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Begeisterter Empfang für Reichsstvtthalter Murr
Ogtirtge«, 18. Ptärz. Go viele Menschen hatte die Kreisstadt Balingen noch nie beieinander gesehen, wie gestern bei der Ein- weihung des Parteihauses der NSDAP, des greises Balingen. Ueber 15 000 Angehörige ver verschiedensten Formationen und aus allen Bevölkerungsschichten marschierten in Halingen aus. um Re i ch s st a t t h a l t e r Murr, der persönlich bei der Einweihung zugegen war, ihre Liebe lind Verehrung zu bezeigen. AlS Gäste waren mit dem Reichs- statthalter und Gauleiter mit seinem Adzu» Mnten Oberleutnant Drussner u. a. erschienen: Innenminister Dr. Schmid, Bri- gadesührer Weiß- Sulz, Gaugeschästsführer yill und Kreisleiter Baumert, Stan- dartenftihrer Stehle- Bittelbronn, Fürst von H o h k n z o l l e r n, Brigadesührer mit Vegleitung, Verlagsleiter der NS.-Presse Württembergs. Dr. Weiß, die Kreisleiter Bei lh a r z-Sulz, A ck e r - Rottweil, Arnold- Lauterbach, Schweikert- Rotten- oura und Dr. I o h a n n s e n - Hechingen sowie Reichstagsabgeordneter Kien-Trossingen.
Fünf Minute» vom Bahnhof entfernt liegt daS stattliche Gebäude, Vor Jahren wurde es als Trikotwarenfabrik erbaut, im Zuge der Zeit aber, wie so manch anderes Unternehmen. ohne Arbeit, öd und leer, totes Kapital. Letztes Jahr trat die Kreisleitung mit den früheren Inhabern in Verbindung und erwarb sich das Haus. Aeußerlich und innerlich wurde es umgebaut, eine andere Bestimmung ist ihm jetzt zuteil. In den früher verödeten Räunien blüht neues Leben, freundlich und stolz zugleich liegt das Haus eingebettet am schönen Eyachstrand, unser „Wllhelm-Murr-Haus", das „Braune Haus" des Bezirks Balingen, die Zentrale des nationalsozialistischen Wollens und Willens im Kreis. Neben den vielen NS.-Formationen, ist der Verlag und Druckerei der Bezirks- NS.-Presse „Der Wille" in den Räumen untergebracht, der gestern mit einer inseitigen, reich illustrierten Einweihungsnummer erschien.
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Der feierliche Empfang des Reichs- statthalterS vollzog fich gegen II Uhr beim Bezirkskrankenhaus. Unbeschreiblich war der Jubel, mit dem der Führer des Gaues Württemberg empfangen wurde; bis zur feierlichen Schlüsselübergabe und der Flag- aenhtssung wollten die Begeisterungsstürme kein Ende nehmen. Die Alte Garde, die zu der Veranstaltung besonders eingeladen war. wurde vom Reichsstatthalter bei einem besonderen Empfang überaus herzlich begrüßt. Der Gauleiter besichtigte dann die vielen Formationen, die fich in straffer Ordnung mit ihren Fahnenabordnungen aufgestellt hatten und wechselte mit ihren Führern Worte der Begrüßung und der Erinnerung aus der zurückliegenden Kampfzeit.
Die vereinigten Kreiskapellen eröfsneten den Weiheakt mit dem Revolutions- marsch „Volk ans Gewehr". Dann ergriff Kreisleiter Kien er das Wort zur Begrüßung. Er erinnerte an die Zeit vor zehn Jahren und schilderte den schweren, opfer- «ollen Kampf der Bewegung und dankte «llen alten Mitkämpfern, die geholfen haben, den KreiS Balingen zu erobern und auszubauen. Mit dem heutigen Tage bekomme der KreiS Balingen die Stätte, die dafür garan
tiere, daß für alle Zukunft die nationalsozialistische Idee e r halten bleibe. Dann weihte er das Haus auf den Namen des Mannes, der der Bewegung in Württemberg zehn Jahre lang rn Freud und Leid Führer war. auf den Namen „W ilhelm Mur r". Ferner üder- reichte er dem Reichsstatthalter eine silberne Festplakette des Tages. Mit dem Gelöbnis, daß der Kreis Balingen einsatzbereit sei für alles, was da kommen mag, schloß dex Kreisleiter feine eindrucksvolle' Rede.
NelMtMalter Murr
ergriff, stürmisch begrüßt, dünn das Wort und führte u. a. aus, daß mau vor einem Jahr, als der Nationalsozialismus die Regierung übernahm, ein verzweifeltes Volk von 60 Millionen Menschen vvrgesunden habe. Dieses eine Jahr habe aber in unserem Volk wieder neuen Glauben erweckt und lasse es wieder aus eine glücklichere Zukunft hoffen. Was in diesem einen Jahr geleistet wurde, hätten die anderen in l5 Jahren nicht zu leisten vermocht. Von sieben Milliv- neu Erwerbslosen seien bereits wieder drei i Millionen in Arbeit und Brot. Das Erbhof- ! gesetz, heute vielleicht noch nicht in allen ! Einzelheiten verstanden, werde einst von f kommenden Bauerngeschlechtern als Rettung des Bauernstandes gepriesen werden. Auch in der Zukunft werden wir dafür arbeiten, daß jeder Volksgenosse wieder so leben kann, wie es fich gebührt. Uns aber ist der schönste f Tank, wenn unser Volk wieder zufrieden ge- s, worden ist. Das deutsche Volk, das immer j schon die tüchtigsten Männer hervorgebracht i hat, werde auch in Zukunft mit eisernem Willen sich behaupten.
Der Weiheakt wurde umrahmt von Sprech- chvren der Hitler-Jugend, sowie Gesangsvorträgen der vereinigten Gesangvereine und fand seinen würdigen Abschluß mit dem Gesang des Deutschland- und Horst-Wessel- Liedes.
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Die Württembergijche Auswanderung im Jahr 1933
Im Jahre 1033 sind nach den Mitteilungen des Württ. Statistischen Landesamts nur non; für 526 Personen Pässe zur Uebersiedlung in das Ausland ausgestellt worden, in den wirtschaftlich begünstigten Jahren 1924 bis 1928 dagegen für nicht weniger als 24 359 oder 4872 im Jahresdurchschnitt. Im Jahr 1929 sank dann diese Zahl entsprechend der Verschlechterung der Weltwirtschaftslage ans 3864 und im folgenden Jahr auf 2377. um schließlich im Jahre 1931, in dem sich die Krise mehr und mehr dem Tiefpunkt näherte, sofort a»f 875 abzugleiten. Im Jahr 1932 sind nur noch an 625 Personen Pässe ausgeqeben worden, das sind immerhin noch 99 mehr als im letzten Jahr. Von den 526 auswanderungslustigen Personen des Berichtsjahres beabsichtigten 365einzeln und >61 imFami - lien verband auszuwandern.
Dem Geschlecht nach waren, wie in den Vorjahren, die Frauen und Mädchen mit 281 in der U e b e r z a h l. Tics ist hauptsächlich auf die verhältnismäßig hohe Aus
wanderung von jüngeren Hausangestellten zurückzuführen. Im Berichtsjahr befanden sich unter den 281 weiblichen Auswanderungs- lustigen nicht weniger als 108 Mädchen, die eine Stelle in der Hauswirtschaft suchten. Von den 245 auswanderungslustigen Männern zählten 100 zu Industrie und Handwerk. 48 zur Landwirtschaft. 31 >,» Handel und Verkehr und 22 zu sonstigen Berufen; weitere 44. zumeist Kinder und Jugendliche, konnten keinen bestimmte» Beruf augeben oder hatten die Angabe des Berufes Unterlasten. Die meisten Answanderungslustigen, nämlich 14 8. stammten aus dem früheren Donaukrei 8; es folgt dann der frühere NeckarkreiS mit 136 und der frühere Jagstkreis mit 131; am Schlüsse stehi der frühere Schwarzwaldkreis mit 111. In den vorausgehenden Jahren hatte in der Regel der Sckiwarzwaldkreis die meisten Auswanderungslustigen gestellt.
Als Auswanderungsziel haben 334 Personen Ueberieeländer und 192 euroväisckie Länder angegeben. Von den Neberseeaus- Wanderern beabsichtigten 182 nach Südamerika, 94 nach Nordamerika. 29 nach Palästina und der Rest nach sonstigen Gebieten der Nebersee'zu gehen. An der Spitze der europäischen Zielländer steht die Schweiz mit 96 Personen, darunter 61 Mädchen, die in der Schweiz als Hausangestellte unter',ukommen suchen. In weitem Abstand folgt dann Frankreich (Elsaß) mit 20, England mit 15 und Holland mit 13 Personen. Der Nest, 48 Personen, verteilt sich aus die übrigen Länder Europas.
Nie Warenhauspleite schreitet fort!
Berlin, 13. März. Ter „Ueberblick" veröffentlicht eine Statistik der Umsätze bei den Waren- und Kaufhäusern für den Monat Januar 1934. Daraus geht ein weiteres starkes Sinken der UmsatzzahIen im Vergleich zu den Ergebnissen ini Januar 1933 hervor. Die Umsätze der Warenhäuser lagen im Januar um 35 Prozent, die der Kaufhäuser um 26,9 Prozent unter den Umsätzen im Januar 1933. Noch auffallender ist die Entwicklung in einzelnen Branchen. Im Textilgeschäft und in der Bekleidung haben die Warenhäuser während des Januar um 41,5 Prozent weniger umgesetzt als im Vorjahre, und bei den Kaufhäusern lag der Umsatz in den Textil- und Bekleidungsabteilungen um 28 Prozent unter dem Vorjahrsstand.
Die Erkenntnis des Publikums, daß es im Fachgeschäft viel besser bedient wird, macht also Fortschritte. Eine der stärksten Stützen der Warenhäuser waren bisher die Lebensmittelabteilungen. „Man kaufte ja dort so viel billiger!" Nun scheint sich auch hierin vieles geändert zu haben. Die Lebens- mittelabteilungen der Warenhäuser konnten im Januar nur 7 5, 7 Prozent d e s v o- rigen Umsatzes erreichen.
Die Aufklärungsarbeit der nationalsozialistischen Organisationen hat also schon den Erfolg gezeitigt, daß der deutsche Käufer den Weg zum Handwerk und zum Einzelhandel zurückgefunden hat. Dafür sprechen die soeben veröffentlichten Zahlen eine deut- liche Sprache.
Isis erschossen - 1S34 sretgesprvchen
Ein Kriegsgerichts-Urteil wird revidiert
Zum vierten Mal, seit jenem Tag im Jahre 1915, als unweit der Mühle von Souain vier französische Korporale wegen Feigheit vor dem Feind und Gehorsamsverweigerung erschossen wurden, rollte ein Militärgericht in Paris jenen damals so ans-
Mtttwoch, de» 14. Milrz itlllt
sehenerregenden Fall vollkommen aus. Und bei dieser vierten Verhandlung wurden die vier Toten — freigesprochen. Das Militärgericht mußte anerkennen, daß das damalige Urteil ungerecht gefällt worden war, daß also die Korporale ohne ein richtiges Urteil l starben.
! Genau vor 19 Jahren, in den ersten März- i tagen des Jahres 1915. lagen die Fronten sich unweit der Mühle von Souain in wil dem Ringen gegenüber. Es ging um diese Mühle, der anscheinend einige Offiziere des französischen Generalstabs eine besondere strategische Bedeutung beimaßen.
Immer wieder wurden die Franzosen gegen die sich mit viel Mut wehrenden Deutz schen, die die Mühle dann auch in der Hand hielten, eingesetzt. Tage zogen sich die Kämpfe hin. Die Franzosen hatten furchtbare Ver luste zu buchen. Aber immer neue Angriffe wurden befohlen. Jeder von den hier ein gesetzten Franzosen wußte, daß e- ein sinnloses Beginnen war.
Ein Leutnant Moreau sollte den Beseht zu einem neuen Angriff überbringen. Er tat es. Er forderte die Korporale Girard, Lesonlou Lechat und Maupas auf, den Befehl weiterzugeben. Die Korporale weigerten sich. Der Leutnant forderte sie nochmals auf. Dir Korporale weigerten sich wieder. Die Mannschaften wurden sofort von der Front zurück- gezogen. Am folgenden Morgen trat bereits das Kriegsgericht zusammen, das die gesamten Mannschaften wegen Gehorsamsverweigerung verurteilen sollte. Die Mannschaften wurden freigefprochen, die Korporale aber zum Tode verurteilt und am 10. März bei Sonnenaufgang erschossen.
Zweimal'im Jahre 1922 und einmal im Jahre 1926 wurde die Affäre auf Veranlassung der Angehörigen der Toten wieder ausgerollt. Immer wieder wurde das alte Urteil bestätigt, bis jetzt das Kriegsgericht des Jahres 1934 auf Grund neuer Vernehmungen ! zu dem Schluß gelangte, daß das Urteil nie- > mals hätte vollstreckt werden dürfen.
Außer der moralischen Rechtfertigung erwächst für den französischen Staat für die vier Hinterbliebenen Familien eine Schadenersatzpflicht, die in den 19 Jahren ungeheuer aufgelaufen ist. Diese Entschädigungen wer- den jetzt auf dem Weg eines ZivilprozefleS ausgesuchten.
Nackrickten
Sägespiime teurer als Weizen
Infolge des Sturzes der Weizenpreise ist es in Kanada soweit gekommen, daß an Orten, die von der Eisenbahn weit entfernt find, für die Tonne Sägespäne 10 Dollar gezahlt werden, während man für die Tonne Weizen nur 7 Dollar verlangt.
Die größte Blume der Welt
Die größte Blume, die man kennt, heißt Nafflesia Arnold«. Sie wächst auf Sumatra und hat einen Durchmesser von 1 Meter.
Auch tauchen muß gelernt sein.
In der Taucherschule in Portsmouth üben die Schüler in einem großen stählernen Behälter, der mit dicken Glasscheiben versehen ist. Er ist 6 Meter lies und faßt 100 Tonnen Wasser.
Die Amerikaner parken im Freien
In den Straßen voll Neuhork werden jetzt jede Nacht etwa 100 000 bis 150 000 Autos im Freien geparkt.
Ei» Vvilsrvma» aus Schwaben Lvi, Zdenkv von Kraft 151
Herr von Anus; nickte geschmeichelt. Obwohl Graf Feucistwang der weitaus Aeltere und Vornehmere war. fühlte er sich doch als der Begüiistigtere. Beinahe ein wenig leutselig begann er. von seinen Gütern draußen zu erzählen, pries seine Jagd, den Wildreichtum seines Waldes und hörte es mit gespitztem Ohr. als ihm der alte Herr neidlos zustimintr.
„Schöne Güter, Herr -ttammerrat! Prächtige Güter! Ein Ländchen !" Er küßte zur Ergänzung seines Satzes Daumen und Zeigefinger. „Und sogar das Volk ganz umgänglich! Genügsam, arbeitsam, verträglich . .
„Aber störrisch wie die Böcke. Herr Gras! Davon kann ich ein Lied pfeifen. Wenn es nach der Verträglichkeit der Leute ginge, könnt' ich jeden Hasen ans einer anderen Markung zur Strecke bringen,"
„Wie das, lieber Kammerrat?"
„Wie das?" Herr von Ahaß war nicht mehr guter Laune. „Wo so eui Baueriischä- del hinsitzt, dort sitzt er! Da können sie die schönsten Taler und Vesten Worte hervor- holen —: Er sitzt! DaS ist schon bei meinem Jagdhaus so gewesen. Ein Acker — so breit, daß ihn cm Rehbock übersetzen konnte — trennte es vom Wasser. Glauben Sie, der Acker wär' zu kaufen gewesen? Nicht um ein Vermögen! Erst, als das Kammergericht zu arbeiten begann, Hab' ich ihn an mich gebracht — uni die Halbheit des Preises, den ich zuerst geboten habe. Das ging dann noch öfter so. Und jetzt? Da hockt so ein Mostschä
del mit einem Wirtshaus und seinen Paar Morgen Weiden und Wiesen mitten zwischen meinem Wald und meinem Feldbesiy und ist nicht wegzukausen um ganz Waiblingen, lind da kann auch das Kammergericht nichts machen. Ich dem', er tut mir's zu Possen. Grad' zum Possen tut er mir's! Ich Hab' schon mehrmals zugelegt: hundert Taler und wieder hundert Taler. Aber der Mann hockt fest, und ich muß noch gute Miene zum bösen Spiel machen und hin und wieder bei ihm sogar einen Schoppen nehmen, wenn ich nicht riskieren will, daß er mir aus lauter Bosheit den Bach abgrübt, der durch sein Grundstück führt. Und ich fürchte, Herr Gras, da wird in Hinkunst im Namen des Königs auch nicht mehr auszurichten sein als bisher im Namen des Kurfürsten. Der Mann ist wir Schweinsleder. Wenn Sie mir die Ehr' antun, zu mir hinauszukommen, müssen Sie sich ihn ansehen! Kühnle heißt er, Christian Kühnle. Aber so ist das heutzutage mit dem Volk: Der Bauer hat fast schon ebensoviel zu sagen wie der Edelmann. Gott sei's gejammert!"
Eben als Graf Feuchtwang entgegnen wollte, gab's einen Steinwurf weiter weg ein solches Gejohle, daß alles die Köpfe drehte. Allein, es war nichts zu sehen. Nur die Nächststehenden konnten einen woblgeklei- deten Herrn erkennen, der sich mit allen Zeichen des Grimms quer durch die Menge drückte und nach der Gegend der Plante zu verschwand.
„Natürlich der Pfeffer!" riesen diejenigen, die am lautesten gelacht hatten und den langen Menschen kannten, der mitten zwischen dem Volke eingekeilt stand und ans langem Halse dem Flüchtling den Kops nachdrehte, obgleich der längst nicht mehr zu sehen war. „Bravo, Pfeffer! Das hast du aber elend fein gemacht!"
Was da der lange David eigentlich so sei» gemacht hatte? Nicht viel, stand er iumülen des Gedränges, wie jeder andere, die Hände in den Hosentaschen vergraben, als ihn der noble Herr von hinten so derb beiseitestieß als wär' er nur ein L-ack Hafer, Es war zwar nur ein Ratsschreiber, wie sich später herausstellte; allein er trug sich ganz so. als ob er mit dem neuen König aus einer Schüssel löffelte und es gar nicht nötig hätte, einem Weinzäpfersvhn ans Stetten ein höüiches Wort zu sagen.
Der Pfeffer ließ ihn ohne Widerspruch machen. Erst, als dem Rattzschreiver der Stock entfiel, und zwar gerade unter Davids Füßen, die ihn ohne böse Absicht beim Ausweichen weiter nach hinten unter diejenigen seiner Hintermänner beförderten, kam es zum Zusammenstoß.
Der ansgeblasene Mann wurde grob. „Kannst nit die Augen anftun. daß du aus meinem Stock hernmtrampelst, als ob's eine Mistgabel wär'?"
„Herr", entgegnete Pfeffer, „über eine Mistgabel tat' ich stolpern und der Läng nach hinschlagen. Sv ein feines Stöckle aber verliert sich so leicht wie die feinen Herren selbst: Man merkt gar nit, wenn einer fehlt, weil man schon vorher nit gewußt hat, wo zu sie da sind!"
Der Ratsschreiber begann zu zetern, und der Stettener blieb keine Antwort schuldig.
Zum Schluß aber machte er doch den Versöhnlichen. „Nur nit verzwatzeln. Herr! Das Stöckle will ich schon finden . . . Ans der Welt, denk' ich, wird's ja nit sein?"
„Finden! Finden! Bei dem Gedräng sindst du nit einmal einen Elefanten, du Lalle!"
„O doch, Herr Ratsschreiber! Sogar einen Esel, wenn's sein muß. lind der ist nit halb so groß."
Der Ratsschreiber grinste. „MöchP ich wahrhaftig sehen, wie du das anstellst."
„Ich zeig's gern, Herr. Nur möcht' ich zuvor um Handschlag bitten, daß Sie mir's nit entgelten."
„Daß ich ein Narr war'!" Er bot ihm die Hand, in die Pfeffer kräftig einschlug. „Na und nun?"
„Sehen Sie, Herr Ratsschreiber", lachte Pfeffer, „da hätl' ich gleich einen!" Und er hielt den wütenden Mann zum Jubel der Umstehenden so lange fest, bis sie sich eingehend überzeugt hatten, welche Sorte Esel er da gefangen hatte . . .
Die Jugend johlte, das Alter schnumzette. Ter Ratsschreiber, der auch sonst nicht sonderlich beliebt war. fand keinen Verteidiger. Viele klatschten sogar laut in die Hände riefen seinen Namen und meinten, er solle nur wiederkvmmen, um sich nun auch noch einen Sattel auflegen zu lassen!
Das war zuviel. Ein Major der Fußgarde, der hinter seiner spalierbildenden Mannschaft stand und den Lärm nicht länger dulden mochte, legte sich ins Mittel. Vor seinem schnauzbärtigen Kasernenton wurde alles plötzlich ganz kleinlaut und wagte keine Entgegliung. Einzig der lauge David verstand sich auf unverschnörkelte Gegenrede.
„Du scheinst sehr viel von ic zu halten?" knurrte ihn der Major an.
„Nit mehr als jeder andere, Herr Major!"
„Meinst du damit am Ende mich?"
„Das kam' drauf an, wieviel der Herr Major von sich selber hält . . ."
„Wirst wohl bald deine Gosch' halten?"
„Nach Ihnen, lieber Herr!"
„Potz Wetter, Kerle! Ich glaub' gar, du hältst dich selbst für den Major?"
„Nein, Herr Major! So ein Rindvieh bin ich denn doch nit!"
Fortsetzung folgt.