichgültig drein.
„. . du kannst nicht des—treiten, daß Erlbach bis zum 20. März sämtlichen Bedarf an Geräten und Werkzeugen lediglich bei uns deckte, und daß der Umsaß des S—tädt- gutes immerhin nennenswert war."
Sperk betrachtete gelassen den Brand seiner Brasil.
Oldenbrook sprach jetzt erregter:
„Und seit Wochen erfolgt keine Bes—tellung mehr. Keine Maschine, keine Egge, keinen S—paten kaufte Erlbach in der Bes—tellzeit. Aus der Tatsache, daß er seit Mitte April sein Konto glattgemacht hat, geht hervor, daß er nichts mehr mit uns zu tun haben will!"
„Bist du nun fertig?"
„Keineswegs. Ich könnte dir auch an anderen Kunden beweisen, daß dein unglückseliger Drang nach Parteipolitik verwüstend auf unsere Firma wirkt Wie viele Landwirte der Umgebung sind nicht schon abges—prungen?!"
(Fortsetzung folgt). .