Dienstag, 3. April 1934

108. Jahrgang

Nr. 76

er GeleUlcli alter

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Der amerikanische Grotzbetriiger Jnsull, ein Jude, wurde gestern von den türkischen Behörden verhaftet und wird an Amerika ausgeliefert werden.

Aus Island trat der Vulkan Skeidar Jäkel Plötzlich wieder in Tätigkeit. Es wer­den große Schäden gemeldet.

In Tirschenreuth wurde von einem Handwerksburschcn ein SA.-Mann erstochen. Der Täter wurde verhaftet.

In Neukölln ist gestern nachmittag ein Riefenbrand ausgebrochen.

Mmn: Bulgarien dem Valkm-M nicht deitrat'

Sofia, 2. April. Als Abschluß der Kam- merdebolle über den Haushalt des Mini­steriums für auswärtige Angelegenheiten hielt Ministerpräsident Musch anvw eine längere Rede, in der er sich ausführlich über die Außenpolitik Bulgariens äußerte.

Der Ministerpräsident betonte mit Nach­druck. daß das einzige Ziel der bulgarischen Außenpolitik der Friede unter den Nationen, insbesondere mit den Nach­barvölkern sei. Nachdem Mnschanow Bulgariens Treue znm Völkerbund betont hatte, kam er ans den kürzlich abgeschlosse­nen Balkanpakt zu sprechen und erläuterte in eingehenden Ausführungen die Gründe, weshalb es Bulgarien unmöglich gewesen sei, am Balkanpakt teilzunehmen. Der Bal­kanpakt, sagte Mnschanow. sei eigentlich überfl ü s s i g.

Als Hauptgrund für den Nichtbeitritt Bulgariens zum Balkanpakt führte Muscha- now au, daß eine Unterzeichnung des Paktes für Bulgarien außerordentlich große Hindernisse bei der Au­st r e b n n g einer Revision der Friedensvertrüge zur Folge ge­habt hätte. Eine Unterzeichnung des Paktes währe für Bulgarien gleichbedeutend gewesen mit einem freiwilligen Verzicht auf die Hoffnung, die sich auf die feierliche Er­klärung im Artikel 19 der Völkerbunds- satzung gründe. In diesem Sinne sei der Balkanpakt nicht in Einklang zu bringen mit den Grundsätzen des Völkerbundes und dem Geiste der Bölkerbundssatzung. Mini­sterpräsident Mnschanow schloß diesen Teil seiner Erklärungen ab mit der Versicherung, daß trotz alledem die Politik Bulgariens gegenüber den vier Signatannächten des Balkanpaktes dieselbe bleiben werde, eine Politik der guten Beziehungen zwilchen Nach­barländern.

Zum Schluß kam der Ministerpräsident und die Beziehungen zu Südslawien zu spre­chen. Nach langen Jahren der Spannung, des Mißtrauens, der Verdächtigung und der Klagen, erklärte Mnschanow, sind setzt die Beziehungen zwischen beiden Ländern in ein neues Stadium getreten; ich bin glücklich, Wstellcn zu können, daß der ernsthafte Wunsch beider Brudervölker darin besteht. )u einer völligen Annäherung W kommen,

Mnschanow schloß seine Ausführungen nut dem Hinweis auf das gute Verhält- " is . zu oen westlichen Mächten, das in der herzlichen Aufnahme des Königs in den verschiedenen H nn Ptstädten sein e n A nsdrnck

stksnnden habe.

^ustgeschwadcrgxnxrai Volle zum Stabschef der italienischen Luftfahrt ernannt

Rom, 2. April.

amtlich mitgeteilt wird, ist durch Er- Chefs der Regierung der Luft- H,Madergeneral Volle, Staatssekretär im dvr ^^Ministerium, mit der Ausübung iol,^-""ktion eines Stabschefes der Luft- baustragt worden.

Hölle Wöllersdorf

Ein Schreiben der

Wien, 31. März.

Dvn den im Wiener Neustädtischen Hospital uutergebrachten Gefangenen des Wöllersdorfer Konzentrationslagers ist an das Bundeskanzleramt ein Schreiben ge­sandt worden, in dem es u. a. heißt:

Die unterfertigten Angehaltenen des An­haltelagers Wöllersdorf, Objekt 862, er­krankten in der Zeit vom 14. bis 18. dieses Monats an Magen- und DarmIn­fektion schwer und wurden unter Dysen­terieverdacht in das Allgemeine Oeffentliche Krankenhaus nach Wiener Neustadt ge­bracht. Die.Ursache der Erkrankungen liegt ohne Zweifel in den unhhgienischen Zustän­den des Lagers und der Verpflegung. Wäh­rend die zuerst in das Krankenhaus Ein­gelieferten in den ordentlichen Spitals­räumen untergebracht wurden, mußten nach Einlieferung der letzten Erkrankten sämt­liche Kranken in eine Notbaracke übersiedeln. Die Unterfertigten protestieren schärfstens gegen diese Art der Unterbringung, die den e infa ch st e n Begriffen der Hygiene und der Krankenfürsorge widerspricht. Die Ba­racke, in der sie nntergebracht sind, ist eine Notbaracke mit einfachen Preßspann- wänden, sehr zugig und infolgedessen in der Nacht äußerst kalt. Die Beheizung wird durch zwei kleine eiserne Oefen versehen, die viel Staub und Nuß erzeugen, so daß die weißen Bettüberzüge innerhalb eines Tages beschmutzt sind und außerdem glühen diese Oefen sofort nach Erlöschen des Feuers ans. Tie Kranken können nicht genügend mit Tee und Wärmeflaschen versorgt werden, da die Baracke über keine Koch­gelegenheit verfügt und jeder Topf heißen Wägers ans dem in der Nähe bennd-

erkrankten Insasien

liehen Gebäude, in dem sich an Scharlach erkrankte Kinder befinden, geholt werden muß. Es lagen 6 Leute mit Bauch- und Magenkrümpsen darnieder und für diese standen nur zwei Wärme flaschen zur Verfügung, so daß vier von ihnen keine Linderung gebracht werden konnte."

Weiter wird in dem Schreiben erklärt, eine b e s v n d e r e U n g e h e u e r l i ch k e i t stelle es dar, daß die Toilettenan­lage jeder Hygiene Hohn spreche. Sie be­finde sich in einem kleinen Vorbau der Ba­racke, habe keine Wasserspülung und noch nicht einmal eine Senkgrube, Die Lust in der Baracke sei dementsprechend ekelerregend. Auch die Waschgelegen­heit sei äußerst primitiv und entbehre des warmen Wassers, ein Umstand, der insbe­sondere für die fiebernden Kranken höchst nachteilig sei. Daß nur eine Toilette für die elf Erkrankten zur Verfügung stehe, habe in der Nacht zum 31. die unerträglich- st e n Folgen gezeitigt. Laut Mitteilung der behandelnden Aerzte sei diese Baracke nur ui besonderen Notfällen während der wär­meren Jahreszeit verwendet morden, um Rekonvaleszenten der vollen Genesung zuznj ü h r e n. Da die Ge­fahr bestehe, daß unter derartigen Zustän­den eine Gesundung der Erkrankten nicht möglich sei, im Gegenteil die Erkrankten weiteren Schaden durch Erkältung nsw. er­leiden könnten, müßte eine sofortige Abstellung dieser unleidlichen Zustände verlangt werden. Das Bundeskanzleramt wird ersucht, sofort alle nötigen Vorsorgen zu treffen und die Ueberführung in ordent­liche Spitalsränme bzw. in häusliche Pflege zu verfügen. Es folgen elf Unterschriften.

PMW SllMWüMchk VW der Kanzel

DerVB." zur Karfreitagspredigt deS Berliner Bischofs Bares

Berlin, 2. April.

Unter der UeberscsiriftPolitische Stim­mungsmache von der Kanzel" schreibt der VB." zu der Freitagpredigt des Berliner katholischen Bischofs Dr. Bares:

Die Ansprache des Berliner Bischofs ist in wesentlichen Punkten nicht nur mißver­ständlich, sondern sie verdient auch stellen­weise scharfe Zurückweisung. Während die Kirchen in anderen Ländern bekanntlich niedergebrannt und geplündert werden und die Geistlichen vielfach Verfolgungen und Mord und Totschlag ausgesetzt sind, hat der neue Staat Adolf Hitlers der Kirche und der Geistlichkeit eine freie Wirksamkeit zu­gesichert und gewährleistet, die ihresgleichen sucht. Der Hinweis des Bischofs Bares auf die unter unseren Augen ans dem Boden hervorsprießende satanische Literatur, die von der Sünde erdacht sei, um ein ganzes Volk in Fäulnis zu setzen, ist angesichts der Reinigung unseres öffentlichen Lebens von dem einst im Bunde mit dem Zentrum kämpfenden Marxismus im neuen Deutsch­land eine durchaus unangebrachte Feststel­lung.

Ebenso unangebracht ist der Hinweis ans die heutige Zeit, die Tage der Furcht und des Bangens, wo jeder mit Bangen in die Zukunft sehe und an den frommen Mann denken solle, der bei seinem Tode noch ans­rief:Mein Herz gehört Rom". Auch Bischof Bares müßte bemerkt haben, daß die neue nationalsozialistische Staatsführung in dem ersten Jahr ihrer Wirksamkeit alles Men­schenmögliche getan hat, um die verheeren­den Folgen marxistischer Mißwirtschaft zu beseitigen und unser Volk aus jener Zeit der Trostlosigkeit in eine lichtere Zukunft zu führen. Wir haben im neuen Deutschland das Recht, eine Stimmungsmache abznleh- nen, wie sie Bischof Bares in Berlin treibt.

Im übrigen stellen wir fest, daß das Kon­kordat den Priestern politische Betätigung

unterlag!. Daß die Predigt des Berliner Bischofs mit dem Sin» des Konkordats nicht zu vereinbaren ist, wird nicht bestritten werden können.

Wiener Geeicht über den Hitler-Gruß

Wien, 2. April.

Das Strafbezirksgereicht Wien hat in einem Beleidigungsprozeß zwischen einem Zeitungshändler und einem jüdischen Agenten eine bemerkenswerte Ent­scheidung über den Hitler-Gruß getroffen. In dem Urteil heißt es, daß der in Oesterreich polizeilich verbotene Hitler- Gruß als ein Sympathiezeichen, keines- Wegs aber als etwas Unehren­haftes oder Unsittliches anzusehen sei. Das, was der Staat verbiete, sei nicht immer unehrenhaft oder unsittlich. Es könne Vorkommen, daß ein Staat, wie z. B. Sowjetrußland, sogar die religiöse Tätigkeit verbiete, damit setze er sich aber mit dem Sittengesetz in Widerspruch.

Niemand, der seiner Begeisterung uns seiner Verehrung für einen fremden Staats­mann oder für einen großen Mann Aus­druck gebe, handle unsittlich»

Große Wasserbauten vor -er Vollendung

Berlin, 2. April. Das Reinhardt-Pro­gramm, das die gewaltige Summe von über 70 Millionen RM. für Volks- wirtschaftlich wichtige Arbeiten in der Wasserwirtschaft bereitstellt, wird, wie das VDZ.-Büro meldet, zur Folge haben, daß Deutschland noch im Verlaufe eines Jahres eine wirkliche Vereinheit­lichung seiner Wasserwirtschaft haben wird. Im Rahmen der vorgesehenen Arbeiten sollten vor allem die verschiedenen Netze von Wasserstraßen im Osten des Rei­ches bis zur Elbe hin, im Westen von der Weser bis zu den Kanälen in und aus dem Ruhrbezirk, und im Süden

die Anlagen am Neckar,

am Main und an der Donau eine Verbin­dung miteinander erhalten. Hierdurch werde u. a. eine Stärkung, so wird in unterrich­teten Kreisen betont, der Wettbewerbsfähig­

keit der L-chissahrt aus den großen deutschen Strömen nach den großen deutschen Häfen an der Nord- und Ostsee erzielt. Die Haupt­arbeiten seien bereits geleistet worden. Vor der Vollendung stünden die Bauausführun­gen am Mittellandkanal, an der Oder, am Küstenkanal, am Neckar und an der Rhein- Main-Donau-Wasserstraße.

Werfall kommunistischer Verbrecher aus Polizisten

Dudweiler (Saargebiet), 2. April.

In der Nacht wurde der Polizeibeamte Petit, als er vom Dienst nach Hause ging, von zwei berüchtigten Kommunisten, dem etwa 25mal vorbestraften Heinrich Fuhr und dem eben erst aus dem Ge­fängnis entlassenen Backe, überfallen und so bedrängt, daß er ihnen mit Anwen­dung der Schußwaffe drohen mußte. In der Nähe einer Wirtschaft gesellte sich zu den beiden Strolchen noch eine sechs Mann starke kommunistische Horde. Die Verbrecher schlugen den Beamten nieder und mißhan­delten ihn in rohester Weise mit Schlagwerkzeugen. Petit erhielt dabei auch einen Stich in den Rücken, vermutlich mit seinem eigenen Säbel. Als einige Männer dem Beamten zu Hilfe kamen, ergriffen die Strolche die Flucht, nachdem sie noch einen Schuß abgegeben hatten, der einen der Ver­folger namens Amann schwer verletzte. Der Beamte liegt bei vollem Bewußtsein hoff­nungslos darnieder, während Amann nach Entfernung des Geschosses mit deni Leben davonkommen dürste. Vier der Täter konnten verhaftet werden. Es handelt sich durchweg um vielfach vor­bestrafte Kommunisten.

Gmilenenekrung durch Sanrdeutsche

Berlin, 2. April.

Die zur Zeit in der Reichshauptstadt wei­lenden Saarländer versammelten sich am Ostersonntagvormittag im Lustgarten und begaben sich von dort zum Heldenmal unter den Linden, um zu Ehren der Gefal­lenen des Weltkrieges einen Kranz niederzulegen. Der feierliche Akt wurde mit dem Sanctus aus der Deut­schen Messe von Franz Schubert durch den Saarbrücker Männergesangverein ein­geleitet. Eine Minute stillen Gedenkens, während derer alle Anwesenden den Arm zum deutschen Gruß erhoben, schloß die Feierlichkeit, die in würdiger Weise die Verbundenheit der Saardeutschen mir den zwei Millionen Gefallenen aus allen deutschen Gauen zum Ausdruck brachte. An­schließend besuchte ein Teil der Saarländer das Hochamt in der St. Hedwigskathedrale, während die übrigen die Sehenswürdigkeiten Alt-Berlins besichtigten.

Aide Zisxll ix Mischer kMlt

Der jüdische Großbetrüger Jnsull, der bekanntlich auf einem eigenen Dampfer im Mittelmeer kreuzte, ist mit seinem Schiff in einen türkischen Hafen eingelaufen. Jnsull hat bekanntlich in Amerika Milliardenschwin­deleien verübt und eine ungeheure Zahl von Menschen um ihr Geld gebracht. Die ameri­kanische Oeffentlichkeit ist so stark erregt, daß die Vereinigten Staaten begreiflicherweise alle Anstrengungen machen, um Jnsulls hab­haft zu werden.

Auf Grund eines entsprechenden amerik. Antrages auf Auslieferung Jnsulls verwei­gern nun die türkischen Behörden dem scharf bewachten DampferM a e o t i s" die Ausfahrt aus dem Schwarzen Meer. Es gibt drei Möglichkeiten, entweder Auslieferung Jnsulls an die amerikanischen Behörden auf Grund des türkischen Strafgesetzes oder Fest­nahme und Aburteilung in der Türkei oder schließlich Erlaubnis zur Weiterfahrt. Ein zwischen Amerika und der Türkei bereits ab­geschlossenes Abkommen zur Auslieferung von Verbrechern kann im Falle Jnsull noch nicht angewendet werden, da die Ratifizie­rung durch die türkische Nationalversamm­lung noch aussteht. Die Amerikaner bemühen sich nunmehr, eine vorläufige Festnahme Jnsulls u, erreichen bei aleichzeitiger beschlen-