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Hrotze NesvrmationsmrSfiollung in Stuttgart
»um Gedenken an die Einführung der Reformation in Württemberg vor 400 Jahren wird von Anfang Mai bis Ende Juli dieses Jahres in dem Mittelbau des Reuen Schlosses in Stuttgart eine wnrttem- bergische Reformations- und Bibelausstellung gezeigt werden, welche die Ereignisse vor 400 Jahren in Bildern, Kupferstichen. Nr- künden. Büchern, Flugzetteln und Gemälden wiedergeben will. Als Tag der Eröffnung ist der Mittwoch, 9. Mai (Tag vor Himmel- fahrt) geplant. Die Ausstellung soll bis Ende Juli dauern.
' Die Ausstellung wird im Auftrag des KultministeriumS zusammen mit den, Staatsarchiv, dem Schloßmuseum und an- deren öffentlichen Stellen und in Verbindung mit dem evangelischen Oberkirchenrat vorbereitet. Die württembergischen Lan- desstüdte, vor allem auch die ehemaligen Reichsstädte, werden für die Ausstellung auS ihren Archiven und Sammlungen wertvolles Ausstellungsmaterial beisteuern. In die Feit der Dauer der Ausstellung wird auch die kirchliche Feier der Reformation in Württemberg fallen, für welche der 8. Iuliin Aussicht genommen ist. Die Ausstellung, welche in drei Teile gegliedert wer- den soll, wird auch eine B i b el a u S st e l - , u n g umfassen.
SnitWands Kinder - und du, Volksgenosse!
Die Zukunft eines Volkes liegt in der Hand seiner Jugend! — Die nationalsozialistische Regierung hat diese Wahrheit erkannt und sieht es als ihre vornehmste Aufgabe an, die Jugend geistig, seelisch und körperlich zu ertüchtigen. In der Erkenntnis, daß nur in einem gesunden Körper eine gesunde Seele wohnen kann, hat die Reichsregieruug die NS.-Volkswohlfahrt in Verbindung mit der Hitler-Jugend und der NS.-Frauenschaft mit der praktischen Durchführung einer zielbewußten Gesundheitssührung und Erho- lnngspflege beauftragt. Die NS.-Volkswohl- fahrt ruft nun dich deutschen Volksgenossen auf, mitzuhelfen, daß Deutschlands Jugend nicht jahraus, jahrein mit nur kärglicher Nahrung in engen, dunklen Wohnungen leben muß, und immer den Jammer, den die Arbeitslosigkeit brachte, mit anhört. Hilf nü!. daß diese Jugend wenigstens für eine Zeit des Jahres in gesunde Verhältnisse kommt, sorglos fröhlich und jung sein kann, baß sie auch einen ihr bis jetzt noch fremden kerl des großen deutschen Vaterlandes kennen und lieben lernt und so mit deiner enge- ren Heimat immer mehr verbunden wird. Du kannst das, wenn du der NS.-Volkswohl- fahrt in deinem Hause einen Freiplatz für ein Kind für 4—6 Sommerwochen zur Verfügung stellst. Für deine eigenen Ferien brauchst du nicht zu fürchten. Es sind so viele erholungsbedürftige Kinder da, daß die Ferientransporte (für Württemberg hauptsächlich aus den Grenznotgebieten der Bayerischen Ostmark, Ober- und Niederschlesien und Danzig) nicht nur in den großen Ferien, sondern durchgehend von Mai bis Oktober ausgeführt werden müssen. Du kannst dich heute schon bei deinem Ortsgruppenwalter der NS.-Volkswoblfabrt. bei dem
du den Ferienplatz anmelden mußt, erkundigen, wann die Kinder in deinen Bezirk kommen. Auch deine sonstigen Bedenken gegen die Aufnahme eines Kindes werden erstreut, wenn du weißt, daß dein Ferien- ind vor der Abreise amtsärztlich untersucht wird und während seines Aufenthalts bei dir gegen Unfall versichert ist.
Deutscher Volksgenosse! Tu deine Pflicht als nationaler Sozialist!
Hausfrauen,
kauft nur deutsches Gemüse!
Mit Beginn des Frühjahres wird mit neuem Mut der Kampf für die Arbeitsbe- schasfung ausgenommen. Es ist eine notwendige Ergänzung, bei diesem Feldzug gegen die Arbeitslosigkeit immer und immer wieder zu fordern, daß die deutsche Ware bevorzugt wird.
Es scheint nun in manchen Kreisen bereits die Auffassung vertreten zu werden, daß wir nicht mehr daraus sehen müßten, die einheimischen Erzeugnisse zu bevorzugen. Eine solche Auffassung darf sich natürlich unter keinen Umständen breitmachen. Es sei heule aus ein Gebiet hingewiesen, wo in der letzten Zeit die Einfuhr gefahrdrohend angestiegen ist.
Zurzeit ist der Markt mit ausländischen! Kopfsalat geradezu überschwemmt. Diese Ueberschwemmung führte in den letzten Tage» nicht nur dazu, daß unsere einheimischen Wintergemüse, wie Ackersalat, Kresse und Lattich, nicht abgesetzt werden tonnten, sondern es ist für unsere Gärtner auch eine Unmöglichkeit, den unter- großen Mühen und Kosten unter Glas gezogenen Treibtalat abzusetzcn. Da zurzeit ans außen- und tzandelspolitischen Gründen die Einfuhr nicht verboten werden kann, müssen wir uns angesichts der drohenden Katastrophe im Gartenbau an die ganze Bevölkerung wenden nnd sic bitten, beim Kauf da» encheimische Gemüse unbedingt zn bevorzuge».
Der Staat
kennt keine Nach«»«
Jeglicher Alkvholmitzbrauch hat Schutzhaft zur Folge
Vom Polizeipräsidium Stuttgart wird mitgeteilt:
Im Rahmen des im neuen Staate mit allen Mitteln geführten Kampfes gegen den Alkoholmißbrauch ist das Polizeipräsidium Stuttgart dazu übergegangen, neben der Ueberführnng einer Reihe von Gewohnheitstrinkern in Trinkerheilanstalten, Personen, die von der Polizei in betrunkenem Zustande betroffen wurden, in Schutzhaft zu nehmen. Diese Maßnahme schien insbesondere in den Fällen gerechtfertigt, in denen sich die Betrunkenen Ausschreitungen gegen Angehörige hatten zu Schulden kommen lassen, oder in denen Mittel öffentlicher Unterstützung in Alkohol umgesetzt worden waren. Darüber hinaus hat sich das Polizeipräsidium nunmehr mit einem Schreiben auch an den Reichseinheitsverband des deutschen Gaststätte n g e w er b e s, Gau Württemberg-
Dersäumte Abonnements
aus den „Gesellschafter«
können immer noch nachgcholl werden
Hohenzollern, gewandt, in dem es diesen ersucht, seine Mitglieder anzuhallen, nicht nur ihnen bekannten gewohnheitsmäßigen Trinkern, sondern auch anderen Personen Alkohol keinesfalls mehr im Nebermaß zu verabreichen. Das Polizeipräsidium hat davon ausgehen zu können geglaubt, bei der Mehrzahl der Stuttgarter Wirte hierbei volles Verständnis zu finden. Wo es nötig werden sollte, wird das Polizeipräsidium aber auch nicht davor zurückschrecken, neben etwaigen Strafverfahren ein Konzes- nonsentziehungsverfahren einznleiten, um der Allgemeinheit vor verderblichein cigennntngem Verhalten einzelner den erforderlichen Schutz zu gewährleislen
Aeitschriftenschau
Dir Gasmaste
Während der Vervollkommnung der Gasmaske ein immer höherer Wert beigemessen wird, ist oft die Ausbildung der Easmaskentriiger vernachlässigt, Die englische Marine geht jetzt planmäßig dazu über, durch besondere Gasmasken- iibungen den Trägern volle Bewegungsfreiheit anzuerziehen. Am besten scheinen dazu den maßgebenden Stellen Iugendspiele geeignet.
Die „Deutsche Flug-Illustrierte" bringt in ihrem neuesten Hest aufschlußreiche Fotos über diese englische Gasschule. Die „Deutsche Flug - Illustrierte" erscheint jeden Mittwoch u. ist zürn Preise von 2«) Pfq. in der Buchhandlung G. W Zaiser, Nagold zu haben.
Ich bitte um Auskunft...
Briefkasten des „Gesellschafters'
Nute» Liklek Rubrik verütteniNcben wir öt« aus unterem Seterkrel» au dir gNiwktion gerichteten Anträgen. Den Kragen m jeweils bt« lebte AbonnementSautttuao beknlegen. kerner Rückvorlo. falls briefliche AuSkunkt gewünscht wird. Die Beantwortung der Ainragen erkolw IewetlS SamStiwö Kür die erteilten Auskünfte übernimmt die Redaktion nur dir vrebaeletzliche Verantwort«»«.
W. L. in S. Die Forderung aus Herstellung deS ursprünglichen Zustandes deS Gartens verjährt in 30 Jahren. Wenn also die Einteilung des Gartens seit 80 Jahren im gleichen Zustande ist, so kann nach dieser Frist keine Rückgabe etwa nicht rechtmäßiger zum Garten gehörender Stücke verlangt werden. Diese Vorschrift gilt selbstverständlich für jedermann.
I. D. DaS Nichtherabgeben der Milch kvinmt bei empfindlichen und nervösen Kühen häufig vor. Die vielfach empfohlenen Gegenmittel. wie Verabreichung eines Tranks, Kitzeln des Kehlkopfes. Auflegen eines nassen Sackes ans den Rücken beim Melken, erreichen gewöhnlich ihren Zweck nicht. Das Beste ist, Verhütung von Zugluft, keine kalten Getränke und auch kein kaltes Futter verabreichen und erst nach dem Melken tränken. Das Euter ist fein zu massieren, weich zu melken und das Tier ruhig zu behandeln. Um geschmeidig zu melken, empfiehlt sich die Anwendung von Melkersett.
F. K. Die zusätzliche Mietgebühr, die der Vermieter für die Einrichtung von Wasserspülung verlangen kann, ist seit Oktober letzten Jahres allgemein auf 4 RM. herabgesetzt worden. Diese Regelung gilt für Neueinrichtungen ebenso wie für ältere, ist jedoch leider, wie so manches andere im Mietwesen, nicht gesetzlich, sondern nur allgemein nbli ch.
AI. Kr. 200. Wenn Sie nicht gerade an anormaler Magerkeit leiden, raten wir Ihnen davon ab, andere Mittel zu nehmen, als natürliche Kräftigungsmittel. Essen Sie vst und reichlich, womöglich fett- und mehlhaltige Speisen, und schlafen Sie soviel als möglich. Sollte dieses natürliche Mittel nicht helfen, so raten wir Ihnen, sich einmal mit Ihrem Bannarzt ins Benehmen zu setzen.
W. O. Wenn in Ihrem Mietvertrag ausdrücklich vereinbart wurde, daß Sie beim Auszug Ihre Wohnung so zu verlassen haben, wie sie angetroffen wurde, so sind Sie verpflichtet, die Wohnung Herrichten zu lassen und also auch sogenannte Schönheits- repaarturen, wie Tapezieren und Weißnen, ausführen zu lassen. Das Beste ist dabei. Sie besprechen sich mit Ihrem Vermieter und einigen sich darüber, was zu machen ist. -- Die Steckdosen, die Sie selbst eingerichtet haben, dürfen Sie mitnehmen. Doch muß darauf geachtet werden, daß dabei der Zustand des Zimmers nicht notleidet. Es ist in
diesen! Fall am besten, wenn Sie stch mit dem Vermieter einigen, daß er Ihnen skr die Dose einen kleinen Teil vergütet.
Weinberg. Ihr Grundstücksnachbar Hai das Recht, sein Besitztum einzuzäunen und einen früher bestandenen Wassergraben, den Sie als Abkürzungsweg zu Ihrem Grundstück benutzt haben, zuzuschütten. Anders wäre der Fall, wenn der Graben zwischen Ihrem und des Nachbars Grundstück als „gemeinsamer" Graben lausen würde, oder wenn Sie gar keine andere Möglichkeit hätten, zn Ihrem Grundstück zu kommen. So müssen Sie eben den Umweg auf sich nehmen.
R. S. Wenn Sie gegen Kost und Verpfle gung gearbeitet haben, so sind Sie verpflich' tet, die Einwohnersteuer zu bezahlen. Einwohner-steuerfrei wären Sie nur, wenn Sie arbeitslos und ohne Einkommen wären, wie es Arbeitslosenunterstützung, Vermögens wert oder Verköstigung und Wohnung darstellen. Dagegen haben Sie das Recht, zn verlangen, daß inan Sie die fällige Steuer durch Gemeindearbeit abverdienen läßt wenn sich solche Arbeit findet. Wenn stch der Bürgermeister Ihres Orts weigert, Ihnen eine solche Arbeit zu übertragen, obwohl Arbeit da wäre, so können Sie sich beini Oberamt beschweren.
A. H. Da diese Fragen augenblicklich noch nicht endgültig geregelt sind, werden wir Ihnen Antwort geben, sowie uns die gesetzlichen Bestimmungen vorliegen, was in etwa 8 Tagen der Fall sein wird.
R. F. Das Material, mit der» die leuchten den Zifferblätter der Uhren überstrichen werden, besteht ans einer radioaktiven, sehr feinkörnigen Masse. Die Herstellerin ist die Toran- Gesellschaft Berlin. Sie können die Masse von jedem größeren Uhrengeschäft beziehen.
W. L. Die Gemeinde ist verpflichtet, den Graben, der in Ihrem Eigentum steht, wieder so herznstelleu, daß Ihnen durch das eindringende Wasser kein Schaden zugefügt wird. Stellen Sie diese Forderung schriftlich an das Bürgermeisteramt. Handelt es sich um eine rößere Reparatur (Bau einer Mauer usw.), ann wird Wohl der Gemeinderat zu der Sache gehört werden. — Wenn der Schuldner Antrag auf Einleitung eines Entschuldungsver- fahrens stellt, was in dem von Ihnen ange führten Fall durchaus ratsam ist. wird der Gläubiger von Amts wegen von der Einleitung des Verfahrens benachrichtigt werden.
DeetcurKeHeUee
Ein Bolksroman auS Schwaben Bon Iden ko von Kraft Z0j
Uuten, wo seine Kanzlei lag, warteten die Leute auf den Herrn Amtmann. Oben aber, nur eine Treppe höher, stand der Sänger Bernhard Ruosf in seiner Wohnung und wußte für den Augenblick von den Obliegenheiten eines Amtmanns nicht das mindeste, In der Hand hielt er ein Notenblatt, das ihm der fremde Herr hiergelassen hatte, damit er sich schon daheim seinen Part an- sehen könne. Er sollte nichts Geringeres als einen Jaua darstellen. Zwar hatte er noch vor zehn Minuten keine Ahnung gehabt, was ein Jaua eigentlich sei. Der Sänger aber hatte ihn aufgeklärt — so, wie er nun selbst Frau Lydia Euphrosyne anfklärte.
„Mau gibt „Das unterbrochene Opserfest" von Winter. Eine heroische Oper, wie inan das nennt. Der Herr Kammersänger hat mir ganz kurz erzählt . . . Eine herrliche Sache, Frau! Da ist der Huahana Kapac. ein Inka von Peru. Der hat eine Tochter Mhrha. Wird die Mademoiselle Schlosser singen . . . Eine Stimme — oh! Und die liebt den Engländer Murneh.
Man schleppt ihn auf den Scheiterhaufen. Weißt: Das ist so eine Sauerei, die der peruanische Oberseldherr Masteru angezettelt hat. Aber znm Schluß wird der entlarvt und Mnrney gerettet. Wunderbares Finale! Und
da singt das Volk-" Er blätterte in
den Noten. „Da, Lydia:
„Begreifet ihr Völker die mächtige Sonne?
Sie ist es, die heute vom flammenden
Thron«
Durch Wunder Gerechtigkeit allen verschafft,
Die Tugend belohnt und das Laster bestraft!"
Die Amtmännin saß mit gefalteten Händen auf dem schwarzledernen Sofa, das in der Mitte eine geräumige, durchgesessene Delle auswies, und sah zu ihrem Gatten auf, der sich bemühte, den vorgelesenen Text, so gut es ging, gleich niit den darübergesetzten Notenköpfcn in Verbindung zn bringen. Tn sie keine Kontrolle über die Richtigkeit hatte, fand sie es sehr schön. Am ineisten aber ergriff sie der gedankliche Inhalt, der ihrer eigenen Gesinnung überaus znsagle. „Und das singst du mit. Mannte?"
„Mit?" Er sah sie beinahe streng an. - Wenn es nur das wär' —! Frau, ich Hab'! einen selbständigen Part! Eine Rolle! Ich f sing' einen Jana!!" !
Sie setzte sich erschrocken auf. „Einen I Jau-?" >
„Jaua! Jaua, Frau! Janas sind perna- j
irische Priester der L-vnne. Und so einen!
sing' ich! Guck einmal — da stehts! Zum Schluß fragt der Inka: „Und des Orakels Stunme?" Und da fall' ich ihm zu Füßen nnd anwvrte: „War nichts als ein Betrug!" Und wie mich alle ansehen nnd der Inka fragt: „Was sagst du —: Betrug?", „zeicsi ich auf Masteru —", Herr Ruosf spielte ihr gleich ein wenig vor, „und erwidere:
„Der überredete mich.
Euch den Betrug zu spielen.
Ich macht' den Donner brüllen —
Und Gottes Stimm' war ich!" l Frau — nnd das alles vor dem Napoleon!"
Es kam der Amtsdiener und rief Herrn Ruosf ab. Herr Ruosf ging auch. Aber schon eine halbe Stunde später war er wieder iu j der Wohnung oben.
„Frau, richt mir den Koffer! Ich reis' noch heut abend . . . Der Herr Kammersänger hat gesagt: „Je eher, je besser!" «Im Auftrag Seiner Majestät!" hat er gesagt." Er öffnete den Kleiderschrank, warf auf den Tisch, was er für unentbehrlich hielt. „Zwei Hemden, eine wollene Unterhos' . . . Wenn ich mich jetzt erkälten tät', Frau, dann wär's aus! — Heidesax, wo ist denn mein anderer Pantoffel?" Er kramte in der Lade, wo er seine Schuhe ausbewahrte. „Weißt, Lydia: Ich will ja nix g'sagt haben — aber wenn das keinen Orden gibt —?! Bei solchen G legenheiten Pflegt man ja besonders gern - — vielleicht sogar einen französischem"
Frau Lydia Euphrosyne kniete am Boden und suchte angestrengt. «Ja, Mannle — hast recht: Wo ist dein Pantoffel?"
„Laß nur! Laß! Deine saudumme Sucherei! Was geht dich überhaupt der Pantoffel an?"
„Aber, Bernhard? Du hast doch selbst
gefragt-"
Der Amtmann zappelte in Ungeduld mit den lockeren Händen durch die Luft. „Schwätz nit so hundsdumm heraus! Selbst gefragt —? Ich Hab' gesagt, daß, wenn Seine Majestät der König richtig beraten wird, ich ganz gut einen Orden bekommen könnte . . Verliehst? Das Hab' ich g'sagt!"
„G'wiß, Mannle! Aber der Pantoffel — „Ich brauch keine Pantoffel!" schrie er sie an. „Ein Jaua braucht keine Pantoffel! Mach' die Lade zu, sag' ich! Und hilf mir lieber den blauen Frack Zusammenlegen, daß er keine Brüch' an den Schößen kriegt! Und ein bißle schnell — ja?
Ergeben legte Frau Lydia zusammen.
Der Amtmann aber ging ab und zu, kramte auf Waschtisch und Kommode, versuchte dazwischen seine Stimme. Manchmal nahm er auch das Notenblatt vor. «War nichts als ein Betrug!" donnerte er auS ei
ner Ecke hervor. Aber eS war falsch — er wußte es selbst. Natürlich: DaS mußte geübt werden! So vom Blatt weg? Nein, daß ging nicht . . . „Frau!"
„Ja, Bernhard?"
„Was jetzt der Eber sagen wird dazu?"
„Der Eberhard?"
„No ja! Daß sein Vater vor Ihren Majestäten singen soll? Da kann er doch sehn, daß man auch wer Ordentliches ist und daß er's nit nötig hat, eine Wirtstochter zu ka- ressieren, wirs in der Residenz für ihn einmal ganz was andres geben könnt'! Und gar nit lang zu dauern braucht's! So was geht von heut aus morgen. Wenn du erst Frau Hosrat bist oder — wer weiß? — gar Geheimrätin, dann darfst dich schon mnschaun nach einem Gegenschwieger, der mehr ist als Schankwirt aus dem Land draußen.
Der Amtmann stellte sich vor den Spiegel und fuhr sich über das Haar. Ohne daß er Hütte selbst zu sagen vermocht, warum, fiel ihm plötzlich wieder ein, daß nian ihn» gelegentlich nachsagte, er sei ein wenig de», Herrn Geheimrat von Goethe ähnlich, den er beinahe vor acht Jahren in Danneckers Werkstatt persönlich kennengelernt hätte. Mit dem Handrücken glitt er sich über die Wangen, um zu Prüfen, ob sie glatt genug ra- siert wären. „Na, Frau — wie steht'S? Kön- nen wir bald zu Mittag essen?"
Sie überhörte die Frage. Mit gesenktem Kopf stand sie vor der Schublade. „Mannle — jetzet grad wenn ich nur wüßt', wo dein Pantoffel hingekommen ist!"
Im nächsten Augenblick sah der Amtmann bestimmt nicht Herrn von Goethe ähnlich. Seine Stirn wurde io kraus, und aus den Augen flackerte ein derart heftiger Unmut, daß auch nicht ein Schimmer olympischer Abgeklärtheit in seinen Mienen blieb.
Fortsetzung folgt.