Nr. 17
Montag, 22. Januar 1934
1V8. Jahrgang
20. Januar 1>Ui
»»»»
Preis!
» g o I ü.
bend 8.15 Uhr 129
»Ä VvlÄt
pielhaus:
er GeseUscli alter
Bezugspreise: In der Stadt bezw. durch Agenten monatl. X,M, 1.30, durch die Post monailich RDlt. 1.4» einschl. 1 8 psa.Beiörderungo-Gedudr zu - üaü rd 30 pfa.^ustellged ü dr <z,nzeNu:uuncr 1» pfg. Bei höherer Gewalt besteht kein Anspruch aus Lieferung der Z itima oder aus Rülftal,. luna des Bezugspreises. —
MattonalsozialifMOe Laseszeiiuns
Alleiniges Amtsblatt für sämtliche Behörden in Stadt und Oberamtsbezirk Nagold
Beilagen: Pflug und Scholle Oer deutsche Arbeiter Die deutsche Krau Brunnenstube - Dae! deutsche Mädel
! Telegramm-Adresse: „Gesellschafter" Nagold / Gegr. 1821
Postscheckkonto: Amt (Stuttgart Nc. 1N0.K6 /Girokonto bei der Oberamtsfparlaffe Nagold Nr. 8*2 / Bei gerichtlicher Gleitreibung, Konkunen ulw. gelten nur die Arultopreise
*
milder vom Lage O«e deutsche Vioae Gchwabenland-Heimatland Sport vom Sonntag - Hitlerjugend
Fernsprecher SA. 429 / Marktstrape 14 / Schließfach S5
Anzeigenpreise: Dle lspalt. Aiillimeter-Zeile oder bereu Raum b pfg..Familien-, Nee- eins-Anz. u. Gtsllenges. 5 pfg. Rekl. 18 pfg., Sammel-Anz. 50<>/» Aufschlag. - Für das <Zr- scheinen von Änz. in bestimmt. Ausgaben und an besonderen Plätzen, wie für telef,Auftrag» und Chiffre - Anzeigen wM 'eine Gewahr übernommen.
iämon des Zaren
runden ^ 1.2.',
fer, Nagold
h mit Spätzle.
r - Nagold.
MB
lamt Nagold
BeWlz.
iDerkaiis
, den 24. Januar ;s 1.30 Uhr im >ld aus Staats- ilzle u. Hörnle. gen: Baustan- 13 und III. 21. delholz Anbr. 68 l: Geb. Nadel- 690 Stück und 3 Im Bennen- n vom Beighoh r die Nr. 1—16
Büchlein
>5^ vorrätig bei luchhdlg. Nagold
rienste Nagold.
Jan. (3. S. n. .48 Uhr Predigt ßend Kindergot- >r in der Klein- ristenlehre lfm 7 Uhr im Ver- ungsstde. Frei- hr im Vereinsh. >sandacht. Jsels- !.4S Uhr Predigt chluß Kindergot- tag abend 7.13
Gottesdienste e Freikirche) Jan. Vorm. 9.43 lfliiger). 11 Uhr Abends 7.30 Uhr :r). Mittwoch ibelstunde (Pfl.) lienstag 8 Uhr flüger). Ebhau- 2 Uhr Predigt, ilhr Vibelstunde erbach. Sonntag lPfl.). Frei- Uhr Vibelstunde
ittesdienste
Jan. 6—7 Uhr t. 7.30 Uhr Goltz r d o r f. 9 Uhr Messe in Na- kommunion der 2 Uhr An- g 7.30 Uhr Eot- tensteig. 7.38 rrsammlung des indes.
Ser 6«vW-Ves«lh - eille Mio» skr MW
Hilferuf an die Arbeiterschaft — Führer des steirischen Heimatschutzes
verhaftet
sic. Wien, 21. Jan. Die Hoffnungen, die von der österreichischen Regierung an den Besuch des italienischen Unterstaatssekretärs des Auswärtigen. Fulvio Suvich, geknüpft worden sind, haben sich allem Anscheine nach — vor allem in politischer Beziehung — nicht so erfüllt, wie die Wiener Machthaber geglaubt haben.
Liehen schon die außerordentlich wortkargen amtlichen Mitteilungen vermuten, daß die Besprechungen mit Suvich nicht den gewünschten Verlauf nahmen, so zeigt ein Vorfall, der in der Geschichte der Diplomatenbesuche wohl einzig dastehend ist, mit aller Deutlichkeit, daß Suvich der österreichischen Regierung eine Lektion erteilt hat, die diese nicht erwartet hatte.
Samstag nachmittag fand ein Presse- empsang beim italienischen Unterstaatssekretär statt, zu dem auch die Auslands- Presse eingeladcn wurde. Ueber Veranlassung der österreichischen Regierung wurden aber nur die H a u P t s ch r i s t l e i- ter der Wiener Zeitungen zugelassen, eine Maßnahme, die den schärfsten Einspruch der au slgä irdisch en P r e s s e b e r i ch t e r st a t t e r hervorries. Ueber diesen Presseempfang wurde dann amtlich ein Bericht ausgegeben, der trotz der zweifellos durch die österreichische Regierung erfolgten Zensur doch verrät, welche Einstellung Suvich zu den Ereignissen in Oesterreich gewonnen hat. Es heißt darin u. a.:
„Damit Oesterreich erfolgreich und in aller Interesse seine Mission ausüben könne, sei es vor allem notwendig, daß dem Lande die normalen Verhältnisse eines unabhängigen und ruhigen Lebens gesichert werden. Österreich ...biete die sichere Gewißheit, daß die Lage bald wieder hergcstellt werde, sofern die allgemeinen, u. zw. nicht nur die wirtschaftlichen sondern auch die politischen U m st ä n d e' s i ch besser n."
Unter „normalen Verhältnissen" kann auch Suvich nichts anderes verstehen, als das Ende der absoluten und unkontrollierten Herrschaft von Männern, die höchstens 20 v. H. der Gesamtbevölkerüng hinter sich haben.
AnWöerungsversuKe von Schwarz und Rot
Diese Auffassung Suvichs wirkt sich auch auf die Presse bereits aus. In der Regierungspresse sucht man Bundesgenossen für Dollfuß, um dem Anslande eine breitere Basis der Regierung vorstellen zu können. Mit Rücksicht auf die antimarxistische Vergangenheit sowohl der christlichsozialen Partei als auch der Heim- Wehren ist man natürlich nicht in der Lage, den Sozialdemokraten ein offenes Koalitionsangebot zu machen. Man wendet sich daher unter Berufung auf die Stellen der letzten Dollfuß-Rede, die sich gegen den Klassenkampf richteten, an die „Arbeiterschaft" selbst. Die Sozialdemokraten hingegen, die schon lange koalitionsschwanger sind, nachdem sie auf jeden Kampf gegen die sozialreaktionären Maßnahmen der Regierung Dollfuß verzichtet hatten, bieten sich in ihrer Presse ganz offen an. Sie kündigen gleichzeitig an, daß noch in dieser Woche der Parteivorstand die Bereitschaft z u r p o s i t i v e n Mitarbeit am gegenwärtigen Kurs, der sich gegen die verhaßten Nationalsozialisten richtet, und damit zur Zusammenarbeit mit der antimarxistisch sich gebärdenden Heimwchr beschließen werde.
Deutlichere Anzeichen des Zusammenbruches des Kurses, der am 7. März v. I. mit so großem Stimmaufwand begonnen wurde, braucht man sich nicht zu wünschen,
Errichtung
eines dritten Konzentrationslagers
Tie ehemalige Lederfabrik in Wels iLwerösterreich) wird als drittes K o n- ^kntrativiislaaer einaerichtet. In
den letzten Tagen wurden in Oberösterreich zahlreiche Nationalsozialisten verhaftet, so der Ortsgruppenleiter in Mauerskirchen, 15 Personen aus Krems Münster, vier aus Wels, und mehrere aus Kirchdorf. Fast überall kam es zu großen Kundgebungen der Bevölkerung, gegen die das Schutzkorps mit großer Brutalität vorging.
In St. Marein im Mürztal wurde der Führer des Steirischen Heimatschutzes, Franz K a m in e r h o s e r, verhaftet und nach Wölkersdorf gebracht. Es kam auch dabei zu großen Kundgebungen der Bevölkerung gegen die Gendarmerie, die mit gefälltem Bajonett v v r g i n g. Z a h l- r e i ch e P ersone n w u rden verletz t.
Wien, 20. Jan. In Krieglach (Steiermark) kam es bei der Ueberführnng eines Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Wölkersdorf zu einer großen nationalsozialistischen Kundgebung. 400 Personen besetzten die Bahnhofstraße und suchten die Zugänge zum Bahnhof zu sperren. Einige Personen legten sich ans die Schienen, um den Abgang des Zuges zu verhindern. Die Gendarmerie, die der Menge nicht gewachsen war, sah sich daher zur Freilassung des Verhafteten gezwungen. Nachdem jedoch Verstärkung eingetroffen war, ging die Gendarmerie mit Bajonetten vor, wobei 2 Personen schwer verletzt wurden, eine durch fünf Stiche in die Bauchgegend, eine andere durch einen Stich in die Kniegegend. Trotz des neuerlichen Eingreifens der Gendarmerie konnte der Abtransport verhindert werden. Ter Häftling wurde im Triumph ans die Straße zurückgebracht.
Keine wische» MleWze» »lehr
Die deutsche Antwort in Paris eingetroffen Fortsetzung der Besprechungen
Berlin, 20. Jan. Amtlich wird mitgeteilt. Freitag nachmittag empfing der Reichsminister des Auswärtigen den französischen Bot- ick-ikter F r,a n c o i s - P o n c e t und übergab ihm die deutsche Antwort auf das von dein französischen Botschafter am 1. Januar überreichte Aide Msmoire in der Ab- cüstnngssrage. Der Reichsminister erläuterte dcm Botschafter den Inhalt des Schriftstückes.
Ebenso empfing Freiherr vonNeurath den englischen Botschafter Sir Eric Phipps und übergab ihm die Antwort auf das Memorandum, das dieser im Aufträge der kgl. englischen Regierung dem Herrn Reichskanzler am 20. Dezember vorigen Jahres überreicht hatte.
Wie wir hören, handelt es sich bei der dem französischen Botschafter übergebenen Antwort uni ein umfangreiches Schriftstück, Vas 14 Schreibmaschinenseiten hat. Es ist sehr entgegenkommend gehalten und kommt daher der Forderung der von beiden Seiten gewünschten Verständigung entgegen. Seine Tendenz ist die Fortsetzung und die Vertiefung der begonnenen Aussprache.
Der Berliner Vertreter der frnn- j ö s r s ch e n Nachrichtenagentur .,H a v a s" erklärt un Zusammenhang mit der deutschen Antwort auf die französische Denkschrift, daß die deutsche Antwort in dem gleichen verträglichen Tone gehalten sei. wie die französische Denkschrift. Sie sei sehr gewissenhaft ansgearbeitet und enthalte sehr ausführliche Einzelheiten über die Haltung der Neichsregierung gegenüber den französischen Vorschlägen. Die deutsche Antwort halte sich im großen und ganzen im Rahmen der bisherigen deutsch-französischen Besprechungen. Man habe deutscherseits außerdem Wert auf den Hinweis aeleat.
daß die Fortsetzung dieser B'e- sprech ringen im beiderseitigen Interesse nützlich sei.
! Ein Punkt der französischen Denkschrift habe jedoch deutscherseits grundsätzliche Einwände hervvrgerufen. Wenn auch in dieser Denkschrift das Wort „Probezeit" nicht mehr vorhanden sei, so wisse man doch, daß Frankreich daran sesthalte. Deutscherseits erklärt man dazu, daß alles, was einer solchen Probezeit ähnele, eine Diskrimierune Deutschlands darstelle und eine Verletzung seiner Ehre sei. Man sei deutscherseits der Ansicht, daß die Abrüstung nicht iv zwei Abschnitten durchgesührt werden könne.
Ein anderer deutscher Einwand betresst die Effektivstärke des künftigen deutschen Heeres. Man betone, daß 200 000 Mann nicht genügten, die Sicherheit Deutschlands zu verbürgen. Unter diesen Umständen je: das augenblickliche Berufsheer mit seinen geringen Essektivbestand noch mehr wert Das neue deutsche Heer müßte außerdem über alle Waffen verfügen, die als Verteidigungswaffen anerkannt worden seien. Es scheine, als ob der Reichskanzler der Kontrolle über die sogenannten militärähnlichen Organisationen zugestimmt habe, vorausgesetzt. daß sich diese Kontrolle ebenfalls au- alle ähnliche Organisationen in den anderen Ländern erstrecke. Was schließlich die Frag« der Luftstreitkräfte anlange, so halte man deutscherseits die Herabsetzung der französischen Luftstreitkräfte um 50 Prozent für ungenügend, bzw. bedeutungslos, wenn Deutschland über keinerlei Luftflotte verfügen dürfe. Außerdem wünsche man deutscherseits Aufklärung darüber, was aus den anderen 50 Prozent Flugzeugen würde, die man abschaffen wolle.
MM »er SMWl«UW Mt festgesetzt
Abschluß der BölLerbundsratstagung mit einem Kompromiß
rill. Gens, 21. Jan. Samstag nachmittag zat der Völkerbundsrat seine 78. Tagung öendet, nachdem bereits Freitag der britische Außenminister, verärgert über die Haltung Paul-Boncours in der Saar- -rage, abgereist war. Paul-Boncour zatte versucht, unter allen Umständen den -ogenannten „nationalsozialistischen Terror" im Saargebiet in die öffentliche Debatte zu werfen; Italien und Großbritannien hatte« sich dem aber erfolgreich widcrsetzt.
Samstag nachmittag war nach langwie- eigen Verhandlungen endlich das Kompromiß in der Saar-frage zustandegekommen. Der vom Völkerbundsrat angenommene Bericht stellt die Verpflichtung des Völkerbundes fest, die freie, geheime und ehrliche Abstimmung im Saargebiet zu
Dreier-
Ausschuß der aus Barvu Aloisi (Italien). Cantilo (Argentinien) und Mada- riaga (Spanien) besteht, ans, die Maßnahmen zu einer freien Abstimmung zu prüfen, ebenso Anregungen der Regiernngs- kommifsion zur Ausrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Saargebiet. Tie Festsetzung eines Abstimmungsdatums, sogar die Feststellung, daß die Abstimmung in der ersten Januarhälfte 1935 stattfinden müsse, wurde vermieden; der Bericht beschränkt sich auf einen Hinweis auf die Bestimmungen des Friedensvertrages.
Der französische Außenminister Paul- Boncour und der tschechoslowakische Außenminister Benesch mutzten den Rats- bericht natürlich von ihrem Standpunkt aus erläutern; in ihren Erklärungen spie- aelte ftcki die landesverräterische Tätigkeit
Sas Reueiie in Kürze
Die Stuttgarter und Baseler Bankräuber sind nunmehr mit Sicherheit ermittelt worden.
Ter des Betrugs angetlagte Professor Hauser wurde freigesprochen und in eine Heilanstalt überführt.
Die zwei Opfer des Lawinenunglücks im Allgäu sind jetzt geborgen worden.
Bei den großen Schimeisterschaften in Wangen wurde Max Fischer Schwäbischer Meister. Siegerin im Damenlauf wurde Gnndel Kiefner.
In Frankreich ist schon Wieder ein Verkehrsflugzeug abgestürzt. Zwei Tote sind zu beklagen.
§er Saa'rwarristen wieder. Eden, der Vertreter Großbritanniens, nnpm von diesen Erklärungen sichtlichen Abstand.
Tie Ratstagung wurde dann, nachdem noch eine Beschwerde des Deutschen Volksbundes in Obcrschlesieu wegen des Verbotes deutscher Zeitungen ab gewiesen worden war, vertagt.
Laib Famnblmm L L«., kommunistisches Zentralbüre
Aussehenerregender Fang der Danziger Polizei. — Flugblätter in allen Sprachen
Danzig, 20. Jan. Der Danziger Polizei ist es in den letzten Tagen gelungen, eine kommunistische Zentrale auszuheben, die als eine der größten Europas anzusehen ist. Dieses kommunistische Zentralbüro hatte seinen Sitz in dem Ostseebad Zositz o t. Die Leiter waren zwei ostjüdische Studenten, der 22jährige Lajb Fajgen- baum und Iesim Laskow, beides polnische Staatsangehörige.
Tie Leichtigkeit der Grenzüberschreitung im Danziger Freistaat macht den Schmug- gelvon Hetzschriften nach Danzig ganz besonders leicht, und so bedurfte es monatelanger, sorgfältiger Beobachtungen, bis die Danziger Polizei zugreifen konnte.
Es wurde kommunistisches Hetzmaterial in ungeheurem Maße anfgefunden, und zwar in allen Sprachen: In Russisch, Polnisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Schwedisch, sogar in E s P a r a n t o. Es handelt sich nicht nur um kommunistische Kampf- und Zersetzungs- schrifteu, sondern hauptsächlich auch um Hunderte von Anweisungen in Verschiedenen Sprachen, wie der kommunistische Kamps in die westlichen Kulturländer vorwärts zu tragen sei. Besonders reichlich sind auch die beschlagnahmten Schriften gegen den italienischen Faschismus in italienischer und französischer Sprache. Zahlreiches Adressenmaterial über kommunistische Stellen im Auslände und insbesondere eine Liste aller kommunistischen Agenten in Polen wurden aufgefunden. Die Danziger Polizei hat der polnischen Regierung eine Zusammenarbeit in der Weise an- geboten, daß für Polen eine Auswertung des beschlagnahmten Materials erfolgen kann.
Die beiden verhafteten Studenten, die von ausländischer kommunistischer Seite erhebliche Gelder bezogen haben, waren Mitglieder des Jüdischen Arbeiterklubs in Danzig, einer inzwischen aufgeflogenen ostjüdischen Organisation, die rein kommunistischen Charakter trägt. Fajgenbaum und Laskow sind in das Danziger Untersuchungsgefängnis eingeliefert worden, wo sie ihrer Aburteilung und später ihrer Ausweisung aus dem Danziger Freistaat entgegensetzen.
Auflösung
der italienischen Kammer
Rom, 20. Jan. Im Amtsblatt wird ein kgl. Dekret über die Auflösung der Abgeordnetenkammer veröffentlicht. Die Gewerkschaften und die übrigen als bedeutsam anerkann-