Leit, » - Nr 7»

Der Gesellschafter

Freitag, den ti. April IM

Ile tikfft BiMtk LttlWisIs

Die Reichsdant neues Berliner Stadtviertel Unterredung mit Reichs- vantdirektor Rehs

Der Reichstmutueulmu, der dem Gesicht bei Berliner Innenstadt ein neues Gevrüse gebe« wird, steht vor der Inangriffnahme. Reichs- bankdirektor Rehs, in dessen Händen allst informatorische Material über das großzügig« Banvrojekt zusammenläuft, gewährte unserer» Berliner Vertreter eine Unterredung, in dei er sich über bi« wahrscheinliche Gestaltung det ReichsbanrneubaueS folgendermaßen äußert«:

Berlin, 4. April.

Wenn in diesen Tagen die Ausschreibungen für die Grundieruugsarbeiten hinausgehen uni Anfang Mai der erste Spatenstich für den Neu­bau der deutschen Reichsbank getan wird, de ginnt ein Projekt der Wirklichkeit entgegenzu­reifen, dem nicht nur für die Reichsbank, son­dern darüber hinaus auch für die Stadt Berlin, ja sogar für das Reich eine besondere Bedeu­tung zukomnu. Tenn dieser Neubau ist ja nicht nur ein Erweiterungsbau im gewöhn­lichen Sinne, sondern ein ganz großes

Dokument

»es nattonaisostaWjrhkn Kormwlllens

Die Planung eines Erweiterungsbaues der Reichsbank ist nicht neu, sondern geht schon bis in die Vorkriegszeit zurück. Damals war er noch nicht unbedingte Notwendigkeit; aber als er dann vor allem in der Inflationszeit Notwendigkeit wurde, fehlte von allen Seiten die Initiative. Es ist charakteristisch, daß erst das neue Reich sich an diese Großtat herange- ivaat und eine Lösung gefunden hat, die sowohl verkehrstechnisch wie städtebaulich einen erfreu­lichen Fortschritt für Berlin darstellt.

Es ist heute, wo wir noch am Beginn der Riesenarbeit sieben, natürlich nicht zu sagen, ob der zur Ausführung bestimmte Entwurf des Reichsbankbureaus in allen Teilen so in die Tat umgesetzt werden wird. Bei solch große» Projekten ist es oft so, daß sich die eine oder andere Einzelheit im Laufe der Zeit noch ändert. Bei dem Projekt des Reichsbankneu­baues können schon dadurch noch Verschiebun­gen eintreten, daß gegenwärtig noch Äerhand lungen mit dem preußischen Staate wegen des Erwerbs der Münze (die all das Neubau- cerrain der Reichsbank grenzt) schweben, die bei günstigem Abschluß noch Abänderungen des Bauplans möglich machen können.

Daß durch den Neubau der Reichsbank das Stadtviertel zwischen Spree und Hausvogtei­platz einerseits und zwischen Spittelmarkt unk Werderschen Markt andererseits ein vollkom­men neues und modernes Gesicht bekommt dürfte heute schon außer Frage stehen, um st mehr, als die berühmte Platzreihe zwischen del Universität und der Spree durch einen neue» Platz, der sich nach dein Wasser öffnet, erweiter: wird. Der Führer, der bel der Auswahl de> Entwürfe selbst das entscheidende Wort ge­sprochen hat, hat gerade den Plan des Reichs bankbureaus bevorzugt, weil in ihm an

»k alte preußische NautraMon

ivieder angeknüpft tmrd, ohne daß die Bedingt­heiten der Gegentvart darüber vernachlässig' werden.

Es ist bekannt, daß die Reichsdank run! 80 Millionen Mark für den Neubau ausgewor fen hat. Die bebaute Fläche des Neubaues wird 17 000 Quadratmeter bedecken, es wirk also ein ganz gewaltiger Bau entstehen, desse» vier Fassaden über 500 Meter lang sein wer­den. So wie die Pläne heute aussehen, werdet zirka 45 000 Quadratmeter Nutzfläche vorhan Sen sein.

Was bei diesem Neubau erschwerend ins Ge­wicht fallen wlrd, ist der teilweise sehr ungün­stige Untergrund durch die Nähe der Spree. Die Stelle, wo unser Neubau erstehen soll, ist vor langer Zeit Wohl ein Teich oder ein Moor gewesen, das zugeschtzttet wurde, also ein Bo den, der gar nicht imstande ist, das riesige Ge­bäude, das darauf errichtet werdet! soll, zu tra gen. Dieser Umstand hat den zuständigen In­stanzen schon viel Kopfzerbrechen verursacht. Mail wird Wohl die Frage so lösen, daß dort, wo sich das Gelände nicht als tragfähig erweist.

MWostkonltnikiivn

die erforderliche Sicherheit Herstellen müssen.

Es ist bekannt, daß diesem Neubau einer der äliesten Teile Berlins zum Opfer gefallen ist, und die Spitzhacke, die hier schon seit vielen Monaten arbeitet, hat ein Altstadtviertel schon fast verschwinden lassen. Daß dabei auch manche lokalhistorische Stätte hat dran glauben müssen, mag bedauerlich sein, war aber nicht zu ändern. Soweit die Dinge kunst- oder kultur­historischen Wert hatten, sind sie nach Möglich­keit geschont worden. Vor allem war da das Weidingerhaus zu berücksichtigen. Ganze Teile davon läßt sich der preußische Finanzminister in seinem Ministerium einbauen, andere, wert­volle Teile werden in das bekannte Ermeler« Haus (einer Zweigstelle des Märkischen Mu­seums) überführt und dort eingebaut oder aus­gestellt.

Der wichtigste und schwierigste Teil der neuen Reichsbank tvird ohne Zweifel die große Treforanlage sein, die nach den neuesten wissen­schaftlichen Errungenschaften konstruiert sein wirb. Sie wird weit unter dem Wasserspiegel der Spree liegen, so daß hier die tiefste Bau­grube ausgehoben werden muß, die je in Deutschland ausgehvben wurde. Der Tresor tvird auch nicht mehr aus Beton hergestellt werden, sondern es wird ein

Tresor aus besonders barten Eisenkltnkersteinen

verwendet, zwischen deren Schichten noch de sonders, von Krupp hergestellte Stahlplatten

eingelassen werden. Diese Konstruktion dürfte selbst für die größten Sprengungen unangreif dar sein und absolute Sicherheit verbürgen Uni aber ganz sicher zu gehen, tvird man diesen Eiseuklinkertresor noch einmal von einem voll­ständigen Tresor umschließet, lassen. Zwischen den beiden Trejoranlagen befinden sich die Wächtergänge, die durch Spiegelkonstrnktioneii jederzeit den ganzen Kerntresor übersehen lassen. Schallanlagen und Alarmvorrichtun­gen müssen jede Unregelmäßigkeit melden. Die Wächter werden gezwungen sein, sich jede halbe Stunde bei einer Ueberwachnngsstelle zu mel­den. Bleibt einer der Anrufe aus, so alarmiert dies automatisch das Ueberfallkomriiandv. Ob man wie dies bei der Bank von England der Fall ist eine Anlage einbant, die in der Lage ist, den ganzen Tresor unter Wasser zu setzen, steht noch dahin.

Wenn in gut drei fahren das große Werk vollendet sein wird, dürfte ein stolzes Doku­ment heroischer Tatkraft dastehen, das die Ver­gangenheit mit der Zukunft verbindet. So wird dieser Neubau zu einem Symbol natio­nalsozialistischen Schöpferwillens werden, das der Reichshauptstadt richtunggebend sein wird/'

mackrickten

Pechvogel oder Glückspilz?

In Iowa in den Vereinigten Staaten lebt ein Mann namens Hank Shaser, der offen­bar nicht sterben kann. Er ist nämlich schon unzählige Male Unglücksfälleri ausgesetzt ge­wesen, die andern Menschen bestimmt das Leben gekostet hätten, er aber hat sich i,inner wieder erholt. Dreimal ist er vom Blitz ge­troffen worden, einmal hat ihn ein Pferd so geschlagen, daß er drei Rippen gebrochen hat. mit einem Auto ist er einen hohen Ab­hang tsinabgestürzt, bei einer Pulverexplo- siou ist er in die Luft geschleudert und ver­schüttet worden. Und bei alledem ist er jetzt schon 82 Jahre alt, hat allerdings heute nur noch einen Arm und ein Auge, befindet sich aber im übrigen ganz wohl und sieht neuen Unglücksfälleri mit der Ruhe eines Menschen entgegen, der in sich die durch Erfahrung er­worbene Ueberzeuguirg trägt: mir kann nichts Passieren'

Der größte Scheck der Welt

In Südafrika ist kürzlich ein Scheck über 2 V- Mi ll i v il e n P f u n d ausgestellt wor­den. was aber noch keinen Rekord darstellt, denn vor etwa 45 Jahren wurde die Kim- berley - Central - Diamond - Mining - Cvmpa nh durch einen Scheck über 5 338 650 Pfund an- gekauft. Diesen Riesenschecks steht der kleinste Scheck gegenüber, der einem der Präsidenten der Bereinigten Staaten ausgehändigt wurde, als man ihm bei Ablauf seiner Amts­zeit noch eine kleine errechnete Differenz nachztizahleii hatte, und zwar belief sich Vie­ler Scheck auf Cent.

MgorabbrüSk durch Kernkkgraphk

Die Geschichte der Fernphotvgraphie hat ihren Entwicklungsabschnitt des Experltnen- liercns bereits seit einiger Zeit durchmesieu und erschließt sich jetzt auch in der Praxis des Alltages und der verschiedenen Berufe ein Gebiet nach dem anderen. Der Haupt- anteil des telegraphischen Photo- Verkehrs entfällt gegenwärtig ans den Bild dienst für sühreudeTages- Zeitungen und Zeitschriften. Seit einiger,Zeit ist aber auch ein steigender Be­

darf für die Verwendung dieser Erfindung in kaufmännischen Kreisen festzustel­len. So wurde kürzlich eine in Kopenhagen er­teilte Vollmacht nach London übermittelt und von dort drahtlos nach Neuyork roeiter- geleitet, ivo die sernphotographische Wieder­gabe als vollgültiges Dokument benutzt werden konnte. In einem anderen Fall ist ein Schriftstück in japanischer Sprache durch Fernphotographie über 4000 Kilometer gesendet worden, um seine Echt­heit durch Sachverständige überprüfen zu lassen. Die telegraphische Uebermittlung von Unterschriften zum Zwecke des Vergleichs mit vorgelegten Schecks oder anderen Wertpapie­ren gehört nicht mehr zu den Seltenheiten. Auch die Pariser Modezeichner haben sich zum Beispiel die neue Einrichtung der Verkehrs- technik zu Nutze gemacht: manche von ihnen telegraphieren ihre Modezeichnungen, damit die Schneider in anderen Hauptstädten der Welt, vor allem in London, von den neuesten Pariser Modellen möglichst schnell Gebrauch machen können.

Ein anderes Beispiel zeigt besonders denk- lich. wie sehr die Bildtelegraphie geeignet ist, im Geschäftsverkehr trotz ihrer noch immer verhältnismäßig hohen Koster, zu Einsparun­gen zu führen. Eine Firma auf dem Kon­tinent, in deren Betrieb eine englische Ma­schine läuft, wünschte nach einem vorgekom- meneri Bruch eine möglichst schnelle Reparatur vornehmen zu lassen. Es wurden genaue Einzelheiten zusammen mit einer Zeichnung, die der Betriebsingenieur angefertigt hatte, an die Herstellerfirma der Maschine telegraphiert, was eine Zeiterspar­nis von ein bis zwei Tagen ausmachte, die sich in diesem Fall finanziell schon wese n t- lich auswirkte, denn die ganze Fabrikation hätte sonst eine empfindliche Verzögerung erlitten.

Die Verbrecherwelt dürfte mit der neuen Erfindung allerdings am wenig­sten zufrieden sein, denn sie gestattet nicht nur eine sehr schnelle Verbreitung der Steckbriefe über die ganze Welt, son­dern auch was immer mehr zur Gewohn­heit werden wird in den dringendsten Füllen die Uebermittlung von Fin- gerabdrücken an die Hauptpoli­zei st a t i o n e n.

Ehescheidung mit neunzig Ähren

Es erregte damals schon großes Aussehen, als der ehrenwerte Herr Ephraim E. Brown aus der Stadt Grand Rapids im Staate Michigan der Vereinigten Staaten von Nordamerika im ansehnlichen Alter von 88 Jahren zum erstenmalin den heiligen Stand der Ehe trat. Alle Welt hatte sehr viel Verständnis für einen Mann, der noch eine wichtige Erfahrung dieses Lebens mit ins Jenseits hliiüberiiehmen wollte, sei es auch nur um die Heirat als den berühmten Hafen anzusehen, in dem das Schisflein nach Sturm und Gefahr Frieden und Ruhe sucht. Aber mit Ruhe und Frieden scheint es in diesem Falle nicht sehr weit her gewesen zu sein, denn jetzt nach ungefähr zwei I a h r e n Z u s a m m e n l eb e n s mit Frau Marh Dow. die auch schon das biblische Mer von 70 Jahren erreicht hat, ließ sich Herr Brown wieder scheiden. Er hat, tvie er seinen Freunden und Nachbarn mit allem Nachdruck versichert, vom Verheiratetsein mehr als genug und sehnt sich nach sei­nem alten Junggesellentum zurück. Wenn man der Aussage des Enttäuschten Ver­trauen schenken darf, waren diese beiden Jahre ein wahres Martyrium. Herr Brown beschuldigt sein Eheweib desMiß­brauchs der ehelichen Stellung und der Miß-

Wer hat Hauplmann Wertster ermordet?

Das Geheimnis der Blutnacht auf Schloß Waltershausen

Schtveinfurt, 4. April.

Die Ergrüridung des Dramas, das sich in der Nacht zum 1. Dezember 1932 auf dem Schloß Waltershausen bei Königs­hofen abspielte, ist am Mittwoch durch den Beginn der Hauptverhandlung vor dem Schwurgericht Schtveinfurt in ein entschei­dendes Stadium getreten. Der ledige Krast- wagenführer Karl Liebig steht unter der Anklage, in der fraglichen Nacht seinen Tienstherrn, den Schloßbesitzer von Walters- Hausen, Hauptmann a. D. Waldemar W e r- ther in dessen Schlafzimmer ermordet und ferner den Versuch gemacht zu haben, auch die Schloßherrin. Frau Werther, geborene Freiin von Waltershausen. ums Leben zu bringen. Schon vom Mordtage ab jagte eine Sensation die andere. Es wurden sowohl Lie­big aus Beschuldigung der Frau Werther, als auch diese selbst in Untersuchungshaft genommen und schließlich wieder auf freien Fuß gesetzt. Das Verfahren gegen Liebig wurde aus Mangel an Beweisen eingestellt. Hiergegen erhoben sowohl der Staatsanwalt als auch der Verteidiger Liebigs, der um seine Unschuld kämpft. Einspruch, auf Grund dessen es nun zu der neuerlichen Haupt­verhandlung gekommen ist. Man rechnet mit einer Verhandlungsdauer von 14 Tagen bis 3 Wochen.

Nach Verlesung des Eröfsnungsbeschlusses begann das Verhör des Angeklagten. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er sich schuldig bekenne, antwortete dieser mit einem lauten ..Nein".

lieber die Vorgänge der letzten Tage vor dem 1. Dezember berichtete Liebig, dgß er

ungefähr am 25. November in Wülfershau­sen war und bei dieser Gelegenheit aus sei­nem Revolver einige Probeschüsse abgab. Daher sei es gekommen, daß er am Vortage des 1. Dezember nur noch eine Kugel im Lauf hatte. Diese habe er am 30. November ebenfalls verschollen, wobei er sich einen Habicht zum Ziel erkor. Nachdem er diesen Schuß abgefeuert hatte, habe er noch eine häusliche Arbeit verrichtet. Als es dunkel wurde, verließ er das Schloß, und hörte, wie die ihn begleitende Köchin das Tor Gitter ihm verriegelte. Er begab sich zunächst in seine Wohnung und suchte dann seine Braut in Wülfershausen auf. Zurückgekehrt las er in einem Buch und schlief gegen halb 12 Uhr ein. Am Morgen des 1. Dezember stand er wie üblich um 7.30 Uhr aus und ging in den Hof. um Waschwasser zu holen. Kurz daraus kam das Dienstmädchen gerannt und ries Karl, komm her, die gnädige Frau ist wahn­sinnig geworden." Ihr folgte Frau Werther, blutüberströmt, den Revolver in der Hand. Liebig fragte, was denn los sei und erhielt die Antwort:Karl, gehen Sie und holen Sie Leute!" Kurz darauf aber richtete Frau Werther die Pistole gegen den Gärtner, so daß dieser die Flucht ergreifen mußte. So schnell er konnte, eilte Liebig zum Bür­germeister. der die Polizei benachrichtigte. Liebig war inzwischen in das Innere des Schlosses zurückgekehrt, wo er bereits mehrere Dorfbewohner antras. Ihnen bot sich ein schauerlicher Anblick. Das Zimmer des Hauptmannes war durchwühlt, die Betten lagen aus dem Boden und Hauptmann Wer­ther selbst lag tot im Zimmer. Nach kurzer Zeit erschien Polizei und verhaftete Liebig.

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beachten!

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Volksgenossen, die ihr in den Betrieben arbeitet, die ihr Tag für Tag an den Ma- schirren steht »nd durch schwere Arbeit euer Brot verdient, hütet euch vor Unfäl­len! Beschäftigt euch mit den Unfall- v e r h ü t u ii g s v o r s ch r i s t e u prägt sie euch ein »nd befolgt sie. dann wird euch so leicht kein Unfall zustoßen. Ihr kennt nicht alle Gefahren, die euch in Haus und Berus, in Werkstatt und Betrieb bedrohen, darum lernt sie ans den Vorschriften kennen, die zu eurem Wohl ertasten find. Nicht ihr allein leidet unter dein Unfall und seinen Folgen, er trifft auch eure Familie und letz, ten Endes unsere ganze Volksgemeinschaft.

Achtung. Achtung! . . .

Die Arbeitsschlacht schafft weiteren Mil­lionen Volksgenossen Arbeit und Brot. Die seit langem ungewohnte Arbeit kann Anlaß zu zahlreichen Unglücksfällen werden."

Handlung", vor allem in Geldsachen. Eines Tages, als er hilflos wegen Rheuma­tismus-Beschwerden im Bett lag, soll sie ihm init Gewalt einen größeren Geldbetrag ab­genommen haben. Und so wird man Herrn Brown einiges Verständnis entgegenbringen können.

DK singende Wand

Wenn alle Geschöpfe unter dem Himmel sich des Frühlings freuen und jubelieren und wenn die Bäume ausschlagen, warum soll dann nicht auch eine gute alte Holz- wand zu knistern und zu singen anfangen? Zunächst hörten der Pächter Larve 8 und seine Frau in Gateside in Schottland dieseStimmen" der Wand mit Kopfschütteln und glaubten, es sei ihr eigenes altes Herz, das im Fri'U'lina lauter und höher schlage; aber als richtige Kirchen- lieber erklangen und dann ganz deutlich daS ABC ausgesagt wurde, glaubten sie an über­irdische Gewalten. Ein Geist hatte sich also in ihrem kleinen Pachthof eingenistet, und zwar ein guter Geist, denn er war ihnen wohlgesinnt und beantwortete mit Hel- ler Stimme gehorsam ihre Fragen, wenn sie nicht gar zu schwer waren. Er schien sich in der Welt der erwachsenen Menschen noch nicht recht zu Hause zu fühlen und bei den Anfangsgründen deS Lernens zu beginnen. Jedenfalls kamen die Nachbarn und hörten mit Erstaunen der freundlichen Wand zu. unterhielten sich mit ihr und stimmten, zögernd erst und schließlich alle bange Scheu vor der Geisterstimme verlierend, in ihre Frühlingslieder und ihren holden frommen Gesang ein. Drei Wochen lang währte dies Frühlingserwachen" der Holzwand von Gateside; dann nahm der Geist eine neue Gestalt an. die ihm noch bester zu gefallen schien. Er wählte sich nun als Haus für seine Stimme daS neunjährigeEnkel- kind der Alten, die kleine Betty, derem kindlichen Verstand der des Geistes völlig ebenbürtig war. Und damit fand die rätsel­hafte Erscheinung ihre Erklärung: das Kind hatte, ohne es selbst begreifen zu können, seine Befähigung zum Bauch­reden entdeckt, sich langsam darin ge­übt und gehorsam auf die Fragen seiner Großeltern geantwortet, ohne das Erstaunen und die Geistersurcht der beiden Alten besei­tigen zu können. Ueber Nacht hatte das Kind diese zweite Stimme empfangen und sie ge­braucht. selbst nicht wissend, wer eigentlich erklang, und sang die eigene Stimme oder die gute frühlingssrvhe Wand.

Engländer zündet sich selbst an

Paris, 4. April.

Eine schreckliche Todesart wählte sich ein aus Malta stammender Engländer namens Mario, der in Tunis lebte. Er hatte be­schlossen, seinem Leben ein Ende zu machen und zwar durch Verbrennen. Seine Selbst­mordmethode legte er vorher in Aufzeichnun­gen bis in alle Einzelheiten fest. Er durch­tränkte seine Kleider mit Benzin und zündete sie dann an. Wie eine lebendige Fackel stand der Lebensmüde sofort in Flammen. Die Schmerzen waren aber so stark, daß er aus der abgelegenen Ecke in der Nähe der alten Zisternen, wo er seine Tat ausführte, am ganzen Körper brennend, hervorstürzte und irgendwie Rettung suchte. Obwohl Passanten den Unglücklichen rasch in Decken hüllten, konnten sie das Feuer nicht so rechtzeitig er­sticken, um den Unglücklichen am Leben zu erhalten. Er starb unter schrecklichen Schmer­zen.

Ueber 2 Millionen Mark geerbt

Kiistrin, 4. April.

In dem Dorfe Neulietzen im Oder­bruch erhielten dieser Tage 9 Einwohner durch die holländische Gesandtschaft die Nach­richt, daß sie eine Riesenerbschaft gemacht haben. Im Jahre 1888 war ein Mitglied der Familie Klemer nach Holländisch-Jndieri aus­gewandert und dort zu großem Reichtum ge­langt. Nach seinem Tode erben nun diese 9 Erbberechtigten je etwa 250 000 RM. -