Montag, 11. Juni 1934
108. Jahrgang
rf: Milch, 'ertrüge,,: 105—125 M Milchschweine Nusplj,,, hweine 22 bis l. Geislingens innenden: Wurzach! ro Stück.
: Dinkel 7,1g n: 10—10.2P Gerste 9.20
nse v. 8. Juni.
Feingold Ver- iramm. Rein- mit 4 Proz. Z. mit 4 Proz.
Hochdruck im e. Für Sonnheiteres und rten.
Nr. 132
er GeleUlchalter
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Sesellschafter'
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Berlin, 10. Juni.
Im Gereke-Prozeß wurde am Samstag die Beweisaufnahme über den Anklagekomplex „Hindenburgausschuß" fortgesetzt. Ter Vorsitzende kam zunächst auf die Behauptung i Dr. Gerekes zurück, er habe Verfügungs- j gewalt über die Mittel gehabt, solange es § sich »m Ausgaben handelte, die im Sinne ! der Hindenburg-Politik lagen. In mehr- j fachen Vorhaltungen wies der Vorsitzende ^ Dr. Gercke daraus hin, daß er in einer ! solchen Vertrauensstellung, die er besaß, doch Mt notig gehabt hätte, die rund eine halbe ! Million durch falsche Rechnungen zu belegen, i Der Angeklagte gab hierauf nur auSwei- ! chende Antworten und erklärte schließlich, § daß er heute den Ausweg mit falschen Ouit- j tnngen nicht wieder wählen würde. I
Ter frühere Vorsitzende des Hindenburg- § Kuratoriums, der Großindustrielle Geheim- ! rat Duisberg, verneinte die Frage des Vorsitzenden, ob er dem engerem Ausschuß oder dem Angeklagten Dr. Gereke allein eine formale Vollmacht erteilt habe, mit den cmgegangenen Geldern zu machen, was er wollte. Vorsitzender: Die 460- oder 480 006 Mark sind doch aus den eingegangenen Mit- > teln abgezweigt worden, ohne daß dem Kura- l torium darüber etwas bekannt wurde. Der Zweck soll gewesen sein, eine Zeitung zu j gründen, die die Hindenburg-Politik durchführen sollte. Wenn Dr. Gereke zu Ihnen ! gekommen wäre und hätte erklärt, es müßten Belege geschaffen werden, nur die Abzweigung dieser Mittel vertreten zu können hätten Sie dem zugestimmt? Zeuge: Nein Ich hätte gesagt, das Hindenburg-Kurato- rium muß darüber beschließen.
Vorsitzender: Die Herren Politiker scheine» da etwas andere Ansichten zu haben.
Zeuge: Ich war nie Politiker; ich bin nur Kaufmann. Es war mir aber überraschend von Gras Westarp die Bemerkung zu Hörem „Die politische Moral ist anders als dn bürgerliche Moral". Vorsitzender: Ich muß Ihnen gestehen, ich war auch darüber verwundert.
Geheimrat Duisberg erklärt noch, er habe immer den besten Eindruck von Dr. Gerekc gehabt und sei ebenso wie andere Mitglieder des Kuratoriums erstaunt über dessen Handlungsweise gewesen.
Der frühere Reichsinnenminister von Keudell bekundete als Zeuge, daß er mir an zwei Sitzungen der Gruppe, die sich mit den Plänen der Zcitungsgründung beschäftigten, teilgenommen hat. Der Zeuge selbst hielt die Verwirklichung dieses Gedankens von vornherein für aussichtslos, weil nach seiner Ansicht die nötigen Mittel nicht zusammengebracht werden konnten. Die Frage des Vorsitzenden, ob ihm bekannt sei, daß Dr. Gereke ehrenwörtlich gebunden sei und deshalb keine volle Klarheit über die Zusammenhänge a°ben könne, verneinte der Zeuge von Kendel!.
Di-- - chste Verhandlung findet am Dienstag statt.
Neue Zusammenstöße bei einer Faschisten- !
Versammlung in London j
London, 9. Juni. !
Aus Anlaß einer Faschistenversammlung § m der Londoner Vorstadt Hackney am ^ iKeitag abend kam es wiederum zu einem , Hweren Handgemenge zwischen Schwarz- l Hemden und marxistischen Unruhestiftern. Heber hundert Schutzleute zu Pferde und zu Auß eilten herbei, um die kämpfende Menge M zerstreuen, was innerhalb weniger Minuten mit Hilfe des Gummiknüppels gelang. Bier Personen wurden festgenommen, mehrere erlitten Verletzungen.
Sir Oswald Mosley sprach am Freitag abend im englischen Rundfunk über die Zwischenfälle in der Olympia-Halle am Donnerstag. Er erklärte, daß die Faschisten durch bie Gewaltmethoden der marxistischen Ruhestörer zu energischem Vorgehen gezwungen gewesen seien. Die Marxisten hätten sich nicht einmal gescheut, faschistische Frauen tätlich anzugreifen. Man habe den „Roten" verschiedene Waffen abgenommen, darunter Tot- > schläger, Rasiermesser und Strümpfe, die mit j Glassplittern gefüllt gewesen seien. j
Zusammenkunft Hitler-Mussolini
Italien lehnt scharf die Genfer Vertuschunassornrel ab
Barlhous RtiieMm
Berlin, 10. Juni.
Nachdem die Genfer Sitzungsperiode der Abrüstungskonferenz mit der erwarteten V e r t u s ch u u g s s o r m e l abgeschlossen hat, die dort beteiligten Staatsmänner größtenteils wieder in ihre Heimat zurückge- kehrl sind und die Welt einmal mehr sest- stellen kann, dag Frankreich alle Ab- rüstungsbemühungen zum Scheitern brachte, erhebt sich in den verschiedenen Ländern die Frage, was mm weiter geschehen soll.
Deutlich sichtbar ist nur, daß Frankreich seine Bündnisbemühungen mit allen Mitteln und aller Energie fortsetzt und daß Herr Barthou zu diesem Zwecke verschiedene Reisen zu unternehmen gedenkt.
So will er sich bekanntlich demnächst nach London begeben, was von der französischen Presse teilweise als eine neuerliche Festigung des französisch-englischen Verhältnisses mit Freuden begrüßt wird. Weiterhin wird sich Herr Barthou zur Konferenz der Kleinen Entente nach Bukarest begeben, dabei wird er vermutlich versuchen, erneut ein Treuebekenntnis der Kleinen Entente zu Frankreich herauszuschlagen und die letzten Unstimmigkeiten zwischen der Kleinen Entente und Rußland zu beseitigen. Schon in Genf mar man ja hinter den Kulissen heiß bemüht, die diplomatischen Beziehungen zwischen den Staaten der Kleinen Entente und Sowjetrußland wieder normal zu gestalten und diese Bemühungen lind ja auch teilweise schon abgeschlossen. Weniger eilig scheint es Herr Barthou mit seinem Besuch bei Musso
lini zu haben. Wenigstens bringt die französische Presse zum Ausdruck, daß noch zu viele grobe Unstimmigkeiten zwischen Frankreich und Italien lägen, als daß eine persönliche Aussprache großen Erfolg haben könne.
In England hält man sich im Gegensatz zur Pariser Presse bezüglich des Genfer Ergebnisses sehr zurück und vermeidet es ängstlich, sich sestzulegen.
Italien dagegen macht aus seiner scharf ablehnenden Haltung keinen Hehl und unterzieht das Genfer Projekt einer vernichtenden Kritik.
So sagt Gapda in seinem „Giornale d' Jtalia": „Die Tatsache, daß die Liquidierung ver Genfer Konferenz durch die Festsetzung des Grundsatzes der Sicherheit erfolge, bedeutet, daß von Abrüstung heute überhaupt nicht mehr geredet werden kann, ja nicht einmal mehr von einer europäischen Politik ruhiger Zusammenarbeit. Man kann in Zukunft nur noch die Entwickelung einer Politik der Waffen und der bewaffneten Koalitionen erwarten. Die Verantwortung hierfür braucht man nichck mehr lange zu suchen. Frankreich habe seine gradlinige, halsstarrige und kämpferische Politik wieder ausgenommen."
Die Frage „Was nun?", findet also keine und doch wieder eine sehr vielsagende Antwort. In der ausländischen Presse spricht man übrigens sehr viel von einem Zusam-
mentresfendesFührersmrtMus-
solini. Von zuständiger Berliner Stelle wird hierzu erklärt, daß zwar Erwägungen nach dieser Richtung schweben, daß aber Abschließendes über Zeit und Ort der Zusammenkunft noch nicht bekannt ist.
Bomben über Oesterreich
Planmäßige Sprcngattenlatc auf Brücken und Gebäude Großer Sachschaden Scharsc
Sicherheitsmaßnahmen
Wien, 9. Juni.
In ganzOe st erreich haben Planmäßig schwerste Terroraktionen eingesetzt. Nicht weniger als drei, in ihren Ausmaßen noch gar nicht zu übersehende Eisenbahnanschläge — ein Anschlag auf die Stromversorgung der Arlbergbahn sowie mehrere Sprengstoffanschläge aus Gebäude vaterländischer Personen in Bregenz, in Kapfenberg und in Marchtrenk, und verschiedene ausgesprochen Politische Demonstrationen — in wenigen Tagen beweisen, daß der innerpolitische Kampf in Oe st erreich wieder auf breitester Front eingesetzt hat. Die neuerlichen Anschläge unterscheiden sich von den seitherigen nicht nur in ihrem außerordentlichen Ausmaß, sondern auch durch die Großzügigkeit und Umsicht, mit der sie angelegt sind. Furchtbare Zerstörungen hatten hauptsächlich die Bombenanschläge auf die Eisen bahn- brücke bei Vöcklamarkt und auf das Eisenbahn Viadukt zwischen Semmering und Brcitenstein im Gefolge. Bei dem Anschlag bei Vöcklamarkt handelt es sich zweifellos um eine ausgesprochen Politische Demonstration, da der Schnellzug Wien — Paris, der 10 Minuten später die Brücke passieren sollte, von den Attentätern selbst durch Signale ans die Gefahr aufmerksam gemacht wurde.
Beide Eisenbahn st recken sind für Züge nicht nehr passierbar. Während auf der Westbahnstrecke die Züge bis zur vollständig gesprengten Brücke von Vöcklamarkt herangeführt werden, die Reisenden dann über eine Notbrücke den auf der anderen Seite bereitgcstellten neuen Zug besteigen müssen, mußte auf -er Südbahnstrecke der gesamte Verkehr vollkommen umgcleitet werden. Die Fernziige erhalten dadurch eine vielstiindige Verspätung.
Von den Tätern hat man trotz eifrigster Nachforschung noch keine Spur entdeckt. Man sieht auf den ersten Blick, daß hier wohl- organisiertemarxistifchc Spreng, koionnen am Werk waren.
Mn dritter Eisenbahnanschlag ereignete sich an der Wachau er Bahn. Auch hier wurde der Verkehr vorläufig lahmgelegt. Dieser Anschlag hat deshalb besonders Aufsehen erregt, weil er offenbar den auf einem Ausflug befindlichen, bei der österreichischen Regierung beglaubigten Diplomaten und den begleitenden österreichischen Regierungs- Vertretern galt.
Ein k».iterer, schwerer Bombenanschlag, der nicht weniger als 250 000 Schilling Schaden verursachte, galt der Stromversorgung der Arlbcrgbahn, und zwar wurde die Druckrohrleitung des Elektrizitätswerks gesprengt. Auch hier hat man bis jetzt noch keine Täter ergreifen können.
Selbstverständlich ist man au amtlichen Stellen bemüht, diese aufsehenerregenden und in ihrer Schwere in Oesterreich noch nie dagewesenen Bombenattentale totznschweigen oder zu bagatellisieren. So gibt ein amtlicher Bericht lediglich zn, daß „Anschläge auf Bahnobjekte" gemacht worden seien, daß aber der „Sachschaden in wenigen Stunden behoben sein werde".
Die Wiener Presse schweigt sich über die großen Bombenattentate ebenfalls aus, oder bringt die kurze amtliche Mitteilung. Die größten Blätter jedoch haben von den die österreichische Bevölkerung außerordentlich erregenden Vorfällen überhaupt noch nicht Kenntnis genommen. Die Regierung schweigt sich ebenfalls in allen Tonarten aus, wobei allerdings nicht recht ersichtlich ist, ob das deshalb 'geschieht, weil man die Fassung noch nicht zurückgewonnen hat oder weil Herr Dollfuß, der sich auf dem Diplomatenausflug befand, noch nicht znrückgekehrt war.
Man brauchte eigentlich schon gar nicht zu berichten, daß nach diesen offensichtlich marxistischen Anschlägen wieder ein wahrer Verfolgungswah.nsinn gegendieNationalsozialisten ausgebrochen ist. Die Einlicferung von Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Wollersdorf nimmt täglich zu.
Jas Neueste tu Kürze
In Oesterreich sind drei große Sprengstoff, attentate verübt worden. Der Sachschaden iß ungeheuer. Der Semmering-Viadukt ist zer- stört, ebenso die Eisenbahnbriicke bei Vöcklamarkt. Der Eisenbahnverkehr ist unterbrochen
Die Rudervereine von Memel und Heyde- krug mußten ihre Teilnahme an der großen Ruderregatta in Königsberg absagen, weit ihnen von litauischer Seite die Ausreiscerlanb. nis versagt wurde.
Die Tschechoslowakei und Rumänien haben mit Rußland diplomatische Beziehungen ««geknüpft, wodurch Rußland anerkannt wurde.
In Mengen ist in der Nacht auf Sonntag ein Grotzbrand ausgebrochen, dem 8 Häuser zum Opfer fielen. 50 Personen sind obdachlos geworden. Der Schaden beläuft sich auf annähernd 100 OVO RM.
Auch in Feldstetten brach am Samstag ein größeres Feuer aus, dem 5 Scheunen und ein Wohnhaus zum Opfer fielen.
In Stuttgart fand gestern die Regimentsfeier der ehemaligen Siebener statt.
Am Samstag sprach in Stuttgart anläßlich der LuftfahrtwervMioche der Präsident des Lujtsportverbandes, Kommodore Loerzer.
In Wien selbst wurden nach Bekanntwerden der Bombenattentate sofort außerordentliche Sicherungsmaßnahmen getroffen. Die öffentlichen Gebäude, Plätze und Straßenkreuzungen werden von stark bewaffneten Polizei- und Gendarmerieaufgeboten bewacht. Besonders scharf ist die Bewachung von Eisenbahn- und Verkehrsbrücken.
Aeberfall auf Schuhkorps-Leuke
In der heutigen Nacht ist bei Lueg eine Schutzkorps-Patrouille überfallen worden. Ein Schutzkorps-Mann wurde getötet, ein anderer schwer verletzt.
Sie Mitgliedersperre für die NSDAP.
München, 10. Juni.
In einer Bekanntgabe im „Völkischen Beobachter" weist aus gegebener Veranlassung der Reichsschatzmeister ausdrücklich darauf hin, daß während der Mitgliedersperre die Entgegennahme von Aufnahmescheinen bzw. Vormerkung zur Aufnahme in die NSDAP, gegen eine eventuelle Zahlung einer Anerkennungsgebühr durch Parier- dienststellen n i ch t st a t t h a f t ist.
Die während der Mitgliedersperre bei Dienststellen bereits abgegebenen Ausnahmeerklärungen werden vernichtet. Nach der Aufhebung der Mitgliedersperre werden neue Ausnahmebestimmungen erlassen werden.
Md Versailles?
Englische Parlamentarier für Aufhebung des Trianon-VertrageS
London, 10. Juni.
41 englische Unterhausabgeordnete haben der „Times" folgendes Schreiben gesandt:
„Die Aufmerksamkeit der Welt wird wieder ans die Wirkung der Gebietsklauseln des Trianvn-Vertrages gelenkt. Wir wünschen zu wiederholen, daß nach unserem Urteil diese Bedingungen ungerecht, hart und bedrückend für die ungarische Nation sind und daß es keine friedliche Regelung in Mitteleuropa geben kann, bevor sie nicht geändert worden sind. Wir verlangen, daß der Völkerbund seine Vollmachten ausüben soll, um die betreffenden Staaten zwecks Erörterung der Revision zusammen z u b r i n g e n."
Kuba souverän
Washington, 10. Juni.
Zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba fand am Sonnabend der Austausch der Ratifikationsurkunden des kürzlich abgeschlossenen politischen Vertrages statt. Damit ist Kuba ein vollkommen souveräner Staat geworden.