Süte 6 - Nr. <58

Nagoider Tagdlatt »Der Sesellschaster

Mittwoch, den 10. Juli 1S35

Besuch bei unseren Pionieren

Ulm, 1. Juli. Die Pionierbataillone Ulm <^) und Neu-Ulm (L) gaben vor einigen Tagen den Vertretern der Presse Gelegenheit, den vielseitigen Dienst der Pionier­in a s f e kennenzulernen. In Anwesenheit des Kommandanten von Ulm. Generalmajors Hahn, führten die beiden Bataillonskom­mandeure. Oberstleutnant Schönfelder und Major Boehringer, die Gaste, wäh­rend die Vorführungen der einzelnen Kom­panien von den betreffenden Kompaniechefs geleitet und erläutert wurden.

Zunächst zeigte das Pionierbataillon Neu- Ulm <6) einen kriegsmäßigen Floß- sack Übergang über die Donau ani Wasserübungsplatz bei der Friedrichs«», aus. geführt von der l. Kompanie. Diese Uebung ließ wiederum erkennen, daß das Floßsack- gerät das beste Hilfsmittel für das Ueber- setzen einzelner Leute und Gruppen ist. Es aibt aber auch Fülle. in denen keine Floß-

Uatsrttnlb Oer krückevsteile wird eine Kamm tLlrre mit bsdelksmüLigsr 2ugrnmms derßesteUt.

Ausnahme: Sieger, Ulm.

gegen die Partei wenden und sogar dazu übergehen,verhängnisvolle Zusammen­stöße" vorauszusagen, wenn ein Reichsleiter der Partei spricht, dann scheinen wir uns in der Beurteilung der Kirche geirrt zu haben, als wir ihr vollste Toleranz zubilligten. Es hat den Anschein, als wenn gewisse Kirchen­kreise sich stark genug fühlen, dem Staat aus de n Wege über die Partei offenen Kampf anzusagen. Anders sind solche Herausforde­rungen kaum zu verstehen, und andere Vor­kommnisse deuten in die gleiche Richtung.

Das aber wäre wohl ein verhängnisvolles S piel mit dem Feuer, das weder Partei'noch Staat wünschen, denn sie sind weit davon entfernt, die Kirche als solche ab- zulehnen. Hundert- und tausendmal baden sie wiederholt und mit der Tat bewie­sen. daß sie den Kirchen geben und lassen, was ihnen gehört. Wenn sich diese aber von neuem in Angelegenheiten des Staates ein­mischt. den Staat und die Partei angreist. sie herausfordert undverhängnisvolle Zu­sammenstöße" organisiert denn etwas an- deres ist die Ankündigung des Bischofs von Münster nicht, dann bleibt uns wohl schließlich nichts anderes übrig, als daß wir aus unserer Reserve und Toleranz heraus­gehen und die Herausforderung annehmen. Tie Folgen haben dann die zu tragen, deren Berantwortungslosigkeit trotz allein angeb­lichen Christentum so groß ist. daß sie bewußt und mit voller Absicht die in letzter Stunde und unter den größten Opfern erkämpfte politische Einigkeit des Volkes stören.

Die Worte des Reichsinnenministers Dr. Fr i ck werden, so hoffen wir. die zuständigen kirchlichen Stellen doch noch davon überzeu­gen, daß sie den Staat bereitfinden, ihren Sabotageversuchen mit aller Kraft zu be­gegnen.

sacke oder nur eine zu geringe Anzahl zur Verfügung stehen. Der Erfolg des Angriffs hängt jedoch gerade beim Flußübergang vor allem davon ab. daß die e r st e A n g r i f f s- welle im Schutze des eigenen Artillerie- und Maschinengewehrfeuers schlagartig in breiter Front über die Uferböschung vor- bricht, um möglichst rasch und gleichzeitig das Feindufer zu erreichen.

Ein Pionierspähertrupp, der den Auftrag bekam, am anderen Ufer eine Eisenbahn­brücke zu sprengen, aber keine Floßsäcke mit­bekommen hatte, führte den Bau behelfs­mäßiger Uebersetzmittel aus leicht aufzutreibenden Stangen, Brettern, Füßchen und Kanistern vor. mit denen je 1 bis 3 Mann übergesetzt werden konnten. Auch die mit Stroh gefüllten Zeltbahnen erwiesen sich als brauchbare Schwimmer für solche kleinen Floße.

Auch für den Brückenbau steht nicht immer Pontoniergerät zur Verfügung; in diesem Falle bauen die Pioniere Behelfs- brücken, wie es die 4. Kompanie an einem Musterbeispiel zeigte. Wesentlich einfacher ist natürlich die Ueberbrückung kleinerer Flüsse oder Schluchten durch Stege zum Ueber- setzen von Infanterie. Die 2. Kompanie des Pionierbataillons Ulm stellte an praktischen Beispielen die Verwendbarkeit der sogenann­ten Mudra-, Beseler- und Sprengwerkstege dar.

Beim Bau einer 8-Tonnen- K riegsbrücke durch die 3. und 4. Kom­panie des Ulmer Bataillons fesselte vor allem das Einfahren der Fähren als schwim­mender Brückenteil zwischen die beiden festen Landbrücken"; Stromstrich und Wind müssen berechnet werden, damit die Fähren auch richtig an ihren Platz kommen und keine Zeit verloren geht. Das Bereitstellcn der Fähren an ihren Abfahrtsplätzen geht mit Hilfe eines kräftigen Motorboots wesent­lich rascher als früher vonstatten; auch der Rettungsdienst wird bei den Friedens- Übungen aus der rasch fließenden Donau von dem flinken Motorboot versehen.

Auf dem Land Übungsplatz der Ulmer Poiniere an der Straße UlmHeiden­heim bekamen die Gäste verschiedene Be- estigungsanlagenzu sehen: Schützen­mulden. Schützenlöcher. Flandernzäune. Spa­nische Reiter. Wirrwarrhindernisse. Stolper­drähte mit Schreckladungen. Unterstände und Unterschlüpse. Minenstollen und einen Hoch­stand.

Die 3. Kompanie des Pionierbataillons Neu-Ulm führte mit einem motorisierten Pionierzug die Sperrung eines Ge- ländeachschnitts vor. Oft entscheiden Minuten, ob es gelingt, vorstoßende feind­liche Straßenpanzerwagen rechtzeitig aufzu­halten; vorbereitete Minen sind deshalb bei Scknellsperreen unentbehrlich; diese

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Von beiden I/lern aus werden au der Krücken- stelle disImndstöüe" in den 8trorn kinein- gebaut. Im Hintergrund die Xircke von Ilnter- kircbderg. Aufnahme: Sieger, Mm,

I Schnellsperren werden zudem durch im Hin­terhalt liegende Pioniere verteidigt, damit der anfahrende Gegner nicht aus seinen Pan­zern herauskommt und die Sperren weg­räumt. Der Pionier muß also auch ein ge- wandter infanteristischer Kämpfer sein.

Nimmt man endlich die Herstellung von B e h e l s s m i n e n am laufenden B and zur Verseuchung ganzer Zonen mit Minen, das schwierige Aufräumen von Minenfeldern, das Durchbrechen von Draht­hindernissen, das Sprengen von Brücken. Telegraphenmasten usw. dazu, so ergeben diese Vorführungen eines einzigen Vormit­tags ein höchst eindrucksvolles Gesamtbild von dem weiten Aufgabengebiet des Pioniers- das ihm zum vielseitigsten Solda­ten des Reich sh ee res mach!.

basere Luregeseliielile:

HegeKeMeit E A-EZ)

Bon Herbert Lestibondois

Um diese Mittagsstunde war im Krug nie­mand anwesend. Ich saß allein am Tisch, machte mich über das soeben aufgetragene Essen her und ließ die Blicke zuweilen aus dem Fenster wandern. Nach dem Essen schob ich Teller und Schüsseln zurück, holte von der Theke Kognakflasche und Glas herüber und ließ es mir gut gehen. Die Strahlen der Mit­tagssonne füllten die Gaststube mit anheimeln­der, fast sommerlicher Wärme, kuschelten mein Gesicht und machten die Augen blinzeln . . .

Draußen auf der Landstraße, die, von Hellem Staub überzogen, im Frühjahrslicht prangte, kam ein Wanderer, überaus vagabundisch an­zusehen. Er bog den kurzen Verbindungsweg zum Gasthaus ein und stand gleich darauf in der Tür, verschwitzt und zerschlissen von oben bis unten, als hätte er bereits einen weiten Gang hinter sich. Mit rauher Stimme sprach er seinen Gruß in den Raum und trat näher.

Kein Wirt vorhanden?" fragte er zu mir herüber, mich offenbar von Vorneherein nicht als solchen betrachtend.

Der schläft," antwortete ich.Aber Sie können auch mir Ihre Wünsche äußern."

Der Fremde nickte und murmelte:Desto besser! Da ist man ungestört." Er langte von der Theke ein kleines Bierglas, setzte sich, ohne daß ich ihn eingeladen hatte, an meinen Tisch und schenkte sein Glas voll Kognak. In einem Zug trank er den Schnaps aus und meinte, wieder wie vorher murmelnd:Na, noch einen denn!" Während er nach der Flasche griff, merkte ich, daß seine Hände zitter­ten. Er ist unruhig, dachte ich, und betrachtete sein Gesicht genauer. Unter dem verschossenen Hut kroch ein wirrer Haarbüschel hervor, Ver­eine knochige Stirn bedeckte. Die Augen erschie­nen mir schwarz, obwohl sie sicher blau waren. Das aber mochten die dunklen Schatten darun­ter verursachen. Von der Nase bis zu den Mundwinkeln zogen zwei scharfe Falten ihre Spur, indes der Mund selber, der Zahnlücken aufwies, wenn er sich öffnete, einen verbissenen und brutalen Eindruck machte.

Der Mann mochte etwa in den dreißiger Jahren sein.

Als er spürte, daß ich ihn beobachtete, ohne dabei mein Erstaunen über sein Verhalten, das nicht frei von Widerwillen war, zu verbergen, sagte er plötzlich:Nun ja, ich bin natürlich zerfahren. Aber wenn man die Absicht hat, einen Menschen umzubringen . . ."

Er stockte und sah mich tückisch an, um die Wirkung seiner Worte auf meinem Gesicht ab- zulesen. Und diese Wirkung war auch derart, daß ich unwillkürlich zurückzuckte.

Ein höhnisches Meckern, das Wohl ein Lachen darstellen sollte, kollerte aus seinen Zahnlücken. Wie zur Bestätigung seiner Ab­sicht zog er einen Revolver aus der Brusttasche und legte ihn vor sich auf den Tisch.Damit wird sie erschossen!" fügte er heiser hinzu.

Ich kann nicht leugnen, daß ich jählings wie in Schweiß gebadet war.

Sind Sie des Teufels?!" stotterte ich müh­sam und umklammerte, nur um irgendeinen Halt zu haben, die Tischkanten.

Bin ich, Herr! Bin der Satan selber!", meckerte er, derweilen sein spöttisches Lachen im Raume schwang.Ganz von unten rauf komme ich, immer hübsch zu Fuß, kaum einen Pfennig in der Tasche . . . Aber wenn ich erst die Heide hinter mir habe und Hamburg betrete, dann ist auch die Genugtuung nahe für alle Mühe .. dann wird das Weib eigenhändig von mir ins Jenseits befördert! Und Sie, Herr" seine Anaen flackerten WildSie werden schwei­

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gen! Sie werden nie etwas davon wissen, daß Sie mir begegnet sind! Sonst . . ."

Seine Hand griff zur Waffe, legte sie aber gleich wieder hin. Dann setzte er die Kognak­flasche an die Lippen und goß den Rest des Inhalts durch die Kehle. Aufspringend und mich bei den Schultern packend, so daß sein übler Atem mir ins Gesicht schlug, rief er:Be­trogen hat sie mich inimer schon, seitdem ich unterwegs bin! Ich weiß es! Man hat es mir gesagt, Herr! Man hat mich verlacht und ver­spottet, bis ich" und jetzt schleuderte er mir die Sätze ins Ohrbis ich 'das nicht mehr aushielt und mich auf den Weg machte. Wenige Stunden nur noch und dann"

Er hielt inne, fieberhaften Auges mich an­starrend. Der Druck seiner Hände lastete zent­nerschwer auf mir, und groß, immer größer sah ich sein Antlitz: ein Gebirge mit Schluch­ten abgründiger Leidenschaft und verzerrten Hasses. Ich schrie! Doch nur ein Formen der Lippen war es. Der Ton gelang nicht. Da riß ich seinen Revolver an mich, stemmte die Füße in seinen über mich gebeugten Leib und schoß ...

Es war sehr hell in der Gaststube, als ich mich frei fühlte. Draußen prangte die Land­straße im Frühjahrslicht, und spielende Son­nenstrahlen tanzten über den Fußboden. Unter dem Tisch lag die zerbrochene Kognakflasche. Der verschüttete Inhalt bildete eine glitzernde Lache.

Gähnend schob sich der Wirt durch die Tür. Ich habe die Flasche poltern hören," lachte er. Schade drum! Haben Sie geträumt?"

Ich nickte ihm geistesabwesend zu. Träume erschließen Urgründe der menschlichen Seele, dachte ich und erhob mich.

Als das Mädchen die Scherben zusammen­fegte, stand ich schon wieder halbwegs wach am Schanktisch und spülte mit zwei großen Schnäpsen die Erinnerung an den unheim­lichen Spuk hinunter.

Humor

Der erste Wunsch

Ottokar ist ohnmächtig geworden. Der Arzt Lcmüht sich um ihn. Der Arzt sagt:Zwei Mann halten ihn; ein Mann flößt ihm Kog­nak ein".

Ottokar erwacht und stöhnt:Ein Mann hal­ten zwei Mann Kognak einflößen!"

*

Praktischer Rat

Maier:Wissen Sie ein Mittel, daß man nicht seekrank wird?"

Schulze:Natürlich, man braucht nur nicht auf See zu fahren!"

Erklärung

Im Magen, sagen Sie, fehlt es Ihnen? Ja, was fehlt Ihnen denn im Magen?"

Patient:Das Essen".

Sind Sie vorbestraft?

Ja - ich habe einmal Strafporto zahlen müssen!

Mein Sohn ist ein großes Erfindertalent".

So? Was erfindet er denn?"

Er hält sich vorläufig an arbeitsparende Er­findungen".

Wie meinen Sie das?"

Er erfindet immer neue Entschuldigungen für seine Faulheit".

Donnerskag, II. Juli

8.48 Cboral Morgenivruch Wetterbericht Bauernsuuk 6.00 So«»aftik

6.S0 Krübkoazrrt Krühnachrichten

8.00 WallerftandSmelüungeu

8.10 Gymnastik

8.30 FuukwerbungSkanzeet

6.66 Krauensunk

9.18 Sende»«« I«

10.18 Balksliedünge»

10.48 Sende »ans«

11.60Hammer n»d PN»«"

13.00 Mittagskanzert 13310 Zeitangabe, Wetterbericht, Nach­richten

13.18 Mtttagskauzert

14.00Allerlei von Zwei big Drei" 18.00 Se«deva»I«

16.00 M»«tt i« Kreke»

17.60 Nachmittagskonzert

18.36 Spanischer Sprachunterricht

18.48 Knrzgeivräch

18.66Heumahd im Berg Sommer- lnst im Tal"

20.66 Rachrichtendienst 26.16 Konzert

21.10Volldampf voraus"

21.26... und abends wird getanzt!

22.60 Zeitangabe. Nachrichten Wetter­und Sportbericht

22.30 Tanz i» Berli«

24.602.66 Rachtkonzert

Freitag, 12. Juli

8.48 Cboral Morgenkvruch Wetterbericht Bauerusuuk

6.60 Gymnastik

6.30 Frühkonzerl Frühnachrtchten 8.06 Wallerstandsmelbungen

8.10 Gymnastik

8 36 Fnukwervungskouzerl

9.06 Seudepause

10.15Vom Urmensch«« zu Ralle und Volk «II.»"

16.45 Sendepause

i l.OOHammer »nb Pflug"'

12.66 Mittagskoureri

13.06 Zeitangabe, Wetterbericht, Nach­richten

,3.15 Mittags!»»«»«

>4.66 ..Allerlei »»» Zwei tis Drei"

153« Bekauutgah« ber Termin«

Wiederseheusfrier» alter Fraut- k»ldate»

15.36 Kiuderftuuie

18.66 Hausmuük

17.06 Must! am Nachmittag

18.36 HlU«rjug«u-s»»k

19 06Rundsuukhörer ««d Rundfunk­störer"

19.16 Bolksmullk aus Mainfraukr«

20.60 Nachrichtendienst

26.15 Stnud« der Natiou 26.55Amsel. Drallel, Fink «ud Star und die ganz« Vogeischar!"

22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter­und Sportbericht

22.26Das offizielle Ruudfukkschrlst- tum"

22.36Bunte Volksmusik"

24.66-2.66 Nachtmustk

Samstag, 13. Juli

5.45 Choral Morgenlvrnch Wetterbericht Bauerusuuk

6.66 Gymnastik

6.39 Frübk»««rl Frühnachrtchten 8.06 Wafferftandsmeldnngen

8.10 Gymnastik

8.30 Funkwerbungskonzer«

9.66 Sendepause

16.15Dir Bremer Stabtmusikanteu"

10.45 Seudevauke

11.60Hammer und Pflug"

12.66Buutes Wockeuende"

13.66 Zeitangabe, Wetterbericht. Nach- richten

18.15Bnntes Wocheueude"

14.66Allerlei von Zwei bis Drei" 15.00 Hitleringeudinuk

16.06Der trabe Samstaguochmtttaa"

18.66Tonbertcht der Woche"

18.36 Feierabend im laarläudiichen

Arbeitsdienstlager

19.66Rak I startet ,«« M««d"

26.09 Nachrichtendienst

29.10 Zwei baute Stunde»

22310 Zeitangabe. Nachrichten. Wetter­und Sportbericht

22.30 Tauzmukk 24.00-2.00 Nacht««»»