Montag, 9. April 1934

198. Jahrgang

Nr. 8l

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vre »neue" v»r«r« kr»«kr«iol»8:

z Verhinderung desAbrüstens"

Paris findet sich mit der Verstärkung der deutschen Berteidigungsstreit- kräfte ab. Das Ergebnis der Besprechung Hendersons mit Barthou

ZI. Paris, 8. April.

In Paris scheint man auf das Echo, das die französischen Antworten auf die briti­schen Gegenfragen gefunden haben, erkannt zu haben, daß das bisherige sture Festhalten an den Bestimmungen des Versailler Ver­trages nur zu einer völligen Isolierung und damit zu einer untragbaren Lage führen muß. Diese Erkenntnis des französischen Außenministers Barthou dürfte vor allem ! gefördert worden sein durch die samstägige . Aussprache mit Henderson, der nun wieder eine erhöhte Tätigkeit für die seit dem Aus­tritt Deutschlands zur Bcdentungslosigkeit z verurteilte Abrüstungskonferenz entfaltet.

! Bekanntlich tritt am Dienstag das Büro

> der Abrüstungskonferenz in Genf zusammen. : In dieser Sitzung dürfte mit französischer - Zustimmung beantragt werden, den Haupt- , ausschnß der Konferenz für den 20. Mai ein-

zuberusen. Dabei wird ganz besonders dar­aus hingewiesen, daß das Büro keine Ab­änderung des englischen Abrüstungsentwur­fes vornehmen, sondern bloß eine Uebersicht über die gegenwärtige Lage der diplomati­schen Besprechungen anstellen werde.

Das Interessanteste ist aber die Tatsache, daß die Ausgabe des Hcmptausschusses vor allem die sein soll, über die Umstellung der Abrüstungskonferenz in eine Konferenz zur Begrenzung der Rüstungen zu entschei­den.Verhinderung des Ab rü­ste ns" soll die neue Parole sein. Diesem Zweck würden einerseits die Ver­handlungen Hendersons und andererseits der französisch-englische Notenwechsel dienen.

Der linksradikaleNotre Temps" legt, wir schon des öfteren in den letzten Tagen, auch Samstag wieder die französische Außenpoli- . tik unter Barthou bloß, indem er sehr offen schreibt, die Umstellung der tradi­tionellen Politik Frankreichs sei jetzt vollzogen. Bisher hätten die ^ französischen Negierungen in mehr oder we- : Niger gutem Glauben an dem Grundsatz einer allgemeinen Abrüstung festgehalten.

! Heute finde sich die französische ! Negierung zum erstenmal mit ! dervollendeten Tatsache der ^ Wie d e r a u f r ü st u u g D e u t s ch l a n d s j ab und benutze sie zum ofsiziel- ! len Vorwand, um ihren eigenen ! Ab r ü st u n g s v e r p f l i ch t n n g e n aus ^ d em W e g z u g e h e n.

Prüfung der französischen Me >m Foreign SWe

Die französische Antwort ans die letzte bri- hsche Abrüstungsnote ist im Foreign Office ungetroffen. Am Sainstag vormittag ist die Antwortnote von Sir John Simon und seinen Mitarbeitern bereits einer ersten Prü­fung unterzogen worden.

Zn der Beurteilung der französischen Ant­wortnote erfährt Reuter, in maßgebenden messen vertrete man die Auffassung, daß bre Antwort Frankreichs eine beträchtliche ilenderung der Lage auf dem Gebiet der Ab­rüstung seit dem britischen Memorandum »ervorgerufen habe. Frankreich, so werde mont. sei bereit, ein Abrüsinngsabkommen ins Auge zu fassen, das eine gewisse Auf­rüstung Deutschlands zulasten würde, ob- ststrch nach Ansicht Frankreichs die Annahme dieses Grundsatzes Sache der Abrüstungs- j konfermz selbst sei.

! Paris, 8. April.

Die Soiiutagspreste bestätigt, daß nach der Unterredung zwischen Hendersvu und Bar- u)ou die Abrüstungsverhandlungen auf eine neue Grundlage gestellt werden sollen.Wir laufen kaum mehr Gefahr", schreibt Le P.o u r,aufgefordert zu werden, unsere Ver- ^wiguugsmittel zu vermindern, während Deutschland gleichzeitig die Ermächtigung erhalten würde, ein Heer auszubaueu. Der '.aaiiptausschuß der Abrüstungskonferenz

> >cheint im Gegenteil den Auftrag erhalten

> w zollen, seine grundsätzliche Stellungnahme M ändern, oder, wenn man offen sein soll,

berichtigen. Es handelt sich nicht mehr

»m die 'Abrüstung, sondern um die Be­schränkung der Rüstungen. Dieses kleinere Nebel kann noch das Gute zeitigen, wenn England endlich seine europäische Pflicht be­greifen und zugunsten eines Abkommens die Verpflichtungen übernimmt, die allein den Frieden sichern können. Hieraus kommt alles an und hierin dürfen wir nicht nach- geben."

TerPetit Parisien" betont die Wichtigkeit einer Einigung zwischen England und Frankreich für die Haltung des Haupt- ansschnsses der Abrüstungskonferenz und sagt, wenn Frankreich und England sich ei­nigten über die Einrichtung einer wirksamen allgemeinen Kontrolle und über eine sofort anzuwendende Reihe von wirtschaftlichen, finanziellen und militärischen Sanktionen für den Fall der Verletzung der Konvention, so stehe einer Wiederaufnahme der Arbeiten in Genf keinerlei unüberwindliches Hinder­nis mehr im Wege.

Dieser Optimismus wird nicht von alle» Blättern geteilt. DasEcho de Pari s" ist besorgt über die neue Wendling und möchte die Gewißheit haben, daß die von, Quai d'Orsay entfaltete Tätigkeit, so ver­führerisch sie auch sei, nicht zu dem gleichen Ergebnis führe wie das früherePassive Ver­halten".

Skeptisch abwarieud bleibt auch derFi­gur o", der in der Ankurbelung neuer Ver­handlungen mir den Versuch erblickt, um die Verantwortung für das Scheitern der Abrüstungskonferenz herlimzukommen.

Englische Anerkennung für die deutsche FugendSewegung

London, 7. April

Der bekannte englische Erzieher und Sports- iuann C. B. Fry ist, wieEvening Stan­dard" meldet, von einer Mntäciiaen Jnfor-

Berlin, 8. April. I

In den letzten Tagen sind aus allen Zwei- ! gen der Wirtschaft auf Grund von Umfragen ! die Ziffern über die tatsächliche Verminde­rung der Arbeitslosigkeit in den Winter­monaten, sowie über die voraussichtliche , weitere Verminderung im zweiten Viertel- ! jahr 1934 veröffentlicht worden.

Nachzutragen sind diesen Mitteilungen aus Industrie, Handel, den Gemeindever- bänden, der Reichsbahn und Reichspost noch die Ergebnisse von Untersuchungen im Handwerk und in der Landwirt­schaft. Aus diesen beiden Wirtschaftszwei­gen konkretes Ziffernmaterial zu erhalten, war nicht möglich. Hier muß man sich mit Schätzungen begnügen. Was das Hand­werk anbetrifft, so darf man die Zahl der Mehrbeschäftigten Ende Februar 1934 gegen­über deni 1. Oktober 1933 auf etwa 2 5 5 OVO Nt a n n schätzen. Dieser Rückgang der Arbeitslosigkeit im Handwerk war in erster Linie das Ergebnis der Reichszuschüsse für Jnstandsetzungsarbeiten. Auf Grund früherer Statistiken glaubt man, bis zur Vollbeschäftigung des Handwerks noch wei­tere 300 000 handwerkliche Arbeiter unter­bringen zu können. In der Landwirtschaft verbieten schon die saisonmäßig bedingten Verhältnisse, einen Ueberblick für kürzere Zeit zu geben. Man muß hier das Ergebnis eines ganzen Jahres znsammenlassen. um ein richtiges Bild z» erhalten. Statistisch fesigesiellt ist, daß in der Landwirt­schaft der N r b e i t s l o s e n r ü ck g a NL

mmionsreise in Deutschland zurückgekehrt. Fry hat sich besonders über die deutsche Jugendbewegung unterrichtet, die auf ihn einen großen Eindruck gemacht habe. Er be­absichtigt, regelmäßig Austausch be­such e o o n K n a b e n der deutschen und englischen Jugendbewegung zu veranstalten. In diesem Sommer sollen 50 englische Jungen nach Deutschland fahren und 50 deutsche Jungen sollen den Besuch in England erwidern.

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Von Alfred Rosenberg

Berlin, 7. April.

DerVölkische Beobachter" vom 7. April veröffentlicht einen Aufsatz von Alfred R vseiiberg, in dem es u. a. heißt:

Als die Zentrumspartei sich gleich de» übrigen alten Parteien auslöste, schrieben wir imVölkischen Beobachter", daß, nach­dem nun diese geschichtliche Epoche zu Ende gegangen sei, wir einen Gefallenen nicht mehr schlagen wollten. Wir haben in dieser Zeit dem ehemaligen Zentrum und seinen Füh­rern alle Möglichkeiten gegeben, die unverrück­bare politische Tatsache der nationalsoziali­stischen Revolution hinzunehmen und sich im Lause der Zeit auch innerlich mit ihr abzu­finden. Wir sind auch der festen Ueberzeu- gung, daß der größte Teil der ehemaligen Zen- trumswähler innerlich mit dem Ausgang des nunmehr entschiedenen Kampfes zufrieden ist und sich Politisch und geschäftlich, ja auch weltanschaulich mit der siegreichen Bewegung nbzufinden begann.

Diese Tatsache haben aber offenbar die ehemaligen Zentrumsführer, namentlich die Zentrumsprälaten, auch be­merkt, und seit einiger Zeit konnten wir eine Bewegung feststellen, die, von hohen Stellen inspiriert, darauf hinauslief, die Kanzelpredigt zum Werkzeug national- und sozialpolitischer Beeinflussung zu machen. Eine ganze Anzahl von Zentriimsgeistlichen und > anderen Zentrumssührern hätte alle Ursache,

! dem nationalsozialistischen Staate dankbar j zu sein, daß er unter die Vergangenheit einen ' dicken Strich gezogen hat, denn es wäre mir

11 : der .zeit von Ende Februar Il 3 3 b , s Ende Februar 1934 6 5,2 " o m f indert betru g. In landwirt- .pai i, i Kreisen befürchtet man bereits, ,i" die kommenden Saisonarbeiten ein . ..Per Rangel an geschulten landwirtschaft­lichen Kräfte., eintreten wird. Es wird darum an die übrigen Wirtschaftskreise, ins­besondere an die industriellen Unternehmun­gen, appelliert, dort etwa vorhandene land­wirtschaftlich geschulte Kräfte der Landwirt­schaft freizugeben und sie durch andere er­werbslose Kräfte zu ersetzen.

Faßt man das Ergebnis der Untersuchun­gen in allen Wirtschaftskreisen zusammen, so darf man unter Berücksichtigung der Aus­wirkung weiterer ArbeitsbeschaffungSiiiaß- nahinen der Neichsregiernng, die in den bis­herigen Untersuchungen noch nicht einbe- zvgen waren, für die Zeit von März bis Ende Juni d. I. mit Neu ei n- steIliingen von etwa 800 000 Ar­beitskräften rechnen. Rechnet man hierzu die bereits im ersten Vierteljahr 1934 eingetretene Verminderung der Arbeitslosig­keit um 700 000 Mann, so kommt man auf die Ziffer von iVs Millionen, um die sich im ersten Halbjahr 1934 die Arbeitslosigkeit voraussichtlich vermindern wird.

Von dem Arbeitslosenheer, das die natio­nalsozialistische Regierung bei ihrem Antritt hat übernehmen müssen, dürften demnach in dem kurzen Zeitraum von nicht ganz anderthalb Jahren nahezu zwei Drittel wieder in Arbeit und Brot gekommen sein.

Das Neueste tu Kürze

In Norwegen hat sich eine Naturkata­strophe von unerhörtem Ausmaß ereignet. Eine Springflut hat S Dörfer verwüstet.

Auf Island ist der Skeidarvulkan wieder in Tätigkeit getreten.

Der Reichsberufswettkampf wurde gestern eröffnet.

Französische Automobilsportler verbesser­ten den 48-Stunden-Weltrekord um ein Be­trächtliches.

In Hamburg wurde unter größter Betei­ligung die schwimmende Jugendherberge der Hitlerjugend, das SchiffHein Goden­wind" eingeweiht.

In Reutlingen erösfnete Innenminister Dr. Schmid die erste Braune Messe.

zu verständlich gewesen, wenn die neue Re­gierung ein außerordentliches Gericht ein­gesetzt hätte, um die Rolle der Zen­trumsführer etwa in der separa­tistischen Bewegung im Rhein­land alte »mäßig f e st z u st e l l e n. Wir wissen nur zu genau, daß auch eine große Anzahl von Zentriimsgeistlichen in diese separatistische Bewegung verwickelt war.

Rosenberg weist darauf hin, daß auch die sonstige Zentrumsführerschaft unangetastet durch die deutsche Revolution hindurchge- kommen ist und daß u. a. der erbitten sie Gegner des Nationalsozialismus, Dr. Brü­ning, unangefochten in Deutschland lebt. Das alles, so heißt es in dem Artikel weiter, muß man sich vergegenwärtigen, um die Anmaßung richtig einzuschätzen, wenn nun­mehr im Gefühl neuer Sicherheit von ver­schiedenen hohen kirchlichen Stellen dem Nationalsozialismus nahezu das Recht ab- gesprochen wird, auch seine Weltanschauung zu verbreiten! Der Kardinal Faul- Haber in München gab das Stichwort und eine Anzahl von bischöflichen Reden hat diesen Vorstoß weitergesühri. Nosenberg führt dann als Beispiele die Meden des Ber­liner Bischofs Dr. Bares und des Frei­burger Erzbischofs Dr. Gröber an.

Zu der Kritik eines ehemaligen Berliner Zentrumsorgcms an einer Gerichtsentschei­dung, wonach eine konfessionelle Presse nicht notwendig sei, schreibt Nosenberg: Das wesent­liche an dem ganzen Umschmelzungsprozeß un­serer Zeit liegt ja darin, daß eine öffentliche Tätigkeit nicht im Sinne eines sozialen oder religiösen Klassenkampfes geführt werden darf, sondern nur vom allgemeinen deutschen Stand­punkt aus.

Im Schlußabsatz des Artikels heißt es:

Wir glauben, daß mit den genannten Angrif­fen ehemaliger Zentrumsführer eine Stim­mung geschaffen Werder, soll, um unter Um­ständen Märtyrer zu machen. Wenn nun das ehemalige Zentrum tatsächlich seine Anhänger­schaft zum großen Teil auch innerlich im natio­nalsozialistischen Lager erblickt, erscheint das Märtyrermachen als letztes Mittel, um reli­giöse Verfolgungen zu markieren und mit die­sen Vorstellungen die noch vorhandenen Reser­ven durch Anruf jahrhunderte langer religiö­ser Vorstellungen zu mobilisieren. Der natio­nalsozialistische Staat hat die Freiheit des reli­giösen Lebens von jeher anerkannt und wird diese nicht antasten, aber er wird nach wie vor, wenn nötig mit starkem Nachdruck, zu fordern haben, daß, nachdem die Parlamentstribüne dem Zentrum verschlossen wurde, nicht etwa die Kanzel in der Kirche mit dem Rednerpult im Reichstag verwechselt wird.

Zwei nächtliche Bluttaten in Essen

3 Tote

Essen, 8. April.

In der Nacht zum Sonntag wurde in der in der Altstadt gelegenen Chausseestraße eine ledige Wirtin von einem Bekannten im Ver­lauf eines Streites in ihrer Privatwohnnng

Zwei Drittel der Arbeitslosen bis Ende Juni «ntergebrachl

Das voraussichtliche Ergebnis der zweiten Arbeitsschlacht Die Vermin­derung der Arbeitslosigkeit im ersten Halbjahr 1934 auf I V- Millionen

geschätzt