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Der Eesellschaster
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Von Werner Bunk, Gesamtverband der Deutschen Arbeiter
Erst wenige Wochen sind ins Land gegangen, seitdem der großen Oeffentlichkeit der gigantische Plan der Feierabendorganisation des deutschen Volkes bekanntgemacht wurde. Und schon merkt man, daß überall Unbe- rusene am Werke sind, um diesen großen Ge- danken, der der NS.-Gemeinschast „Krast durch Freude" zugrunde liegt, für ihre selbstsüchtigen Zwecke auszunutzen. ES wird damit erwiesen, daß der tiefere Sinn der Feierabendgemeinschast von vielen noch nicht richtig ersaßt worden ist. Plötzlich werden alle möglichen Vergnügungen und Veranstaltungen mit dem Aushängeschild „Kraft durch Freude" versehen, und in vielen Fällen verbirgt sich hinter dieser scheinbar gemeinnützigen Parole nichts anderes als schnöde Gewinnsucht der Veranstalter. Aber auch wo solche Absichten nicht bestehen, sollte man vorsichtig sein, unter dem Motto der Feierabendgemeinschaft Veranstaltungen auszuziehen. Es könnte sonst leicht der Fall sein, daß der große und erst im Entstehen begriffene Plan in falsche Richtungen abgebogen und in seinen Auswirkungen verflacht wird. Es ist an der Zeit, dem Treiben solcher Ele- mente, die entweder bewußt oder unbewußt dem nationalsozialistischen Feierabendgedanken abträglich sind, Einhalt zu gebieten.
Der Führer der Deutschen Arbeitsfront. Dr. Leh, hat mit der Verkündung der NS.- Gemeinschaft „Kraft durch Freude" in eindringlichen Worten auf die Ziele hingewiesen, die die Feierabendorganisation letzten Endes verfolgt, und hat die Notwendigkeit der Schaffung einer solchen Einrichtung hinreichend klargelegt. Er hat wohl in der Hauptsache das Augenmerk zunächst darauf gerichtet, daß hinsichtlich der heute nun einmal notwendigen Arbeitsmethoden und der damit verbundenen Inanspruchnahme der körperlichen und seelischen Arbeitskräfte des deutschen Volkes und vor allem des deut- chen Handarbeiters durch Entspannung und sinnvolle Ausnutzung des Feierabends ein Ausgleich geschaffen werden muß. Er hat aber nicht schlechtweg etwa behauptet, daß dies der einzige Sinn und Zweck der Feierabendorganisation wäre, und hat mit be- fonderer Betonung darauf hingewiesen, daß nur dann der beabsichtigte Zweck der Ent- spannung erreicht werden kann, wenn die Ausnutzung des Feierabends in sinnvoller Weise geschieht. Das Motto „Kraft durch Freude" ist daher so zu verstehen, daß dem deutschen Volke am Feierabend Unterhaltung und Zerstreuung geboten und dem schaffenden Volke alles das ermöglicht werden soll, was zur Lebensfreude erforderlich ist, um damit im Volke Lebensmüdigkeit zu be- ieitigen und geistige Anregung zu geben. Durch die Beschäftigung mit den schönen Dingen des Lebens, Musik, Opern und Dramen, gute Bücher, und auch durch das Zusammensein in geselligem Kreise soll Freude in unser Volk hineingetragen und damit der Lebensmut und die Lebenskraft gehoben werden. Durch das freudige Erleben während der Feierstunden sollen dem schaffenden Volke für den bitteren Kampf des täglichen Lebens und für die Erhöhung der Arbeitsleistungen, deren Ertrag ja letzten Endes dem gesamten Volke zugute kommt, neue Kräfte zugeführt werden.
Daher: „Kraft durch Freude.*
Aber man darf nicht vergessen, daß in einem nationalsozialistischen Staate der einzelne auch während des Feierabends nicht nur ein Privatmensch, sondern daß er auch hier ein Diener der Gesamtheit ist. Auch während seiner freien Stunden soll der deutsche schaffende Mensch nicht sich selbst und nicht seinen eigenen Freuden überlasten bleiben. Denn Hand in Hand mit den frohen Veranstaltungen der NS.-Gemein- schaft „Kraft durch Freude" geht die ernste Aufgabe der Erziehung des Deutschen zur nationalsozialistischen Volksgemeinschaft. Ter Nationalsozialismus verpflichtet jeden einzelnen zu jeder Stunde seines Lebens an seinem Ziel, der Schaffung und Erhaltung der Volksgemeinschaft tätigen Anteil zu nehmen. Und besonders die, die zu der Erfüllung der großen Ziele und Aufgaben dieser Gemeinschaft berufen und damit Träger und Veranstalter aller ^ Einrichtungen sind, müssen sich jederzeit der ^ Verantwortung bewußt sein, die auf ihnen ruht. Daher ist es auch richtig, daß die be- , währtesten Nationalsozialisten an der Spitze l der Freizeitorganisation stehen und daß ! hinab bis zum letzten und kleinsten Amtswalter der NS.-Gemeinschaft „Krast durch , Freude" der Geist vorherrscht, der in der ! Programmatischen Erklärung des Schöpfers
Wende lu.der
der Feierabendorganisation zum Ausdruck kam. Die Gemeinschaft soll erstehen aus dem Volke von unten nach oben. Tie Zielsetzung aber und die Leitung müssen richtunggebend von oben nach unten erfolgen. Je straffer und einheitlicher daher die Organisation aufgebaut ist, um so größer wird einmal der ! Erfolg sein, der mit der Feierabendgemein- ! fchaft erreicht werden soll.
Es ist infolgedessen nicht angängig, wenn ! heute im Lande irgendwo Veranstaltungen l vorgenommen werden von Männern, die nicht von diesem Gedanken durchdrungen sind und von den eigentlichen Aufgaben der Feierabendgemeinschaft keine blasse Ahnung besitzen. Es ist ebensowenig wünschenswert, wenn irgendwo unter dem Motto „Kraft durch Freude" Veranstaltungen stattfinden, die nicht die Billigung oder Anerkennung der Leitung der Organisation Juden. Die j NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" baut ! ihr Werk auf nach den bewährten
> nationalsozialistischen Grundsätzen und in Verfolgung ihrer Ziele und
! muß es sich verbitten, wenn irgendwelche
> Vereine und Verbände oder Einzelpersonen ! sich anmaßen, in ihre Befugnisse einzugreifen ! und den großen erhabenen Gedanken der i sinnvollen Ausgestaltung der Freizeit zu
verflachen.
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Von Dr. Bernhard Knust
Präsidialmitglied und Geschäftsführer der Reichsrundfunkkammer
Vor einem Jahr: Der Parlayientarismus der sterbenden Demokratie lag in den letzten Zuckungen. Beim Rundfunk stritt man sich, ob und wieweit man Sendungen politischen Charakters zulasten dürfe oder ob man nicht bester täte, von dem herannahenden geistigen Umbruch einer erwachenden Nation gar keine Notiz zu nehmen und dafür mit langweiligen, volksfernen, rein ästhetischen Rundfunkprogrammen die Hörer weiter zu ärgern. Die Folge jener unentschlossenen Haltung der damaligen Rundfunkführung war die Tatsache, daß die Hörerzahl zu sinken begann, und das die Funkwirtschaft nach einem bescheidenen Weihnachtsgeschäft in den Wochen einer immer mehr sinkenden Konjunktur in Trostlosigkeit und materielle Bedrängnisse versank. Funk- ! industrie und Funkhandel trugen ihren trau- rigen Anteil zu der allgemeinen bedrohlichen Wirtschaftskrise bei. Wie sollten sie auch in ! einer Zeit, in der das Interesse der Hörer am ! Rundfunk immer mehr schwand, in der die ! Hörer vom Systemrundfunk endgültig genug hatten, noch die Möglichkeit eines auch nur leidlichen Umsatzes von Rundfunkgeräten haben? —
Und heute, ein Jahr später: Die deutsche Funkwirtschaft hat in den Monaten von der Funkausstellung im August bis zu Weihnach- ten eine noch nie dagewesene Blütezeit erlebt, eine Hochkonjunktur, die einer großen Zahl von Arbeitern wieder Brot gab.
Adolf Hitler selbst, der Führer des geeinten deutschen Volkes, hat den Rundfunk zum ent-
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Der unseren Lesern gebotene spannende Tatsachenbericht „Die SA. erobert Berlin" von Wilfrid Bade ist soeben als Buch in einer mit Bildern versehenen Volksausgabe zum Preise von 2,80 -K gebunden erschiene» und stets vorrätig in der Buchhandlung Zaiser Nagold
scheidenden Verkündigungsmittel der nationalsozialistischen Idee erhoben. Von dem volkstümlichen Kanzler des Dritten Reiches wurde der Rundfunk mitten ins Volk hineingestellt. Die Problematik von einst, ob der Rundfunk ein künstlerisches oder ein politisches Ausdrucksmittel fer, verblaßte in den Sturmmonaten der nationalsozialistischen Revolution und in den sich aus ihr ergebenden Folgerungen eines totalen Gestaltungswillens. Denn Denken, Fühlen und Wollen des deutschen Volksgenossen wurden nun von Grund aus umgeformt. Der Rundfunk nahm unmittelbar teil an den schicksalsreichen, geschichtsbildenden Ereignissen des nationalsozialistischen Staates. Er erhielt damit maßgeblichen Einfluß auf die Volkwerdung der Nation.
Das Jahrzehnt der volksfremden Isoliert- heit des Systemrundfunks war vorüber, die Welt lernte die Bedeutung eines Rundfunks, der seine gestaltende Kraft aus dem Volk schöpfte, verstehen. Der Rundfunk hatte im ersten Jahr der nationalsozialistischen Staatsführung seine geistige Zielsetzung für die seelische und tatsächliche Erneueruna unseres Volkes bekommen. Dieser Aufbruch ins Volk führte dem Rundfunk neue Hörermassen zu, wodurch die Voraussetzung für den Aufstieg der Funkwirtschaft in den vergangenen Monaten geschaffen wurde.
Heute künden 500 000 Volksempfänger von den zusätzlichen Einnahmen, die die deutsche Funkwirtschaft neben dem erhöhten Umsatz ihrer sonstigen Qualitätsgeräte hatte. Eine schlagkräftige geistige 'Werbung für den Rundfunk und eine hervorragende Organisation des Funkschafsens, wie sie allgemein sichtbaren Ausdruck in der Reichsrundfunkkammer gefunden hat, hat den Gedanken des Rundfunks so volkstümlich gemacht, daß eine große Anzahl von Volksgenossen, die sich bis dahin den, Rundfunk gegenüber fremd und ablehnend verhielten, als Rundfunkhörer und damit als Käufer von Rundfunkgeräten gewonnen wurden. Heute hat die Erkenntnis allgemein Platz gegriffen, daß der Rundfunk dazu bestimmt ist, im Leben des Einzelnen, im Leben der deut
schen Familie heimisch zu werden, weil er di- Brücke zu dem Gestalter des deutschen polet.- schen Lebens, zum Führer ist.
So kann die Funkwirtschaft auch am Beginn des Jahres 1934 hosfnungssroh in die Zukunft blicken. Die ReichsrnndsunkLammer wird weiter nach Kräften bemüht sein, ausklärend und werbend für den Gedanken des Rundfunks im Volke zu wirken. Schon für die kommenden Wochen sind eine Reihe großzügiger, noch nie dagewesener Propagandaaktionen geplant, die vor allem dazu dienen sollen, den Konjunkturhochstand vom Dezember in den ersten Monaten des Jahres, in denen der Abfatz von Rundfunkgeräten erfahrungsgemäß sinkt, aufzuhalten und nach Möglichkeit den heutigen Stand der Belegschaften in den Werken der. Funkindustrie zu halten.
Ganz besonders soll die Landbevölkerung in den Kreis der Rundfunkwerbung einbe- zvgen werden. Außerdem sollen nach der Neujahrsrede, die der Präsident der Reichsrundfunkkammer, Dreßler-Andreß, über den deutschen Rundfunk an die Deutsche Arbeitsfront gehalten hat, auch in Verbindung mit der deutschen Arbeitsfront und in einem starken Bekenntnis zum deutschen Arbeiter- tum neuartige Propagandafeldzüge für den deutschen Rundfunk erfolgen.
Das Jahr 1934 wird, wie Reichsminister Dr. Goebbels verkündet hat, das Jahr des deutschen Ausbaus werden. Die Reichsrund- sunkkammer glaubt für das Gebiet der Funkwirtschaft heute schon eine günstige Prognose stellen zu können auf einen gesunden, systematischen Aufstieg. Sie wird es nicht an der nötigen Entschlußkraft fehlen lasten; um in echt nationalsozialistischem Geist Funkindustrie und Funkhandel ihrer eigentlichen Blüte entgegenzusühren.
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Ein Tatsachenbericht von den Kämpfe» der NSDAP, um die Reichshanptstadt 32> Von Wilfrid Bade
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lind diese Gratulation heißt so:
„Lieba Dokta!
Wir Balina brauchen eenen, der uff- lueebelt, wissen Se, so mit Schwank und Jrazie. Weil wir det wissen, det Sie wat kenn, nn wenn denn so eener von die Binder kommt lind Ihnen mit dolle Sachen und Jemeinheiten anschpucken tut, lastense man, davor Halm wa Ihnen jerne.
Also hvchzuuaehrenda Dokta, wehrte, Bolksjenosse. wir jratulicren also wie jesacht und winschen Sie allet Jute vor die Kempferei. wat uns jarnich doll jenuch herjehen kann nun ibahaupt mit Sie, wo allet mitmacht."
Ja, das ist die Berliner SM Ter Dr. Joseph Goebbels mag in dieser Rächt noch lange wach gelegen haben. Mit wichen Männern, wie er sie an diesem Abend erlebte, wird Berlin erobert werden. Langsam geht es weiter.
Im andern Frühjahr, an, 20. Mai. zogen >2 Nationalsozialisten in den Deutsche» Reichstag.
*
Vorher aber hat Schulz noch ein großes Erlebnis.
Einmal hat er Urlaub, richtiggehende» Urlaub für einen ganzen Sonntag.
Das geht ganz gut, denn es gibt im A menblick keinen Toppkeller zu hüten und
keine Druckerei der Kommune auszuheben, auch ist im Sturm kein Dienst angesetzt.
Er überlegt nicht lange, was er mit diesem freien Sonntag anfangen will, er möchte gerne wieder einmal in die Mark sichren, in die kleinen, netten märkischen Dörfer, er hat nämlich seine Heimat entdeckt,
Und früh an, Sonntag fährt er mit Hermann los, sie haben ein Paar Stullen mit und eine Kanne kalten Kaffee.
„Det is det einzig richtije", erklärt er Hermann ausführlich, „früher, da is man ja bloß in die Stadt rumgeloofen. Uu hat keene Ahnung von draußen jehabt, von die Heimat und so. Mal nach Treptow uu mal nach Spandau uu vielleicht mal nach Tegel, det war alleus. Bis de uff eemual dahinter kommst, dat es vvch wat wie Land jilch va- stehste, richtijet Land mit Ziesen uu Hühner nn Glocken in Kirchen. Ick Hab mir nfs- jesrhrieben, wo ick überall hinfahren muß ... hier, kieck mal her . .
Er breitet einen großen Zettel ans.
Und der Zug rollt, die Heidelandschaft fliegt vorbei, die Kiefern, die Aecker und die Wiesen.
Hermann studiert den Zettel, den Schulz sich angefüllt hat mit den Namen von allen Dörfern und Städten, die er nach und nach besuchen möchte und Hermann, der rin alter Wandervogel ist, muß kichern. Schulz hat sich da einen Zehnjahresplan ausgeschrieben.
„Da fahr ich nn überall hin. alle Vierteljahr in een änderet ^tädtsken. Oester kann ich ja nich weg, »ich wahr? Oester haak doch keen Jeld, und denn is ja anch Dienst, nich?"
Hermann nickt, Hermann stannt.
Für Hermann ist das alles gar nichts Nenes, Er hat als Wandervogel oft genug die Mark durchstreift. Als Zehnjähriger ist er schon überall dabei gewesen und er kann es sich im Airgenblicke gar nicht vorstellen,
daß es Berliner gibt, die keine Ahnung von der Mark haben, und diese wunderschöne, kraftvolle und verträumte Landschaft wie ein Wunder, eine Offenbarung erleben.
Neugierig und ein wenig beklommen schont er in die Liste, die Schulz ihm hinhält.
Da stehen sie alle sein aufgemalt, die Perlen der Mark, Schwedt an der Oder und Vierradeil, Belzig und Wiesenburg, Rathenow lind Wittenberge, Gransee und Lychen. Prenzlau und Nheinsberg und Burg Friesach Joachimsthal und Chorin, Boitzenlmrg und Alt-Landsberg, Stendal und Küstrin und wie sie alle heißen.
Heimat, denkt Hermann, wie er das da liest. Gibt es denn das, Heimat auf so einem Stück Papier? Sehnsucht nach einer Heimat... er beginnt zu begreifen und er schämt sich fast, daß er in seiner Jugend all das so selbstverständlich erlebte und hinnahm, und sich gar keine großen Gedanken darüber machte und märkische Heide und märkischen -Land höchstens wunderschön fand, die Seen und Wälder und alten Städte, mit ihren Türmen und trotzigen Bauten.
Und ihm wird plötzlich klar, daß dieser Mann da neben ihm, der SA.-Mann Schulz, zwar die halbe Welt im großen Kriege sah. — aber wofür er sich schlug, wofür er seineil Kopf hinhielt, das lernt er erst jetzt, das lernt der SA.-Mann, das lernt er durch Adolf Hitler. Eine Blutwelle schießt dem Jungen ins Gesicht. Und während der Zug aus Prenzlau zufährt, schiebt Hermann seine Hand in die von Schulz und sagt, bittend halb und halb tröstend: „Wir fahren oster zusammen. Ja?"
Schlitz sieht ihn an, und dann begreift er, daß dieser haive Knabe da neben ihm nach- gedacht hat, über ihn, über die Bewegung und über die Heimat anch.
Und er sagt: „Ja, und dann sehen wir vielleicht mal nach, wo wir eigentlich Herkommen."
Er sagt wir, aber eS ist deutlich, er möchte: ich sagen.
„Das interessiert mich nämlich."
Tann sehen beide lange ans dem Fenster.
Denn es ist so wahnsinnig schwer, über solche Sachen zu reden. Und Hermann erinnert sich an ein Lied, das hat er einmal gehört und das hat er einmal gesungen, — aber jetzt plötzlich fällts ihm wieder ein. und jetzt versteht ers ganz anders, viel tiefer, viel besser, jetzt ists Plötzlich kein gewöhnliches Lied mehr, wie so tausend andere, jetzt ists eiil Bekenntnis, ein schönes, lockendes Lied und während der Zug auf dem Bahnhof ein- läuft, singt Hermann das Lied aus vollem Hals, und Schulz hört aufmerksam zu:
„Märkische Heide, märkischer Solid,
Sind des Märkers Freude, sind fein Heimatland.
Steige hoch, du roter Adler,
Hoch über Sumpf und Sand
Hoch über dunkle Kiefernwälder,
Heil dir, mein Brandenburger Land,
Hoch über dunkle Kiefernwälder,
Heil dir, mein Brandenburger Land."
*
Als sie den Bahnhof in Pasewalk verlassen, bleibt Schulz Plötzlich stehen.
„Hermann", sagt er, „verdammt, hier is dicke Luft!"
„Wieso?" fragt Hermann verwundert, denn weit und breit ist von dicker Luft nichts zu sehen und nichts zu hören.
„Weeß nich", sagt Schulz, „een alter Krieger riecht so wat. Et riecht nach Senge. Diel- teicht haben wir Schwein, dat wir m Zivil sind."
. Fortsetzung folgr.