Dienstag, 12. Juni 1934
108. Jahrgang
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Nr. 133
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Jas Neueste m Kürze
Aus der ganzen Welt werden schwere Katastrophen gemeldet.
Allein in Württemberg ereigneten sich über letzten Sonntag mehr als 20 schwere Verkehrs- unfcille, die meist tödlich verlaufen sind.
Aus Asturien wird ein Verkehrsunfall berichtet, der 17 Todesopfer erforderte.
In San Salvador kamen über 2000 Menschen durch eine ungeheure Unwetterkatastrophe ums Leben.
Eine Ortschaft in Honduras ist durch -Hoch- lecher zerstört worden, wobei 500 Einwohner in den Fluten umkamen.
Bei IG. Farben in Bitterfeld ereignete sich eine schwere Explosion, bei der ein Heizer getötet wurde. Man berechnet den Schaden auf 100 000 RM.
In Oesterreich wurden weitere Anschläge verübt. Die Lage wird immer bedrohlicher.
In Hankau brach eine Feuerbrunst aus, bei der 21 Personen ums Leben kamen.
In Madrid überfiel eine Horde Marxisten die Mitglieder der deutschen Kolonie bei einem Fest, wobei viele Deutsche verletzt wurden.
In Amerika sind nunmehr 15 500 Arbeiter in den Streik getreten.
Zwei Faktoren bestimmten früher den Gang der Erziehung der Heranwachsenden Generation: Familie und Schule. Das Elternhaus war das gehegte Heim, in dem der Nachwuchs herangezogen wurde. Die elterliche Liebe und Fürsorge, die Güte der Mutter und die sorgende Strenge des Vaters, bestimmten den Charakter des Kindes. Der Erzieher in der Schule fügte dem Charakter das Wissen und Können hinzu, ohne das es nun einmal im Leben nicht geht. Selbstverständlich trug auch die Schule das ihre dazu bei, den Charakter zu festigen und die inneren Werte der Seele und des Herzens zu stärken. Schule und Elternhaus muhten Hand in Hand arbeiten, sollte eine Mrklich umfassende Erziehung gelingen. Versagten die Eltern oder versagte der Lehrer, so behielt im allgemeinen das Kind einen Knacks in seiner Stellung zum Leben. Die allgemeine Wehrpflicht als dritter großer Erziehungsfaktor des Vorkriegsstaates war im allgemeinen in der Lage, Fehler anszugleichen und selbst aus den verbildetsten Jungmännern noch brauchbare Staatsbürger zu erziehen .
Immer aber fehlte bereits in der Erziehung der jüngeren Jahrgänge eine Zwischemnstanz, die dem Elternhaus ließ, was der Familie gehörte und der Schule ließ, was der Lehrer zu beanspruchen hatte, die aber darüber hinaus die eigentliche staatliche Erziehung des völkischen Nachwuchses vornahm. Die Jugendbewegung, die um die Jahrhundertwende gegen die Erstarrung der Schule und das allzu Konventionelle des Elternhauses entstand, war ein Auftakt dazu. Aber die Jugendbewegung blieb immer im Privaten stecken, sie führte mehr zu nner Flucht vor der Wirklichkeit als zu einem Angriff auf den Staat. Sie war nur im Gefühlsmäßigen revolutionär. Auch die vielen Gruppen der „bündischen Jugend", die nach dem Weltkrieg entstand, vermochten die Aufgabe nicht zu lösen. Erst die Durchführung einer straffen staatlichen Jugendorganisation, »ie sie heute die Hitlerjugend darstcllt, vermochte nun auch dem Staate zu geben, was des Staates ist.
Reichsunterrichtsminister Rust hat soeben auf einer großen Kundgebung des nationalsozialistischen Lehrerbundes die Schaffung eines "Staatsjugendtages" bekannt gegeben. Der siebente Tag in der Woche, der Sonntag, gehört der Familie. Der sechste Tag jedoch, der Samstag, gehört dem Staate und damit der vom Staat beauftragten Reichsjugendorgani- sation, der Hitlerjugend. Diese Regelung, die uu Einzelnen noch näher ausgeführt werden »ird, stellt nach allen Seiten hin eine Ideallösung dar. Die Kritik, die Hitlerjugend ent- We durch ihren straffen Dienst die Jugendlichen der Familie, hatte nicht die schlechtesten, wildern gerade die seßhaftesten und familien- nohesten Deutschen bewegt. Nun fällt feder
Ile neuen AnWöge m Sonntag in Oesterreich
Wien, 11. Juni.
Die Lage in Oesterreich hat sich am Sonntag außerordentlich zugespitzt. In den Abend- stunden liefen Meldungen über zahllose Attentate ein.
In Wien ereigneten sich folgende Anschläge: Ein Bombenwurf in das Postamt Wien-Döbling, ein Bombenwurf in das Haus der christlichen deutschen Turnerschaft, in Floridsdorf ein Bombenwurf in eine Shnagoge im 8. Gemeindcbezirk. In fast allen Füllen wurde bedeutender Sachschaden angerichtet. In den Straßen von Wiener- N e u st a d t wurden zahlreiche Papierböllcr geworfen, ebenfalls in Anzbach (Niederösterreich). In F e I i x d o r f an der Aspang- bahn, ebenfalls in der näheren Umgebung Wiens, wurden die Bahngleise beschädigt. An der Strecke Graz-Budapest wurden auf steirischem Boden die Vahnglerse aufgesprengt. Die Täter warnten mit Feuer- signalen einen herankommenden Schnellzug, so daß dieser im letzten Augenblick zum Stehen gebracht werden konnte und ein Verlust an Menschenleben verhütet wurde. Des weiteren kommen von fast allen Eisenbahnlinien ans der Umgebung Wiens ähnliche Meldungen. Ans der West-Bahn, auf der Frmn-Josephs-Bahn. auf der Ost-Bahn, auf der Süd-Bahn, kurz überall wurden mehr oder weniger größere Eisenbahnanschläge ansgeführt.
Der folgenschwerste Anschlag scheint des auf der West-Bahn gewesen zu sein. Dort wurde in der Nähe von Wien das Doppelgleis aufgesprengt, so daß der Verkehr nur durch Umleitung aufrecht erhalten werden konnte. An der Ost-Bahn wurde eine Eisenbahnbrücke durch einen Dynamitanschlag leicht beschädigt. Ebenso wurde die Zufahrtstraße nach Ärems durch einen Bombenanschlag beschädigt.
Schießfreiherk für „Vaterländische"
Es hat großes Aufsehen erregt, daß Bundeskanzler Tr. Dollfuß und Vizekanzler Starhemberg ihr Erscheinen an einer Feier der ostmärkischen Sturmscharen in Krems abgesagt hatten. Es hieß, daß sie zu einer Beratung über die Maßnahmen, mit denen den zahllosen Anschlägen begegnet werden soll, zusammengctreten sind.
Am Sonntag nachmittag trat em außerordentlicher Ministerrat zusammen, in dem über die Gegenmaßnahmen gegen die Attentate beschlossen wurde. Danach wird in jeder Gemeinde eine freiwillige Ort Z w ehr errichtet mit der Ausgabe, gegen die Ver-
! Anlaß zur Kritik fort, denn fortan wird der i ganze Samstag dem Jugenddienst und der ganze Sonntag der Familieninnigkeit zur Verfügung stehen. Die Reichsjugendführung begrüßt denn auch den Schritt des Reichslnltus- ministers auf das freudigste und gibt der Hoffnung Ausdruck, „daß der Zeitpunkt, an dem dieser Staatsjugendtag in Kraft tritt, möglichst früh gewählt wird, und daß die ganze deutsche Jugend, also auch die Jugend in Betrieben und Lehrstellen, bald in den Genuß dieser wahrhaft nationalsozialistischen Einrichtung kommen wird".
Auch die Schule wird bei dieser Gelegenheit nicht zu kurz kommen, Reichskultusminister Rust, selbst Erzieber von Beruf und früher Lehrer an einer der vornehmsten Erziehungsund Bildungsanstalten Norddeutschlands, dem Ratsgymnasium in Hannover, hat festgestellt: „Es wird über der Schaffung desStaatsjugend- lages weder die deutsche Schule noch das deutsche Volk zusammenbrechen. Denn an den übrigen Schultagen haben wir dann frische Buben und Mädels in unseren deutschen Schulen." Nebrigens ist in einigen europäischen Staaten die Schaffung eines solchen freien Schultages bereits dnrchgeführt. In den meisten französischen Schulen ist der Donnerstag schulfrei. An diesem Tag werden im allgemeinen Schulansflüge gemacht, oder aber er dient dazu, Museen und andere Bildungsstätten kennen zu lernen. Nun hat der Nationalsozialismus auch auf dem Gebiet der Jugenderziehung revolutionäre Neuerungen geschaffen. Die
brechen vvrzngehen. Soweit die Mitglieder dieser Ortswehren, sich bei ihren Handlungen in jenen Grenzen, deren Einhaltung ihnen zugemulel werden kann, halten, werden sie bei unbeabsichtigten Verstößen gegen Vorschriften, die für einen wohl ausgebildeten und geschulten Sicherhcitskörpcr a»i- gcstellt sind, behördliche Verfolgung nicht zu befürchten haben. (Anmerkung der Scknist- leitnng: Dieser Satz ist höchst interessant. Der S l n n ist o f i e n b a r e i n e B l a n k o- vollmacht für schärfstes Vorgehen d -> r O r t s w e h r e n).
Ferner kündigt die Regierung Dollfuß eine Erhöhung der Belohnungen für Anzeige n an, die zur Aufdeckung oon Verbrechen führen. Die Bundesregierung sei entschlossen, die Oefsentlichkeit über alles, was sich noch ereignen sollte, sofort und rückhaltlos auszuklären. In kürzester Frist würden gesetzliche Vorschriften ergehen, die die Möglichkeit böten, dem neuartigen Verbrechertum mit strengster Bestrafung, insbesondere auch durch Anwendung der Todesstrafe rasch und entschieden entgegenzutreten. Von dieser Möglichkeit werde unerbittlich Gebrauch gemacht. Es würden auch alle Mittel der öffentlichen Sicherheit eingesetzt und die Sicherheitsorgane von anderen Ausgaben entlastet werden. Die Regierung sei überzeugt, so schließt der amtliche Bericht, daß die Bevölkerung den Ernst der Lage ermesse und entschlossen sei, die Gerichte und Sicherheitsbehörden mit aller Macht zu unterstützen, diese Mitwirkung des Volkes-sei dringend geboten.
Im Innsbrucker Rundfunk wurde am Sonntag folgende Mitteilung des Jnnsbruk- ker Generalkommandos im Einvernehmen mit der Tiroler Landesregierung verbreitet:
Es ist sofort ein verschärfter Bahnsiche- rnngsdienst eingerichtet, an dem auch Wachpatrouillen des Bundesheeres Mitwirken. Diese Patrouillen haben den Auftrag zum rücksichtslosen Wafsengebrauch gegen Saboteure. Wie man hierzu erfährt, erfolgte diese Maßnahme im Zusammenhang mit den letzten Anschlägen auf Bahnstrecken in Oesterreich. In ganz Tirol werden die Bahnen von Patrouillen, die vom Bundesheer, dem Schutzkorvs und anderen Verbänden gestellt werden, streng bewacht. Auf jeden Kilometer steht ein Posten. Die für diesen außerordentlichen Bahnschntz ausgestellten Wachmannschaften haben die Weisung, gegen alle Personen Vvrzngehen, die sich des Versuches eines Anschlages auf die Eisenbahn verdächtig machen.
deutsche Jugend, die nicht aus Muttersöhnchen, aber auch nicht aus Schulstrebern besteht, wird es' dem Staate zu danken wissen, daß nun sin voller Tag in der Woche einem Dienste geweiht ist, der 8m fünfter! Menschen unmittelbar an einen Staat fesselt, den das junge Gemüt gar nicht früh genug lieben lernen kann.
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Marxistischer Schriftleiter entlarvt den saarländischen Separatistensührcr
Lk. Saarbrücken, 11. Juni.
Was von Matz Braun, dem Führer der saarländischen Marxisten, schon längst behauptet wurde, das wird nun durch einen Bericht geradezu bestätigt, den der marxistische Redakteur Helmut Kern seinen Auftraggebern erstattet hat und das „Saarbrücker Abendblatt" nun zu veröffentlichen in der Lage ist. Helmut Kern war als Schriftleiter zur sozialdemokratischen „Volksstimme" Brauns entsandt worden,-nachdem er vorher bei der sozialdemokratischen „Volksstimme" in Düsseldorf tätig gewesen und nach der nationalen Erhebung nach Amsterdam geflüchtet war. Bald aber geriet Kern mit Braun in Meinungsverschiedenheiten und kehrte nach Amsterdam zurück.
Abgesehen von der völligen Unfähigkeit Brauns war für Kerns Abreise von Saarbrücken die unsaubere F i n a n i a e b a r u n a bei der ..Volks
stimme" ausschlaggebend. „Für mich persönlich", so berichtet Kern, „ist es untragbar, Gelder zu empfangen, deren Herkunft mir zunächst falsch angegeben und dann auf entsprechende Nachforschungen hin, mir verschwiegen wurde. Es ist untragbar, daß ein Mann wie Matz Braun allmonatlich enorme Beträge, die für den Saarkampf bestimmt sind, und die ans jüdischen und französischen Quellen stammen, zur Verfügung hat, nachdem durch mehrere Geldaffären das Vertrauen in seine Finanz- gcbarung erschüttert worden ist."
Kern geht dann in seinem Bericht auf die Stellung der „Volksstimme" im Saargebie: ein, die von der Bevölkerung längst als L ü g e n b l ost t g e b r a n d in a r k t sei und als selbständige Zeitung keinerlei Existenzberechtigung habe. Ter' gesamte Schriftlci- tungsstab sei außerordentlich unfähig und ungeeignet.
Das „Saarbrücker Abendblatt" warnt Matz Braun, die Echtheit dieses Dokuments anzuzweiseln. denn s o n st würde das Blatt noch zwei Namen nennen, die den General st aatsanw alt veranlassen dürften, sich näher mit der Sache zu befassen. DaS illegale Treiben Brauns und seiner Gefolgschaft verstoße gegen die gesetzlichen Bestimmungen. so daß jettt der Präsident der Saar- Reoierungskommission, Knox, das Wort have.
Kiyyenßerger - Weber deS kommunistischen RevolutionsyiamS
Der Prozeß gegen die Meuchelmörder an den beiden Polizeihauptleuten
Berlin, 11. Juni.
Im Bülow-Platz-Mordprozeß kam es in der Montagverhandlung zu einer interessanten Zeugenvernehmung. Aus dem Leipziger Untersuchungsgefängnis wurde der Zeuge Hermann Dynow vorgeführt, gegen den beim Reichsgericht in Leipzig ein Hochverratsverfahren schwebt. Der Zeuge verhält sich bei allen Fragen, die an ihn gerichtet werden, sehr zurückhaltend und erklärt schließlich, er wolle in diesem Prozeß nichts aussagen, da er in dem anderen, gegen ihn selbst schwebenden Verfahren dadurch belastet werden könnte. Der Angeklagte Klause erklärt nunmehr, er könne sich die Zurückhaltung Dhnows sehr wohl erklären. Dieser sei nämlich unter dem Spitznamen „Konrad" als Adjutant des früheren kommunistischen Reichstagsabgeordneten Kippenberger bekannt gewesen, der bekanntlich auch in diesem Pro- zeß angeklagi ist. aber rechtzeitig die Flucht ins Ausland angetrelen hat. Dynow habe ihm. Klause, einmal einen vollständigen Plan für die bewaffnete Revolution mitgeteil! den Kippenberger entworfen hatte.
Am Dienstag Wersten die vier Sachverständigen zu Worte kommen. Es ist wahrscheinlich, daß die Beweisaufnahme am Donnerstag beendet wird, sodaß dann die Anträge des Staatsanwalts zu erwarten sind.
BerkMskatastrvphe in Asturien
Bisher 17 Tote geborgen
Madrid, 11. Juni.
Ein Schnellzug aus Madrid überfuhr auf einem Bahnübergang bei Cola de Gordon in Asturien einen mit Ausflügler» voll besetzten Autobus und schleuderte ihn in einen unmittelbar neben dem Bahnübergang fließenden Fluß. Bisher wurden 17 Tote aus dem Autobus geborgen. Zahlreiche weitere Insassen sind schwer verletzt.
5A» Tote durrst Werschwkmmtmg in Honduras
Boston, 11. Juni.
Eine Funkmeldung an das hiesige Hauptbüro -er Fruit Company besagt, daß die Ortschaft Oetoepeque in Honduras durch «ine Ueberlchwemmuug völlig zerstört worden ist. 500 Einwohner sollen de» Tod in den Fluten gefunden haben.