Der Gesellschafter
Mittwoch, den 1H. Zannar M?
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rkt vom 8. Januar. . Preis für Milch- ) Paar, 1 Muth°x. M.
me voni 8. Januar. 6.80—6.90 RM. e vom 8. Januar. 6.80, Roggen 8.20.
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n Montag begann Wetter der histvrt- kt, der sich wieder )s erfreute, orgen rückteri a>6 ? Pferde mit ihren astställe der Stadl DieZufuhr betrnc ihlen, während an Stück zuni Berka»! irde schon in der indelt, dagegen ich am Nachmittac da und dort sorl- des ersten Kalke- Stuten- uni e r u n g.
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eit in Nordwcstcn e Luftströmungen estland verfrachtet iber dem Festland daß für Donners- > trübes, aber vor- zu erwarten ist.
iattlermeister. 60 I.. us Nagold.
umsatzt 6 Seiten, rember 1833 ^ 2580
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Dichter und r Völkischen ausführliche über 200 Ab- r von
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Wie ist es mit den Erdstrahten?
Ltnttgarter Ingenieur erfindet ein Mehgeriit
Wünschelrute und schon im Mittelalter.
Stuttgart, 8. Jan.
Rutengänger gab es Beide haben in den letzten Jahren eine Art Auferstehung gefeiert. WaS geheimnisvoll ist, hat noch immer das Interesse der Menschen wachgerufen, so auch die Wünschelrute und im Zusammenhang mit ihr die Erdstrahlen. Erinnert sei nur an Sie sprichwörtlich gewordene „Todeskurve" bei Hamburg, deren Gefahr von dem verlöre- nen Oel eines Traktors herrührte, allerdings nn willkommenes Objekt für die geschäftstüchtigen „Entstrahler". Eine neue Jndustru, tue sich mit der Herstellung von Funkketten. Schwingungsgürteln und sonstigen Entstrahl- apparaten abgab, war im Blühen, bts die Wissenschaft eingriff und die Entstrahler rhrer Romantik beraubte.
Bei all diesen Versuchen drängt sich aber trotzdem die Frage auf: G i b t e s e i g e n t - lich Erd strahlen? Das phhsikalrsche Gebiet, in dem man sich bei der Frage nach Erdstrahlen bewegt, ist so jung, daß eine endgültige Antwort nicht gegeben werden kann. Wenn man aber den Erfahrungen ernsthafter Rutengänger Glauben schenken darf, so müssen doch vom Erdinnern Strahlen nach außen dringen. Das Ziel der Wissenschaftler war nun, ein Meßgerät für diese vielnmstnt- tenen Strahlen zu konstruieren, und es scheint, daß das
Stehle-Futterknechtsche Meßgerät
das erste, wirklich ernst zu nehmende seiner Art ist. Das Gerät, das einige Proben be- breits bestanden hat, ist sehr kompliziert gebaut. Die Erfinder, der Stuttgarter Ingenieur Fsitterknecht und Herr M. Stehle, sind mm mit ihrer Erfindung an die Oeffentlich» keil getreten, nachdem die stattgefundenen Untersuchungen anscheinend zufriedenstellend waren. Selbst bei geringer Wassermenge in großer Tiefe war ein Ansschlag des Instruments deutlich sichtbar. Verschiedene Wissenschaftler, so der Geologe Prof. Dr. Georg Wagner, der im Kampf gegen die unzugänglichen Rutengänger mit an erster Stelle steht, beschäftigen sich mit dem Meßgerät. Mehrere Versuche des Gelehrten fanden seinen ungeteilten Beifall. So war es ohne weiteres möglich, ben Verlaus von Erdspalten und Berwerftiiigen festzustellen. Bei der Auffindung von Wasser konnte sogar noch zwischen Grund- und Spalt- wasser unterschieden werden. Dabei ist das Instrument von jedermann zu bedienen, frei von menschlichen Einflüssen und keineswegs an örtliche Verhältnisse gebunden.
Pros. Dr. Wagner ist überzeugt, daß der Wissenschaft mit diesem Gerät neue Wege gewiesen werden und daß es berufen ist, ein wichtiges Hilfsmittel in der Hand des Geologen zu werden.
Nicht nur für die Geologie, sondern auch iür die medizinische Wissenschaft dnrite ein solches Meßinstrument von Bedeutung sein.
Die Frage, wie sich der Arzt dazu stellt, wurde von Pros. Tr. med. Kraft beantwortet. Pros. Kraft betont, daß es Aufgabe der biologischen Wissenschaft sei, die Kräfte, die auf den lebenden Organismus einwirken, iestznstellen. Ans diesem Grunde machte er ans verschiedenen Exkursionen Versuche, die znsriedenstellten.
Unter anderem konnten auch blitzgefährdete Stellen einwandfrei fest^elegt werden, was die wirtschaftliche Bedeutung des Apparates ohne
wcileres ec kennen laßt. Wiederholte Messungen an gleichen Sielten zeitigten immer dasselbe Ergebnis. Eine Geländefahrt bestätigte alle Aufgaben auss beste, so daß anderGe- n a u i g l e i l d e s A p p a r a t e S n i ch t z n zweifeln i st. Eine erschöpfende Angabe über die Möglichkeiten des neuen Geräts ist noch nicht möglich, da die Forschungen immerhin noch nicht als abgeschlossen gelten können. Glaubt man aber den Worten der angeführten Männer, so erschließt sich ein Gebiet, dessen Auswirkungen auf die deutsche Volkswirtschaft ungemein befr n ch - tend sind. Nicht nur Wasser, sondern Petroleum, Salz, Erze usw. können vielleicht ansgesundeu und se nach Rentabilität abgebaut werden.
Hoffen wir mit den Erfindern, daß sich dieses Meßgerät würdig an die großen Erfolge deutscher Wissenschaft anreiht
Warnung vor Schwindlern
Stuttgart, 8. Jan. Im Zusammenhang mit der erneut aufgetauchten Frage der Erdstrahlen gibt der Reichsausschuß für Krebsbekämpfung eine Warnung an seine Mitglieder vor schwindelhaften Apparaten aus, die geeignet sind, die wissenschaftlichen Feststellungen zu diskreditieren, und bittet unter Berufung aus die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze der Volksgesundheit vom 22. April 1933 um weitgehendste Verbreitung. Diese Warnung veröffentlichen wir unbeschadet der vorstehenden Abhandlung, da sich diese Warnung lediglich gegen die schwindelhafte Ausbeutung einer an sich wissenschaftlich ernst zu nehmenden Frage wendet.
Die Veröffentlichung hat folgenden Wortlaut:
„Die Frage, ob das Vorkommen gewisser Stoffe (Wasser. Metalle. Salze uiw.) in na
türlichem Boden von bestimmten, besonders empfindlichen Personen mit Hilfe der sog. Wünschelrute festgestellt werden kann, ist wissenschaftlich noch immer nicht geklärt. Daß die Wünschelrute aber eine bestimmte Art von Strahlen, sog. ,.E r d - strahlen" durch Ausschlagen anzeigt, ist eine leere Vermutung einiger Personen. Wissenschaftlich sind derartige Slrahlen bist,erlischt festgestellt worden. Jede ernsthafte Nachprüfung hat vielmehr ergeben, daß die Behauptung der Wünschelrutengänger über das Vorhandensein solcher Strahlen und über die Wirkung von Apparaten, die zu ihrer Abschirmung angeboten werden, in sich voller Widersprüche und unvereinbar mit der auf der Wissenschaft ansgebanlen Erfahrung sind.
Gänzlich unbewiesen ist aber die Behauptung, daß diese vermeintlichen Strahlen eine unmittelbar krankmachende Wirkung auf den von ihnen betroffenen Menschen ausüben, insbesondere, daß sie die Krebskrankheit erzeugen. Die Verbreitung dieser Behauptung ist lediglich geeignet, eine ganz unnötige Unruhe und Angst in die Bevölkerung hincinzutragen.
Es kann daher nicht stark genug verurteilt werden, wenn diese Furcht dann dazu ausgenutzt wird, Personen zum Ankauf von bestimmten Apparaten und Vorrichtungen zu veranlassen, mit der Versicherung, daß deren Einbau im Boden unterhalb der Wohnung der betreffenden Personen diese „Erdstrahlen" am Eindringen in die Wohnungen verhindert. Nicht allein, daß solche „E n t- strahlnngsapparate" zwecklos sind, ihr wirklicher Wert steht auch gewöhnlich in keinem Verhältnis zu dem für sie geforderten Preise. Tie Vertreiber solcher Apparate sind — abgesehen von einigen Gutgläubigen — in der Mehrzahl solche Personen, die Un- erfahrenheit. Leichtgläubigkeit und -Furcht ihrer Mitmenschen in verwerflicher und gewinnsüchtiger Weise ausbeu- ten. Vor dem Ankauf dieser nutzlosen „Ent-
1003ahre Bruderhaus Reutlingen
Vom Liebeswerk Gustav Werners
Obwohl die Gustav-Werner-Stiftung zum Bruderhaus in Reutlingen erst ihren SO, Jahresbericht vorlegt, geht doch das Liebeswerk Vater Werners wie das von Kaiserswerth und dem Rauhen Haus in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück und feiert 1934 sein lOOjähriges Best e h e n.
Schon 1834 hat Vater Werner seine Arbeit begonnen. Er hat Hunderten und Tausenden, die ohne seine Hilfe verkommen oder anderen zur Last gefallen wären, Arbeit u n d H e i m a t g e s ch a s f e n und auch der schwächsten Kraft noch Gelegenheit zur Betätigung gegeben. Als Freund der Jugend wollte er junge Leute heranziehen, gesund an Leib und Seele, und wie er selbst, begeistert fürs Vaterland und alles Edle und Große, fromm und tüchtig im Berns.
Ilnd sein Werk hatte trotz mancherlei Nöte Bestand. Heute noch wird im Bruderhaus Hunderten von halben Kräften Gelegenheit gegeben, in der Reutlinger Mutterallstalt sich in Hausarbeiten und im Kartonnage- geschäft nützlich zu machen und in den landwirtschaftlichen Zweiganstalteri dem Boden Frucht mit abzugewinnen. Heute noch wächst in gesunden Verhältnissen eine Jugend heran, die fürs Leben tüchtig gemacht wird, die männlickie iür allerlei Berufe in Werk-
stätten, in der Gärtnerei und auf landwirtschaftlichen Höfen, die weibliche in Nähstube, Küche und Garten. Säuglings- und Kinderheim für den Hausfrauenberuf.
Ueber den Umfang der Arbeit geben folgende Angaben Aufschluß: Am 30. April 1933 befanden sich im Bruderhaus mit seinen Zweiganstalten 968 Personen. Diese 968 AnstaltSbewvhner teilten sich in 19 Hausgenossen, in 274 männliche und 243 weibliche Pfleglinge (halbe Kräfte), in 62 männliche und 64 weibliche Lehrlinge und landwirtschaftliche Zöglinge, in 155 Schüler und Schülerinnen und Kinder unter 7 Jahren und in 171 männliche und weibliche Angestellte im Lohnverhältnis.
In die Industrie wollte Vater Werner den Geist der Liebe und der Gerechtigkeit hineintragen. Die drei Fabriken, die er begründete Und von denen eine stillgelegt ist, sollten die Mittel schassen für seine Wohl- lätigkeitsanstalten und haben es auch tun können, bis die große Wirtschaftskrise kam. Unter ihr hat die Stiftung schwer zu kämpfen. Sie braucht dringend Freundeshilse, wenn das Werk des ivürtt. Bodelschwingh erhalten bleiben soll. (Gaben wollen eingezahlt werden an Postscheckkonto 8052 Stuttgart oder Girokonto 54 Oberamtssparkasse Reutlingen.)
slrahlungsäpparate" muß daher eindringlichst gewarnt werden, zumal die Gefahr besteht, daß das Versprechen der Verkäufer, ihr Einbau schütze z. B. gegen Krebskrankheit, eine falsche Sicherheit erzeugt und gegebenenfalls manchen daran hindert, beim Verdacht auf wirkliche Krebserkrankung rechtzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. die allein häufig ermöglicht, das Uebel im Keim zu ersticken.
In gleicher Weise bedeutet es eine verwerfliche Irreführung der öffentlichen Meinung, wenn zu geschäftlichen Zwecken der Bevölkerung empfohlen wird, zum Schutz gegen „Höhenstrahlen" und dgl. sog. Funkschmuckkettenzu tragen. Diese und ähnliche Gegenstände („Funkschmuck". „Hochfrequenzschmuck", „Lebenskraftstrahler", „Heilfunkketten" und ähnliche Gegenstände) sollen angeblich ebenfalls gegen Krankheiten verschiedenster Art schützen und darüber hinaus auch die verschiedenartigsten Krankheiten, gegen die ihnen von den Herstellern günstige oder heilende Wirkungen zugeschrieben werden, wirksam beeinflussen. Solchem unlauterem Gebühren sollte Vorschub nicht geleistet werden.
Die Bevölkerung muß, wenn sie, anstatt sich rechtzeitig von sachkundiger Seite beraten und behandeln zu lassen, zu wirkungslosen Verfahren greift, damit rechnen, zum mindesten kostbare Zeit zur zweckentsprechenden Behandlung zu verlieren."
LtttirimiUsint-VtSiiiiil?
Die Berufsberatung für Abiturienten
Durch die Begrenzung der zum Hochschulstudium zugelasseiien Abiturienten aus 15 000 wird die Frage akut, was mit den restlichen 20 000 Abiturienten geschehen soll. Dem Reichsminister des Innern hat die Reichs- anstatt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung einen Organisationsplan vorgelegt, der die Zustimmung des Ministers gesunden hat. Es handelt sich um die allgemeine Aufklärung und Einzelberatung für die Abiturienten, die mit der Unterbringung der nicht zum Hochschulstudium zugelassenen Abiturienten in eine geeignete Lehr- und Aus- bildungsstelle abgeschlossen werden soll. Bei der Ueberführung der rund 20 000 Abiturienten in das praktische Wirtschaftsleben werden die Berufsberatung und die Berufsorganisationen weitestgehend einae'chaltet.
Die Landeszentralstelle für Berufsberatung und Lehrstellenvermittlung der Abiturienten und Abiturientinnen, denen die Berechtigung zum Hochschulstudium infolge der Begren- jung der Studentenzahl nicht zugesprochen werden konnte, ist das für Stuttgart zuständige Landesarbeitsamt. Zum Stützpunkt Stuttgart für die Berufsberatung und Lehrstellenvermittlung wird nach unseren Informationen das Arbeitsamt der Stadt Stuttgart bestimmt werden. Aufgabe der zum Stützpunkt bestimmten Be- ratungsstelle des Arbeitsamtes unserer Stadt ist die Einzelberatung und Lehrst e l l e n v e r m i t t l u n g. Für die Bernfs- beratnng und Lehrstettenvermittlung wird ein fachlich und sachlich vorgebildeter Berater und eine Beraterin vorgesehen. Es ist bei den Stützpunkten ebenfalls die Möglichkeit einer Eignungsprüfung für Abiturienten geboten. Der Stützpunkt für die Berufsberatung unserer Stadt wird über die Zahl der abgehenden Abiturienten ans dem laufenden gehal- ten. Hierdurch ist eine gewisse Gewähr dafür geboten, daß eine individuelle Behandlung der einzelnen ermöglicht wird. Die abgehen- den Schüler sollen ihrer Ausbildung. Neigung und Befähiauna nach entsprechend beraten
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Eiy Tatsachenbericht von den Kümpfen der NSDAP, um die ReichShauptstadt 1«! Von Wilfrid Bade
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Es war Schulz nicht vergönnt, seinen Freund zu finden. Als sie gegen Mvrgen in den Keller zurückkommen, sitzt Edgar dort, den sie Ede nennen. Er ist blaß und weiß im ersten Augenblick nicht, was er sagen soll. Dann rückt er mit der Sprache heraus.
Sie haben Karl gesunden.
In Neukölln, hinter einem Bretterzaun liegt er. Stuwe ist bei ihm geblieben, bis Schulz kommt.
Und dann steht Schulz hinter dem Bretterzaun. Karl liegt auf dem Rücken, seine Arme sind weit geöffnet und in den erstarrten Händen hat er noch den roten Fetzen eines kommunistischen Plakates.
Schulz kniet wortlos nieder und sucht die Wunde. Sanft dreht er den Körper um, als ob er fürchtete, ihm weh zu tun. Und auf dem Rücken findet er die Wunde. Ein breiter, tiefer Messerstich hat den ganzen Rücken zerfetzt. Auf der Erde ist eine große Blutlache zu sehen.
„Von hinten umjebracht!" murmelt Schulz fassungslos. „Von hinten umjebracht!"
Er merkt nicht, daß ihm die Tränen über die mageren Backen rinnen. Dann springt er auf. sieht die schweigenden Kameraden abwesend an und stürzt davon. Hermann und Ede hinter ihm her.
Schulz kommt wieder mit einem Schupo. Ter Schupo telephoniert nach dem Alex und dann kommen von dort einige Herren. Schulz verlangt, daß man die Sektion Hermannplatz der KPD. durchsucht.
Die Herren geben ihm eine kühle Antwort und betonen, daß das ihre Sache sei und nicht die seine. Es bestünde vorläufig keine Veranlassung zu einer solchen Durchsuchung.
Da stürzt sich der SA.-Mann Schulz angesichts seines toten Freundes dem nächsten besten Kriminalbeamten an den Hals und beginnt ihn zu würgen.
Er wird angesichts seines toten Freundes sofort verhaftet und abgeführt.
Am Abend trifft er wieder im Keller ein.
Keiner wagt mit ihm zu sprechen.
Er beginnt ein Brett zu hobeln, einen Nieter lang, 40 Zentimeter breit. Das nagelt er an die Tür des Kellers und brennt ein Kreuz hinein ganz oben in die linke Ecke, und dann schreibt er den Namen Karl Schindler auf das Brett, dazu den Tag und die Stunde, an dem sie ihn gefunden haben.
„Da kommen noch ne ganze Masse Kreuze dazu", sagt er und seine Stimme ist eiskalt. „Krieg is nich billig. Da gibt's Späne."
Dann hängt er einen kleinen Eichenkranz um das Kreuz.
*
Dann kommt der erste Mai.
Einer hat die Nachricht aus dem Gau mitgebracht und es knistert schon seit Wochen vor Freude und Erwartung in der SA.
Am ersten Mai will Adolf Hitler zum ersten Male in der Reichshauptstadt spreche».
Und es ist der richtige Tag für einen solchen Mann, in Berlin zu sprechen, dcr genaii. richtige Tag.
Der große Tag der SPD., der große Tag der Internationale, der große Tag der marxistischen Heerscharen lind ihrer Kapitäne.
Im SA.-Heim unterhalten sie sich darüber, was der erste Mai für eine Bedeutung hat, was er nach der Revolution für eine Bedeutung hatte, haben sie ja alle erlebt und ,
werden es wieder erleben. Aber was dieser ^.ag ui der deutschen Vergangenheit für ^ eine Bedeutung hat, das erfahren die ^ meisten von ihnen jetzt erst, i Der große Tag der Frühlingsfreude war ! er der Wiedergeburt, der große Tag des Wiederaufbaues, des Anlaufs zum Lebenskämpfe, das älteste Sonnen- und Lichtfest der Menschen germanischer Rasse.
! An diesem ersten Mai wird also Adolf Hitler m Berlin sprechen.
! Im Elon. einem großen Saale des Zentrums der Stadt, steigt die Versammlung.
? An, Morgen dieses Tages trifft Schulz ans der Straße einen flüchtigen Bekannten, mit dem er sich ganz gut verstanden hätte, wenn dieser nicht der SPD. angehört hätte, lind deshalb verstehen sie sich eben nicht besonders gut.
„Ihr könnt euch uffn Kopp stellen", sagt der «ozi, „die Straßen gehören dem Proletariat und wir werden die Straßen nich aus den Händen lassen, nich ne einzige Minute, gibts jar nich. Und voch der erste Mai jehört uns, den Proleten, und ooch den ersten Mai lassen wir nich ans die Finger. Det is een Tag fvr Arbeiter, aber nich for Arbeiter- inörder, verstehste? Und die Söldlinge des Kapitals, die Faschisten-"
„Tn bist ein armer Irrer . . .", unterbricht ihn Schulz, und als der Sozi auf- satzren will, legt ihm Schulz die Hand beruhigend ans den Arm.
„Mensch, rede doch nich so jeschivollen. Hör mal zu. Daß ich Nazi bin, das weißte doch, wie? Und daß seit etwa drei Monaten die Straße nich mehr den Sozi sondern den Nazis gehört, det müßte dir eigentlich usfje- fallen sein, nee? Oder doch!"
„Ihr seid alle Provokateure!" wirft chm der Sozi grämlich vor und Schul- nickt mch
ist über diesen Vorwurf nicht einmal ungehalten.
„Aber natürlich sind wir das", sagt er heiter, „selbstverständlich sind wir das. Bisher seid ihr es gewesen und jetzt sind wir es. Bisher habt ihr provoziert und jetzt Provozieren wir eben. Det is der Lauf der Welt, mein Lieber. Wir provozieren sogar sehr- heftig. Mann, darauf kannst du dir verlassen. Du gloobst wohl immer noch, daß wir so ne bürgerliche Partei sind mit Hurrarufen und Siegreich wolln wir Frankreich schlagen, was! Nee, wenn de das gloobst. biste falsch gewickelt. Glatte Fehlanzeige."
Der andere zuckt die Schultern.
„Den ersten Mai könnt ihr dem Prole- tariat niemals nehmen."
Schulz lächelt.
„Ick will dir wat sagen", sagt er, „natürlich werden wir dem Proletariat den ersten Mai nehmen, aber wir werden den ersten Mai dafür dem deutschen Volke geben, verstehste, was ich meine?"
„Nee."
Dann will ick dir verraten, daß es einmal kein Proletariat mehr geben wird, sondern nur noch ein deutsches Volk, das keine Klassen mehr kennt, sondern nur noch Kameraden und so, verstehste det wenigstens, du Dussel?"
Und damit läßt er den roten Volksgenossen stehen. Pfeift sich eins und geht weiter.
Nichts gehört euch, denkt er froh, gar nichts. Die Straße nicht und der deutsche Arbeiter nicht und der Staat nicht und die Wirtschaft nicht und auch nicht der erste Mai.
Es wird sich bald erweisen, denkt Schulz weiter, daß dies alles der SA. gehört und wenn es von der SA. weitergegeben wird, dann nur dem Führer und der Führer wird schon wissen, waS er damit beginnen wird.
, Fortsetzung folgt.